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Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: Fr 18. Jul 2014, 12:15
von Bliss
alibaba hat geschrieben:Ihr Lieben,

ich frage mich sehr erstaunt, warum sich denn ein Kind präsentieren soll? Warum soll es den anderen zeigen, das es z.B. lesen kann. Warum?

Dieses präsentieren ist ein Erwachsenenphänomen. Angeben nennen das einige. ;)
Das erklärt vielleicht warum ein Kind nicht hergeht und sagt: schaut her, ich kann lesen. Aber nicht, warum es so tut, als ob es noch nicht lesen könnte, obwohl es bereits flüßig und sinnerfassend lesen kann.

Bei meine Kindern ist es so:

Kind 1: konnte mit 3 Jahren bereits sinnerfassend lesen, hat aber nie etwas vorgelesen. Im KiGa ist es irgendwann den Erwachsenen schon aufgefallen, weil er eben Sachen wußte, wo klar war, dass er das jetzt gelesen haben musste. Aber ansonsten ist sein Motto: nur nicht auffallen (außer mit Leistungen bei seinen Sporthobbys)

Kind 2: konnte mit knapp 5 erste Worte zusammenlauten und bereits das jedem präsentiert, ob er es nun hören wollte oder nicht. Sie ist Typ Rampensau.

Kind3: kommt nächstes Jahr zur Schule und kann schon ganz gut lesen. Er zeigt es auch durchaus, in dem er ein Wort oder einen Satz, den er gelesen hat laut ausspricht, aber er würde noch keinen längeren Text lesen, da er es seiner Meinung nach noch nicht flüssig genug kann. Er ist ein Perfektionist.

Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: Fr 18. Jul 2014, 21:22
von Momo
Alibaba hat geschrieben:
Man vergleiche mit dem Schlaraffenland. Wenn wir in einem Raum wären, der voller Süßigkeiten ist, würden wir dann an der ersten Süßigkeit stehen bleiben und uns von dort nicht mehr wegbewegen oder würden wir von überall kosten wollen? Da sehe ich ja noch etwas Besseres, nein, dahinten das sieht ja viel köstlicher aus. Würden wir noch aufessen, wenn wir im Schlaraffenland so viel sehen oder würden wir die halb angefangene Schokobanane nicht liegen lassen um die Zuckererdbeere zu probieren? Schokobananen, zu der kann ich nachher zurück gehen. :mrgreen: Und vielleicht vergessen wir die Schokobanane tatsächlich, weil wir einfach finden, die Zuckererdbeere schmeckt viel besser. :gruebel:
Dieses Bild finde ich sehr treffend!
Es stimmt, warum sollten sich Kinder immer nur für ein Thema interessieren oder sich gar präsentieren lassen? Um die Eitelkeit der Eltern zu befriedigen?
So kenne ich es auch, je entspannter ich bin und je weniger ich von meiner Tochter erwarte, umso mehr überrascht sie mich. Das ist eigentlich sehr schön und eine gute Übung für mich :)

Sicherlich hat das Präsentieren von Fähigkeiten auch etwas mit dem Charakter zu tun, wie Bliss beschrieben hat.

Momo

Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: Sa 19. Jul 2014, 09:09
von Midnite Madness
Hallo zusammen,

vielen lieben Dank für die vielen Antworten, wirklich interessant!

Mir geht es überhaupt nicht drum, zu zeigen, was die Kleine kann oder nicht kann- ich rede auch nicht drüber. Sie ist für mich einfach sie mit eigenem Kopf und eigener Entwicklung und ich vergleiche auch relativ wenig, obwohl es was völlig Natürliches ist. Ich sehe beruflich viele viele Kinder in verschiedenen Alters- und Entwicklungsstufen, habe also auch von daher viele Vergleichsmöglichkeiten, aber meine Tochter läuft irgendwie innerlich völlig außen vor. (Freilich sind die groben Entwicklungsschritte abgehakt und regelrecht neben Größe, Gewicht, Gesundheit usw.) Im Prinzip erzähle ich mal ganz gerne, was sie wieder Süßes von sich gegeben hat oder daß sie nen tollen Fisch geangelt hat, aber damit anzugeben, daß sie ihren Namen geschrieben oder was ausgerechnet hat, liegt mir wirklich fern. Sie ist ja kein dressierter Hund...

