Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Meine3
Dauergast
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Meine3 »

Wenn du es weder empfindest, dass ich dich, noch dass ich dein Kind angegriffen habe, warum lässt meine Aussage dann für dich nur den Schluss zu, dass der Junge UND dein Sohn wahrnehmungsgestört sind? Und warum betonst du dann extra, dass nur der Mutter die Autismus-Diagnose willkürlich erschien, nicht DIR?
Hallo liebe Rabaukenmama,

Das ist eigentlich recht leicht erklärt, wenn man berücksichtigt, was du zuvor geschrieben hattest ;) :
Wobei ich mich auch hier frage, welche Hilfen ein Hochbegabter ohne Wahrnehmungsstörung, Sinnes-oder sonstiger Behinderung so dringend brauchen sollte. Was jetzt wirklich?
Meine Antwort, bezog sich genau auf diese Frage deinerseits. Hilfe brauchen manchmal auch Eltern hochbegabter Kinder und sie selbst, die keine Wahrnehmungsstörung haben. Auch ohne eine Wahrnehmungsstörung oder mit einer dann späteren "vielleicht"-Diagnose (wie bei meinem Sohn, der "vielleicht" ADHS hat), kannst du als Eltern an deine Grenzen kommen und dann irgendwann therapeutische Hilfe suchen und dir erhoffen, dass die Diagnostik, hilft, das Kind besser zu verstehen und somit den Alltag besser bewältigen zu können.


Ich schätze deine Beiträge hier sehr. Du bist persönlich, gibst viel von dir preis, was ich persönlich sehr positiv finde. Denn aus den Erfahrungen anderer kann man meist den größten Nutzen für sich selbst ziehen, mehr als aus gut gemeinten Ratschlägen... Trotzdem bist du meist objektiv (soweit das eben geht, wenn man persönlich betroffen ist) und respektvoll, du hast gute Gedanken und kannst diese klar und präzise äußern.

Nichts desto trotz habe ich das Gefühl, dass wir, seit der "hochsensible Menschen sind für mich die Vorstufe von Autisten"-Aussage meinerseits, die dich ja irgendwie erzürnt hatte, nicht mehr auf einen Nenner kommen, da du speziell meine Beiträge nicht mehr "objektiv" liest. Was mich hierbei irritiert ist, dass sowohl Sinus als auch Charlotte12 im Grunde genau das gleiche sagen oder äußern (Zum Thema Hochsensibilität und Autismus und deren eventueller Zusammenhang), das aber dann von dir als interessante These betrachtet wird, während es bei mir deiner Meinung nach, einfach nur "falsch" war, dies miteinander in Beziehung zu stellen :gruebel:. Ich komme nicht umhin, zu dem Schluss zu kommen, dass wir also grundsätzlich oft aneinander vorbei reden (seit dieser o.g. Diskussion). Ich mache vielleicht manchmal den Fehler, dass ich in einem Forum für hochbegabte Kinder, das Gefühl habe, vielleicht nicht jeden meiner Gedanken lang und breit erklären zu müssen (wie ich es sonst in einem anderen Forum tun würde), sondern dass davon ausgegangen wird, dass ich manche Dinge "verstehe" und somit als "logisch" bzw. gegeben voraussetze. Dies hat in der Vergangenheit schon öfter zu Missverständnissen geführt.
Du warst ja auch nicht dabei als der Bub im Kindergarten auf andere Kinder losgegangen ist, sondern gibst das weiter, was die Mutter dir erzählt hat. Und die war vermutlich auch nicht dabei sondern wurde von den Kindergärntnerinnen informiert. "Auf andere losgehen" kann vieles bedeuten: andere zu schlagen, zu schubsen, ihnen zu drohen, sie anzubrüllen,... Dann schreibst du, es wäre "ohne große Vorwarnung" (ohne Anzeichen von Wut) passiert - da würde mich interessieren, ob das nur die Sicht der Kindergärtnerinnen ist und wie das Kind selbst das sieht. War es wirklich "aus dem nichts heraus" oder gab es einen Auslöser, der das Kind binnen kurzer Zeit sehr wütend gemacht hat? Gab es also wirklich keinen Auslöser oder wurde dieser einfach nicht bemerkt?
Es gab natürlich einen "Trigger". Den gibts immer ;) (subjektiv betrachtet!!), aber die Reaktion des Kindes war (objektiv betrachtet) absolut nicht verhältnismäßig. Der Trigger war tatsächlich mein Sohn. Das jetzt minutiös auszuführen, würde zu weit führen, das geht zu sehr ins Detail. Ich kenne den Auslöser, die Mutter war zufällig tatsächlich dabei und ich habe es von der Mutter, die dabei war. Und solche "Vorfälle" nahmen in der der Zeit einfach zu und diese eine Situation, die die Mutter miterleben "durfte", war für die Mutter wiederum der Auslöser zu sagen, dass sie Hilfe braucht bezüglich ihres Sohnes.
Kindergarten-Verweigerung ist ähnlich. Wie schlimm wirklich ist es für das Kind, in den Kindergarten zu gehen?


Du kannst davon ausgehen, dass wenn Eltern unter anderem deswegen einen Therapeuten aufsuchen, die Verweigerung MASSIV war.
Die Auffälligkeiten des von Dir beschriebenen Kindes können an einem Mißfit zwischen Kind und Kindergarten, Kind und Eltern oder Eltern und Kindergarten liegen. Sie können auch noch im normalen Bereich sein, aber vom Kindergarten schlichtweg übertrieben werden, oder sie sind auf eine Wahrnehmungsstörung zurückzuführen. Es können auch mehrere der Punkte gleichzeitg zutreffen.
Natürlich! Genau so ist es. Da dies aber eben von Eltern- oder Erzieherseite nicht mehr feststellbar war, wurde die KJP aufgesucht. Bei uns (meinem Sohn) war es ja dasselbe. Man möchte die Ursache dafür doch herausfinden! Heißt dies aber, dass man jede Diagnose "blind" annehmen muss, auch wenn man das dringende Gefühl hat, dass sie nicht korrekt ist? :gruebel: Geht denn hier nicht auch "beides"? Hilfe suchen, dann aber das Gefühl haben, dass dies nicht die Hilfe ist, die man benötigt? Ist dies nicht auch legitim oder nachvollziehbar?

Um es noch einmal klarzustellen: es ist nicht so, dass die Eltern sich gegen die Diagnose Autismus aus "Angst" wehren. So empfinde ich es nicht und so schildern sie es auch nicht. Sie denken einfach nur, dass es nicht stimmt. Und zu diesem Schluss kommen sie aus vielerlei Gründen. Dass was die KJP oder ich "sehen" an dem Kind, sehen und interpretieren sie einfach anders. Mag sein, dass dies darauf zurück zu führen ist, dass sie ihr Kind nicht so gern als Autist sehen WOLLEN, aber mir kommt es nicht so vor. Mir kommt es vielmehr so vor, als würden sie es wirklich einfach anders betrachten und sie kennen ihren Sohn nunmal am besten. Ich kann ja schlecht sagen:" Hey Leute, aber er hat nicht erkannt dass das Kind sich vor dem Brokkoli ekelt, findet ihr das nicht merkwürdig??", wenn sie eine ebenfalls recht plausible Erklärung haben. Sie beobachten ihr Kind seither sehr genau und genau das meint die Mutter mit "den Blick auf mein Kind verdorben". Sie beoobachtet nun ständig und fragt sich:" spricht dies oder jenes Verhalten vielleicht doch für die Autismus-Diagnose?"... Ich persönlich kann sehr gut verstehen, dass das die Mutter als unschön empfindet. Es wäre sicherlich ratsam, einfach um genau dieses Kopfkino zu beseitigen, nochmal bei einem Experten vorstellig zu werden. Aber darauf müssen sie selbst kommen :fahne:. Die nötigen "gedanklichen Schubser" gebe ich ihnen immer wieder bei passender Gelegenheit. Mehr kann ich meinerseits nicht tun.
Nach deiner Schilderung bin ich davon ausgegangen, dass die Auffälligkeiten schon länger existieren, andere deutlich beeinträchtigen und dass die Eltern der Überzeugung sind, von ihrer Seite (Erziehung, Stimmung in der Familie) wäre alles in Ordnung. Demnach wäre die einzige Erklärung, die NICHT auf die Ablehnung der Eltern stoßen würde: der Kindergarten ist "schuld"! Das kann natürlich der Fall sein, wurde aber (ob richtig oder fälschlicherweise) von der Psychologin offensichtlich nicht so gesehen
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Ja, die Auffälligkeiten existierten schon länger und ja, der Alltag war deutlich beeinträchtigt, aber NEIN: die Eltern dachten nicht, es wäre alles in Ordnung. Sie haben die Diagnostik ja veranlasst. Sie sehen auch nicht die Schuld im Kindergarten. Es gibt doch nicht nur Autismus für die Erklärung von Verhaltensauffälligkeiten?! :gruebel:... Nur weil sie die Diagnose "Autismus" ablehnen, denken sie nicht, dass alles okay ist...

