Neu hier und Fragen

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Elly95
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Neu hier und Fragen

Beitrag von Elly95 »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier. Mein Sohn ist letzten Monat drei Jahre alt geworden.
Ich bin über die Thematik Schreibaby und High Need auf Neurodivergenz gestoßen.
Ich hatte schon sehr früh das Gefühl, dass mein Sohn anders ist als andere Kinder.
Er nimmt alle Details war, stellt außergewöhnliche Fragen, hat untypische Interessen und ein enormes Gedächtnis.
Wir werden sehr häufig auf seine Sprachbegabung angesprochen.
Trotzdessen, dass er ein immensen Wortschatz hat und sich toll ausdrücken kann, hinkt die Kommunikation. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber z.B. ist ein normaler Austausch darüber, wie es im Kindergarten war, nicht möglich.

Unser größtes Problem sind Übergänge. An Nachmittag ist es oft nicht möglich, das Haus zu verlassen. Er hat sehr starke emotionale Ausbrüche. Nach Abholung aus dem Kindergarten braucht es sehr viel Zeit, bis er bereit ist ins Auto zu steigen und auch im Auto müssen wir dann noch mehrere Lieder hören, bevor wir wieder aussteigen können. Als er kleiner war, kam es da ständig zu Schreianfällen. Dies passiert an schlechten Tagen auch heute noch. Er ist in allem sehr sensibel, besonders im taktilen Bereich, aber auch sehr geräuschempfindlich. Da steht bald eine Untersuchung beim HNO an.

Auch auffällig ist der Umgang mit anderen Kindern. Als er kleiner war, hatte er panische Angst vor Ihnen. Er fühlt sich immer noch unwohl, wenn andere Kinder auf ihn zulaufen. Beim Kinderturnen geht er immer dort hin, wo keine oder die wenigsten Kinder sind. Wenn jmd hinter ihm ist, reagiert er oft panisch. Wir arbeiten sehr an seinem Sozialverhalten, treffen regelmäig Kinder und ermutigen ihn. Im Kindergarten klappt es laut Erziehern gut, er spielt zwar viel allein oder mit den Erziehern, aber er toleriert, wenn jmd neben ihm sitzt und spielt dann nebenher.

Der Kinderarzt hat bei der U7a Autismus angesprochen, allerdings rät er dazu abzuwarten und das Verhalten zu beobachten. Meiner Meinung nach, passt das Spielverhalten unseres Sohnes nicht zu Autismus. Er hat schon früh So-tun-als-ob Spiele gespielt, so war er bekannt als der fleißige Putzjunge, der die Spielplätze mit gerade 15 Monaten stundenlang "geputzt" hat. Auch in Rollenspielen (aktuell Superhelden) geht er sehr auf.
1:1 Situationen klappen wunderbar, dort ist dann nur auffällig, dass er kognitiv sehr fit ist.

Haben euere Kinder auch Probleme mit Übergängen?
Kann das Sozialverhalten auch daher kommen, dass er kognitiv weiter ist, als andere Kinder?

Ich würde mich sehr über einen Austausch freuen!

Liebe Grüße :)
Meine3
Dauergast
Beiträge: 1074
Registriert: Mo 11. Mär 2019, 10:55

Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Meine3 »

klingt so ziemlich nach meinem Sohn.


Asperger mit ADHS und hochbegabt 😉.

Er spielt Rollenspiele, aber im Alter deines Sohnes war es auch eher „monoton“, sowas wie kochen, dabei hat er dann einfach nur im Topf rumgeführt, ohne eine Geschichte zu entwickeln. Oder er hat stundenlang den Hof gefegt ;) und immer wieder gesagt, dass er Straßenkehrer ist; aber auch hier ging das Rollenspiel dann nicht weiter.


Auffallend ist, dass er mit anderen Kindern bis heute große Probleme hat Rollenspiele zu spielen, da er autismusbedingt sehr an SEINEN Vorstellungen festhält und es ihm sehr s herr fällt, bzw ihm das Verstöndnis fehlt, wie man die Ideen und den Input anderer integriert.

Er spielt dann entweder neben den anderen her (ohne das zu merken), driftet mit seiner Geschichte total ab, führt Monologe oder befielt den anderen, wie sie zu spielen haben (fungiert als Regisseur)….

Es stimmt nicht; dass Autisten alle (!) keine Rollenspiele spielen, keine Fsntasie haben, keine Freunde wollen.


Autismus ist ein sehr breites Spektrum mit vielen möglichen Erscheinungsbildern.


Übergänge sind bis heute (er ist 11) schwierig.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Elly95
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Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Elly95 »

@ Meine3 Erstmal vielen Dank für deine Antwort!