Im Prinzip freue ich mich natürlich darüber, was sie kann und bin neugierig, was für ein Repertoire sie hat. Auch, weil ich ihr adäquates Spielzeug bieten will. Nach euren Beiträgen und Reden mit meinem Mann sowie eigenem Nachdenken ;) ist mir eigentlich klar, daß das völliger Käse ist. Regine hat schon echt recht, wenn sie sagt, entspannt rangehen ist das Beste für alle Beteiligten :D

Hintergrund war, daß die Kleine einen Storio 2 bekommen hat (sie ist grade 3 geworden) und ziemlich fix das Hello Kitty- Spiel durchgezockt hat. Auf schwer. Ganz alleine. Ist so ein Spiel mit zuordnen, Farben, Formen, Gruppen wie Obst, Süßigkeiten, Musikinstrumenten etc. Abgesehen davon, daß sie die Bedienung von dem Ding eigentlich sofort gepeilt hat und in unserem Haushalt weder ein EiFon noch ein EiPäd ist. Also kauften wir das Spiel Cars (für 5- 8 Jährige), das aber lesen voraussetzt. Und sie zockte das Spiel mit Wonne, zumindest die Unterspielchen, wo nur Einzelbuchstaben eingesetzt werden sollen. Mittlerweile ist das Teil relativ uninteressant ;) Und nein, im Kindergarten und sonstwo weiß keiner, daß sie so ein Ding überhaupt besitzt.

Alibabas Worte find ich auch sehr treffend. Du hast schon recht, warum sollen sie zeigen, was sie können? Wobei es auch Kinder gibt, die stolz herzeigen, was sie malen können. Wobei bei den "Tiefstaplern", da bin ich mittlerweile doch überzeugt, ein gewisser Perfektionismus mitschwingt. Und das akzeptiere ich eben :fahne:
So lange sie zufrieden ist und nicht unter irgendeinem Druck steht, der verhindert, dass sie etwas nicht zeigt oder sie negativ hemmt (z.B. blöde Bemerkungen durch Erzieher oder anderer Kinder) ist es ihre Angelegenheit. Und seitdem ich es locker sehe (und nicht in bestimmten Situationen mit "Du kannst doch eigentlich..." reagiere) sind wir beide entspannter und sie zeigt das, was sie kann, wo und wie sie will und wenn nicht dann eben nicht (sie ist ja noch im Kindergarten und muss keine Leistung beweisen!).
Regine, genau das 8-)

Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: Sa 19. Jul 2014, 21:51
von Midnite Madness
Koschka, genau deshalb hab ich diese Frage hier gestellt :) . Underachievement hab ich extra nicht benutzt, weil das ja in der Regel andere Umstände und Voraussetzungen sind. Und ich mich bei ner 3-Jährigen weigere, drüber nachzudenken, was in der Schule passieren wird.

Du meinst, daß Tiefstapeln ein Persönlichkeits"problem" (?) des Kindes ist? Ich habe lange genau das gedacht und nach Ansätzen gesucht, woran das liegen könnte und wie man dem entgegen wirkt. Ob es was mit Selbstbewußtsein zu tun hat oder mit Anpassung (du hattest ja das mit der peer group geschrieben)..?

Wir Eltern haben uns ja ausgiebig die Schädel zerbrochen und uns etwas damit getröstet, daß demnächst (im Herbst) ein Wechsel in die "höhere" KiGa-Gruppe ansteht. Die Gruppe hat 3- 6-Jährige und es tut ihr wahrscheinlich gut, zumal sie den KiGa momentan abgrundtief haßt (jeden Morgen Drama. RICHTIG Drama.). Sie spitzelt ja öfter in die ältere Gruppe rein und hat da einen speziellen ein Jahr älteren Freund (echt Zucker, die beiden...)- in ihrer Gruppe (0-3 Jahre) tröstet sie von sich aus laut den Erzieherinnen die "Kleinen", bringt ihnen Schnuller, wenn die weinen und nen Eisakku, wenn eins hingefallen ist und so Sachen. Und beklagt sich zuhause, daß nur BABIES im Kindergarten sind :roll:

Ich bin jedenfalls massiv gespannt, wie sich die Situation dann entwickeln wird... :gruebel:

Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: Sa 19. Jul 2014, 22:54
von sinus
Das Phänomen des Wieder-Verlernens kenne ich auch. Hier ganz deutlich beim Puzzeln und bei der Unterscheidung von rechts-links. Und auch beim Rechnen gibts scheinbar Rückschritte.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass es am Perfektionismus liegen könnte, wenn Fähigkeiten "auf Eis gelegt" oder nicht gezeigt werden.
Tochter schrieb z.B. auch 1x die Namen ihrer Kindergartenfreunde nach Gehör auf. Ich konnte nicht alle sofort zuordnen, weil eben nicht alles richtig geschrieben war. (statt N schrieb sie ein W z.B.) Da bekam sie einen Wutanfall und seither hab ich sie nie wieder schreiben sehen. (Außer dem, was sie eh schon ewig kann wie Oma, Opa, eigener Name, mein Name.)

Meine Tochter reagiert aber auch unglaublich unwillig, wenn man ihr irgendwie zu nahe tritt. Das kann auch sowas sein wie: "Du hast aber heute eine hübsche Frisur!" Sowas darf man ihr z.B. nicht sagen, da wird sie richtig ärgerlich. Oder Beispiel Faschingskostüm oder -schminke. Sie ist mit ihren Kostümen/Schminkgesichtern so nur für sich immer unglaublich glücklich. Aber wehe, es kommt einer an, spricht sie darauf an oder bewundert sie gar dafür...

Vielleicht nervt es das eine oder andere Kind ja auch einfach nur, wenn es auf besondere Fähigkeiten angesprochen wird? Vielleicht wollen sie das einfach auch gern "nur für sich" haben und nicht dafür bestaunt werden? Sich einfach nur für sich dran erfreuen? So mancher Erfolg, den man sich selbst beschert hat, erscheint einem doch mitunter irgendwie fast bisschen "entwertet", wenn jemand anderes den explizit erwähnt oder hervorhebt. Ich kenn das jedenfalls teilweise von mir auch so.

Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: So 20. Jul 2014, 00:52
von Midnite Madness
sinus hat geschrieben: Ich könnte mir auch vorstellen, dass es am Perfektionismus liegen könnte, wenn Fähigkeiten "auf Eis gelegt" oder nicht gezeigt werden.
Tochter schrieb z.B. auch 1x die Namen ihrer Kindergartenfreunde nach Gehör auf. Ich konnte nicht alle sofort zuordnen, weil eben nicht alles richtig geschrieben war. (statt N schrieb sie ein W z.B.) Da bekam sie einen Wutanfall und seither hab ich sie nie wieder schreiben sehen. (Außer dem, was sie eh schon ewig kann wie Oma, Opa, eigener Name, mein Name.)

Meine Tochter reagiert aber auch unglaublich unwillig, wenn man ihr irgendwie zu nahe tritt. Das kann auch sowas sein wie: "Du hast aber heute eine hübsche Frisur!" Sowas darf man ihr z.B. nicht sagen, da wird sie richtig ärgerlich. Oder Beispiel Faschingskostüm oder -schminke. Sie ist mit ihren Kostümen/Schminkgesichtern so nur für sich immer unglaublich glücklich. Aber wehe, es kommt einer an, spricht sie darauf an oder bewundert sie gar dafür...
Ja, das mit den Wutanfällen, wenn man etwas korrigiert, und sei es noch so vorsichtig... :shock: Was ihr hingegen unheimlich Spaß macht, ist uns Erwachsene korrigieren. Wir stellen uns manchmal spaßeshalber absichtlich blöd, ich zeige auf ein Q und sage "wow, das ist aber ein hübsches S!". Und sie lacht und brüllt mit Inbrunst NEEEEE MAMA, DAS IST DOCH EIN Q!!! (Nachdem sie 5 Minuten vorher besagtes Q als irgendwas anderes tituliert hat.)

