Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Axel
Dauergast
Beiträge: 82
Registriert: Di 16. Aug 2005, 12:51

Re: Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von Axel »

Huhu Sylvia!

Vielen Dank für Deine Antwort.

[quote=Gast (Sylvia),02.09.2005 , 16:17]
Negative Auswirkungen von Tests habe ich bisher noch nicht erlebt - Joan Freeman aus England hat das mal erforscht - die Folgen der Etikettierung und ist zu entsprechenden Ergebnissen gekommen und wird entsprechend gerne zitiert, aber sie hat ihre Gruppe nicht vorsichtig genug ausgewaehlt: alle beobachteten "etikettierten" Kinder waren gewaehlt, weil deren Eltern in der NAGC (DGhK auf englisch) waren - nun frage Dich, warum waren die Eltern dort?
[/quote]

Also zum Thema self-fullfilling-prophecy und zum Schubladendenken gibt es durchaus noch ein paar andere Quellen, oder? ;-)

[quote=Gast (Sylvia),02.09.2005 , 16:17]
Ich habe noch kein Kind getroffen, das unter dem Testen gelitten hat.
[/quote]
Das passiert genau dann, wenn die Eltern vor Lauter Erfurcht vor dem eigenen Kind, direkt ab Testende alles falsch machen:
Das Kind wird nciht mehr kritisiert und erzogen, denn es ist ja schlauer als die Eltern - ergo weiss es das Kind besser.
Von diesen Situationen habe ich schon gehört.

[quote=Gast (Sylvia),02.09.2005 , 16:17]
Andersrum: wenn der Test HB ergibt, bedeutet das fuer viele Eltern ein "Achsooo"-Effekt - sie koennen mit der Geschichte besser umgehen.
[/quote]

Das kommt auf die Eltern an - und darauf, was alles unter "achso" fällt. Auch wenn es einen Umgebungsmismatch gibt, muss das Kind lernen, sich in Gruppen einzufügen. Es spricht ja nichts dagegen, wenn es eine Führungsrolle übernimmt (was gut für die sozialen Fähigkeiten wäre). Aber das Gegenteil ist genauso oft der Fall.

Zm Thema mismatch fällt mir noch ein, dass man das Kind dann in eine Gruppe tun sollt, die zu ihm passt. Da hilft die Elternselbsthilfe aber auch nicht viel...
Evtl. kann man das Kind *zusätzlich* in eine HB-Kindergruppe (mensa kids, etc.) schicken.

[quote=Gast (Sylvia),02.09.2005 , 16:17]
Das mit der Introversion ist auch mehrfach zitiert, ich glaube Silverman
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Ist "Introversion " eine Folge der mangelnden soziale Fähigkeiten?
Oder umgekehrt?

[quote=Gast (Sylvia),02.09.2005 , 16:17]
Aiga Staüpf (Tuebingen) meinte, als wie unseren Aeltesten bei ihr testen lassen haben, dass die meisten Eltern recht haben - oder zumindest einen legitimen Grund fuers Testen haben, wenn sie zu ihr kommen (deckt sich mit Berichten aus Linda Silvermans Praxis)
[/quote]

Ist es ein legitimer Grund, wenn die Eltern es nicht schaffen, ihr Kind richtig zu erziehen? ;-) Außerdem lebt Frau Staüpf ja davon, daher würde ich an Ihrer Stelle den Eltern auch immer Recht geben...

Viele Grüße
Alexander
Gast_(Sylvia)

Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von Gast_(Sylvia) »

Hallo Alexander,
allzu viele Quellen gibt es nicht - da das Testen hier zum Standard gehoert und Kinder routinemaessig durchgetestet werden...
Das ist im englischsprachigen Raum ganz normal und schadet nur dann, wenn Lehrer denken, sie muessen den Kindern das "Test-taking" beibringen.
Seitens der Eltern gibt es aber wenige, die dann denken, sie muessten alles aus dem Kind rausholen, was das Potential hergibt (An unserer Schule mit ca 160 HBs kenne ich nur zwei Familien, in einer - asiatischen Ursprunges - ist das kulturell bedingt) Alle Familien kenne ich natuerlich nicht. Aber die meisten Eltern, die ich kennen, wollen vor allem, dass ihre Kinder gluecklich sind und Freunde finden - und was lernen, sich nicht langweilen.

Auch das mit der Ehrfurcht kenne ich so nicht. Dagegen schon, dass ein Kind getriezt wird, wenn es nicht entsprechend der Klassenstufe leistet. Aber das gibt es genauso bei nicht-HBs. Schlechte Noten werden eigentlich selten gern gesehen, denke ich. In meinem Bekanntenkreis gibt es Kinder im Bereich um 200 IQ, aber nicht in der Form, dass sie (wie so gern in deutschsprachigen Elternratgebern zum Thema HB beschrieben) zur letzten Autoritaet gemacht werden.
Allerdings: meinen Leseratzen kann ich keine Buecher verweigern, das koennte schon anders sein, waeren sie nicht HB...

Nein, fehlende Erziehungsfaehigkeit der Eltern ist kein legitimer Grund fuer HB-Verdacht.
Es sei denn, die Eltern laufen in Probleme, weil sie die HB nicht einschaetzen koennen. (Mangelnder Vergleich mit anderen Kindern)
Dr. Stapf meinte, die meisten Eltern haetten recht - und ich denke mal, diese Eltern haben ihre Infos erstmal ueber Checklisten.
Hier sind Eltern/Lehrer/Umgebungs-Nominierungen fuer HB-Programme erlaubt und lege artis. Gerade auch, weil IQ-Tests nur begrenzte Aussagekraft haben!

Uebrigens lebt Dr. Stapf nicht vom Diagnostizieren - die hat eine feste Uni-Stelle :-)

Zum sozialen Mismatch: Das kommt - wie immer - aufs Kind an. Meine drei Jungs verhalten sich da komplett verschieden, aber zum Beispiel beim Spieleabend beim Davidson Institute (gesammelte hoechstbegabte Rueben) war mein ach so unsoziales Kind nicht mehr vom Spieletisch wegzukriegen.
Gut, er haengt sich in der Beziehung gerne an meinen zweiten Sohn, der das soziale Spiel etwas besser drauf hat, aber das war fuer ihn anscheinend ein gesundes "match".

Natuerlich muessen die Jungs spaeter faehig sein, in der Gesellschaft klarzukommen, auch mit nicht-HBs, aber sie brauchen jemanden, mit denen sie kommunizieren koennen, um soziale Faehigkeiten zu lernen.

Die Umgebung das mein Aeltester in seiner ersten Klasse deutsche Regelgrundschule vorfand war absolut unmoeglich fuer ihn und haette er nicht seinen Freund aus der Nachbarschaft in der Klasse gehabt, weiss ich nicht, waere das Schuljahr wahrscheinlich noch uebler verlaufen.

Die meisten Eltern von Nicht-HBs koennen sich kaum vorstellen, was fuer eine Gratwanderung man als Eltern von solchen Kindern durchmacht (wart nur, bis Deine groesser sind ;-)

All right. Meine Jungs sind aus der Schule zurueck...
Gruesse von Sylvia
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