Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
sinus
Dauergast
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Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von sinus »

Hallo, mich würde mal eure Meinung interessieren...
Wie seht ihr das mit Filmen bei Kleinkindern?

Tochter (zweieinhalb) hat eine rege Phantasie, kennt schon jede Menge Märchen, Geschichten und Figuren vom Vorlesen und hält (ebenso wie Puppentheater und Musikkonzert) problemlos und konzentriert einen Spielfilm durch.
Sie hat neben den beiden Musikfilmen "Rolfs Vogelhochzeit" (25 Minuten) und "Rolfs Hasengeschichte" (45 Minuten), wo sie vorher schon länger die Musik kannte und alles fast komplett mitsingen kann, nun auch schon einige "richtige" Filme wie z.B. "Das weinende Kamel" (90 Minuten), "Frau Holle" (alter DEFA-Film, eher wie ein Theaterstück konzipiert, 60 Minuten), Biene Maja (den Spielfilm, 80 Minuten), zuletzt "Urmel aus dem Eis" (90 Minuten) mit uns angeschaut.

Natürlich guckt sie sowas nicht alleine, also mit Mama oder Oma zusammen. Wenn beängstigende/aufregende Szenen kommen (Urmel treibt im Fluss auf einen Wasserfall zu z.B.), kuschelt sie sich an uns, möchte aber, wenn wir sie fragen, ob lieber ausgemacht werden soll, weiterschauen.
Die Inhalte beschäftigen sie danach immer sehr, sie fragt viel, spielt Figuren nach, verteilt nach einem Film tagelang entsprechende Rollen in der Familie und spielt ganze Szenen nach. Und wir schauen die Filme eigentlich auch immer mehrmals. (Manchmal will sie auch bestimmte einzelne Szenen unbedingt noch einmal sehen. Meist die aufregenden.)
Bei Wiederholungen des Filmes lacht sie auch herzlich über die lustigen Szenen im Film. (Beim ersten Mal anschauen ist sie zu gebannt dafür.)

Nun bin ich hin- und hergerissen.
Im Allgemeinen werden Medien im Kleinkindalter ja ziemlich "verteufelt". (Auch wenn die Realität in den meisten Familien anders aussieht...)
Ich bin auch medienkritischer als der Durchschnittskonsument würde ich sagen.
Wir haben z.B. nicht mal einen Fernseher, wir schauen also wirklich nur Kinderfilme und eben immer gemeinsam.
Meist gehen wir auch eher "ganzheitlich" heran, also sie kennt die Figuren (Biene Maja, Märchenfigur, Hörspiel) dazu schauen wir uns dann auch mal den Film an. (Bei Urmel werde ich jetzt wohl nach dem Film das Buch beschaffen, da es sie sehr beschäftigt.)
Tochter schaut also z.B. gar keinen Kram von KiKa & Co an.
Mit zweieinhalb sind wir natürlich sehr früh dran damit, ganze Filme zu gucken... Mir macht es aber ebenso wie beim Vorlesen viel Spaß, mit Tochter zusammen die Filme zu schauen, es ist unglaublich, wie sie mitgeht und wie es sie beschäftigt.

Einerseits finde ich es also faszinierend, wie stark sie sich in die Figuren einlebt und wie intensiv sie das alles beschäftigt.
Nach Rolfs Vogelhochzeit - allerdings war das da zunächst lange nur Musik-CD - lebte sie ganze 4 Monate fast rund um die Uhr in der Rolle des Vogelkindes, nach Rolfs Hasengeschichte trug sie 2 Monate lang fast 24 Stunden des Tages einen Plüschhasen als "krankes Hasenkind" herum, für den sie die Hasenmama war. (Das war erste Mal, dass sie überhaupt Interesse an einem Kuscheltier zeigte!
Aktuell ist sie das Urmel, will auch so angesprochen werden, versteckt sich unter Kissen als Urmel im Ei und will ausgebrütet werden, fragt, was Urmels denn so essen, will grüne Sachen anziehen um wie ein Urmel auszusehen, fragt, was denn mit Urmels Mama passiert wäre usw usf...

Auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob das gut oder schlecht zu bewerten ist, wenn sie fast nur noch in solchen Phantasiewelten lebt. Bei Buchgestalten lebt sie das auch aus, aber bei weitem nicht so intensiv, wie die Rollen, die sie im Film gesehen hat. Und in den Filmen kommen ja auch mehr Dinge vor, die sie sonst (noch) nicht so intensiv kennenlernen/erleben würde. (Beispiel Urmel: Vulkanausbuch)
Ich empfinde es jetzt nicht so, dass sie das nicht verarbeiten kann, sie träumt auch nicht schlecht davon oder sowas.
Nur bin ich eben unsicher, ob sie ihre Phantasie nicht lieber doch erstmal eher an den etwas "unschärferen" Figuren aus den Kinderbüchern "abarbeiten" sollte?!
Außerdem fällt es mir schwer, zu beurteilen, ob ich sie aufgrund ihrer kognitiven Reife nicht manchmal falsch einschätze, wenn es um solche Filme geht. Vom kognitive Verständnis her würde ich sagen, dass sie etwa einer vierjährigen vergleichbar ist. Demnach sollten solche Filme kein "Problem" darstellen...?!
Es gibt aber ja auch noch die eher emotionale Komponente... die mit Erfahrungen reift und nicht allein vom Intellekt abhängt. da hat sie mit zweieinhalb natürlich noch nicht so viele gesammelt.
Wie gesagt, sie fühlt intensiv mit, hat auch beim anschauen mitunter Angst (einzelne Szenen wie z.B.: Maja fällt in den Honig und kommt nicht mehr alleine raus, Urmel wird vom König gejagt, Mücke will König stechen, Vulkan bricht aus u.ä.), zappelt dann aufgeregt, wenn es spannend ist. Kuschelt sich dann an uns und will auch unbedingt weitersehen. (Also ich denke, sie verhält sich auch da wie ein etwa vierjähriges Kind es tun würde.)

Bin ich da nun eine Rabenmutter, dass ich sie sowas überhaupt aussetze oder ist es vielleicht sogar postiv zu bewerten, dass sie solche Gefühle er- und durchlebt, begleitet von uns?
Sind solche Filme eher positiv für Einfühlungsvermögen und Phantasie zu bewerten oder eher nicht?

Was denkt ihr?

PS: Mal ergänzend zur Menge: also sie schaut derzeit so maximal alle 1-2 Monate mal einen neuen Film.
Meist wird ein Film dann mehrfach immer wieder angeschaut. In Summe heißt das, dass wir etwa alle 2 Wochen einen Film in Spielfilmlänge zusammen ansehen.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Gast-früher mal hier angemeldet

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Gast-früher mal hier angemeldet »

Ich halte nicht viel davon. Mein weit entwickelter Dreijähriger weiß noch gar nicht, was man mit einem Fernseher oder DVD-Player macht. Er hat noch keinen einzigen Film gesehen. Kinder in diesem Alter können zwischen der "Film-Realität" und der "Lebens-Realität" nicht unterscheiden - beides vermischt sich; für sie ist das im Film Gesehene wahr. Auch das "Schlimme", Ängstigende!

Das einzige, was ich gemacht habe, war meinem Sohn ein Video von einem Alphorn vorzuspielen, als er wissen wollte, was ein Alphorn ist, wie es aussieht und klingt, und ein Video von Apsara-Tanz, als er danach gefragt hat (ich habe eine Abbildung von tanzenden Apsaras in der Wohnung hängen, die sein Interesse weckte). Das sind die einzigen beiden "Filme", die er bisher gesehen hat.
heinerprahm
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von heinerprahm »

Gast-früher mal hier angemeldet hat geschrieben: Kinder in diesem Alter können zwischen der "Film-Realität" und der "Lebens-Realität" nicht unterscheiden - beides vermischt sich; für sie ist das im Film Gesehene wahr. Auch das "Schlimme", Ängstigende!
Soso, und wer hat das wissenschaftlich untersucht und dann auch noch empirisch bestätigt ??? ... das ist im Grunde genauso wie mit dem achso gesunden Spinat!
lisa123
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von lisa123 »

