Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
sinus
Dauergast
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Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von sinus »

Hallo, nur mal ein paar Fragen aus Interesse.
Meine Tochter ist viel zu klein, um eine besondere Begabung festzustellen. Meine Frage hat auch nur am Rande mit dem Thema Hochbegabung zu tun...
Nur ist sie in Manchem schon fast von Anfang an ein wenig "auffällig", darum bin ich irgendwann auch mal in diesem Forum gelandet und hab von hier schon viel Interssantes mitgenommen...
An vielen Stellen kann man ja solche Fragen auch gar nicht so einfach stellen, ohne gleich in einen bestimmten Topf (ehrgeizig, Möchtegernwunderkindmama) geworfen zu werden.
Aber mich würde einfach mal eure Meinung/Erfahrungen interessieren.

Tochter ist jetzt Jahre und 2 Monate alt. Sprach sehr früh, grammatikalisch korrekt und deutlich, spricht inzwischen "wie ne Große".
Singt ganze Lieder, versucht Geschichten nachzuerzählen und ansatzweise auch selbst welche zu erfinden.
Kennt massenhaft Märchen, hört beim Vorlesen längerer Geschichten gebannt zu, auch bei wenig Bildern.
Begreift Zusammenhänge schnell, fragt viel.

Aktuell lebt sie nur noch in Rollen, durchgängig und seit gut zwei Monaten dreht sich etwa 60% des Tages darum, dass sie ein "Vogelbaby" ist. Ich bin dann die "Vogelmama", sie versetzt sich sehr in diese Rolle, will dann nicht mit ihrem Namen angesprochen werden, erzählt mir davon, dass sie erst noch fliegen lernen muss, zeigt mir ihren Schnabel (Nase), schenkt mir einen "Regenwurm" (langer, rosafarbener unaufgeblasener Luftballon) u.ä.
Manchmal ist sie auch ein paar Stunden lang was anderes, neulich wars ein Puma (keine Ahnung, wie sie darauf kommt...) oder die Goldmarie aus Frau Holle war sie auch schon mal.
Aber das Vogelbaby taucht seit 2 Monaten immer wieder auf und nimmt inzwischen sehr viel Raum ein.
In so ausgeprägter Form kenne ich das von keinem anderen Kind in dem Alter...

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Da würde mich schon zuerst mal eure Erfahrung interessieren, ob das jemand auch kennt bzw irgendwie auffällig findet.
(Hat jedes Kind diese Phase? Ich kenn aber glaub keines, auch kein älteres, was das so ausdauernd macht...)

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Auffällig ist meiner Einschätzung nach auch, dass sie seit etwa dem zweiten Geburtstag gezielt malt, fliegender Schmetterling (senkrechter Strich, links und recht Kreise, unten Zickzack als die Wiese, über die er fliegt. Alles eindeutig zu erkennen!), Blume (Kreise mit Stängel und Blättern dran), Sonne, Katze (Kopf, Körper, Schwanz, Beine in nicht ganz korrekter Anzahl), Mensch (von sich aus eher als Kopffüßler, frage ich sie aber dann nach weiteren Körperteilen, malt sie alles korrekt, also auch Arme und Hände und Finger an die richtigen Stellen.) Sie malt auch ab, also kann z.B. einen Schneemann nach Vorlage nachmalen, malt dann auch die ganzen Details farb- und positionsrichtig mit (Grüner Hut auf dem Kopf, schwarze Knöpfe am Bauch u.Ä.).

Für Buchstaben interessiert sie sich auch, sie kann knapp das halbe Alphabet und manchmal haben wir schon den Eindruck, dass sie das Prinzip des Wörterschreibens ansatzweise begriffen hat, also dass man aus "M"s und "A"s Mama bilden kann, dass man für den Namen "Johannes" (ihr Spielfreund) nach dem "J" (was ich geschrieben hatte) ein "O" braucht meinte sie z.B. neulich für mich überraschend zu mir.

Sie kann seit sie eineinhalb ist alle Farben, mit eindreiviertel konnte sie die Formen und hält seit dem Alter von knapp zwei >links< und >rechts< zuverlässig auseinander.

