Neu hier und Fragen

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Meine3
Dauergast
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Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Meine3 »

Hallo Synchro,

man darf bei meiner Auflistung und Erläuterung nicht vergessen, dass es einige symptomatische Überschneidngen zwischen HBchen, ADHS, Autismus und Hchsrnsibilität gibt.

Wie gesagt: nur weil man mal so ein Gönseblümchen hat, ist es noch lang kein Autismus. Es müssen alle 3 Diagnosekriterien erfüllt sein, und natürlich auch über einen bestimmten „Wert“ gehen (man nennt das diagnostisch cut-off).

Wenn du dich gerne austauschen willst über dein Kind kannst du mir auch gern ne PN schicken. Grade Hochsensible HBchen können schon autisten-ähnlich daher kommen 😉, dennoch gibt es Möglichkeiten das zu differenzieren, wenn es erfahrene Fachleute sind, die sich mit Autismus und am besten auch mit HB auskennen…

Bei uns in der Autismusamvulsnz waren sie recht fit, was die Krnntnisse über HBchen anbelangt, dennoch war bei meinem Sohn der Fall letztendlich für sie eindeutig.


Gruß
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
synchro
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Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von synchro »

Hallo Meine3, danke, ich schreibe dir gerne mal eine PN. Dann kapere ich auch nicht weiter diesen Thread hier :)
Liebe Grüße!
Elly95
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Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Elly95 »

sorry doppelt.
Zuletzt geändert von Elly95 am Sa 14. Okt 2023, 14:39, insgesamt 1-mal geändert.
Elly95
Beiträge: 9
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Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Elly95 »

Autismus ist ein ganzer Blumenstrauß an Symptomen. Es gibt bestimmte Diagnose-Kriterien, das sind die Blumensorten im Blumenstrauß, die erfüllt sein müssen, damit die Autismusdiagnose gestellt werden müssen.
Danke für deine tolle Aufklärung! Die Auflistung der Symptome fand ich sehr hilfreich, so detailliert hatte ich das bislang auch noch nicht gefunden.
mein Sohn hat auch mit 2,5 Geschichten erzählt und erfunden. Mein Sohn hatte schon immer eine weitschweifende und sehr reiche Fantasiewelt :mrgreen:, allerdings kann er eben die Fantasiewelten ANDERER NICHT mit einbinden. Das "freie" Rollen-Spielen MIT anderen Kindern gestaltet sich schwierig. Das heißt nicht, dass es nicht stattfindet, aber wie oben beschrieben, ist er dann sehr dominant, früher (so mit 6-8) hat er seinen Schwester sogar ins Ohr geflüstert, was sie als nächstes sagen und tun sollen. Wenn sie davon abgewichen sind, empfand er das als "falsches spielen", wurde sauer oder driftete eben ab, indem er laut und wild gestikulierend seine Geschichte "weiterspann" ohne auf die anderen Kinder und ihre Ideen zu achten. Er hat eigentlich immer ältere Kinder zum spielen gesucht, denn die haben noch eher "mitgemacht" (also bei IHM und seinen Vorstellungen)... Das vorgeben wie andere zu spielen haben, sowohl bei uns Eltern als auch bei anderen Kindern war schon immer ein markantes Merkmal seiner Spielweise. Es stimmt nicht, dass autistische Kinder grundsätzlich KEINE Fantasie haben, manchmal bilden sie ganze Welten um sich herum, und verlieren sich vollkommen darin, so dass es sogar schwer ist, ihnen den Bezug zur Realität wieder nahe zu bringen. Zum Beispiel haben viele autistische Kinder ausgeprägte "unsichtbare Freunde", was ja auch sehr für Fantasie spricht. Dass autistische Kinder also keine Fantasie haben ist eine sehr veraltete Sichtweise


