sinus hat geschrieben:@Rabaukenmama: Scheinbar ist es hier aber eine Mehrheit der Kinder, die schläft. Und eine Mehrheit der Eltern, die den Schlaf befürwortet und sagt, dass ihr Kind das braucht.
Und natürlich ist zu befürchten, dass das Kind die Folgen zu spüren kriegt, wenn die Mama "unangenehm auffällt".
Erstens zerstört es das Vertrauensverhältnis zwischen Kita und Eltern, wenn man auf diese Weise gegen die Kita vorgeht und das spüren die Kinder durchaus auch selbst. Das Kind merkt doch, dass man nicht einverstanden mit dem ist, was dort gemacht wird und sitzt dann ggf zwischen den Stühlen. Denn im Idealfall hat es auch eine Bindung an die Einrichtung/die Erzieher.
Und zweitens habe ich schon einige Erzieherinnen und auch Lehrer/Innen kennengelernt, die nicht ganz die Reife hatten, die man sich bei erwachsenen Menschen wünscht.

Egal, was ich zu dem Thema schreibe, ich werde immer mißverstanden. Was soll z.B. die Aussage, dass die Mehrheit der Eltern den Schlaf befürwortet und sagt, dass ihr Kind das braucht? Es ging NIE darum, den Mittagsschlaf zu streichen oder Kindern, die ihn brauchen, zu verbieten. Es ging um die SchlafPFLICHT und die alternative Möglichkeit einer Schlafgruppe und einer Wachgruppe (die sich still beschäftigt).
Nein, ich finde man kann das nicht mit Mädchen, die gern Jungskleidung, oder Jungs, die gern Kleider tragen, vergleichen! Das eine sind interne Regelungen (der Kindergärten), die anscheinend nicht in Frage gestellt werden dürfen, weil es ja bisher "immer" so war, das andere sind gesellschaftliche Erwartungen und mögliche Verstöße dagegen. Bei der Schlafpflicht wird ohne plausible Begründung auf einer Art Gewohnheitsrecht beharrt, welches die Einrichtung jederzeit aus freien Stücken von einem Tag zum nächsten ändern könnte. Die Gesellschaft hingegen verändert sich nur langsam und man kann auch mit noch so vielen Gleichtstellungsgesetzen nicht erreichen, dass es von einem Tag auf den anderen keine Vorurteile mehr gegen Menschen gibt, die nicht den gängigen Geschlechterklischees entsprechen.
Es ging mir auch nie darum, andere dazu aufzuwiegeln, gegen Dinge anzukämpfen, die sie selbst nicht stören. Natürlich muss jeder die eigene Einstellung zu einer Sache hinterfragen, BEVOR er/sie sich eventuell entscheidet, gegen den Strom zu schwimmen.
Was mich hingegen wirklich ärgert ist, wenn wer FÜR SICH erkannt hat, dass die Schlafpflicht dem eigenen Kind schadet (sei es, weil dann der Rhytmus am Abend nicht passt, sei es weil es dem Kind in der Zeit täglich stinklangweilig ist, wenn es im dunkeln liegen muss), es sich aber nicht ansprechen traut, weil "die Mehrheit" anscheinend anderer Ansicht ist. Das ärgert mich nicht mal so sehr für die Eltern wie für die Kinder. Denn diese lernen, die eigenen Bedürfnisse zugunsten der Bedürfnisse der anderen grundsätzlich zurückzustellen und übernehmen im schlechtesten Fall noch die Ängste ihrer Eltern vor den so schlimmen "Folgen" vom unbequem-sein und Dinge ansprechen!
Da stellt sich für mich dann echt die Frage, ob es DAS ist, was wir unseren Kindern vermitteln wollen. Glauben Eltern, die so agieren, tatsächlich, es ihrem Kind mit dieser Einstellung im Leben irgendwie "leichter" zu machen

? Oder ist es nur, wie Erich Fried so schön veranschaulicht, "die Angst, 3 Meter von der Herde entfernt erwischt zu werden"? Und was wären dann eigentlich - rein fiktiv - die Dinge, gegen die wir als Eltern wirklich zu kämpfen bereit wären? Muß da das Kind wirklich wiederholt körperlich und/oder seelisch mißhandlet werden? Wie viele psychosomatischen Beschwerden sind wir bereit "um des Friedens willen" in Kauf zu nehmen?
Wenn alle so gedacht und agiert hätten, dann hätte wir heute immer noch kein Frauenwahlrecht.
„Wollte man" (wie es ein Zeitgenosse Ende der 1840er Jahre formulierte) „die Weiber (zum aktiven Wahlrecht) zulassen, (...) so müßte man aus gleichem Grund auch die Kinder und Narren zulassen." . Tja, viele Jahrhunderte war das die Ansicht gewesen, die zwar längst nicht alle vertreten haben, aber anscheinend eine Mehrheit (interessanter Weise auch viele Frauen). Doch dann gab es doch Menschen (Frauen und Männer), die es anders gesehen haben und die dafür gekämpft haben, dass Frauen DOCH wählen gehen dürfen. Menschen, für die das Argument "Das hat es ja NOCH NIE gegeben!" einfach nicht gezählt hat

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Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)