Fahrrad fahren mit 2

[Momo]

Ich bin innerlich auch oft nervös, gerade weil wir mitten in einer Großstadt wohnen. Dabei ist es schon vorgekommen, dass meine Kleine mir zuruft: "Mama, Vorsicht Auto!"
Doch die wirklich fiesen Gefahrenquellen können die Kleinen oft noch nicht überblicken!

[Edainwen]

Hallo sogesehen,

Herzlichen Glückwunsch zum Radfahrer! Tja, bei den zweiten geht wohl einiges schneller als man denkt (Wobei, wenn ich die meisten 2jährigen jetzt hier betrachte, erscheint es mir auch fast unglaublich, die sind motorisch doch noch recht ungeschickt - gut, dass ich damals auch Beweisfotos gemacht habe, die brauche ich jetzt selber )

Wegen der Blicke der anderen hatten wir keine Probleme. Wenn ein Kind motorisch recht fit ist, wird das im allgemeinen als wohlwollend und nicht als "von Mama gepusht" betrachtet - Mit der Geschwindigkeit und dem Gefahrenbewusstsein hatten wir auch keine Probleme. Mein Kleiner war sehr klein und hatte demnach ein 10-Zoll-Rad. Die Geschwindigkeit, die man damit erreichen kann, schaffe ich zu Fuß noch locker (Mit 2 3/4 konnte er dann auf ein 12-Zoll-Rad umsteigen). Gefahrenbewusstsein ist bei ihm auch sehr ausgeprägt vorhanden bzw. war schon sehr früh vorhanden. Wir wohnen aber auch auf dem Land. Ich glaube, in der Stadt hätte ich auch eine Krise bekommen, einen so Kleinen mit dem Rad rumfahren zu lassen.

[sogesehen]

Hallo!
Mit dem Straßenverkehr muss ich mich eigentlich nicht beschäftigen, hier ist alles sehr bergig (und schmale Fußgängerwege) und die Jungs können sowieso nur auf Schulhöfen oder Radwegen im Wald fahren.
Entgegen meinem Vorhaben habe ich doch versucht, dem Jungen einen Ball oder das Dreirad schmackhaft zu machen - hat aber nicht geklappt. Die Reaktionen waren gemischt, Hälfte anerkennend, die andere Hälfte naja, die haben einfach ein Problem damit, weil das eigene Kind noch nicht fährt oder es gerade frisch zum 5. Geburtstag gelernt hat. Dass die Interessen einfach unterschiedlich sind, spielt keine Rolle. Mit diesen Ego-Problemen kann ich nicht so gut umgehen, weil ich mehr auf deren Gefühle Rücksicht nehmen will als meinem Kind zu zeigen, wie stolz ich auf ihn bin. Da muss ich an mir arbeiten, ganz klar.

Gefahrenbewusst sind meine beiden, der eine ist dabei vorsichtiger, der andere risikofreudiger, aber die Gefahren erkennen beide.

LG

[Linasina]

Ich denke jeder hier im Forum hat schon mal schlechte Erfahrungen im Umfeld gemacht weil die Kinder hier eher was können als andere. Nimm keine Rücksicht auf andere in diesem Fall sons bremst du dein Kind in der Entwicklung. Jedes Kind entwickelt sich halt anders.

[alibaba]

Hallo,

also mit 2 fuhren meine wie die Weltmeister Laufrad, Fahrrad? - auf die Idee bin ich in dem Alter nicht gekommen. Mein Sohn fuhr (glaube ich dann mit 4), die Tochter schaffte das (da hatten wir dann schon das Fahrrad vom Großen) mit 3 - das war der Mitzieheffekt. Motorisch geschickt sind beide nicht, ich würde das als normal einstufen. In Zeiten von Laufrad und Co, und von Eltern die vielleicht doch täglich raus gehen, ist das doch mittlerweile Normalität. So, wie ich es als normal empfinde, dass meine Tochter mit 3 Jahren alleine schwimmen konnte. Wir buchen hier kein Hotel ohne Schwimmbad.

Zum Gefahrenbewusstsein. Ich möchte dem widersprechen, dass so kleine Kinder das haben. Natürlich wissen sie, Mama hat gesagt, da kommt der Laster, da das Auto, da muss ich anhalten - da halte ich auch an, aber mit einem Gefahrenbewusstein hat das alles überhaupt nichts zu tun. DAS entwickelt man doch erst recht spät und manchmal überhaupt nicht.

Wenn ich all die Jugendlichen hier sehe, die mit dem Knopf im Ohr über die Strasse schlendern, dazu noch schwarz angezogen zur besten Herbstzeit, oder die Kinder- und Jugendlichen ohne jegliche Beleuchtung am Rad - Hauptsache cool , zur spätesten Uhrzeit von links nach rechts gurkeln. Man geht auch nicht mehr bei grün über die Ampel und läuft natürlich vor dem Bus über die Strasse.

Kindergartenkinder müssen täglich üben, wo bleibe ich stehen, warum bleibe ich stehen, wie laufe ich über eine Strasse und übersehen dabei das langsamste Auto. DAS hat aber etwas mit erlernten Übungen zu tun und wenger etwas mit dem Gefahrenbewusstsein. Das ein LKW einen totel Winkel hat, begriff mein Sohn erst im Tatsachentest, Klasse 4 Fahrradprüfung und bei einem Beinaheunfall!