Das ist sehr interessant, es herrschen wohl noch echt viele Falschaussagen im Internet, leider auch auf seriösen Seiten. Da heißt es ja ständig, dass Autisten wenig Fantasie haben, keine Witze und Ironie verstehen...
Mich würde interessieren, ab wann dein Sohn überhaupt Interesse an Interaktion mit anderen Kindern gezeigt hat. Bei uns ist es hauptsächlich nur ein Beobachten der Anderen und Fragen stellen, warum der oder diejenige dies oder das tut. Vom Kindergarten kam die Woche auch nochmal die Rückmeldung, dass er entweder gar nicht reagiert, wenn ein Kind ihn anspricht oder er es wegdrückt und Nein sagt. Dabei mögen ihn die anderen Kindern gern.
Mein Sohn bestimmt auch sehr das Spiel und gibt uns Sätze vor, aber er eskaliert nicht mehr so wie noch vor einem Jahr. Ich habe immer versucht kleine Spieländerungen einzubauen, wenn er gut gelaunt war und ihm sehr oft erklärt, dass mir das Spielen so keinen Spaß macht. Meine Mutter hat schon öfters gemeint, dass er ein bisschen zu sehr in seiner Spielwelt ist, man muss sich sehr auf seine Spielwelt einlassen, damit ein harmonisches Spielen möglich ist.
Fakt ist, dass das Sozial- und Spielverhalten aber bei allen autistischen Kindern auffällig ist. In welcher Form und wie genau, unterscheidet sich aber sehr stark.
Auffällig finde ich, dass er entweder sehr exzessiv spielt und es dann auch ewig wiederholen möchte oder so gar nichts gut findet und nicht ins Spiel findet.
tut mir leid, das zu sagen, aber das klingt sehr typisch autistisch und ist kein "normales" Verhalten. Dass er ausflippt ist eine Sache, das kann auch neurotypischen Kindern passieren, dass er drauf besteht, dass du die Strecke nochmal fährst, weist jedoch auf ein großes Bedürfnis nach festen Abläufen, die auch nicht geändert werden dürfen und die ihn sehr beunruhigen und das ist ein typisches Verhalten für autistische Kinder (was mein Sohn jetzt zum Beispiel weniger zeigt, nicht in der Form wie dein Sohn).
Das muss dir gar nicht leid tun, ich bin dankbar für ehrliche Meinungen. Ich kenn auch von anderen Kinder, dass sie Dinge rückgängig bzw. neu machen wollen, also z.B. wenn die Mutter das Licht schon angemacht hatte, das Licht wieder ausmachen, um es selbst anmachen zu können.
Bei meinem Sohn ist die Intensität und Häufigkeit aber definitiv extremer. Aktuell ein Problem ist der Ablauf nachts. Wenn er aufwacht, schnappt er sich seinen Dino und kommt dann rüber zu mir auf die Matratze (ja nicht optimal, aber haben schon schlimmeres hinter uns, da schlafen seit Tag 1 ein Problem ist). Die letzten Nächte gab es Ausraster, da in der einen Nacht er den Dino nicht sofort gefunden hat, ich ihm helfen wollte, aber es ihn dann wahnsinnig aufgeregt hat, dass ich mich aufgesetzt hatte oder dann noch dass ich falsch lag, also seitlich, statt auf dem Rücken, wie die Nächte davor. Oder letzte Nacht hatte er wahrscheinlich schlecht geträumt hat und viel geweint und ich durfte ihn nicht trösten, weil ich auf der Matratze liegen bleiben sollte und er war dann so mit sich selbst im Konflikt, weil er getröstet werden wollte, aber eben auf seinen Ablauf bestehen musste.
Bei uns hilft es auch nicht immer Dinge wieder so zu wiederholen, wie er es möchte (machen wir auch nicht so häufig, da er auch lernen muss, dass nicht alle nach seinem Willen leben können, jedoch wenn er richtig panisch ist und ich das Gefühl habe, er kann nicht anders, schon). Wenn er schon zu überreizt ist, bringt das dann auch nichts mehr.
Genau darum ging es mir auch. Jahrelang. Von den einen habe ich gehört, ich sei zu streng, andere sagten, ich sei zu nachlässig, zu wenig konsequent. Ich hab mich dabei fast verrückt gemacht, heraus zu finden,was denn nun "richtig" ist. Fakt ist, dass ich als Mutter eigentlich immer intuitiv den richtigen Riecher hatte und mich nur durch die Außenwelt habe verunsichern lassen. Es hat 4,5 Jahre gebraucht, bis wir die vollständige Diagnose hatten, ich war Opfer von Vorurteilen, offener Kritik und bösen Blicken, mein Sohn wurde gemobbt, ausgegrenzt und schlicht nicht verstanden.
Es tut mir echt leid, dass ihr da so einen langen Leidensweg hinter euch habt. Wie gut, dass ihr dann doch noch an die richtigen Experten geraten seid. Wie geht es deinem Sohn denn jetzt?
Die Folge waren viele Meltdowns (autistische Ausbrüche, die von außen aussehen, als hätte das Kind quasi grundlos einen Trotz- oder Wutanfall. Wichtig ist hier zu sehen: was war die Ursache? Retrospektiv waren es bei uns immer entweder sensorische oder emotionale Überforderung oder Änderungen in einem Ablauf, der für ihn sich lebensiwchtig anfühlt, so wie für deinen Sohn das Ritual mit der Musik im Auto wohl SEHR SEHR wichtig ist), Leid, Verunsicherung, ständige Überforderung, psychosomatische Probleme, Verweigerung, Vermeidungshaltung, etcpp.
Das sind bei uns auch die Gründe für seinen heftigen Ausbrüche. Normale Wutanfälle haben wir auch, die sind aber im Vergleich nichts.
Ich möchte dir nicht einreden, dein Kind sei autistisch. Aber ich möchte klarstellen, dass nichts was du schreibst GEGEN Autismus spricht, es aber einiges gibt, was in die Richtung geht. Du bist die Mutter, du kennst ihn am besten. Bleibt das Bauchgefühl, da "stimmt" was nicht. Geh dem nach.
Danke das werde ich auch tun, sollte sich das Verhalten bis zum 4. Geburtstag nicht ändern oder in nächster Zeit noch auffälliger werden.
Elly95
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Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Elly95 »

