Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Sine
Dauergast
Beiträge: 53
Registriert: Do 7. Nov 2013, 23:39

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Sine »

Oh man, jetzt habe ich ewig an einem Beitrag gesessen, und dann machte das Programm dicht.

Kurzfassung:

Rabaukenmama, nein, ich glaube nicht, daß Du Deine Kinder ewig vor dem Fernseher parkst. ;)

Vorgegebene Bilder beim Fernsehen... Werden doch aber auch weiter entwickelt im Kopf. Wenn ein Kind an Mickey Maus denkt, kann es sich aber doch was vollkommen selbsterschaffenes dazu denken. Das Kind/der Erwachsene schaltet nach einem Film doch nicht einfach so ab, es läuft doch weiter, wird verarbeitet.
Ich würde gerne wissen, wie die Höhle in Herr der Ringe aussieht. Dieses riesen Teil, mit den Gewölbegängen. Jeder führt irgendwohin, im Film wird eine Möglichkeit gezeigt. Die restlichen kann ich mir vorstellen, wenn ich mag.
Wo mag Fuchur in "Die unendliche Geschichte" aufgewachsen sein? Ob er Eltern hatte? Oder ob er einfach so entstanden ist, weil ein Kind ihn einfach so erwachsen erschaffen hat?
Was mag die Fernsehmoderatorin wohl machen, wenn sie nach Hause geht? Ob sie Kinder hat? Was mag sie gerne essen? Was fand mein Vater an ihr damals so toll?

Wie ist das Licht im Film? Wie der Zusammhang von Musik und Bild? Wie bringen die Schauspieler die Körpersprache/ihre Rolle rüber? Warum sind sie wohl Schauspieler geworden?
Wie wird ein Regisseur einen zweiten Filmteil entwickeln? Warum stirbt Person X im Tatort und wird als Schauspieler nicht mehr auftauchen? Wollte der Sender den Schauspieler los werden? Wollte der Schauspieler aufhören? Oder stand es schlicht so im Drehbuch?

Wie sind die Farben im Film ("Die drei Räuber", "Die kleine Hexe" - wunderschön gemacht. Sicher auch als Buch, aber als bewegtes Bild noch eindrucksvoller). Wie wurden die Figuren gemalt?

Ein Film kann so viel zeigen. Wenn ich ein Raumschiff vorgegeben bekomme, so kann ich mir doch immer noch ein eigenes erschaffen.

Wenn ein Film zu Ende ist, wie mag das Filmleben weitergehen? Werden die glücklich vereinten zusammenbleiben, oder sich ein paar Jahre später scheiden lassen? Wie werden ihre Kinder aussehen, was werden die anstellen?

Ein (guter) Film gibt doch nicht nur vor, der läßt doch auch Dinge angedeutet. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es Menschen/Kinder gibt, die einfach nur schauen, und sich keine Gedanken darüber machen, bestimmte Szenen weiter spinnen. Ein Kind setzt das Gesehene/Erlebte/Gelesene doch alles auf seine Weise um. Zumindest dann, wenn die Eltern einen entsprechenden Raum geben. Ein Kind wird auch ohne Fernsehen abstumpfen, wenn die Eltern keine Impulse geben. Das eine schaut den ganzen tag in die Kiste und konsumiert jeden Schrott, ein anderes wird auf andere Art vernachlässigt. Aber ein Kind, was kluge Eltern hat, wird doch nicht einfach so abstumpfen und dumm werden, nur weil es (manchmal vielleicht auch viel, oder viel mehr, als Tabellen für das Alter angeben) Fernsehen schaut. Ganz klar, es sollte immer zu dem Kind passen. Dem einen reichen 5 minuten, das andere verträgt im gleichen Alter 2 Stunden. Und auch ganz klar, es sollte neben Fernsehen auch wissen, was ein Buch ist, andere Geschichten hören, vielleicht auch mal ein Hörbuch, draussen spielen usw.
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Momo »