Bei uns war ja beispielsweise so, dass die Erzieher den Verdacht auf Hochbegabung und daraus resultierende chronische Unterforderung, gepaart mit temporärer sozialer Überforderung (Kita-Wechsel, Verlust der Freunde, der alten Umgebung, etc.) hatten. Und ich von mir aus auch an ADHS dachte, da ich meinen Sohn ja auch schon vorher kannte ;) hatten. Letztendlich hatte bei uns die KJP lediglich eine reaktive Anpassungsstörung eindeutig diagnostiziert. Alles andere war ja doch sehr wage. MICH hat sie auch nicht überzeugt mit der Diagnose (ist dieselbe KJP) und vielleicht kann ich deswegen auch so gut nachvollziehen warum die Eltern die Diagnose anzweifeln, obwohl wahrscheinlich was dran ist.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Meine3 »

charlotte12 hat geschrieben:
Ich finde übrigens auch charlotte12s Ansicht, dass Hochsensibilität quasi ein Vorstufe zu Autismus ist, interessant. Ich glaube zu verstehen, wie charlotte das meint, sehe aber in der Verallgemeinerung dieser These eine große Gefahr.
Ich fand diese Theorie zwar spannend und habe dazu Fragen gestellt, bin aber nicht der Urheber - kenne mich mit beiden Themen viel zu wenig aus, um Theorien dazu aufzustellen. Wobei ich gerade den Urheber nicht wiederfinde, Meine3 vielleicht?

Hallo,

das erste Mal, dass diese Theorie zur Sprache kam, war hier:

viewtopic.php?f=15&t=5162

Dann hat sinus etwas zu diesem Thema geschrieben, den finde ich aber grade nicht mehr?!

Und dann hast du die beiden "Phänomene" Hochsensibilität und Autismus in Beziehung miteinander gesetzt...

Gruß, Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Rabaukenmama
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Rabaukenmama »

Meine3 hat geschrieben:
Wenn du es weder empfindest, dass ich dich, noch dass ich dein Kind angegriffen habe, warum lässt meine Aussage dann für dich nur den Schluss zu, dass der Junge UND dein Sohn wahrnehmungsgestört sind? Und warum betonst du dann extra, dass nur der Mutter die Autismus-Diagnose willkürlich erschien, nicht DIR?
Hallo liebe Rabaukenmama,

Das ist eigentlich recht leicht erklärt, wenn man berücksichtigt, was du zuvor geschrieben hattest ;) :
Wobei ich mich auch hier frage, welche Hilfen ein Hochbegabter ohne Wahrnehmungsstörung, Sinnes-oder sonstiger Behinderung so dringend brauchen sollte. Was jetzt wirklich?
Meine Antwort, bezog sich genau auf diese Frage deinerseits. Hilfe brauchen manchmal auch Eltern hochbegabter Kinder und sie selbst, die keine Wahrnehmungsstörung haben. Auch ohne eine Wahrnehmungsstörung oder mit einer dann späteren "vielleicht"-Diagnose (wie bei meinem Sohn, der "vielleicht" ADHS hat), kannst du als Eltern an deine Grenzen kommen und dann irgendwann therapeutische Hilfe suchen und dir erhoffen, dass die Diagnostik, hilft, das Kind besser zu verstehen und somit den Alltag besser bewältigen zu können.


Ich schätze deine Beiträge hier sehr. Du bist persönlich, gibst viel von dir preis, was ich persönlich sehr positiv finde. Denn aus den Erfahrungen anderer kann man meist den größten Nutzen für sich selbst ziehen, mehr als aus gut gemeinten Ratschlägen... Trotzdem bist du meist objektiv (soweit das eben geht, wenn man persönlich betroffen ist) und respektvoll, du hast gute Gedanken und kannst diese klar und präzise äußern.

Nichts desto trotz habe ich das Gefühl, dass wir, seit der "hochsensible Menschen sind für mich die Vorstufe von Autisten"-Aussage meinerseits, die dich ja irgendwie erzürnt hatte, nicht mehr auf einen Nenner kommen, da du speziell meine Beiträge nicht mehr "objektiv" liest. Was mich hierbei irritiert ist, dass sowohl Sinus als auch Charlotte12 im Grunde genau das gleiche sagen oder äußern (Zum Thema Hochsensibilität und Autismus und deren eventueller Zusammenhang), das aber dann von dir als interessante These betrachtet wird, während es bei mir deiner Meinung nach, einfach nur "falsch" war, dies miteinander in Beziehung zu stellen :gruebel:. Ich komme nicht umhin, zu dem Schluss zu kommen, dass wir also grundsätzlich oft aneinander vorbei reden (seit dieser o.g. Diskussion). Ich mache vielleicht manchmal den Fehler, dass ich in einem Forum für hochbegabte Kinder, das Gefühl habe, vielleicht nicht jeden meiner Gedanken lang und breit erklären zu müssen (wie ich es sonst in einem anderen Forum tun würde), sondern dass davon ausgegangen wird, dass ich manche Dinge "verstehe" und somit als "logisch" bzw. gegeben voraussetze. Dies hat in der Vergangenheit schon öfter zu Missverständnissen geführt.
Hallo meine3!

Oje, da ist ja in der Kommunikation noch mehr schief gelaufen, als ich gedacht habe! Ich versuche mal, meine Sicht so dazustellen, dass du weißt, wie ich es gemeint hat. Mein Aussage war nicht so gemeint, dass ein hochbegabtes Kind automatisch eine *Wahrnehmungs*störung haben muss, wenn es Hilfen benötigt, das war falsch ausgedrückt :fahne: . ABER: irgendeine Störung muss trotzdem der Hintergrund für das Verhalten sein. Denn "nur" hochbegabte, aber ansonsten neurotypische Kinder haben das von Dir beschriebene Aggressionsproblem (zumindest in diesem Ausmaß) NICHT. Die Hochbegabung als "Erklärung" dafür herzunehmen empfinde ich als grotesk. Hochbegabung ist keine Störung, sondern - ähnlich Hochsensibilität - ein Persönlichkeitszug. Noch dazu einer, mit dem man im Leben "da draußen" gegenüber durchschnittlich Begabunten hauptsächlich Vorteile hat ;) .

Die Behauptung, ein Kind hätte AUF GRUND SEINER HOCHBEGABUNG ein permanentes Aggressionsproblem, ist etwa so zu sehen, als würde ich behaupten, mein Kind ist auf gebärdensprachigen Unterricht angewiesen, weil es blond ist. Wobei - wie schon beschrieben - durch ständige Unterforderung durchaus "mißfits" auftreten können, welche dann zu sozial-emotionalen Schwierigkeiten (auch zu Aggressionen) führen können. Aber dann ist trotzdem das mißfit die Ursache für die Schwierigkeiten, nicht die Hochbegabung.

Dass ich in meinem Bezug auf Hochsensibilität geglaubt habe, der Betrag dazu wäre von charlotte12 gekommen, liegt schlichtweg daran, dass ich mich geirrt habe. Ich habe das Problem, Namen durcheinander zu bringen, schon seit meiner Kindheit. Dass es NICHT im Zusammenhang mit meiner teilweisen Gesichtsblindheit steht, merke ich daran, dass es mir hier im Forum auch schon einige Male passiert ist :P . Ich glaubte, mich zu erinnern, der Beitrag wäre von charlotte12 gekommen, tatsächlich warst es du. Der Beitrag hat mich im ersten Moment ziemlich geärgert, weil ich das Gefahrenpotential dieses Sichtweise auf den ersten Blick erkannt habe. Was ich damit meine habe ich bereits ausführlich beschrieben. Mir tun die Autisten leid, die auf wirklich benötigte Hilfen verzichten müssen, weil sie als "nur" hochsensibel deklariert werden.

Für mich als Mutter von zwei autistischen Kindern ist besonders schwer, zuzusehen, wie intensiv viele Eltern versuchen, eine MÖGLICHE Autismus-Diagnose ihrer Kinder von vorne herein zu verhindern. Dasselbe Gefühl von Machtlosigkeit und Ärger hatte ich auch, als du von dem Jungen geschrieben hast, wo DU sehr wohl Hinweise auf Autismus siehst, die Mutter aber nicht. Das bezog sich aber NIE auf dich :fahne: .
Meine3 hat geschrieben: Es gab natürlich einen "Trigger". Den gibts immer ;) (subjektiv betrachtet!!), aber die Reaktion des Kindes war (objektiv betrachtet) absolut nicht verhältnismäßig. Der Trigger war tatsächlich mein Sohn. Das jetzt minutiös auszuführen, würde zu weit führen, das geht zu sehr ins Detail. Ich kenne den Auslöser, die Mutter war zufällig tatsächlich dabei und ich habe es von der Mutter, die dabei war. Und solche "Vorfälle" nahmen in der der Zeit einfach zu und diese eine Situation, die die Mutter miterleben "durfte", war für die Mutter wiederum der Auslöser zu sagen, dass sie Hilfe braucht bezüglich ihres Sohnes.


Hier stellen sich für mich (unabhängig von Autismus oder nicht) folgende Fragen: wie wahrscheinlich ist es, dass das Kind immer wieder in dieser oder ähnlicher Art getriggert wird? Wäre das in einem anderen Kindergarten bzw. mit anderen Kindern genauso, oder sind es immer dieselben Personen, welche triggern? Ist das Kind im nachhinein bereit, einen Irrtum (wenn der Trigger auf einem Mißverständnis beruht) einzugestehen? Gibt es eine Möglichkeit GEMEINSAM mit dem Kind Strategien zu erarbeiten, zukünftig anders zu (re-)agieren, wenn es sich angegriffen oder abgelehnt fühlt?
Meine3 hat geschrieben: Natürlich! Genau so ist es. Da dies aber eben von Eltern- oder Erzieherseite nicht mehr feststellbar war, wurde die KJP aufgesucht. Bei uns (meinem Sohn) war es ja dasselbe. Man möchte die Ursache dafür doch herausfinden! Heißt dies aber, dass man jede Diagnose "blind" annehmen muss, auch wenn man das dringende Gefühl hat, dass sie nicht korrekt ist? :gruebel: Geht denn hier nicht auch "beides"? Hilfe suchen, dann aber das Gefühl haben, dass dies nicht die Hilfe ist, die man benötigt? Ist dies nicht auch legitim oder nachvollziehbar?
Nein, man muss um Himmels Willen keine Diagnose "blind" annehmen! Vor allem halte ich es für wichtig, zur Diagnose zu einer Person oder Stelle zu gehen, die von den Verdachtsdiagnosen, aber auch anderen möglichen Ursachen für die Auffälligkeiten, wirklich Ahnung hat. Und selbst dann muss man die Diagnose nicht "annehmen" sondern kann eine zweite oder auch dritte Meinung einholen. Was ich nicht nachvollziehen kann ist, eine von einem Profi gestellte Diagnose als falsch abzutun und der Sache (sofern die Probleme dieselben bleiben) nicht weiter nachzugehen.