könnte 1:1 von meinem Kind kommen (ist schon etwas älter als deines - 4,5 Jahre - und es ist immer noch so). Bei uns ist es allerdings so, dass das stark tagesformabhängig ist, wenn das Kind ausgeglichen ist und einen guten Tag hat, wäre es überhaupt kein Problem, an einem schlechten Tag würde es genauso eskalieren wie du es beschreibst. Ich muss zugeben, dass ich in ähnlichen Situationen auch schon oft genug ähnliches gemacht habe um den Wutausbruch zu vermeiden. Aber es ist eben auch genau wie du beschreibst auch jetzt noch so - wenn ich dem nicht nachgebe, gibt es absolut kein Learning. Je mehr ich an meinem Zweijährigen Kind sehe dass dieses sehr viel flexibler mit Situationen umgehen kann, habe ich das Gefühl dass das eben nicht "normal" ist.
Hi synchro,

bei uns spielt die allgemeine Verfassung natürlich auch eine Rolle. Z.b. ist er nach dem Kinderturnen extrem gereizt und da führt dann eine Mini Kleinigkeit zum Ausbruch. Auch ein kleiner Wassertropfen, der beim Windel Wechseln aufs Knie getropft ist, hat aufgrund einer bereits angespannten Gefühlslage dann zu 45 Minuten panischen Dauerschreien geführt. Das wäre sicher anders gelaufen, wenn er entspannt gewesen wäre. Die Regel mit der Musik darf allerdings nun schon seit längerem nicht gebrochen werden.

Mit zunehmendem Alter würde ich bei einem neurotypischen Kind auch eine Erhöhung der Flexibilität und eine Verbesserung der Frustrationstoleranz erwarten. Wenn du das Gefühl hast, dass sich in den Bereichen nichts verbessert hat, ist es sicher sinnvoll nach Gründen zu suchen. Das werde ich auch tun, sollten die Probleme bis nächsten Sommer bei uns noch so bestehen.
Die detaillierte Auflistung von meine3 hat mir auch nochmal zu denken gegeben. Details wie z.B. Verweigern eines Arztbesuches haben wir hier auch (seit das Kind 3 ist), generell immer dann wenn eine Interaktion erwartet wird (Kind verweigert z.B. auch den Fotografen im Kindergarten), ist aber ansonsten durchaus offen und zugänglich (quatscht Fremde auf der Straße an, versteckt sich aber beim Arzt unter dem Tisch).
Ohja Arztbesuche sind bei uns auch schlimm, war leider auch bereits als Baby so. Er hat die ganze Arztpraxis zusammengeschrien und der Tag war dann auch gelaufen. Aber er war eben auch ein Schreibaby. Die U7a war die erste Untersuchung, die er nicht komplett verweigert hat. Für ihn ist es ganz wichtig zu wissen, was als nächstes kommt und auch das angekündigt wird, wenn er angefasst wird. Ausmessen ging aber z.B. trotzdem nicht und auch viele Fragen hat er nicht beantwortet, obwohl er die Antwort wusste.
Allgemein antwortet er nicht gern oder gar nicht bei Aufforderung, also so wie bei euch, wenn ich das Interaktion richtig verstanden habe.
Meine3
Dauergast
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Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Meine3 »

