Unser Sohn ist vor kurzem 5 Jahre alt geworden. Er soll eigentlich nächstes Jahr eingeschult werden, weshalb er seit Anfang des Monats an einem "Vorschulprogramm" in seinem Kindergarten teilnimmt. Seine Erzieherin war im Grunde von Anfang an dagegen, dass er das tun sollte, sondern würde ihn lieber noch ein weiteres Jahr im Kindergarten belassen. Dabei kann er bereits recht gut lesen, und zwar in zwei Sprachen (meine Frau ist Amerikanerin und spricht mit den Kindern nur Englisch, ich nur Deutsch) - etwas besser klappt es bei englischen Texten (kleinere Sätze), aber auch deutsche Wörter liest er mitunter überraschend gut. Dazu muss ich anmerken, dass wir es ihm nicht beigebracht haben. Er war einfach schon sehr früh an Buchstaben und Wörtern interessiert und wollte einfach lesen - und wir sahen keinen Grund, es künstlich zu unterbinden. Auch Zahlen faszinieren ihn - er kann schon lange bis 100 zählen, schreibt gerne Zahlen auf und merkt sich z.B. alle Autonummern in der Umgebung. Auch die Musik gehört zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, wobei er das Anhören von CDs auch gerne mal mit dem Aufschreiben der Länge der Lieder kombiniert. Also etwa so: Das Lied Nr. 3 dauert 4 Minuten und 28 Sekunden. Er schreibt dann: 3 - 4:28.
Die Erzieherin im Kindergarten findet, das sei alles überhaupt nichts wert, denn er habe Defizite etwa beim Zeichnen oder Basteln. Seine Feinmotorik sei unterentwickelt. Auch sei er ein Träumer. Ich muss ihr insofern Recht geben, als er wohl eher mein schwach ausgeprägtes Talent für Handarbeiten oder Handwerkliches im allgemeinen geerbt zu haben scheint. Auch ist er mitunter unaufmerksam, was sich meistens so äußert, dass er, während etwas erklärt wird, sich von anderen Dingen oder oft auch anderen Kindern ablenken lässt. Da würde ich in der Schule auch Probleme sehen, andererseits vermute ich, dass es ihm auch nächstes Jahr schon partiell langweilig werden dürfte, weil er vieles schon kann. Meine Frau und ich haben uns auch schon gefragt, obvielleicht irgendetwas in Richtung Hochbegabung vorliegen könnte, aber nach allem, was ich bisher darüber gelesen habe, spricht nicht so sehr viel dafür. Er ist aber definitif ein von der Masse abweichendes Kind. Dinge, die ihn interessieren, macht er selbständig, gerne und gut (auch z.B. am Computer). Was ihn nicht interesiert oder was er nicht mag, verweigert er, macht es enorm langsam (dazu gehört übrigens auch langsames Essen) oder falsch - nicht zuletzt macht er auch immer mal wieder in die Hose und macht sich über entsprechende Ermahnungen dann lustig in Form eines reichlich gekünstelten Lachens.
Vielleicht kann ja hier im Forum jemand etwas dazu sagen, es würde mich sehr freuen.