Ich stelle uns mal vor

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Katze_keine_Ahnung
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Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Rabaukenmama

ich habe mit dem Kleinen gegenteilige Erfahrungen. Ich habe ihn ohne ständigem Kampf aber doch mit viel Auseinandersetzung wesentlich in die Richtung bewegt, das zu machen, was man ihm aufgibt. Mit vier diskutierte er über alles: er räumt sein Teller nicht ab, er geht nicht ins Bett. Mit fünf kamen dazu noch: "ich mache die Hausaufgaben nicht" und diverse andere Dinge. Das wesentliche, womit ich ihn am meisten beeinflusst habe, war die Geige. Am Anfang durfte ich kein einziges Wort über seine Übungen sagen. Korrekturen führten zur Komplettverweigerung. Irgendwann durfte ich nicht mal im Zimmer sein, wenn er üben sollte. Auch in der Musikschule tanzte er der Lehrerin auf der Nase. In dem ersten Geigenjahr hat er gefühlt kaum was gelernt. Er hätte längst die Geige in die Ecke geschmiessen, wäre da nicht der Großer, der für ihn auch eine Vorbildfunktion hat und auch Geige spielt.

Wir wechselten denn Lehrer und nahmen einen langen Weg in Kauf... und ab der ersten Stunde wirkte der Kleine wie ausgewechselt. Während die erste Lehrerin es kaum geschaft hat mit ihm zwei mal ein kurzes Liedchen auf den offenen Seiten zu spielen, wollte der Neue statt von mir geplannten 30 Minuten nach der 1. Stunde auf eine dreiviertelstunde umsteigen! Ich stand da mit offenem Mund. Ich glaube bei der 3. oder 4. Stunde haben sie der Schüler und der Lehrer so verkracht, dass mein Kleiner den Lehrer angeschrien hat, rausmarschiert ist und sagte: "Ich gehe nie wieder rein!" Ich weiß nicht mehr wie ich das geschafft habe, aber er ging nachdem sein Bruder fertig war, sich erkundigen ob er doch bleiben darf und entschuldigte sich für sein Verhalten. Bei diesem Lehrer hat er unglaublich viel gelernt, lernt aktuell die 3. Lage und spielt die Stücke, die sein 7 jahre älterer Bruder vor einem Jahr gespielt hat. Mittlerweile ist er so weit, dass er einige Takte notfalls 10 mal hintereinander spielen kann. Er lässt seine Fehler korrigieren, zählt den Takt, obwohl ihm das große Mühe bereitet. Neu kam diese Woche, dass er sein Tempo zügeln kann und nicht mehr auf möglichst schnell setzt, sondern auch laut und leise versteht, und auch langsam spielen kann. Es ist eine wahnsinnige Entwicklung im Vergleich zum letzten Jahr.

Es färbt auch auf die Schule. Wer einmal sysetmatisches Arbeiten gelern hat, kann es überall anwenden. Es bereitet dem Kind Mühe, aber er kann jetzt lange Erklärungen in Mathe anhören. Er kann abschreiben und seine Fehler korriegieren.

Was macht dieser Lehrer anders? Er gibt den Kindern schwere Stücke, statt doofe Kinderliedchen. Er hat unglaubliches pädagogisches Geschick und korrigiert genauso viel wie ein Kind ertragen kann, nicht mehr und nicht weniger. Er hat mir erzäht, er hat ein Kind bis zur Musikhochschule gebracht, das die ersten paar Wochen des Unterrichts sich vor ihm hinter dem Sofa versteckt hat.

Ich habe beim Großen weniger Erfahrung gemacht und konnte das bei ihm nicht umsetzen, obwohl er weniger eigensinnig ist, als der Kleine. Beim Kleinen war mir das Problem und ihre Bedeutung bewusst und ich bin systematischer vorgegangen.