Elly95 hat geschrieben: Sa 14. Okt 2023, 14:38

Danke für deine tolle Aufklärung! Die Auflistung der Symptome fand ich sehr hilfreich, so detailliert hatte ich das bislang auch noch nicht gefunden. ]
Ich kann sehr autismus-kultur.de empfehlen und im Falle unserer Schlaufüchse, dann speziell diesen Bericht:
https://autismus-kultur.de/asperger-kinder/




Das ist sehr interessant, es herrschen wohl noch echt viele Falschaussagen im Internet, leider auch auf seriösen Seiten. Da heißt es ja ständig, dass Autisten wenig Fantasie haben, keine Witze und Ironie verstehen...
Nun ja, das ist ja auch nicht falsch, nur zu einseitig :D . Es ist schon des öfteren so, dass autistische Kinder (und Erwachsene) ein Problem damit haben Witze, Ironie, Doppeldeutigkeiten und Redewendungen zu verstehen. Aber WIE ausgeprägt dieses Symptom (und genau das ist es eben, es ist ein mögliches Symptom des Defizites Kommunikation. Da gibt es ja aber noch wie eben zuvor beschrieben auch andere mögliche Ausprägungen... Mein Sohn versteht wie gesagt Ironie als "Konzept" sehr gut, und auch schon sehr lang (mit 3-4 Jahren hat er das verstanden: Ironie, ist wenn man das Gegenteil von dem sagt, was man meint). ABER in einer Situation, in der jemand Ironie anwendet, versteht er das Gesagte dann oft eben nicht als Ironie! Oder er DENKT, es sei was ironisch gemeint, aber es ist ernst gemeint :mrgreen: . Und DAS ist meist geprägt von SEINER eigenen Meinung und GEdankenwelt. Autismus bedeutet ja im Grunde "nur" "in sich selbst" sein. Bei meinem Sohn äußert sich das so, dass er eigentlich immer von SICH ausgeht. So nach dem Motto: finde ICH etwas grade lustig, dann ist das auch für alle anderen um mich herum grade lustig. Er bemerkt DANN nicht, dass es vielleicht der ein oder andere GARNICHT lustig findet, sogar jemand beleidigt oder verletzt ist, und er kann es dann auch oft nicht glauben, dass man das jetzt nicht lustig fand. Und JA: es gibt grade wenn man Autismus googelt, sehr pauschalisierte Aussagen, die zwar nicht unbedingt FALSCH sind, aber eben sehr unvvollständig, nur EINE Seite der Medaille zeigen. Aber Autismus ist ein SPEKTRUM und kein eindeutiges "Bild", es gibt tausend mögliche Ausprägungen von Autismus. Deswegen gibt es auch den Spruch" kennst du EINEN Autisten, kennst du genau EINEN Autisten".

