Ist das alles noch „normal“? Meine tägliche Unsicherheit.

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Ist das alles noch „normal“? Meine tägliche Unsicherheit.

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Luminella Schokokeks!

Ganz ehrlich - meiner Meinung nach wird der IQ massiv überbewertet (ich habe selbst IQ 143 und darf das schreiben :fahne: )! Hochbegabung ist nicht so extrem selten. In einer ganz normalen Grundschule mit 500 Schülern sind rein statistisch 10 Hochbegabte - tatsächlich werden es sogar ein bißchen mehr sein, weil die Minderbegabten oder sonst wie "behinderten" schon vorweg aussortiert wurden.

Erfahrungsgemäß haben Kinder rein AUF GRUND ihrer Hochbegabung keiner Schwierigkeit. Bei hochbegabten Kleinkindern reicht es, ihnen das "anzubieten", was sie von sich aus machen wollen bzw. einfordern. Damit kann man nichts falsch machen :) . Wichtig ist, alle Dinge im Kopf zu "löschen" die irgendwie im Zusammenhang mit einem Alter sind. Zum Beispiel "Kinder lernen in der Schule lesen, wenn sie etwa 6 Jahre alt sind". Oder "Wenn auf dem Puzzle "ab 6 Jahre" draufsteht, ist es meinem 3jährigen Kind sicher zu schwer.

Probleme ergeben sich bei Hochbegabten erst dann, wenn sie permanent unterfordert werden, was z.B. in Kindergarten oder Schule durchaus der Fall sein kann (aber nicht sein MUSS). Soziale hochbegabte Kinder neigen außerdem manchmal zu Überanpassung im Sinne von "nur nicht auffallen", was im Extremfall dazu führen kann, dass sie ihre Fähigkeiten bewusst verstecken, um möglichst "normal" zu wirken. Darüber brauchst du Dir aber (noch) keine Sorgen machen. Es reicht, wenn du dich dann kratzt, wenn es juckt ;) .

Mein älterer Sohn konnte an seinem 2ten Geburtstag sämtliche Groß- und Kleinbuchstaben benennen und perfekt buchstabieren. Zählen über 100, zweistellige Zahlen benennen, etliche Wörter "als Ganzes" erkennen,...

Mit 4 Jahren hatte er eine Entwicklungsdiagnostik (ohne IQ-Testwert) wo 8 verschiedene Bereiche getestet wurden. Im Befund war von einem "homogenen Entwicklungsprofil mit vielen Stärken und keinerlei Schwächen" die Rede. Seine tatsächlichen Schwächen, nämlich im sozial-emotionalen Bereich kamen erst später ans Tageslicht. Mittlerweile haben wir für ihn auch eine ADHS- und eine ASS-Diagnose, welche diese Schwächen erklären. Aber mit 4 Jahren war mein Sohn einfach nur süß, extrem vielseitig interessiert, mit extrem großem Wortschatz und erstaunlicher Ausdrucksweise, schlichtweg brilliant!

Heute ist er 8, in der Schule Minimalist (keinen Handgriff mehr als unbedingt notwendig), hängt am liebsten mit dem Tablett rum, schaut sich saublöde Youtube-Videos an (über die er sich prächtig amüsiert) und liest fast ausschließlich Donald Duck Comics :P . Die vielseitige Bewunderung (wie damals, als er mit 4 1/2 Jahren flüssig sinnerfassend lesen konnte) bekommt er heute absolut nicht mehr. IQ-Test haben wir immer noch keinen machen lassen, ich kann also nicht mal rückblickend sagen, ob es "nur" ein Entwicklungsvorsprung war oder ob mein Sohn eine Hochbegabung heute einfach besser "versteckt" als noch vor ein paar Jahren. Es ist (zumindest für mich) aber auch nicht wichtig.

Wie sich dein Sohn entwickeln wird, kann Dir niemand sagen. Aber wenn er sich für was interessiert und du es ihm ermöglichst, überfordert ihn das nicht. Das würdest du - wie schon beschrieben - schnell merken!

Mein Sohn hat übrigens im Kindergarten von einer altersgemischten Gruppe (1 1/2 bis 6 Jahre) sehr profitiert. In eine Krippe hätte ich ihn nicht geben wollen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Brisca
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Re: Ist das alles noch „normal“? Meine tägliche Unsicherheit.

Beitrag von Brisca »

Wir haben unsere Tochter, aufgrund vieler Auffälligkeiten die nicht dem Alter entsprechend waren, im Alter von 2,5 Jahren in einem Begabtenzentrum testen lassen .Hier kam eine überdurchschnittliche Begabung raus mit einem überdurchschnittlich hohem IQ wert.