Also ich muss sagen das wir Gott sei dank keinen Fernseher haben und ich darüber auch sehr froh bin!
Ich selber bin auch ohne Fernseher aufgewachsen.
Kinder die Fernsehn schauen fallen in eine art trounce ähnlichen zustand....mit offenen Mund davor sitzen ist ein Zeichen dafür.
Ich bin froh das ich meinem Kind ein Fernseh freies aufwachsen ermögliche und mir tut es immer wieder leid wenn ich höre wie viel doch auch schon kleine kinder vor dem Fernseher sitzen... meines erachten ist das nur ein billiger Babysitter der den kindern abgewöhnt sich selbst zu beschäftigen und phantasie zu entwickeln... Außerdem wenn ich meinen kleinen zuschaue was er den ganzen tag so treibt ist das dass beste Fernsehprogramm der Welt :-D
Lg Lisa
sinus
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von sinus »

lisa123 hat geschrieben:Also ich muss sagen das wir Gott sei dank keinen Fernseher haben und ich darüber auch sehr froh bin!
Ich selber bin auch ohne Fernseher aufgewachsen.
Kinder die Fernsehn schauen fallen in eine art trounce ähnlichen zustand....mit offenen Mund davor sitzen ist ein Zeichen dafür.
Ich bin froh das ich meinem Kind ein Fernseh freies aufwachsen ermögliche und mir tut es immer wieder leid wenn ich höre wie viel doch auch schon kleine kinder vor dem Fernseher sitzen... meines erachten ist das nur ein billiger Babysitter der den kindern abgewöhnt sich selbst zu beschäftigen und phantasie zu entwickeln... Außerdem wenn ich meinen kleinen zuschaue was er den ganzen tag so treibt ist das dass beste Fernsehprogramm der Welt :-D
Lg Lisa
Man, man, man. Hast du überhaupt gelesen, was ich geschrieben habe?
Solche Plattitüden brauch ich nicht lesen, von fernsehen war z.B. nicht die Rede und billiger Babysitter triffts auch nicht, da es gemeinsam verbrachte Zeit ist. (Und denkst du, es ist Bequemlichkeit, wenn man ein und denselben Film x mal anschaut?!)
Offensichtlich schützt einen Fernsehabstinenz auch nicht vor Oberflächlichkeit (zumindest beim Lesen anderer Leute Beiträge.)
Sorry, aber das musste jetzt raus.

Ich wollte ein paar differenzierte Meinungen, die mir sinnvolle Denkanstöße bringen...

@heiner: Was sagst du denn zu meiner Fragestellung? Deine Meinung würde mich ehrlich sehr interessieren.
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass du meine Beiträge immer ignorierst. Täusche ich mich da oder hat das einen bestimmten Grund? (Dann wär ich neugierig, ihn zu erfahren.)

