Das Wort "erziehen"

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Maca
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Maca »

Die Früchte wirst Du später ernten
orangenminze
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von orangenminze »

Liebe Rabaukenmama,
melde mich auch einmal zu Wort, nachdem ich die Diskussion mit Interesse verfolgt habe. Ich kann mich den Worten Macas nur anschließen: so wie Du es schilderst, tust Du alles Erdenkliche, um Deine beiden Jungen liebevoll zu begleiten- mit all ihren Besonderheiten und durch alle schwierige "Phasen" (seien sie länger oder kürzer), die sie nun einmal haben, bzw. durchmachen. Und aus meiner Erfahrung mit ebenfalls zwei Jungen kann ich nur erzählen, dass es eine völlig andere Situation ist, ob der Wutanfall gerade eintritt, wenn man gerade nichts anderes zu tun hat, als den Wutanfall zu begleiten, oder ob es gerade dann passiert (und es passiert meistens gerade dann), wenn das kleine Kind gerade gelernt hat, aus dem Hochstuhl aufzustehen, und nun nun fröhlich und stolz auf den Tisch klettert oder sich am Küchenregal hochzieht oder beginnt, sich mit der Klobürste die Zähne zu putzen... Mir gelingt es dann nicht ruhig und gelassen zu bleiben, sondern für mich stellt es oftmals eine Stresssituation dar, beiden Kindern gerecht zu werden. Das gelingt nicht immer. Irgendwie denke/hoffe ich auch, dass es das vielleicht nicht immer muss, denn Kinder wachsen nunmal mit Geschwistern/anderen Menschen auf, die auch Bedürfnisse haben. Also, die überaus heftigen Wutanfälle kenne ich auch, (von beiden Kindern, vom Größeren mehr, aber der Kleinere wird, so mein Gefühl, diese Wutanfälle noch gesteigert haben) ich kann sie nicht immer vermeiden und offen gesagt, sehe ich auch nicht immer ein, in einem ständigen Vermeidungsmodus zu leben. Dann muss die Wut eben raus. Klar, versuchen wir im Alltag Autonomie zu gewähren, wo es möglich ist, aber es gibt und gab auch schon Situationen, da wäre dies nicht möglich, ohne das Wohlbefinden des anderen Kindes massiv zu beeinträchtigen und dann geht es eben auch mal nicht. Zum Beispiel, wenn Großkind noch weiter baden möchte, sich Kleinkind aber in der Zwischenzeit waghalsig die Stufen zur Rutsche hochhangelt. Auf mein: "Komm bitte raus aus dem Wasser, ich muss... hinterherlaufen" folgte ein schreiendes "nein, ich will nicht"- Gezeter, daraufhin, habe ich Großsohn kurzerhand gepackt und aus dem Wasser geholt. Fand er höchst übergriffig (hat das auch so formuliert), und es folgte ein minutenlanger Wutanfall vor versammelter Dorfbevölkerung. Aber dafür sind beide Söhne nicht ertrunken und das hatte in dem Moment Priorität.
Und finde es aus Deinen Erzählungen heraus sehr bewundernswert und einfühlsam, wie Ihr mit beiden Kindern umgeht, vor allem, da die Kommunikation mit Deinem jüngeren Sohn ja stattfindet, ohne dass er Euch hören kann. Respekt. Auch das trägt bestimmt dazu bei, dass Ihr andere Wege ausprobieren müsst, aber ich finde, es klingt danach, als wäret Ihr sehr bei Euren Kindern.
Konkrete Tips, wie Du mit Situationen wie im Freibad oder am Strand umgehen kannst, weiss ich leider auch nicht, außer so, wie Du es ja bereits tust. Kenne Ähnliches (in milderer Form) auch von meinem Großen, wenn er gerade sehr in seinen Geschichtenwelten mit vielen Gefahren und Abenteuern steckt, da kann es sein, dass die Ansprache eines anderen Kindes oder anderen Erwachsenen reicht, um ihn böse schauen zu lassen oder gleich in Verteidigungshaltung schreien zu lassen. Da er nicht so der Hau-drauf-mich ist, bleibt es meistens beim ärgerlich schauen oder laut werden, aber schon das führt natürlich zu Irritationen auf der anderen Seite. Ich merke dann eben nur manchmal, dass es gar nichts mit dem Kind oder Erwachsenen oder mit dem zu tun haben, was da gerade passiert ist, sondern, er sich gerade gedanklich ganz woanders befunden hat. So, nun bin ich gefragt, liebe Grüße Orangenminze
Liebe Grüße Orangenminze
Rabaukenmama
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Rabaukenmama »

orangenminze hat geschrieben:Und aus meiner Erfahrung mit ebenfalls zwei Jungen kann ich nur erzählen, dass es eine völlig andere Situation ist, ob der Wutanfall gerade eintritt, wenn man gerade nichts anderes zu tun hat, als den Wutanfall zu begleiten, oder ob es gerade dann passiert (und es passiert meistens gerade dann), wenn das kleine Kind gerade gelernt hat, aus dem Hochstuhl aufzustehen, und nun nun fröhlich und stolz auf den Tisch klettert oder sich am Küchenregal hochzieht oder beginnt, sich mit der Klobürste die Zähne zu putzen...
Ja, solche Situationen kenne ich auch sehr gut. Keine Ahnung warum gerade die Klobürste so interessant für meine Kinder war. Sie haben damit das Klo geputzt, Haare gekämmt und Zähne geputzt - und immer im ungünstigsten Moment :schwitz: .