Mit dem Spielverhalten hatte ich mich nicht so gut ausgedrückt.
Als er 15 Monate alt war, waren seine Rollenspiele so monoton.
Mittlerweile spielt er aber total fantasievoll. Er spielt zwar auch vieles nach, was er erlebt oder gesehen hat, aber kombiniert auch immer wieder Dinge.
Das er bestimmen will, was andere sagen, hatten wir mit 2 Jahren sehr extrem. Ich musste da genau die Sätze sagen, die er vorgegeben hat und wenn ich doch mal ein Fehler gemacht habe, ist er eskaliert. Das hat mich richtig kirre gemacht, ist aber zum Glück aktuell nicht mehr so. Bei seinem "Freund", den wir 1x wöchentlich treffen, will er aber tatsächlich immer bestimmen, was er machen soll. So richtig spielen tuen die beiden nicht.
Er hat bereits mit 2,5 Jahren angefangen eigene Geschichten zu erzählen. Die Themen sind zwar immer ähnlich und er baut Dinge ein, die er im Raum sieht, aber ich finde ihn trotzdem kreativ. Er hat auch immer mal wieder neue Spielideen und fragt mich dann ganz süß, ob ich seine Idee gut finde.
Was für mich sehr störend ist, dass er so gut wie gar nicht allein spielt, er ist dann in kurzer Zeit total dysreguliert. Gegen Abend klappt es manchmal.

Ich habe auch gelesen, dass Autist:innen nicht bzw. selten lügen. Mein Sohn kann aber fast zu gut lügen. So hat er bereits mit 2 Jahren und 3 Monaten der Tagesmutter gesagt, dass ihn zwei Kinder geschlagen haben. Die Tagesmutter hatte noch die Stiller-Stuhl-Regel, wenn Kinder gehauen haben. Er hat immer öfter behauptet, dass sie ihn geschlagen hätten und dann schließlich zugegeben, dass er dies nur sagt, damit er in Ruhe spielen kann. Die Jungs waren sehr wild und er hat ihnen immer gesagt, dass er nicht mit ihnen spielen will.Ich wusste nicht, ob ich sein Verhalten lustig oder beängstigend finden sollte, da es ja schon schlau, aber eben auch berechnend von ihm war.
Er erfindet zudem ständig Ausreden, warum er etwas nicht tun kann.
Und er hat Bauchschmerzen schon so gut simuliert, das ich kurz davor war, mit ihm ins KH zu fahren.

Was für mich auch nicht passt, ist sein Humor. Er hatte da schon ganz früh ein Verständnis für und witzelt sehr oft mit uns oder anderen Erwachsenen rum.

Oder können Autist:innen durchaus auch humorvoll sein und Humor verstehen?

Mein Sohn hat wie deiner auch ganz bestimmte Vorstellungen, wie Dinge zu laufen haben, aber da ist eben die Frage inwieweit das noch ins normale Kleinkindverhalten fällt, da mit 3 ja in der Regel noch kein Perspektivwechsel stattfindet.
Wenn ein Ablauf nicht so funktioniert, wie er es will, flippt er aus und will es nochmal von vorne machen. Beispiel heute: Beim Autofahren zur Kita soll immer Musik laufen, dann kam jedoch eine Werbeunterbrechung und trotz dass ich schnell aufs Radio umgeschalten habe, ist er ausgeflippt und wollte, dass ich nochmal umdrehe und die Strecke erneut fahre. Da ich keine Zeit für einen 1 Stündigen Wutausbruch hatte, hab ich mich mit ihm geeinigt die Straße nochmal rauf und runterzufahren. Ich geh natürlich nicht jeder seiner Forderungen nach, aber manchmal muss ich eben abwägen, ob ich die Zeit und Kraft für so einen langen Schreianfall habe oder nicht. Ich war eine Zeit lang sehr konsequent, aber es gab absolut kein Learning auf seiner Seite.
(Learning für mich heute: Einen Premium Musikdienst abonnieren :D)

Letzendlich geht es mir vor allem darum heraufzufinden, ob etwas wirklich zu viel für ihn ist bzw. er es nicht kann oder ob ich strenger in der Erziehung sein muss.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Wenn ein sprachlich gut entwickeltes Kind mit anderen Kindern und der Umwelt nicht ausreichend kommunizieren kann, um ständige Konflikte zu vermeiden, dann ist das nicht der gängige Entwicklungsweg. Auf die Frage warum das so ist, bekommt man vor dem mittleren Grundschulalter eher unwahrscheinlich eine Antwort.

Wenn du als Mutter spürst, das Kind hat Probleme, dann hast du Recht. Eine Störung im Autismusspektrum kann man durch ausgewählte Kriterien nicht ausschließen. Dein Kind scheint mit seiner Wahrnehmung überfordert zu sein. Glaub nicht sehr viel den Erziehern, die dir sagen, dass es im Kindergarten gut läuft. Wenn das Kind Bauchschmerzen simuliert, um nicht dorthin zu gehen, ist das nicht wirklich gut.

Auf deine Frage, ob so ein Sozialverhalten daher kommt, dass das Kind hochbegabt ist.. Nein, kann es nicht. Ein fittes Kind würde sich ältere Kinder zum Spielen suchen und sich ihnen anschließen. Aber vor allem Rigidität ist ein klares Zeichen für Probleme aus den anderen Bereichen als Intelligenz. Denn Intelligenz bedeutet in jedem Alter zusätzliche Flexibilität und nicht umgekehrt.
Elly95
Beiträge: 9
Registriert: Di 9. Mai 2023, 12:40

Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Elly95 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben: So 1. Okt 2023, 11:36 Wenn ein sprachlich gut entwickeltes Kind mit anderen Kindern und der Umwelt nicht ausreichend kommunizieren kann, um ständige Konflikte zu vermeiden, dann ist das nicht der gängige Entwicklungsweg. Auf die Frage warum das so ist, bekommt man vor dem mittleren Grundschulalter eher unwahrscheinlich eine Antwort.

