Neu hier...

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
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Mirine
Beiträge: 5
Registriert: So 1. Jul 2007, 14:30

Neu hier...

Beitrag von Mirine »

Endlich mal ein Forum, wo hochbegabtheit als Thema ist... Ich habe lange gesucht, und das hier gefunden. Ich bitte um freundliche Aufnahme...

Nun, da ich erst zwölf Jahre alt bin, liegt die Vermutung nahe, dass ich nicht eine Mutter von hochbegabten Kindern bin, sondern selbst "betroffen" bin. Ziemlich stark, könnte man sagen.
Ich wurde schon seit meiner Einschulung als hochbegabtes Kind akzeptiert. Das hat mir zum Teil auch grosse Probleme gebracht, aber alles der Reihe nach. Das Ergebnis zumindest ist, dass ich 5 klassen übersprungen habe und in zwei jahren meine Internationale, Englische Abitur haben werde.
Ich werde zuerst aus meiner frühen Kindheit erzählen, bzw. das, was mit meine Mutte rüber mich gesagt hat, denn erinnern kann ich mich nicht wirklich.
Ich bin Halbkoreanerin und bin schon immer zweisprachig aufgewachsen. Ich lebe zwar in der Schweiz, aber da mein Vater Deutscher ist, habe ich mich geweigert, Schweizer Dialekt zu lernen, bis heute, aus irgendeinem Grund.
Mit 2 Jahren konnte ich schon Koreanisch und Deutsch sprechen. Ich hatte ein ziemlich gutes Gedächtnis, wenig später konnte ich auch Wörter lesen, die ich schon einmal gesehen hatte. Meine Mutter meinte, dass ich eigentlich nicht lesen konnte. Ob das stimmt, kann ich nicht mehr sagen. xD Mit 3~4 konnte ich dann meiner Mutter Märchen vorlesen - bzw. ich wollte vorlesen. Seltsamerweise. In dieser Zeit merkte meine Mutter auch, dass ich wirklich lesen kann, bei einem Einkaufsbummel durch die Stadt habe ich so "koontaaktliinsään... mama, was ist das?", gesagt. Daran kann ich mich sogar noch wage erinnern...
Im Kindergarten musste ich in einen Deutschkurs, den alle Ausländer besuchen mussten. Ich konnte aber schon lesen, da habe ich immer reingeredet, dass ich rausgeschmissen wurde. Die Bemerkung, die meine Kindergartenlehrerin gemacht hat, war toll: "Ich weiss nicht, was ich sagen soll... Sie darf nicht mehr kommen, sie soll nicht mehr kommen oder sie muss nicht mehr kommen..."
Mit den Klassenkameraden verstand ich mich überhaupt nicht. Ich war immer alleine und habe geputzt, gelesen oder eben was Anderes gemacht, nie war ich mit den Anderen zusammen. Und wenn, dann wurde sowieso immer nur mit mir diskutiert, ob es nun 2002 oder 20002 hiesse. (Das sollte Zweitausendundzwei heissen) Ich vertrat übrigens die erste Meinung. Doch man glaubte mir nicht.
Auch als ich bei einer kleinen Wanderung den Anderen sagte, dass dort am Brunnen ein Schild mit der Aufschrift "Kein Trinkwasser" angemacht ist, haben sie mir nicht geglaubt. Pech für sie, haben sie halt Bauchschmerzen bekommen. Ab diesem Punkt kann ich mich übrigens wieder erinnern.
Ich habe dann mit 6 Klavier begonnen. Als ich noch im Kindergarten war, meine Mutter meinte, ich solle doch 2 Jahre im Kindergarten bleiben.
Ich weiss nicht mehr, ob ich besonders gut war, aber die Lehrer meinen, ich sei sehr gut gewesen.
Mit sieben kam ich in die Schule. In die 2. Klasse direkt. Allerdings kam ich wegen Unterforderung nach einem halben Jahr in die dritte Klasse.
Und ich kam immernoch nicht mit den Anderen Klassenkameraden klar. Ich war ziemlich eigensinnig und konnte nicht verstehen, was so lustig an den Sachen war, die Andere mochten.
Nach beendung dieses Eines Jahres (an das ich mich sehr, sehr wenig erinnere), war die Entscheidung da: Ich wollte 55 Kilometer mit der Bahn zu eine Hochbegabtenschule.
2 jahre lang bin ich dort zur Schule gegangen. Es waren die glücklichsten zwei Jahre meines Lebens. ich war zum ersten Mal zurfrieden, Ich liebte die Lehrer und ich hatte eine beste Freundin.
Dann war ich mit 9 Jahren mit der Primarschule fertig. Wie gesagt, ich lebe in der Schweiz, wo die Primarschule 6 jahre lang ist. Also ist man normalerweise mit 12 fertig.
Wir beschlossen, dass ich ein Jahr noch ins Ausland eine Pause mache. Und Hepp, ein halbes jahr verbrachte ich in Korea in der Schule. Ein halbes jahr in England. Dort begann meine Karriere erst richtig.
Ich wurde gemobbt. Ich hatte zwar niemandem von mir erzählt, aber alle hielten mich für dumm, ich könne kein Englisch, ich sei fett. Beziehungsweise, eine sehr beliebte aus der Klasse erzählte das herum. ich habe zuhause (ich lebte mit miener mutter bei einer Gastfamilie) oft geweint, aber auch hatte ich angefangen, mich selbst zu schlagen, zu hassen, mir die Haut aufzukratzen.
Als ich dann endlich wieder zurückkam, machte ich mir Hoffnungen, dasas alles besser wird. Zu früh gefreut. ich wurde im Gymnasium weitgehend ignoriert, man verachtete mich, weil ich ein braves, schüchternes, streng nach Regeln gerichtetes, unauffallendes Mädchen war, das ausserdem noch viel zu jung war und doch top Noten kriegte.
Ich fing an mich noch mehr zu hassen. Ich dachte oft an Selbstmord, ich begann, kleinere Mengen an Schampoo u.ä. zu schlucken.
Eine Weile geschah nichts weiter, ausser dass sich die Lage verschlechterte. Dann begann ich, mich zu schneiden. Es war aber nicht lange, bis ich wirklich versuchte, mich selbst umzubringen.
Es hatte niemand etwas bemerkt. In dieser Zeit hatte ich nicht mehr geweint, ich lächelte durch die Gegend und wehrte mich nicht, wenn die Anderen was sagten. Das, was mich am heftigsten getroffen hatte damals, war, als fast die ganze Klasse darauf einstimmte, als eine sagte, dass ich mich nicht wundern solle, wenn alle mich hassen, wenn ich mich weiterhin so kleidete.
Die Menge an Pillen hatte aber nicht gereicht. Am nächsten Tag wachte ich auf, schreckliches Kopfweh, mir war Kotzübel, mein Körper schmerzte, die Welt drehte sich um mich.
Ich gestand. Natürlich wurde sofort gehandelt. Ich wechselte in Bruchteilen die Schule.
Obendrein wurde ich noch zwei Klassen höher eingestuft, denn meine Noten waren die ganze Zeit, auch als ich fast gar nichts mehr für die Schule tat, Konsequent geblieben.
Nun, es ist mir immernoch ziemlich langweilig in der Shcule, aber mit 16/17/18 Jährigen habe ich zumindest keine Probleme, denn sie akzeptieren alle Leute so, wie sie sind, Kümmern sich um das eigene Leben.