Mich würde interessieren, ab wann dein Sohn überhaupt Interesse an Interaktion mit anderen Kindern gezeigt hat. Bei uns ist es hauptsächlich nur ein Beobachten der Anderen und Fragen stellen, warum der oder diejenige dies oder das tut. Vom Kindergarten kam die Woche auch nochmal die Rückmeldung, dass er entweder gar nicht reagiert, wenn ein Kind ihn anspricht oder er es wegdrückt und Nein sagt. Dabei mögen ihn die anderen Kindern gern.
Mein Sohn hat bis er gut 3 war, eigentlich von sich aus keinen Kontakt zu anderen Kindern aufgenommen und sie eher als "Gegenstände" betrachtet. Und überhaupt hat er sich vorrangig für Gegenstände interessiert. WENN er also mal Interesse an anderen Kindern zeigte, dann eher wie an einem Gegenstand (geht zum Beispiel auf dem Spielplatz zu einem Kind mit tollen Locke und zieht an den Haaren :roll:, weil die so toll aussahen ). Als er dann in den Kindergarten kam, hat er erstmal sein Ding durchgezogen (alle SACHEN angeschaut, sich auf dem Boden rumgerollt, sich im Kreis gedreht, die Erzieherinnen mit seinem Spezialthema zugelabert....), aber eben keinen Kontakt zu den Kindern gesucht. Die Kinder sind auf IHN zugekommen und seine erste Reaktion war... Ich würde es am ehesten als "verwirrt" sein beschreiben. Er wusste nicht, was er damit anfangen soll. Nach ein paar Tagen fing er dann an das Verhalten der Kinder zu "kopieren". Also lief er dann los und umarmte alle Kinder. Egal wo, egal wer, egal wann. :lol: . Mit 3 ist das noch süß, mit 8 war das dann nicht mehr so der Knaller. Es hat lange gedauert, ihm das auch wieder "abzutrainieren" und ihm beizubringen: umarme Menschen nur, wenn du sie gefragt hast ob du darfst... Das heißt, ab ungefähr 3-4 Jahren hat er sich schon für andere Kinder interessiert, er hat auch Freunde gefunden, aber sein Sozialverhalten war eben nie wie das der anderen Kinder und ist es auch heute noch nicht. Dennoch hat er es mit der Zeit geschafft, Freunde zu finden, aber eben nicht so einfach wie andere, es war ein langer Weg und auch braucht er Hilfe, um den Kontakt adäquat zu halten (nicht zu anhänglich zu werden oder eben nicht verletztend, weil er zum Beispiel am Telefon wahrheitsgemäß sagt: ich habe keine Lust dich zu sehen, ich will lieber Fernseh schauen :roll: )...

Auffällig finde ich, dass er entweder sehr exzessiv spielt und es dann auch ewig wiederholen möchte oder so gar nichts gut findet und nicht ins Spiel findet.
ja, das kommt mir bekannt vor. Hat er denn spezille Themen, mit denen er sich vorrangig beschäftigt (sogenannte Spezialinteressen)? Bei meinem Sohn war das ab dem Alter von 1,5 Jahren EXTREM auffällig und ist es bis heute.


Das muss dir gar nicht leid tun, ich bin dankbar für ehrliche Meinungen. Ich kenn auch von anderen Kinder, dass sie Dinge rückgängig bzw. neu machen wollen, also z.B. wenn die Mutter das Licht schon angemacht hatte, das Licht wieder ausmachen, um es selbst anmachen zu können.
ja, das ist eben die Krux. JEDES autistische Verhalten ist im Grunde "menschliches" Verhalten. Auch sogenannte Stimmings macht so gut wie jeder Mensch: ist man aufgeregt, trippelt man vielleicht aufgeregt mit den Füßen, reibt die Hände aneinender oder kaut auf einem Bleistift. Autistische Kinder sind grundsätzlich viel schneller "aufgeregt", bzw. erregt. DAHER beobachtet man bei autistischen Kindern diese "Stimmings" eben in einem sehr viel intensiveren Ausmaß´und auch nicht nur im Kleinkindalter...
Bei meinem Sohn ist die Intensität und Häufigkeit aber definitiv extremer. Aktuell ein Problem ist der Ablauf nachts. Wenn er aufwacht, schnappt er sich seinen Dino und kommt dann rüber zu mir auf die Matratze (ja nicht optimal, aber haben schon schlimmeres hinter uns, da schlafen seit Tag 1 ein Problem ist). Die letzten Nächte gab es Ausraster, da in der einen Nacht er den Dino nicht sofort gefunden hat, ich ihm helfen wollte, aber es ihn dann wahnsinnig aufgeregt hat, dass ich mich aufgesetzt hatte oder dann noch dass ich falsch lag, also seitlich, statt auf dem Rücken, wie die Nächte davor. Oder letzte Nacht hatte er wahrscheinlich schlecht geträumt hat und viel geweint und ich durfte ihn nicht trösten, weil ich auf der Matratze liegen bleiben sollte und er war dann so mit sich selbst im Konflikt, weil er getröstet werden wollte, aber eben auf seinen Ablauf bestehen musste.
Bei uns hilft es auch nicht immer Dinge wieder so zu wiederholen, wie er es möchte (machen wir auch nicht so häufig, da er auch lernen muss, dass nicht alle nach seinem Willen leben können, jedoch wenn er richtig panisch ist und ich das Gefühl habe, er kann nicht anders, schon). Wenn er schon zu überreizt ist, bringt das dann auch nichts mehr.
Wie gesagt, klingt das für mich sehr vertraut... Natürlich brauchen auch "neurotypische" Kinder Rituale, auch Kinder ohne Autismus wollen MAL, dass man was wiederholt und bekommen die Wut, wenn ein Ablauf gestört wird. Es ist die Häufigkeit und Intensität, die bei autistischen Kindern auffallend ist.Genau aus diesem Grund wird aber ZUVERLÄSSIG Autismus erst ab 4-5 Jahren diagnostiziert. Denn vorher ist das autistische Verhalten nur schlecht von normalem Kleinkindverhalten abzugrenzen...


