Neu hier
Verfasst: Mi 15. Jul 2020, 13:08
Hallo,
ich möchte unsere kleine Familie, besonders unsere Tochter vorstellen. Und zwar einfach aus dem Grund, weil ich endlich mal frei und offen aussprechen möchte, was mich so bewegt.
Wir, das sind mein Mann und ich und unsere gemeinsame Tochte von 5,5 Jahren. Wir haben uns nach 22 jähriger Beziehung entschlossen doch noch eine „richtige“ Familie zu werden. Jetzt sind wir verheiratet und haben ein absolutes Wunschkind.
Und obwohl es eigentlich momentan keine wirklichen Probleme gibt, gehen wir total am Stock. Aber das für mich Schlimmste ist, dass es wirklich keiner versteht. Ich glaube, viele denken einfach, es läge am Alter der Eltern (wir waren beide bei der Geburt 42). Das mag vielleicht eine Rolle spielen, denn hätten wir früher gewusst, wie anstrengend unser Leben als Eltern wird, hätten wir definitiv früher angefangen. Aber niemals nie auf diese tolle Erfahrung verzichtet.
Diesen Sommer kommt unsere Tochter vorzeitig in die Schule, sie ist ein Februarkind und wir wohnen in Bayern. Hier entscheidet nicht nur der Elternwille, wir mussten den langen Weg inklusive Schulpsychologin gehen. Es sind sich aber alle einig, dass es wohl die richtige Entscheidung sein dürfte, nur der Kindergarten hat noch etwas Zweifel, unterstützt uns aber bei dem nun eingeschlagenen Weg.
Und jetzt mal in der chronologischen Reihenfolge:
Sie wurde 2015, nach einer völlig unkomplizierten Schwangerschaft und problemloser Spontangeburt, 3 Wochen vor dem Termin geboren. Sie war kein Schreikind und entwickelte sich prächtig. Nur wollte sie nie in den Kinderwagen oder in irgendeine Form von Tragehilfe. Nein, ich musste sie immer auf dem Arm tragen und zwar so, dass sie auch etwas sehen konnte. Auch Autofahren war der Horror solange sie noch im Maxicosi liegen musste. Mit einem Kindersitz machte es ihr dann sogar Spass.
Und Schlafen war auch von Anfang an nicht ihre Sache. Sie hat zwar sehr früh angefangen durchzuschlafen, aber eben nur kurz. Immer so etwa 3-4 Stunden weniger, als die Kinder von Bekannten.
Sie hat sich schon immer wahnsinnig schnell entwickelt, Angefangen zu Sprechen mit 7 Monaten und frei Laufen konnte sie schon im Dezember. Was übrigens auch ein Problem war, schließlich brauchten wir für draußen im Winter ja nun ganz kleine Schuhe.
Unser Kinderarzt war von Anfang an begeistert von ihr hat uns aber auch schon früh gewarnt, dass wir dranbleiben müssen, sie wäre sehr clever und willensstark.
Eigentlich wollte ich die ersten 3 Jahre zuhause bleiben und danach sollte sie in einen ganz normalen Kindergarten hier in unserem kleinen Örtchen.
Nach etwa 1,5 Jahren habe ich allerdings gemerkt, dass ich ihr nicht mehr genüge und auch mein Mann oder der Besuch von Kindergruppen, Spielplätzen, Schwimmen und Musikgruppen bei weitem nicht ausreicht. Also ging sie dann doch mit 20 Monaten in die Krippe. Und obwohl sie sich sehr darauf gefreut hatte, war von Anfang an der Wurm drin.
Schon nach einer Woche meinte sie zu mir:“ Mama, ich bin Falsch. Die anderen Kinder sind anders. „ Sie war so traurig, dass es mir echt mein Mutterherz gebrochen hat. Trotzdem habe ich mich darauf eingelassen, dass es wahrscheinlich nur die Umstellung usw. ist. Sie hatte ja auch keine Probleme mit den Kindern oder den Erzieherinnen. Wurde aber immer apathischer in der Krippe und zu Hause ließ sie die ganze Energie raus, oft bis weit nach Mitternacht. Für unsere Familie war das eine enorme Belastung.
