meine3 hat geschrieben:Rabaukenmama hat geschrieben:meine3 hat geschrieben:Mich würde ja interessieren, ob du bei meinem Sohn anhand meiner Erzählungen auch Autismus vermuten würdest? Denn bei vielen Dingen agiert er ja ähnlich (nicht in der Intensität), wie dein Großer oder eben wie das Kind von @hope. Ich vermute wie gesagt ADHS bei meinem Sohn, gepaart mit Hochbegabung. Das ist jetzt "off-topic", aber es würde mich einfach interessieren. Kannst mir ja auch gern, wenn du mal Zeit hast, eine PN schreiben. Wie würdest du reagieren, in Bezug auf die Eltern mit dem "eventuell Autisten"? Würdest du Klartext reden, auf die Gefahr hin, dass sie sich dann zurückziehen?
Ganz ehrlich - ich habe keine Ahnung! Ich halte mich nicht für einen Diagnostik-Profi . Stell dir vor, du würdest mir erzählen "In der Früh nach dem Aufwachen ist mir jeden Tag ziemlich übel, das wird aber besser sobald ich was gegessen habe. Seit einigen Tagen fühle ich so ein ziehen in meinen Brüsten und mir kommt vor, sie verändern sich irgendie. Dann ist auch noch meine Periode 2 Wochen überfällig!". Wenn du jetzt die Frage anschließt "Glaubst du, ich bin schwanger?" ist meine Einschätzung vielleicht richtig, vielleicht falsch, aber trotzdem nicht neutral. Denn du hast mir dann ja all die Merkmale genannt, welche die meisten Menschen an eine Schwangerschaft denken lassen, und mich natürlich auch.
Wir sind hier doch nicht bei der
Bravo . Ich wollte sicherlich nicht von dir, dass du mein Kind diagnostizierst. Da hast du etwas völlig fehlinterpretiert. Lass mich kurz erklären: Mich würde einfach interessieren, ob du generell schnell "autistische Züge" bei anderen "auffälligen" Kindern siehst, oder ob du da schon auch differenzierst. Es gibt ja nicht nur Autismus als Wahrnehmungsstörung, sondern eben auch ADHS oder vusuelle oder akkustische Wahrnehmungsstörungen oder noch einen Haufen psychische Erkrankungen, die Verhaltensauffällgikeiten erklären können. Man schließt ja oft von sich und seinen Erfahrungen auf andere (damit meine ich nicht dich speziell, sondern alle, auch mich!). Wo ich mir auch ADHS vorstellen könnte (@hope) siehst du vorwiegend Autismus. Nicht, dass das nicht durchaus im Bereich der Möglichkeiten liegen würde, aber wie gesagt: mein Sohn weist auch viele der Verhaltnsmuster von "Maxi" auf, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er kein Autist ist
(und werde es auch nicht testen lassen, weil es für mich extrem unwahrscheinlich ist).
Ehrlich gesagt verstehe ich deinen Vergleich mit der BRAVO nicht. Ok, ich habe deine Frage offensichtlich mißverstanden. Blöderweise verstehe ich dich aber immer noch nicht, vor dem Hintergrund, dass du dir ziemlich sicher bist, dass dein Sohn kein Autist ist und du das auch ausdrücklich nicht testen lassen willst, noch weniger!
Falls es so gemeint ist, ob ich sehr schnell darin bin, zu glauben, ein Kind sei Autist: ich glaube nicht. Jedenfalls gab es im Kindergarten meines älteren Sohnes genau 1 Kind (von 28), wo ich diese Möglichkeit in Betracht gezogen habe (mir aber absolut nicht sicher war). Im Kindergarten meines jüngeren Sohnes war es gar kein Kind (außer meinem Sohn, der seine Diagnose ja schon mit 4 Jahren hatte). In der Klasse meines älteren Sohnes gab es ein Kind, wo ich eine starke Vermutung in Richtung Autimus hatte. Das war der Bub, den ich in diesem Thread bereits beschrieben habe, und der jetzt zu Hause beschult wird. Bei den anderen Kindern der Klasse weist meiner Beobachtung nach nichts auf Autismus hin. Wobei ich natürlich nicht all diese Kinder gut kenne. Ich bin halt auf den Schul-Veranstaltungen, kenne einige Mütter und auch Geschwister näher, war schon mal bei Ausflügen als Begleitperson mit,...habe mich aber noch nicht direkt mit jedem Kind befasst. Bei den Kindern meiner Cousins und meiner Cousine (insgesamt 6 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren) sehe ich auch keine Anzeichen für Autismus. Im Hort meines älteren Sohnes sind nur Kinder mit Wahrnehmungsauffälligkeiten, die meisten davon Autisten. Aber da ist auch ein Junge mit Autismus-Diagnose dabei, wo ich als Außenstehende nichts in der Richtung vermutet hätte.
Mit dem Begriff "autistische Züge" kann ich nicht viel anfangen. Die meisten Leute verstehen darunter ja so was wie nicht-in-die-Augen-schauen oder Körperkontakt-ablehnen und da bin ich der Ansicht, dass ein oder mehrere solche "Züge" absolut nichtssagend sind. Die Kinder, die ich als autistisch diagnostiziert kenne, und die wenigen, wo ich Autismus vermute, haben nicht besonders viele "autistische Züge", sondern es ist die Gesamtheit ihres Verhaltens, welche auf eine stark veränderte Wahrnehmung (der eigenen Umwelt) hinweist.