Es tut mir echt leid, dass ihr da so einen langen Leidensweg hinter euch habt. Wie gut, dass ihr dann doch noch an die richtigen Experten geraten seid. Wie geht es deinem Sohn denn jetzt?
mir tut es auch leid, vor allem für meinen Sohn. Meinem Sohn geht es HEUTE, bzw. im Moment sehr gut. Wir haben grade die Schule gewechselt und das war vorher eine große Aufregung, viele Sorgen und FRagen (von Elternseite aus: wohin mit einem hochbegabten, aber gleichzeitig zweifach behinderten Kind??).. Wir haben die richtige Wahl getroffen mit der Schule und dort geht es ihm erstmalig in seiner gesamten SChullaufbahn richtig gut :) .


Das sind bei uns auch die Gründe für seinen heftigen Ausbrüche. Normale Wutanfälle haben wir auch, die sind aber im Vergleich nichts.
der große Unterschied zwischen einem Wutanfall und einem autistischen Meltdown ist, dass, wenn der Meltdown mal da ist, er nicht einfach endet, nur weil das Kind bekommt, "was es will". Es ist eben wie eine Kernschmelze. Nicht umkehrbar. Man muss durchalten und warten bis es vorbei ist...Tipps dafür sind: reizarme, ruhige Umgebung, wenig anfassen, nicht reden, nicht schreien, da sein ohne einzugreifen.

Danke das werde ich auch tun, sollte sich das Verhalten bis zum 4. Geburtstag nicht ändern oder in nächster Zeit noch auffälliger werden.
WENN du dich entschließen solltest, dem Autismusverdacht nachzugehen, gehe bitte nicht in ein SPZ. In einem SPZ ist man ganzheitlich auf alle möglichen Entwicklungsstörungen und psychischen Erkrankungen im Kindesalter eingestellt, bedeutet aber auch, dass es meist kein tiefgehendes und detailliertes Wissen um Autismus gibt, sondern eben das "oberflächliche" Wissen um frühkindlichen Autismus! Autistische Kinder, die in den Asperger-Formenkreis fallen (die Diagnose gibt es nur bald so nicht mehr, es ist dann alles Autismusspektrum-Störung) werden dort in den allermeisten Fällen nicht erkannt. Mit einem klugen autistischen Kind sollte man in eine Spezialambulanz gehen und dort die Diagnostik machen lassen.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Elly95
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Re: Neu hier und Fragen

Beitrag von Elly95 »

