Erfahren und doch verblüfft

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
alibaba

Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von alibaba »

Ani* hat geschrieben: könntet ihr sagen. 2 ich habe eine wunderbare Kindheit!"
wenn ja, wie sah sie aus?
wenn nicht, warum?
Im Fernsehen, kam mal ein interessanter Beitrag, zum Thema glückliche Kindheit. Da war der Autor auch auf der Suche, nach dieser. ;) Zum Schluss stellte er fest, dafür gibt es keine Formel, die besagt, so klappt das mit der Definition einer glücklichen Kindheit. Und neulich las ich in einem Buch, dass es Bullerbü nicht gibt und das nur ein verklärter Ort ist, den man sich in seinen Träumen vorstellt, den man (vielleicht) gerne hätte.
Ani* hat geschrieben:Ich hatte keine gute Kindheit :(((
Ich kann an nichts Fröhliches mich erinnern. Kindergartenalter habe ich in der Kita verbracht und als sehr ruhiges und sanftes Mädchen wurde ziemlich böse gemobbt:((
Grundschule.. Keine Erinnerungen. Nur jeden Abend sehr viel Hausaufgaben und Träne, Träne..
Ab der 5 Klasse kam täglich die Kunstschule 4 Stunden am Tag zur Schule dazu. Ich habe sie gehasst. Und male heute nicht so gerne. Aber meine Eltern waren überzeugt, dass malen zu können werde ich im Leben sehr brauchen. Na ja...

Mich interessieren wirklich Erinnerungen, wenn jemand sagt: "O man! es war toll und ich war glücklich!!"
Du machst eine glückliche Kindheit an einem "zu viel" oder "zu wenig" an HA aus? Du könntest meine Tochter sein. Die denkt auch, sie hat ein so unglückliches Leben. :mrgreen:

Nach der Schule noch täglich 4 Stunden? Wann hast du HA gemacht, wann deine Freunde getroffen und warum hast du nicht dagegen rebelliert? Mittagsschule? Wie passen da täglich noch 4 Stunden rein? Das würde bei uns überhaupt nicht gehen. Malschule gibt es hier auch, aber wöchentlich 1 1/2 Stunden als Hobby.

Übrigens, meine Eltern waren auf Sport fixiert. Ich habe Leichtathletik gemacht und Judo. Das musste ich auch immer für mindestens zwei Jahre durchziehen.

Aaaaalsooooo, ich bin ja nun schon ein bisschen älter und je älter ich werde, umso mehr kann ich - rückblickend natürlich - viel mehr meine Eltern verstehen und behaupte mal, dass ich eine durchaus "glückliche" Kindheit hatte. Auch wenn meine Eltern nicht immer alles richtig gemacht hätte, ich kein Instrument lernen durfte und ich mich immer kontrolliert gefühlt habe. Ich musste auch in unserem großen Bauerngarten die Raupen vom Blumenkohl ablesen und jeden Tag einen Baum/Strauch abpflücken ich habe das gehasst. Die Liste könnte ich jetzt lang werden lassen. Aber jetzt in meinem Alter kann ich das alles viel besser nachvollziehen. Aber viel wichtiger, meine Eltern waren immer für mich da, haben mich immer unterstützt und haben nie gewertet. Das solche Einstellungen viel wichtiger für die Entwicklung sind, habe ich natürlich erst viel später und mit zunehmenden Alter verstanden. Das meine Eltern mich nicht mit dem Auto von A nach B gefahren haben und mir deswegen viele Dinge verwehrt geblieben sind, war eben so. Es war auch (nicht nur) der Zeit geschuldet und den Umständen. Ich arbeite z.B. nur halbtags, was daran liegt, dass mein Mann uns locker mit seinem Gehalt ernähren kann. Meine Eltern mussten arbeiten, das ging gar nicht anders.

VG
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich hatte, bis ich ca. 10 Jahre alt war, eine glückliche Kindheit. Dann leider nicht mehr, was an fehlenden Freunden und Mobbing in der Schule lag.