Oder in irgendeinem Film tauchte ein großer Vollmond auf und sie sagt so völlig abwesend: Da ist ein Ball. Ich sage: Wo war denn da ein Ball?! Das war doch der Mond? Und sie: Ja klar Mama. Aber der Mond ist doch auch nur ein großer Ball. :gruebel:
sinus hat geschrieben:Vielleicht nervt es das eine oder andere Kind ja auch einfach nur, wenn es auf besondere Fähigkeiten angesprochen wird? Vielleicht wollen sie das einfach auch gern "nur für sich" haben und nicht dafür bestaunt werden? Sich einfach nur für sich dran erfreuen? So mancher Erfolg, den man sich selbst beschert hat, erscheint einem doch mitunter irgendwie fast bisschen "entwertet", wenn jemand anderes den explizit erwähnt oder hervorhebt. Ich kenn das jedenfalls teilweise von mir auch so.
Ja, vielleicht. Wobei ihr Gesichtsausdruck, als sie dieses Bild versehentlich liegen ließ, irgendwie eher Richtung bescheiden-stolz-verlegen ging. Inklusive schiefem Lächeln...

Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: Mo 21. Jul 2014, 13:04
von elboku
Hallo!

Ich denke auch, dass hier ein paar Dinge vermischt werden.
Das eine ist, dass viele Kinder sich nicht gerne vorführen lassen. MMn eine völlig normale Verhaltensweise.
Das andere ist, dass Dinge nicht gerne gezeigt werden. Sei es, dass das Kind mitbekommt, dass es anders ist, als die anderen, und daher riskiert ausgegrenzt zu werden, oder dass es in den Augen des Kindes noch zu unperfekt ist.
Meine 4 jährige Tochter unterscheidet z.B. gerne "wissen" und "glauben". Wenn ich sie frage "weißt du warum etwas so ist" und sie sich nicht 100% sicher ist, sagt sie, dass sie es nicht weiß. Frage ich, was sie glaubt, warum es so ist, dann bekomme ich eine Antwort.
Oder letztens hat sie mir auch gesagt, dass sie jetzt nicht mehr lesen wird, denn das machen nur Schulkinder. Offensichtlich hat ihr jemand diesen Floh ins Ohr gesetzt, dass Lesen nix für 4 Jährige ist. Ich hab sie dann gefragt, ob sie nun auch mit dem Radfahren oder Schwimmen aufhört, denn auch das können viele 4 Jährige noch nicht. Wenn es ihr Spaß macht, dann soll sie es weiter machen, auch wenn andere es nicht können, oder ihr sagen, dass es nichts für sie ist. Das hat sie verstanden.

@ Midnite Madness:
Meine Tochter musste bis sie 3,5 war in die Krippe (Kindergruppe für 1-3 Jährige) gehen, bevor sie in den Kindergarten wechseln durfte. Sie hat im letzten Krippenjahr nichts mehr von der Krippe erzählt, sie wollte immer öffter nicht hingehen. Sie war ja auch die einzige, die reden konnte, sie war von der Entwicklung schon viel weiter, und hatte dort niemanden mehr, der mit ihr spielen konnte.
Dann kam der Wechsel. Es war unglaublich, sie war dann wie ausgewechselt. Hat wieder erzählt, und ist gerne hingegangen. Leider hielt die Freude nur 8 Monate. Jetzt beklagt sie sich immer wieder mal, dass es fad ist, und es kommt dann auch Bauchweh dazu.
Aber der Kiga versucht darauf Rücksicht zu nehmen, und sie auch zu fordern.

LG, Lisa

Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: Mo 21. Jul 2014, 22:40
von Rabaukenmama
Generell finde ich die Unterteilung im Kindergarten nach "Krippengruppen" und "Kindergartengruppen" nicht sehr förderlich für kluge Kinder. Meine beiden Buben gehen in verschiedene altersgemischte Gruppen, der Großer in eine Gruppe von 1,5 bis 6 Jahren, der Kleine in eine Gruppe von 2-6 Jahren. Beide fühlen sich in ihren Kindergärten sehr wohl. Mein Großer hat mir erst heute gesagt, dass er nächste Woche nicht zu Oma und Opa fahren will weil er ja im Kindergarten so viele Freunde hat (nach den Klagen, im Kindergarten gar keine Freunde zu haben, nun das andere Extrem :roll: ) und unmöglich eine ganze Woche wegbleiben kann. Tja, es wird ihm nichts übrig bleiben da der Kindergarten zwei Wochen zusperrt und ich arbeiten muss. Außerdem erfahre ich immer sofort Namen und Alter aller neuen Kinder im Kindergarten sowie deren Eigenheiten ("die xxx ist erst ein Jahr alt, aber die kann schon richtig sprechen. Das können die anderen Kinder, die ein Jahr als sind, noch nicht"). Nach anfänglicher Eifersucht versteht sich mein Großer auch sehr gut mit seinem kleinen Bruder - da bin ich mir sicher, dass der Kindergarten auch eine positive Rolle gespielt hat. Denn dort spielt mein Sohn auch gerne mal mit den "Kleinen", zeigt ihnen was oder hilft ihnen wo. In KIGA-Grupen, wo erst Kinder von 3 oder 4 Jahren aufwärts aufgenommen werden, gehen nicht nur die klugen Kinder bei den "Babys" unter, auch den älteren Kindern wird die Möglichkeit genommen, sich ohne große Verpflichtungen um die kleineren umzuschauen und zu kümmern.