Sine hat geschrieben:
Ein (guter) Film gibt doch nicht nur vor, der läßt doch auch Dinge angedeutet. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es Menschen/Kinder gibt, die einfach nur schauen, und sich keine Gedanken darüber machen, bestimmte Szenen weiter spinnen. Ein Kind setzt das Gesehene/Erlebte/Gelesene doch alles auf seine Weise um. Zumindest dann, wenn die Eltern einen entsprechenden Raum geben. Ein Kind wird auch ohne Fernsehen abstumpfen, wenn die Eltern keine Impulse geben. Das eine schaut den ganzen tag in die Kiste und konsumiert jeden Schrott, ein anderes wird auf andere Art vernachlässigt. Aber ein Kind, was kluge Eltern hat, wird doch nicht einfach so abstumpfen und dumm werden, nur weil es (manchmal vielleicht auch viel, oder viel mehr, als Tabellen für das Alter angeben) Fernsehen schaut. Ganz klar, es sollte immer zu dem Kind passen. Dem einen reichen 5 minuten, das andere verträgt im gleichen Alter 2 Stunden. Und auch ganz klar, es sollte neben Fernsehen auch wissen, was ein Buch ist, andere Geschichten hören, vielleicht auch mal ein Hörbuch, draussen spielen usw.
Sine
Liebe Sine, da gebe ich Dir recht. Was ich beschreiben wollte, ist die mögliche Erklärung, warum die Selbstregulation von Kindern bei natürlichen Dingen funktioniert, wenn die Eltern sie lassen. Und was aus meiner Sicht künstlich ist und daher die Selbstregulation erst erlernt werden muss. Über das Thema "Natürlichkeit" beim Lesen kann man unterschiedlicher Ansicht sein, das sehe ich ein. Und das es supertolle Filme gibt, die die Fantasie ebenfalls anregen, ist auch klar. Ich versuchte nur grundsätzlich den Unterschied zu erklären und damit die daraus resultierende natürliche Fähigkeit der Kinder zur Selbstregulation.

LG Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Rabaukenmama »

zum Vergleich Buch-Film: ich kann aus eigener Erfahrung sagen dass zumindest ICH als Kind nach sehr viel Bücherkonsum ziemlich "durcheinander" im Kopf war, so ähnlich, wie man es nach sehr viel Fernsehkonsum werden kann.

Da ich Sport nie gemocht habe und das Fernseh-Angebot meiner Kinderzeit (ich bin Jg. 71) nicht mit dem heutigen vergleichbar war, hatte ich vor allem in den Schulferien viel Freizeit. Meine wenigen Freunde waren da oft weg und es gab Tage, wo ich etliche Stunden gelesen habe. Vor allem in den Weihnachtsferien war das der Fall, den meistens hatte es vom Christkind viel Bücher-Nachschub gegeben und für die meisten Spiele brauchte man zumindest 2 Personen - schwer zu finden bei berufstätigen Eltern, ohne Geschwister und mit kaum Freunden.

Vorteil aus dieser Zeit: ich lese mindestens doppelt so schnell wie "durchschnittliche" Leser. Selbst jetzt, neben meinen 2 Kindern, komme ich im Schnitt auf etwa 1000 Buchseiten pro Woche. Dafür nutze ich andere Medien weniger. Fernsehen sehr selten und PC alle 1-3 Tage für 1 Stunde. Plichtsendung ist für mich im Moment nur "sehen statt hören". Heute war direkt danach eine Doku über die Suche nach dem passenden Handytarif, wo ich die ersten Minuten auch gesehen habe.

Da wurde unter anderem erwähnt dass der "durchschnittliche Deutsche" 6x seinen Mail-account checkt - und zwar nicht am TAG sondern in der STUNDE. Boa, dachte ich mir, wenn das nur annähernd stimmt hat das viiiiel mehr Suchtpotential als das (dagegen in meinen Augen relativ harmlose) fernsehen. Deckt sich übrigens mit meinen Beobachtungen z.B. am Spielplatz wo etliche Mütter nur mit ihren i-pads und smartphones beschäftigt sind. Da waren übrigens auch welche darunter, die "zwischendurch" stolz erzählt haben, dass sie zu Hause gar keinen Fernsehen haben weil das den Kindern ja so schadet und sooo viel Suchtpotential hat. Bevor sie sich wieder ihrem FB-account zugewendet haben...

