Kurzes Hallo

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
alibaba

Re: Kurzes Hallo

Beitrag von alibaba »

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Zuletzt geändert von alibaba am Do 31. Okt 2019, 15:32, insgesamt 1-mal geändert.
sinus
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Re: Kurzes Hallo

Beitrag von sinus »

alibaba hat geschrieben:
Da hab ich mal eine Frage.

Woher weiß man denn - bei einem so jungen Kind - das es weit voraus ist. Nehmen wir das Allgemeinwissen. Das finde ich ein gutes interessantes Beispiel. Mein Großkind hatte das schon immer. Immer hohe Prozentränge. Nur es fiel mir nie auf, dass es eben deutlich voraus ist. Woher auch? Ich stelle mich doch nicht hin und überprüfe Gleichaltrige. Woher weiß man das dann also?
Naja, wenn das eine Kind noch "Mamamma" plappert, dein Kind schon sagt "Miezekatze hat Fell an" (als wir darüber sprachen, dass es ganz schön warm sei! Ich bin ziemlich sicher, sie wollte damit ausdrücken, dass der Katze bestimmt auch warm sein muss...) und "Finger sieht ganz rot aus!" wenn es mit Fingermalfarben herumgegespielt hat. (beides Sätze meiner großen Tochter mit etwas über eineinhalb Jahren, die ich auf Video habe und wo man sehr gut sieht, was in dem Kind in dem Moment vorgeht bzw wie es über die beobachteten Dinge wirklich NACHDENKT).
Wenn es außerdem mit U2 Eichen und Ahornblätter unterscheidet, wo ein anderes Kind gerade mal Bäume als solche als eigene Kategorie erfasst hat. Wenn es nicht zu jedem Insekt "Biene" sagt, wie andere Kinder, sondern Hummeln, Wespen und Bienen unterscheidet.
Wenn das eine Kind Krikelkrakel malt, das andere schon szenische Bilder (z.B. Fische unter einer Wasseroberfläche und unten Wasserpflanzen), wenn das Kind Puzzle löst, die für wesentlich ältere Kinder sind, wenn ein Kind super schnell Spielregeln versteht, für nicht altersgerechte Spiele, wenn eine Kind sehr früh tiefergehende Fragen stellt ("Was ist Strom? Aus was besteht eigentlich Feuer? Was machen Ameisen nachts?" und auch das erwähnte "Wo war ich, bevor ich in deinem Bauch gewachsen bin?")...
Meine Große hat auch mit 2 schon Rollenspiele gespielt und dabei aktiv Geschichten erfunden, tw mir auch lange selbst erdachte Geschichten mit kompletten Handlungssträngen erzählt.
In einem Alter, da konnten andere Kinder noch nichtmal ein Erlebnis richtig widergeben/erzählen.
(Ich habe auch da einige Videos und es gibt eine Geschichte, die sie mit 3 erzählte, da gibt es sogar eine innere Verschachtelung. Also eine Geschichte wird da in einer Geschichte erzählt)
Beim Vorschultest bei der Großen damals im Kindergarten sollten die Kinder Formen aus bunten Bausteinen nachlegen, die die Testerin ihnen vorgab.
Sie saß über Eck (90-Grad-Winkel)und legte die zusammengesetzte Form vor das Kind hin und die Kinder sollten dieselbe Form dann nochmal vor sich nachbauen. Meine Tochter hat die Bausteine im Kopf aber noch mal um 90 Grad gedreht und die Form so nachgebaut, dass die Testerin - die wie gesagt über Eck saß - die Form so sah, wie sie sie selbst vorher vor sich gesehen hatte. (Ich hatte damals übrigens den Eindruck, dass das der Testerin gar nicht auffiel, mir aber sehr wohl)
Bei meinen Kindern sieht man einen Vorsprung auch (vorausgesetzt man schaut genau hin) deutlich auf den von ihnen gemalten Bildern.
Obwohl Nr. 2 bei weitem technisch nicht so gut malt wie Nr. 1 in dem Alter, fällt auf, dass sie wie die Schwester die Größenverhältnisse sehr realistisch darstellt. Also Pilze klein, Bäume groß, etwa im richtigen Verhältnis.
(bei anderen Kindern sind bspw die Blumen auf der Wiese oft ähnlich groß wie Menschen. Das sehe ich bei vielen Kindern noch bis weit ins Grundschulalter hinein!)
Menschliche Figuren ebenso - die Größenverhältnisse sind viel realistischer, als die anderen Kinder es malen. Neulich hingen bspw Selbstbildnisse der Kinder aus dem Kiga aus.
Zwar fiel Kind zweis Bild nicht wie bei der Großen damals total krass heraus (die Große malte wirklich deutlich erkennbar auch "technisch" nicht altersansprechend, sie hatte einen sehr "klaren Strich"), aber die Kleine hatte bspw zahlreiche Details gemalt, die bei den anderen fehlten. (Bspw besondere Accessoires an der Hose, die sie an dem Tag angehabt hatte und das Muster ihres Pullis)
Meist sind es so Kleinigkeiten, die nur bei genauerem Hinsehen auffallen... Das erfordert natürlich auch beim Beobachter/Betrachter eine gewisse Beobachtungsgabe... Im Kindergarten gab es damals bei meiner Großen nur so 1-2 Erzieher, denen solche Sachen überhaupt auffielen. (Schlicht weil die anderen selbst nicht so genau hinsahen/unterschieden)