ô_o Du meine güte, ist das ein langer Text... Tut mir Leid, wenn ich gestört habe, aber... Das musste mal raus... Ich möchte einfach darauf aufmerksam machen, dass es sehr schlimm enden kann, wenn man Leute einfach so lässt. An alle Eltern: Haltet doch bitte ein Auge offen, ja?
Liebe Grüsse, Mirine
news
Beiträge: 17
Registriert: Mi 8. Nov 2006, 11:00

Re: Neu hier...

Beitrag von news »

Hallo Mirine,

ich finde es toll, dass du in dieses Forum gefunden hast. Es ist für uns Eltern wichtig, dass wir wissen, was betroffene Kinder tatsächlich von Förderungen halten. Stell dir vor, du hättest ein kleines Kind mit Merkmalen für Hochbegabung, was würdest du machen, was würdest du auf keinen Fall machen. Worauf würdest du in Schule und Kindergarten achten.

Du kannst mir auch gerne einen privaten Beitrag mit deiner E-mail-Adresse senden. Dann mußt du das nicht unbedingt übers Forum schreiben.

Viele Grüße

news
Mirine
Beiträge: 5
Registriert: So 1. Jul 2007, 14:30

Re: Neu hier...

Beitrag von Mirine »

Guten Tag, news,

Danke für die Antwort. Ich bin zwar dagegen, dass man Kinder einfach so überspringen lässt, ohne zu prüfen, ob sie es wirklich wollen, aber ich habe auch nicht etwas gegen das überspringen gesagt. Wenn es wirklich mehr als ein, zwei Klassen werden sollte, empfehle ich, dass man, wenn möglich, das Kind an eine spezielle Hochbegabtenschule senden sollte, ich war nämlich an dieser Schule, an der ich war, sehr, sehr glücklich.
ALlerdings sollte man IMMER, auf jeden Fall die Kinder zuerst fragen und möglichst seriös nehmen. Wenn sie etwas dagegen haben, muss es schon einen vernünftigen Grund geben, auch wenn sie es eventuell nicht ausdrücken können.
Besonders achten würde ich natürlich, dass es auch wirklich glücklich ist, wenn es sich nämlich (<.< wie ich) immer weiter von der Familie und dem Freundekreis (egal wie klein er ist) seperiert, ist es ein Zeichen von unglücklichkeit.
Stets wichtig ist, das Kind auch seriös zu nehmen. Wenn es Geschwister hat, sollte es aber nicht vorgezogen oder zum "liebling" werden, ausserdem sollte man ihm nicht das Gefühl geben, dass es nur wegen der Hochbegabung geliebt wird, es sollte als Person die Gleiche bleiben.
Die Noten/die Schule (oder eben die Musik) sollte nicht das Wichtigste sein und man sollte immernoch mit der Familie was unternehmen, was den Kind spass macht. Man sollte vor allem noch in Erinnerung behalten, dass es nicht wirklich wie ein älteres Kind ist - es braucht viel Zärtlichkeit, Liebe, Spiel und Spass.
Wenn mir noch etwas einfällt, schreibe ich es noch auf... (Denn eigentlich bin ich noch in der Schule... >&#095;&#095;>°)