@gast:
Ich bin da was den von Heiner zitierten Satz betrifft auch nicht so sicher.
Ich war z.B. mit meiner Tochter - damals eindreiviertel - und ihren (großen) Cousinen in einem Saurierpark, wo es neben lebensgroßen Betonfiguren auch eine Art Höhle gab, in der Filmsequenzen mit kämpfenden Sauriern gezeigt wurden. Das war eine recht große, halbrunde Leinwand und schon ziemlich beängstigend-real, wie die wohl fast lebensgroßen T-Rexe sich da ineinander verbissen. Ich war mit Tochter (im Tragetuch) kurz drin, weil ich die Großen rausholen sollte. Tochter war fasziniert und wollte unbedingt noch bisschen zuschauen. Statt Angst zu bekommen, wie ich erwartet hatte, hat sie spielerisch-amüsiert das Fletschen der Zähne nachgeahmt und so getan, als würde sie mich beißen wollen, so wie die Viecher sich verbissen.
Ich bin zugegebenermaßen nicht sicher, ob sie nun verstanden hatte, dass das nur Film war und die Viecher nicht echt, oder ob sie einfach insgesamt das alles nicht kapierte, was da auf der Leinwand geschah.
Wir hatten ihr aber vorher im Park erklärt, dass es keine Saurier mehr gibt und sie nur noch als solche Skulpturen, gemalt und im Film existieren. Genauso kann es also sein (was ich für wahrscheinlich halte!), dass sie wusste, dass ihr von der Leinwand keine Gefahr droht, weil es nicht real ist und mitgefiebert hat sie nicht, weil sie - anders als bei einer Filmhandlung mit "Held"/Protagonist - keinen Ansatz zur Identifikation mit den Biestern fand. (Sie also z.B. vermutlich in dem Moment Angst gehabt hätte, wenn ein kleines süßes Wesen wie z.B. ein Urmel in den Kampf verwickelt gewesen wäre.)
Ich denke nicht, dass sie die Filmhandlungen als Realität wahrnimmt. Maximal während des Schauens im Rahmen der emotionalen Identifikation mit den Figuren, so wie es mir beim Lesen und Film gucken ja auch geht, dass man da mitfiebert, als wär alles real.
(Ich bin aber auch nicht sicher, inwieweit das auf andere gleichaltrige Kinder übertragbar ist, Tochter hatte z.B. nachweislich (Cremetest, bzw hatten wir ihr einige Zeit vorher eine Blume ins Haar geschmuggelt, nach der sie direkt griff, als sie in den Spiegel schaute) mit rund 12 Monaten das Bewusstsein, dass ein Spiegel sie selbst zeigt, wo man auch oft lesen kann, dass sie das in dem Alter noch nicht begreifen können.)
Die Blätter sind bunt
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Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
heinerprahm
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von heinerprahm »

sinus hat geschrieben: @heiner: Was sagst du denn zu meiner Fragestellung? Deine Meinung würde mich ehrlich sehr interessieren.
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass du meine Beiträge immer ignorierst. Täusche ich mich da oder hat das einen bestimmten Grund? (Dann wär ich neugierig, ihn zu erfahren.)
Hallo sinus,

also ich ignoriere nichts von dem was Du schreibst und ich finde Du stellst hier ein sehr wichtige Frage in den Raum, ich denke jedoch du unterliegst einem Irrtum, der alleine daraus resultiert, dass Du erstens selbst wenig Medienkompetenz hast und obendrauf noch mit völlig antiquierten Denk- und Erziehungsmaximen an die Sache herangehst, die aus einer Zeit stammen, als es noch 3 Fernsehprogramme gab, das HB Männchen und ab 23:00 Uhr ein Testbild.

Fragestellungen und vorgreifende Rechtfertigungen wie:
sinus hat geschrieben: Bin ich da nun eine Rabenmutter, dass ich sie sowas überhaupt aussetze oder ist es vielleicht sogar postiv zu bewerten, dass sie solche Gefühle er- und durchlebt, begleitet von uns?
Sind solche Filme eher positiv für Einfühlungsvermögen und Phantasie zu bewerten oder eher nicht?

Was denkt ihr?

PS: Mal ergänzend zur Menge: also sie schaut derzeit so maximal alle 1-2 Monate mal einen neuen Film.
Meist wird ein Film dann mehrfach immer wieder angeschaut. In Summe heißt das, dass wir etwa alle 2 Wochen einen Film in Spielfilmlänge zusammen ansehen
... zeugen von einer tiefen Verunsicherung in Bezug auf die Anwendung der 'allgemein gültigen Erziehungsmethoden' (z.b. wie hier in Sachen TV-Konsum) auf Dein spezielles Kind und eben genau dieses Gefühl gibst Du, so denke ich, völlig unabhängig davon, ob ihr nun Filme guckt, ein Buch lest, oder in den Zoo geht, ein Museum besuchst oder ihr sonst etwas machst, Deinem Kind mit, denn Du versuchst eine Selbstkontrolle bei etwas, wo Du einfach keine Kontrolle hast. Letztlich ist es diese auf Unwissen beruhende Unsicherheit die Du weitergibst, völlig unabhängig davon, um welche Medien, oder Inhalte es geht.