Was die Hilfen betrifft halte ich für wichtig, als Eltern mal nachzudenken, was dem Kind helfen KÖNNTE und wenn ich da selbst nicht weiterkomme eben Profis zu fragen, um überhaupt mal einen Überblick über die Hilfe-Möglichkeiten zu bekommen. In der Klasse meines jüngeren Sohnes ist es z.B. möglich, dass einer der beiden Lehrer mit einem Kind in einen Extra-Raum geht, wenn dieses z.B. einen autistischen Anfall bekommt. Dort kann das Kind dann unter Beobachtung des Lehrers wieder "runterkommen". Diese Möglichkeit besteht, weil es eben eine spezielle Gehörlose-Autisten-Kleinklasse ist und das sowohl personell als auch räumlich machbar ist.

In der Schule meines älteren Sohnes sind alle Klassen I-Klassen mit doppelter Lehrerbesetzung und maximal 25 Schülern. Davon sind maximal 2 Kinder pro Klasse mit besonderen Bedürfnissen. Meistens sind das Wahrnehmungsstörungen wie ADHS oder eben Autismus. Da kann für den Notfall auch mal ein Lehrer mit einem Kind rausgehen, auch wenn es natürlich nicht so "einfach" möglich ist wie in der Klasse meines jüngeren Sohnes. In einer normalen Klasse mit 20 bis 30 Kindern und einer Lehrperson wäre das unmöglich.

Das ist nur ein Beispiel, das verdeutlichen soll, wie Diagnose und Hilfen oft zusammenhängen. Spätestens ab Schuleintritt wird es schwer, ohne Diagnosen viele "Extrawürste" zu rechtfertigen. Aber auch das hängt (wie alles) sehr von der Lehrperson ab, mehr noch als von dem, was sich die Schulen als Konzept auf die Fahnen heften.

Gerade im Kindergarten gibt es aber vielleicht auch ohne Diagnosen Möglichkeiten, mit Besonderheiten umzugehen. Das könnte z.B. ein Rückzugsort speziell für dieses Kind sein (z.B. eine Hängehöhle oder ein Schaukelstuhl mit dem Lieblings-Kuscheltier). Es kann auch z.B. eine Befreiung von Ausflügen sein, wenn z.B. diese das Kind in Streß versetzen (wenn die Einrichtung groß genug ist, kann es vielleicht in der Zeit in eine andere Gruppe). Wenn der Kontakt zu den Kindergärtnerinnen grundsätzlich gut und offen ist, würde ich ein Entwicklungsgespräch anstreben, wo klar besprochen wird, welche Möglichkeiten der Hilfe es auch ohne Diagnose gibt. Und wenn der Kontakt zu den KindergärtnerInnen NICHT gut ist, würde ich erst recht auf einem solchen Gespräch bestehen (und ev. mit Rückendeckung vom Partner, Kinderarzt, Ergotherapeuten, etc. kommen) ;) .
Meine3 hat geschrieben: Um es noch einmal klarzustellen: es ist nicht so, dass die Eltern sich gegen die Diagnose Autismus aus "Angst" wehren. So empfinde ich es nicht und so schildern sie es auch nicht. Sie denken einfach nur, dass es nicht stimmt. Und zu diesem Schluss kommen sie aus vielerlei Gründen. Dass was die KJP oder ich "sehen" an dem Kind, sehen und interpretieren sie einfach anders. Mag sein, dass dies darauf zurück zu führen ist, dass sie ihr Kind nicht so gern als Autist sehen WOLLEN, aber mir kommt es nicht so vor. Mir kommt es vielmehr so vor, als würden sie es wirklich einfach anders betrachten und sie kennen ihren Sohn nunmal am besten. Ich kann ja schlecht sagen:" Hey Leute, aber er hat nicht erkannt dass das Kind sich vor dem Brokkoli ekelt, findet ihr das nicht merkwürdig??", wenn sie eine ebenfalls recht plausible Erklärung haben. Sie beobachten ihr Kind seither sehr genau und genau das meint die Mutter mit "den Blick auf mein Kind verdorben". Sie beoobachtet nun ständig und fragt sich:" spricht dies oder jenes Verhalten vielleicht doch für die Autismus-Diagnose?"... Ich persönlich kann sehr gut verstehen, dass das die Mutter als unschön empfindet. Es wäre sicherlich ratsam, einfach um genau dieses Kopfkino zu beseitigen, nochmal bei einem Experten vorstellig zu werden. Aber darauf müssen sie selbst kommen :fahne:. Die nötigen "gedanklichen Schubser" gebe ich ihnen immer wieder bei passender Gelegenheit. Mehr kann ich meinerseits nicht tun.
Dazu, eine Diagnose nicht anzunehmen, aber bei weiter bestehenden Problemen keine andere Meinung einzuholen, habe ich weiter oben bereits alles geschrieben. Ich verstehe, dass du "gedankliche Schubser" gibst, es aber nicht als deine Aufgabe siehst, die Mutter zu "bekehren". Vermutlich würde ich es auch so machen (und tue ich ja auch, bei einer anderen Mutter mit ähnlicher Problematik ;) ).

Zumindest beim lesen kommt es aber für mich schon so rüber, als würden sich die Eltenrn gegen die Autismus-Diagnose wehren. Ja, sie kennen ihren Sohn am besten, aber für sie ist auch "normal" wie ihr Sohn ist, unabhängig von den Unterschieden zu anderen Kindern. Wie groß diese Unterschiede sind merkt man oft erst im direkten Vergleich. Wir machen ja seit Jahren auf demselben Bauernhof Sommerurlaub. Vergangenen Sommer war dort eine Familie mit drei neurotypischen Kindern zwischen 2 und 6 Jahren. Wir haben jeden Tag im selben Raum gefrühstückt und hautnah mitbekommen, wie "normale" Kinder miteinander interagieren. Nach 2 oder 3 Tagen sagte mein Mann mal zu mir "Das sind ganz normale Kinder! Wow!" weil einfach im direkten Vergleich so offensichtlich war, wo die Defizite unserer Jungs liegen (auch, wenn jeder von ihnen andere hat).
Meine3 hat geschrieben: Ja, die Auffälligkeiten existierten schon länger und ja, der Alltag war deutlich beeinträchtigt, aber NEIN: die Eltern dachten nicht, es wäre alles in Ordnung. Sie haben die Diagnostik ja veranlasst. Sie sehen auch nicht die Schuld im Kindergarten. Es gibt doch nicht nur Autismus für die Erklärung von Verhaltensauffälligkeiten?! :gruebel:... Nur weil sie die Diagnose "Autismus" ablehnen, denken sie nicht, dass alles okay ist...
Dass Autismus nicht die Erklärung ist, die den Eltern gefällt, habe ich mittlerweile sehr deutlich verstanden. Aber offensichtlich streben sie keine andere Diagnostik an, was ich gar nicht verstehe.
Meine3 hat geschrieben: Bei uns war ja beispielsweise so, dass die Erzieher den Verdacht auf Hochbegabung und daraus resultierende chronische Unterforderung, gepaart mit temporärer sozialer Überforderung (Kita-Wechsel, Verlust der Freunde, der alten Umgebung, etc.) hatten. Und ich von mir aus auch an ADHS dachte, da ich meinen Sohn ja auch schon vorher kannte ;) hatten. Letztendlich hatte bei uns die KJP lediglich eine reaktive Anpassungsstörung eindeutig diagnostiziert. Alles andere war ja doch sehr wage. MICH hat sie auch nicht überzeugt mit der Diagnose (ist dieselbe KJP) und vielleicht kann ich deswegen auch so gut nachvollziehen warum die Eltern die Diagnose anzweifeln, obwohl wahrscheinlich was dran ist.
Wenn ein durch die Hochbegabung begünstigtes "mißfit" im Kindergarten die Ursache für Auffälligkeiten sein sollte, merkt man das sehr schnell wenn das Kind plötzlich ganz anders (re-)agiert, wenn es mal nicht in den Kindergarten geht (Krankheit, Ferien,...). Dann blühen nämlich Kinder, die im Kindergarten permanenat unterfordert werden, regelrecht auf und sind schon nach nur einer Woche außerhalb der Einrichtung deutlich leichter zu "händeln" als sonst.

Eine Wahrnehmungsstörung hingegen besteht nicht nur in der Einrichtung oder wenn das Kind die Einrichtung besucht, sondern ist "überall" zu merken. Mein autistischer 9jähriger Sohn kann z.B. nur sehr schwer ein wechselseitiges Gespräch mit anderen Kindern führen. Da ist egal, ob das in der Schule, im Hort, am Spielplatz, im Urlaub auf dem Bauernhof oder im Kinderhotel ist. Hingegen kann er wenn es "passt" in 1:1 Situationen durchaus mal eine oder zwei Stunden ruhig und friedlich mit EINEM anderen Kind spielen, wenn diese IHN den Ton angeben lässt. Gruppen-Spielsituationen schafft er immer noch nicht und Mannschaftssport (Fußball, Völkerball,...) ist für ihn so ziemlich das Schlimmste, was es gibt.