Und obwohl wir viele Gespräche mit den Erzieherinnen führten und schon damals wussten, dass es Unterforderung war, konnten wir nichts erreichen. Nach etwa 4 Monaten habe ich sie dann für etwa 7-8 Wochen daheim gelassen und der Zustand normalisierte sich wieder. Wir gingen auf die Suche nach Hilfe, denn ganz ehrlich, über Jahre hinweg hätten wir den Input, den sie braucht nicht liefern können. Zumal sie auch körperlich auf einem Wahnsinnig hohen Level Energie verbrannte.
Danch ging sie wieder täglich für etwa 2h in die Krippe, einfach, weil ich ein wenig Zeit zum Schlafen brauchte. Aber das war kein Problem mehr für sie.
Wir hatten dann das Glück, in der Stadt in der Nähe eine Einrichtung zu finden, die sich u.a. auf solche Kinder eingestellt hat. Und obwohl sie eigentlich noch zu jung war, es nicht unser Regierungsbezirk war etc., durfte sie ab dem Sommer, also mit 2,5 Jahren den Kindergarten dort besuchen.
Das war zwar viel Fahrerei, ein Weg ist immerhin 25km also muss ich jeden Tag etwa 100km fahren. Öfters kann sie morgens aber auch mein Mann mitnehmen. Aber wir hatten endlich wieder ein glückliches Kind und zwar vom ersten Tag Kindergarten an.
Die Probleme fingen erst wieder nach den letzten Sommerferien an. Da hat sie dort nicht mehr mitgemacht, sich an keine Regeln mehr gehalten und ständig Streit gesucht.
Nun ist aber auch ihr Opa in eben diesen Ferien verstorben, so dass wir echt nicht sicher waren woran die Probleme nun liegen. Deshalb entschlossen wir uns zu einer Testung, um zumindest Unterforderung sicher ausschließen zu könmnen oder eben wieder neue Wege zu suchen.
Sie ist mit dem Wippsi IV von einer erfahrenen Psychologin getestet worden. Und das Ergebnis hat selbst uns (beide selber getestet hochbegabt) umgehauen.
Ihr Gesamt-IQ wurde mit 153 angegeben, wobei sie 2 Bereiche gedeckelt hat und kein Einzelwert unter 130 war. Die Verteilung ist ziemlich homogen. Wobei die eigentliche Aussage war, dass man in dem Bereich nicht genau genug testen kann und sie eigentlich einen schwereren Test bräuchte, das wiederum geht ja nicht aufgrund des jungen Alters.Die Empfehlung ging in Richtung Früheinschulung.
Wir sind dann zum Schulamt und dort wirklich sehr kompetent beraten worden. Gemeinsam mit zwei Psychologinnen wurden noch weitere Kompetenzen „überprüft“, Probetage an zwei verschiedenen Schulen gemacht und auch das Schulspiel durchgeführt.
Es ist schon erstaunlich, wenn es darauf ankommt, liefert unssere Kleine gnadenlos ab. Gleich drei Schulen hätten sie aufgenommen und kein Lehrer oder Pädagoge hat Bedenken angemeldet.
Und auf unsere Befürchtungen hin, dass sie diese tollen Leistungen vielleicht nicht jeden Tag konstant abrufen kann, weil sie eben noch sehr jung ist, heisst es immer nur: „Hauptsache, sie hat die sozialen Kompetenzen. In der ersten Klasse gewöhnen sich viele Kinder noch an die Konstanz.“
Auch körpelich kann sie gut mithalten. Sie ist zwar nicht so besonders groß, eher Durchschnitt mit jetzt 1,10m, aber wirklich verdammt sportlich. Eine Miniolympiade für Kinder ab 6 Jahren hat sie in ihrer Gruppe (etwa 10 Kinder) gewonnen.
Feinmotorisch würde ich sie altersentsprechend einordnen. Mir fällt es schwer das zu beurteilen, weil sie nicht so gerne malt. Schreiben (in Druckbuchstaben groß und klein) kann sie schon recht gut. Wir bekommen neuerdings immer Schilder hingehängt, an ihre Zimmertür. Z.B.:
„Papa bitte draußen bleiben. Dasselbe gilt für Mama. Auch, wenn ich nicht da bin. Ich hab euch aber trotzdem lieb.“
Deshalb haben wir uns entschlossen, sie dieses Jahr einzuschulen. Seit Januar nimmt sie auch am Vorschulprogramm teil und die Probleme im Kindergarten sind weg. Sie will unbedingt in die Schule, auch wenn jetzt neuerdings mal ein paar Tränen kullern, weil sie realisiert, dass sie dann ihre Kindergartenfreunde nicht mehr oft sehen wird.