Am glücklichsten war ich in der Grundschulzeit, also im Alter von 6-10 Jahren. Schule war zwar nicht super, aber ok, weil ich dort meine Freunde getroffen habe. Vor allem das vierte Grundschuljahr war cool, ich war mit meinem Sitznachbarn befreundet, einem lustigen, verrückten Kerl, der mit mir alles mögliche unternommen hat. Wir sind durch Wälder gestreift, waren gemeinsam im Schwimmbad (wo er mir gezeigt hat, wie toll er tauchen kann), haben in Bächen mit den Händen Fische gefangen (naja - er, ich habe nie welche erwischt), sind auf Bäume geklettert,..

Auch allein kam ich in dem Alter durchwegs glücklich. Ich habe sehr gerne gefischt (mit einem Netz), meine Briefmarkensammlung sortiert, bin gerne und viel geschwommen oder mit der Luftmatratze rumgepaddelt, im Winter gerodelt, habe Bäche aufgestaut, bei Schlechtwetter viel gelesen (Comics und Bücher), viel gezeichnet,...

...ich war immer dann glücklich, wenn ich meinen eigenen Interessen nachgehen durfte. In der Grundschule war außerschulisch wenig zu tun, ich hatte also genug Zeit dazu. Meine Eltern waren nicht überängstlich und haben mir viel Freiheiten gewährt. Es war kein Problem, wenn ich z.B. um 14h von zu Hause weg bin und erst um 18h wieder daheim war. Handy gab es damals noch keines, aber meine Eltern wussten, dass sie sich auf mich verlassen konnten.

Mit den Kursen, die meine Eltern für mich ausgesucht haben, war ich nicht besonders zufrieden. Gegen den Turnkurs, den ich mal vor Schuleintritt besucht habe, hatte ich schon nach ein paar Mal eine echte Aversion. Ich sollte dort bessere Grobmotorik lernen (mein Schwachpunkt damals), in Wirklichkeit waren die anderen Kinder dort, weil sie so GUT und gern geturnt haben. Da wurde ich natürlich immer ausgelacht, und selbst wenn nicht, war mir doch klar, dass ich alles wesentlich schlechter gemacht habe, als die anderen Kinder.

Dann, etwa 2. Klasse, kam ich in den sogenannten "musischen Bildungskurs". Dort hätte es mir ganz gut gefallen, bis auf das tanzen, was ich nie gemocht habe. Aber Lieder singen, Singspiele und Instrumente ausprobieren fand ich cool und der Kursleiter war total nett. Leider war auch ein Mädchen in dem Kurs, mit dem ich mich gar nicht verstanden habe, und mit dem ich regelmäßig Streit und auch Raufereien hatte. Daher wollte ich den Kurs auch bald nicht mehr besuchen.

In der 2. Klasse begann ich auch, Blockflöte zu lernen. Auch das fand ich eher langweilig. Wir waren 4 Mädchen in der Gruppe und ich war bei weitem das talentierteste. Aber es wurde alles ewig wiederholt, damit es die anderen auch lernten. Das hat mich sehr gelangweilt.

Besser wurde es, als ich im 3. Schuljahr Gitarreunterricht einzeln bekam. Ich hatte einen total lieben, alten Gitarrelehrer, der es geschafft hat, meine Liebe zur Musik und diesem Instrument zu wecken, und bis heute zu erhalten.

Geprägt durch diese Erfahrungen würde ich eine glückliche Kindheit mit den Worten Astrid Lindgrens definieren "Kinder brauchen Geborgenheit UND Freiheit". In meiner Grundschulzeit hatte ich beides. Niemand hat vor mir verlangt, was zu tun, was mir dauerhaft zuwider war. Und ich hatte viel Zeit zur Verfügung, die ich mir selbst einteilen konnte.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Talju
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Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von Talju »