Nachteil vom exzessiven lesen waren genau dieselben "Übersättigungserscheinungen" wie ich sie erst später vom fernsehen und PC-spielen kennengelernt habe. Nach 10 Stunden lesen ist kein Platz mehr im Kopf für viel Phantasie. Wer´s nicht glaubt dem ist ein Selbstversuch empfohlen!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Sine
Dauergast
Beiträge: 53
Registriert: Do 7. Nov 2013, 23:39

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Sine »

Rabaukenmama, Übersättigung durch langes Lesen (oder zuviel durcheinander über einen längeren Zeitraum) und dann eine Art Kurzsschlussreaktion im Kopf, kenne ich auch. Das ist wohl mit allem so, nur die Spannen, wann es zuviel wird (und was/bei welchem Medium), sind verschieden.

6 mal pro Stunde in den email-Accout schauen finde ich krass (es sei denn, man muß beruflich mails beantworten oder weiterleiten etc.).

Momo, ich sehe es auch so, daß Geschichten erzählen (ja, dazu gehört auch das Vorlesen und selbst lesen) sehr wichtig sind. Es ist eine ganz andere Sache, im Vergleich zum Fernsehen. Darum ist mir auch ein Mix aus allem wichtig. Bücher und Fernsehen, malen/basteln, aber auch sehr viel nach draussen. Wobei letzteres in meinen Augen im Prizip an die erste Stelle kommt. Wie sich das andere dann aufteilt, ist abhängig von den Personen im Haushalt, den Umständen, Lust und Laune. Aber es sollte auf jeden Fall alles dabei sein. Jede Sache für sich, setzt irgendwie andere Denkprozesse in Gang. Die Verteilung der Tätigkeiten wird sich sicher auch öfter ändern. Schon alleine wenn man die Jahreszeiten betrachtet, ergeben sich ja Unterschiede. Aber die Interessen wechseln ja auch, vor allem bei Kindern.

Da Du als Momo hier schreibst, denke ich jedesmal an Michael Ende. Kennst Du auch seine Kurzgeschichten? Frag mich jetzt nicht, wie die im einzelnen heissen. Aber da gibt es z.B. eine Geschichte, wo ein Paar heiraten möchte. Die Szene spielt sich in einem Raum voller Sand ab, statt Sonne eine Glühbirne usw. Ganz kuriose Einfälle, und einfach genial geschrieben. Nichts, was man einfach so konsumieren kann, finde ich, da es sich auf tieferen Schichten in einem abspielt. Bei diesen Geschichten überlege ich, ob ich mir eine filmische Umsetzung anschauen würde, oder nicht. Oder ob eine solche tatsächlich an inneren Bildern in mir zu viel zerstören würde. Andererseits wäre es sehr spannend - für mich - wie jemand dies als Filmgeschichte umsetzen würde. Denn die Prozesse, die in den Figuren stattfinden, müßten dann über äußere Merkmale dargestellt werden. Und überhaupt, diese Stimmung darstellen, die sich beim lesen entfaltet - der Raum voller Sand, die Glühbirne, Hitze usw.
Diese Geschichten von ihm haben mich sehr gefesselt. Während sich ein Märchen z.B. vielfach lesen läßt (als einfache Geschichte/Handlung, oder man gräbt tiefer, deutet es anders/psychologisch/volksgeschichtlich...), so konnte ich mich denen von Michael Ende nie entziehen. Im Sinne von oberflächlich als einfache Handlung lesend. Es ist schade, daß solche Autoren so rar sind (wobei Michael Ende ja längst tot ist), bzw. gibt es überhaupt etwas vergleichbares?
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Momo »