Wegen anderer Wahrnehmungsstörungen: meiner Beobachtung nach werden z.B. AVWS-Diagnosen dann vergeben, wenn das Kind NUR Probleme mit der audio-visuellen Wahrnehmung hat, aber keine sozial-emotionalen Auffälligkeiten. ADHS-Diagnosen werden dann vergeben, wenn das Kind in erster Linie Probleme mit Impulskontrolle und Konzentration hat, ADS-Diagnosen wenn das Hauptproblem in der mangelnden Konzentrationsfähigkeit liegt. Die einzelnen Diagnosen schließen einander aber nicht aus. Ein Kind kann sowohl ADHS haben als auch Asperger Autist sein. Da ist die Grenzen sicher schwer zu ziehen, aber ich bin auch kein Diagnostiker. Bei einigen Kindern, wo mir keine Hinweise auf Autismus auffallen, vermute ich andere Wahrenhmungsprobleme. Aber mit denen habe ich mich (mit Ausnahme ADHS) zu wenig befasst, um da klar abgrenzen zu können.
War das gemeint? Wolltest du das wissen? Ich habe die Frage tatsächlich so verstanden, dass du wissen willst, ob ich glaube, dein Sohn könnte Autist sein.
meine3 hat geschrieben:"ein bissel autistisch"? Hab ich das gesagt irgendwo? Oder beziehst du das jetzt nicht auf meinen Text
...
Nein, ich habe mich nicht auf deinen Text bezogen. Nur habe ich früher, als ich noch offener mit der Diagnose meines älteren Sohnes umgegangen bin, immer wieder gehört: "Er ist aber nur ein bisserl autistisch, oder? Weil er schaut ja in die Augen...". Auch mit meiner Mutter habe ich immer wieder Diskussionen von wegen "nicht so ganz richtig autistisch"...also habe ich diese Ansicht aufgegriffen und in meine Antwort an dich eingebaut
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meine3 hat geschrieben:"Ich denke, wir alle HIER, wissen was mit "autistischen Zügen" gemeint ist, nämlich genau das, was der Großteil der Bevölkerung als "typisch autistisch" betrachten würde. Wie du eben selbst oft kritisierst, gibt es bestimmte "Vorstellungen", wie ein Autist "ist" (auch wenn das zu platt und zu einfach ist und oft nicht der Wahrheit entsprechen muss, so ist es nunmal) und wenn man sich nicht auskennt damit und eben nur das hat, was man aus den Medien so "hört", dann hat man eben dieses Bild... Dass das nicht wirklich was mit der Komplexität des gesamten Autismus-Spektrums zu tun hat oder allumfassend ist das haben wir doch eigentlich schon zu Genüge diskutiert und das hoffe ich, hast du auch gemerkt oder verstanden, dass das keiner HIER so sieht. Nichts desto trotz gibt es diese vermeintlich (!) typischen Merkmale von Autisten, bei denen eben beispielsweise die meisten echten (?) Hochsensiblen ein Häckchen machen könnten.
Es gibt da die Aussage "Kennst du EINEN Autisten dann kennst du EINEN Autisten! Kennst du ZWEI Autisten dann kennst du ZWEI Autisten". Wenn du davon ausgehst, dass das allen, die hier lesen und schreiben, klar ist, dann bist du in der Hinsicht optimistischer als ich
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Ich finde übrigens auch charlotte12s Ansicht, dass Hochsensibilität quasi ein Vorstufe zu Autismus ist, interessant. Ich glaube zu verstehen, wie charlotte das meint, sehe aber in der Verallgemeinerung dieser These eine große Gefahr. Einige Eltern, deren Kind entweder "hochsensibel" ODER "autistisch" diagnostiziert werden könnten, werden auf einer Hochsensibilitäts-Diagnose bestehen. Hochsensibilität gilt als Veranlagung, Autismus als Krankheit. Krankheit ist gesellschaftlich negativ besetzt. Krank ist nicht gesund, nicht "normal", während Hochsensibilität noch als "im Normbereich sensibel" gesehen wird. Bei Hochsensibilität denkt man an Hochbegabung, vielleicht auch noch an Empfindsamkeit, bei Autismus an weltfremde Nerds.
Viele Eltern sind gedanklich auch mehr in der Zukunft des Kindes als in der Gegenwart. Und da birgt allein der Gedanke an eine mögliche Autismus-Diagnose viele Ängste, die durch Ahnungslosigkeit noch verstärkt werden. Dürfen Autisten auf "normale" Schulen gehen? Müssen sie eine Schulbegleitung haben? Was ist dann später mal am Arbeitsmarkt? Muss man die Diagnose bei Bewerbungen bekannt geben? Hat man mit einer Diagnose überhaupt eine Chance auf einen Job am ersten Arbeitsmarkt? Aber halt - hochsensibel ist ja ähnlich! Wenn das Kind also Hochsensibilität bescheinigt bekommt (oder man es einfach so als "hochsensibel" bezeichnet), dann hängt dieses Damoklesschwert Autismus nicht mehr über der ganzen Familie und man hat nach außen eine interessant klingende Erklärung für die Besonderheiten des Kindes.
Aber wenn jemand eben doch Autist ist und nicht "nur" hochsensibel, braucht er vielleicht mal echte Hilfe, z.B. in Form einer spezifischen Therapie, Verhaltenstraining, als Kind vielleicht eine Integrationshilfe oder Schulbegleitung, Nachteilsausgleiche,... und das bekommt man eben nur mit einer Diagnose.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)