Hallo!

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
synchro
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Hallo!

Beitrag von synchro »

Hallo,
ich habe dieses Forum vor einigen Wochen entdeckt und seither schon viel hier gelesen das ich sehr spannend fand!
Vorneweg - ich habe vier Kinder im Alter von 10, 8, 4 und 2 Jahren. Hochbegabt (getestet) ist davon nur eines - K2 (8 Jahre).
K2 war immer schon "anders" und in einigen Bereichen sehr deutlich weiter als die Altersgenossen, z.B. konnte K2 mit genau 2 Jahren (wirklich fast auf den Tag genau) ein Muttertagsgedicht fehlerfrei auswendig aufsagen, lernte mit 4 eigenständig das Lesen und Schreiben, mit 5 auch Rechnen und konnte vor Schuleintritt bereits mehr als den gesamten Stoff der ersten Klasse. Das bemerkte die Schule vorab bei dem Termin wo alle im nächsten Jahr schulpflichtigen Kinder teilnehmen müssen (eine Art Schulreife-Test) und riet uns dazu, das Kind gleich direkt in die zweite Klasse einzuschulen. Nach wirklich längerem Überlegen haben wir uns dann doch dafür entschieden (wir hätten die Option gehabt bis Weihnachten doch in die erste Klasse zu wechseln). Sozial war unser Kind nämlich immer sehr zurückhaltend, im Kindergarten spielte K2 wenig mit anderen, hatte eher wenig Kontakt (aber auch keine nennenswerten Probleme). Dadurch dass K2 immer lange nachdachte (z.B. wenn man eine Aufgabe erfüllen solle wie z.B. etwas bringen) und generell oft so in Gedanken versunken war, dass z.B. Fragen gar nicht bemerkt wurden, wirkte K2 oft sogar etwas langsam im Vergleich mit anderen. Das ist zum Teil noch heute so. Jedenfalls war der Schulstart erfolgreich und die Lehrerin die das ihrer Meinung nach herausragende sprachliche Talent meines Kindes hervorhob (sie habe so etwas in ihrer ganzen Laufbahn noch nie erlebt), riet zum Test... mit der Begründung dass es in unserem Bundesland tolle Förderangebote für hochbegabte Kinder gäbe. Mein Kind, das dabei war, schnappte das auf und wollte unbedint die erwähnten Kurse machen dürfen. Also wurde K2 zum Test angemeldet wo die Hochbegabung bestätigt wurde. Seither ist K2 glücklich (und profitiert tatsächlich sehr von den Angeboten weil dort endlich mal andere Kinder sind die so ähnlich ticken). In der Schuke ist K2 recht unauffällig, hat gute Noten aber macht nur etwas wenn das auch interessant aussieht (z.B. interessiert sich K2 überhaupt nicht für Mathe, obwohl da auch eine Hochbegabung festgestellt wurde und träumt in der Schule oft stundenlang anstatt zu rechnen). Sozial ist K2 immer noch ein bisschen speziell (ich kann damit gut umgehen denn ich ticke genauso, der Papa hat damit aber seine Probleme). In der Freizeit liest K2 hauptsächlich - jeden Tag, stundenlang (obwohl es genug anderes Angebot gäbe), und spielt ein Instrument.

