...nachdem mir von unserer Schuldirektorin gesagt wurde, es sei so schade, dass man es beim großen Kind nicht von Anfang an gewusst habe, da hätte man ja ganz anders damit umgehen können, und sie sei ja so unauffällig und still gewesen - sie wäre bei ihr da nie drauf gekommen und auch die Klassenlehrerin bis Ende Klasse drei (bis zum von uns mitgeteilten Testergebnis) nichts gemerkt hat, außer, dass das Kind sehr leistungsstark ist, aber dass und wie sehr es sich langweilt und in welchem Maße die Motivation schon gelitten hat, hat sie nicht gemerkt ... würde ICH jetzt eher dazu tendieren, das Thema vorsichtig (!) gegenüber der Klassenlehrerin anzusprechen.
Voraussetzung für mich wäre, dass ich bei ihr ein generell gutes Gefühl habe und sie als offen, interessiert und engagiert wahrnehme. Und ich würde das nicht beim ersten Gespräch gleich auf den Tisch legen, sondern erstmal nur andeuten, dass das Kind "weit" wäre und ggf mehr Futter braucht. Wie in solchen Fällen damit umgegangen wird?
Falls dem so ist auch, dass es eher zurückhaltend ist und evtl nicht immer zeigt, was es schon alles weiß und kann.
So wars bei meinem Kind. Es hat sich immer zurückgehalten und darum fiel es halt auch gar nicht auf. Den Extrahefter mit Zusatzaufgaben, den es für schnellere Schüler gab, hat es nicht/kaum genutzt und stattdessen hat sie eher gemalt oder zum Fenster rausgesehen, wenn sie sich gelangweilt hat/schon fertig war.
Dafür wurde es leider von einigen Lehrern getadelt (obwohl sie bei Ansprache immer zum aktuell behandelten Thema bestens bescheid wusste und offensichtlich davon nicht vom Unterricht abgelenkt war!) und durfte das dann bei den meisten Lehrerinnen nicht mehr.
Ich selbst habe auch lange nicht gemerkt/ernst genug genommen, wie langweilig es meinem Kind in der Schule war und dachte, wenn sie die angebotenen Zusatzhefter mit Extraaufgaben (wenn sie mit allen anderen schon fertig ist) nicht nutzt, kann es so schlimm ja nicht sein...
Also ich würde jetzt wohl erstmal vorsichtig vorfühlen, wie die Lehrerin reagiert - siehe oben - und dann bei gutem Bauchgefühl mit viel Fingerspitzengefühl das Thema durchaus ansprechen.
Nicht im Sinne von Forderungen fürs Kind, sondern eher die Sorgen ansprechen, die du dir ggf machst.
(dass sie bspw nicht zeigt was sie kann z.B., dass es ihr alles schnell zu laut/zu viel wird u.ä. was es eben da an Problemen tatsächlich gibt)
Mein Tochter (inzwischen 5. Klasse) war damals nach der Schule/Hort übrigens immer sehr unausgeglichen und es gab beim Abholen immer erstmal Streit.
Nach so 1, 2 Stunden hatte sie dann ihr inneres Gleichgewicht wiedergefunden.
Da sie aber 3 Tage vor der Einschulung einen traumatischen Verkehrsunfall hatte, hab ich das damals eher auf eine mögliche PTBS zurückgeführt.
So ab Klasse zwei klagte sie früh dann immer öfter, die Schule sei so doof und sie wolle da nicht hin. Und wer diese blöde Schulpflicht bloß erfunden habe.
Hab ich nicht allzu ernst genommen. In Klasse drei häufte sich das dann immer mehr und das Kind reagierte auch immer öfter und stärker auf alles mögliche cholerisch. Und sie litt unter großen Selbstzweifeln. Das war dann einer der Gründe, warum ich sie haben testen lassen.
In der Schule war sie zwar sehr gut, trotzdem hatte ich zu dem Zeitpunkt auch Zweifel, ob sie wirklich hochbegabt ist, denn sooo auffällig fand ich sie dann wiederum auch nicht.
