"Babynervenzusammenbruch"

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
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Troknuka
Beiträge: 13
Registriert: Di 4. Dez 2012, 14:36

"Babynervenzusammenbruch"

Beitrag von Troknuka »

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich habe mit schon vor ein paar Wochen hier registriert, aber erst heute den Zugang genutzt. Ich stecke momentan in den Überlegungen, was mit meiner Tochter "los" ist.
Sie ist diesen Monat 3,5 Jahre alt geworden. Im Grunde überrascht sie uns schon immer mit den Dingen, die sie kann - vom frühen Sprechen, über das Rechnen bis hin zum Argumentieren usw. Vieles von dem eben, was Ihr im Forum schreibt.
Jetzt kommt aber das große ABER: Im Kindergarten (kurz vor ihrem dritten Geburtstag wechselte sie von der Krippe in den Kiga) scheint es schwierig zu werden. Laut Erzieherin ist sie "fast schon überangepasst". Wenn größere Kinder sie schubsen oder schlagen, wehrt sie sich nicht, sondern argumentiert: "Du darfst mich nicht hauen, das ist nicht erlaubt und nicht richtig." Sie ist noch nie im Kiga ermahnt worden, sie hält sich einfach an alle Regeln. Zuhause dreht sie dann aber regelmäßig förmlich durch.
Das hat sie quasi schon immer, deshalb heißt das bei uns "Babynervenzusammenbruch". Ihr ist dann alles zu viel, sie weint, wirkt völlig verzweifelt, will einfach ihre Ruhe und ist zu nichts mehr bereit. Meist will sie dann auf die Couch und TV gucken. Dort fährt sie innerhalb von zehn bis 30 Minuten runter, macht den Fernseher dann aus und alles ist wieder gut.
Oft passieren solcher Aussetzer, wenn sie sich in mühevoller Kleinarbeit etwas Neues beigebracht hat (sie macht ein schwieriges Puzzle notfalls eine Stunde lang) oder sie etwas einfach nicht kann/darf, weil sie zu jung dafür ist (großes Problem im Kiga, weil da viele Dinge strikt nur für Vorschüler erlaubt sind und sie das dort zwar akzeptiert, zuhause daran aber verzweifelt)
Diese Situationen sind für sie und uns als Eltern belastend und sorgen für deutliche Irritationen bei Verwandten und Bekannten. Denn ohne diese "Zusammenbrüche" ist sie ein glückliches, freundliches, offenes Mädchen.
Eine Sozialpädagogin hat uns empfohlen, sie auf Hochbegabung testen zu lassen. Aber erstens ist sie dafür wohl zu jung und zweitens löst das ja nicht unser Problem ...
Haben Eure Kinder auch solche Aussetzer?

Viele Grüße und vielen Dank fürs Lesen
Sabine
Lilly21
Beiträge: 3
Registriert: Do 8. Mär 2012, 16:55

Re: "Babynervenzusammenbruch"

Beitrag von Lilly21 »

Hallo!

Für deine Tochter ist es schwierig dem Leistungsdruck unter den sie sich selbst stellt durchzuhalten.
Kinder mit HB wissen, dass sie viel können, auch manchmal mehr als die anderen. Deshalb setzen sie sich selbst unter Druck um "optimal" zu erscheinen.

Zu Hause bricht dann erstmal alles aus ihr heraus.

Passiert übrigens auch Kindern ohne HB - grins.
Viele Eltern kennen zu Haus ein anderes Kind als in der Kita erscheint.
Zu Haus :... ich esse keine Karotten!
in der Kita: ...mmmh lecker Karotten!

Ein Test ist in dem Alter schon möglich, aber ich persönlich würde es noch nicht machen. Frühestens vor der Schule um den Weg zu ebnen.

Aber du als Mutter mußt auf dein Bauchgefühl hören! Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste.

Alles Gute!
sogesehen
Dauergast
Beiträge: 128
Registriert: Fr 25. Nov 2011, 11:55

Re: "Babynervenzusammenbruch"

Beitrag von sogesehen »

Hallo und herzliches Willkommen!
Was Du schreibst, kenne ich gut. Beschreib mal etwas die Nervenzusammenbrüche, denn so wie Du es beschrieben hast, klingt das nicht nach einem großen Problem.
Nach den Sommerferien hatten wir auch das Problem, dass sich mein Großer im Kindergarten nicht gegen das hauen verteidigt hat. Es wurde immer mehr, dass er nebenbei gehauen wurde, allein beim abholen war ich dabei, wie er dreimal eine gewischt bekam und zwar von denen, mit denen er normalerweise spielt. Es war nicht aggressiv oder "böse gemeint" sie scheinen es sich angewöhnt zu haben, an ihm Stress abzubauen.
Wir haben immer wieder mit ihm geredet, dass er sagen soll "wenn Du mich nochmal haust, hau ich zurück!" Nach etwa einem Monat hat sich das Problem erledigt, er wurde nicht mehr gehauen.
Liebe Grüße und alles Gute,
sogesehen
Troknuka
Beiträge: 13
Registriert: Di 4. Dez 2012, 14:36

Re: "Babynervenzusammenbruch"

Beitrag von Troknuka »