Und ja es gibt Studien, z.B. der Universität von Michigan an 1314 Kindern, die aussagen das Kinder, welche als Kleinkinder mehr als 2 Stunden am Tag Fernsehen schauten, in der späteren Kindheit häufiger Probleme in der Schule und häufiger Übergewicht haben, aber das ist eben so eine von diesen vielen Studien, aus der dann Medienkritiker sofort ableiten "Fernsehen ist grundsätzlich schlecht", ohne sich jedoch zu fragen, ob das tatsächlich für alle Kinder gilt und die betroffenen Kinder nicht an etwas anderem leiden, nämlich an der grundsätzlichen Vernachlässigung durch die Eltern, die mit den Kindern nichts anfangen können, oder sich keine Zeit nehmen und der hohe Fernsehkonsum nur ein Ausdruck dieses Problem ist und daher auch die späteren Probleme resultieren, mal ganz abgesehen davon, das Eltern die ihre Kinder 2 Stunden am Tag vor der Glotze parken, auch nicht wirklich intelligent sein können und bestimmt auch nicht sehr aktiv, hier also auch noch die Genetik zum Tragen kommt, was bei der Beurteilung der späteren Schulprobleme und dem Übergewicht der Kinder wohl eine wichtigere Rolle spielt, als der Fernsehkonsum, oder die Internetnutzung an sich.

Aber zu Deiner eigentlichen Frage, ich denke und so handhaben wir das hier, es ist nicht die Frage wie lange geschaut wird, sondern wer schaut und was, wie mit welcher Intensität und mit wie vielen Wiederholungen geschaut wird, denn es kommt bei unseren Kindern hier dann noch etwas Besonderes zu hinzu, der US Forscher Abelman fand heraus das Hochbegabte aufgrund des kognitiven Entwicklungsvorsprungs früher Inhalte verstehen, was sich auf die Wahl der Kleinkinder in Bezug auf die Auswahl der Sendungen auswirkt, sie interessieren sich erheblich früher als Normalbegabte für z.B. die Sesamstrasse, verlieren aber auch sehr viel schneller das Interesse, denn sobald sie die oft wiederkehrenden Inhalte, wie z.B. Zahlen und Buchstaben verstanden haben wird das Programm sofort uninteressant.

Des weiteren fanden Abelman & Rogers heraus das hochbegabte Kindern Vorschulkinder signifikant mehr Stunden Fernsehen schauen als Normalbegabte und (viel wichtiger) aufgrund ihrer Fähigkeit die Fernsehinhalte zu koordinieren und zu begreifen, sehen hochbegabte Kleinkinder aktiv - das heißt, sie sind nicht verwirrte und überwältigte Konsumenten (wie das bei normalen Kleinkinder der Fall ist), sondern verstehen die Programminhalte, können abgrenzen, aber auch sich selbst in das Geschehen einbeziehen (siehe Dein Kind und Abelman & Rogers). Außerdem sind hochbegabte Kleinkinder und Kinder sehr schnell von altersgerechten TV-Inhalten gelangweilt und schauen lieber Erwachsenenprogramme.

http://www.aagc.org/tv.htm

Also ich kann das alles von meiner persönlichen Seite auch bestätigen, bei mir war das als Kind so und ich hatte zum Glück, seit dem ich über ein autobiografisches Gedächtnis habe (also mich zurückerinnern kann) keine Beschränkungen durch meine Eltern in Sachen TV, oder anderen Medien, Bücher, Videos,Computer, leider gab es damals noch kein Phoenix, Arte, 3Sat etc. , aber ich habe durch das TV sehr viel gelernt ("Mein Fenster in die Welt"!), da ich Wissenschaftssendungen, Politik, Kultur und Dokumentationen, Reiseberichte rund um die Welt schon als Kind geliebt habe, meine "Helden" waren damals Leute wie Peter Scholl-Latour, Heinz Sielmann, Bernhard Grzimek, Jacques Cousteau und heute heißen sie Harald Lesch, Ranga Yogeshwar oder Guido Knopp usw.)