K1 (10 Jahre) ist so völlig anders als K2 - unterschiedlicher könnten sie kaum sein. K1 fiel nie in Richtung besondere Begabung auf, die Entwicklung im Kleinkindalter war unauffällig (sprachlich sogar deutlich verzögert), K1 war auch mit 6 noch nicht wirklich schulreif. Also nichts, was auf eine besondere Begabung hinweisen würde. Aber: mittlerweile frage ich mich manchmal ob da nicht doch "etwas" ist. Einierseits ist K1 im Verhalten.. sagen wir nicht ganz einfach. Diskutiert alles, also wirklich alles, bis ins kleinste Detail aus (nicht nur mit uns, auch mit der Lehrerin in der Schule), akzeptiert nichts ohne eine genauere Begründung dafür und hat einen extremen Gerechtigkeitssinn. Es zermürbt förmlich wenn eine Ungerechtigkeit gewittert wird. Das wiederum war bereits im Kindergarten so und brachte die ein oder andere Betreuerin regelmäßig auf die Palme. K1 macht keinen Strich mehr als nötig, muss aber auch nichts dafür tun in der Schule zumindest einwandfrei mitzukommen. Die Noten sind trotzdem in Mathe sehr gut, im sprachlichen Bereicht hat K1 immer noch Defizite (meiner Meinung nach, recht deutliche.. auch wenn K1 da laut der Lehrerin im Durchschnitt liegt). Problemlösen liegt K1 sehr, genauso wie das räumlich-abstrakte Denken. Zum Beispiel konnte K1 mit ca. 4,5 problemlos einen Straßenplan aus dem Kopf spiegelverkehrt aufzeichnen (so etwas kann K2 übrigens überhaupt nicht). Beim Problemlösen kommt allerdings zum Tragen dass K1 sich eben nicht freiwillig anstrengt. Ein Beispiel dafür: wir haben zum Spaß an einem Regentag (weil wir mal wissen wollten wie das aussieht - in der Schule wird das erst in der vierten Klasse gemacht) mal einen Kängurutest ausprobiert. Dafür waren sowohl K2 als auch K1 erstmal Feuer und Flamme (wobei die Begeisterung bei beiden schnell nachlies :D). Die Ergebnisse habe ich mit hinterher angesehen und die waren bei beiden recht ähnlich - gut aber nicht spektakulär. Weil ich die Aufgaben selber spannend fand (ich kann bei sowas fast nicht vorbeigehen) habe ich mir dann mal seine Lösungen angesehen und mich schon ein wenig gewundert - da waren etliche von denen ich sicher war dass K1 das kann, die aber gar nicht gelöst waren. Darauf angesprochen haben wir es mal gemeinsam probiert und da wurde mir klar was das Problem war. Bei den meisten dieser Aufgaben hatte K1 nicht mal die Angabe zu Ende gelesen sondern nach einem halben Satz teilweise schon "Kann ich nicht" entschieden, bei anderen scheiterte K1 an z.B. einer Vorberechnung (in etwa der Komplexität 7+7) um dann den eigentlich herausfordernden Teil der Aufgabe in 2 Sekunden zu lösen. Auf diese Weise habe ich bemerkt dass K1 alle Aufgaben völlig problemlos lösen konnte. Das beschreibt das Naturell von K1 recht gut.. sobald etwas anstrengend ist schaltet K1 ab (zu schwer, kann ich nicht, keine Lust). Das ist oft auch im Alltag so - K1 ist unglaublich oft langweilig und hätte gerne eine ständige Bespaßung (alleine ewas machen ist doof). Wenn dann aber etwas doch mal spannend ist, kann sich K1 super darauf konzentrieren. Ähnlich eben auch in der Schule - Klassenbester in Mathe ohne einen Finger dafür zu rühren aber extrem faul im Unterricht und bei den Hausübungen. Außerdem langweilt er sich, stört den Unterricht und diskutiert. Die Lehrerin meint, sie sei mit ihrem Latein am Ende (und sie ist wirklich bemüht, K1 hat extremes Glück mit dieser Lehrerin). Sie hält ihn für sehr intelligent, sagt aber dass er aus seinem Potenzial nichts macht. Auf eigenen Wunsch haben wir K1 nun auch zu einem Test angemeldet. Bis der stattfindet werden aber wohl noch ein paar Monate vergehen weil es gerade eine längere Wartezeit gibt. Ich habe lange mit mir gerungen weil ich überhaupt nicht einschätzen kann was da herauskommt und wie groß der Einfluss der Defizite im sprachlichen Bereich ist, aber K1 wollte es letzten Endes selbst unbedingt ( hauptsächlich wegen der Förderangebote - die fände K1 nämlich extrem spannend und da gibt es wirklich für jede Interessenslage etwas). Mal schauen was herauskommt - mir persönlich ist es völlig egal (ich habe K1 so oder so lieb, und das weiß K1 auch) solange K1 damit dann selbst umgehen kann (darüber haben wir aber ausführlich gesprochen).

Ich denke hier mache ich mal einen Cut, sonst wird es zu lang :) Ich schreibe später vielleicht noch etwas zu K3.

