laurina hat geschrieben:Meine Verzweiflung war damals der Auslöser dafür, zu einer Psychologin zu gehen, die uns dann erst auf die Idee brachte, sie auf HB untersuchen zu lassen. Was das mit dem Aufwecken auf sich hatte, weiß ich bis heute nicht. Aber es war eine Phase, und irgendwann ging sie vorbei ...
Der Gang zum Psychologen steht bei meinem Großen jetzt aus anderen Gründen an. Vielleicht wird bei der Gelegenheit auch der IQ ermittelt, aber der ist mir eigentlich egal. Mein eigener IQ ist 143, somit kann ich gut damit leben wenn mein Sohn ebenfalls HB ist und wenn nicht dann ist mir das genauso recht. Ich wünsche mir nur dass er seine Probleme in den Griff bekommt und wir als Eltern vielleicht ein paar Tipps kriegen wie wir ihn dabei unterstützen können.
laurina hat geschrieben:
Das ist für euch vermutlich kein echter Trost, daher hier kurz meine Überlegungen:
Die Sache mit dem weggelassenen Mittagsschlaf finde ich schon einen guten Ansatz - allerdings verstehe ich nicht ganz, welche Rolle dabei das Einschlafen im Bus spielt? Wie lange dauert denn das Schläfchen im Bus? Wenn er ohne Mittagsschlaf von 17 Uhr bis 4 Uhr schlafen kann, lässt sich das denn eventuell schrittweise um zwei Stunden nach hinten verschieben? Also von 19 Uhr bis 6 Uhr? Das Schlafbedürfnis von 11 Stunden scheint dann ja vorhanden zu sein.
(Viele Mütter meinen immer, solche Zeiten lassen sich nicht "verschieben" - ich mache aber jedes Jahr beim Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit die Erfahrung, dass es durchaus geht, wenn sich alle Rituale drumherum ebenfalls mit verschieben ...)
Ja, damals (vor 4 Monaten) war das Schlafbedürfnis 11 Stunden, jetzt ist es etwa 10,5 Stunden. Das Problem an deiner Idee ist nur, dass bei der ca. 60minütigen Busfahrt einfach einschläft (meist schon nach wenigen Minuten) und dann nicht mehr wachzukriegen ist. Mein Kleiner ist ja gehörlos, also mit Lärm nicht zu wecken. Und wenn er mal schläft dann schläft er bombenfest. Da würde ich eher ein Schütteltrauma auslösen als ihn wach zu bekommen. Trotzdem gewaltsam geweckt ist er unausstehlich und schreit wie am Spieß - mindestens eine Stunde lang. Das machen wir nur, wenn es sich absolut nicht vermeiden lässt.
Wenn der Kleine mal einige Zeit nicht im Kindergarten ist (so wie die folgenden 2 Urlaubswochen) dann klappt es sehr gut ohne Mittagsschlaf und mit schlafen gehen gegen 20h und aufstehen gegen 6h30. Aber sobald der Kindergarten wieder losgeht sitzt er wieder täglich 150 Minuten im Bus (90 Hinfahrt, 60 Rückfahrt), bei Verkehrsstau noch länger. Alternative Kindergärten gibt es nicht, es sind überhaupt nur zwei Kindergärten die bilingual mit Gebärdensprache arbeiten und der andere Kiga hat alle Schulferien geschlossen - ist daher mit unseren Arbeitszeiten absolut nicht unter einen Hut zu bekommen.
laurina hat geschrieben:
Hast du den Eindruck, dass dein Kleiner das abendliche "Theater" veranstaltet, weil er nicht müde ist? Weil er nicht ins Bett gehen (= getrennt werden) will? Oder weil er den Großen um seine Individualzeit bringen will?
Ich glaube der Kleine will einfach Aufmerksamkeit. Dass der Große dadurch weniger bekommt ist ihm vermutlich noch nicht bewusst. Er ist zwar müde, glaubt aber, etwas zu versäumen wenn er jetzt schläft.
laurina hat geschrieben:
Sicher bekommt der Kleine auch seine Individualzeit - möglicherweise wäre das vor dem Schlafengehen gut, wenn du und dein Mann sich vielleicht aufteilen?
Das geht nur einmal in der Woche, wenn wir beide zu Hause sind. Mein Mann ist 4x in der Woche abends weg und ich bin es 2x in der Woche. Dann hat immer der andere beide Kinder. Da mein Mann an einer schweren Krankheit leidet, die im Moment GsD zum Stillstand gebracht werden konnte, trotzdem aber seine "Therapie" dringend braucht, lassen sich diese Abend-Termine leider nicht verschieben oder anders gestalten. Freunde oder Verwandte, die einfach mal am Abend die Kinder nehmen, haben wir leider nicht in unserer Nähe. Daher hat fast immer einer von uns beiden das einschlafen alleine zu managen.
laurina hat geschrieben:
Inwieweit kannst du mit dem Kleinen über die Gründe seines Verhaltens überhaupt kommunizieren, z. B. in einer ruhigen Minute?
Mein Kleiner hat noch keinen Zeitbegriff von gestern, heute oder morgen. Kommunikation findet nur dann statt, wenn ER diese will bzw. zulässt. Und abends, wenn er sich so aufführt, ist er bisher noch nie zur Kommunikation bereit gewesen.
So weit, dass ich dann am nächsten Tag (in Gebärdensprache) fragen könnte, was denn gestern los war und warum er sich so aufgeführt hat, ist er noch nicht.
laurina hat geschrieben:
Ich denke, am wichtigsten ist es, ihn in die Lösung der Situation mit einzubeziehen, soweit das möglich ist. Außerdem solltet ihr einen klaren Plan haben, was schlaftechnisch möglich ist (wie viele Stunden Schlaf braucht er, wann ist er müde) und diesen irgendwie mit Konsequenz durchziehen, ohne gnadenlos zu sein (eine schwierige Balance, die ich bis heute noch nicht immer gefunden habe