Wenn du als Mutter spürst, das Kind hat Probleme, dann hast du Recht. Eine Störung im Autismusspektrum kann man durch ausgewählte Kriterien nicht ausschließen. Dein Kind scheint mit seiner Wahrnehmung überfordert zu sein. Glaub nicht sehr viel den Erziehern, die dir sagen, dass es im Kindergarten gut läuft. Wenn das Kind Bauchschmerzen simuliert, um nicht dorthin zu gehen, ist das nicht wirklich gut.

Auf deine Frage, ob so ein Sozialverhalten daher kommt, dass das Kind hochbegabt ist.. Nein, kann es nicht. Ein fittes Kind würde sich ältere Kinder zum Spielen suchen und sich ihnen anschließen. Aber vor allem Rigidität ist ein klares Zeichen für Probleme aus den anderen Bereichen als Intelligenz. Denn Intelligenz bedeutet in jedem Alter zusätzliche Flexibilität und nicht umgekehrt.
Danke für deine klaren Worte.
Ich hoffe, wir bekommen schon etwas früher, als erst vor dem mittleren Grundschulalter, Klarheit.
Talju
Beiträge: 23
Registriert: Do 8. Mär 2018, 23:00

Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Talju »

Hallo,
Bei uns war das ähnlich. Unser Sohn spielte auch immer sehr phantasievoll (bis heute hin - 8 Jahre) und konnte von klein auf zu gut lügen. Auch er hat mit zwei Jahren extremen Humor und ein Verständnis für Ironie gezeigt.
Auch das Simulieren von Krankheiten und Schmerzen kennen wir, wobei die Hochsensibilität es schwer macht, herauszufinden, ob es vielleicht wirklich so schlimm ist…

Im Spiel fing er mit etwa 4-5 Jahren an, Ideen und Anmerkungen seiner Freunde zu respektieren und in seine Phantasiewelt beim Spielen zu integrieren. Das alleinige, lange und ruhige Spielen fing etwa im selben Alter an und weitete sich immer mehr aus. Mit 5 Jahren liebte er besonders Schach zu spielen. Das musste vor dem Kindergarten oder Schule oft noch geschehen und hat mich viel beansprucht. Inzwischen hört er in den ca 20 Minuten bevor er das Haus verlässt Musik und/ oder spielt alleine Lego.

Er ist ein hochsensibles und hochbegabtes Kind, bei dem wir ADHS nicht ausschließen. Allerdings gelingt ihm aktuell die Anpassung einigermaßen gut, dass wir alle ganz gut zurecht kommen.

Alle Bedenken, die du schilderst hatten wir auch. Wegen seiner Hochsensibilität haben wir uns kinderpsychotherapeutische Unterstützung gesucht, als er vier Jahre alt war. Das meiste ist viel besser geworden.

Ich möchte dir Hoffnung machen: manches legt sich.
Scheue dennoch nicht dir Hilfe zu suchen, dein tolles Kind zu unterstützen.

Auszuschließen sind andere Ursachen nie… deshalb gibt das Suchen von Hilfe nicht nur Aufschluss, sondern auch etwas mehr Zuversicht.

Liebe Grüße und alles Gute für euch.
Elly95
Beiträge: 9
Registriert: Di 9. Mai 2023, 12:40

Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Elly95 »

Talju hat geschrieben: Di 3. Okt 2023, 23:13 Hallo,
Bei uns war das ähnlich. Unser Sohn spielte auch immer sehr phantasievoll (bis heute hin - 8 Jahre) und konnte von klein auf zu gut lügen. Auch er hat mit zwei Jahren extremen Humor und ein Verständnis für Ironie gezeigt.
Auch das Simulieren von Krankheiten und Schmerzen kennen wir, wobei die Hochsensibilität es schwer macht, herauszufinden, ob es vielleicht wirklich so schlimm ist…

Im Spiel fing er mit etwa 4-5 Jahren an, Ideen und Anmerkungen seiner Freunde zu respektieren und in seine Phantasiewelt beim Spielen zu integrieren. Das alleinige, lange und ruhige Spielen fing etwa im selben Alter an und weitete sich immer mehr aus. Mit 5 Jahren liebte er besonders Schach zu spielen. Das musste vor dem Kindergarten oder Schule oft noch geschehen und hat mich viel beansprucht. Inzwischen hört er in den ca 20 Minuten bevor er das Haus verlässt Musik und/ oder spielt alleine Lego.

Er ist ein hochsensibles und hochbegabtes Kind, bei dem wir ADHS nicht ausschließen. Allerdings gelingt ihm aktuell die Anpassung einigermaßen gut, dass wir alle ganz gut zurecht kommen.