Ani* hat geschrieben:Guten Abend!
ich bin Mama von Ani* und habe mich ein Monat vor Dir hier vorgestellt.
Ich habe auch drei Söhne:))) 24, 22 und 2,4.
Im Juni hat mein Mann und ich eine tolle Beratung bekommen, bei einer Psychologin, die mit HB Kinder arbeitet. Sie hat mir ein Buch empfohlen, was ich einfach nur weiter gerne empfehle: "Hochbegabte Kinder: Das große Handbuch für Eltern" Webb, James T. Es ist ein Fachbuch.
Ich habe sehr viel reflektiert und glaube, dass die Buchstaben und Zahlen für meinen Sohn absolut noch keine Bedeutung haben. Zwar erkennt er alle (groß und klein, deutsche, englische und russische), aber sie sind für ihn wie Reime...
Ich habe es so verstanden, dass für die kleine Kinder viel wichtiger ist, wenn sie motorisch und körperlich "gefördert" sind, dadurch wird das Nervensystem stärker und stabiler und Gehirn arbeitet später viel besser. Geistige Entwicklung kann man nachholen, körperliche sehr schwer..
Deswegen, investieren wir momentan Zeit in Schwimmen (E. Pikler-Art), draußen Spielen, Trampolin, Ball spielen, Laufrad fahren und andere aktive Sachen.
Außerdem, sehr viel Musik, Konzerte, eine sehr gute Musikspielgruppe (E. Pikler-Art). Und viele Bücher lesen. Bibliothek.
Das wars. Und viel Selbständigkeit.
Wir haben bewusst entschieden, Ani* zu Hause, ohne staatliche Hilfe, zu betreuen, so lange es möglich ist und so lange das Kind es braucht. Weil: a) er interessiert sich noch für anderen gleichaltrigen Kinder nicht, b) ist sehr selbständig und entscheidungssicher (was 99% ErzieherInnen nicht tolerieren), c) ist ziemlich sensibel, braucht noch viel Ruhe, Geborgenheit und Routine, als Kita ihm anbieten könnte.
Wenn er eine HB hat, es kommt sowieso raus, wenn nicht, schadet dem Kind trotzdem nicht.
Wir haben ein Klavier zu hause und Ani* darf spielen wann und was er will. Und er liebt es :))) Aber es ist keine Musik. Kein Unterricht. Nur reines Spiel.

Ich lese sehr viel "Das Kind soll eine Kindheit haben!". was ist das , Eure Meinung hach? Was ist das "eine gute Kindheit" in unserer stressigen, zeitgebundenen, digitalen Zeit?
Wir können wir, Eltern, unseren klugen Kinder eine unvergesslich schöne Kindheit schenken?
Sehe das mit den Buchstaben ähnlich. Mein Sohn kann seit ca einem Jahr alle Buchstaben lesen (jetzt 2,9 Jahre). Er erkennt auch ein paar vertraute Wörter wie Opa; Oma; Mama, Papa und seinen Namen als Ganzes.
Jedoch hat er noch immer keinerlei Interesse die Buchstaben zu Silben/Wörtern zusammen zu setzen....
PS: Liebe Ani, ich wollte gerne auf deine Vorstellung antworten, aber es kommt leider immer eine Fehlermeldung. Unsere kindervscheinen sich in vielerlei Hinsicht zu ähneln ;-)
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von Rabaukenmama »

Talju hat geschrieben: Sehe das mit den Buchstaben ähnlich. Mein Sohn kann seit ca einem Jahr alle Buchstaben lesen (jetzt 2,9 Jahre). Er erkennt auch ein paar vertraute Wörter wie Opa; Oma; Mama, Papa und seinen Namen als Ganzes.
Jedoch hat er noch immer keinerlei Interesse die Buchstaben zu Silben/Wörtern zusammen zu setzen....
PS: Liebe Ani, ich wollte gerne auf deine Vorstellung antworten, aber es kommt leider immer eine Fehlermeldung. Unsere kindervscheinen sich in vielerlei Hinsicht zu ähneln ;-)
Mein älterer Sohn konnte auch mit 2 Jahren perfekt buchstabieren und hat mit 3 Jahren etliche Wörter "als Ganzes" erkannt. Wirklich die Buchstaben zusammenziehen und sinnerfassend lesen kam aber erst mit 4,6 Jahren und dann von einem Tag auf den anderen.

Hier im Forum sind aber auch Eltern von Kindern, die wirklich schon vor dem 3. Geburtstag sinnerfassend lesen konnten.