Hallo Sine,
die Kurzgeschichten von Michael Ende kenne ich (noch) nicht, doch dank Deiner Beschreibung habe ich nun schöne Bilder im Kopf- jetzt weiß ich, was ich als nächstes lesen werde ;) Besonders die Geschichte "Momo" von Michael Ende finde ich so vielschichtig und zeitlos, dass ich dieses Buch sowohl als Kind als auch als Erwachsene sehr gerne gelesen habe. Als Erwachsene liest sich das Buch mit dem anderen Verständnis und den anderen Erfahrungen ganz anders aber ebenso spannend!
Ich habe mich in diesem Forum so genannt, weil mich meine Tochter sehr an "Momo" erinnert :)
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Sine
Dauergast
Beiträge: 53
Registriert: Do 7. Nov 2013, 23:39

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Sine »

Hallo Momo,

dann wünsche ich Dir viel Spaß beim lesen. :) In mir hatten seine Geschichten (die ich übrigens als nicht kindertauglich empfinde, also die Kurzgeschichten, die ich jetzt im Kopf habe) einst einen wahren Kreativitätsflash ausgelöst. Es waren auch einige Zeichnungen in dem Buch, ich glaube einige von ihm selbst (??), aber die meisten von seinem Vater. Die fand ich auch interessant. Aber ich mag einfach so "schräge" Sachen.

Ich kann Momo nicht vergleichen - also was Kindheit und heute betrifft. Bin erst sehr spät auf Michael Ende gestossen. Im Prinzip durch den Film (Unendliche Geschichte). Aber unendlich dankbar, daß ich dann (noch viel später) auch seine Bücher fand. Einfach genial, dieser Mensch.

Es ist schön, was Du von Deiner Tochter schreibst. Also das sie Dich an Momo erinnert. :)
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Momo »

Zum Thema Fernsehkonsum habe ich an diesem Wochenende eine interessante Situation erlebt:
Wir haben meine Schwiegereltern besucht. Ich war nicht dabei, als der Opa mit meiner Tochter einen Film schauen wollte und im Fernsehen nach dem passenden Kinderprogramm suchte. Meine Tochter sagte dann nach einer Weile zu ihm: "Also Opa, im Fernsehen kommt doch nur Blödsinn, mach das doch bitte mal aus! Ich möchte viel lieber mit Dir spielen!" Dies erzählte uns nachher sowohl der erstaunte Opa als auch die naseweise Tochter. Und ich war zugegebener Maßen sehr stolz auf meine Kleine! Diese Situation bestätigt mein Gefühl, dass wir ihr JETZT gute Werte und ein gutes Fundament vermitteln können und dass ein reduzierter und zensierter Fernsehkonsum NICHT bei der nächsten Gelegenheit ausgenutzt wird, sondern ganz im Gegenteil :)
Darüber freue ich mich!
LG Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Linasina
Dauergast
Beiträge: 558
Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Linasina »

Das ist schön dass deine Tochter so eine Meinung hat. Meine ist fasziniert von Kiga und ntv usw. Soga Krimis versucht sie zu gucken wenn wir die gucken schaut sie rein uns sagt guckt ihr wieder Krimis? Ich lass das natürlich nicht zu dass sie das guckt. Die Nachrichten sind schon schlimm genug ;). Ich hoffe dass sie irgedwann auch auf die Idee kommt dassim Fernseher nur Mist kommt. Ich gucke schon ewig kein Tv mehr abends.
VeraT
Beiträge: 9
Registriert: Fr 23. Mai 2014, 10:51

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von VeraT »

Ich versuche meine Kinder möglichst vom Fernsehen fernzuhalten. Filme schauen wir äußerst selten. Ab und zu mal eine Serie Lauras Stern von der DVD oder so... Aber ich versuche andere Dinge mit den Kindern zu unternehmen, anstatt Fernsehen zu schauen.
Antworten