Was mich bei all dem nun irgendwie wundert ist, dass sie nicht gut (oder nur nicht gern???) puzzelt. Das können andere in dem Alter schon besser.
Sie hat sonst große Ausdauer bei fast allem, aber puzzeln mag und macht sie nicht besonders. Wir haben z.B. so ein 4-Teile-Puzzle aus Holz, ohne Ausbuchtungen zum zusammenstecken, also nur so Quadrate. Schlichte Motive. Tiger, Elefant u.ä.
Da setzt sie die Teile meist ziemlich "kreativ" zusammen, Beine oben am Kopf, die vier Teile als Reihe, statt als Quadrat und ähnliches, aber alleine so ein simples Bild hat sie bisher noch kaum zusammen gekriegt ;)
Sie verweigert das Puzzle auch nicht oder so, aber ich soll/muss ihr dabei immer helfen.

Also nicht, dass mich das stören würde oder mir Sorgen macht, sie ist ja echt noch klein. Es ist auch nicht irgendeine Form von Ehrgeiz, dass ich drüber gestolpert bin.
Nur hab ich neulich zufällig festgestellt, dass einige andere in dem Alter das schon recht gut können.
Gerade, weil sie nun aber schon so bewusst malt und dabei genau weiß, wo alles hingehört, Formen, Farben und Links/rechts kennt, find ich es irgendwie überraschend, dass sie ausgerechnet bei den Puzzles das nicht hinkriegt...?!
Oder hat sie aktuell einfach kein Interesse daran?

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Wie sind eure Erfahrunen dazu, gibts bestimmte "Zeitfenster" bzw Entwicklungsphasen, wo etwas Neues total beliebt ist und Anderes dann gar nicht mehr interessant ist oder gar wieder verlernt wird?
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Was mir in dem Zusammenhang auch aufgefallen ist, ist dass sie bis etwa 24 Monate ganz heiß auf bambino-Lük war, jetzt hat sie null Interesse mehr dran.
Wie gesagt werden dafür seit etwa dem Zeitpunkt wo Lük out war, diese Rollenspiele total ausgelebt.
Zufall?

Also ich würde jetzt echt rein aus Interesse fürs Thema Begabungen/Neigungen/kognitive Entwicklung gern mal wissen, was ihr dazu denkt bzw. ob es Theorien gibt, wie das sein kann und ob es solche "Sprünge" gibt, in denen Neues probiert wird und dadurch Altes komplett brach liegt oder gar verlernt wird.
Gibts evtl auch Studien/Veröffentichungen zu diesem Thema?
Oder schreibt einfach mal so ureigenste Theorien dazu. Würde mich echt interessieren...
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
alibaba

Re: Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von alibaba »

Hallo Sinus,

meine Kleine kann definitiv nicht puzzeln. Zumindest nicht so, wie ihr Bruder. Weder mit der Leidenschaft, noch mit der Ausdauer noch, so würde ich behaupten, mit dem Vermögen es sich doch vorzustellen, wo was hin muss. Es ist ein Krampf -trotz rosa Puzzel. Ist ja nicht so, das wir nicht flexibel wären. :lol: Und trotzdem hat sie ihren Brrder im Untertest des K-ABC beim Dreiecke legen um Weiten geschlagen. :mrgreen: also laut der Psychologin sollte sie das wunderbar können und der Bruder nicht. :o Jetzt frag mich doch Bitte noch mal, was ist hier normal und was nicht? ;)

Das Wechselspiel der Interessen , das würde ich als normal bezeichnen. Meine Kinder zeigen das auch. Wochenlang gehen Lük und Co. und dann wie weggeblasen das Interesse daran. Von Dinosauriern, über Ägypten zum Steinzeitmenschen.......um dann wieder das Lük neu zu finden. Als meine Tochter 3 war und noch um Anfang 4 liebte sie alle Vorschulhefte. Seit Monaten liegen diese nur noch rum - ich bin geneigt sie in die blaue Tonne zu werfen. Ich gehe also auch davon aus, das sich dieses Zeitfenster geschlossen hat bis es sich in einer entwicklelteren Form wieder zu einem anderen Zeitpunkt öffnet.