Bei meinem jüngeren Sohn (wird in 2 Wochen 6 Jahre alt) habe ich auch den Verdacht, dass er bereits sinnerfassend lesen kann. Bei ihm ist das aber durch Gehörlosigkeit, Autismus und Kommunikation in Gebärdensprache deutlich schwerer zu erkennen als bei einem gesunden Kind. Gestern waren wir in einem Park, wo wir schon ein ganzes Jahr nicht waren. Plötzlich gebärdete mein Sohn, er wolle "Boot fahren". Das war, noch bevor wir den See gesehen haben. Entweder hat er sich vom vergangenen Jahr gemerkt, dass hier auch ein See ist, oder (was ich stärker vermute), er hat bei den Wegweisern das Schild "Bootsverleih" gelesen. Ich hatte schon einige Male so Situationen, wo er was im vorhinein wusste, was er eigentlich nur durch lesen wissen kann.
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charlotte12
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Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von charlotte12 »

Bei meiner Tochter gab es ganz klar getrennte Entwicklungssprünge beim Lesen. Erst mit 2,5 Jahren nur Buchstaben, dann Zusammenziehen zu Wörtern, dann Prinzip Silben und damit Lesen von Erstlesebüchern, dann automatisierte Lesen von dickeren Büchern. Zwischen diesen Phasen lag jeweils ein Jahr, und der Übergang kam jedesmal quasi über Nacht. Daher finde ich es auch schwierig, dieses häufig gehörte "mein Kind kann lesen" ohne nähere Infomation einzuordnen, zwischen Kennen von Buchstaben und Bücher lesen liegen Welten. Meine Tochter signalisierte (und signalisiert noch immer) überdeutlich, wann sie etwas lernen möchte und wann sie eben noch nicht so weit ist. Ist Interesse da, lernt sie es blitzartig aus Materialien, bei denen man gar nicht daran denkt (Lesen nach Silben z.B. aus Liederbüchern, Umrechnen von Einheiten und rechnen mit Dezimalstellen vom Navi im Auto), ohne Interesse ist es auch mit ausgeklügeltem pädagogischen Material faktisch unmöglich, ihr etwas beizubringen (Minusrechnen mit Zehnerübergang :roll: ). Das ist leider auch mit 7 Jahren nicht viel anders als mit 2 und in der Schule nicht wirklich hilfreich...
Ani*
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Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von Ani* »

Also, was kann ich aus unserer wunderbaren Diskussion für mich nehmen ( Formel für die glückliche Kindheit):
- Nie versuchen eigene Träume in Kinder zu verwirklichen. Sie haben Recht eigenes Leben und Interesse zu haben
- Nie eine "Rückzahlung" von Zeit-/Geld-/Nerveninvestierung erwarten.
- Geborgenheit und Freiheit geben
- Egal was passiert immer da sein und nicht bewerten.
- "nie verlangen, was zu tun, was man dauerhaft zuwider ist. Und viel Zeit zur Verfügung geben, die das Kind selbst einteilen könnte". (Rabaukenmama)
Butterbrot
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Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von Butterbrot »

Einen wundervollen guten Abend. :P


Bitte verzeiht, dass ich mich erst jetzt wieder zu Wort melde. :fahne:

Mensch, ich bin echt baff was sich hier getan hat. Vielen lieben Dank für alle Zeilen. Ich habe einige nur kurz überflogen.. werde das dann aber nachholen.
Ich hatte schon mal etwas geschrieben, dann wurde ich jedoch gestört.. daher habe ich diesen als Entwurf abgespeichert. Doch, wo finde ich den bloß????? :?: :roll:

Herzlich Butterbrot
Butterbrot
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Registriert: Di 26. Jun 2018, 23:09

Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von Butterbrot »

Hallo

Oh je.. nichts abgespeichert. :oops:


Ich hätte eine wichtige Frage (zumindest für mich) an Euch.
Am besten kann ich das an einem erlebten Beispiel vom Mittleren erklären.
Zu diesem genannten Zeitpunkt war er 6 Jahre (!).
Stadtverkehr, wir gemeinsam als Familie im Auto unterwegs> rote Ampel > warten
In dem Moment lief ein dunkelhäutiger Herr vorne an unserem Auto vorbei, Junior saß auf der Rückbank
"Mama, warum hat Hitler solche Menschen vergast?" :shock: :shock: :shock: :shock: :shock:

Bitte nicht missverstehen, meinem Mann und mir ist an Äusserlichkeiten alles egal, hauptsache man begegnet uns mit Freundlchkeit. Ganz gleich welche Unterschiedlichkeiten vorhanden sind, solange die Atmosphäre gut ist.. Ihr versteht bestimmt was ich meine. :D Und dies möchten wir auch unseren Kindern vorleben. Man kann alles fragen, so lange es in Respekt dem anderen gegenüber ausgesprochen wird. Ganz gleich ob das die Nachbarin ist oder der fremde Obdachlose.