Ich habe bei meinen Kindern oft gemerkt, dass ich meine Kinder automatisch so behandele, als seien sie 1-2 Jahre älter. Das habe ich aber immer nur dann bemerkt, wenn altersgleiche Kinder dabei waren und ich merkte, dass ich einfach anders mit ihnen reden musste. Man sieht ja an den Reaktionen, ob das ankommt, was man sagt. Und wie viel verstanden wird.
Seitdem ich Malkurse für Grundschüler gebe, fällt mir das noch deutlicher auf. Im Vergleich zur Großen, als sie noch im Grundschulalter war und manchmal jetzt sogar auch im Vergleich zur Kleinen. (Die im Wissen/Verstehen ca. auf dem Niveau einiger der eher cleveren der Erstklässler ist, die in meinen Kursen sind. Also ich hab einige Erstklässler, die ich "jünger" behandeln/etwas erklären muss, als sie/ihr)
Da setze ich oft Dinge (Wissen, Verständnis) voraus, wo ich dann merke, dass das ganz und gar nicht zu erwarten ist.
Zuletzt geändert von sinus am Fr 25. Okt 2019, 22:01, insgesamt 2-mal geändert.
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Karen
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Re: Kurzes Hallo

Beitrag von Karen »

Meine Tochte hat anderen aufgefallen ab Geburt bis so 3.5-4 Jahren. Dann haben ihre Probleme in Kita angefangen und seit dem sie mit 4 ins Kiga gekommen ist, hat sie sich völlg angepasst. Sie hat aufgehört zu lesen (buchstaben zusammenziehen konnte sie schon mit 3.5, aber mit 4 war schlüss), sie hat aufgehört schön zu malen. Wenn mit 3 ein Baum Äste, Blätter, Wurzeln hatte, Erde und Grundwasser waren auf dem Bild und sogar Wasser im Baum - mit 4 in Kiga war ein Baum ein Viereck in Braun und ein grünes Kreis oben drauf. Lesen kann sie mittelerweile (sie ist jetzt 6) aber noch nicht fliessend und ist so ziemlich in Mittelfeld der 2 Klasse (sie hat 1 jahr übersprungen). Nur in Mathe hat sie nicht wirklich aufgehört und ist immer noch in Vorprung, trotz überspringen. Sie macht aber oft Fehler durch unaufmerksamkeit. Also - nach aussen fallt sie nicht gross auf, sicher nicht so wie mit 2. Wenn nicht ihre psychosomatische beschwerden und weigerung der Kiga hätte niemand was gemacht oder gemerkt.
sinus
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Re: Kurzes Hallo

Beitrag von sinus »