Liebe Grüße, ich freue mich auf einen Austausch!
synchro
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Re: Hallo!

Beitrag von synchro »

Ich merke gerade, ich habe sicher noch vieles vergessen. Vielleicht noch ein paar Aspekte hier:

K1 war als Baby und Kleinkind extrem unkompliziert, ein Sonnenschein (laut so ziemlich jedem der uns kannte) und hatte auch nie eine wirkliche "Trotzphase". Meiner Meinung nach hat K1 die mit ca. 6 Jahren nachgeholt - da fingen ganz plötzlich diese endlosen Diskussionen wegen jeder Kleinigkeit an. Hatte aber mit ca. 3 Jahren eine ganz eigenartige nachdenkliche Phase wo. Im Kindergarten wurde K1 als "wirklich weit" bezeichnet, hatte immer irgendwelche komplexen, selbst ausgedachten Bauprojekte und erschien jedenfalls schulreif. Umso mehr überrascht hat dann die (scheinbare?) Überforderung in der ersten Klasse (für mich wirkte es allerdings wirklich wie Überforderung). Ansonsten war K1 immer eher selbstständig aber gleichzeitig auch sehr vorsichtig (traute sich z.B. nie irgendwo runterzuspringen wo andere das durchaus ständig taten), auch als Baby nie besonders anhänglich und ließ sich in der Entwicklung mit dem meisten etwas Zeit. Hat als Baby stundenlang geschlafen und war auch dazwischen immer zufrieden.

K2 war als Baby das Gegenteil - immer hellwach, selten mehr als höchstens eine Stunde Schlaf verteilt über den ganzen Tag und jeden Tag stundenlang am Schreien - es war eine sehr anstrengende Zeit (deshalb auch die längere Pause vor K3 :)
K2 war ein ziemlich schwieriges Kind und hatte interessanterweise auch dieselbe nachdenkliche Phase (die uns wirklich beunruhigte - K2 wirkte in dieser Zeit auf uns fast depressiv) die aber fast schlagartig verging als das mit dem Lesen anfing. Ich denke mittlerweile, dass K2 dadurch ein Stückweit die eigene Identität gefunden hat und bis dahin kognitiv massiv unterfordert war. K2 ist heute noch sehr der intellektuelle Typ und scheitert gleichzeitg an einfachsten Alltagsaufgaben. Würde man z.B. K1 und K2 losschicken um eine Kleinigkeit einzukaufen (kleiner Supermarkt ist direkt ums Eck), würde K1 das toll finden und sofort erledigen (inklusive Preisvergleich und Auswahl des geeignetsten Produktes), K2 würde sich das erstens nicht zutrauen, zweitens nie freiwillig machen wäre drittens wohl nach zwei Stunden noch nicht zurück weil mans ich in der Überlegung was man denn nun nehmen soll oder wo das nochmal zu finden war, verlieren würde).
synchro
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Re: Hallo!

Beitrag von synchro »

So, nun zu K3. K3 stellt gerade unsere ganze Familie auf den Kopf und bringt uns leider des öfteren zur Verzweiflung. Aber von vorne:
K3 war als Baby recht unkompliziert aber viel anhänglicher als z.B. K1 und brauchte viel Körperkontakt, hat ewig bei mir im Bett geschlafen und brauchte das auch. Bis ca. 2 Jahre gab es eigentlich keine Auffälligkeiten - aber dann fing es an. Anfangs hielten wir das für eine extrem ausgeprägte Trotzphase mit Wutanfällen jeden Tag - das alleine wäre ja in dem Alter nicht so ungewöhnlich - aber es ging oft über Stunden und war auch eher Verzweiflung als Trotz. Wenn K3 da mal in so einem Anfall drin war, gab es kaum eine Möglichkeit da wieder rauszukommen außer am Ende völlige Erschöpfung (danach war K3 oft sehr kuschelbedürftig). Gott sei Dank ist das inzwischen doch deutlich besser (mit aktuell 4,5 Jahren). Aber auffällig finde ich trotzdem noch so einiges, z.B. ist K3 in vielen Dingen extrem unflexibel und er explodiert dann förmlich wegen Banalitäten. Das tritt mal verstärkt auf (jeden Tag, und wenn dann meistens auch mehrmals) und mal wieder einige Zeit (z.B. eine ganze Woche) so gut wie gar nicht.