Wobei mein Großer ja keine Wutanfälle hatte bzw. hat. Da ist das Problem eher die zeitweise vorhandene, latente Agression, die sich meistens bei Unschuldigen "entlädt".
orangenminze hat geschrieben: Mir gelingt es dann nicht ruhig und gelassen zu bleiben, sondern für mich stellt es oftmals eine Stresssituation dar, beiden Kindern gerecht zu werden. Das gelingt nicht immer. Irgendwie denke/hoffe ich auch, dass es das vielleicht nicht immer muss, denn Kinder wachsen nunmal mit Geschwistern/anderen Menschen auf, die auch Bedürfnisse haben.
Ich glaube auch, dass das ein ganz wichtiger Punkt ist. So wichtig mir meine Kinder auch sind, aber sie sind nun mal nicht der Nabel der Welt um die sich alles andere dreht. Ich würde auch keinen Familienausflug abbrechen nur weil eines meiner Kinder "ausflippt", weil ich nicht einsehe dass 3 Personen zurückstecken müssen, weil eine nicht bereit ist, sich anzupassen. Das Signal "Du hast die Macht, dass alle ihre Pläne deinetwegen über den Haufen werfen" empfinde ich als bedenklich. Was anderes wäre, wenn ich z.B. mit EINEM Kind etwas unternehme um dem Kind einfach eine Freude zu machen und dann ist das Kind unmöglich. In der Situation würde ich auch "So, jetzt ist genug, wir fahren nach Hause" sagen.
orangenminze hat geschrieben: Also, die überaus heftigen Wutanfälle kenne ich auch, (von beiden Kindern, vom Größeren mehr, aber der Kleinere wird, so mein Gefühl, diese Wutanfälle noch gesteigert haben) ich kann sie nicht immer vermeiden und offen gesagt, sehe ich auch nicht immer ein, in einem ständigen Vermeidungsmodus zu leben. Dann muss die Wut eben raus. Klar, versuchen wir im Alltag Autonomie zu gewähren, wo es möglich ist, aber es gibt und gab auch schon Situationen, da wäre dies nicht möglich, ohne das Wohlbefinden des anderen Kindes massiv zu beeinträchtigen und dann geht es eben auch mal nicht.
Ja, Vermeidungsmodus ist auch nicht mein Ziel. Ich bin aber durchaus bereit, darüber nachzudenken, ob es nicht einfacher für alle Beteiligten ist, wenn ich den Wünschen des aktuell bockigen Kindes einfach nachgebe. Wir hatten eine Zeitlang immer ein Riesendrama wenn der Kleine mich begleitete, wenn ich den Großen in seinen KIGA brachte. Wir sin dann mit Rad und Kinder-Anhänger unterwegs. Bis zum Kindergarten und auch dort war immer alles ok, doch danach weigerte sich mein Kleiner regelmäßig in den Anhänger einzusteigen. Natürlich mit einem Riesen-Wutanfall, wo man ihm besser nicht zu nahe kommt.

Da er imstande ist, die Sicherheitsgurte selbst zu lösen, machte es auch keinen Sinn, ihn gegen seinen Willen anzuschnallen (da fällt er dann vielleicht in voller Fahrt raus :o ) und ich stand ratlos vor dieser Situation. Doch dann bemerkte ich, dass mein Kleiner durchaus bereit war, nach Hause zu GEHEN - und so haben wir das dann gelöst. Mittlerweile geht er nur noch die ersten 100 Meter, dann will er selbst in den Anhänger weil er mittlerweile gemerkt hat, dass das doch bequemer ist.
orangenminze hat geschrieben: Und finde es aus Deinen Erzählungen heraus sehr bewundernswert und einfühlsam, wie Ihr mit beiden Kindern umgeht, vor allem, da die Kommunikation mit Deinem jüngeren Sohn ja stattfindet, ohne dass er Euch hören kann. Respekt. Auch das trägt bestimmt dazu bei, dass Ihr andere Wege ausprobieren müsst, aber ich finde, es klingt danach, als wäret Ihr sehr bei Euren Kindern.
Ja, das mit der Kommunikation ist immer noch ein Problem. Ich habe neulich mit der hörenden Mutter einer gehörlosen Tochter gesprochen wie alt ihr Kind war als sie wirklich mit ihr kommunizieren konnte. Antwort: fünf :schwitz: - davor waren Absprachen, Fragen, Erklärungen usw. nicht möglich, kommuniziert wurde gerade mal das Nötigste in der akuten Situation. Die Antwort hat mich einerseits frustriert ("Was, noch 2 Jahre dieser Zustand :shock: !) andererseits aber erleichtert ("Irgendwann hat´s bei ihr ja doch geklappt und offensichtlich mache ich doch nichts falsch nur weil es bei uns so lange dauert.").