Liebe Grüsse, Mirine
news
Beiträge: 17
Registriert: Mi 8. Nov 2006, 11:00

Re: Neu hier...

Beitrag von news »

Hallo Mirine,

soweit ist es bei uns noch lange nicht. Ich wollte auch eigentlich allgemein wissen, wie sich ein Kind dabei fühlt, wenn Hochbegabung schon früh festgestellt wird.

Für mich steht genauso wie für dich das Kind als kleine liebenswerte Persönlichkeit an erster Stelle. Ich glaube nämlich, dass es in erster Linie ganz wichtig ist, dass ein Kind glücklich ist. Klar müssen auch Regeln eingehalten werden, aber ich glaube, dass ein kleines Kind schon ganz früh zeigen kann, was es gerne mag und was nicht. Für uns Eltern ist wichtig, dass wir das erkennen. Die Stärken und Schwächen des Kindes sind dabei erstmal zweitrangig.

Ist es für ein Kind schwieriger, wenn es den Stempel für Hochbegabung zu früh aufgesetzt bekommt. Wäre es dir im sozialen Umfeld besser gegangen, wenn deine Eltern, nicht versucht hätten, immer noch mehr aus dir heraus zu holen? Wenn du z.B. mit den Klassenkameraden aus der HB-Schule weiter auf die gleiche Schule gegangen wärst, wäre das besser gewesen? Ist es besser, wenn man nur die nötigsten Schritte macht oder denkst du der Weg war so richtig. Oder was hätte man deiner Meinung nach noch besser machen können. Natürlich ist das nachher immer einfacher zu sagen, als wenn man gerade in der Situation steckt.

Liebe Grüße

news
Mirine
Beiträge: 5
Registriert: So 1. Jul 2007, 14:30

Re: Neu hier...

Beitrag von Mirine »

Hallo,

Das ist natürlich von Fall zu Fall verschieden... xD
Man sollte auf jeden Fall einfach auf das Kind hören.

>Ich< fand es am Besten, als ich in die hochbegabtenschule kam. Ich war auch eher eines, was sich sehr gelangweilt hat und sich sehr unglücklich gefühlt hat, wenn die Lehrerin mich nie drangenommen hat, weil ich sowieso alles wusste.
Ich komme auch sehr viel besser mit Ältere klar, für mich hat lernen Spass gemacht, also glaube ich, dass es schon richtig für mich war.
>Mein Problem< ist, dass die meisten, besonders die Lehrer, einfach nicht glauben können, dass ich auch probleme haben könnte, weil ich doch hochbegabt sei und so... >&#095;> Viele verstehen einfach nicht, dass es eben nicht unbedingt sein muss, dass man glücklich ist.

Ah moment, das war ja gar nicht die Frage... x&#095;&#095;&#095;X°

Also... ehm, dort war es so, dass jeder, auch wenn sie in die gleiche Klasse gingen, seperaten Schulstoff hatten. Ich war halt nach 2 Jahren fertig. Und es gab keine weiterführende Schule. In der Schweiz... :/ Gibt es das überhaupt nicht. Ich bin zum Teil auch froh, diesen Weg gegangen zu sein. Jetzt bin ich nämlich doch ziemlich glücklich.

Ich würde sagen, es variiert. Man sollte das mit dem Kind auch jeweilig besprechen. Was die Vorteile und Nachteile sind bereden und dann das Kind weitreichend entscheiden lassen. (Ich sagte weitreichend, nicht ganz. xD)

Wie gesagt, ich kann nicht als allgemeinbeispiel gelten, da ich 1. auch ziemlich selbst schuld bin, 2. auch innerhalb der Hochbegabten eher ein Ausnahmefall bin o.o und 3. auch zufälligerweise andere Probleme hatte.
Man sollte immer darauf achten, dass man nicht verallgemeinert. Es ist ja von Fall zu Fall verschieden, was sich nicht verallgemeinern lässt.

Ich wünsche dir und natürlich allen Anderen viel Glück mit euren Kindern... <3

Liebe Grüsse, Mirine
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