Vorstellung und Unsicherheiten

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
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Neva
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Vorstellung und Unsicherheiten

Beitrag von Neva »

Hallo, ich bin Mama von zwei Söhnen (7J. Und 20 Monate) und komme aus NRW. Ich habe mich wegen meinem Großen hier angemeldet. Uns wird immer wieder von Familie und Fremden gesagt, er wäre anders. Anders ist nicht schlecht. Aber in unserem Fall teils schwierig.

Schlafen war als er klein war ein Fremdwort. Wären wir nicht so gut auf ihn eingegangen, wäre er bestimmt das typische Schreikind gewesen. Er hat mit 9 Monaten angefangen zu sprechen und hat ziemlich schnell seinen Wortschatz aufgefüllt und ist zu ganzen Sätzen übergegangen. Motorisch war er immer zurück und grobmotorisch zurückhaltend. Er ist sehr wissbegierig und hat ein großes Allgemeinwissen. Wir haben mit ihm aber auch immer wie mit einem Erwachsenen gesprochen und ihm die Informationen zur Verfügung gestellt. Mit drei Jahren zb "Es war einmal das Leben" geschaut. Er spielt kaum mit seinem Spielzeug. Liebt es aber die Natur zu erkunden. Er liebt Minecraft und erstellt abstrakte Gebäude. Geht zum Karate, Basketball und spielt Schach im Verein.

Sein Sozialverhalten ist kein Problem. Er ist sehr loyal und kein Draufgänger bzw ist nicht laut oder haut drauf. Höflich und respektvoll. Zu Hause herrscht zur Zeit eher ein Kampf zwischen Eltern und Kind. Alles ist falsch und wird direkt ausdiskutiert. Wir streiten wirklich viel und es ist sehr anstrengend. Er hat ein sehr gutes Selbstbewusstsein, was auch dazu führt, das seine Toleranz sehr gering ist. Misserfolge sind schwer zu verarbeiten und Gefühlsausbrüche vorprogrammiert.

Er wurde letztes Jahr eingeschult und meistert die Schule wirklich problemlos. Er ist zwar sehr unruhig und teils unkonzentriert. Bekommt aber alle Inhalte mit. Die Lehrerin ist da schon selbst drüber verblüfft.

Aber jetzt kommt das aber....
Er findet keinen Anschluss, ist dabei aber nicht unglücklich
Seine Interessen sind so anders als die der anderen Kinder. Hinzu werden wir seit dem er klein ist immer wieder angesprochen. Das Kind wäre anders, anstrengend, seltsam. Ich sehe keine Hochbegabung im Sinne von hat früh gelesen, rechnete sehr früh. Es ist eher das Gesamtpaket. Logisches denken, rational sein, Fiktion und Realität sehr früh unterscheiden, sich sehr tiefgehende Wissen aneignen, um nur einiges zu nennen.

Ich habe mich nun an einen Verein gewandt und werde zu einem Treffen mit Eltern von hochbegabten Kindern gehen. Um zu schauen, passen wir da rein. Ich tue mich selbst schwer mein Kind als HB zu betiteln. Warum auch, es liebt kein Test oder ähnliches vor.
Ich bin gerade sehr verunsichert und mir macht das stetige rechtfertigen vor Fremden einfach zu schaffen. Ich freue mich über Ratschläge, Tipps wie ich an die Sache herangehen kann oder einfach einen Austausch.
nosupermum
Dauergast
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Re: Vorstellung und Unsicherheiten

Beitrag von nosupermum »

Liebe Neva,

schön, dass du hier bist.

Zum Sozialverhalten und Freunde-Thema: Das kenne ich sehr gut von meiner Tochter (inzwischen 11). Der eine mag das zurückgezogene Verhalten als mangelnde Sozialkompetenz oder Unsicherheit auslegen. Der andere sieht darin einfach das Kind so wie es ist. Eckt er wegen seines Verhaltens (Wutausbrüche, Diskutieren) mit anderen Kindern an oder ist eher da eher sozial angepasst unterwegs und hat eben nur andere Interessen?

Meine Tochter ist auch eine Einzelgängerin. Wenn ich was mit anderen Familien ausmache und sich die Kinder sehen, ist das gut, aber es geht für die auch ohne. Von sich aus macht sie kaum was aus. Da müssen die Kinder schon seeeehr auf ihrer Wellenlänge liegen. Sie ist aber nicht unglücklich. Es ist eher mein Problem. Ich war als Kind anders, brauchte immer jemanden um mich rum und wäre in ihrer Situation unglücklich. Daher wollte ich, dass sie ihr Verhalten ändert. Aber ihr reicht die Schule und die zwei Mädels, die die ab und an dann auch mal trifft,

Je älter sie wird, desto reflektierter wird die und kann mir ihr Verhalten besser erklären. Im Kindergarten wurde moniert, sie sei nicht gut integriert, da sie immer bei den Erzieherinnen sein will. Heute kann sie mir erklären warum. Dort waren die Gespräche so spannend und die konnte mitreden, da die Sprachkompetenz der anderen Kinder so gering war.