Mein Mann und ich wünschen sich nichts mehr, als dass sie sich wohl fühlt in der Schule. Und wir sind ziemlich platt nach der ganzen Rennerei und den speziellen Schwirigkeiten wegen der Coronakriese. Unsere Familien reagieren eher ablehnend auf unsere Entscheidung, auch weil noch Cousinen im gleichen Alter da sind. Wir haben auch niemanden von den Testergebnissen erzählt, da haben wir echt Hemmungen. Auch, wenn das bedeutet, dass man nicht öffentlich zu gewissen Persönlichkeitsteilen des eigenen Kindes stehen kann. Das macht mir schon manchmal ein schlechtes Gewissen.
Unsere Tochter hat den Test nicht als solchen wahrgenommen, eher als Rätselspiel und von den Ergebnissen weiß sie auch nichts. Sie spürt aber schon immer mal wieder, dass sie anders tickt, als andere Kinder. Sie ist trotzdem sehr beliebt, wird gerne eingeladen und ihre sehr kreativen und phatasievollen Spielideen kommen sowohl bei älteren, als auch bei jüngeren Kindern gut an.
Sie kann sich woanders super benehmen und akzeptiert dort auch andere Regeln, als zu Hause. (Hier wird sowieso gerne über jeden Pups diskutiert, was mich wahnsinnig macht. Im Großen und ganzen ist es aber wohl wie überall, nicht perfekt aber in Ordnung)) Sie kann sehr höflich sein und hilfsbereit. Zu kleineren Kindern ist sie rücksichtsvoll, bei gleichaltrigen kann sie sich gut behaupten und von älteren wird sie akzeptiert aber das Durchsetzen fällt ihr doch oft schwer. Da spielt sie meistens mit und beschwert sich dann manchmal, dass ihre Vorstellungen zu kurz gekommen seien. Außer bei ihren zwei besten Freundinnen (7 Jahre), da ist es wirklich gleichberechtigt.
Nur gehen die abends um 19 Uhr nach hause, essen zu Abend und gehen dann ins Bett. Bei uns geht der Tag meist bis 22:30 oder 23 Uhr und morgens um 6:15 Uhr wacht sie wieder auf.
Und sie möchte immer Input. Jetzt nicht unbedingt das klassische Schulwissen, (die ersten Worte konnte sie schon vor ihrem 4. Geburtstag lesen) sondern eher das Leben und die Welt an sich.
Auch wir als Eltern wissen inzwischen nicht mehr alles und haben schon einiges dazulernen können. Aber ich will auch nicht jeden Abend meinen Kopf anstrengen, ich sehne mich echt nach Pause und Erholung. Wir haben keine Verwandten im Umkreis von 400km, deshalb sind Auszeiten wirklich selten. Und so etwas wie Paarzeit gibt es eigentlich gar nicht mehr. Gut, dass wir uns schon so lange kennen und lieben und deshalb schon so manche Kriese gemeinsam durchgestanden haben.
Trotzdem denke ich manchmal, dass ich ungerecht bin. Da habe ich so ein Geschenk und ich beklage mich trotzdem noch. Aber eigentlich weniger über mein Kind, als darüber, dass meine speziellen Probleme andere sind, als bei unseren Freunden, Verwandten oder Bekannten. Und ich deshalb ziemlich viel mit meinem Mann alleine ausmache. Auf Verständnis, dass auch ein fittes Kind sehr anstrengend sein kann stoßen wir nie. Wir wären eher viel zu ehrgeizig, was natürlich auch wieder am Alter liegt, oder eingebildet, weshalb tut es denn sonst nicht der Dorfkindergarten, der ja für alle anderen Kinder auch gut genug ist? Deshalb schweigen wir woanders lieber komplett darüber.