Was die Qualität der Diagnsotik betrifft: ich habe vor über 5 Jahren den Fehler gemacht, die Diagnose einer total unfähigen KJP in einem SPZ zwar als lauthals überall als falsch anzuprangern (was mit alle, die meinen Sohn damals kannten, bestätigt haben), aber trotzdem ihren kategorischen Ausschluß von ADHS und Autismus für bare Münze zu nehmen. Rückblickend LEIDER bin ich der Sache dann nicht weiter nachgegangen, vermutlich auch, weil die krassesten Auffälligkeiten dann doch langsam aber sicher von selbst besser geworden sind. Wir waren zwar nicht untätig, haben Eltern-Coaching und psychologische Eltern-Beratung für uns wahrgenommen, aber keine weitere Diagnostiken machen lassen. Dadurch haben wir viel Zeit verloren, nicht so sehr für Hilfen in der Schule oder im Hort, sondern in allererster Linie für uns selbst. Denn in der ganzen Zeit habe ich die Besonderheiten meines Sohnes nicht als Störung sondern abwechselnd als Charakterfehler seinerseits bzw. Erziehungsfehler unsererseits gesehen. Und entsprechend habe ich manchmal zu mild und manchmal zu streng agiert, ohne zu wissen, womit ich es tatsächlich zu tun haben.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Meine3
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Meine3 »

Hallo meine3!

Oje, da ist ja in der Kommunikation noch mehr schief gelaufen, als ich gedacht habe! Ich versuche mal, meine Sicht so dazustellen, dass du weißt, wie ich es gemeint hat. Mein Aussage war nicht so gemeint, dass ein hochbegabtes Kind automatisch eine *Wahrnehmungs*störung haben muss, wenn es Hilfen benötigt, das war falsch ausgedrückt :fahne: . ABER: irgendeine Störung muss trotzdem der Hintergrund für das Verhalten sein. Denn "nur" hochbegabte, aber ansonsten neurotypische Kinder haben das von Dir beschriebene Aggressionsproblem (zumindest in diesem Ausmaß) NICHT. Die Hochbegabung als "Erklärung" dafür herzunehmen empfinde ich als grotesk. Hochbegabung ist keine Störung, sondern - ähnlich Hochsensibilität - ein Persönlichkeitszug. Noch dazu einer, mit dem man im Leben "da draußen" gegenüber durchschnittlich Begabunten hauptsächlich Vorteile hat ;) .

Die Behauptung, ein Kind hätte AUF GRUND SEINER HOCHBEGABUNG ein permanentes Aggressionsproblem, ist etwa so zu sehen, als würde ich behaupten, mein Kind ist auf gebärdensprachigen Unterricht angewiesen, weil es blond ist. Wobei - wie schon beschrieben - durch ständige Unterforderung durchaus "mißfits" auftreten können, welche dann zu sozial-emotionalen Schwierigkeiten (auch zu Aggressionen) führen können. Aber dann ist trotzdem das mißfit die Ursache für die Schwierigkeiten, nicht die Hochbegabung.
Hallo Rabaukenmama,

freue mich, dass wir nun doch die Unklarheiten beseitigen konnten :). Natürlich ist Hochbegabung per se keine (alleinige) Ursache für Verhaltensstörungen. Die meisten Hochbegabten haben ja keine nennenswerten Anpassungsprobleme und haben es einfach leichter ;) in vielen Bereichen. Der Misfit resultiert ja aber aus der Hochbegabung. Ohne Hochbegabung gäbe es den misfit nicht, somit kann man schon die Hochbegabung als mögliche Ursache für Verhaltensauffälligkeiten sehen. Das ist aber eigentlich verzetteln in Begrifflichkeiten. Ich denke wir sind da einer Meinung.
Dass ich in meinem Bezug auf Hochsensibilität geglaubt habe, der Betrag dazu wäre von charlotte12 gekommen, liegt schlichtweg daran, dass ich mich geirrt habe. Ich habe das Problem, Namen durcheinander zu bringen, schon seit meiner Kindheit. Dass es NICHT im Zusammenhang mit meiner teilweisen Gesichtsblindheit steht, merke ich daran, dass es mir hier im Forum auch schon einige Male passiert ist :P . Ich glaubte, mich zu erinnern, der Beitrag wäre von charlotte12 gekommen, tatsächlich warst es du. Der Beitrag hat mich im ersten Moment ziemlich geärgert, weil ich das Gefahrenpotential dieses Sichtweise auf den ersten Blick erkannt habe. Was ich damit meine habe ich bereits ausführlich beschrieben. Mir tun die Autisten leid, die auf wirklich benötigte Hilfen verzichten müssen, weil sie als "nur" hochsensibel deklariert werden.
Mein Mann ist auch gesichtsblind (und höchstwahrscheinlich ADHS'ler ;), da sehe ich auch einen großen Zusammenhang). Auch ein sehr interessantes Phänomen. Da ich mich quasi im Gegensatz dazu an jedes Gesicht erinnern kann, dass ich länger gesehen habe, passiert es mir oft, dass ich "fremde" Menschen wieder erkenne und dann lange grübele, wo ich sie das erste (oder letzte) Mal gesehen habe. Das macht mich manchmal ganz wuschig :lol:...
Für mich als Mutter von zwei autistischen Kindern ist besonders schwer, zuzusehen, wie intensiv viele Eltern versuchen, eine MÖGLICHE Autismus-Diagnose ihrer Kinder von vorne herein zu verhindern. Dasselbe Gefühl von Machtlosigkeit und Ärger hatte ich auch, als du von dem Jungen geschrieben hast, wo DU sehr wohl Hinweise auf Autismus siehst, die Mutter aber nicht. Das bezog sich aber NIE auf dich :fahne: .
okay, das verstehe ich.
Hier stellen sich für mich (unabhängig von Autismus oder nicht) folgende Fragen: wie wahrscheinlich ist es, dass das Kind immer wieder in dieser oder ähnlicher Art getriggert wird? Wäre das in einem anderen Kindergarten bzw. mit anderen Kindern genauso, oder sind es immer dieselben Personen, welche triggern? Ist das Kind im nachhinein bereit, einen Irrtum (wenn der Trigger auf einem Mißverständnis beruht) einzugestehen? Gibt es eine Möglichkeit GEMEINSAM mit dem Kind Strategien zu erarbeiten, zukünftig anders zu (re-)agieren, wenn es sich angegriffen oder abgelehnt fühlt?
Es gibt Trigger für Aggressionen, die wohl schon oft personen- oder situationsbezogen sind, aber dann halt nicht in einem normalen Verhältnis zur Verärgerung stehen und wo auch wenig Einsicht herrscht. Mein Sohn und er rasseln regelmäßig zusammen. Gleichzeitig mögen sie sich aber wirklich sehr gern. DA gibt es aber oft (sehr oft!) Misverständnisse und Verletzungen auf beiden Seiten. Während mein Sohn das dann einsieht und sich entschuldigt, kommt vom anderen Kind da nicht wirklich was.

Dann gibt es wieder Auslöser für "merkwürdiges" Verhalten, dass er zum Beispiel sich schwer aus Situationen lösen kann und da eben auch stark reagiert. Wie das Beispiel mit dem geplanten und von ihm freudig quittierten Besuch bei uns und seiner dann plötzlichen Kehrtwende, und einer fast Panikattacke, weil er dann doch nicht wollte. DA hat er dann schon auch im NAchhinein verstanden, dass er meine Tochter verletzt und traurig gemacht hat, sich geschämt und ihr sogar einen Mini-Apfelkuchen gebacken und ein Briefchen gemalt. Seine Eltern hätten ja gern eine Therapie gemacht, um mit ihm solche Strategien zu erarbeiten, aber die Diagnostik hat sie eben so verunsichert, dass sie kein Vertrauen mehr zu der Psychologin hatten und die KJP meinte eben auch, wenn sie eine Therapie mit dem Kind anfängt, dann eben mit dem Hintergrund "Autismus" und da die Eltern das eben nicht akzeptiert haben, ging es da nicht mehr weiter. Die Eltern sind da sehr "geduldig". Sie tolerieren sein Verhalten größtenteils und passen sich somit dem Kind an. Das ist auch der Grund, warum der Alltag dadurch sehr erschwert ist. Er weigert sich beispielsweise momentan in die Nachmittagsbetreuung der Schule zu gehen, was bedeutet, dass die Eltern ihren Alltag danach ausrichten, dass das Kind um 12:30 zu Hause ist.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist, eine von einem Profi gestellte Diagnose als falsch abzutun und der Sache (sofern die Probleme dieselben bleiben) nicht weiter nachzugehen.
da bin ich bei dir ;).

Das ist nur ein Beispiel, das verdeutlichen soll, wie Diagnose und Hilfen oft zusammenhängen. Spätestens ab Schuleintritt wird es schwer, ohne Diagnosen viele "Extrawürste" zu rechtfertigen. Aber auch das hängt (wie alles) sehr von der Lehrperson ab, mehr noch als von dem, was sich die Schulen als Konzept auf die Fahnen heften.
Das ist sowohl mir als auch den Eltern klar, wenn sie aber das Gefühl haben, die Diagnose sei falsch, wäre ergo auch die angebotene Hilfe (Therapie) falsch. Aber wie oben beschrieben: sie sollten dem eigentlich weiter nachgehen, tun es aber grade nicht.

