Hallo beckybecky,
erstmal willkommen und gleich die Frage: Warum habt ihr einen Test machen lassen?
Die ambivalente Gefühlswelt kenne die meisten hier und auch in der Literatur gibt es ja keine eindeutigen Verhaltensregeln. Ich bin ja in einer Ortsgruppe bei der DGhK und ich habe aber festgestellt, dass die Welt der HBchen doch etwas anders aussieht, als es meistens im Internet dargestellt wird. Ich habe meine große Tochter noch gar nicht testen lassen, vielleicht tue ich das auch gar nicht, aber ich kriege jetzt in der letzten Zeit so oft zu hören: Den Test kannst du dir auch sparen, das sieht man doch so schon, wenn man das Kind nur ansieht.
Im Moment werde ich auch bei der Kleinen ständig drauf angesprochen und sie ist noch nicht einmal ganz 2 Jahre alt. Es ist so schwer in Worte zu fassen, meistens kann man auch gar nicht sagen, was es genau ist. Vielleicht ist es der Blick, die Aufmerksamkeit, die Art wie sie zuhört und auch Anweisungen befolgt. Sie ist irgendwie so vorausschauend. Neulich kam mein Mann mit der Kleinen vom Einkaufen wieder und A. war in ihrem Zimmer und hatte die Tür zu. Die Kleine schaute nach oben und sagte leise:"A.? släf?"

Ich sagte "Nein, die schläft nicht, die spielt in ihrem Zimmer mit ihren Puppen. Kannst ruhig zu ihr hochgehen." Und das schrie sie:"A.!! ZUHAUSE!" (was soviel heißt wie: A., ich bin wieder zuhause!).
Manchmal ist es auch surreal, wenn du beim Kinderturnen bist und dein Kind sich die Turnschuhe selber anzieht. Du blickst dich um und merkst, es ist mit Abstand das kleinste Kind (bis auf ein Baby in der Babyschale) und trotzdem eins der wenigen Kinder, die sich selber umziehen (wollen). Was mir auch noch aufgefallen ist, aber bei beiden Kindern, dass sie eigentlich nie heulen, wenn wir draußen unterwegs sind. Natürlich schon, wenn sie sich wehgetan haben, aber das dauert bei meiner kleinen Tochter dann auch nur eine Minute. Sie findet dann ganz schnell wieder auf ihre alte Spur zurück. Diese stundenlangen Heularien, wo die Mütter dann erstmal alles stehen- und liegenlassen, das ist mir bei meinen Kindern vollkommen fremd. Wutanfälle schon, die kenne ich zu Genüge, aber diese Rumheulerei nicht.
Sie sind beide einfach von Natur aus sehr neugierig, aber was sie nicht lernen wollen, das hören sie sich auch gar nicht erst an. L. zum Beispiel zeigt Null Interesse am Fernsehen. Gar nicht. Wir waren schon beim Augentest und habe gedacht, vielleicht ist sie kurzsichtig und kann das Bild nicht erkennen.

Ist aber nicht so. Wenn A. vor dem Fernseher sitzt, geht L. einfach dran vorbei.
A. dagegen hat in dem Alter schon ihre DVDs im Videorekorder versenkt und versucht, die Fernbedienung zu verstehen, damit sie sich ihre Serien (damals vor allem Mondbär und Sesamstraße) selbst anmachen kann. Und die war paralysiert! Da hätte über ihr das Haus zusammenstürzen können - sie hätte es nicht gemerkt. Aber hat man es gewagt, die Serie mittendrin auszuschalten - da wäre das Haus dann auch fast eingestürzt, weil sie dann so geschriien hat. Wir haben das Möglichkeit vermieden.
Die sind beide so ENTWEDER GANZ ODER GAR NICHT. Sie machen keine halben Sachen, was das Leben manchmal sehr schwer macht.
Das mit dem Fernsehen hat auch eine ganz besondere Komponente: Bei A. bedeutete das auch wirklich, dass sie sich dadurch beruhigt. Sie hat mal selber gesagt, dass sie immer so viele Gedanken im Kopf hat, dass sie nicht aufhören kann zu denken und ihr das manchmal alles zuviel wird. Sie hat dann zwei Ventile: einmal eben fernsehen, aber immer bestimmte Serien. Oftmals will sie dieselbe Folge wirklich immer wieder sehen. Bei den Hörspielen ist es genauso. Ich habe einmal an ihrer Tür gelauscht und festgestellt, dass sie die Hörspiele mitspricht. Es ist für sie ein Ritual, sie hält sich daran fest und da, wo der Kopf mit bekannten Serienfolgen oder Hörspielepisoden belegt ist, da ist kein Platz mehr für andere Gedanken.
Ich habe auch gedacht, wenn sie jetzt hochbegabt sein sollte, dann muss sie sich doch schnell langweilen und vielleicht ist dann Fernsehen gar nicht gut für sie. Wir haben uns aber unabhängig von den TV-Zeiten gemacht. Wir haben ihr DVDs gekauft und so können wir das ganz gut steuern, so stört das Fernsehen auch unseren Tagesablauf nicht. Wenn sie "Mondbär" sehen will, dann weiß ich, dass sie ganz platt ist. Sie ist total übermüdet, will aber nicht schlafen und fährt sich dann mit einer Serie runter, die für Kinder ab 2 Jahren ist. Sie schläft ja sowieso nur, wenn es gar nicht anders geht.
Ich denke, Bücher helfen da wenig, du musst einfach unkonventionell denken, kreative Lösungen finden. Hochbegabte Kinder sind ja nicht alle gleich.