So, jetzt habe ich das wichtigste, was mich persönlich belastet und auch das, auf das ich stolz bin, mal aufgeschrieben und es tat wirklich gut! Danke fürs Lesen und vielleicht kennt der ein oder andere ja diese zerissenen Gefühle.
ich möchte unsere kleine Familie, besonders unsere Tochter vorstellen. Und zwar einfach aus dem Grund, weil ich endlich mal frei und offen aussprechen möchte, was mich so bewegt.
Wir, das sind mein Mann und ich und unsere gemeinsame Tochte von 5,5 Jahren. Wir haben uns nach 22 jähriger Beziehung entschlossen doch noch eine „richtige“ Familie zu werden. Jetzt sind wir verheiratet und haben ein absolutes Wunschkind.
Und obwohl es eigentlich momentan keine wirklichen Probleme gibt, gehen wir total am Stock. Aber das für mich Schlimmste ist, dass es wirklich keiner versteht. Ich glaube, viele denken einfach, es läge am Alter der Eltern (wir waren beide bei der Geburt 42). Das mag vielleicht eine Rolle spielen, denn hätten wir früher gewusst, wie anstrengend unser Leben als Eltern wird, hätten wir definitiv früher angefangen. Aber niemals nie auf diese tolle Erfahrung verzichtet.
Diesen Sommer kommt unsere Tochter vorzeitig in die Schule, sie ist ein Februarkind und wir wohnen in Bayern. Hier entscheidet nicht nur der Elternwille, wir mussten den langen Weg inklusive Schulpsychologin gehen. Es sind sich aber alle einig, dass es wohl die richtige Entscheidung sein dürfte, nur der Kindergarten hat noch etwas Zweifel, unterstützt uns aber bei dem nun eingeschlagenen Weg.
Und jetzt mal in der chronologischen Reihenfolge:
Sie wurde 2015, nach einer völlig unkomplizierten Schwangerschaft und problemloser Spontangeburt, 3 Wochen vor dem Termin geboren. Sie war kein Schreikind und entwickelte sich prächtig. Nur wollte sie nie in den Kinderwagen oder in irgendeine Form von Tragehilfe. Nein, ich musste sie immer auf dem Arm tragen und zwar so, dass sie auch etwas sehen konnte. Auch Autofahren war der Horror solange sie noch im Maxicosi liegen musste. Mit einem Kindersitz machte es ihr dann sogar Spass.
Und Schlafen war auch von Anfang an nicht ihre Sache. Sie hat zwar sehr früh angefangen durchzuschlafen, aber eben nur kurz. Immer so etwa 3-4 Stunden weniger, als die Kinder von Bekannten.
Sie hat sich schon immer wahnsinnig schnell entwickelt, Angefangen zu Sprechen mit 7 Monaten und frei Laufen konnte sie schon im Dezember. Was übrigens auch ein Problem war, schließlich brauchten wir für draußen im Winter ja nun ganz kleine Schuhe.
Unser Kinderarzt war von Anfang an begeistert von ihr hat uns aber auch schon früh gewarnt, dass wir dranbleiben müssen, sie wäre sehr clever und willensstark.
Eigentlich wollte ich die ersten 3 Jahre zuhause bleiben und danach sollte sie in einen ganz normalen Kindergarten hier in unserem kleinen Örtchen.
Nach etwa 1,5 Jahren habe ich allerdings gemerkt, dass ich ihr nicht mehr genüge und auch mein Mann oder der Besuch von Kindergruppen, Spielplätzen, Schwimmen und Musikgruppen bei weitem nicht ausreicht. Also ging sie dann doch mit 20 Monaten in die Krippe. Und obwohl sie sich sehr darauf gefreut hatte, war von Anfang an der Wurm drin.
Schon nach einer Woche meinte sie zu mir:“ Mama, ich bin Falsch. Die anderen Kinder sind anders. „ Sie war so traurig, dass es mir echt mein Mutterherz gebrochen hat. Trotzdem habe ich mich darauf eingelassen, dass es wahrscheinlich nur die Umstellung usw. ist. Sie hatte ja auch keine Probleme mit den Kindern oder den Erzieherinnen. Wurde aber immer apathischer in der Krippe und zu Hause ließ sie die ganze Energie raus, oft bis weit nach Mitternacht. Für unsere Familie war das eine enorme Belastung.