Alle Bedenken, die du schilderst hatten wir auch. Wegen seiner Hochsensibilität haben wir uns kinderpsychotherapeutische Unterstützung gesucht, als er vier Jahre alt war. Das meiste ist viel besser geworden.

Ich möchte dir Hoffnung machen: manches legt sich.
Scheue dennoch nicht dir Hilfe zu suchen, dein tolles Kind zu unterstützen.

Auszuschließen sind andere Ursachen nie… deshalb gibt das Suchen von Hilfe nicht nur Aufschluss, sondern auch etwas mehr Zuversicht.

Liebe Grüße und alles Gute für euch.
Hallo Talju,

danke für deine Nachricht. Das gibt mir tatsächlich Hoffnung.
Erst gestern hat mir die Erzieherin erzählt, dass sie versuchen, meinen Sohn in Kontakt mit anderen Kindern zu bringen, aber er es absolut nicht möchte. Er kommuniziert dies auch ganz klar. Das hat er immer schon getan.
Aber ja vielleicht braucht er, wie dein Sohn auch, in dem Bereich einfach länger und fängt sich dann eben erst mit 4 oder 5 an für andere Kids zu interessieren, was vollkommen in Ordnung wäre, denn jedes Kind ist nun mal anders.

Etwas was mich beunruhigt ist, dass er sich "zerkratzt", wenn ein Kind ihn berührt. Beispiel: Der Junge, den er gut kennt und der sich klar als Freund von meinem Sohn sieht, streichelt ihn über die Wange. Mein Sohn kratzt sich daraufhin die Wange wund. Ich denke, dass ist sein Versuch die Berührung rückgängig zu machen. Das Kratzen haben wir sogar manchmal, wenn der Papa ihn ungefragt anfasst. Ich darf ihn jederzeit anfassen und er ist eher zu nähebedürftig bei mir. Er sucht ständig den Körperkontakt zu mir und reguliert sich sehr stark darüber. Am liebsten presst er seinen Kopf ganz dicht an mich, so stark, dass es mir weh tut. Auch beruhigt er sich, indem er an meinem Ohr rumfummelt. Ich versuche ihm dies abzugewöhnen, aber es ist wirklich schwierig.

Das mein Kind hochsensibel ist, ist für mich ganz klar. Sowohl mein Mann als auch ich sind sensible Menschen. Ob alle Auffälligkeiten der Sensibilität geschuldet sind, kann man vermutlich aktuell noch nicht beurteilen. Der Kinderarzt meinte auch schon, dass die Grenze zu pathologischem Verhalten fließend ist.

Habt ihr euch die Hilfe bei einem KJP gesucht? Ich bin derzeit auf der Suche nach psychologischer Unterstützung, aber hauptsächlich für mich, da der Leidensdruck vor allem bei mir liegt. Ich denke nur, dass ich die Kosten da vermutlich selbst tragen muss. Oder hast du eine gute Empfehlung an welche Stelle man sich wenden kann?
Ich hätte zudem gerne Ergotherapie für meinen Sohn, um an der Wahrnehmung in bestimmten Bereichen zu "arbeiten", aber da liegt unser Kinderarzt leider keinen Nutzen drin.

Euch wünsche ich auch alles Gute :)
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
Beiträge: 1482
Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich finde es nicht gut, dass der Kinderarzt euch den Weg zur Therapie versperrt. Ich würde ihm Fotos von zerkratzten Stellen zeigen und sagen, dass das Kind Autoagresion an den Tag legt und ihr nicht möchtet, dass sich das Verhalten verfestigt. Ich weiß nicht, ob jede Ergotherapeutin einen Kontakt zum Kind herstellen könnte, aber man kann es versuchen.

Hast du einen Hausarzt? Frag ihn nach einer Überweisung zum Psychotherapeuten für dich. Als Grund kannst du vieles eingeben: von Burnout bis zu schwierigen familiären Umständen. Das ist nicht unbedingt so, dass du die Stunden selber zahlen muss.

Des Weiteren kannst du versuchen eine Mutter-Kind Kur zu beantragen. Das dauert zwar ewig, aber es kann vor allem dir dann einige Wochen Entspannung bringen. Dafür ist die Maßnahme da.

Liebe Grüße, und viel Erfolg.
Meine3
Dauergast
Beiträge: 1074
Registriert: Mo 11. Mär 2019, 10:55

Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Meine3 »

Elly95 hat geschrieben: Fr 29. Sep 2023, 12:51 @ Meine3 Erstmal vielen Dank für deine Antwort!