)
Hmmm, wir wissen wie viele Stunden Schlaf er braucht und auch, wann er müde ist. Nur der angesprochene klare Plan fehlt einfach noch

.
laurina hat geschrieben:... mir fällt beim nochmaligen Lesen deines Posts noch etwas ein, was ich vergessen habe zu fragen:
Wo schläft dein Kleiner und wo schläft der Große?
Wir schlafen alle vier gemeinsam im Schlafzimmer. Beim Großen wurde uns nach der Geburt von der Hebamme geraten, ihn (kleines, zartes Frühchen) bis mindestens zum EGT bei uns im Bett schlafen zu lassen wegen Geborgenheit und Körperwärme. Daraus wurden dann 8 Monate, dann zog der Große in "sein" Gitterbett bei uns im Schlafzimmer um . Das Gitter kam gleich nach 2 Tagen weg weil er viel Freiheitsdrang hatte und in der Nacht auch manchmal zu uns wollte. Hat für alle gut gepasst. Später kam statt des Gitterbettes eine Matratze auf den Schlafzimmerboden für den Großen.
Als der Kleine geboren wurde kam das Gitterbett für ihn dazu. Den Großen, der ohnehin Eifersuchtsprobleme hatte, wollten wir auch nicht einfach "rausschmeißen". So blieben einfach beide Kinder bei uns im Zimmer. Als dem Kleinen das Gitterbett zu klein wurde zog er zu seinem Bruder auf die Matratze. Und abwechselnd kommen beide Kinder in der Nacht immer wieder zu uns ins Bett gekrochen.
Wir haben vor, beide Buben mal gleichzeitig ins (seit einem Jahr fertig hergerichtete) Kinderzimmer zu übersiedeln. Aber gerade jetzt hat mein Großer oft schlimme Träume (er kommt häufiger in unser Bett gekrochen als sein Bruder und will getröstet werden) und es liegt wohl an uns, wie weit wir "loslassen" können und es trotzdem mit der Übersiedlung ins Kinderzimmer versuchen. Da sind auch noch meine Ängste weil die Buben viel am Hochbett rumtoben und mein Großer in letzter Zeit leider oft ziemlich brutal mit seinem Bruder umgeht. Ich will mir keine Horrorvisionen machen dass er den Kleinen runterschubbst, aber unmöglich ist es leider nicht

. Im Moment packe ICH diesen Schritt des Vertrauens (zu meinem Großen, der Kleine kann gut auf sich selbst aufpassen) noch nicht. Da der Kleine immer noch mit Vorliebe mit den Fingern in die Augen anderer fährt und wirklich eckelhaft fest treten kann müsste der Große schon sehr beherrscht sein um NICHT selbst auch mit Gewalt zu reagieren.
laurina hat geschrieben: Meine Erfahrung ist übrigens, dass fast alle Eltern, die sich zum Einschlafen zu ihren Kindern legen, früher oder später einen radikalen Schnitt machen müssen, wenn sie davon wieder wegkommen wollen - weil die Kinder mit der Zeit bewusst wachbleiben, damit die Eltern nicht gehen ...
Die Gefahr, dass wir "gehen" besteht nicht. Mein Mann steht um 5h morgens auf, ich um 6h. Zwischen 22h und 23h sind wir beide so müde, dass keiner mehr ans gehen denkt

. Das einzige, wofür wir manchmal noch rausgehen, wenn der Kleine schläft (und wenn er schläft dann ist das - wie bereit geschrieben - bombenfest) ist, wenn wir dem Großen über die Schulter schauen ob er sich ordentlich die Zähne putzt

.
laurina hat geschrieben:
Vielleicht solltet ihr direkt da ansetzen - allerdings nur, wenn der Kleine richtig müde ist. Ihr könntet durchaus alle paar Minuten nach ihm sehen, damit er weiß, dass ihr nicht weggeht. Aber er sollte, denke ich, schrittweise lernen, allein zur Ruhe zu kommen. Allerdings kann ich als Laie natürlich nicht einschätzen, inwieweit man das einem gehörlosen Kleinkind ebenso "zumuten" kann wie einem hörenden ...
Der Kleine ist absolut nicht bereit, alleine in einem Zimmer zu bleiben. Wenn ich aufstehe und ihm sage, er muss jetzt alleine da bleiben, läuft er mir trotzdem sofort nach, wenn ich rausgehe. Der einzige Weg dazu wäre einsperren und das ist für mich echt keine Lösung

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Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)