Und obwohl wir viele Gespräche mit den Erzieherinnen führten und schon damals wussten, dass es Unterforderung war, konnten wir nichts erreichen. Nach etwa 4 Monaten habe ich sie dann für etwa 7-8 Wochen daheim gelassen und der Zustand normalisierte sich wieder. Wir gingen auf die Suche nach Hilfe, denn ganz ehrlich, über Jahre hinweg hätten wir den Input, den sie braucht nicht liefern können. Zumal sie auch körperlich auf einem Wahnsinnig hohen Level Energie verbrannte.
Danch ging sie wieder täglich für etwa 2h in die Krippe, einfach, weil ich ein wenig Zeit zum Schlafen brauchte. Aber das war kein Problem mehr für sie.
Wir hatten dann das Glück, in der Stadt in der Nähe eine Einrichtung zu finden, die sich u.a. auf solche Kinder eingestellt hat. Und obwohl sie eigentlich noch zu jung war, es nicht unser Regierungsbezirk war etc., durfte sie ab dem Sommer, also mit 2,5 Jahren den Kindergarten dort besuchen.
Das war zwar viel Fahrerei, ein Weg ist immerhin 25km also muss ich jeden Tag etwa 100km fahren. Öfters kann sie morgens aber auch mein Mann mitnehmen. Aber wir hatten endlich wieder ein glückliches Kind und zwar vom ersten Tag Kindergarten an.
Die Probleme fingen erst wieder nach den letzten Sommerferien an. Da hat sie dort nicht mehr mitgemacht, sich an keine Regeln mehr gehalten und ständig Streit gesucht.
Nun ist aber auch ihr Opa in eben diesen Ferien verstorben, so dass wir echt nicht sicher waren woran die Probleme nun liegen. Deshalb entschlossen wir uns zu einer Testung, um zumindest Unterforderung sicher ausschließen zu könmnen oder eben wieder neue Wege zu suchen.
Sie ist mit dem Wippsi IV von einer erfahrenen Psychologin getestet worden. Und das Ergebnis hat selbst uns (beide selber getestet hochbegabt) umgehauen.
Ihr Gesamt-IQ wurde mit 153 angegeben, wobei sie 2 Bereiche gedeckelt hat und kein Einzelwert unter 130 war. Die Verteilung ist ziemlich homogen. Wobei die eigentliche Aussage war, dass man in dem Bereich nicht genau genug testen kann und sie eigentlich einen schwereren Test bräuchte, das wiederum geht ja nicht aufgrund des jungen Alters.Die Empfehlung ging in Richtung Früheinschulung.
Wir sind dann zum Schulamt und dort wirklich sehr kompetent beraten worden. Gemeinsam mit zwei Psychologinnen wurden noch weitere Kompetenzen „überprüft“, Probetage an zwei verschiedenen Schulen gemacht und auch das Schulspiel durchgeführt.
Es ist schon erstaunlich, wenn es darauf ankommt, liefert unssere Kleine gnadenlos ab. Gleich drei Schulen hätten sie aufgenommen und kein Lehrer oder Pädagoge hat Bedenken angemeldet.
Und auf unsere Befürchtungen hin, dass sie diese tollen Leistungen vielleicht nicht jeden Tag konstant abrufen kann, weil sie eben noch sehr jung ist, heisst es immer nur: „Hauptsache, sie hat die sozialen Kompetenzen. In der ersten Klasse gewöhnen sich viele Kinder noch an die Konstanz.“
Auch körpelich kann sie gut mithalten. Sie ist zwar nicht so besonders groß, eher Durchschnitt mit jetzt 1,10m, aber wirklich verdammt sportlich. Eine Miniolympiade für Kinder ab 6 Jahren hat sie in ihrer Gruppe (etwa 10 Kinder) gewonnen.
Feinmotorisch würde ich sie altersentsprechend einordnen. Mir fällt es schwer das zu beurteilen, weil sie nicht so gerne malt. Schreiben (in Druckbuchstaben groß und klein) kann sie schon recht gut. Wir bekommen neuerdings immer Schilder hingehängt, an ihre Zimmertür. Z.B.:
„Papa bitte draußen bleiben. Dasselbe gilt für Mama. Auch, wenn ich nicht da bin. Ich hab euch aber trotzdem lieb.“
Deshalb haben wir uns entschlossen, sie dieses Jahr einzuschulen. Seit Januar nimmt sie auch am Vorschulprogramm teil und die Probleme im Kindergarten sind weg. Sie will unbedingt in die Schule, auch wenn jetzt neuerdings mal ein paar Tränen kullern, weil sie realisiert, dass sie dann ihre Kindergartenfreunde nicht mehr oft sehen wird.
