da ich auf Grund meiner Berufstätigkeit nicht mehr so oft hier reinschaue und mitschreibe wie früher möchte ich einfach mal einen positiven Zwischenbericht geben wie es uns jetzt geht.
Ich bin ja seit etwas mehr als 3 Monaten wieder berufstätig und beide Kinder besuchen unterschiedliche Kindegärten. Mein gehörloser Kleiner hat sich in seinem bilingualen Kindergarten super eingelebt und ist sowohl bei den BetreuerInnen als auch bei den anderen Kindern sehr beliebt. Kein Wunder, er ist ja ein richtiger kleiner Sonnenschein, der gerne und viel lacht (außer er hat gerade mal einen Tobsuchtsanfall weil ihm was nicht paßt

Er freut sich schon jeden Tag auf den Kindergarten und gebärdet oft schon beim wickeln in der Früh (gegen 6h *gääähn*) fragend "Kindergarten?" und wenn ich bejahe dann hilft er gleich mit, holt sein Gewand und seine Schuhe und sucht sich noch ein Spielzeug zum mitnehmen (im Moment meistens die Straßenbahn). Um 6h45 steigt er in den Shuttlebus, klettert dort selbst in seinen Kindersitz und winkt noch lachend "Baba!" bevor er wegfährt. Der Busfahrer und die Begleiterin sind auch ganz vernarrt in ihn und er mag sie auch sehr gerne - die Begleiterin hat er sogar schon mal geküsst

Wenn der Kleine weg ist wecke ich meinen Großen und wir spielen noch ein bißchen oder lesen ein Buch. Dann zieht er sich vollkommen allein an und wir fahren gemeinsam mit den Rädern zu seinem Kindergarten. Wenn ich ihn dort abgegeben habe fahre ich weiter mit dem Rad zur Arbeit.
Gegen 13h30 habe ich Dienstschluss. Dann muß ich aber oft noch Termine mit dem Kleinen wahrnehmen (Logopädie, Hörgeräte-Nachstellung, Frühförderung) so dass es machmal nicht mehr möglich war, meinen Großen um spätestens 16h vom Kindergarten abzuholen. Daher haben wir die Kindergarten-Kernzeit um eine Stunde (bis 17h) verlängert und mein Mann hat seine Arbeitszeit auch anders eingeteilt, so dass er jetzt schon ab 16h frei hat und den Großen gegen 16h30 abholen kann wenn ich mit dem Kleinen Termine habe. So klappt das jetzt sehr gut.
Aber meistens hole ich den Großen gegen 16h vom Kindergarten ab. Davor hatte ich noch etwas Zeit zum einkaufen und kochen. Dann haben wir noch etwa eine Stunde Zeit zum exklusiven spielen, plaudern und lesen bis gegen 17h der Kleine vom Shuttlebus heimgebracht wird. Der freut sich dann auch immer schon und lacht von einem Ohr zum anderen. Am Abend ist dann natürlich oft wieder der ganz normale Wahnsinn, vor allem dann, wenn abwechselnd mein Mann und ich Vereinsabend oder Gebärdensprachkurs haben - dann hat nämlich einer beide Kinder und das ist wirklich ein Fulltimejob. Aber insgesamt kommt mir trotzdem vor dass es leichter wird. Die Buben spielen viel mehr miteinander als früher und haben oft Riesenspaß zusammen, z.B. wenn sie im Bett rumkugeln und sich gegenseitig die Decken über die Köpfe werfen (wenn´s geht nehme ich bei so Gelegenheiten dem Kleinen die Horchis ab um dann nicht überall suchen zu müssen

Insgesamt ist mein Großer in letzter Zeit viel entspannter und kooperativer als er es noch vor einigen Monaten war - anscheinend tut ihm das MEHR an Exklusiv-Zeit mit mir gut

Der Kleine macht laut Logopädin in der Sprachentwicklung gute Fortschritte. Natürlich spricht er noch nicht richtig, er hat ja erst ein Höralter von 5 Monaten. Aber sein lautieren hat sich schon stark verändert und er reagiert eindeutig auf Geräusche. In Gebärdensprache versteht er passiv so ziemlich alles, ist aber noch ziemlich faul was selbst-gebärden betrifft. Im Moment macht er maximal 2-Wort-Gebärden ("bitte Schokolade", "draußen Licht aus" oder "Milch trinken") und das leider auch nicht sehr oft. Dafür sind manche seiner Gebärden für mich unverständlich und er ärgert sich wenn ich nicht kapiere was er will. Aber seit einigen Tagen kann er sogar "Mama" - eine eher schwierige Gebärde - zwar noch nicht ganz korrekt, aber eindeutig verständlich

Der Große liest mittlerweile selbst einfache Bücher und schreibt sowohl in Block- als auch in Druckschrift. Er kann jetzt sehr gut zeichnen, seine Zeichnungen sind meistens die schönsten im ganzen Kindergarten. Auch ausmalen hat er mittlerweile perfekt gelernt, ganz ohne rausfahren! Weil er so gerne "besser" Englisch lernen möchte darf er jetzt den Englisch-Intensivkurs im KIGA besuchen (ein Native speakerin ist ohnehin einmal die Woche fix im Kindergarten) und nebenbei perfektioniert er noch mit Videos seine Gebärdensprach-Kenntnisse. Ach ja, auswendig lernen macht ihm immer noch sehr viel Spaß und fällt ihm sehr leicht.
Heute hat er mich wieder einmal verblüfft. Ich habe ihm auf dem Heimweg vom Kindergarten erzählt dass Oma und Opa in Spanien so schönes Wetter haben dass sie jeden Tag im Meer baden können. Daraufhin fragte mein Sohn wie das Wetter gerade in Oberösterreich und in Vorarlberg ist. Ich habe geantwortet dass ich vermute dass in beiden Bundesländern das Wetter genauso kalt und verregnet ist wie in Wien. Dann habe ich vorgeschlagen, ihm zu Hause auf der Landkarte zu zeigen, wo Spanien und wo Vorarlberg liegt. Er meinte dann "Ist nicht notwendig, Vorarlberg brauchst du mir nicht zeigen. Ich weiß schon wo das ist, da muß man durch Oberösterreich, Salzburg und Tirol fahren und dann ist man dort!". Ich war ziemlich erstaunt und fragte ihn woher er das (korrekt!) weiß. Antwort "Na, wir haben ja im Kindergarten jetzt Österreich-Fest und da hängt eine Landkarte. Da habe ich mir das angeschaut!". Gut, also Mamas Hilfe wird nicht mehr benötigt...
