ADHS und Hochbegabung

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
midnightblue
Beiträge: 1
Registriert: So 3. Nov 2019, 17:49

Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von midnightblue »

Hallo Graetchen,

ich weiß, dass dieser Beitrag nun 10 Jahre alt ist. Um so mehr hoffe ich auf eure Rückmeldung.
Unser Sohn 10 Jahre alt ist hochbegabt und hat ADHS. Wir stehen vor der Entscheidung Medi's oder keine Medi's. Bis jetzt haben wir es vermieden. Aber die Konzentration im Unterricht fehlt ihm schwer. Er ist jetzt in der 6. Klasse. Andere Probleme gibt es auch in der Schule. Bisher haben wir zwei Mal die Schule gewechselt.

Uns interessiert die Entwicklung eures Sohnes und eure Erfahrungen.


Vielen Dank.

Viele GRüße
Midnightbue
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: ADHS und Hochbegabung

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo,

die TE das alten Beitrages schreibt hier schon seit Jahren nicht mehr, die einzige, die von damals immer noch hier ist, ist alibaba.

Da ich auch einen klugen ADHS+Asperger-Sohn habe (laut Test nicht HB vom Gesamt-IQ her, aber mit einer extremen Spitze im sprachlichen Bereich) teile ich mal meine Erfahrungen zum Thema Medis.

Da mein Sohn akutell noch die 4. Klasse Grundschule besucht sind die schulischen Anforderungen (noch) nicht so groß, dass er Medikamente zu Konzentrationsverbesserung benötigt. Bei ihm war und ist eher die Impulskontrolle in Kombi mit niedriger Frustrationsschwelle das Hauptproblem. Wir haben daher Ritalin in verschiedenen Dosierungen ausprobiert (natürlich in Absprache mit dem KJP), was aber keinerlei Wirkung hatte. Dann haben wir Ritalin LA probiert, was zwar "gewirkt" hat, sprich mein Sohn hatte nach der Einnahme keine Wutausbrüche und war nicht aggressiv, aber dafür gab es auch extreme Nebenwirkungen: totale Apetitlosigkeit, Lustlosigkeit und eine sehr negative, depressive Stimmung in Kombi mit Gedanken an den Tod :shock: . Ich wollte ja schon nach 1x ausprobieren absetzen aber mein Sohn meinte, er würde gern den nächsten Tag doch noch mal eine Tablette nehmen, um für sich selbst sicher zu sein, dass sein Zustand wirklich damit zusammenhängt. Das haben wir auch gemacht, und es war exakt dasselbe wie am Vortag. Danach haben wir natürlich sofort abgesetzt. Das war vor ca. 9 Monaten.

Nach Absprache mit dem KJP sind wir übereingekommen, die Verbesserung der Emotionskontrolle vorerst einmal nur mit anderen, sanfteren Methoden zu versuchen. Der erste Versuche war Kinder-Psychotherapie, die mein Sohn ein knappes halbes Jahr wöchtentlich hatte. Gebessert bzw. geändert hat sich absolut nichts. Daher haben wir das erst mal aufgegeben und akutell macht mein Sohn 1x pro Woche Neurofeedback. Da glaube ich jetzt schon, nach den ersten 6 Einheiten, eine Besserung zu bemerken.

Ich schließe nicht aus, mal wieder Medikamente auszuprobieren. Aber mir ist mittlerweile bewusst, dass man mit der generellen Entscheidung JA zu Medikamenten erst am Anfang eines langen Weges steht. Klar gibt es auch Kinder, die gleich aufs erste Medikament super ansprechen und wo man nur noch die passende Dosierung finden muss. Aber das dürfte nicht die Regel sein. Je nachdem, was man mit den Medikamenten bewirken will (Konzentrationssteigerung, Emotionskontrolle,...) muss man bereit sein, sich auf Versuch und Irrtum einzulassen, und man braucht auch jemanden (in unserem Fall unseren KJP) der einen als Eltern über die Möglichkeiten und Risiken ausführlich informiert und berät.

Ich weiß von einigen klugen AD(H)S-Kindern, die letztendlich gute Erfahrungen mit Medikamenten gemacht haben, sowohl hier vom Forum (da wird sich vielleicht noch wer melden ;) ) als auch aus dem echten Leben. Man muss halt dann als Eltern damit leben können, in eine Schublade gesteckt zu werden, wenn andere von der Medikation erfahren.

Mein jüngerer Sohn (Asperger Autismus in Kombi mit Gehörlosigkeit) bekommt wegen seiner fürchterlichen Wutanfälle ein ziemlich starkes Medikament, welches laut Beipackzettel fürchterliche Nebenwirkungen hat, und er verträgt es super, es wirkt bei ihm gut und es hat unser aller Lebensqualität (vor allem aber seine eigene) deutlich verbessert.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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