Oft genug hört man ja von Entwicklungsschüben. Deswegen sind ja auch Tests in dem Alter noch sehr vage zu deuten. Ich galube schon und bei uns kann ich es auch bewobachten, das die Schübe immer woanders liegen. Da gibt es Bewegungsphasen und Lernphasen. Lernphasen, damit meine ich, gierig Wissen einzusaugen um es dann gegen eine "HeutreichtmirSpielplatz"-phase einzutauschen. Was ich auch beobachten kann oder es mir zumindest einbilde, das, wenn Meine wachsen, sich die kognitive Entwicklung im "Stillstand" befindet. Urplötzlich passen die Hosen nicht mehr aber die soeben intensiv stattgefundene Lerneinforderungsphase ist vorbei.

Tja, was soll ich schreiben -so ist es eben. Diese Vorgelgeschicjte von der du schreibst, Nein, die kenn eich hier so nicht. Zeitig bei Tochter Rollenspiele mit verstellter Stimme- aber das - nein.

VLG
calimero
Dauergast
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Re: Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von calimero »

Moin Sinus!

Mein Sohn ist 2,3 Jahre alt (also so alt wie deine Tochter, oder? kann das Alter nicht richtig herauslesen).
Und er liebt puzzel, LÜK, malen (ist neu) und Rollenspiele.
Aber nicht so ausgeprägt wie bei euch. Also er nimmt keine Rolle ein, sondern bei ihm sprechen die Tiere und Puppen.
Er spricht auch gern mal in seiner Fantasiesprache.

Ich denke, dass die Kleinen nicht immer dieselben Interessen haben können. Zumindest nicht in immer gleichbleibender Intensität. Und das fällt dann besonders auf, wenn etwas Neues geübt wird.
Mir fällt bei unserem Sohn auf, wenn er etwas Neues lernt ist er viel stiller als sonst. So als ob er sich ganz viel Gedanken macht und dann das Ergebnis "präsentiert".

Ich find es auch toll zu beobachten, mit welcher Fantasie und Hingabe er in seinen Rollenspielen aufgeht. Nur ein kurzes Beispiel. Letzte Woche erzählte die Erzieherin aus der Kita, dass Sohn überhaupt keine Lust hatte in den Wald zu gehen. Er schlenderte als Letzter vor sich hin und machte keine Anstalten sich etwas zu beeilen, um nicht den Anschluss an die Gruppe zu verlieren. Doch dann fand er einen Stock und umgehen wurden sämtliche Blätter aus dem Wald gesaugt :D . Mit einer wahnsinnigen Begeisterung erzählte er abends, dass er im Wald Staub gesaugt hat und jetzt alles ordentlich ist.

Ob puzzeln ein Indikator für Klugheit ist, weiß ich nicht. Die intensive Beschäftigung mit einem oder auch mehreren Themen gleichzeitig ist da vielleicht ausschlaggebender. Allerdings bin ich auch deiner Meinung, bei dem Alter unserer Kinder, ist es eher weniger möglich eine besondere Begabung festzuhalten.
Ich überlege immer noch, ob frühes sprechen ein Indikator ist. Aber vermutlich, werd ich das nicht rausbekommen ;)

Lieben Gruß
calimero
alibaba

Re: Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von alibaba »

calimero hat geschrieben:"Ich überlege immer noch, ob frühes sprechen ein Indikator ist. Aber vermutlich, werd ich das nicht rausbekommen ;)
Es gibt ja immer so Angaben, was denn nun "typisch" für einen Hb sei. Und überproportional viele Kinder sprachen eben sehr früh, sehr zeitig die ersten Wörter. Sagen wir eben 90%. Und es gab dann wiederum eben diese 10% die erst sehr spät, aber dann sehr schnell ausgefeilt sprachen. Jetzt kann man natürlich denken, mein Kind gehört zu den 10%, oder eben auch nicht. so wie man denken kann, wenn der Test nicht so läuft wie erwartet, der Tag war schlecht, der Tester doof, das Umfeld nicht stimmend...klar all das ist möglich und kann sein. Genau deswegen ist es ja so schwierig hier ein Kind in so jungen Jahren einzustufen. ;)

VG
calimero
Dauergast
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Re: Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von calimero »

Hallo alibaba!