Es hat also seine Gründe, die man oft später versteht. Das wollte ich mit dem Beispiel sagen. Vielleicht kannst du noch mehr erzählen, damit ich das „andere meinen, er sei schwierig“ besser verstehe.

LG
Nosupermum
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: Vorstellung und Unsicherheiten

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

"Er hat ein sehr gutes Selbstbewusstsein, was auch dazu führt, das seine Toleranz sehr gering ist. Misserfolge sind schwer zu verarbeiten und Gefühlsausbrüche vorprogrammiert."

Hallo,

das kommt mir sehr bekannt vor und kommt wegen niedriger Frustrationstoleranz. Das Kind ist nicht in der Lage die Fehler zu akzeptieren und die Vorgänge oft genug zu wiederholen. Dabei liegt die Schuld aus Sicht des Kindes nie beim Kind selbst, sondern bei den anderen. Deswegen kommt es zu ewigen Diskussionen, dass falsche Sachen auf falsche Weise vom Kind gefordert werden. Das Kind will alles sofort können, ohne vorher geübt zu haben. Bei uns ging es so weit, dass jeder Fehler am Klavier oder im Matheheft als "ich bin zu dumm" abgestempelt wurde. Dabei spielt mein Kind Klavier zur Zufriedenheit des Lehrers und ist in Mathe alles andere als schlecht. Bei solcher Konstellation gesellen sich dazu schnell die Versagensängste. Man balanciert als Eltern ständig auf einem Grat, ein Schritt nach links führt zu "ich bin zu dumm", ein Schritt nach rechts zu "warum ist alles so langweilig?". Das zerrt an Kräften sowohl vom Kind als auch von den Eltern. Dabei sieht das schlaue Kind ein, dass es sich im Moment der Wutanfällen falsch benimmt, kann sie aber nicht beherrschen und bekommt noch schlechtes Gewissen oben drauf.
Neva
Beiträge: 3
Registriert: So 4. Jun 2023, 14:53

Re: Vorstellung und Unsicherheiten

Beitrag von Neva »

Hallo,
danke für deine Antwort.
Er ist sozial angepasst unterwegs und ecktbauf keinem Fall wegen seinem Verhalten an. Er kann sich sehr gut in andere rein versetzen und möchte eine gute und angenehme Stimmung habe , erzeugen. Er versteht halt nur nicht, wenn andere ihn nicht "verstehen" und dann wird er traurig, bockig und zornig. Aber nicht gegen die anderen kinder gerichtet.

Ich glaube schon, das es auch mein Problem ist, wenn er viel für sich ist . Man möchte doch für sein Kind Freunde und sozialen Umgang.

Auf deine Frage zu schwierig.
Ich kann es schwer beschreiben, da es anders Menschen verschieden spiegeln.
Opa kommt nicht mit ihm zurecht, da er so andere Interessen hat und er sich ihm schwer nähert. Sie haben keine Beziehung zueinander aufgebaut in den letzten Jahren. Auch hat er nie verstanden, das mein Sohn nicht woanders schläft und seine festen Abläufe/Tagesrhythmus braucht.

In der Schule ist er sehr unruhig, kriegt aber alles mit.

Beim Karate dachte man er hat keine Lust, es er sich immer wieder zurück zieht und vor sich hin träumt und dann Schwierigkeiten beim Zuhören hat. Gleichzeitig ist er sehr stolz beim Karate mitzumachen und will weit kommen. Wenn im Training mehr auf ihn eingegangen wird und weniger Störfaktoren da sind, kommt er besser zurecht. Er kennt aber alle Tritte und Bezeichnung etc, in seinem Rahmen.

Bei mir wird viel diskutiert und er braucht sehr viel Nähe. Gleichzeitig will er sich aber abkapseln. Er ist ja schon groß .

Meine Mama macht sich Sorgen, das ich ihn zuviel forder und mit ihm mache.

Ich werde also von allen Seiten verunsichert.
Neva
Beiträge: 3
Registriert: So 4. Jun 2023, 14:53

Re: Vorstellung und Unsicherheiten

Beitrag von Neva »

Och könnte es nicht besser umschreiben mit der Frustration. Dieser Grat zwischen Zuspruch und herunterspielen der Leistung oder auch Fehlern ist wirklich schwer. Wir haben teils lange Gespräche, vorzugsweise abends , wenn es ruhig ist.
Dadurch dass er sich gut in andere hineinversetzen kann, kann ich ihm Beispiele nennen, aber bei ihm selbst fällt es oft schwer oder aber es braucht etwas Zeit
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