Mein Sohn hat bis er gut 3 war, eigentlich von sich aus keinen Kontakt zu anderen Kindern aufgenommen und sie eher als "Gegenstände" betrachtet. Und überhaupt hat er sich vorrangig für Gegenstände interessiert. WENN er also mal Interesse an anderen Kindern zeigte, dann eher wie an einem Gegenstand (geht zum Beispiel auf dem Spielplatz zu einem Kind mit tollen Locke und zieht an den Haaren :roll:, weil die so toll aussahen ). Als er dann in den Kindergarten kam, hat er erstmal sein Ding durchgezogen (alle SACHEN angeschaut, sich auf dem Boden rumgerollt, sich im Kreis gedreht, die Erzieherinnen mit seinem Spezialthema zugelabert....), aber eben keinen Kontakt zu den Kindern gesucht. Die Kinder sind auf IHN zugekommen und seine erste Reaktion war... Ich würde es am ehesten als "verwirrt" sein beschreiben. Er wusste nicht, was er damit anfangen soll. Nach ein paar Tagen fing er dann an das Verhalten der Kinder zu "kopieren". Also lief er dann los und umarmte alle Kinder. Egal wo, egal wer, egal wann.

Ist denn im Kindergarten gar niemandem aufgefallen, dass sein Verhalten in Richtung Autismus geht? Im Kreisdrehen und nur sehr viel über ein Thema reden ist ja schon recht typisch.
Mein Sohn hat noch nie ein anderes Kind imitiert, das finde ich auch seltsam. Ihm machen andere Kinder häufig Dinge nach und er findet das eher irritierend bis nervig. Verwirrt beschreibt es bei uns in vielen Situationen auch gut. Er fragt in Bezug auf soziale Themen viel nach. Auch z.B. warum ich der Apothekerin Danke gesagt habe oder einer Bekannten zuwinke.
ja, das kommt mir bekannt vor. Hat er denn spezille Themen, mit denen er sich vorrangig beschäftigt (sogenannte Spezialinteressen)? Bei meinem Sohn war das ab dem Alter von 1,5 Jahren EXTREM auffällig und ist es bis heute.
Ich bin mir nicht sicher, ob es Spezialinteressen sind, denn er hat mehere Interessen. Am auffälligsten war sein ausgeprägtes Interesse für Kirchenglocken mit 1 1/2 - 2 Jahren. Er wollte genau wissen, wie so eine Glocke funktionert. Erst habe ich ihm erzählt, der Hahn auf der Kirche läutet die Glocke. Einfach weil ich dachte, dass alles andere in dem Alter noch viel zu schwer zu verstehen ist. Er hat natürlich schnell bemerkt, dass manche Kirchen gar keinen Hahn haben und allgemein hat er nicht aufgehört nach den Glocken zu fragen. Er wollte in jede Kirche gehen, die wir gesehen haben und die Glocken hören. Auf dem Spielplatz hat er immer auf das Glockenläuten gewartet. Mit 2 hatte er es sehr mit Wenn-Dann Kausalitäten. Also sagte er da immer wieder Sätze wie: Wenn die Glocke gleich läutet, gehen wir nach Hause. Wenn die Glocke nur eimal läutet, ist es halb. Und so weiter. Ich hab da auch scherzhaft gesagt, er ist wie besessen von Kirchenglocken. Besser wurde es, als ich ihm ein Video gezeigt habe, wo gezeigt wurde, wo genau die Glocken sind, wie sie aussehen und welche Arten des Läutens es gibt. Er hat da 20min gebannt zugeschaut und wollte das Video die nächsten Tage immer wieder ansehen. Das fand ich auch ungewöhnlich, denn es war kein Video für Kinder.
Achja er hat auch Geräusche "untersucht", die ähnlich waren wie Glocken, z.B. die Wippe auf einem Spielplatz immer wieder aufprallen lassen und dann gesagt, dass dies ja wie die Kirchenglocke klingt und er der Glöckner ist.
Er mag Glocken und Kirchen immer noch gern, aber es ist nicht so, dass er sich damit ständig beschäftigen will.

Kurz darauf kam das Interesse für Motorräder. Er wollte da die verschiedenen Arten von Motorrädern wissen und seine Autos haben dann auch als Motorräder fungiert. Meine Mutter fand es bemerkenswert, dass er mit 2,5 Jahren schon erklären konnte, worin sich ein Chopper von einem Sporttourer unterscheidet.

Aber auch da war es jetzt nicht so, dass er wirklich den ganzen Tag nur mit Motorräder gespielt hat oder nur davon etwas wissen wollte. Ich würde sagen, vielleicht so 70% der freien Spielzeit des Tages. Gefährlich wirds noch manchmal beim Laufradfahren, wenn er dann abrupt stehen bleibt, weil er ein Motorrad sieht und dann den Verkehr gar nicht mehr mitbekommt.