So aber was mache ich jetzt heute mit meiner Tochter ?

Meiner Frau und ich handhaben das genauso wie es bei uns als Kind gewesen ist, da wird nichts künstlich reguliert, denn genau das weckt völlig unnötig Bedürfnisse, Fernsehen war und ist ein wichtiger und völlig normaler Bestandteil des Lebens meiner Frau und meines Lebens, auch wenn immer mehr der Computer gleiche Inhalte bietet und beide Medien verschmelzen, so ist gemeinsames, aktives Fernsehen von hochwertigem Content doch etwas Anderes. Also sitzt unsere Tochter, wenn sie möchte und nicht gerade mit uns was anderes vor hat, mit uns vorm Fernseher und schaut Reportagen, Dokus etc.., wie zuletzt „Deutschland von oben“, oder „Der Planet Erde“ oder „Der Leonardo-Code“, „Alpha Centauri“, Quarks&Co. etc.pp, wir diskutieren über das Abendmahl und sie fragt wer ist Jesus, was ist ein Neutrino und und und … Ich kann daran, nichts Schädliches erkennen, da hier keine unsinnigen Inhalte laufen und freue mich, wenn sie am nächsten Morgen aufsteht , wie ein Blitz losrennt und sagt, sie versucht so schnell zu laufen wie „Neutio“ ;)

Ich hoffe ich konnte Dir einen kleinen Einblick geben, wie ich darüber denke !

Liebe Grüße
Heiner
heinerprahm
Dauergast
Beiträge: 536
Registriert: Di 17. Mär 2009, 23:19

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von heinerprahm »

Koschka hat geschrieben:Hallo Heiner,

mit vielem bin ich einverstanden. aber weißt du was passiert, wenn ich nicht reguliere? mein sohnemann setzt sich hin und schaut alle sachgeschichten an, von a bis z. die frage des inhaltes ist auch interessant. mein sohn will zur zeit nur wissensendungen oder hörbücher. Unsere Hits sind die Sendung mit der Maus, Die bibliothek der Sachgeschichten. Als Audioversion Wieso, Weshalb, Warum und Wissen für Kinder. Ab und zu frage ich mich, wieviel davon bei meinen Kindern richtig ankommt, und wieviel interesse wirklich durch den inhalt und nicht durch schöne wechselnde bilder an sich geweckt wird. die bücherreihe "frag doch mal die maus" ist für sie bei weiterem nicht so spannend wie die sendung.

LG
Koschka
Hallo Koschka,

die Sendung mit der Maus gucke ich tatsächlich heute noch regelmäßig (ich habe auf meinem Decoder dafür die Serienaufnahmefunktion aktiviert, verpasse also keine Folge, kein Witz), das war als Kind auch eine meine Lieblingssendungen, nur leider immer viel zu kurz und zu schnell vorbei. Meine Tochter "mag" das derzeit noch nicht, sie schaut zumindest nicht mit.

Und mit dem "Regulieren", ich denke auch das 'reguliert' werden muss, aber eben nicht in dem man Zeitbeschränkungen für das Fernsehen (oder den Computer) einführt, dadurch wird das Fernsehen nämlich zu etwas absurd Besonderem und es werden dadurch unnötig Begehrlichkeiten geweckt. Ein ehemaliger Schulkamerad von mir ist dafür ein gutes Beispiel, denn der durfte zu Hause nicht fernsehen (er musste laut dem Diktat seiner Eltern erstmal Hausaufgaben machen, dann "irgendwas" spielen gehen und dann früh ins Bett), der war völlig heiß auf das Fernsehen und wenn der dann z.B. beim uns mal vor einem Fernseher saß, dann war er wie paralysiert und regierte nicht mal mehr auf direkte Ansprache. Auch wenn das sicher ein Extrem ist, aber so was halte ich für unnötig.