Beispiel von heute (K3 hat einen schlechten Tag): K3 rannte mit Schuhen ins Haus und wollte irgend etwas holen.. mein Hinweis, K3 solle sich die Schuhe ausziehen, reichte aus um ein Gebrüll auszulösen. Das war aber noch nicht genug - als ich dann K3 die Schuhe ausgezogen habe explodierte K3 quasi und wollte unbedingt den Schuh wieder angezogen habe. Und zwar an genau der Stelle an der ich ihn ausgezogen habe. Und dann gab es einen Anfall. So etwas passiert öfter - weil schon jemand auf dem Stuhl sitzt auf dem K3 sitzen wollte, weil jemand etwas nimmt und dann nicht ganz genau an die Stelle zurück stellt an der es vorher war, weil jemand am Nachhauseweg überholt (dann verlangt K3 dass man zu genau der Stelle wieder zurückgeht um vorne zu sein) etc. Genau dieser Art waren die Daueranfälle im Alter zwischen 2 und 4.

Ich muss ehrlich sagen dass wir uns nicht wirklich hzu helfen wissen weil nichts wirklich funktioniert - was haben wir schon alles ausprobiert aber letztlich hat nichts bisher diese Anfälle wirklich verkürzt. Also bleibe ich jetzt dabei und höre mir das Geschrei an aber wirklich ändern kann ich nichts.

Was mich allerdings verwundert ist, dass K3 auch extrem einfühlsam sein und sich dann super in andere hineinversetzen kann ("X sieht traurig aus.. vielleicht weil..." und mit seiner Interpretation hat K3 eigentlich immer recht). Das passt für mich oft nicht zusammen.. weil K3 manchmal ganz anders sein kann. Heute z.B. hat K3 versucht einem anderen Kind die Jause wegzunehmen. Darauf angesprochen meinte K3 ganz überrascht dass das andere Kind die Jause geteilt hätte (was aber definitiv nicht stimmte bzw. das Teilen nicht freiwillig war). Freunde hat K3 übrigens aber trotzdem viele und ist im Kindergarten inzwischen gut integriert (was allerdings lange gedauert hat - Veränderungen verunsichern K3 schnell und so etwas wie der Kindergarteneintritt war eine große Veränderung obwohl K3 bereits davor im selben Haus in Betreuung war).

Wir warten jetzt erstmal die Entwicklungsdiagnostik ab die uns vom Hausarzt empfohlen wurde. Diese wird aber auch erst im Herbst stattfinden.

Motorisch ist K3 übrigens meiner Meinung nach recht schnell - konnte z.B. gleich beim ersten Versuch mit 3 Jahren mit einem richtigen Fahrrad fahren ohne das jemals davor ausprobiert oder geübt zu haben - und wie! Mit Bremsen, Anfahren, auf den Hügel fahren, kleine Kreise fahren - also wirklich mit allem Drum und Dran.
Zuletzt geändert von synchro am Do 6. Jul 2023, 17:05, insgesamt 1-mal geändert.
synchro
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Re: Hallo!

Beitrag von synchro »

Achja und K4 ist bisher eine Mischung aus allen :D
Ein immer fröhlicher Sonnenschein wie K1, kommt rein optisch stark nach K2 und ist anhänglich mit einem großen Kuschelbedürfnis wie K3
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Hallo!

Beitrag von Rabaukenmama »

Willkommen hier im Forum!

Danke für die ausführliche Vorstellung! Bin gerade etwas im Stress, aber ich antworte gern in den nächsten Tagen ;) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
Beiträge: 1482
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Re: Hallo!

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Hallo,

deine Kinder sind alle sehr klug und können einiges durch Kompensation ausgleichen, aber vor allem die Beschreibung von K3 klingt nach deutlichen autistischen Zügen.
synchro
Beiträge: 22
Registriert: Mo 5. Jun 2023, 21:37

Re: Hallo!

