Liebe Momo,
vielleicht war der Entschluss, deine Tochter in den Kindergarten zu geben, nicht angstbesetzt, der Wille, dass sie dort bleiben soll kommt mir aber so vor. Du sagst du hättest kein Problem wenn sie weiter bei Dir zu Hause wäre. Also gibt es einen Plan B und das ist doch gut so!
Mir jedenfalls kommen Aussagen wie die folgenden schon angstbesetzt vor:
Momo hat geschrieben:
Ganz aktuell geht es eher um die Erwartungshaltung, wie sich ein Kind bei einer Kindergarteneingewöhnung zu verhalten hat. Unsere beiden Erzieherinnen sind toll und auch sehr verständnisvoll und geduldig, dennoch wird der Punkt kommen, an dem von uns ein gewisses Verhalten als Eltern erwartet wird.
Momo hat geschrieben: Auf den Kindergarten bezogen kennst Du ja auch meinen Konflikt- gerne würde ich meine Tochter bis zum Schulstart auch hier zu Hause um mich haben- sie ist sehr angenehm und beschäftigt sich prima den ganzen Tag- doch meine Bedenken, dass das Problem dann nur aufgeschoben wäre, haben mich nicht in Ruhe gelassen...
... Deshalb haben wir uns dafür entschieden, sie schon vorher etwas darauf vorzubereiten und hoffen natürlich auch, dass sie mit den Kindern und in der Natur Spaß haben wird (es ist ein kleiner, familiärer Waldkindergarten) und auch etwas für sich mitnehmen kann. Ich würde zu gerne in die Zukunft schauen können- vielleicht ist ein Kindergarten dafür ja wirklich gar nicht notwendig und sie verändert sich in den 2 Jahren bis zur Schule noch mal sehr und hätte keine Probleme... es gibt einfach zu wenige Erfahrungsberichte.
Da schwingt doch mit "Wenn sie jetzt nicht genau DIESE sozialen Erfahrungen (die ein Kindergarten bietet) macht, dann findet sie sich vielleicht in der Schule gar nicht zurecht - und da MUSS sie ja hin! Was mache ich dann nur?" - jedenfalls lese ich das deutlich heraus.
Und da ist es ganz, ganz wichtig, im HIER und JETZT zu bleiben. Du kannst nicht in die Zukunft sehen und das ist auch gut so (ehrlich - möchtest du es wirklich wissen

???). Aber du darfst Deiner Tochter vertrauen dass sie ihren Weg schon finden wird. Wichtig ist, dass du flexibel bist wenn sie WIRKLICH Probleme hat (Plan B, C, D,...) und nicht jetzt deine Energie darauf verschwendest wie du Probleme verhindern kannst, die sich vielleicht nie ergeben.
Ich erinnere mich da zurück an die Situation als mein Großer gerade mal 10 Monate alt war und eine sehr anhängliche Phase hatte. Ich musste praktisch ständig in seinem Blickfeld sein, sonst hat er gebrüllt wie am Spieß. Aber es war geplant dass mein Mann ab dem 1. Geburtstag in Karenz geht und ich in der Zeit, wo er beim Kind ist, wieder Vollzeit arbeite. Meine Mutter meinte ich müsse meinen Sohn JETZT SCHON daran gewöhnen, mit dem Papa allein zu sein, sonst würde es dann gar nicht klappen. Ich aber habe mich auf mein Gefühl verlassen und meinem Sohn die Nähe gegeben, die er gebraucht hat. Ich glaube es war ein ganzer Monat wo ich wirklich immer in seinem Blickfeld war (auch beim Klogang war die Tür immer offen) und dann war die Phase plötzlich wieder vorbei. Mein Mann ging wie geplant in Karenz und unser Sohn hatte keinerlei Problem damit, dass jetzt der Papa Hauptbezugsperson war.