"Regulation" findet bei uns z.B. über einen Umweg mit Alternativangebote statt, also meine Frau und ich machen etwas (z.B. basteln und malen ein Memory-Spiel, gehen spazieren in den Botanischen Garten, oder lesen ein Buch etc..) und laden unsere Tochter ein mitzumachen und da der Fernseher keinen besonderen Reiz hat, sondern nur ein Medium unter vielen ist, gibt es da auch keine Probleme. Und später kann sie, wenn sie möchte, soviel Fernsehen wie sie es für richtig hält, unsere Aufgabe als Eltern ist es bis dahin dafür zu sorgen, das sie über Medienkompetenz verfügt, weiß mit dem Medien umzugehen, dieses angemessen zu nutzen und darüber hinaus genügend Alternativen hat ihren Alltag und ihre Freizeit mit anderen spannenden Aktivitäten zu gestalten.

Liebe Grüße
Heiner
meph
Dauergast
Beiträge: 58
Registriert: Di 19. Mai 2009, 09:41

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von meph »

Unsere große schaut tatsächlich schon sehr lange erstaunlich dífferenziert Fernsehen. Sie kann ganz klar unterscheiden, was film, was realität ist.
Sie nutzt das Medium Fernsehen/DVD auch aktiv zum Lernen. Marvi Hammer ist wohl ihr Lieblingsheld ;)
Englisch kann sie z.b. alleine durch das Fernsehen anfänglich im Alltag spontan integrieren.
Jetzt ganz neu will sie Filme auf Niederländisch sehen und lernt so nebenbei die SPrache...
ankaki
Dauergast
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Registriert: Sa 27. Mär 2010, 21:04

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von ankaki »

Hallo,

super interessantes Thema!!
Wir haben eine bestimmte Film-Sammlung auf unserem Media-Player. Alle diese Filme liebt unsere Tochter heiß und innig, sie ist nun 4,5 Jahre alt. Wenn sie einen davon sehen möchte (Arielle, Schneewittchen, Findet Nemo), dann darf sie das, wenn es in den Tagesablauf der Familie paßt. Da wir meistens nach dem Kindergarten nachmittags Aktivitäten haben, sind wir selten vor 17 Uhr zuhause. Dann darf sie nach dem Abendessen aussuchen, ob sie noch ein bißchen Film gucken mag oder das Sandmännchen. Das Sandmännchen findet sie allerdings lanweilig, schon immer.
Sie sieht sich auch Die Maus total gerne an, auch sehr gerne die Sendung mit dem Elefanten, wobei das morgens läuft und wir da eigentlich nicht zum Fernsehen kommen.

Bei uns ist es genau wie bei Heiner. Wir machen kein grosses Tabu aus dem Fernseher. Mein Mann sieht gerne abends zur Entspannung mal eine Doku auf CNN oder arte etc..
Wenn die Kinder dann noch auf sind, dann gucken sie das mit und finden es total spannend.
Unsere Kinder schlafen selten vor 21 Uhr 30, was wir mittlerweile akzeptiert haben. Sie dürfen allerdings nicht den ganzen Abend fernsehen, aber das möchen sie selber gar nicht. Danach lesen oder spielen wir.
Sie dürfen auch kein Nachmittags-Kika gucken, ich finde, das ist meistens Schrott, aber das finden sie zum Glück auch selber so:)

Ich habe es noch nie erlebt, dass irgendein Film meine Tochter "überfordert" hat, man trifft ja als Eltern auch eine gewisse Vorauswahl. Ich habe eher das Gefühl, dass meine Tochter immer wieder die gleichen Filme ansehen mag, weil sie das Ansehen etwas "runterbringt". Wie kann ich es anders erklären?
Mein Mann ist hb, er sagt mir sehr oft, er braucht dieses in meinen Augen Berieseln lassen mit Dokus, Reportagen oder auch dem Radio um seinen Kopf mal leer und ruhig zu machen. Scheinbar denkt er sonst die ganze Zeit oder so, ich kann das nicht so nachvollziehen, denn ich bin eher so, dass ich es ganz still liebe und von mir selber aus gar kein Fernsehen oder Radio etc... haben möchte.