Zumindest beim lesen kommt es aber für mich schon so rüber, als würden sich die Eltenrn gegen die Autismus-Diagnose wehren. Ja, sie kennen ihren Sohn am besten, aber für sie ist auch "normal" wie ihr Sohn ist, unabhängig von den Unterschieden zu anderen Kindern. Wie groß diese Unterschiede sind merkt man oft erst im direkten Vergleich. Wir machen ja seit Jahren auf demselben Bauernhof Sommerurlaub. Vergangenen Sommer war dort eine Familie mit drei neurotypischen Kindern zwischen 2 und 6 Jahren. Wir haben jeden Tag im selben Raum gefrühstückt und hautnah mitbekommen, wie "normale" Kinder miteinander interagieren. Nach 2 oder 3 Tagen sagte mein Mann mal zu mir "Das sind ganz normale Kinder! Wow!" weil einfach im direkten Vergleich so offensichtlich war, wo die Defizite unserer Jungs liegen (auch, wenn jeder von ihnen andere hat).
Ja, sie wehren sich ja auch dagegen. Deswegen nimmst du dies so wahr. Aber sie wehren sich meiner Meinung nach nicht aus "ANGST" gegen diese Diagnose, sondern weil sie schlicht der Meinung sind, dass sie nicht stimmt. Und wie oben beschrieben bin ich ganz bei dir, was das weiter verfolgen angeht. Das mit dem vergleichen ist so eine Sache. Es gibt ein Mädchen im Bekanntenkreis, dass ich ebenfalls sehr schwer von ihren Eltern lösen kann und viel Ruhe braucht, sehr lärmempfindlich ist, auch stürmische Umarmungen stressen sie eher, etc. Sie ist aber sonst im Verhalten völlig "neurotypisch" (um mal deine Begrifflichkeit aufzugreifen), da liegt die Vermutung nahe, dass dieses Mädchen hochsensibel ist. Die Eltern vergleichen also diese Wesenszüge und sagen: das ist wie bei unserem Sohn. Oder sie sehen, dass mein Sohn auch oft aggressiv reagiert oder zu wild und wissen, dass er hochbegabt ist und sagen: das ist wie bei unserem Sohn. Dass unser Sohn aber eben eventuell auch eine Wahrnehmungsstörung hat, aber eben auch einsieht, sich entschuldigt, Reue zeigt, wenn er merkt, er hat jemanden verärgert oder verletzt und keines der Kinder im Umkreis ALLE "Verhaltensmerkmale" aufweist, die ihr Sohn aufweist, das wollen sie wohl so nicht wahrhaben. Ich denke, sie wollen ihn, bzw. sein Verhalten einfach nicht pathologisieren, sie wollen ihn einfach als "besonders sensibles" Kind sehen und ihn akzeptieren und lieben wie er ist und haben das Gefühl, wenn sie sein Verhalten pathologisieren, wäre das wie ein "Verrat" am Kind. Ich denke, diese Denkweise ist völlig falsch, aber ich spüre, dass sie es so empfinden und ich kann da nicht viel machen.

Wenn ein durch die Hochbegabung begünstigtes "mißfit" im Kindergarten die Ursache für Auffälligkeiten sein sollte, merkt man das sehr schnell wenn das Kind plötzlich ganz anders (re-)agiert, wenn es mal nicht in den Kindergarten geht (Krankheit, Ferien,...). Dann blühen nämlich Kinder, die im Kindergarten permanenat unterfordert werden, regelrecht auf und sind schon nach nur einer Woche außerhalb der Einrichtung deutlich leichter zu "händeln" als sonst.
War bei meinem Sohn schon deutlich zu sehen, dass er sich in den Ferien "entspannt". Die ganz krassen Schnitzer und auch das stottern ließen dann sehr nach....ABER
Eine Wahrnehmungsstörung hingegen besteht nicht nur in der Einrichtung oder wenn das Kind die Einrichtung besucht, sondern ist "überall" zu merken. Mein autistischer 9jähriger Sohn kann z.B. nur sehr schwer ein wechselseitiges Gespräch mit anderen Kindern führen. Da ist egal, ob das in der Schule, im Hort, am Spielplatz, im Urlaub auf dem Bauernhof oder im Kinderhotel ist. Hingegen kann er wenn es "passt" in 1:1 Situationen durchaus mal eine oder zwei Stunden ruhig und friedlich mit EINEM anderen Kind spielen, wenn diese IHN den Ton angeben lässt. Gruppen-Spielsituationen schafft er immer noch nicht und Mannschaftssport (Fußball, Völkerball,...) ist für ihn so ziemlich das Schlimmste, was es gibt.
trotzdem kommt mir DAS auch sehr bekannt vor. Er möchte auch immer den Ton angeben und verstehen tut er sich mit den Kindern, die ihn das meist tun lassen :roll:. Er ist zu wechselseitigen Gesprächen zwar in der Lage und kann auch anderen Kindern zuhören, aber nur sofern sie was spannendes zu erzählen haben, wenn nicht, dann wird er schon auch "fies", quatscht rein, dreht sich weg, fängt an zu blödeln, etc... Auf der anderen Seite ist er sehr loyal und hilsbereit und steht immer für seine Freunde ein. Er ist auch weitaus umgänglicher, mit nur einem Kind als Spielpartner, sind es mehr als 1 Kind, dann wird es früher oder später immer schwierig oder laut... Mein Sohn liebt seinen Fussball, aber es ist oft schwer für ihn (und die Mitspieler UND die Trainer 8-) ), da er sehr leicht an Konzentration verliert auf dem Spielfeld und oft auch einfach zu wild ist. Es tut ihm aber gut, sich im Team zu sehen, auch wenn es ihm schwer fällt. Sein Lieblingsspruch nach dem Training: Mama, ICH habe heute gewonnen! :lol: 8-)... Da merkt man auch deutlich seine Persönlichkeit...
Was die Qualität der Diagnsotik betrifft: ich habe vor über 5 Jahren den Fehler gemacht, die Diagnose einer total unfähigen KJP in einem SPZ zwar als lauthals überall als falsch anzuprangern (was mit alle, die meinen Sohn damals kannten, bestätigt haben), aber trotzdem ihren kategorischen Ausschluß von ADHS und Autismus für bare Münze zu nehmen. Rückblickend LEIDER bin ich der Sache dann nicht weiter nachgegangen, vermutlich auch, weil die krassesten Auffälligkeiten dann doch langsam aber sicher von selbst besser geworden sind. Wir waren zwar nicht untätig, haben Eltern-Coaching und psychologische Eltern-Beratung für uns wahrgenommen, aber keine weitere Diagnostiken machen lassen. Dadurch haben wir viel Zeit verloren, nicht so sehr für Hilfen in der Schule oder im Hort, sondern in allererster Linie für uns selbst. Denn in der ganzen Zeit habe ich die Besonderheiten meines Sohnes nicht als Störung sondern abwechselnd als Charakterfehler seinerseits bzw. Erziehungsfehler unsererseits gesehen. Und entsprechend habe ich manchmal zu mild und manchmal zu streng agiert, ohne zu wissen, womit ich es tatsächlich zu tun haben.
Dieser Absatz hat mir persönlich geholfen. ich hadere auch schon eine Weile mit mir, ob ich nochmal zu einem anderen KJP oder "Spezialisten" gehen soll, da ich einfach irgendwie Klarheit möchte, speziell hinsichtlich meines ADHS-Verdachtes. Habe auch gestern länger mit meinem Mann gesprochen. Er ist leider nicht der Meinung, dass das JETZT nötig wäre und erhofft sich davon nicht viel. Meine Argumente versteht er zwar, aber er sieht zu sehr sich selbst in unserem Sohn und sagt, dass ihm das nicht geholfen hätte, zu WISSEN, dass er ADHS hat (und hochbegabt ist?). Er meinte abschließend, dass ich das in die Wege leiten kann, wenn ich es unbedingt will, aber er, auch wenn er genau weiß, was ich meine und das auch bei unserem Sohn sieht, eben anders damit umgehen möchte...

Liebe Rabaukenmama, weiterhin einen fröhlichen und fruchtbaren Austausch hier im Forum, bis bald!

:fahne:
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Meine3 »

Ich kenne einige Menschen, deren Verhalten ziemlich auffällig, oft auch schwierig (für die Mitmenschen) ist, und die sich selbst als "hochsensibel" bezeichnen. Diese sind sicher nicht alle Autisten, aber die meisten haben - vielleicht auch zusätzlich zu einer tatsächlichen Hochsensibilität - eine sehr eigene Form der Wahrnehmung.
Hallo Rabaukenmama,

wie ich schon einmal versucht habe zu erklären, ist Hochsensibilität auch eine "andere Wahrnehmung", es ist zwar keine Störung, da es nicht als pathologisch betrachtet wird, bzw. es ja "offiziell" nicht anerkannt ist, aber nichts desto trotz wird es von Elain Aron genau als das beschrieben: als eine andere Art der Wahrnehmung, bedingt durch eine neurophysiologische Andersartigkeit.

Und "hochsensibel" ist im Gegensatz zu "autistisch" kein so negativ besetztes und vorurteilsbehaftetes Wort.