PS Ich will keinesfalls dir sagen, dass du was anders hättest machen können oder sollen. Ich will diesbezüglich nicht missverstanden werden. Im Gegensatz, ich bewudere deine Ruhe und deine Geduld.
Karen
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Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von Karen »

Meine Tochter ist gerade 7 geworden und ist in der 2 Klasse. Bei Mathe macht sie die Aufgaben der 3-5 Klasse. Wenn sie Seiteweise noch 16/4 rechnen musste, oder 13+25, wäre sie auf Barrikaden gegangen. Sie hat bis zu Homeschooling eigentlich in der Schule alles mitgemacht (sie hat schon 1 Klasse übersprungen), aber in Homeschooling hat uns mal beiden der Kragen platzt und ich habe der Blatt mit Aufgaben "16 Steinen auf 4 Teller teilen" weggeschmiessen und ersetzt mit (x+1)/4=4 oder so in dem Stil. Die Lehrerin habe ich es ohne Kommentar so abgeschickt und 1 Tag später einen Anruf erhalten. Sie hat mir ganze Freiheit gegeben, und seit dem bekommt meine Tochter Arbeitsblätter mit Knobelaufgaben oder Rechen Augaben aus der 3-5 Klasse und es macht ihr sehr viel spass. Nur schreibt sie nicht gerne - aber da habe ich mich auch distanziert. Ich habe während der Lockdown noch entschieden dass ich nur das mit ihr mache was sie auch mitmacht, und alles andere liegen lasse, und so auch kommuniziert. Da ich für Schule zuständig war und nicht die Lehren, habe ich mir auch die Freiheit genommen alles was nicht Sinnvoll war liegen zu lassen. Wir haben Glück dass unsere Lehrerinnen dafür sehr offen waren.
Ich habe mein völliges verständnis dass ein Kind dass in der 1 Klasse, die Aufgaben der 2 Klasse macht, und nachher in der 2 Klasse das wieder machen muss, es nicht mehr ohne weiteres aushaltet. Ein Erwachsener haltet es auch nicht aus. Oder hat jemand hier während der Studium (die eine grosse Leidenschaft war), eine langweilige Studentenjob gemacht? Ich habe mal 6 Monaten lange gleichen Elektronikplatten zusammengesteckt - dieses Gefühl dass ich hier so vervolle Zeit verschwenden muss die ich sonst an meinen Projekten in Labor verbringen würde, und was ich alles verpasse war sehr schwer auszuhalten - trotz dem Lohn. Die unterforderte Kinder geht es nicht anderes (und noch ohne Lohn). Und ich bin mir da ziemlich sicher, dass es hier um ein unterfordertes Kind geht. Sorry, aber der Stoff der 2 Klasse in Mathe ist ja wirklich wirklich leicht, und der Junge ist schon 8. Ich bin mir ziemlich sicher dass der Test überdurchschnitliche Werte zeigt. Was ich nocht wichtig finde ist das Kind weiss um was es in dem Test geht. Ich habe meiner Tochter (die damals in dem Zustand war dass sie alles was nicht passt verweigert hat), sehr genau erklärt warum wir es machen, um was es geht, und dass wir so eventuell ihr helfen können und das mitmachen sehr sehr wichtig ist, auch wenn es langweilig ist.
Erziehungsfehler: ich gehe hier nicht in Detail ein da es schon spät ist. Aber ich will nur sagen dass ich und übrigens mein Mann und unsere Eltern zu 100% überzeugt sind, dass wenn wir die "normale" Erziehung mit Konsequenzen, Grenzen, usw. bei meiner Tochter umgesetzt hätten, hätten wir jetzt das Kind stazionar in Psychiatrieschen Kinderklinik. Also - mach dir bitte keine Vorwürfe. Wenn du auf dein Bauchgefühl gehört hast und so gehandhabt wie es für euch richtig war, dann war es auch richtig so. Bei manchen Kindern führen Konsequenzen zu angepassten verhalten, bei anderen treiben sie ins tiefe verzweiflung an sich und an der Beziehungen und führen zu den gegenteil.
alibaba

Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von alibaba »