Ein zweites Beispiel aus meinem Leben ist meine Arbeitszeit. Als der Kleine 2 Jahre alt wurde bin ich ja mit knapp 23 Stunden/Woche wieder eingestiegen. Meine Vorgesetzten wollten mich täglich im Geschäft haben und so war meine Arbeitszeit MO-FR von 8h30-13h30. Danach hatte ich 2-3x die Woche noch Zusatztermine mit meinem Kleinen (Logopädie, Horchi-Nachstellung, Frühförderung, Audiogramme,...) und halt die Termine, die man ohnehin mit 2 kleinen Kindern hat (Muki-Pass-Untersuchungen, Impfungen, Laus-Alarm, Feuchtblattern-Alarm,...). Nebenbei war natürlich auch noch der Haushalt zu machen (Gott sei Dank ist da mein Mann eine große Hilfe) und ich hatte eine ehrenamtliche Funktion in einem Verein, die mir auch sehr wichtig war.
Jedenfalls kam ich nach 8 Monaten drauf, dass ich eigentlich nur noch "funktioniere" und die Zeit mit meinen Kindern gar nicht mehr genießen kann weil ich ständig am Termine-einteilen und planen war. Daher habe ich mit meinen Vorgesetzten gesprochen und meine Arbeitszeit auf 15 Stunden verkürzt. Ich arbeite jetzt auch nur noch 2 Tage in der Woche, die aber dafür ganztags. Die Termine mit dem Kleinen teile ich mir für die freien Tage ein und ich habe hie und da sogar einen halben Tag "frei" wo ich Freundinnen treffen oder an meinem Buch weiterschreiben kann. Außerdem mache ich mit jedem meiner Kinder einmal im Monat einen "Exklusiv-Tag" wo ich nur mit einem Kind etwas unternehme, was uns Spass macht. Ich verdiene zwar weniger Geld und meine Vorgesetzten murren ein bißchen aber das ist es mir wert.
Liebe Momo, ich halte dich auch für flexibel genug, Wege zu finden, sollte Deine Tochter wirklich mit dem Schuleintritt Probleme haben. Und wenn du jetzt offen bist und Deine Ängst bezüglich Kindergarten ablegst kannst du offen dafür sein dass deine Tochter entweder ihren Weg im Kindergarten findet ODER einfach wieder bei dir zu Hause ist.
Abgesehen davon schreibst du selbst dass die Kindergärtnerinnen meinen, das sei der einzige Bereich wo deine Tochter nicht total fit ist. Muss sie es denn wirlich in allen Bereichen sein? Erwarten das wirklich die Kindergärtnerinnen oder wirst du selbst ungeduldig weil du ihnen (übertrieben ausgedrückt) eigentlich gern schon das perfekt angepasste und eingewöhnte Kind bieten würdest? Wie kommst Du auf die Idee dass, wie du schreibst "der Punkt kommen wird, an dem von euch als Eltern ein gewissen Verhalten (welches?) erwartet wird"?
Meine Söhne gehen ja in verschiedene Kindergärten, aber beide haben Bereiche, wo sie Schwierigkeiten haben bzw. machen. Ich sehe es aber nicht als meine Aufgabe meine Söhne so weit zu bringen dass es die Kindergärtnerinnen möglichst leicht mit ihnen haben. Natürlich spreche ich vor allem mit meinem Großen darüber, wenn mal was vorgefallen ist (er hatte kürzlich eine Phase wo er immer wieder auf den Boden gespuckt hat) aber damit ist mein Part erfüllt.
Was deine Bedenken wegen der Schule betrifft so bin ich mir sicher dass so ein kluges Mädchen wie deine Tochter längst durchschaut hat dass ein Schulbesuch verpflichtend ist. Und wenn die Schule, für die ihr euch dann entschieden habt, nicht entsprechen sollte, halte ich euch als Eltern für kompetent genug eine bessere Alternative zu finden. Das Leben ist nun mal Versuch und Irrtum, aber wenn das Gefühl unterinander "passt" dann wird man als Familie auch mit nicht so einfachen Situationen fertig. Aber jetz hör mal auf, Dir einen Kopf darüber zu machen, es kommt sowieso ganz anders! Alles Gute

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Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)