Kleinsohns Kommunikation ist halt sehr rudimentär. Beim letzten Termin meinte die Frühförderin dass ihr schon länger auffällt, dass mein Kleiner nicht imstande ist, nach Aufforderung auf Gegenstände, Personen, Tiere oder Pflanzen in einem Bilderbuch zu zeigen. Also so fragen wie "Wo ist der Hase?" oder "Welche Farbe hat das Haus?" können nicht beantwortet werden obwohl mein Sohn die Gebärden für die Farben, Tiere und auch das Haus kennt. Dafür ist er imstande, auf der PC-Tastatur seinen Namen (oder was auch immer) zu schreiben, wenn ich ihm die einzelnen Buchstaben in Gebärdensprache diktiere :gruebel: . Insgesamt interessiert er sich sehr für Buchstaben, Zahlen, Symbole, Technik und alle "abstrakten" Dinge. Er erkennt z.B. die Zahlen von 1-25 und kann das Alphabet in der korrekten Reihenfolge in Gebärdensprache aufsagen. Aber die Frage, was im Kindergarten los war, versteht er nicht.

Auch ist Streitsituationen (z.B. mit seinem Bruder) kann er nicht kommunizieren bzw. seinen Standpunkt vertreten. Alles wird körperlich geregelt. Mittlerweile ist das aber nicht mehr so schlimm weil beide jetzt fast gleich groß und gleich stark sind. Motorisch ist der Große natürlich noch voraus (ist ja 2,4 Jahre älter), aber ich sehe mich jetzt nicht mehr genötigt, bei jeder Handgreiflichkeit dazwischenzuspringen (wie das noch vor einem Jahr der Fall war).
orangenminze hat geschrieben: Konkrete Tips, wie Du mit Situationen wie im Freibad oder am Strand umgehen kannst, weiss ich leider auch nicht, außer so, wie Du es ja bereits tust. Kenne Ähnliches (in milderer Form) auch von meinem Großen, wenn er gerade sehr in seinen Geschichtenwelten mit vielen Gefahren und Abenteuern steckt, da kann es sein, dass die Ansprache eines anderen Kindes oder anderen Erwachsenen reicht, um ihn böse schauen zu lassen oder gleich in Verteidigungshaltung schreien zu lassen. Da er nicht so der Hau-drauf-mich ist, bleibt es meistens beim ärgerlich schauen oder laut werden, aber schon das führt natürlich zu Irritationen auf der anderen Seite. Ich merke dann eben nur manchmal, dass es gar nichts mit dem Kind oder Erwachsenen oder mit dem zu tun haben, was da gerade passiert ist, sondern, er sich gerade gedanklich ganz woanders befunden hat.
Gott sei Dank sind so Situationen, wo mein Sohn wildfremde Menschen mit Schlamm bewirft, nicht alltäglich. Sonst würde ich echt auszucken. Denn von der Grund-Wesensart her ist mein Sohn nicht agressiv, nur manchmal kommt mir vor, dass etwas in ihm steckt was ihn unzufrieden macht und mit dem er nicht fertig wird. Ob das nur Geschwistereifersucht ist kann ich nicht sagen weil es quasi abgekoppelt von unserer Familiensituation auftritt.

Was ich aber täglich erlebe ist, dass mein Sohn die persönlichen Grenzen seiner Mitmenschen nicht (an-)erkennt, auch wenn er nicht agressiv ist. Neulich habe ich mit ihm einiges allein unternommen (Time travel, Riesenradfahrt) und mein Sohn hat einen wildfremden Mann, der im Kaffeehaus saß, gekitzelt, und einer ebenfalls fremden Frau bei der Haltestelle die Hand gestreichelt. Angesprochen hat er geschätzte 20 fremde Personen und ihnen alles mögliche erzählt - ob sie es nun hören wollten oder nicht. Das an sich ist nicht so schlimm, aber es zeigt, dass mein Sohn irgendwie nicht kapiert hat, wie man sich Fremden gegenüber verhält. Natürlich leben wir so ein Verhalten nicht vor, daher stört mich auch wenn immer wieder so Aussagen kommen wie "Unser Kind hat alles von uns abgeschaut". Das impliziert für mich irgendwie dass es vollkommen reicht, dem Kind korrektes Verhalten authentisch vorzuleben. Und meine Erfahrung zeigt mir eindeutig, dass das bei uns nicht der Fall ist.

Bei uns ist es definitiv so, dass unser Sohn Verhaltensweisen zeigt, die er NICHT bei uns gesehen hat und dass er offensichtlich selbst nicht in der Lage ist, zu erkennen, wo er anderer Leute Grenzen überschreitet. Daher bleibt nichts anderes übrig als die Sache zu kommunizieren und ihm zu erklären, worum es geht. Hilft zwar auch nichts (sprich: hat bisher keine Einsicht oder Veränderung bewirkt) aber das ist zumindest das, was ich tut kann.