Karen hat geschrieben: Erziehungsfehler: ich gehe hier nicht in Detail ein da es schon spät ist. Aber ich will nur sagen dass ich und übrigens mein Mann und unsere Eltern zu 100% überzeugt sind, dass wenn wir die "normale" Erziehung mit Konsequenzen, Grenzen, usw. bei meiner Tochter umgesetzt hätten, hätten wir jetzt das Kind stazionar in Psychiatrieschen Kinderklinik. Also - mach dir bitte keine Vorwürfe. Wenn du auf dein Bauchgefühl gehört hast und so gehandhabt wie es für euch richtig war, dann war es auch richtig so. Bei manchen Kindern führen Konsequenzen zu angepassten verhalten, bei anderen treiben sie ins tiefe verzweiflung an sich und an der Beziehungen und führen zu den gegenteil.
Was ist denn eine "normale Erziehung"? Gibt es so etwas überhaupt? Normal empfand mein Vater Schläge. :schwitz:

Konsequenzen geben einen Rahmen. Die richtig gesetzt, behindern sie ein Kind auch nicht in seinem Verhalten sondern entwickeln und unterstützen das Kind zum richtigen Verhalten. Aber wie so oft, kann ich Konsequenzen richtig oder eben auch falsch einsetzen. Nicht immer ist das Bauchgefühl das "richtigere". Mein Opa hat seinen Sohn (meinen Vater) eben nach Bauchgefühl geschlagen, statt über konkrete Grenzen mal nachzudenken, geschweige denn sich mit der anstrengenden "Erziehung" mal auseinander zu setzen.
alibaba

Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von alibaba »

Auguste hat geschrieben:
Mir fällt auch auf, dass Euer Sohn anscheinend von Euch bisher wenig Grenzen aufgezeigt bekommen hat und sein jetziges Verhalten die Konsequenz daraus ist. Natürlich ist er jetzt mit 8 Jahren nicht auf einmal bereit, Grenzen zu akzeptieren, die er vorher nicht kannte. Das ist jetzt Arbeit für Euch und Euer Kind. Und mit intelligenten Kindern kann man da endlos diskutieren, wenn die etwas nicht einsehen wollen :schwitz:
Das sehe ich auch so.
Auguste hat geschrieben: Ich drücke als erstes mal die Daumen, dass Euer Sohn überhaupt beim Test mitmacht und da nicht auch verweigert, weil er gerade keinen Bock hat ;)
Meine Gedanken! Es ist spannend. Ob das gut gehen wird?

Auguste hat geschrieben: Zur Homeschooling-Situation habe ich keine Ideen. Wir haben es bei unserem Sohn aufgegeben.
Meine mussten und müssen immer einen gewissen "Grund" an Schulaufgaben machen. Das muss ich im Alter meiner Kinder auch nicht mehr ausdiskutieren. Für mich persönlich endet der Eingriff und die Vorgabe gegenüber meinen Kindern solange ich eben nichts von den Lehrern höre. Die Bereitschaft zum Tun auch von Dingen die mich nun nicht immer faszinierend ansprechen ist die Grundvoraussetzung für ein gemeinschaftliches arbeiten. Kein Wissenschaftler arbeitet heute in seinem stillen Kämmerlein und ganz alleine nach seinem Gutdünken an einem Projekt.
Auguste
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Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von Auguste »

alibaba hat geschrieben:
Auguste hat geschrieben: Zur Homeschooling-Situation habe ich keine Ideen. Wir haben es bei unserem Sohn aufgegeben.
Meine mussten und müssen immer einen gewissen "Grund" an Schulaufgaben machen. Das muss ich im Alter meiner Kinder auch nicht mehr ausdiskutieren. Für mich persönlich endet der Eingriff und die Vorgabe gegenüber meinen Kindern solange ich eben nichts von den Lehrern höre. Die Bereitschaft zum Tun auch von Dingen die mich nun nicht immer faszinierend ansprechen ist die Grundvoraussetzung für ein gemeinschaftliches arbeiten. Kein Wissenschaftler arbeitet heute in seinem stillen Kämmerlein und ganz alleine nach seinem Gutdünken an einem Projekt.
Bei uns ist die Situation einfach schwierig. Die Kids sind den ganzen Tag allein, weil wir arbeiten. Da kann ich gar kein Auge drauf haben, dass sie was machen. Wir haben nach X Wochen "Feierabend- und Wochenendschooling" für uns entschieden, dass wir als Eltern und als Familie auch Freizeit brauchen. :schwitz:

Bei der Tochter läufts einigermaßen, beim Sohn halt eher nicht. Wir haben der Klassenlehrerin mitgeteilt, wie Homeschooling bei uns aussieht und dass wir unseren Sohn tagsüber nicht unterstützen können. Es kam genau keine Reaktion von Schulseite - auch nicht, wenn der Sohnemann tagelang nichts abgeliefert hat.

Wir fragen Abends bei den Kindern nach, was sie gemacht haben, lassen uns ggf. auch was zeigen und erinnern ans Absenden. Wenn nichts gemacht wurde, dann nehmen wir das zur Kenntnis und fertig. Mit 10 und 12 sind beide Kinder durchaus auch alt genug, um den Lehrern selbst zu erklären, warum an Tag X nichts abgeliefert wurde. Hat wahrscheinlich sowieso mehr Wirkung, als wenn Mama und Papa meckern.

Wären meine Kinder erst 8 Jahre und in der 2. Klasse, dann liefe das sicher auch bei uns anders. Wahrscheinlich wären sie dann in der Notbetreuung und würden dort nichts machen ;)
Rabaukenmama
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Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben: Meine mussten und müssen immer einen gewissen "Grund" an Schulaufgaben machen. Das muss ich im Alter meiner Kinder auch nicht mehr ausdiskutieren. Für mich persönlich endet der Eingriff und die Vorgabe gegenüber meinen Kindern solange ich eben nichts von den Lehrern höre. Die Bereitschaft zum Tun auch von Dingen die mich nun nicht immer faszinierend ansprechen ist die Grundvoraussetzung für ein gemeinschaftliches arbeiten. Kein Wissenschaftler arbeitet heute in seinem stillen Kämmerlein und ganz alleine nach seinem Gutdünken an einem Projekt.
Es geht ja nicht darum, das Kind immer das machen zu lassen, worauf es gerade Lust hat. Klar müssen Kinder lernen, auch Dinge zu tun, die sich NICHT toll finden. Die Schwierigkeit bei begabten Kindern ist nur, dass sie von den Anforderungen gerade im Grundschulbereich praktisch dauer-unterfordert sind und ab der Einschulung von ihnen erwartet wird, täglich etliche Stunden motiviert viel zu einfach Aufgaben zu erledigen. Auch durchschnittlich begabte Kindern langweilen sich manchmal, für sie sind immer wieder mal Herausforderungen dabei. Das fällt bei Kindern, die kognitiv einen großen Vorsprung haben, komplett weg. Je nach Wesensart gibt es natürlich trotzdem Kinder, die ohne gröbere Probleme "nach außen" die Anforderungen erfüllen.

Aber Kinder haben ja vom Schulstart bis zum Einstieg in Berufsleben mindestens 10 Jahre Zeit, um sich sowohl die kognitiven Fähigkeiten als auch die nötige Frusttoleranz anzueignen. Man muss halt akzeptieren, dass einige Kinder diese skills schneller lernen als andere, so wie es auch beim klassischen Schulstoff der Fall ist. Manche Kinder können bei der Einschulung schon flüssiger lesen als andere am Ende der Grundschulzeit. Und genauso kommen manche schon als Taferlklassler gut mit langweiligen Aufgaben zurecht, andere hingegen brauchen Jahre um zu akzeptieren dass man manche Dinge einfach durchdrücken MUSS. Bei meinem älteren Sohn (10 Jahre) hat sich im vergangenen Jahr gerade in dem Bereich (langweilige Aufgaben einfach zu machen) eine deutliche Besserung gezeigt. Daher befremdet mich, wenn zu einem Grundschulkind gesagt wird "Im Berufsleben kannst du dir auch nicht aussuchen was du tun willst!".