Beitrag von synchro »

Danke euch und gerne @Rabaukenmama, bin gespannt auf deine Gedanken.

...autistische Züge.. ja kann sein. Der Test wird es zeigen - ich nehme an dass sie bei der Entwicklungsdiagnostik einen machen werden wenn ich diese Dinge erzähle. Aber für mich passt einiges nicht dazu (muss aber dazu sagen dass ich mich noch nicht besonders intensiv damit beschäftigt habe). Zum Beispiel dieses Einfühlsame das direkt vom Kind kommt (nicht nur wenn ich frage wie X sich wohl gerade fühlen könnte - es ist eher so, dass Kind etwas sieht wie ein anderes Kind das weint, ein Bild in einem Buch etc. und dann von sich aus sich direkt da reinfühlt). K3 ist auch nicht unbedingt ein Einzelgänger, im Gegenteil.. hat im Kindergarten viele Freunde jeden Alters (gleich alt bis 2 Jahre älter) und erzählt daheim auch oft etwas von denen. Mir ist schon klar, dass Autisten nicht unbedingt ganz nach Klischee nerdige, in sich gekehrte Einzelgänger mit Inselbegabungen sein müssen .. aber ich hätte eher so etwas trotzdem nicht erwartet. Dass das Verhalten nicht "normal" ist, ist auch klar.. deshalb ja auch der Termin.
Im Moment interessiert sich K3 übrigens gerade für Buchstaben (hat letztens z.B. plötzlich gesagt "schau mal ich habe ein Doppel-N radiert" und auf meine Frage wie denn ein N überhaupt aussieht, konnte K3 eines schreiben - keine Ahnung woher, findet die Buchstaben des eigenen Namens in anderen Wörtern etc.) und geometrische Formen (Dreiecke, Vierecke).
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
Beiträge: 1482
Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: Hallo!

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Die Freunde im Kindergarten sind häufig austauschbare Spielkameraden. Akute Probleme im sozialen Bereich manifestieren sich eher erst in der Grundschule, wenn überhaupt. Was K3 über andere Kinder erzählt, wie sie sich fühlen und verhalten kann logisch einstudiert werden. Es ist keine Herablassung meinerseits, sondern ein Versuch zu erklären, warum es trotz des Verstehens der Gefühle es zu Missverständnissen wie die Mahlzeitteilung kommt.

Wie du schon erwähnt hast, die Klischees stimmen nicht. Mein Neffe ist ein diagnostizierter Autist. Als er noch im Kindergartenalter war, war meine Mutter mit ihm unterwegs. Er bekam einen Meltdown, benahm sich dementsprechend, aber nachdem er sich beruhigt hat, bat er meine Mutter es seiner Mutter nicht zu erzählen, sie werde sonst traurig.

Die Diagnostik zieht sich lange. Man könnte überlegen, vorausgesetzt dieses Verhalten ist im Moment nicht zu verändern, was könnte man tun, damit für euch Eltern und Geschwisterkindern das Leben einfacher wird. Manche Dinge sind des Kampfes nicht wert, wie z.B. die Schuhe. Die anderen, wie Verhaltensregel auf der Straße sind dagegen überlebenswichtig.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Hallo!

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Synchro!

Eine Frage habe ich gleich zu K3: wenn dieses Kind einen Wutanfall hat, wisst ihr dann den Auslöser? Und wenn ja, hört der Wutanfall auf, wenn die Ursache beseitigt ist, oder gibt es einen Punkt, ab dem es kein ZURÜCK mehr gibt? Ich bin ja Mutter von zwei diagnostizierten Autisten. Daher kann durchaus sein, dass ich mal wo anders auch Autismus "sehe", auch wenn das natürlich nicht immer den Tatsachen entspricht. Aber diese Beschreibung hört sich für mich doch sehr nach Meltdowns an, also autistischen Anfällen, die mein jüngerer Sohn (jetzt fast 11) seit einem Alter von ca. 2 Jahren hat. Der Hauptunterschied zum normalen, kindliche Wutanfall ist abgesehen von Intensität und Dauer hoch 3 auch dieser Punkt, ab dem es kein ZURÜCK mehr gibt. Beispiel: Auslöser für den Wutanfall ist, dass das Kind bei einem Ausflug noch bleiben will, der Rest der Familie will aber heimfahren. Wenn der Anfall mal richtig losgegangen ist, und man DANN beschließt, doch noch länger zu bleiben (das Kind also seinen "Willen" bekommt), kann das Kind dann den Wutanfall abbrechen, oder hängt es dann schon so tief drin, dass es keinen Unterschied mehr macht?