(Hätte sie nicht beim Mathekänguru recht gut abgeschnitten, hätte ich mir Test womöglich gar nicht getraut in Angriff zu nehmen...)
Äußerer dem IQ Test gab auch Fragebögen zur Lernmotivation und sozialer Integration in der Schule.
Die Ergebnis bei der Lernmotivation/positive Erwartungen gegenüber schulischen Inhalten war unterirdisch. (3. Perzentile)
Also alles in allem finde ich es gut, dass ihr jetzt schon Bescheid wisst und würde jetzt zwar nicht regelrecht auf Probleme warten, aber sehr aufmerksam beobachten. Grade angepasste, liebe und brave Mädchen wissen halt auch genau, was von ihnen erwartet wird und wollen oft nicht auffallen und niemandem Sorgen bereiten. Darum kann es sehr lange dauern, ehe man merkt, dass "etwas nicht stimmt". Und in der Zeit kann das Selbstwertgefühl und die Lernmotivation Schaden nehmen.
Hast du mit deinem Kind eigentlich schonmal über das Thema gesprochen?
Macht sie sich schon Gedanken über sich selbst?
Meiner Tochter hätte es sehr gut getan, eher bescheid zu wissen, denn sie dachte jahrelang, dass mit ihr was nicht stimmt (hat sie mir rückblickend selbst so erzählt, inklusive vieler Situationen, an die sie sich erinnerte) und hielt sich gar oft für dümmer als die anderen und merkte selbst, sie ist irgendwie anders. Darum hielt sie sich unter anderen Kindern immer sehr zurück, damit es keiner merkt.
Im Zusammenspiel mit den 1, 2 Freunden, mit denen sie auf ähnlicher Wellenlänge lag und zu Hause verhielt sie sich meist völlig anders, als in Kita/Schule.
Für sie war es schließlich eine große Erleichterung und Hilfe, endlich zu wissen, was da los war/ist und warum sie so empfindet.
(erst ging es nur um Hochsensibilität, denn dass das zu ihr passt, fand ich lange vor dem IQ-Test heraus und das haben wir auch viel thematisiert)
Bei der Kleinen jetzt, getestet kurz nach dem 5. Geburtstag, die zwar nach Gesamtergebnis nicht ganz den Wert für Hochbegabung hat, aber im Bereich Sprache und Logik die 130 erreicht/fast erreicht hat, habe ich dem Kind nach dem Test jedenfalls erklärt, dass ihr Kopf schon 6 ist, obwohl sie nach ihrem Geburtstag erst 5 ist. (Was ihr sicher auch total einleuchtet, da sie auch körperlich groß ist und immer für älter gehalten wird.)
Sie ist selbstbewusster, als die große Schwester und ich hoffe sehr, ich kann ihr das erhalten.
Sie hat aber auch schon gemerkt, dass sie mitunter nicht so gut zu den anderen Kinder im Kindergarten passt, vor allem nicht so gut zu den anderen Mädchen.
Zum Glück hat sie in ihrer Kindergartengruppe wenigstens einen Freund, mit dem sie toll spielt und der auf gleicher Wellenlänge funkt.
@Rabaukenmama: Meine Tochter hat mir immer sehr viel und detailliert aus der Schule berichtet. Oft schon beim Abholen auf dem Heimweg, oder wenn wir zu Fuß zusammen unterwegs waren. Abends vorm Einschlafen und am Abendbrotstisch.
Schulische Inhalte allerdings waren dabei kaum Thema. Dafür umsomehr, was sich zwischen den Kindern/in der Klasse/Im Hort so abgespielt hat. Das hat sie immer sehr beschäftigt und ich glaube, auch gestresst. Weil sie eben davon sooo viel aufgenommen und mitbekommen hat und mitunter auch nicht verstehen konnte, weil sie selbst so nie gehandelt hätte. (Andere auslachen/ärgern/sich gegen jemanden verbünden etc)