Ich musste mit meiner Großen (5.Klasse) neulich eine missglückte Mathearbeit (3-) nacharbeiten...
Sie selbst meinte, sie sei einfach zu dumm für Mathe. Ich war etwas erstaunt, da sie ja beim logischen Verständnis >PR 99 hatte.
Beim gemeinsamen Durchrechnen habe ich dann bemerkt, dass sie (abgesehen von der ihr durch nicht Üben fehlenden Routine beim Kopfrechnen) in Gedanken immer schon einen Schritt voraus war und viel zu kompliziert dachte. Hätte sie Schritt für Schritt die unterrichteten Rechenregeln abgearbeitet, hätte sie die Aufgaben problemlos lösen können. Sie hat aber immerzu sich selbst beim Denken quasi überholt... und dann oft den Anschluss verloren/Faselfehler gemacht, weil sie dabei was übersehen hat dabei u.ä..
Manchmal war mir völlig unklar, was sie grad machen wollte/tat, erst wenn sie es mir erklärte, kapierte ich ihre Denkweise. (die logisch richtig war, aber nicht der Weg, der angewandt hätte werden sollen und wie gesagt tw dazu führte, das große Ganze aus den Augen zu verlieren...)
Das ist auch sowas typisches - das Denken "out of the Box".
Leider ist das nicht gerade das, was in der Schule gefragt ist... :(
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Rabaukenmama
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Re: Kurzes Hallo

Beitrag von Rabaukenmama »

sinus hat geschrieben:...ich hab inzwischen nicht mehr alles gelesen/verfolgt, wollte nur mal anmerken, dass meine getestete HB-Tochter zwar einige kleinere "Auffälligkeiten" hatte, aber keine der von euch beschriebenen Wunderdinge konnte. :fahne:
sinus hat geschrieben: Also Hochbegabte können auch verdammt unauffällig sein... soweit waren wir dich eigentlich schon mehrfach.
Aber gerade wenn ein Kind in so jungem Alter schon einen so deutlichen Vorsprung hat, erscheint mir das schon ein nicht unwichtiger Hinweis.
Für "Wunderdinge" halte ich nichts, was ich hier von meinen Kindern beschrieben habe. Da passt eher Francis Galton (1822 bis 1911) rein, der schon mit 12 Monaten alle Buchstaben beherrschte und 2 1/2 Jahren sinnerfassend Bücher las und mit 4 Jahren sowohl dividieren als auch multiplizieren konnte. Ein klassisches Wunderkind war auch Christian Heinrich Heineken (1721 bis 1725), der unter anderem mit 3 Jahren eine Geschichte von Dänemark verfasste, allerdings schon mit 4 Jahren verstarb.

Das, was z.B. Karen und ich über unsere Kinder berichten sind keine Wunder, aber es ist eben - in dem Alter - sehr auffällig. Was absolut nicht heißen soll, dass jedes Kind, welches schon früh bestimmte Fertigkeiten beherrscht, auch hochbegabt ist, und was auch in keinem Widerspruch dazu steht, dass viele hochbegabte Menschen in ihrer Kindheit kaum bis gar nicht auffallen.

Mich stört nur der immer wieder kehrende Verweis auf das "fördernde Elternhaus" und die "Aufmerksamkeit" im Zusammenhang mit diesen Dingen. Und mich stört dieses denken in Extremen. Wenn man hier (in einem Forum für kluge Kinder) mal kurz erwähnt, was das Kind schon kann, dann heißt es sofort "Ist nicht ungewöhnlich, ist bei einem fördernden Elternhaus ganz normal!". Wenn man dann genauer ausführt, was man selbst dennoch für auffällig gegenüber Gleichaltrigen hält, ist schon von Wunderdingen die Rede und es kommen Vergleiche wie "mit 4 Jahren fließend Harry Potter lesen" :roll: .

Und dann wird es noch so hingestellt, als würde man ständig andere Kinder taxieren um Vergleiche anstellen zu können, bei denen das eigene Kinder immer als "besser" hervorgeht. Dabei verharmlost hier niemand, in welchen Bereichen die kognitiv sehr fitten Kinder im Vergleich zu Gleichaltrigen hinterherhinken. Und man kann als Mama ja auch nicht mit Scheuklappen durch die Gegend laufen und nicht mitbekommen, was andere Kinder im Kindergarten aktuell beschäftigt bzw. interessiert und wie diese sich entwickeln.

Da finde ich einfach schade, dass man nicht einfach die Kirche im Dorf lassen und davon ausgehen kann, dass der Großteil der User hier weder absichtlich lügt noch gewaltig über- oder untertreibt :fahne: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
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Re: Kurzes Hallo

Beitrag von sinus »

...ich mag dieses Relativieren von auffälligen Beobachtungen auch nicht mehr lesen oder hören, ehrlich gesagt. Es hat mich jahrelang verunsichert und bei mir oft das Gefühl aufkommen lassen, Gespenster zu sehen/völlig Normales für Besonderes zu halten.
Dabei hat man als Mutter doch eigentlich meist eine ganz gute Wahrnehmung.
Es gibt (im Netz und tw auch in der Realität) immer jemanden, der dieses oder jenes auch schon kann/besser kann. Trotzdem habe ich inzwischen ja bestätigt bekommen, dass mein Bauchgefühl bei der Großen von Anfang an richtig war. Ich begann hier übrigens zu lesen, da war meine Tochter erst 1, 2 Jahre alt... und brauchte schließlich erst den Kängurutest, um den Mut zu finden, das Kind endlich testen zu lassen. Zu groß die Angst vorher, mich doch kolossal im Kind zu irren und mich womöglich lächerlich zu machen...