Mit dem Spielverhalten hatte ich mich nicht so gut ausgedrückt.
Als er 15 Monate alt war, waren seine Rollenspiele so monoton.
Mittlerweile spielt er aber total fantasievoll. Er spielt zwar auch vieles nach, was er erlebt oder gesehen hat, aber kombiniert auch immer wieder Dinge.
Das er bestimmen will, was andere sagen, hatten wir mit 2 Jahren sehr extrem. Ich musste da genau die Sätze sagen, die er vorgegeben hat und wenn ich doch mal ein Fehler gemacht habe, ist er eskaliert. Das hat mich richtig kirre gemacht, ist aber zum Glück aktuell nicht mehr so. Bei seinem "Freund", den wir 1x wöchentlich treffen, will er aber tatsächlich immer bestimmen, was er machen soll. So richtig spielen tuen die beiden nicht.
Er hat bereits mit 2,5 Jahren angefangen eigene Geschichten zu erzählen. Die Themen sind zwar immer ähnlich und er baut Dinge ein, die er im Raum sieht, aber ich finde ihn trotzdem kreativ. Er hat auch immer mal wieder neue Spielideen und fragt mich dann ganz süß, ob ich seine Idee gut finde.
Was für mich sehr störend ist, dass er so gut wie gar nicht allein spielt, er ist dann in kurzer Zeit total dysreguliert. Gegen Abend klappt es manchmal.
Hallo,

mein Sohn hat auch mit 2,5 Geschichten erzählt und erfunden. Mein Sohn hatte schon immer eine weitschweifende und sehr reiche Fantasiewelt :mrgreen:, allerdings kann er eben die Fantasiewelten ANDERER NICHT mit einbinden. Das "freie" Rollen-Spielen MIT anderen Kindern gestaltet sich schwierig. Das heißt nicht, dass es nicht stattfindet, aber wie oben beschrieben, ist er dann sehr dominant, früher (so mit 6-8) hat er seinen Schwester sogar ins Ohr geflüstert, was sie als nächstes sagen und tun sollen. Wenn sie davon abgewichen sind, empfand er das als "falsches spielen", wurde sauer oder driftete eben ab, indem er laut und wild gestikulierend seine Geschichte "weiterspann" ohne auf die anderen Kinder und ihre Ideen zu achten. Er hat eigentlich immer ältere Kinder zum spielen gesucht, denn die haben noch eher "mitgemacht" (also bei IHM und seinen Vorstellungen)... Das vorgeben wie andere zu spielen haben, sowohl bei uns Eltern als auch bei anderen Kindern war schon immer ein markantes Merkmal seiner Spielweise. Es stimmt nicht, dass autistische Kinder grundsätzlich KEINE Fantasie haben, manchmal bilden sie ganze Welten um sich herum, und verlieren sich vollkommen darin, so dass es sogar schwer ist, ihnen den Bezug zur Realität wieder nahe zu bringen. Zum Beispiel haben viele autistische Kinder ausgeprägte "unsichtbare Freunde", was ja auch sehr für Fantasie spricht. Dass autistische Kinder also keine Fantasie haben ist eine sehr veraltete Sichtweise. Es gibt diese autistischen Kinder, die quasie garkeine Rollenspiele spielen, nur rezitieren oder Dinge nachspielen (am besten noch 1:1 und wortgetreu, was mein Sohn auch heute ncoh sehr oft und gerne tut) und garnicht in der LAge sind, fantasiereich zu spielen, aber das ist bei weitem nicht bei jedem autistischen Kind so, vor allem nicht, wenn das Kind gleichzeitig über eine gute bis sehr gute Intelligenz verfügt. Fakt ist, dass das Sozial- und Spielverhalten aber bei allen autistischen Kindern auffällig ist. In welcher Form und wie genau, unterscheidet sich aber sehr stark.
Ich habe auch gelesen, dass Autist:innen nicht bzw. selten lügen.
Bei meinem Sohn traf dies tatsächlich zu bis er ca. 8,5 war. Da dämmerte ihm langsam, dass seine Erlebnis und Gedankenwelt für andere NICHT einsehbar ist und auch er fing dann an zu lügen, dann und wann, jedoch ehrlich gesagt lügt er auch heute noch ziemlich schlecht und neigt schon sehr zu Aufrichtigkeit :mrgreen:. Aber auch hier: Pauschal kann und darf man das auf keinen Fall über alle autistischen Kinder sagen. Insbesondere, wenn das Kind merkt, dass es durch Lügen eine Entlastung erfährt, wie im folgenden beschrieben:
Mein Sohn kann aber fast zu gut lügen. So hat er bereits mit 2 Jahren und 3 Monaten der Tagesmutter gesagt, dass ihn zwei Kinder geschlagen haben. Die Tagesmutter hatte noch die Stiller-Stuhl-Regel, wenn Kinder gehauen haben. Er hat immer öfter behauptet, dass sie ihn geschlagen hätten und dann schließlich zugegeben, dass er dies nur sagt, damit er in Ruhe spielen kann. Die Jungs waren sehr wild und er hat ihnen immer gesagt, dass er nicht mit ihnen spielen will.Ich wusste nicht, ob ich sein Verhalten lustig oder beängstigend finden sollte, da es ja schon schlau, aber eben auch berechnend von ihm war.
Er hat gelogen, weil es dann ruhiger war und er sensorisch dann nicht mehr so überreizt war. Es ist tatsächlich so, dass Autisten grundsätzlich (also pauschal) eine eher unausgereifte ToM haben (Theorie of Mind, das Vermögen sich in andere hineinzuversetzen, also einen Perspektivwechsel zu tätigen) und bei manchen Autisten FEHLT es ganz. Aber auch hier gibt es Abstufungen und unterschiedliche Ausprägungen.