Übrigens habe ich in der Situation am Strand (Schlamm-werfen) durchaus autoritär und grenzüberschreitend gehandelt und meinen Sohn unsanft weggerissen und ihn angebrüllt ob er jetzt ganz verrückt geworden ist und was er sich dabei denkt. Als sich die Szene kurz darauf wiederholt hat war ich so wütend, dass ich ihn selbst mit Schlamm beworfen habe und dazu gebrüllt "Na, magst du das? Findest du das gut? Glaubst du, das das den Leuten gefällt, die du bewirfst?". Gar nicht wertschätzend und auf Augenhöhe :twisted: . So, dass ich immer geduldig bin, ist es jedenfalls nicht. Ich weiß auch nicht ob dieser Zustand erstrebenswert ist, denn schließlich bin ich ein Mensch und habe auch meine Gefühle, die ich zeigen darf.

Danke für Deine Worte, Orangenminze!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:
Hui, Du fühlst Dich aber wirklich schnell angegriffen :schwitz: Dieses Zitat war allgemein zum Thema Erziehung gemeint und zu meiner These, dass Kinder keine Erziehung im herkömmlichen Sinne bedürfen, sondern dass sie sich aus sich heraus entwickeln.
Ich frage mich selbst warum mich manche deiner Aussagen so ärgern. Vielleicht weil ich es so auffasse, dass es ja ganz, ganz einfach wäre wenn ich es nur endlich "richtiger" machen würde. Also "richtig" in dem Sinn, einfach nur vorzuleben, keine Vorträge halten und das Kind nicht bewusst manipulieren oder in eine bestimmte Richtung lenken wollen.
Momo hat geschrieben: Eure Situation ist speziell, das verstehe ich und ich möchte Dir nicht die Schuld dafür geben. Ich kenne Euch nicht persönlich und deshalb fällt es mir auch schwer, von außen die Situation einzuschätzen. Wenn ich die von Dir geschilderten Situationen auf uns übertrage, würde ich folgendermaßen reagieren:
Du hast mir nie konkret die Schuld für was gegeben. Es kommt nur so rüber, als wäre alles so einfach.
Kann durchaus sein, dass es in deinem Fall wirklich so einfach ist. Kann auch sein, dass du wirklich so viel authentischer und empathischer uns was-weiß-ich-noch bist und das der Grund ist, warum bei mir das scheinbar gleiche Verhalten ein so abweichendes Ergebnis bringt.
Momo hat geschrieben: Angenommen meine Tochter bewirft fremde Menschen mit Schlamm, beißt aus heiterem Himmel andere Kinder: Sachen packen und gehen! Später in Ruhe darüber sprechen und dem Kind ohne Umschweife und völlig diskussionslos klar machen, dass ich ein solches Verhalten nicht toleriere. Die Freiheit des einen hört da auf, wo das Recht des anderen beginnt“, sobald die Freiheit anderer Menschen eingeschränkt oder verletzt wird, zeige ich meiner Tochter diese Grenze ganz klar auf!
Naja, Sachen packen und gehen ist für mich eine Option wenn ich ALLEINE mit EINEM Kind unterwegs bin. Aber dass 3 Personen ihren ganzen Tagesplan umstellen (auch Kleinsohn hat es am Strand sehr gut gefallen) nur weil EINER auflippt, ist mMN das falsche Signal.

In späterer Folge Diskussionslos klargemacht, dass ich solches Verhalten nicht toleriere, habe ich schon mehrmals. Nur eben ohne Erfolg im Sinne von Einsicht oder Besserung.

Wobei - so Extreme sind GsD die Ausnahme. Andere "kleinere" Grenzüberschreitungen z.B. reinreden wenn sich wer unterhält, fremde Leute anfassen (nicht hauen sondern z.B. kitzeln oder streicheln), alle Leute ansprechen ob sie das wollen oder nicht; finden aber ständig statt.
Momo hat geschrieben:
Übrigens bin ich immer noch dabei, das Buch "Wackeln die Zähne, wackelt sie Seele" zu lesen. Viele Deiner beschriebenen Verhaltensweisen Deines Sohnes passen in diese Zeit des inneren Umbruchs, sogar seine Bauchschmerzen, von denen Du an anderer Stelle geschrieben hast. Eine Zahnärztin und eine Antroposophin (Waldorfpädagogin) versuchen diese Zusammenhänge zu erklären und mir ist dadurch vieles klar geworden. Wie ich Dich kenne, wird Dir dieses Buch sehr seltsam vorkommen, doch vielleicht auch den einen oder anderen Grund für das Verhalten Deines Sohnes aufzeigen ;)
Ich habe keine grundsätzlichen Vorurteile WaldorfpädagogInnen gegenüber und ob mir das Buch "seltsam" vorkommt kann ich natürlich erst beurteilen, wenn ich es gelesen habe. Bei Büchern oder Artikeln halte ich es so, dass ich das, was dort behauptet wird, mit dem vergleiche, was ich beobachte. Wenn z.B. steht "Kinder, die permanent unterdrückt oder geschlagen werden, entwickeln sich zu Erwachsenen, die diese Verhaltensmuster (sofern sie diese nicht erkennen und bearbeiten) weitergeben." dann schaue ich, ob in meinem unmittelbaren Freundes- und Bekanntenkreis solche Menschen sind und ob diese Behauptung zutrifft. In dem Fall würde ich sagen: "Ja, entspricht meiner Beobachtung!"