Du meinst also, von allen Hb Kindern konnten ca. 90 % früh (verständlich und mit nicht altersentsprechender Wortwahl) sprechen.
Ich möchte aber auch noch gern wissen, wie viele von den früh sprechenden Kindern, dann wieder irgendwann kognitiv ihrem Alter entsprechend sind. Also quasi wieder auf der Linie sind und eben keine Vorsprünge mehr aufweisen. Gibts darüber Studien oder von mir aus auch Zahlen?

Ja und der Mensch ist prima im selbst "hinters Licht führen". Macht das Leben (oder Testergebnisse) oft erträglicher! ;)
Nee im Ernst, von Tests sind wir weit entfernt. Bei uns ist einfach nur das Sprechen schon ziemlich auffällig und deshalb bin ich hier gelandet. Dann lernt man natürlich beim Lesen einiges dazu. Und man stellt fest, dass was man für normal hält, ist dann nicht ganz so normal. Aber was ist das schon!

Lieben Gruß
calimero
Alia
Dauergast
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Re: Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von Alia »

Hallo,

in meinen Augen sind solche Phasen ganz normal. Hat die nicht jedes Kind? Kluge Kinder leben diese vermutlich nur intensiver aus, so wie alles andere auch. So zumindest unsere Erfahrung bisher: Dinophase, Bastelphase, Piratenphase, Lesephase, ... . Alles wurde äußerst intensiv ausgelebt.
Momentan "lebt" mein 6jähriges Vorschulkind Lego. Er steht mit seinen Figuren auf, baut schon vor dem Frühstück, malt sich Baupläne und Legocomics, die Prospekte werden mehrmals täglich studiert, daraus werden Dinge nachgebaut, er erfindet die tollsten Kreaturen und spielt damit in seiner Welt. Etwas anderes braucht er im Moment nicht.

Ich kenne ein Mädchen, das war ein halbes Jahr lang Pippi Langstrumpf. Sie verließ das Haus fast nur mit Kostüm, Perücke und Affen unterm Arm. Das wirkte schon befremdlich für außenstehende, aber die Eltern haben es zugelassen und sie machen lassen. Sie war anfangs ein sehr schüchternes Kind, doch als Pippi wurde sie stark. Ihr war es egal, wenn andere lachten, sie dumm ansprachen usw, sie war ja die starke Pippi. Irgendwann von heute auf morgen brauchte sie ihre Verkleidung nicht mehr, doch sie ist nun deutlich selbstbewusster als zuvor.

Wenn ein so junges Kind wie das von sinus sich gerade lieber mit Rollenspielen auseinandersetzt, ist das doch wunderbar, und genauso "gut" wie ein schweres Puzzle. Man sieht zwar kein fertiges Ergebnis, aber sie ist kreativ und denkt sich etwas dabei. Ist das keine Leistung??

Calimero, zum frühen Sprechen: Wir haben hier einen ausgesprochenen Spätsprecher, der später im Hawik besonders durch sein gutes Sprachverständnis aufgefallen ist. :mrgreen:

Also, die lieben Kleinen immer mal machen lassen oder auch nicht, wenn sie nicht wollen. Es kommt schon alles zur rechten Zeit!

LG
Alia
Dauergast
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Registriert: Fr 6. Mär 2009, 12:06

Re: Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von Alia »

Hallo calimero,

unsere Antworten haben sich nun überschnitten.

Studien kenne ich jetzt auch nicht. Aber nur vom Sprechen kann man wohl nichts ausmachen, es gibt sicherlich Ausnahmen in alle Richtungen. Woran soll man sich da halten?

Es macht wohl die Summe der Indikatoren, die die Vermutung verstärken, bis man irgendwann vor einer Situation steht wo man sich sagt: So, nun habe ich immer versucht, mein Kind bestens zu unterstützen. Ihm das gegeben, was es braucht, aber nun stehe ich vor einer Sackgasse. In unserem Fall: Jetzt ist mein Kind in der Schule, wird super gefördert aber warum "funktioniert" mein eigentlich kluges Kind in der Schule nicht? Warum ist es so unzufrieden? Woher kommen diese körperlichen Symptome? Woher seine Eigenarten?