Hier ist noch eine Grafik, die den Unterschied genau beschreibt:
https://autistictic.com/de/2020/04/20/w ... nfografik/

Ich will jetzt nicht auch in das Horn "Autismus" blasen, aber das, was du an sozialer Kompetenz (sich in andere hineinversetzen können) dieses Kindes beschreibst, widerspricht sich für mich nicht mit möglichem Autismus. Bei weiblichen Autismus ist das nicht mal so selten, es kommt aber auch bei männlichen Autisten durchaus vor.

Mein älterer Sohn ist sehr kluger Asperger Autist mit zusätzlicher ADHS. Er ist jetzt 13 Jahre alt und ich würde seine sozial-emotinalen Fähigkeiten auf den Stand eines 6-8jährigen Kindes schätzen. Die passenden Gefühle aus Gesichtsausdrücken lesen konnte er aber schon als kleines Kind. Bei diesem älteren Sohn stand mal wörtlich in einem Befund: "Die ansonsten festgestellten Defizite im verbalen Reflektieren von sozialen Alltagssituationen zeigt M..... in der Testsituation nicht. Er verfügt in der Theorie über weit überdurchschnittliche Fähigkeiten im sozialen Verständnis.


Insgesamt sehe ich deine Kinder als gelungene "bunte" Mischung. Auch was du von K1 beschreibst kommt mir bekannt vor. Nur weil meine Kinder etwas wissen oder können, heißt das noch lange nicht, dass sie es auch ZEIGEN, bzw. den Ehrgeiz haben, eine Aufgabe zu bearbeiten, die ihnen erst mal schwierig erscheint, und die nicht bearbeitet werden MUSS. Ich bin selbst HB mit zusätzliche ADHS und ticke ähnlich ;) . Das schreibe ich jetzt einfach informativ und nicht als Verdachtsdiagnose zu deinem K1.

Selbst habe ich "nur" 2 Kinder, beide mit Autismus-Diagnose und je einer zusätzlichen Behinderung (älterer Sohn ADHS, jüngerer Sohn gehörlos). Meine Jungs sind übrigens vom Wesen her sehr verschieden. Beide haben Inselbegabungen, der ältere Sohn im sprachlichen Bereich. Der konnte z.B. an seinem 2. Geburtstag schon perfekt buchstabieren, mit 3 Jahren über 30 Kinderbücher auswendig aufsagen und mit 9 Jahren Englisch auf Maturaniveau. Mein jüngerer Sohn ist im mathematisch-logischen Bereich und im dreidimensionalen Denken sehr weit voraus. Da er komplett gehörlos ist kommunizieren wir hauptsächlich in Gebärdensprache. Beide Kinder haben in ihren Spezialbereichen alle IQ-Tests "gedeckelt" ;) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
synchro
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Re: Hallo!

Beitrag von synchro »

Danke dir auch für deine Gedanken - finde ich spannend. Ich habe gerade echt lange überlegt ob diese Anfälle beendbar sind. Ich denke ich habe beides schon beobachtet. Das Problem ist dass die Ursache gar nicht immer beendbar ist weil nur das Kind sie sieht. Es sind oft Situationen die man nicht mehr beenden kann. Beispiel: Kind regt sich über etwas auf das gerade passiert ist (oft wirklich Banalitäten - ein anderes Kind ist irgendwo hingegangen, einen Schritt auf die falsche Seite, was auch immer). Wenn dann ein Anfall folgt, dann ist dieses Geschehene der Auslöser..und nicht die Tatsache dass das Kind nun an der falschen Stelle steht. Und dann ist auch der Anfall nicht mehr wirklich beendbar. Es gibt aber genug Situationen wo es ganz normale Anfälle sind wo ein bisschen Verhandlung weiterhilft.
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