Was ich dir zum Thema Erzieherin sagen möchtest ist, dass es wichtig ist eine gute Kommunikation mit diesen zu haben. Erzieherin- war bei mir das Ausschlaggebende Thema den Test zu machen bevor sie in den Kindergarten kommt. Ich habe einen sehr engen und guten Austausch mit den Erzieherinnen meiner Tochter. Hierzu muss ich sagen Gott sei Dank! Denn sie hat sich im Kindergarten komplett verstellt! Sie hat zu Hause mit gerade drei Jahren und schon ganze Männchen gemacht mit Hals,Kopf , Haaren, Auge, Händen fünf Fingern und alles was dazu gehört. Aber aus dem Kindergarten brachte sie mir immer nur kritzelkratzel Bilder. Als ich sie fragte warum sagte sie nur aber Mama ich möchte doch nicht dass die anderen wissen was ich kann. Es ist sehr wichtig hier drauf ein Auge zu haben . Mittlerweile steht bei uns eine frühere Einschulung im Raume was mich selber sehr unschlüssig macht und ich hin und hergerissen bin. NUN werden wir noch einmal einen Test machen im begabtenzentrum in Grevenbroich und dann weiteres zu entscheiden. Ich kann nur sagen dass es sehr wichtig und hilfreich ist wenn man frühzeitig weiß ob es ein Kind hochbegabt ist und dementsprechend handeln zu können ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen gerne tausche ich mich auch noch weiter mit dir aus.
Lunamia Schokokeks
Beiträge: 12
Registriert: Di 29. Jan 2019, 22:20

Re: Ist das alles noch „normal“? Meine tägliche Unsicherheit.

Beitrag von Lunamia Schokokeks »

Hallo und guten Abend in die Runde,

endlich komme ich mal zum Schreiben. Es ist in den letzten Wochen so viel passiert... Doch vorweg: Danke! Danke an eure tollen Rückmeldungen und Ideen, Hinweise und Anregungen. Ich lese sehr aufmerksam mit und reflektiere vieles von dem, was ihr geschrieben habt. Am meisten beeindruckt hat mich dieser Satz:
alibaba hat geschrieben:Du bist ein wenig verkopft, atme mal tief durch und trink ein Teechen.
Vielen Dank für's Wachrütteln Alibaba! Das Wort "verkopft" hat mich tagelang begleitet. Es ist so treffend formuliert, treffender geht's nicht. Inzwischen bin ich wieder entspannter, das Thema "Hochbegabung" ist zwar nach wie vor präsent, aber deutlich in den Hintergrund getreten. Das liegt nicht zuletzt an den Geschehnissen der letzten Wochen. Da das Forum öffentlich ist, mag ich an dieser Stelle nicht ins Detail gehen, daher nur so viel: wir haben nun Unterstützung was die Schlafproblematik angeht und sind nun gemeinsam auf der Suche nach der Ursache. Wir haben eine ganze Reihe von Terminen, darunter ist auch ein Termin zum Entwicklungstest. Wer dazu mehr wissen mag, kann mich gern persönlich anschreiben.

Abgesehen von dieser Neuerung habe ich einige eurer Tipps umgesetzt. Mein Sohn ist nun Besitzer von kleinem Lego - sehr zur Freude meines Mannes, der nun immer fleißig mit ihm die tollsten Dinge baut :lol: Wir gehen wieder regelmäßig ins Schwimmbad, ich stehe in engem Kontakt mit den Erzieherinnen und - vielleicht am wichtigsten - ich setze mich deutlich weniger unter Druck irgendwas falsch zu machen. Danke dass ihr mich in meinem Weg so bestärkt und mir Mut gemacht habt, auf meinen Bauch zu hören!
alibaba

Re: Ist das alles noch „normal“? Meine tägliche Unsicherheit.

Beitrag von alibaba »

Lunamia Schokokeks hat geschrieben: Inzwischen bin ich wieder entspannter, das Thema "Hochbegabung" ist zwar nach wie vor präsent, aber deutlich in den Hintergrund getreten. Das liegt nicht zuletzt an den Geschehnissen der letzten Wochen
DAS Thema wird dich immer wieder "neu" begleiten. Mal gerät es in den Hintergrund, weil es eben gerade eine Lösung gibt, mal ist es plötzlich wieder omnipräsent und wenn man denkt, jetzt hat es sich erledigt, da es schlummerte wie ein ruhender Vulkan, bricht es urplötzlich wieder neu aus. Und dann steht man genauso deppert da, wie am Anfang. Mich beschäftigt das Thema bereits über 10 Jahre und eigentlich weiß ich, das ich nichts weiß. Und selbst jetzt nach so vielen Beschäftigungsjahren und des "Schwörens" nie wieder ein IQ-Test, habe ich erst neulich gegoogelt - wegen dem Kind. Man hört eigentlich nie auf zu denken, so lange wie eben das Kind im eigenen Fokus steht.

Es müssen immer wieder neue Situationen neu bewertet bewerten.

Auf jeden Fall ist es aber so, dass Ihr immer auf eure spezielle Situation eingehen müsst. Die ist ja überall anders. Man kann hier viel schreiben, wenn der Tag lang ist, umsetzen müsst Ihr es ja. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass alle User die hier schreiben nichts falsch machen. Denn sie schreiben ja und alleine das ist bereits richtig, da man sich damit beschäftigt.

Eins muss klar sein, eine HB oder klug sein, ist ja nichts Schlimmes. Eigentlich ist das ein Geschenk, was man einfach so bekommen hat. Wenn ich jetzt noch meine gottgegebenen mütterlichen Instinkte damit kombiniere, dann ist "falsch machen" eigentlich unmöglich.

In dem Sinne -gutes Gelingen für die alltäglichen Herausforderungen.

VG
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Ist das alles noch „normal“? Meine tägliche Unsicherheit.

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben: Eins muss klar sein, eine HB oder klug sein, ist ja nichts Schlimmes. Eigentlich ist das ein Geschenk, was man einfach so bekommen hat. Wenn ich jetzt noch meine gottgegebenen mütterlichen Instinkte damit kombiniere, dann ist "falsch machen" eigentlich unmöglich.
Da unterschreibe ich mal zu 100% 8-)
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