Was für mich auch nicht passt, ist sein Humor. Er hatte da schon ganz früh ein Verständnis für und witzelt sehr oft mit uns oder anderen Erwachsenen rum.

Oder können Autist:innen durchaus auch humorvoll sein und Humor verstehen?
Mein Sohn ist schon immer EXTREm humorvoll, schlägt damit aber oft über die Stränge. Bedeutet: er spürt nicht, wann es angebracht ist, einen Scherz zu machen und wann nicht und hat da oft ein ganz mieses Timing. Er hat früh Ironie verstanden (als Konzept), aber oft in der Situation dann garnicht. Also JA: Autist:innen können durchaus humorvoll sein oder/und Humor verstehen, andere haben damit wiederum große Probleme.
Mein Sohn hat wie deiner auch ganz bestimmte Vorstellungen, wie Dinge zu laufen haben, aber da ist eben die Frage inwieweit das noch ins normale Kleinkindverhalten fällt, da mit 3 ja in der Regel noch kein Perspektivwechsel stattfindet.
ja, das kann natürlich altersbedingt sein.
Wenn ein Ablauf nicht so funktioniert, wie er es will, flippt er aus und will es nochmal von vorne machen.
kommt mir sehr bekannt vor ;).
Beispiel heute: Beim Autofahren zur Kita soll immer Musik laufen, dann kam jedoch eine Werbeunterbrechung und trotz dass ich schnell aufs Radio umgeschalten habe, ist er ausgeflippt und wollte, dass ich nochmal umdrehe und die Strecke erneut fahre
tut mir leid, das zu sagen, aber das klingt sehr typisch autistisch und ist kein "normales" Verhalten. Dass er ausflippt ist eine Sache, das kann auch neurotypischen Kindern passieren, dass er drauf besteht, dass du die Strecke nochmal fährst, weist jedoch auf ein großes Bedürfnis nach festen Abläufen, die auch nicht geändert werden dürfen und die ihn sehr beunruhigen und das ist ein typisches Verhalten für autistische Kinder (was mein Sohn jetzt zum Beispiel weniger zeigt, nicht in der Form wie dein Sohn).


Letzendlich geht es mir vor allem darum heraufzufinden, ob etwas wirklich zu viel für ihn ist bzw. er es nicht kann oder ob ich strenger in der Erziehung sein muss.
Genau darum ging es mir auch. Jahrelang. Von den einen habe ich gehört, ich sei zu streng, andere sagten, ich sei zu nachlässig, zu wenig konsequent. Ich hab mich dabei fast verrückt gemacht, heraus zu finden,was denn nun "richtig" ist. Fakt ist, dass ich als Mutter eigentlich immer intuitiv den richtigen Riecher hatte und mich nur durch die Außenwelt habe verunsichern lassen. Es hat 4,5 Jahre gebraucht, bis wir die vollständige Diagnose hatten, ich war Opfer von Vorurteilen, offener Kritik und bösen Blicken, mein Sohn wurde gemobbt, ausgegrenzt und schlicht nicht verstanden. Alles, weil alle davon ausgingen, er sei "nur" hochbegabt, und dadurch natürlich noch MEHR von ihm erwartet haben als von einem normal intelligenten, normal entwickelten Kind, aber selbst DAS wäre für ihn eine absolute Überforderung gewesen und war es auch. Die Folge waren viele Meltdowns (autistische Ausbrüche, die von außen aussehen, als hätte das Kind quasi grundlos eien Trotz- oder Wutanfall. Wichtig ist hier zu sehen: was war die Ursache? Retrospektiv waren es bei uns immer entweder sensorische oder emotionale Überforderung oder Änderungen in einem Ablauf, der für ihn sich lebensiwchtig anfühlt, so wie für deinen Sohn das Ritual mit der Musik im Auto wohl SEHR SEHR wichtig ist), Leid, Verunsicherung, ständige Überforderung, psychosomatische Probleme, Verweigerung, Vermeidungshaltung, etcpp.

Ich möchte dir nicht einreden, dein Kind sei autistisch. Aber ich möchte klarstellen, dass nichts was du schreibst GEGEN Autismus spricht, es aber einiges gibt, was in die Richtung geht. Du bist die Mutter, du kennst ihn am besten. Bleibt das Bauchgefühl, da "stimmt" was nicht. Geh dem nach.

Zum Abschluss möchte ich das Autismusspektrum noch kurz mit einem Vergleich erklären:

Autismus ist ein ganzer Blumenstrauß an Symptomen. Es gibt bestimmte Diagnose-Kriterien, das sind die Blumensorten im Blumenstrauß, die erfüllt sein müssen, damit die Autismusdiagnose gestellt werden müssen. Alle "Blumensorten" müssen irgendwie vertreten sein beim Kind. Diese Blumen sehen aber nicht alle gleich aus und sind auch nicht gleich stark vertreten. Es kann also sein, dass dein Kind nur wenige Gänseblümchen hat (er hat sie aber) und viele Nelken, ein paar Rosen, sehr sehr viele Lilien und somit die Diagnose erhält, obwohl ein anderes autistisches Kind sehr viele Gänseblümchen hat, wenige Nelken, fast keine Rosen und auch sehr sehr viele LIlien und beide sind autistisch. ABER: nur weil man ein Gänseblümchen und zwei Nelken im Strauß hat ist man noch lange nicht autistisch. DAHER ist die Diagnose so schwer und deswegen ist kein Autist wieder der andere.