Wenn ich dagegen lese "Kinder, die von Erwachsenen für ein Verhalten/eine Fertigkeit ehrlich gelobt werden, sind danach frustriert und tun dann alles nur noch des Lobes wegn. Außerdem werden sie als Erwachsene süchtig nach Lob." dann schaue ich wieder, wie es mit den Personen aussieht, die ich kenne und komme zu dem Schluß "Blödsinn, stimmt nicht!".

Dabei ist mir völlig egal ob die Äußerung von einem Erziehungsexperten, einer Waldorfpädagogin, einer anderen Mutter, einem kinderlosen Hochbegabten oder dem Papst höchstpersönlich aufgestellt wurde. Denn die Meinung keiner anderen Person ist mehr oder weniger "wert" als meine eigene und ich habe das Recht, alles zu hinterfragen bzw. zu kritisieren oder abzulehnen. Egal, wie viel oder wenig meine Ansicht dem momentanen Zeitgeist entspricht und was andere dann von mir denken.
Momo hat geschrieben: Da ich nur ein Kind habe, kann ich hier nur theoretisch antworten. Ich denke, ein Geschwisterstreit ist ein Geschwisterstreit und ich als Mutter würde versuchen, mich rauszuhalten. Sobald ich mich einmische, kommt eine neue Komponente hinzu und ich kann mir vorstellen, dass dadurch alles viel komplizierter wird. Eine andere Möglichkeit wäre, zu vermitteln, indem ich die Bedürfnisse beider Kinder benenne, ohne Vorschläge zu machen oder zu bewerten. Oder beide Kinder frage, welche Lösungsvorschläge sie haben. Doch die Hauptarbeit liegt meiner Meinung nach auch hier in den entspannten Situationen, in denen gezielt die Beziehung der Geschwister gestärkt werden kann.
Genau dasselbe hätte ich auch geantwortet als ich nur ein Kind hatte. Doch da mein Leben seit 3 Jahren um eine Komponente reicher geworden ist ;) war ab der Geburt des Kleinen Praxis gefragt. Und ich lasse nicht zu, dass einem meiner Kinder ernsthaft weh getan wird, wenn ich es verhindern kann. Da spielt keine Rolle ob der "Täter" jetzt 2 oder 40 Jahre alt ist.

Meine Söhne werden zunehmend gleich stark und mittlerweile muß ich mich nicht ständig dazwischenschmeißen. Das erleichtert die Sache schon mal ungemein. Beide Kinder nach Lösungsvorschlägen fragen ist im Moment bei uns noch nicht möglich. Die Kommunikation mit Kleinsohn ist immer noch sehr vereinfacht undich kann ihn nicht mal fragen wie es zum Streit gekommen ist, geschweige denn ist er zu einem konstruktivem Gespräch fähig. Und das "entspannen der Situation" ist ein wunderschöner Theorieausdruck, wenn in der Praxis die Matchboxautos gegen die Köpfe knallen aber nicht umsetzbar.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich frage mich selbst warum mich manche deiner Aussagen so ärgern. Vielleicht weil ich es so auffasse, dass es ja ganz, ganz einfach wäre wenn ich es nur endlich "richtiger" machen würde. Also "richtig" in dem Sinn, einfach nur vorzuleben, keine Vorträge halten und das Kind nicht bewusst manipulieren oder in eine bestimmte Richtung lenken wollen.
Liebe Rabaukenmama,
das ist genau die schwierige Frage, was ist denn "richtig" und kann man sich wirklich immer richtig verhalten? Manchmal verhalte ich mich sehr authentisch aber im Nachhinein wahrscheinlich nicht richtig. Z.B. habe ich neulich , als meine Tochter wieder mal einen fiesen Wutanfal hatte und mich angespuckt hat, in meiner Wut zurückgespuckt. Ähnlich wie Du mit dem Schlamm reagiert hast. Meine Tochter hat mich dann mit tellergroßen Augen angesehen und sofort aufgehört (und es seitdem auch nicht mehr gemacht), doch war mein Verhalten "richtig"? Schön fand ich es jedenfalls nicht ;) Wie hatte denn Dein Sohn auf Dein Schlammwerfen reagiert?
In Eurer Situation mit 4 Personen hätte eventuell auch ein Erwachsener mit deinem Großen Sohn in Hotel zurückgehen können, es ist zwar auch ärgerlich, das verstehe ich. Doch ich denke, dass eine solch klare Grenzsetzung in diesem Fall am eindeutigsten und aus meiner Sicht auch sehr wichtig ist.