Und natürlich kam schon damals Krieg, Nachrichten, Vergangenheit, Oma und Opa .. auf dem Tisch. Meistens kindgerecht.
Es wird selbstverständlich registriert, dass Emotionen.. eine gewisse Traurigkeit.. auch hin und wieder pures Entsetzen (also ich meine jetzt aus der Sicht des Erzählers; ansonsten ist natürlich der 2. Weltkrieg der blanke Horror.. die Furchtbarkeit jener Zeit.. es fehlen mir die Worte) die Stimmung des Gesprächs entsprechend "gestalten".

In diesem einem unbedarften Moment schiesst solch eine ehrlich gemeinte Frage eines Kindes in den Raum.
Für etwas was die pure Perversion ist, eine Art Dämon der Hölle, die Schreckensherrschaft eines Dikators .. der so viele Menschenleben auf dem Gewissen hat. Der kein Halt vor Kindern gemacht hat, jeder der anders war stand mehr oder weniger auf der Todesliste.
Ihr merkt vielleicht an meinen Worten, mit diesem Standpunkt.. mit meiner Haltung zu solch einem Geschehen..kommt im Anblick eines anders aussehenden Menschen diese Frage unseren 6 jährigen Sohnes.
In dem Moment kam ich an meine sachliche Grenze.
Kennt Ihr solche Situationen? Wie geht Ihr selbst damit um?
In der Sekunde des Nachdenkens (meinerseits ) wie ich anworte, wollte ich eigentlich mein Kind beschützen. :roll:
Da war dann soviel, was so gedanklich an die Oberfläche kam.. Wie die Erkenntnis, dass er doch mehr von Opas Erzählungen mitbekommen und offensichtlich auch verstanden hat. :shock:
Dass er sich mit Tod und Terror beschäftigt
Dass er mit dem Thema Folter in Berührung kam

Es ist so, ich möchte stets jede Frage unserer Kinder beantworten. Ich möchte niemals sagen: "Dafür bist Du zu klein! Das musst Du noch nicht wissen.. und so weiter..
Ich habe höchstens mal gesagt: "Darauf habe ich JETZT keine Antwort/ Lösung.. aber ich weiß, woher ich sie bekomme. Und dann können wir später darüber reden."

Aber was macht Ihr, wenn solche Themen bzw jene aufkommen, wo eine gewisse "Verletzungsgefahr" Eurer Lieblinge gegeben ist. Versteht Ihr was ich meine?


Um dieses Beispiel abzuschließen, ich habe geantwortet: " Was Hitler getan hat, war das Schlimmste überhaupt. Und ich hoffe sehr, dass solche Menschen nie wieder andere in dieses Unglück stürzen. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben und das soll und muß jeder für sich entscheiden. Mama und Papa sind der festen Überzeugung, dass jeder großartig ist. Keiner hat das recht, andere zu verletzen .. sei es körperlich oder mit Worten. Aber was Hitler getan hat, kann ich nicht begreifen. "
Irgendwann, sehr viel später .. habe ich ihm schon die Sachlichkeit (wenn das überhaupt möglich ist. :cry: ) zu seiner Idiologie versucht zu erklären. Und ich hoffe sehr, dass dies mir das ganze Leben schwer fällt.

Ich hoffe sehr, dass meine Herausforderung zu dieser Kriegsfrage, richtig verstanden wurde. :? .
Machen Euch solche Momente nicht nachdenklich?

Was kann man einem 6 Jährigen (oder welches Alter auch immer) zumuten? Oder ist vielleicht für Euch alles easy?

Weil in den letzten Beiträgen auch von glücklicher Kindheit gesprochen wurde. Für mich gehört zu einer glücklichen Kindheit auch eine gewisse Naivität, rosa rote Brille, die Sorglosigkeit (nachdem sich ja viele Erwachsene wieder zurück sehnen)
Irgendwie hoffe ich da, dass unser Jüngster nicht so schnell auf Hitler und so weiter .. zu sprechen kommt.

Mich beschäftigt noch etwas anders, das würde ich aber dann im nächsten Beitrag beschreiben.. Sonst wirkt es so verzerrt.

Ich freue mich über jeden Ratschlag.