Mein Kleiner (2) wartet schon jeden Morgen ungeduldig auf den Bus, der ihn in den Kindergarten bringt. Er ist der Hahn im Korb und etliche ältere Mädchen reissen sich darum, mit ihm an der Hand spazieren zu gehen, ihm Spiele zu zeigen oder ihn einfach zu knuddeln :D . Ich hatte anfangs echt Bedenken, ihn schon so jung in den Kindergarten zu geben, aber er blüht dort unter den "Grossen" echt auf - wahrscheinlich wäre das in eine Krippengruppe nie so möglich. Auch die Selbstständigkeit wird gefördert und der Kleine muss - wie alle Kinder - nach dem essen seinen Teller selbst zurücktragen und seinen Platz sauber machen.

Wenn ich hier von Kindern lese, die ihren Altersgenossen in vielen Belangen weit voraus sind, aber noch zu jung für eine Kindergartengruppe sind und daher in die Krippe gehen, merke ich einmal mehr, wie viel Nachholbedarf noch besteht. Es ist wichtig, zu erkennen, dass Kinder nun mal nicht in altershomogenen Gruppen am besten gefördert und in ihrer emotionalen Entwicklung unterstützt werden.

Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 10:16
von alibaba
elboku hat geschrieben:Das eine ist, dass viele Kinder sich nicht gerne vorführen lassen. MMn eine völlig normale Verhaltensweise.
Das andere ist, dass Dinge nicht gerne gezeigt werden. Sei es, dass das Kind mitbekommt, dass es anders ist, als die anderen, und daher riskiert ausgegrenzt zu werden, oder dass es in den Augen des Kindes noch zu unperfekt ist.
Ich sehe das nicht so und denke, das beide Dinge zusammen hängen. Alle Menschen sind Individuen, die erst einmal getrau nach dem motto zur Welt kommen, das was ich mache ist ok, was der andere macht, auch.

Jetzt kommen wir Erwachsene ins Spiel. Oh das machst du aber besonders toll. Das kann Anna aber noch nicht. Oder Anna malt aber schon die Augen mit Wimpern. Oder wenn du die Wimpern noch malst dann sieht das Bild noch schöner aus. Das Kind bekommt Aufmerksamkeit. Besonders viel wenn es um die kogntiven Fähigkeiten geht, denn die benötigen wir in unserer Leistungsgesellschaft. Und Kinder merken genau ob Mama etwas besonders toll findet oder nur toll. ;)

Eine Situation, die das Ganze mal verdeutlicht. Beim reiten gibt Mama ihr Kind ab und erklärt mir stolz (zurecht) das es alleine reitet und warum mein Kind das nicht macht, reite es doch schon viel länger. Wir kommen ins Gespräch. Die Mutter ist davon überzeugt das ihr Kind natürlich nach Stürzen viel cooler drauf ist und das Gespräch endet mit dem Ergebnis, mein Kind reitet durch.
Natürlich fragt mich dann im Stall das Kind warum mein Kind den nicht frei reite. Ich erkläre und bekomme von dem Kind die erstaunte, ganz nüchterne Aussage, Oh ja, wenn ich so oft runter fallen würde, dann würde ich auch erst mal lieber wieder Longe reiten. also eine ganz andere Aussage als die der Mutter, so frisch heraus, ganz natürlich und authentisch, als wäe das das Normalste auf der Welt.