Warum Dein großer Sohn die Grenzen anderer Menschen nicht sieht oder nicht respektiert, kann ich überhaupt nicht einschätzen. Natürlich ist mir klar, dass Ihr Eurem Sohn ein solches Verhalten nicht vorlebt, das ist in diesem Fall auch ein ganz anderes Thema. Wie schon geschrieben, liegt die Ursache meinem Gefühl nach an ganz anderer Stelle und ich hoffe sehr für Euch, dass Ihr diese Ursache herausfindet und Euer Sohn somit wieder ins Gleichgewicht zurückfindet!

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
orangenminze
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von orangenminze »

Liebe Rabaukenmama,

das denke ich mir, dass Dein Sohn nicht ständig andere Menschen mit Schlamm oder Ähnlichem bewirft. Andere Lösungen zu finden, wie zum Beispiel, dass Euer kleiner Sohn den Wagen nach Hause schiebt, sind wunderbar, nicht immer klappt das im Alltag, aber wenn wir unseren Kindern diese Möglichkeiten der Mitbestimmung ermöglichen können, ist das für alle Beteiligten eine gute Erfahrung....habe Ähnliches mit meinem kleinen Sohn erlebt, als er sich weigerte, sich in den Autositz setzen zu lassen. Kommentar des Großen war nur: lass ihn selbst reinklettern und hab mehr Geduld mit ihm. Und voilá, es funktioniert. Kind stolz, großer Bruder zufrieden, ich entspannt.
Bei meinem älteren Sohn stelle ich übrigens auch eine gewisse Distanzlosigkeit Fremden gegenüber fest. Manchmal habe ich den Eindruck, dass er noch nicht wirklich ein Gefühl dafür entwickelt hat, wann es angebracht ist, an einem Gespräch teilzunehmen und wann nicht. Hört er eine Unterhaltung mit, fühlt er sich oftmals berufen, zu allem seine Gedanken mitzuteilen. Ob das an der Kasse beim Einkaufen ist oder während des Umziehens in der Umkleidekabine im Schwimmbad, beim Bäcker usw. Die Reaktionen darauf fallen ziemlich unterschiedlich aus, von völliger Genervtheit, bis hin zu Überraschung, dass da ein kleiner Knirps einen Sachverhalt richtig erfasst und dann mehr oder weniger kluge Kommentare dazu abgibt. Das ist zum Beispiel auch Etwas, was ich in keinster Weise vorlebe, da ich eher zurückhaltend und schüchtern bin. Ich versuche natürlich schon, ihn darauf hinzuweisen, dass es a) meistens nicht so ist, dass die Leute hören wollen, was er beizusteuern hat und b) es nicht angemessen ist, sich in die Gespräche von Fremden Menschen einzumischen. Aber manchmal geht es, glaube ich, einfach mit ihm durch... tja, vielleicht hast Du diesbezüglich noch einen guten Rat für mich. Liebe Grüße orangenminze
Rabaukenmama
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Rabaukenmama »

orangenminze hat geschrieben: Bei meinem älteren Sohn stelle ich übrigens auch eine gewisse Distanzlosigkeit Fremden gegenüber fest. Manchmal habe ich den Eindruck, dass er noch nicht wirklich ein Gefühl dafür entwickelt hat, wann es angebracht ist, an einem Gespräch teilzunehmen und wann nicht...
... Ich versuche natürlich schon, ihn darauf hinzuweisen, dass es a) meistens nicht so ist, dass die Leute hören wollen, was er beizusteuern hat und b) es nicht angemessen ist, sich in die Gespräche von Fremden Menschen einzumischen. Aber manchmal geht es, glaube ich, einfach mit ihm durch... tja, vielleicht hast Du diesbezüglich noch einen guten Rat für mich. Liebe Grüße orangenminze
Nein, leider habe ich keinen guten Rat (zumindest keinen, der bei meinem Sohn bisher Änderung gebracht hätte). Nur fällt es mir irgendwie leichter, ihn zu verstehen, weil ich selbst als Kind ähnlich war - wenngleich nicht ganz so krass. Da ich mich bis in meine frühe Kindheit zurückerinnern kann weiß ich noch gut, dass ich manchmal einfach aus Langeweile irgendjemanden angesprochen habe oder sonst irgendetwas gesagt/gemacht habe um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Da mir mein Sohn von der gesamten Wesensart sehr ähnlich ist vermute ich mal dass es auch bei ihm einfach Langeweile ist.

Außerdem hat er mit seinem Verhalten bisher noch keine wirklich schlechten Erfahrungen gemacht und wenn, dann hat er einen etwas seltstamen Gerechtigkeitssinn, so dass der jeweils andere "gemein" ist. An dem Tag, wo er im Bad so viele Kinder getreten, geschlagen und gebissen hat (ich habe dann den Badeausflug mit beiden Kindern vorzeitig abgebrochen weil es einfach unterträglich für mich war :schwitz: ) ist er anscheinend auch mal auf einen Bub gekommen, der sich das nicht gefallen lassen hat. Da kam er dann weinend zu mir und meinte "Der war soooo gemein! Ich habe ihn nur einmal getreten und er hat 3x zurückgetreten und dann auch noch hingehaut!".

Natürlich versuche ich dann, sein Weltbild um den Aspekt zu bereichern dass er sich solche "Gemeinheiten" erspart wenn er gar nicht mit dem hintreten anfängt. Aber irgendwie hatte ich da nicht das Gefühl, verstanden zu werden :( .