Mehr wollte ich eigentlich nicht sagen: es braucht noch nichtmal so ganz besonders herausstechende Fähigkeiten, wie die, von denen man hier mitunter liest - meine Tochter kann/konnte vieles davon nicht, und trotzdem kann ein Kind hochbegabt sein.
Ich finde zwar den Hinweis, dass es sich auch mal nur um Entwicklungsvorsprünge handeln kann nicht verkehrt, aber die Vehemenz, mit der Auffälligkeiten gern und immer und immer wieder relativiert und kleingeredet werden, nervt mich.
Zumal man durchaus ja auch in Betracht ziehen muss, dass man vielleicht eine andere Wahrnehmung von "normal" hat, wenn man selbst überdurchschnittliche Kind hat und auch selbst recht klug ist.
(eine Freundin von mir - die, die die mögliche ASS ihre Kinder nicht abklären mag, behauptet bspw ständig, das dieses und jenes doch völlig normal sei. Das Lernen einer Fremdsprache innerhalb weniger Wochen bis zum Niveau, Bücher Inder Sprache zu lesen, Schach neu lernen und dann gleich so gut, Leute zu schlagen, die jahrelang schon im Verein spielen, besondere Gedächtnisleistungen ... laut ihr alles reine Fleißleistungen und mit Hilfe bestimmter Techniken (wie Memorierungstricks) - im Grunde könne das doch jeder, sagt sie. Das seien doch keine Zeichen von Intelligenz, sondern nur Fleiß und Tricks. Ihre Maßstäbe als selbst Hochbegabte sind einfach sehr hoch...)

Was mich ebenso nervt, ist die Betonung immer wieder darauf, dass Hochbegabte (gilt im Übrigen auch für Hochsensible) gar nicht anders sind als alle andern Menschen auch ... wenn dem wirklich so wäre - wozu dann all die Literatur zum Thema und warum lesen und schreiben wir dann hier???
Sicherlich gibts die unauffälligen, problemlosen, das sind vielleicht die, die das Glück haben, mit besonderen Charaktereigenschaften gesegnet zu sein und/oder die, die das Glück haben, meistensteils in passendem Umfeld zu leben und zu lernen, aufmerksame Erzieher und Lehrer zu haben. Manchmal vielleicht auch die, die alles mit sich selbst ausmachen und nach außen gar nicht zeigen, wie es wirklich in ihnen aussieht.
Und ich bin auch überzeugt, dass es immer wieder Phasen gibt, in denen alles rund läuft. Vielleicht jahrelang.
Aber es gibt eben auch die Phasen, in denen vermehrt Probleme auftauchen.
Aber das völlige Verneinen der "typische" Probleme ist für mich sehr ärgerlich, weil es erstens die Wahrnehmung, die man selbst hat, herunterredet und/oder einem einreden möchte, dass die Ursache der Probleme ganz woanders liegen müssen.
Da stochert man dann am Ende irgendwo herum, statt gezielt die Probleme in Angriff zu nehmen, die wirklich durch die fehlenden Passung/intensives Erleben/zu viel Denken u.ä. entstehen.
(Ich kenne in unserem Umfeld übrigens inzwischen 4 getestet hochbegabte Kinder und sie haben/hatten alle zweitweise und in unterschiedlichem Ausmaß mit gewissen der "typischen" Problemen zu kämpfen.
Ganz sicher gibts auch Hochbegabte, die null Probleme haben - aber allein mal vom Prozentsatz 2-3% ausgehend werden es nicht mehr sein, als die, die eben doch "Anpassungsprobleme" haben.)

Insofern wäre ein Rat an die TE: vertraue in erster Linie mal deinen Beobachtungen und deinem Bauchgefühl, egal was Hinz und Kunz dazu schreiben/sagen! Und verfolge es weiter.
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
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