Aktuell fasziniert ihn alles rund um Halloweeen und Fantasiewesen. Eben alle Wesen, die besondere Kräfte haben oder Dinge können, also auch Superhelden. Und Dinos und Roboter findet er auch gut.

Er kann aber auch super lange mit Bällen spielen, hin-und her schießen oder werfen, prellen, auch Tennis findet er super und er liebt es zu Trommeln und wünscht sich ein Schlagzeug. Also seine Interessen sind mittlerweile doch recht breit aufgestellt.
ja, das ist eben die Krux. JEDES autistische Verhalten ist im Grunde "menschliches" Verhalten. Auch sogenannte Stimmings macht so gut wie jeder Mensch: ist man aufgeregt, trippelt man vielleicht aufgeregt mit den Füßen, reibt die Hände aneinender oder kaut auf einem Bleistift. Autistische Kinder sind grundsätzlich viel schneller "aufgeregt", bzw. erregt. DAHER beobachtet man bei autistischen Kindern diese "Stimmings" eben in einem sehr viel intensiveren Ausmaß´und auch nicht nur im Kleinkindalter... Es ist die Häufigkeit und Intensität, die bei autistischen Kindern auffallend ist.Genau aus diesem Grund wird aber ZUVERLÄSSIG Autismus erst ab 4-5 Jahren diagnostiziert. Denn vorher ist das autistische Verhalten nur schlecht von normalem Kleinkindverhalten abzugrenzen...

Ja deswegen ist Abwarten wohl auch erstmal der richtige Weg.
mir tut es auch leid, vor allem für meinen Sohn. Meinem Sohn geht es HEUTE, bzw. im Moment sehr gut. Wir haben grade die Schule gewechselt und das war vorher eine große Aufregung, viele Sorgen und FRagen (von Elternseite aus: wohin mit einem hochbegabten, aber gleichzeitig zweifach behinderten Kind??).. Wir haben die richtige Wahl getroffen mit der Schule und dort geht es ihm erstmalig in seiner gesamten SChullaufbahn richtig gut :) .
Das ist schön zu hören, vorallem da die Schulzeit so viel Auswirkung auf Kinder hat.
WENN du dich entschließen solltest, dem Autismusverdacht nachzugehen, gehe bitte nicht in ein SPZ. In einem SPZ ist man ganzheitlich auf alle möglichen Entwicklungsstörungen und psychischen Erkrankungen im Kindesalter eingestellt, bedeutet aber auch, dass es meist kein tiefgehendes und detailliertes Wissen um Autismus gibt, sondern eben das "oberflächliche" Wissen um frühkindlichen Autismus! Autistische Kinder, die in den Asperger-Formenkreis fallen (die Diagnose gibt es nur bald so nicht mehr, es ist dann alles Autismusspektrum-Störung) werden dort in den allermeisten Fällen nicht erkannt. Mit einem klugen autistischen Kind sollte man in eine Spezialambulanz gehen und dort die Diagnostik machen lassen.
Mit dem SPZ haben wir auch keine besonders gute Erfahrung gemacht, daher würde ich dann auf jeden Fall zu einem Spezialisten gehen. Ich war, als er 20 Monate alt war, auch schonmal bei einer KJP, die wir aus dem SPZ kannten. Er hatte dort einen seiner Ausbrüche, er hat mindestens 40 min geschrien. Rausholen aus seinem Anfall konnte ich ihn letztendlich mit einem drehenden Flipchart. Danach hat sie Fragen gestellt, ob er sich besonders für drehende Dinge interessiert. Und so klassische Dinge, ob er auf Sachen zeigt. Am Ende meinte sie dann, dass sein Wutanfall kein normales Trotzverhalten ist, ich vollkommen richtig gehandelt hätte (was ich sicher nicht immer tue!) und sie davon ausgehe, dass er keinen Reizfilter hat. Allerdings schließe sie eine Störung aus, da er so gut sprechen kann. Ich wusste in dem Moment noch gar nichts damit anzufangen. Erst Monate später habe ich dann bemerkt, dass sie mit der Störung vermutlich Autismus meinte.
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