Positives kann ich aber auch berichten: wir waren 5 Tage "Urlaub am Bauernhof" machen und mein Sohn hat sich mit den beiden Mädchen dort (5 und 12) recht gut verstanden und vertragen :). Alles hat ihm natürlich nicht gepasst. Die Mädchen und ihre Mutter waren freundlich zu ihm, aber auch sicher und klar in ihren Aussagen, wenn es also hieß "Nein, die Ch..... will jetzt nicht mit Dir spielen weil sie der Oma hilft" dann hat mein Sohn zwar wie immer seinen Kurz-Wein-und Kreischanfall bekommen, der hat aber niemanden groß beeindruckt und es war auch niemand böse deswegen. Eigentlich so ähnlich, wie ich es zu Hause meistens auch handhabe. Keine große Diskussion dass sein Verhalten unmöglich ist sondern nur freundlich beim eigenen Standpunkt bleiben - und nach etwas demonstrativem Rumgeschniefe konnte mein Sohn dann plötzlich doch damit leben ;) .
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Rabaukenmama
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich frage mich selbst warum mich manche deiner Aussagen so ärgern. Vielleicht weil ich es so auffasse, dass es ja ganz, ganz einfach wäre wenn ich es nur endlich "richtiger" machen würde. Also "richtig" in dem Sinn, einfach nur vorzuleben, keine Vorträge halten und das Kind nicht bewusst manipulieren oder in eine bestimmte Richtung lenken wollen.
Liebe Rabaukenmama,
das ist genau die schwierige Frage, was ist denn "richtig" und kann man sich wirklich immer richtig verhalten? Manchmal verhalte ich mich sehr authentisch aber im Nachhinein wahrscheinlich nicht richtig. Z.B. habe ich neulich , als meine Tochter wieder mal einen fiesen Wutanfal hatte und mich angespuckt hat, in meiner Wut zurückgespuckt. Ähnlich wie Du mit dem Schlamm reagiert hast. Meine Tochter hat mich dann mit tellergroßen Augen angesehen und sofort aufgehört (und es seitdem auch nicht mehr gemacht), doch war mein Verhalten "richtig"? Schön fand ich es jedenfalls nicht ;) Wie hatte denn Dein Sohn auf Dein Schlammwerfen reagiert?
Mein Sohn hat dann auch aufgehört, fremde Menschen mit Schlamm zu bewerfen.

Ja, genau das meine ich: die Frage, ob authentisch auch "richtig" ist! Da frage ich mich manchmal schon: warum eigentlich nicht? Wenn dieses authetische, vermeintlich "falsche" Verhalten von meinem Kind bewusst heraufprovoziert wurde, muss es auch damit umgehen können. Wenn ich auf bewusste Manipulation und Druck grundsätzlich verzichten möchte (und das will ich) ist das Verhältnis zwischen mir als Mutter und meinen Kindern ein anderes als wenn Drohungen, Gebote, Verbote, Strafen und Belohnungen zu meinem normalen Erziehungsstil gehören würden. Es gibt Kinder, welche mit Verzicht auf all das gut klarkommen und gar nicht bzw. nur selten die Grenzen austesten und dann solche wie meine :roll: .

Wenn du schreibst "diskussionslos klarmachen, dass ich so ein Verhalten nicht dulde..." dann höre ich fast körperlich die provokante Gegenfrage "Sonst...?". Aber nein, ich droche ja nicht, daher gibt es kein "sonst" - und daher muss ich auch damit leben, wenn meine Grenzen bald wieder ausgetestet werden. Und mein Sohn muss damit leben dass ich auch nur ein Mensch bin und machmal mehr authentisch als "richtig" (im Sinne der momentan häufig propagierten Erziehungsansichten) handle.

Dabei wüßte ich sehr wohl wie man bei meinen älteren Sohn relativ einfach gewünschtes Verhalten erreichen könnte: mit demonstrativem ignorieren bzw. Liebesentzug! Denn im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder (der mich seinerseits perfekt ignorieren kann) ist meinem Großen sehr, sehr wichtig dass ihn die Mama lieb hat und für ihn da ist. Bisher habe ich Liebesentzug noch nie manipulativ eingesetzt, es gab aber schon Situationen, wo ich authentisch so "angfressen" auf meinen Sohn war dass ich mich nicht imstande gefühlt habe, mit ihm zu sprechen. Das hat ihn jedes Mal sehr belastet und es hat natürlich dann nicht lange gedauert bis mein Mitleid ("Mama, bitte red wieder mit mir! Mama, hast du mich noch lieb? Mama, ich mach es NIEEE wieder! Mama, bitte vertragen wir uns wieder!" Bitte!") überwogen hat - meistens kam dann sofort nach meinem "Ja, ich will mich auch wieder mit dir vertragen!" die Bitte, ihm was zu kaufen oder mit ihm zu spielen :roll: .