Dann kommt der Test und das immer geahnte wird einem offengelegt. Das muss man erstmal verarbeiten , und dann fängt die Arbeit von vorne an, denn das Testergebnis ist nicht nur eine Zahl unter oder über 130. Es zeigt noch vieles mehr, nämlich, wo genau die Starken und Schwächen liegen.

In unserem Fall haben wir sehr verständnisvolle Lehrer, die uns auch zum Test geraten haben. Trotzdem trauen sie sich jetzt erst, ihn voll zu unterstützen und ihm das zu geben, was er braucht: Ganz viel Freiraum beim Lernen, wenig gefühlten Druck und ordentlich Futter.
Und das geht auf.

Solange das Kind so klein ist, hast Du das alles selbst in der Hand. Lass Dich auf Dein Kind ein, gib ihm das, was es braucht und fordert und vergleiche nicht. Es ist in dem Alter pupsegal, ober es hb ist oder nicht. (wirklich feststellen kann man es eh nicht) Natürlich ist es komisch, wenn Kinder in dem alter so aus der Norm fallen, aber dann ist es halt so. Freu dich, dass es fit ist, das ist nicht selbstverständlich und gehe natürlich damit um.
Alles andere kommt noch früh genug.
sinus
Dauergast
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Re: Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von sinus »

Vielen Dank für eure Antworten und Denkanstöße!
Das mit den Bewegungs- und Lernphasen von alibaba ist interessant, muss ich mal beobachten.
Was mir schon aufgefallen ist, ist dass Dinge "in ihr arbeiten" bzw auch zwischendurch mal ruhen.
Das fiel mir vor allem im ersten Jahr immer wieder auf, also als sie noch ein Baby war. Damals konnte sie oft etwas sehr früh, aber dann zunächst nur ein paar Mal, dann eine Weile, 1-4 Wochen, konnte/machte sie das nicht mehr und dann kam es zurück und sie konnte es dann zuverlässig. Das hatte ich nur schon wieder fast vergessen.
Es wird jetzt wohl ganz ähnlich sein, nur dass eben die Fähigkeiten/Leistungen, die sie sich jetzt innerlich "erarbeitet", viel komplexer und schlechter zu durchschauen sind.
Damals war das sowas wie drehen, greifen u.ä.

Gestern habe ich zum Thema Puzzle mal folgendes "Experiment" gemacht:
Ich habe ihr spaßeshalber mal ein normales 20-teiliges Puzzle gegeben, also so ein "richtiges" mit "Zungen" und "Buchten" zum ineinanderstecken.
Sie konnte es zwar nicht komplett alleine, aber sie fand mit kleinen Hinweisen von mir schnell passende Teile, drehte sie sogar meistens von alleine in die richtige Position und steckte sie zusammen.
Und vor allem: sie war mit Begeisterung dabei.
Da sieht man mal wieder, wie schnell man wichtige Einflussfaktoren übersieht:
Es ist offensichtlich sehr viel einfacher, wenn man sich zusätzlich zum Bildmotiv noch an den zusammensteckbaren und erfühlbaren Formen orientieren kann.
Das 4-teilige Puzzle - übrigens kein Würfelpuzzle, sondern genauso, wie Koschka es vorgeschlagen hat, ein nur 2-dimensionales Quadrat aus 4 kleineren Quadraten zusammenzusetzen - mit ganz einfachen Motiven, wo es mich so wunderte, dass sie das so gar nicht hinkriegt, besteht ja nur aus gleichförmigen Quadraten, die zusammengelegt werden müssen, nix mit zusammenstecken also, keine "erfühlbaren" Hilfen, wie was zusammen gehört und man muss sich wirklich allein am Bild orientieren.
Das ist offensichtlich schwerer bzw noch zu schwierig für sie.
Da beweist mal wieder, dass man schnell wichtige Faktoren übersieht und dann zu Fehleinschätzungen kommt:
Mehrere Sinne gemeinsam funktionieren ganz anders und effektiver und man kann eben nicht so simpel herangehen: "einfaches Bild aus 4 Teilen zusammenlegen muss doch leichter sein, als komplexeres Bild aus 20 Teilen."
Figuren aus verschiedenen Magnetformen zusammenlegen (Kopf, Körper, Arme, Hände, Beine, Schuhe und nicht zu vergessen: Blume aufs T-Shirt ) macht sie übrigens auch richtig, aber das sind eben auch unterschiedliche Formen und nicht gleichförmige Quadrate mit Bildteilen drauf.
Spannend!