DAS habe ich anders erlebt. Ich war eine zeitlang (als ich für mich herausfand, dass ich hochsensibel bin) in einer Selbsthilfegruppe. Keiner von diesen Menschen, inklusive mir, ist damit "hausieren" gegangen. Im Gegenteil. Auch heute wissen davon nur sehr wenige Menschen (im echten Leben): Meine Mutter, mein Bruder, 2 Freundinnen (die ebenfalls hochsensibel sind!), mein Mann. Und der Grund, damit nicht hausieren zu gehen und es jedem auf die Nase zu binden ist sicher, dass es eben oft belächelt oder mit einem skeptischen Gesichtsausdruck quittiert wird. Es ist vielleicht nicht so stark negativ behaftet, wie Autismus, aber sicherlich auch ein negativ konnotierter Begriff.
Das Vorurteil bei Hochsensibiliät lautet: das ist eben ein "ganz besonderer" Mensch, bei dem vor allem die Mitmenschen sehr gut daruf achten sollten, ja nichts falsches zu machen oder zu sagen. Das Vorurteil bei Autisten lautet hingegen: gefühlskalt, weltfremd, schwierig und irgendwie total nerdig! Niemand, den man gern zum Freund oder zur Freundin hätte, eher jemand, um den jeder einen großen Bogen macht.
Das Vorurteil (meinrt Erfahrung nach) für hochsensible Menschen lautet: Mimose, empfindlich, beleidigte Leberwurst, können schlecht einstecken, müssen mit Samthandschuhen angefasst werden. - Übrigens totaler Humbug. Klar bin ich empfindlich, oder sagen wir empfindsam. Ich reagiere empfindlich auf Gerüche, Geräusche, visuelle Reize (Licht), Wortwahl, Umgangston, Gesichtsausdrücke. Aber die meisten dieser Eindrücke behalte ich ja für mich (mittlerweile :mrgreen: ), sofern es mir möglich ist.
Manchen Menschen, die ihre Hochsensibilität immer wieder betonen (ich meine absolut niemanden hier! :fahne: ) sehen darin eine Art Erklärung für manche Besonderheiten, die eigentlich mit echter Hochsensibilität gar nichts zu tun haben. Vor allem aber soll es ein Signal an die Mitmenschen sein "Passt gut auf mich auf! Geht vorsichtig mit mir um! Lasst mir Dinge durchgehen, die ihr bei normalen Menschen nicht hinnehmen würdet. Und lebt damit, wenn ich mich wie eine Diva aufführe wenn mir mal wer NICHT nach dem Mund redet oder mich ausbremst!".
es mag sein, dass dies bei "pseudo"hochsensiblen Menschen der Fall ist, aber bei "echten" hochsensiblen Menschen habe ich solch ein Verhalten noch nie erlebt. :gruebel:. Dennoch ist hier die Frage: was ist denn nun "echte" Hochsensibilität? Ist das sowas wie "echter Autismus", sprich damit gemeint, wie etwas nach außen WIRKT? Es gibt einige hochsensible Menschen, die in bestimmten Situationen absolut nicht sensibel wirken. Da schließe ich mich nicht aus! Wenn ich gestresst bin, was leider eben aufgrund der schlechten Reizfilterung schneller passiert als bei "neurotypischen" Menschen, dann bin ich auch gereizt, unfreundlich, gestresst eben. Dann das Beispiel von charlotte12 mit der geschwätzigen Freundin. Meine Mutter ist auch eine zwanghafte REdnerin, weist aber gleichzeitig SEHR viele Merkmale einer hochsensiblen Person auf. Sie wirkt nach außen oft: egoistisch, rücksichtslos, selbstverliebt, als jemand, der nicht zuhören kann (was auch oft der Fall ist!!), als jemand, der nur an sich denkt (was auch oft der Fall ist!!). Hochsensibiltät heißt leider nicht automatisch, dass man sich auch hochsensibel anderen gegenüber verhält, obwohl man durchaus dazu in der Lage wäre, rein von der Wahrnehmung her. Aber wie hochsensible Menschen dann eben mit ihrer Wahrnehmung zurecht kommen, ist sehr unterschiedlich. Bei meiner Mutter habe ich oft das Gefühl, sie redet so viel, weil es für sie unheimlich anstrengend ist, die Gefühle, Gesichtsausdrücke und die Stimmen anderer zu "ertragen". Nicht weil es ihr egal ist, sondern weil es ihr ZUVIEL ist. Bei mir ist das so, aber ich bin gleichzeitig dann doch wieder so interessiert daran, was mir andere zu erzählen haben, dass ich es schaffe, die temporäre Reizüberflutung zu "meistern". Wenn es hingegen außenrum auch noch laut oder hell ist oder ähnliches, dann ist es auch für mich sehr schwer... Da ist es dann auch schon passiert, dass ich ein Gspräch abgebrochen habe und mich entschuldigt habe und erst mal irgendwoanders kurz zur Ruhe kommen musste. DAs alles ist schwer zu verstehen oder nachzuvollziehen, wenn man es selbst nicht so empfindet. Menschen, die nicht hochsensibel sind, kennen diese Situationen der Reizüberflutung natürlich auch und reagieren darauf auch sehr unterschiedlich, aber bei HSP kommt es eben viel früher zu einer Reizüberflutung.
Ganz ehrlich - ich sehe bei DIESEN Menschen (und ich kenne zumindest 3 davon persönlich) keinerlei Anzeichen für echte Hochsensibilität!


Da wäre ich vorsichtig. Ebenso wie bei Autisten trügt der Schein oft ;).
Die haben halt einige Psychologiebücher gelesen, oft auch entsprechende Seminare besucht oder spezifische Ausbildungen gemacht, um sich dann aus dem Sammelsurium der möglichen Diagnosen die herauszupicken, mit der sie ihre eigenen sozial-emotionalen Defizite rechtfertigen und dabei auch noch gut dastehen können. Und da ist Hochsensibilität nun mal oft passend. Traurig für die wirklich hochsensiblen Menschen, die dann leider oft in einen Topf mit denjenigen geworfen werden, die sich selbst als hochsensibel sehen, weil sie gar nicht bereit sind, sich anzuschauen, wo die eigenen Probleme wirklich liegen!
Das finde ich nun doch etwas plakativ. Natürlich haben viele Menschen neben der Hochsensibilität noch andere "Päckchen", so wie ich auch zeitweise Depressionen hatte. Aber viele Probleme gehen wieder (wie bei mir die Depression), die Hochsensibiltität bleibt. Ich gebe dir aber recht, dass Hochsensibilität sicherlich von manchen Menschen als "Entschuldigung" benutzt wird, für seltsames Verhalten, aber das heißt nicht, dass es nicht auch so ist. Ich selbst sage nicht: sorry, ich bin hochsensibel, mir ist es grade viel zu laut und hektisch und ich fühle mich sehr gestresst, deswegen gehe ich kurz wohin, wo es ruhiger ist. Sondern ich sage einfach: sorry, mir fällt es grade schwer, dir zuzuhören, gehen wir wohin, wo es ruhiger ist? WIE man damit umgeht, WIE sich Hochsensibilität äußert, ist wie bei Autisten SEHR, SEHR unterschiedlich.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Rabaukenmama
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Rabaukenmama »

Meine3 hat geschrieben:
Die haben halt einige Psychologiebücher gelesen, oft auch entsprechende Seminare besucht oder spezifische Ausbildungen gemacht, um sich dann aus dem Sammelsurium der möglichen Diagnosen die herauszupicken, mit der sie ihre eigenen sozial-emotionalen Defizite rechtfertigen und dabei auch noch gut dastehen können. Und da ist Hochsensibilität nun mal oft passend. Traurig für die wirklich hochsensiblen Menschen, die dann leider oft in einen Topf mit denjenigen geworfen werden, die sich selbst als hochsensibel sehen, weil sie gar nicht bereit sind, sich anzuschauen, wo die eigenen Probleme wirklich liegen!
Das finde ich nun doch etwas plakativ. Natürlich haben viele Menschen neben der Hochsensibilität noch andere "Päckchen", so wie ich auch zeitweise Depressionen hatte. Aber viele Probleme gehen wieder (wie bei mir die Depression), die Hochsensibiltität bleibt. Ich gebe dir aber recht, dass Hochsensibilität sicherlich von manchen Menschen als "Entschuldigung" benutzt wird, für seltsames Verhalten, aber das heißt nicht, dass es nicht auch so ist. Ich selbst sage nicht: sorry, ich bin hochsensibel, mir ist es grade viel zu laut und hektisch und ich fühle mich sehr gestresst, deswegen gehe ich kurz wohin, wo es ruhiger ist. Sondern ich sage einfach: sorry, mir fällt es grade schwer, dir zuzuhören, gehen wir wohin, wo es ruhiger ist? WIE man damit umgeht, WIE sich Hochsensibilität äußert, ist wie bei Autisten SEHR, SEHR unterschiedlich.
Ganz ehrlich - ich GLAUBE diesen Menschen, die ich kenne, die ihre Hochsensibilität wie ein Plakat vor sich hertragen, diese gar nicht! Ich denke dabei konkret an 2 Frauen, die ich etwas besser kenne (nicht extrem gut, dafür wären sie mir zu anstrengen) und eine, mit der ich früher mal eine Zeitlang zu tun hatte. Klingt jetzt vielleicht gemein und es kann durchaus sein, das ich ihnen unrecht tue, es ist aber so. Ich muss ja auch damit leben, dass es Menschen gibt, die die ADHS- und Autismusdiagnose meines Sohnes nicht glauben und statt dessen sein Verhalten in Erziehungsfehlern begründet sehen.

Diesen Frauen geht es auch nicht darum, dass es wem mal zu laut oder zu hektisch ist (wie man das ansprechen kann hast du ohnehin treffend erklärt), sondern um eine Art "Freibrief" für ein Verhalten, das alles anders als sensibel rüberkommt. Diesen Menschen fällt es z.B. sehr schwer, wenn andere ihre Meinung (zu was auch immer) NICHT teilen. Dann werden sie laut, fühlen sich sofort persönlich angegriffen, teilen in alle Richtungen aus und glauben, mit dieser Haltung voll "im Recht" zu sein. Generell haben vor allem die beiden Frauen, an die ich gerade konkret denke, eine unumstößliche Meinung, was RICHTIG und was FALSCH ist. Dabei merken sie nicht einmal, wenn ihnen andere nur aus Höflichkeit zuhören, oder ihnen nur Recht geben, um nicht von ihnen angegriffen zu werden. Generell fühlen sie sich praktisch immer als Opfer (aller möglichen Intrigen und Ungerechtigkeiten) und vielleicht ist das auch der Grund, warum sie davon ausgehen, niemanden verletzen zu können, weil "die anderen" ja ohnehin immer stärker sind und alles - im Gegensatz zu ihnen selbst - locker wegstecken können.