Momo hat geschrieben: In Eurer Situation mit 4 Personen hätte eventuell auch ein Erwachsener mit deinem Großen Sohn in Hotel zurückgehen können, es ist zwar auch ärgerlich, das verstehe ich. Doch ich denke, dass eine solch klare Grenzsetzung in diesem Fall am eindeutigsten und aus meiner Sicht auch sehr wichtig ist.
Ich halte es für gar keine klare Grenzsetzung ins Hotel zurückzgehen. Selbst wenn es einfacher gewesen wäre als ich gleich unten unsere konkrete Situation beschreibe war es ja nicht mein Sohn gewesen, der sich den Badetag am Meer so gewünscht hatte. Dem wäre jedes andere Programm genauso recht gewesen. Und im Hotel angekommen wäre sicher gleich gekommen "Mama, gehen wir jetzt in den Hotelpool?"oder "Mama, spiel mit mir Autos!" oder "Mama, jetzt mag ich fernsehen!". Was wäre dann die "richtige" Antwort? Auf den jeweiligen Vorschlag eingehen wäre wahrscheinlich nicht gerade das Signal zukünftig nicht mehr mit Schlamm auf fremde Leute zu schießen. Oder soll ich sagen "Weil du dich so benommen hast musst du jetzt allein im Zimmer sitzen und ich unternehme nichts mit Dir!"?

Abgesehen davon wäre es für alle sehr unangenehm geworden wenn z.B. ich mit meinem Sohn ins Hotel zurückgegangen wäre. Wir waren mit dem Auto am Meer waren und das Hotel lag 2km entfernt lag. Es gab zwar auch einen Gehsteig aber bei 40 Grad im Schatten mag ich meinem Mann und dem Kleinen sicher nicht zumuten 2km in praller Sonne ins Hotel zurückzugehen. Und nach spätestens 50m will der Kleine ohnehin getragen werden denn er hasst gehen in der Sonne. Alternativ hätte ich natürlich auch selbst mit meinem keppelnden, randalierenden, über die Hitze klagenden Großen ins Hotel zurückgehen können. Aber so masochistisch bin ich auch wieder nicht.

Die nächsten Urlaubstage haben mein Mann und ich übrigens die Buben "aufgeteilt" und jeder hat mit einem etwas unternommen. Da wäre z.B. auch ein "Jetzt ist aber genug, jetzt fahren wir sofort heim" eine Option gewesen, war aber GsD nicht notwendig.
Momo hat geschrieben: Warum Dein großer Sohn die Grenzen anderer Menschen nicht sieht oder nicht respektiert, kann ich überhaupt nicht einschätzen. Natürlich ist mir klar, dass Ihr Eurem Sohn ein solches Verhalten nicht vorlebt, das ist in diesem Fall auch ein ganz anderes Thema. Wie schon geschrieben, liegt die Ursache meinem Gefühl nach an ganz anderer Stelle und ich hoffe sehr für Euch, dass Ihr diese Ursache herausfindet und Euer Sohn somit wieder ins Gleichgewicht zurückfindet!

Liebe Grüße von Momo
Ach Momo, die Ursache kenne ich ja sehr wahrscheinlich. Mein Großer will ganz, ganz viel Aufmerksamkeit und ist außerdem eifersüchtig auf seinen kleinen Bruder. Nur allein mit diesem Wissen habe ich noch keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll.

Sowohl mein Mann als auch ich machen immer wieder Exklusiv-Unternehmungen mit unserem Großen. Außerdem darf er (im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder) manchmal auf ein Wochenende zu Oma und Opa fahren und bekommt dann Exklusiv-Aufmerksamkeit von gleich 2 Erwachsenen, die genug Tagesfreizeit haben um sich nur um ihn zu kümmern.

Was wir sonst noch machen können? Ehrlich gesagt: keine Ahnung! Nächsten Freitag haben wir den nächsten Beratungstermin im Kinderschutzzentrum. Dort sind wir, weil ich in einem Inserat gelesen habe "Eltern, die sich mit der Erziehung überfordert fühlen, wird rasch und unbürokratisch geholfen.".

Die Psychologin dort ist nett und macht auch einen kompetenten Eindruck. Konkrete Tipps gab´s aber beim ersten Termin (noch) keine, sie hat nur festgestellt dass unsere Situation sehr speziell ist und uns bestätigt dass tägliches einnässen und fremde Leute anfassen in dem Alter eigentlich schon überwunden sein solle. Soweit nichts neues, positiv haben wir aber gesehen dass sie uns eher Mut gemacht und bestärkt hat.

Mein Mann hat unter anderem erzählt dass unser Sohn mal gedroht hat "Wenn du mir nicht die Werkzeugkiste runtergibst dann darfst DU mich nicht mehr liebhaben!" und er hat geantwortet "Das ist aber MEINE Sache! Ich darf lieb haben wen ich will und ich will dich lieb haben!". Da war sie ganz erstaunt dass meinem Mann spontan so eine Antwort eingefallen ist :) .

Ehrlich gesagt erwarte ich mir vom 2. Termin jetzt nichts konkretes. Wenn uns nur ein bißchen der Rücken gestärkt wird dann ist das auch schon was.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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