Aber vielleicht ist das bei meiner Tochter auch so, dass sie ihr Denken damit "entlastet".
Als billigen Babysitter betrachte ich den Fernsehkonsum meiner Kinder nicht. Das wäre es in meinen Augen so, wenn ich sie nachmittags vor Kika setze und sie einfach gucken lassen. Das ist nie der Fall. Meine Tochter hat einmal nachmittags den Fernseher angemacht, da war sie krank zuhause, und gesagt, da käme nur Quatsch.

Also, ich denke, man kann das nicht so verallgemeinern. Fernsehen richtig angewendet macht nicht doof, die gesunde Mischung macht es. Meine Meinung ;)


Ach ja, eins noch. Vielleicht sollte man auch mal bedenken. Wenn man Kinder hat (so wie unsere), die im Schnitt jeden Tag an die 3-4 Stunden länger wach sind, als andere Kinder, die vielleicht um 8 Uhr aufstehen und um 19 Uhr schlafen gehen, so etwas soll es ja geben, dann hat man auch 3-4 Stunden mehr, um diesen Tag zu füllen. Was ist schlimm daran, wenn davon 60 min ein ausgesuchter Film geguckt wird??

LG!
heinerprahm
Dauergast
Beiträge: 536
Registriert: Di 17. Mär 2009, 23:19

Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von heinerprahm »

ankaki hat geschrieben:Mein Mann sieht gerne abends zur Entspannung mal eine Doku auf CNN oder arte etc.. Mein Mann ist hb, er sagt mir sehr oft, er braucht dieses in meinen Augen Berieseln lassen mit Dokus, Reportagen oder auch dem Radio um seinen Kopf mal leer und ruhig zu machen. Scheinbar denkt er sonst die ganze Zeit oder so, ich kann das nicht so nachvollziehen,
@ ankaki

Exakt das selbe erzähle ich meiner Frau, die sich nur wundert wie ich jeden Tag stundenlang, bis spät in die Nacht, oft sogar nur beiläufig, während ich gleichzeitig am Computer arbeite oder Tonnen von Texten lese, Wissenschaftssendungen, Dokumentationen, Reportagen schauen kann. Es ist dieses Füttern meines Gehirns mit unzähligen Informationen, welches auf mich eine extrem beruhigende, fast schon sedierende Wirkung hat und es ist oft so, das ich Nachts um 3, nach dem ich aus Phoenix, oder Arte die letzte Doku rausgequetscht (die leider viel zu oft Wiederholungen sind, die ich fast mitsprechen kann) und noch schnell, zum Ausklang des Tages, zwei Folgen Alpha Centauri gesehen habe, dann bin ich richtig müde, mein Kopf ist leer, ich bin entspannt und glücklich und könnte sofort auf dem Sofa so einschlafen. Wenn ich dann jedoch den Fernseher ausmache und den Rechner runterfahre und ins Bett gehe, dann ist mein Gehirn oft (zu meinem großen Ärger) wieder voll auf Touren und ich liege im Bett und 'denke mir einen Wolf' über alles Mögliche.

Auch Andrea Brackmann berichtet von einem Zusammenhang von Fernsehkonsum und anderen Mitteln bei Hochbegabten Jugendlichen und Erwachsenen:

http://books.google.de/books?id=Vj9vc2M ... ng&f=false

... auch das haben wir als Eltern als Gefahr auf dem Schirm und sorgen bei unserer Tochter dafür, dass wenn unsere Tochter nach mir kommt und nicht nach meiner Frau, dass sie erstens grundsätzlich nicht unterfordert wird, zweitens um ihre besondere Situation weiß und sich nicht selbst verrückt macht und drittens später lernt sich selbst genügend einigermaßen 'gesunden' Input aller Art zu geben, damit sie nicht aus reiner Verzeiflung und Unkenntnis, zu Drogen und anderen nachteiligen Dingen greifen muss.

Liebe Grüße
Heiner
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