Stimmt zwar, aber dann ist man eben auch kein Kind mehr und hat sich die nötige Reife und Frusttoleranz im Normalfall längst angeeignet. Und außerdem sollte es schon so sein, dass bei der Berufswahl die persönlichen Interessen und Neigungen berücksichtigt werden, dass man also keinen Beruf ergreift, zu dem man kein Talent hat und bei dem man auch keinerlei Freude empfindet.

Bei Schule ist es anders. Da MUSS man hin, MUSS ständig mehr oder weniger uninteressante Dinge machen, unabhängig von den Interessen und dem momentanen Empfinden. Daher ist das mMn nicht vergleichbar.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:
Karen hat geschrieben: Erziehungsfehler: ich gehe hier nicht in Detail ein da es schon spät ist. Aber ich will nur sagen dass ich und übrigens mein Mann und unsere Eltern zu 100% überzeugt sind, dass wenn wir die "normale" Erziehung mit Konsequenzen, Grenzen, usw. bei meiner Tochter umgesetzt hätten, hätten wir jetzt das Kind stazionar in Psychiatrieschen Kinderklinik. Also - mach dir bitte keine Vorwürfe. Wenn du auf dein Bauchgefühl gehört hast und so gehandhabt wie es für euch richtig war, dann war es auch richtig so. Bei manchen Kindern führen Konsequenzen zu angepassten verhalten, bei anderen treiben sie ins tiefe verzweiflung an sich und an der Beziehungen und führen zu den gegenteil.
Was ist denn eine "normale Erziehung"? Gibt es so etwas überhaupt? Normal empfand mein Vater Schläge. :schwitz:

Konsequenzen geben einen Rahmen. Die richtig gesetzt, behindern sie ein Kind auch nicht in seinem Verhalten sondern entwickeln und unterstützen das Kind zum richtigen Verhalten. Aber wie so oft, kann ich Konsequenzen richtig oder eben auch falsch einsetzen. Nicht immer ist das Bauchgefühl das "richtigere". Mein Opa hat seinen Sohn (meinen Vater) eben nach Bauchgefühl geschlagen, statt über konkrete Grenzen mal nachzudenken, geschweige denn sich mit der anstrengenden "Erziehung" mal auseinander zu setzen.
Meine persönliche Erfahrung zu Erziehung ist, dass am ehesten als "normal" empfunden wird, wie man selbst erzogen wurde. Menschen, die nicht viel über Erziehung nachdenken machen es meistens so, wie es die eigenen Eltern gemacht haben. Anders gemacht wird nur das, worunter man selbst gelitten hat (sofern man das reflektiert hat!), und selbst hier fällt es oft schwer.

So gesehen ist das Bauchgefühl nicht immer ein guter Berater, da gebe ich Dir recht. Aber ich kenne keinen einzigen Erwachsenen, der selbst eine gewaltfreie, wertschätzende Kindheit erlebt hat, aber trotzdem seine eigenen Kinder "instinktiv" schlägt.


Es klingt moderner, wenn man "Konsequenzen" sagt, aber gemeint sind damit fast ist immer klassische Strafen. Meine Gedanken dazu haben mich vor vier Jahren zu einem eignen Thread zu dem Thema angeregt, nachzulesen hier:

https://www.forum.klugekinder.at/viewto ... zen#p31908
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Karen
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Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von Karen »

alibaba hat geschrieben:
Karen hat geschrieben: Erziehungsfehler: ich gehe hier nicht in Detail ein da es schon spät ist. Aber ich will nur sagen dass ich und übrigens mein Mann und unsere Eltern zu 100% überzeugt sind, dass wenn wir die "normale" Erziehung mit Konsequenzen, Grenzen, usw. bei meiner Tochter umgesetzt hätten, hätten wir jetzt das Kind stazionar in Psychiatrieschen Kinderklinik. Also - mach dir bitte keine Vorwürfe. Wenn du auf dein Bauchgefühl gehört hast und so gehandhabt wie es für euch richtig war, dann war es auch richtig so. Bei manchen Kindern führen Konsequenzen zu angepassten verhalten, bei anderen treiben sie ins tiefe verzweiflung an sich und an der Beziehungen und führen zu den gegenteil.
Was ist denn eine "normale Erziehung"? Gibt es so etwas überhaupt? Normal empfand mein Vater Schläge. :schwitz:

Konsequenzen geben einen Rahmen. Die richtig gesetzt, behindern sie ein Kind auch nicht in seinem Verhalten sondern entwickeln und unterstützen das Kind zum richtigen Verhalten. Aber wie so oft, kann ich Konsequenzen richtig oder eben auch falsch einsetzen. Nicht immer ist das Bauchgefühl das "richtigere". Mein Opa hat seinen Sohn (meinen Vater) eben nach Bauchgefühl geschlagen, statt über konkrete Grenzen mal nachzudenken, geschweige denn sich mit der anstrengenden "Erziehung" mal auseinander zu setzen.
Ah, Alibaba, es bringt nichts alles immer zu hinterfragen. "Normale" Erziehung heisst es für mich das was ich hier in normalen Familien mit normalen Kindern beobachte. Kinder die nicht folgen gehen ins Zimmer, Kinder die schreien werden ignoriert, Kinder die Spielzeug nicht aufräumen, am Tisch nicht ruhig sitzen oder zu Eltern frech sind werden bestraft (ah, sorry, Konsequenzen erfahren), usw. Ich rede hier nicht über Gewalt Erfahrungen und Missbrauch - davon war ja nie hier die rede. Eine Mutter empfindet ihren Kind zu lasch zu erziehen was das Gegenteil von Gewalt ist. Ich sehe oft dass zu lasche Erziehung (bitte nicht mit Vernachlässigung verwechseln) nicht einfach so entsteht, aber oft ein Konsequenz davon ist dass Regeln und Konsequenzen bei diesem Kind nichts bringen und nur mit grossen Gewalt durchsetzbar sind. Es ist einfach ein Kind ins Zimmer zu schicken dass auch ins Zimmer geht und dort bleibt. Oder ein Kind dass von sich tobt zu ignorieren. Aber wenn ein Kind das nicht mitmacht, und Gefahr für sich selbst oder andere ist, über Stunden nicht beruhigen kann und durch schreien nicht mehr reden - dann fragt man sich 10 mal im voraus ob es wirklich eine Grenze durchgesetzt werden muss und warum und ob sich wirklich lohnt. Meine Tochter ist allergisch auf alle Arten Manipulation und sinnlose Machtausübung. Sie durchschaut es sofort. Da bringen so tolle "Konsequenzen" gar nichts bzw - das Gegenteil. Aber das kannst du dich vermutlich gar nicht vorstellen weil deine Kinder nicht so waren. Und nein, mein Kind ist nicht gestört.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Karen

ich verstehe ganz gut was du meinst. Meine Kinder akzeptieren keine Konsequenzen. Das hat nicht mal mit 2 Jahren funktioniert. Einfluss nehmen geht bei uns nur über positives Feedback.
Maca
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Re: Ich stelle uns mal vor

Beitrag von Maca »

@Karen

Eins meiner Kinder ist auch so wie @ katze keine Ahnung
und du es beschreiben.
Als Kleinkind war dieses Kind mit einem derart elementaren Bedürfnis nach Selbstbestimmung ausgestattet, dass wir uns dem nicht entgegensetzen konnten.
Uns wurde unzählige Male prophezeit, wie schwer es einmal mit ihr werden würde und was für Defizite im Sozialverhalten sie wohl entwickeln würde.

Das genaue Gegenteil ist eingetreten und heute leidet dieses Kind unter den emotional zurückgebliebenen ( oder meinetwegen auch normal entwickelten) Kindern derer, die uns früher schlaue ( und ungebetene) Ratschläge gegeben haben, weil ihre emotionale Entwicklung auf einer Stufe steht, die die meisten Menschen in ihrem gesamten Leben nicht erreichen werden.
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