Diese "Zusammenbrüche" kommen ganz plötzlich. Zum Beispiel: Mittwochs treffen wir uns immer mit ihrem gleichaltrigen Freund und dessen Mutter. Meine Tochter erklärt ihm dann Spiele, die er mit ihr machen soll. Wenn er es nicht versteht, geht sie ganz nah an sein Gesicht und wiederholt die Aufforderung zwei oder drei Mal. Wenn er es immer noch nicht begriffen hat, schubst sie ihn (also ganz anders als im Kiga), wirft sich auf den Boden, weint vor Wut und sagt klipp und klar: "Geh nach Hause, ich hab keine Lust mehr." Es ist dann völlig ausgeschlossen sie zu beruhigen. In diesen Situationen scheint sie völlig verzweifelt und weiß sich nicht zu helfen, will aber auch keine Hilfe annehmen. Wenn alles vorbei ist, entschuldigt sie sich oft oder jammert, weil sicher bald keiner mehr mit ihr spielen wolle, wenn sie sich so verhält.
Vor zwei Monaten kamen ihr Topfstelzen in die Finger. Sie wollte sofort wissen, wie die funktionieren und auch wenn sie motorisch sehr fit ist, damit kam sie nicht klar. Obwohl sie immer wieder hinfiel, sie versuchte es wieder und wieder. Kein Ablenkungsversuch funktionierte. Sie stieg auf, stolperte, stieg auf, stolperte .... wie in einer Endlosschleife. Anfangs war sie noch voller Begeisterung, irgendwann kippte die Stimmung, Wut kam auf und schließlich Verzweiflung. Aber Aufhören? Völlig ausgeschlossen. Ich habe sie dann quasi gewaltsam von den Dingern trennen müssen. Im Anschluss verzweifelte sie fast darüber, warum sie es nicht geschafft hat.
Wenn solche Ausbrüche zuhause passieren, kommen wir damit ja zurecht. Schwierig wird es, wenn Besuch da ist oder wir unterwegs sind. Dann geht gar nichts mehr.
Meine größte Befürchtung ist, dass sie mal im Kindergarten einen solchen Aussetzer hat. Ich glaube nicht, dass die Erzieherinnen damit zurecht kommen. Denn die Androhung von Strafen oder ähnliches hilft absolut nicht. Sie kann in einer solchen Situation gar nicht anders und dreht dann nur noch mehr durch. Vorwarnen will ich die Erzieherinnen aber auch nicht. Dann bekommt meine Tochter gleich den Stempel "leicht verrückt".

Außerdem will sie seit etwa einem Jahr mit aller Gewalt Gitarre lernen. Sie hat auch eine Kindergitarre, aber bei der Musikschule heißt es, sie sei noch zu klein für Unterricht und "irgendein" Student, der nebenbei ein paar Stunden gibt, kommt sicher nicht mit einer Dreijährigen klar ...
marina80
Beiträge: 33
Registriert: Mi 10. Aug 2011, 09:55

Re: "Babynervenzusammenbruch"

Beitrag von marina80 »

Leider kann ich DIr auch kein Patentrezept anbieten, bloß Deine Beobachtungen beinahe 1:1 bestätigen. So habe ich dies bei meinem ältesten Sohn auch erlebt, insbesondere in den ersten 1,5 Jahren im Kindergarten. Auch die Erzieherinnen haben dies gesehen: Absolute Anpassung im Kga und zuhause: "Nervenzusammenbruch". Leider konnte ich nur versuchen, ihn zu beruhigen. Meist half aber nur, ihn in Ruhe zu lassen. Als er älter wurde (ca 5 Jahre) half auch eine Vereinbarung: wenn er es nicht mehr aushielt und der XY (=ein besonderes Wort, um seine Wut, Traurigkeit o.ä. zu beschreiben) kam, ging er in sein Zimmer. Wenn er meine Umarmung wieder haben mochte, kam er wieder runter. Nicht als Strafe, sondern er ging freiwillig hoch, quasi um mich und seinen Bruder nicht um sich haben zu müssen ;)

Beim letzten Gespräch im Kiga wünschte sich die Erzieherin, dass er doch mal so richtig über die Strenge schlagen solle. Ein kleines bisschen ist das neulich passiert. Er hat wohl ein bisschen was angestellt im Kiga (zuhause kann er das ohnehin...) und die Erzieherin hat sich insgeheim gefreut ("Ich konnte gar nicht richtig schimpfen").

Also: möchte Dir Mut machen. Das wird sich wahrscheinlich "verwachsen", sprich: wenn sie mit ihren Gefühlen besser umgehen kann, dann wird es einfacher.

Liebe Grüße.
Dream332004
Dauergast
Beiträge: 61
Registriert: So 23. Jan 2011, 16:45

Re: "Babynervenzusammenbruch"

Beitrag von Dream332004 »

Sehr interessant,
bei meiner Tochter war es immer umgedreht. Im Kiga die von euch beschriebenen Aussetzter, aber zuhause sehr ausgeglichen. Da heißt es dann immer von den Erziehern, Sozial und Emotional ca ein jahr zurück, dafür kognitiv weit vorraus. Wäre das nicht so, hätten wir sie mit 5 eingeschult. Aber es wird mit zunehmenden Alter immer ein bisschen besser.
LG
Dream
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