Wie du an meiner Schilderung erkennst halte ich nicht viel von diesen Menschen und dazu stehe ich auch. So weit es möglich ist halte ich mich daher von ihnen fern, aber da eine dieser Frauen immer wieder am äußeren Rand meines Freundeskreises auftaucht, höre ich aus zweiter Hand oft mehr von ihr, als ich hören will :P .

Im krassen Gegensatz dazu sind meiner Meinung nach zwei Menschen, die mir SEHR nahestehen, wirklich hochsensibel. Einer davon ist mein Mann und der andere meine zur Zeit beste Freundin. Mit meiner Freundin habe ich - wie mir gerade auffällt - noch nie über dieses Thema gesprochen. Dabei ist sie eine gebildete und vielseitig interessierte Frau, die sicher schon mal über den Begriff Hochsensibilität gestolpert ist, und sich sehr wahrscheinlich darin erkannt hat. Mein Mann hat hingegen vermutlich noch nie davon gehört :mrgreen: . Sowohl meine Freundin aus auch mein Mann haben sehr feine Antennen für Gefühle und Stimmungen ihrer Mitmenschen (ganz anders als die beiden Frauen, die sich selbst als hochsensibel bezeichnen). Beide haben auch ein großes Harmoniebedürfnis und versuchen in angespannten Situationen oft, zur Deeskalation beizutragen. Beide können durch Erzählungen oder Beobachtung von Ungerechtigkeiten oder Gewalt total aus dem inneren Gleichgewicht geworfen werden, wobei das Außenstehende oft gar nicht mitbekommen, weil sie es so gut verbergen können. Und beide haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Im Gegensatz zu meinem Mann hat meine Freundin durch viel Arbeit an sich selbst gelernt, mit ihrer Sensibität konstruktiv umzugehen. Sie macht Yoga, meditiert, achtet auf Bewegung, Ernährung und darauf, immer wieder Dinge in den Tagesablauf einzubauen, die ihr gut tun. Vor allem aber reflektiert sie sich selbst immer wieder, kommt oft dahinter, was sie GENAU in bestimmten Situationen verärgert oder runtergezogen hat, und arbeitet an Strategien, damit zurecht zu kommen. Darin, gut für sich selbst zu sorgen, ist sie meinem Mann deutlich voraus. Beide hatten übrigens schon Phasen mit Depressionen, aus denen sie aber immer wieder rausgekommen sind.

Und damit bin ich wieder ganz bei Dir: Ich will nicht, dass mein Mann oder meine Freundin in einen Topf mit den Frauen geworfen werden, die sich selbst als hochsensibel sehen. Genau solche Menschen wie diese Frauen sind ja dafür (mit-)verantwortlich, wenn Hochsensibiltät - wie du das beschreibst - bei manchen Menschen negativ besetzt ist. Dabei sind ja ca. 15% der Bevölkerung hochsensibel, was wiederum bedeutet, dass der Großteil dieser Menschen davon gar nichts weiß. Aber genau das macht es mMn so gefährlich, bei einem Kind mit auffälligem Verhalten bzw. Leidensdruck Hochsensibilität als Ursache zu sehen, und daher auf eine Abklärung in Sachen Autismus zu verzichten. Fakt ist ja, dass hochsensible Menschen (sowohl diejenigen, die es von sich wissen, als auch die anderen) ohne Hilfe "von außen" durchaus lebensfähig sind und ein mehr oder weniger zufriedenes Leben führen können. Das KANN bei Autisten auch der Fall sein, ist es aber meistens nicht. Vor allem aber halte ich es für unnötig und fahrlässig, Autisten mögliche Hilfen zu verweigern, weil man sie als "nur" hochsensibel ansieht und mit dieser Begründung einer Diagnsotik im Wege steht.

Meinem älteren Sohn tut es gut, zu wissen, dass er nicht etwa deshalb anders ist als die anderen Kinder, weil er so einen schlechten Charakter hat oder weil er "zu dumm" ist, sich anzupassen, sondern dass er durch seinen Autismus einfach andere Voraussetzungen für sozial-emotionale Fähigkeiten hat als neurotypische Kinder. So, wie ein Legastheniker eben schlechtere Voraussetzungen hat, schriftliches deutsch korrekt zu lernen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama, ich sehe in der Schilderung jetzt aber auch keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass diese Frauen nicht doch hochsensibel sind. Nicht jeder Hochsensible schafft es sozialverträglich mit seinen Einschränkungen umzugehen. Und außerdem muss nicht jeder negative Charakterzug in Zusammenhang mit der Hochsensibilität stehen. Also in Anlehung an den Autistenspruch: kennst du einen Hochsensiblen kennst du einen Hochsensilblen.
Meine3
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Meine3 »

Ganz ehrlich - ich GLAUBE diesen Menschen, die ich kenne, die ihre Hochsensibilität wie ein Plakat vor sich hertragen, diese gar nicht!
Ja, das habe ich verstanden und bemerkt ;). Ich verstehe auch warum, dich das Verhalten ärgert. Nichts desto trotz können diese Menschen tatsächlich hochsensibel sein. Sie machen nur den "Fehler" sich darauf auszuruhen und das als Freifahrtschein zu benutzen, was nicht fair ist gegen über den HSP, die das eben nicht tun (ich würde behaupten: der Großteil). Ich gebe dir also recht, dass das Verhalten ärgerlich ist und nicht wirklich was mit Hochsensibilität zu tun hat, ABER es schließt es nicht aus!
Ich denke dabei konkret an 2 Frauen, die ich etwas besser kenne (nicht extrem gut, dafür wären sie mir zu anstrengen) und eine, mit der ich früher mal eine Zeitlang zu tun hatte. Klingt jetzt vielleicht gemein und es kann durchaus sein, das ich ihnen unrecht tue, es ist aber so. Ich muss ja auch damit leben, dass es Menschen gibt, die die ADHS- und Autismusdiagnose meines Sohnes nicht glauben und statt dessen sein Verhalten in Erziehungsfehlern begründet sehen.


Genau darum geht es mir aber. Dass du in diesem Fall davon ausgehst: die verhalten sich unsensibel, egostisch und benutzen die Hochsensibiltität als Entschuldigung, also sind sie es nicht. DAS ist ebenso "gefährlich", wie zu sagen:"Der guckt mir doch in die Augen, der kann kein Autist sein."

Diesen Frauen geht es auch nicht darum, dass es wem mal zu laut oder zu hektisch ist (wie man das ansprechen kann hast du ohnehin treffend erklärt), sondern um eine Art "Freibrief" für ein Verhalten, das alles anders als sensibel rüberkommt. Diesen Menschen fällt es z.B. sehr schwer, wenn andere ihre Meinung (zu was auch immer) NICHT teilen. Dann werden sie laut, fühlen sich sofort persönlich angegriffen, teilen in alle Richtungen aus und glauben, mit dieser Haltung voll "im Recht" zu sein. Generell haben vor allem die beiden Frauen, an die ich gerade konkret denke, eine unumstößliche Meinung, was RICHTIG und was FALSCH ist. Dabei merken sie nicht einmal, wenn ihnen andere nur aus Höflichkeit zuhören, oder ihnen nur Recht geben, um nicht von ihnen angegriffen zu werden. Generell fühlen sie sich praktisch immer als Opfer (aller möglichen Intrigen und Ungerechtigkeiten) und vielleicht ist das auch der Grund, warum sie davon ausgehen, niemanden verletzen zu können, weil "die anderen" ja ohnehin immer stärker sind und alles - im Gegensatz zu ihnen selbst - locker wegstecken können.