Die 3 Haupt-Diagnosekriterien bei Autismus sind:


-Defizite in der sozialen Interaktion, bzw. den sozialen Fähigkeiten
-verbale und/oder nonverbale Kommunikation sind beeinträchtigt
-Sie zeigen wiederholte, stereotype Verhaltensweisen und spezielle Interessen.



Achtung: Art und Schweregrad der Symptome sind individuell und je nach Autismus-Form sehr unterschiedlich.

Mögliche Symptome (nur eine Auswahl, es muss nicht alles zutreffen oder kann sich anders äußern) für Defizite in der sozialen Interaktion sind:
-Ängste in sozialen Situationen, sich zurückziehen, soziale Situationen vermeiden
-übergriffiges oder inadäquates Verhalten in sozialen Situationen
-Fluchttendenzen oder Wutanfälle in sozialen Situationen
-"Unhöflich" sein, das nicht beachten von gängigen Höflichkeitsfloskeln, etcpp.
-Auffälligkeiten im Spielverhalten (sehr unterschiedliche Ausprägungen sind hier möglich)
-Probleme mit Gleichaltrigen "adäquat" in Kontakt zu treten oder den Kontakt aufrecht zu erhalten
-das nicht erkennen von angemessenem Verhalten gegenüber Autoritätspersonen (das Kind macht kein Unterschied ob Bundeskanzler, Kassiererin, Lehrerin, Mutter oder gleichaltriger Freund)

Mögliche Symptome für Defizite in nonverbaler und verbalter Kommunikation sind:
-das Kind spricht nicht, spät, sehr wenig, lange in Fantasiesprache, etcpp.
-das Kind spricht viel zu viel (monologisiert)
- Das Kind spricht mit hochgestochenem Wortschatz, verwendet Fachbegriffe, zitiert viel, etcpp., die Sprache klingt wie "abgelesen"
-das Kind hat eine ungewöhnliche Sprechweise oder eine ungewohnte Intonation
-Wechselseitigkeit in Gesprächen ist nicht oder nur wenig vorhanden
-das Kind reagiert verzögert, unpassend oder garnicht auf Ansprache, Aufforderungen oder Fragen
-versteht keine Witze oder Ironie, Dop, peldeutigkeiten, nimmt vieles sehr wörtlich ODER besteht auf sehr klare Aussagen, missversteht, Aussagen, reagiert ungewöhnlich auf Fragen, handelt "konträr" und nicht nachvollziehbar
-das Kind weiß nicht, wie man tröstet, ist unsicher wie es sich verhalten soll, tröstet NICHT
-das Kind zeigt wenig eigene Mimik und/oder Gestik
-das Kind versteht wenig oder keine Mimik und Gestik und handelt dementsprechend oft unverständlich
-das Kind hält wenig oder kaum Blickkontakt
-das Kind verwendet Mimik, aber sie passt oft nicht zum gesagten, wirkt aufgesetzt oder unaufrichtig oder viel zu übertrieben
etcpp
-das Kind kann seine Lautstärke nicht an die Umgebung anpassen oder tut es selten
-das Kind lacht an unpassenden Stellen oder lacht eben nicht, wenn es angepasst wäre
-das Kind weint "grundlos" oder weint nicht/zeigt keine Trauer, wenn es eigentlich angebracht wäre


Mögliche Ausprägungen des 3. Kriterium, wiederholte, stereotype Verhaltensweisen und spezielle Interessen, können sein:

-das Kind hat ungewöhnliche (altersuntypisch oder sehr stark eingegrenzte) Interessen und befasst sich fast ausschließlich damit
-Das Kind hat zwar alterstypische INteressen, aber das INteresse und die INtensität gehen weit über ein "normales Maß" hinaus, das Kind wirkt wie besessen von dem Thema (diese Themen können von Zeit zu Zeit wechseln oder über viele Jahre/ein Leben lang gleich bleiben)
-das Kind hat bestimmte Abläufe und Rituale, die genau und immer gleichbleibend befolgt werden müssen
-das Kind zeigt sich wiederholende Bewegungsabläufe, die es verstärkt zeigt bei sensorischer Erregung
-das Kind verlangt, dass man bestimmte Dinge/Abläufe immer wieder wiederholt oder wiederholt selbst bestimmte Dinge/Abläufe immer wieder (über ein normales Maß hinausgehend)
-das Kind hat bestimmte Gegenstände, an denen es ungewöhnlich stark hängt (damit sind nicht die normalen Kuscheltiere gemeint, kann aber auch sein)
-das Kind mag Gegenstände oder Dinge, die sich wiederholend bewegen (Kreisel, Räder, Karussels, Laufband, fließendes Wasser, etcpp.) und ist davon ausnehmend fasziniert
-das Kind ist ungewöhnlich fasziniert von bestimmten Dingen, Gegenständen oder auch Körperteilen
-das Kind wiederholt ständig das Gesagte (Echolalie)
-das Kind wiederholt gerne bestimmte Sätze, LIedtexte, Wörter oder will, dass man bestimmte Sätze, Lieder, Wörter immer wieder wiederholt
-das Kind hat Angst vor Veränderungen und/oder kommt mit Veränderungen nicht gut klar, reagiert mit Wut, Verzweiflung, Weinen oder starker Unruhe
-das Kind hat Probleme mit Übergängen (jeglicher Art)