Bis gleich, Butterbrot
Butterbrot
Beiträge: 34
Registriert: Di 26. Jun 2018, 23:09

Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von Butterbrot »

Teil 2 :D

Zwar Kopfkino: Buchstabieren ist für mich eine Übung der Vorschulkinder, Schüler der ersten Klasse.. O.k. Für clevere Kinder auch etwas früher. :D Aber live noch nie erlebt.
Euch habe ja erzählt, dass der Glückskeks die ersten Buchstaben kann. Was mich und meinen Mann schon vom Hocker gehauen hat. Die Großeltern wollten es auch nicht glauben, und reagierten bei "seinem Beweis" (seinerseits völlig unbefangen und frei von Druck.. sprich er sah ein Wort mit Großbuchstaben und hat es einfach getan. :lol: ) ähnlich.
Ich muss mal schauen, wann ich davon geschrieben habe (was ja zeitnah war).
Vergangenen Dienstag > Buchhandlung. Ich liebe Bücher :D und auch Hörbücher.
Und wo lief ich zielorientiert: Kinderabteilung..Duden für Kleinstkinder. Eigentlich wollte ich etwas völlig anders und doch wanderte ein A,B,C -Buch (was toll illustriert war) in meinem Einkaufskorb.
An der Kasse bemerkte ich eine gewisse Skepsis in mir. Ob das nicht zuviel für ihn ist.. ob das nicht zuviel Druck ist.. Warum soll sich ein noch nicht mal zweieinhalbjäriger Bub mit Buchstaben und Zahlen beschäftigen?? Mutiere ich jetzt zur Übermama :roll:
Das will ich nicht sein. Weder mutiert, noch erdrückend, noch zwanghaft. Mir ist es nach Spass, nach Freude, nach tollen Erlebnissen mit ihm, nach seinem Lachen.. nach Glücklich sein. Und zwar nach seinem Zeitplan, nicht nach dem meinigen.

O.k. Irgendwie landete dann das Buch trotzdem irgendwie daheim auf unserem Tisch.
Am nächsten Morgen, wir waren gerade beim Frühstück.. und der kleinste Lieblingssohn quengelte einwenig.. Kurzerhand griff ich zu seinem Bücherstapel und gab ihm eines, während ich mich mit meinem Mann weiter unterhielt.
Auf einmal war pure Stille ( Kennt ihr bestimmt auch, wenn es still wird/ ist.. muss man nachschauen :D :) )
Da sass er nun mit diesem neuen A,B,C-Buch und begann mit großen Augen und sichtbar purer Begeisterung zu blättern..
Er hat jeden Buchstaben klar benannt. Ich glaube, mein Mann war noch mehr von den Socken als ich.
Egal welche Seite er aufschlug, er kannte jeden.. egal ob der Reihe nach..rückwärts oder durcheinander. Er wusste es.

Und da beisst sich mein Kopfkino. Er kann so schön spielen, wie ein Kleinkind es eben tut.. reden wie ein kleines Kind.
Und dann sitzt dieses Wesen am Tisch und erzählt uns etwas von Alphabet.

Ist das für Euch völlig normal? Es kommt mir so unnatürlich vor :? . Als sich die Hochbegabung beim Mittleren gezeigt hat, war dieser um einiges älter. Da spricht man mit seinem Kind anders, als vergleichsweise mit einem 2 Jährigen.
Er macht ja auch noch all den Blödsinn eines 2 Jährigen.. und wenn er dann wieder einen Buchstaben findet und er sich freut, entdecke ich manchmal gewisse "Umschaltschwierigkeiten" meinerseits zu ihm.
Versteht Ihr was ich meine?
Da hüpft dieser Pampersrocker noch einwenig tollpatschig über die Treppen und eine Minute später stehen wir an einem Plakat und entdecken das O, das A, das E.. Bitte nicht mißverstehen, nicht ich gehe auf das Plakat zu, sondern er ruft: Mama, das A..

Ich bin der Meinung, dass disziplinierte Mama`s ihre Kinder regelrecht trimmen können. Manchmal empfinde ich das fast als moderne Sklaverei innerhalb der Familie, was solche Mäuse alles auf ihrem Terminkalender haben.. was sie tun müssen.. was sie können müssen. Doch ist der Übergang von dem Wunsch der Kinder.. zu dem Möchte-Gern-Gedanke der Eltern.. teilweise nicht fliessend?
Wann ist Förderung seelische Grausamkeit (etwas übertrieben ausgedrückt ;) )?