Mein Mann und ich wünschen sich nichts mehr, als dass sie sich wohl fühlt in der Schule. Und wir sind ziemlich platt nach der ganzen Rennerei und den speziellen Schwirigkeiten wegen der Coronakriese. Unsere Familien reagieren eher ablehnend auf unsere Entscheidung, auch weil noch Cousinen im gleichen Alter da sind. Wir haben auch niemanden von den Testergebnissen erzählt, da haben wir echt Hemmungen. Auch, wenn das bedeutet, dass man nicht öffentlich zu gewissen Persönlichkeitsteilen des eigenen Kindes stehen kann. Das macht mir schon manchmal ein schlechtes Gewissen.
Unsere Tochter hat den Test nicht als solchen wahrgenommen, eher als Rätselspiel und von den Ergebnissen weiß sie auch nichts. Sie spürt aber schon immer mal wieder, dass sie anders tickt, als andere Kinder. Sie ist trotzdem sehr beliebt, wird gerne eingeladen und ihre sehr kreativen und phatasievollen Spielideen kommen sowohl bei älteren, als auch bei jüngeren Kindern gut an.
Sie kann sich woanders super benehmen und akzeptiert dort auch andere Regeln, als zu Hause. (Hier wird sowieso gerne über jeden Pups diskutiert, was mich wahnsinnig macht. Im Großen und ganzen ist es aber wohl wie überall, nicht perfekt aber in Ordnung)) Sie kann sehr höflich sein und hilfsbereit. Zu kleineren Kindern ist sie rücksichtsvoll, bei gleichaltrigen kann sie sich gut behaupten und von älteren wird sie akzeptiert aber das Durchsetzen fällt ihr doch oft schwer. Da spielt sie meistens mit und beschwert sich dann manchmal, dass ihre Vorstellungen zu kurz gekommen seien. Außer bei ihren zwei besten Freundinnen (7 Jahre), da ist es wirklich gleichberechtigt.
Nur gehen die abends um 19 Uhr nach hause, essen zu Abend und gehen dann ins Bett. Bei uns geht der Tag meist bis 22:30 oder 23 Uhr und morgens um 6:15 Uhr wacht sie wieder auf.
Und sie möchte immer Input. Jetzt nicht unbedingt das klassische Schulwissen, (die ersten Worte konnte sie schon vor ihrem 4. Geburtstag lesen) sondern eher das Leben und die Welt an sich.
Auch wir als Eltern wissen inzwischen nicht mehr alles und haben schon einiges dazulernen können. Aber ich will auch nicht jeden Abend meinen Kopf anstrengen, ich sehne mich echt nach Pause und Erholung. Wir haben keine Verwandten im Umkreis von 400km, deshalb sind Auszeiten wirklich selten. Und so etwas wie Paarzeit gibt es eigentlich gar nicht mehr. Gut, dass wir uns schon so lange kennen und lieben und deshalb schon so manche Kriese gemeinsam durchgestanden haben.
Trotzdem denke ich manchmal, dass ich ungerecht bin. Da habe ich so ein Geschenk und ich beklage mich trotzdem noch. Aber eigentlich weniger über mein Kind, als darüber, dass meine speziellen Probleme andere sind, als bei unseren Freunden, Verwandten oder Bekannten. Und ich deshalb ziemlich viel mit meinem Mann alleine ausmache. Auf Verständnis, dass auch ein fittes Kind sehr anstrengend sein kann stoßen wir nie. Wir wären eher viel zu ehrgeizig, was natürlich auch wieder am Alter liegt, oder eingebildet, weshalb tut es denn sonst nicht der Dorfkindergarten, der ja für alle anderen Kinder auch gut genug ist? Deshalb schweigen wir woanders lieber komplett darüber.
So, jetzt habe ich das wichtigste, was mich persönlich belastet und auch das, auf das ich stolz bin, mal aufgeschrieben und es tat wirklich gut! Danke fürs Lesen und vielleicht kennt der ein oder andere ja diese zerissenen Gefühle.