Noch eine Beobachtung: Kind ist immer abends besonders konzentriert und "schlauer" als am Morgen/Vormittag/Nachmittag.
Mache ich ein Spiel mit ihr abends nach dem Abendbrot, das ist dann meist so 20 Uhr rum, ist sie voll bei der Sache und kann Dinge, die ihr tagsüber nicht gelingen.
Kennt ihr das auch?
Die Blätter sind bunt
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
sinus
Dauergast
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Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von sinus »

Nachtrag @calimero bzw zum Thema frühes Sprechen/Intelligenz:
ich denke schon, dass es Kinder gibt, die früh anfangen zu sprechen, aber die Sprache sich dann aufs "Durchschnittsniveau" einpegelt und diese Kinder dann letztendlich nicht überdurchschnittlich intelligent sind.
Das sind dann wohl die Fälle, wo ein Entwicklungssprung einfach früher kam und es nur einen kurzfristigen Vorsprung gab.
D.h., man kann zumindest das Alter der ersten Worte vermutlich kaum als Indikaktor nehmen.

Aber ich denke, dass frühes Sprechen, dass sich kontinuierlich mit Abstand zu Altersgenossen weiterentwickelt, ständig komplexer ist als die Ausdrucksfähigkeit der Altersgenossen - ein recht zuverlässiger Hinweis sein könnte.
Denn bevor man Gedanken aussprechen kann, muss man sie ja vor allem auch erstmal DENKEN können.
"Wau-Wau" und "Mama" und noch so ein paar weitere erste Worte sagen ist da sicher eher irrelevant und zunächst eher eine physische Leistung, denn eine kognitive.

Aber um richtige Sätze zu bilden, also mit zueinander in Verbindung stehenden Subjekten/Objekten, Vorgänge und Eigenschaften beschreibenden Verben/Adjektiven, Geschichten und Abläufe nachzuerzählen, das ich-und-du-Prinzip zu verstehen und Fragen zu stellen, braucht man einfach ein paar funktionierende und effektiv arbeitende Hirnvernetzungen mehr bzw muss man diese ganzen Zsuammenhänge und Vorgänge ja erstmal VERSTEHEN und überblicken, ehe man sie ausdrücken kann.
Insofern denke ich ist nicht der Zeitpunkt entscheidend, sondern die Komplexität der Sprache.
Diese Theorie integriert dann auch die hochbegabten Spätsprecher, die dann aber eben gleich komplexe Sachen sagen und nicht ewig an "Da, Wauwau" und "Mama" feilen.
Die Blätter sind bunt
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
calimero
Dauergast
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Registriert: Mo 1. Nov 2010, 12:49

Re: Rollenspiele? + Kann viel, aber puzzelt nicht. Wieso?

Beitrag von calimero »

Hallo Sinus!

Ja mein Sohn hasst die "Würfel" Puzzel auch. Ihn stört, dass die Würfel oder Plättchen nie 100% aneinander liegen. Er liebt sein 39 Teile Puzzel, die schön zusammen zu stecken sind. Muss halt perfekt zusammen passen!

Ich bin auch ganz deiner Meinung. Es kommt nicht drauf an, wie früh gesprochen wird, sonder was. Und dann eben die Komplexität.

Was mir bei meinem Sohn aufgefallen ist, er hat die typische Babysprach ausgelassen. Und auch im Ganzen war sein Verhalten eher sehr wenig "Babyhaft".
Na ja, aber das frühe, ausgereifte Sprechen ist leider auch nicht immer ein Geschenk, aber wem sag ich das.

Ich wünsch dir nen schönen Tag
calimero
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