etcpp- ALLE 3 Diagnosekriterien müssen in einem besitmmten Maß vorhanden sein, aber nicht alle gleichstark und nicht auf die selbe Art und Weise.

Ein letztes Kriterium, das aber bislang nicht fest etabliert war, aber durchaus sehr bekannt ist und auch abgefragt wird, sind BEsonderheiten in der sensorischen Wahrnehmung, hierbei ist wichtig zu wissen, dass das Kind entweder hypOsensibel sein kann oder hypERsensibel, auch in verschiedenen sensorischen Bereichen unterschiedlich, zum Beispiel SEHR wärmeempfindlich, aber fast kein Schmerzempfinden. Das betrifft nahezu alle sensorischen Reize:

-Schmerz
-Temperatur
-Geruch
-Tastsinn (deswegen werden manche Autisten nicht gerne angefasst, andere wiederum sind richtige Kuschelmonster)
-Gehör
-Geschmack
-visuelle Reize

Bei dem Kind ist das organische Hörvermögen beispielsweise normal ausgeprägt, dennoch reaigert es extrem empfindlich auf bestimmte Geräusche oder Lärm. Das Kind empfängt die sensorischen Signale zwar genau wie alle anderen Kinder, verarbeitet (!) sie aber ganz anders.

Aus dieser sensorisch besonderen WAhrnehmung entstehen dann nochmal ganz viele mögliche Symptome, wie zum Beispiel, selektives Essverhalten, VErweigerung bei Arztbesuchen, nicht gestreichelt werden wollen, sich nicht warm anziehen wollen, bestimmte Stoffe ablehnen, bestimmte Lichtquellen SEHR faszinierend finden und mögen oder eben absolut nicht mögen und meiden, bestimmte Orte meiden (GEruch, Licht, Geräusche) etcpp.

Gruß
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
synchro
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Registriert: Mo 5. Jun 2023, 21:37

Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von synchro »

Hallo Elly, ich kann dir zwar nicht helfen weil ich selbst noch sehr auf der Suche nach Antworten bin, aber das:
Elly95 hat geschrieben: Fr 29. Sep 2023, 12:51 Wenn ein Ablauf nicht so funktioniert, wie er es will, flippt er aus und will es nochmal von vorne machen. Beispiel heute: Beim Autofahren zur Kita soll immer Musik laufen, dann kam jedoch eine Werbeunterbrechung und trotz dass ich schnell aufs Radio umgeschalten habe, ist er ausgeflippt und wollte, dass ich nochmal umdrehe und die Strecke erneut fahre. Da ich keine Zeit für einen 1 Stündigen Wutausbruch hatte, hab ich mich mit ihm geeinigt die Straße nochmal rauf und runterzufahren. Ich geh natürlich nicht jeder seiner Forderungen nach, aber manchmal muss ich eben abwägen, ob ich die Zeit und Kraft für so einen langen Schreianfall habe oder nicht. Ich war eine Zeit lang sehr konsequent, aber es gab absolut kein Learning auf seiner Seite.
könnte 1:1 von meinem Kind kommen (ist schon etwas älter als deines - 4,5 Jahre - und es ist immer noch so). Bei uns ist es allerdings so, dass das stark tagesformabhängig ist, wenn das Kind ausgeglichen ist und einen guten Tag hat, wäre es überhaupt kein Problem, an einem schlechten Tag würde es genauso eskalieren wie du es beschreibst. Ich muss zugeben, dass ich in ähnlichen Situationen auch schon oft genug ähnliches gemacht habe um den Wutausbruch zu vermeiden. Aber es ist eben auch genau wie du beschreibst auch jetzt noch so - wenn ich dem nicht nachgebe, gibt es absolut kein Learning. Je mehr ich an meinem Zweijährigen Kind sehe dass dieses sehr viel flexibler mit Situationen umgehen kann, habe ich das Gefühl dass das eben nicht "normal" ist.

Die detaillierte Auflistung von meine3 hat mir auch nochmal zu denken gegeben. Details wie z.B. Verweigern eines Arztbesuches haben wir hier auch (seit das Kind 3 ist), generell immer dann wenn eine Interaktion erwartet wird (Kind verweigert z.B. auch den Fotografen im Kindergarten), ist aber ansonsten durchaus offen und zugänglich (quatscht Fremde auf der Straße an, versteckt sich aber beim Arzt unter dem Tisch).
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