Wir als Eltern müssen aufpassen unsere Kinder natürlich zu lassen. Dann würden sie auch in den jungen Jahren noch nicht diese Art von Perfektionismus kennen. Mich würde es schon bestürzen wenn mir mein 3-jähriger Kniprs erklären würde, Neeee Mama, eine Sonne zeichne ich jetzt nicht, ich kann sie noch nicht perfekt genug. :o Meine Kinder haben immer alle ihre Dinge gezeigt, stolz, eine Sonne, da hast du eine. Mittlerweile zeichnet meine Tochter keine Sonnen mehr, jetzt hat sie es perfektioniert. :mrgreen:

Ich möchte da mal auf ein Buch verweisen, wo kleine hochbegabte Kinder doch recht lange geübt haben, bevor sie ihre Technik perfektioniert haben und jeder hat da mal ganz frei und vollkommen unvoreingenommen mit einer plumpen Sonne angefangen. Anhand der Chronologie konnte man dann den Fortschritt erkennen. Keiner dieser Kinder hat sich hingestellt und gesagt, zeichne ich nicht, kann ich noch nicht perfekt.

Ich glaube, wir Erwachsene schützen uns vielleicht davor, mit den Argumenten des Perfektionismus, hatte heute mal keine Lust, hatte nicht gut geschlafen, war krank, konnte den oder das eben nicht leiden, etc..... zu argumentieren, wenn es unsere Kinder eben nicht zeigen. ;)

VG

Re: Tiefstapeln?!

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 11:23
von elboku
alibaba hat geschrieben: Ich sehe das nicht so und denke, das beide Dinge zusammen hängen. Alle Menschen sind Individuen, die erst einmal getrau nach dem motto zur Welt kommen, das was ich mache ist ok, was der andere macht, auch.
Das sehe ich genauso wie du, doch ab einem gewissen Alter fangen auch Kinder an sich zu vergleichen, selbst, wenn die Eltern das nicht forcieren.
alibaba hat geschrieben: Jetzt kommen wir Erwachsene ins Spiel. Oh das machst du aber besonders toll. Das kann Anna aber noch nicht. Oder Anna malt aber schon die Augen mit Wimpern. Oder wenn du die Wimpern noch malst dann sieht das Bild noch schöner aus. Das Kind bekommt Aufmerksamkeit. Besonders viel wenn es um die kogntiven Fähigkeiten geht, denn die benötigen wir in unserer Leistungsgesellschaft. Und Kinder merken genau ob Mama etwas besonders toll findet oder nur toll. ;)
Das mit dem Toll-Finden ist so eine Sache. Beim Malen z.B. lobe ich wirklich nur die Dinge, die mir gerade gut gefallen. Und ich versuche meiner Tochter zu vermitteln, dass es wichtig ist, dass die Bilder ihr gefallen und keinem sonst...
alibaba hat geschrieben: Wir als Eltern müssen aufpassen unsere Kinder natürlich zu lassen. Dann würden sie auch in den jungen Jahren noch nicht diese Art von Perfektionismus kennen. Mich würde es schon bestürzen wenn mir mein 3-jähriger Kniprs erklären würde, Neeee Mama, eine Sonne zeichne ich jetzt nicht, ich kann sie noch nicht perfekt genug. :o Meine Kinder haben immer alle ihre Dinge gezeigt, stolz, eine Sonne, da hast du eine. Mittlerweile zeichnet meine Tochter keine Sonnen mehr, jetzt hat sie es perfektioniert. :mrgreen:
Ja aber auch Kinder haben eine Vorstellung, wie Dinge aussehen sollen. Bei manchen Dingen will meine Tochter, dass etwas so und nicht anders ausschaut. Und wenn sie das nicht hinbekommt, dann ist sie wütend oder traurig. In Folge dessen, will sie meistens, dass ich ihr das zeichne. Generell beobachtet meine Tochter oft, und wenn sie dann das Gefühl hat, dass sie es jetzt auch kann, dann probiert sie es.
Oder um ein anderes Beispiel zu nennen: Wenn Kinder anfangen zu gehen, gibt es solche, die probieren immer wieder, und fallen x mal hin. Dann gibt es die KInder, die lassen nie los, halten sich immer an, und dann, wenn sie sich sicher genug fühlen, lassen sie los, und fallen meistens kaum mehr hin.

Sicher denke ich, dass es den antrainierten Perfektionismus gibt, und dass dieser gar nicht mal so selten vorkommt, aber es gibt nun mal auch Kinder, die diese Art auch von sich aus in sich tragen.

LG, Lisa