Wie du an meiner Schilderung erkennst halte ich nicht viel von diesen Menschen und dazu stehe ich auch. So weit es möglich ist halte ich mich daher von ihnen fern, aber da eine dieser Frauen immer wieder am äußeren Rand meines Freundeskreises auftaucht, höre ich aus zweiter Hand oft mehr von ihr, als ich hören will :P .
Ja, das erkenne ich sehr gut und das ist auch dein gutes Recht. Ich wäre lediglich mit dem "Urteil" (sie sind nicht hochsensibel!) vorsichtig. Das ist alles.
Im krassen Gegensatz dazu sind meiner Meinung nach zwei Menschen, die mir SEHR nahestehen, wirklich hochsensibel. Einer davon ist mein Mann und der andere meine zur Zeit beste Freundin. Mit meiner Freundin habe ich - wie mir gerade auffällt - noch nie über dieses Thema gesprochen. Dabei ist sie eine gebildete und vielseitig interessierte Frau, die sicher schon mal über den Begriff Hochsensibilität gestolpert ist, und sich sehr wahrscheinlich darin erkannt hat. Mein Mann hat hingegen vermutlich noch nie davon gehört :mrgreen: . Sowohl meine Freundin aus auch mein Mann haben sehr feine Antennen für Gefühle und Stimmungen ihrer Mitmenschen (ganz anders als die beiden Frauen, die sich selbst als hochsensibel bezeichnen). Beide haben auch ein großes Harmoniebedürfnis und versuchen in angespannten Situationen oft, zur Deeskalation beizutragen. Beide können durch Erzählungen oder Beobachtung von Ungerechtigkeiten oder Gewalt total aus dem inneren Gleichgewicht geworfen werden, wobei das Außenstehende oft gar nicht mitbekommen, weil sie es so gut verbergen können. Und beide haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Im Gegensatz zu meinem Mann hat meine Freundin durch viel Arbeit an sich selbst gelernt, mit ihrer Sensibität konstruktiv umzugehen. Sie macht Yoga, meditiert, achtet auf Bewegung, Ernährung und darauf, immer wieder Dinge in den Tagesablauf einzubauen, die ihr gut tun. Vor allem aber reflektiert sie sich selbst immer wieder, kommt oft dahinter, was sie GENAU in bestimmten Situationen verärgert oder runtergezogen hat, und arbeitet an Strategien, damit zurecht zu kommen. Darin, gut für sich selbst zu sorgen, ist sie meinem Mann deutlich voraus. Beide hatten übrigens schon Phasen mit Depressionen, aus denen sie aber immer wieder rausgekommen sind.
Ich habe einige hochsensible Männer durch die Selbsthilfegruppe kennen gelernt. Das "Problem" mit hochsensiblen Männern ist, dass das eben nicht mit dem gesellschaftlichen Bild, des "starken Mannes" zusammen zu passen SCHEINT. Ich betone scheint, weil das natürlich Unsinn ist. Aber ich glaube, aus diesem Grund ist es für Männer weitaus schwieriger hochsensibel zu sein, als für Frauen. Damit meine ich, dass sie oft weitaus länger brauchen, diesen Umstand zu akzeptieren, sich damit anzufreunden (denn hochsensibel zu sein ist auch eine Gabe, nicht nur ein Fluch) und auch Strategien zu entwickeln im Alltag besser klar zu kommen. Ich bin sicher, dass hochsensible Männer schneller Burn-Out oder Depressionen haben als hochsensible Frauen, da Frauen sich ihres Zustandes schneller bewusst werden können und DÜRFEN. Dadurch, dass ich ja auch lange versucht habe, mitzuhalten und mich anzupassen und mich ständig gefragt habe: warum fällt mir manches so schwer, ist manches so anstrengend für mich und für andere scheint es kein Problem zu sein? bin ich depressiv geworden. Ich habe mich schwach und unzulänglich gefühlt. Dazu kam noch das "verkopft" sein bedingt durch den Intellekt, meine schwierige Familiensituation. Für mich war es eine Erleichterung und ein enormer Schritt in die richtige Richtung zu erkennen, was mit mir los ist. Deine Freundin hat dies auch instinktiv (ob sie nun einen Namen dafür hat oder nicht) über die Jahre erkannt, was sie braucht und richtet sich danach. Dein Mann kann das nicht (zulassen), aber es wäre ihm zu wünschen. Anzuerkennen, dass man manches nicht so gut "aushält", schneller Ruhe braucht, mehr auf sich achten muss, empfindsamer ist als andere, das ist -gesellschaftlich betrachtet- eben nicht grade männlich. Da muss sich noch einiges tun, vor allem in den Köpfen der MÄNNER.
Und damit bin ich wieder ganz bei Dir: Ich will nicht, dass mein Mann oder meine Freundin in einen Topf mit den Frauen geworfen werden, die sich selbst als hochsensibel sehen. Genau solche Menschen wie diese Frauen sind ja dafür (mit-)verantwortlich, wenn Hochsensibiltät - wie du das beschreibst - bei manchen Menschen negativ besetzt ist. Dabei sind ja ca. 15% der Bevölkerung hochsensibel, was wiederum bedeutet, dass der Großteil dieser Menschen davon gar nichts weiß. Aber genau das macht es mMn so gefährlich, bei einem Kind mit auffälligem Verhalten bzw. Leidensdruck Hochsensibilität als Ursache zu sehen, und daher auf eine Abklärung in Sachen Autismus zu verzichten. Fakt ist ja, dass hochsensible Menschen (sowohl diejenigen, die es von sich wissen, als auch die anderen) ohne Hilfe "von außen" durchaus lebensfähig sind und ein mehr oder weniger zufriedenes Leben führen können. Das KANN bei Autisten auch der Fall sein, ist es aber meistens nicht. Vor allem aber halte ich es für unnötig und fahrlässig, Autisten mögliche Hilfen zu verweigern, weil man sie als "nur" hochsensibel ansieht und mit dieser Begründung einer Diagnsotik im Wege steht.
Ich denke nicht, dass "solche" Menschen ALLEIN dafür verantwortlich sind, sondern hauptsächlich dass Hochsensibilität einfach gesellschaftlich (noch) nicht akzeptiert wird als etwas, was es tatsächlich gibt und eben 15% der Menschen unterscheidet und viele Menschen wissen nicht wirklich WAS Hochsensibilität überhaupt bedeutet. Sie denken eben bei "hoch sensibel" sofort an Menschen, wie deine "Freindinnen" ;) es sind, die eben meiner Meinung nach durchaus hochsensibel sein können, leider aber nicht gut damit umgehen und damit ihr schlechtes Sozialverhalten entschuldigen.
Meinem älteren Sohn tut es gut, zu wissen, dass er nicht etwa deshalb anders ist als die anderen Kinder, weil er so einen schlechten Charakter hat oder weil er "zu dumm" ist, sich anzupassen, sondern dass er durch seinen Autismus einfach andere Voraussetzungen für sozial-emotionale Fähigkeiten hat als neurotypische Kinder. So, wie ein Legastheniker eben schlechtere Voraussetzungen hat, schriftliches deutsch korrekt zu lernen.
Hochsensibilität ist eben auch kein Charakterzug. Hochsensible können auch AK'*s sein ;) oder eben genau das Gegenteil davon.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Maca
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Maca »

Der Begriff der Hochsensibilität hat sich leider so ein wenig abgenutzt, weil er in der öffentlichen Wahrnehmung als zu diffus und zu beliebig wahrgenommen wird.
Somit kann sich jeder, der das gerade schick oder irgendwie nützlich findet, mit diesem Etikett behaften.
Das bietet viel Spielraum für “Mißbrauch“.

Ich nehme es immer wieder wahr, dass sehr egozentrische Menschen, die mit Kritik schlecht umgehen können und viel Bestätigung brauchen, sich selber gerne als zart besaitet, betiteln. Ihre Antennen reichen aber über ihren eigenen Dunstkreis oft nicht hinaus und sie haben wenig Gespür für die Schwingungen und Stimmungen außerhalb ihrer eigenen Gemütslage.
Die hochempathisch Hypersensiblen, schweigen im aktiven Miteinander eher, wollen die Aufmerksamkeit ungern auf sich ziehen, beobachten, fühlen mit und stehen immer als seelischer Kummerkasten bereit. Sie geben in der Regel mehr als sie nehmen. Ganz im Gegensatz zu den Eingangs erwähnten Personen.
Klar, das ist etwas überzogen und leicht klischeebeladen , aber die Tendenz nehme ich durchaus so wahr.

Hochsensibilität ist eine Reizfilterschwäche, die einen Aussenreize (darunter fallen auch soziale Reize durch Mimik etc.), das eigene seelische Erleben und die eigenen Körperreaktionen sehr viel intensiver wahrnehmen lässt als dass bei Nichtbetroffenen der Fall ist.
Manchmal ist das einfach nur zum Kotzen und alles andere als schick.
Bei einer sehr starken Ausprägung wird es sehr schwer, im reizintensiven Alltag klarzukommen.
In Kombination mit einer HB ist die Wahrscheinlichkeit sich damit zu arrangieren und die positiven Aspekte einer sensitiven Wahrnehmung bewußt zu nutzen, höher als ohne dieses sehr hohe kognitive Potential, behaupte ich mal.
Rabaukenmama
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Re: Das Kind das nie aufhört zu reden... Hallo von mir!

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:Rabaukenmama, ich sehe in der Schilderung jetzt aber auch keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass diese Frauen nicht doch hochsensibel sind. Nicht jeder Hochsensible schafft es sozialverträglich mit seinen Einschränkungen umzugehen. Und außerdem muss nicht jeder negative Charakterzug in Zusammenhang mit der Hochsensibilität stehen. Also in Anlehung an den Autistenspruch: kennst du einen Hochsensiblen kennst du einen Hochsensilblen.
Das stimmt schon. Nur ist Hochsensibilität - im Gegensatz zu einer Wahrnehmungsstörung wie Autismus - nicht etwas, wozu es ein Krankheitsbild, Anhaltspunkte und Diagnosen gibt. Die meisten Menschen, die ich kenne, haben mal davon gehört oder gelesen, dass es Hochsensibilität gibt, oder wurden von anderen darauf aufmerksam gemacht. Dann haben sie sich näher damit beschäftigt und sich selbst darin erkannt bzw. "diagnostiziert". Das kann richtig sein, oder auch nicht.

Sozialverträglichkeit und Hochsensibilität sind mMn zwei komplett verschiedene Paar Schuhe, ebenso übrigens wie Sozialverträglichkeit und Autismus. Ich habe auch nie gesagt dass ich bei den Frauen die ich kenne und die sich selbst als hochsensibel bezeichnen explizit ausschließe, dass es stimmt. Ich glaube es nur einfach nicht, was ich ja darf ;) .

Wenn jemand von sich behauptet, eine wunderschöne Singstimme zu haben, kann das ja auch entweder stimmen oder einfach eine falsche Selbstwahrnehmung sein. Erinnert mich ein bißchen an den Witz, wo eine Frau einem Pfarrer beichtet: "Ich stehe täglich stundenlang vor dem Spiegel und bewundere meine Schönheit. Ist das eine große Sünde?" und der Pfarrer antwortet "Nein, nur ein großer Irrtum!" :mrgreen:
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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