VG

[sogesehen]

alibaba, ich finde es immer etwas frech, wenn du anderer Leuts Beobachtungen nicht glaubst, weil Du andere Erfahrungen in Deinem Umfeld machst.
Ich kenne auch viele Menschen ohne Gefahrenbewusstsein und wenn ich höre, dass ein Jugendlicher mit Kopfhörern unter eine Schranke durchklettert ohne nach rechts oder links zu sehen und dann vom Zug überfahren wird, gelingt es mir kaum noch Mitleid zu empfinden.
Ich behaupte nicht, dass meine Jungs technische Detaills kennen, welches Fahrzeug welchen Bereich einsehen kann - sie fahren auch noch nicht auf der Straße. Aber in ihren Lebensräumen kennen sie die Gefahren, die auf sie "lauern" und das hat nicht nur etwas mit dem Alter zu tun - wie Du selbst schreibst lernen es manche scheinbar nie - sondern zum ganz großen Teil sicher damit, wie viel Gelegenheit die Menschen haben, Erfahrungen zu sammeln (Beinahe-Unfälle zum Beispiel)
LG

[alibaba]

Nun, dann haben wir scheinbar zwei verschiedene Vorstellungen von Gefahrenbewusstein. Das lauern von Gefahren hat nichts damit zun tun. Das Gefahren lauern wissen meine Kinder auch. Das Bewusstein jedoch über die tatsächliche Gefahr, damit sind sie vollkommen überfordert. Sieht man auch daran, das sie, wenn sie sich in Sicherheit wiegen, diese vollkommen ausblenden.

Ich unterstelle daher einem Klein- Grundschulkind, das es noch kein Gefahrenbewusstsein hat. Nicht für umsonst darf man erst ab 10 auf der Strasse fahren. DAS hat einen Grund und dieser liegt mit Sicherheit nicht (nur) an der Körperhöhe.

Erst neulich lehnte sich meine Tochter aus dem Fenster um ihrem selbst gebasteltem Fallschirm ja weit fliegen zu lassen. Meine Kinder wissen aber, seit sie laufen können, das, sofern man sich auf das Trittbänkchen stellt, das Gleichgewicht verlieren kann und 3 Meter ab in die Tiefe segelt. Da lauert also die Gefahr, das weiß das Kind, hat diese aber (noch) nicht im Bewusstsein verankert.

Ein 3-jähriges Kind hält am Bordstein, als eingelernte Regel. Jedoch das Bewusstsein für diese Gefahr hat es unter Garantie noch nicht entwickelt. Täte es das, würde es da nicht halten.

VG

[Momo]

Ich denke auch, dass Vorschulkinder die Gefahren kennenlernen und das Gelernte langsam verstehen und umsetzen. Doch das ERKENNEN von Gefahren, die sich als Schlussfolgerung mehrerer Zusammenhänge ergeben könnten (z.B. bei rechts abbiegenden Autos, oder dass auch Autos noch über die Ampel fahren können, selbst wenn ich als Fußgänger schon grün habe etc.) bedarf schon ein großes Abstraktionsvermögen, welches sich erst später entwickelt. Hier liegt meiner Meinung nach der wichtige Unterschied, den wir als Erwachsene auf jeden Fall bedenken müssen!
LG Momo

[sogesehen]

Ich schrieb bereits, dass ich nicht vom Straßenverkehr spreche, vor der Grundschulzeit müssen Kinder (bzw. vor dem 10. Geburtstag) nicht auf der Straße fahren. Und ich deutete bereits darauf hin, dass ich von Erfahrungen! also zum Beispiel Beinahe-Unfälle spreche, durch das sich bei meinen Kindern ein Gefahrenbewusstsein für ihre Lebensräume entwickelt und ich spreche nicht! von "wissen von Gefahren" durch ständiges Üben oder vorbeten. Durch Erfahrungen (da müssen Erlebnisse reflektiert werden, wobei ich helfe) wird Gefahrenbewusstsein entwickelt, in jedem Alter.

[Momo]

Sogesehen hat geschrieben:
Durch Erfahrungen (da müssen Erlebnisse reflektiert werden, wobei ich helfe) wird Gefahrenbewusstsein entwickelt, in jedem Alter.

Sogesehen, da gebe ich Dir absolut recht In unserem Fall ist jedoch (dadurch dass wir in einer Großstadt wohnen) auch das Fahren auf dem Bürgersteig mit vielen unübersichtlichen Gefahren verbunden, nicht nur das Fahren auf der Straße. Doch im Großen und Ganzen sind wir uns doch alle einig, dass das Erkennen von Gefahren erlernt werden muss und dass zweijährige Radfahrer natürlich noch intensive Begleitung von Erwachsenen benötigen

Übrigens hatte meine Tochter gestern ein sehr anschauliches Beispiel gesehen, was passiert, wenn man im Straßenverkehr nicht "aufpasst": Sie hat eine platt gefahrene Kröte gefunden. Hier konnte ich wunderbar anschaulich ansetzen, um ihr die Folgen eines Unfalls zu erklären- sehr beeindruckend für sie, das hat sie den ganzen Tag beschäftigt!

LG Momo