Heute hat er das erste Mal auf einem Karton zwei Großbuchstaben zu einem ausgesprochenen Wort zusammengesetzt.
Die Postbotin hätte fast einen Stuhl gebraucht.. und ich habe ihn dolle gelobt.
Ist dann Lob auch schon Druck? Generell bin ich ein absoluter Fan dieser Taktik. Doch machen nicht fast alle Kinder etwas, damit sie uns gefallen? Versteht Ihr was ich meine?
Wann ist es wirklich ihres?


Mehr denn je ist mir seine glückliche Kindheit wichtig., voll von Unbeschwertheit, voll toller Erlebnisse. Natürlich werden auch Grenzen gesetzt. Nein heisst nein und Ja heisst ja.
Wir möchten, dass er sich sicher fühlt.. dass absolute Vertrauen, dass wir ihn immer und zu jederzeit auffangen, egal ob an der Rutsche oder bei dem kurzfristigen Verlust seines Kuscheltuchs.. halten, halten, und nochmals halten.
Klar geht das nicht bis er 100 ist. :D , aber vielleicht bis 99 :)
Nein, Scherz beiseite.. ich bin mir bewusst, dass wir ihn nicht vor allem beschützen können. Negative Erfahrungen müssen (leider) im Leben auch sein.. Sie müssen Lösungen suchen können, Antworten finden, Probleme bewältigen, ein Bewusstsein für gut oder schlecht bekommen, dass sie sozial sind/ werden..und sich in unserer Gemeinschaft zurecht finden, sich wohl fühlen, mit sich im Reinen sein.
Aber das ist ja unabhängig von einer Hochbegabung, das sind die Zukunftsgrüsse alle Eltern. ;)

Gute Nacht, Butterbrot
Butterbrot
Beiträge: 34
Registriert: Di 26. Jun 2018, 23:09

Re: Erfahren und doch verblüfft

Beitrag von Butterbrot »

Teil 3 Glückliche Kindheit

Ich habe mich bis kurz der Geburt unseres ersten Sohnes lange gefragt, was ist eine glückliche Kindheit.
Selbst hatte ich sie nicht, zmindestens habe ich mich nicht in Erinnerung als glückliches Kind. Es gab durchaus Momente, in denen ich Freude erlebt habe: Weihnachten, Geburtstage usw.
Aber aufgrund Mißhandlungen seitens meiner Mutter ..sowohl emotionaler und seelischer Ebene, als auch körperliche Gewalt.. sind meine Erfahrungen eher von Angst geprägt; jener Person die sich Mutter nannte, aber machthungrig war.
Ursprünglich für mich normal gehalten, aber mit der Zeit von Schulkontakten habe ich immer mehr verstanden, dass dieses schlechte Verhalten meiner Mutter nicht in Ordnung ist.
Daher war für mich wichtig, dass unsere Kinder frei von diesen Grausamkeiten ist, aber trotzdem nicht antiautoritär.
Ich wollte niemals mein Kind schlagen.. und mir ist das gelungen.. und gelingt es auch weiterhin.

Im allgmeinen lernen ja Eltern durch ihr erstes Kind sehr viel, was dann beim 2. anders gemacht wird.
Das war bei uns nicht anders.
Eines habe ich auch begriffen, von allem gibt es ein krankenhaftes Zuviel.- oder auch zuwenig.. Sei es an Liebe, Freiheit, Konsequenzen, Führung.
Glück ist irgendwie die Mitte, meiner Meinung nach. Egal ob auf dem Konto, bei Freunden, im Arbeitsleben, im Privaten.
Und Glück ist alters.-und positionsunabhängig..
Erinnerungen können glücklich machen.. Das Gefühl einer gewissen Dankbarkeit kann glücklich machen.. Weihnachtsplätzchen können glücklich machen.. Spiele können glücklich machen..Oma und Opa können glücklich machen.. das elterliche Zuhause kann glücklich machen..
Und so versuchen wir mittig zu leben, zu arbeiten... Jeden Tag aufs Neue. Mal klappt es gut.. mal weniger.
Mal hat der Keks Fieber.. mal lacht er den ganzen Tag und hält uns begeisternd auf Trapp.

Irgendwie fühlt es sich manchmal nach einen ganzen Lebenskatalog an, ich muss einfach nur blättern. :)

Das Butterbrot
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