Hallo Karen, hallo Rabaukenmama,
ich denke, bei der Frage der Selbstbestimmung gibt es zwei wichtige Aspekte, die ich für Entscheidungen immer zugrunde lege:
1. Schadet sich das Kind selbst, wenn es macht, wie es will.
2. Schadet das Kind anderen. (Darunter fällt auch: Stört das Kind andere.)
Die Frage beim Schlafen mit Jeans wäre für mich, ob es gesund ist, diese gefärbten Hosen nachts zu tragen. Bei vielen Sommerkleidern steht im Etikett "no nightwear", und ich meine gelesen zu haben, dass das an den oft giftigen Farben liegt, die sich bei nächtlichem Schwitzen noch mehr aus dem Stoff lösen und in die Haut übergehen. Man mag mich jetzt als zu "öko" betrachten, aber das wäre für mich der Grund, dies nicht zu erlauben. Ansonsten sehe ich das ähnlich - manche Dinge sind zwar ungewöhnlich, aber solange sie keinem schaden, muss man sie nicht verbieten.
Beim Thema unten ohne bin ich wohl sehr streng
- ich mag das gar nicht und finde, wenigstens eine kurze Hose kann man auch bei großer Hitze tragen. Ich persönlich möchte es mir nicht bei Leuten auf dem Sofa oder Esstisch-Stuhl gemütlich machen, wo die ganze Kinderschar unten ohne draufsaß
Wenn ein Kind bei minus 10 Grad mit Sandalen rauswill, soll es gern die Erfahrung machen, dass das zu kalt ist - sofern es die Möglichkeit hat, dann sofort zu reagieren und die Schuhe zu wechseln.
Wenn wir aber zu einer fünfstündigen Winterwanderung aufbrechen und ich diejenige bin, die dann die Wechselschuhe mitnehmen muss oder gar die daraus resultierende Erkältung samt schlafloser Nächte ausbaden muss, dann lasse ich das nicht zu.
Wenn meine Neunjährige meint, sie muss bei 12 Grad im Röckchen rausgehen, sage ich ihr vorher, dass sie ihre Erkältung ggf. selbst therapieren muss. Meist zieht sie dann augenrollend eine Leggings drunter.
Mein Mann würde auch die Großen regelmäßig "auflaufen" lassen, wenn sie nicht selbst dran denken, sich eine warme Jacke oder etwas zu Trinken auf einen Ausflug mitzunehmen. Ich bin (wie auch meine Eltern und sogar Schwiegereltern) der Meinung, dass sie dafür noch zu jung sind bzw. mein Sohn einfach zu zerstreut - und nehme dann immer die Sachen für sie mit, weil ich mir sonst die ganze Zeit das Gejammer anhören muss ... Mein Mann (und der Typ von der LMU-Beratung ...) sagen, dass die Kinder es so niemals lernen, weil ich dann für sie denke ... Keine Ahnung, wer nun recht hat - Ärger habe ich in jedem Fall, entweder mit meinen Kids oder mit meinem Mann, aber das ist wohl mein Schicksal
Auch das hier schon mehrfach erwähnte Familienbett ist übrigens so ein Thema.
Eigentlich ist das ja die optimale Schlafsituation und in der überwiegenden Zahl der menschlichen Kulturen vermutlich gang und gäbe. Für mich ist es aber absolut nichts, da ich kein Auge zu tue, wenn sich in meinem Bett jemand bewegt oder mich anstößt. Ich schlafe deshalb nicht mal mit meinem Mann in nebeneinanderliegenden Betten ... Deswegen gab und gibt es bei uns zwar für die Kinder morgendliches gemeinsames Kuscheln, aber alle Kinder schlafen, seit sie etwa acht Monate alt sind, im eigenen Bett, und seit sie ein Jahr alt sind, im eigenen Zimmer. Bei uns gab es damit keinerlei Probleme - mein ältester Sohn wollte sogar ab zwei Jahren nicht mal dann bei mir schlafen, wenn er krank war und ich ihn zu mir ins Bett geholt habe.
Wenn eine Familie mit dem Familienbett glücklich ist und alle damit gut leben können, finde ich das aber absolut in Ordnung.
Meine Erfahrung ist allerdings, dass die überwiegende Zahl der Mütter, die mit Kleinkindern diese Familienbettsituation haben, das gern ändern würden und nicht wissen, wie. Bei vielen schlafen die Kinder zwar im eigenen Bett ein, kommen dann aber nachts ab 1 Uhr oder so zu den Eltern. Dann können die Mütter nicht mehr schlafen und die Väter, die morgens aufstehen müssen, ziehen ihrerseits ins Kinderzimmer um ... Viele fragen mich als "erfahrene" Mama dann um Rat, wie sie das möglichst komplikationslos ändern können - aber ohne massiven Protest der Kinder wird das, denke ich, selten gehen. Ich glaube auch, dass es diese Situationen sind, die wohlmeinende Schwiegermütter vor Augen haben, wenn sie sagen "lasst die Kinder nicht ins Elternbett - ihr bekommt sie nicht wieder raus". Allerdings denke ich, wenn die Kinder im Elternbett sind, und die Eltern sind glücklich damit, dann braucht man daran nichts zu ändern. Wenn die Kinder im Elternbett sind, weil es anders mit dem Schlafen nicht klappt, dann muss man sich wohl entscheiden, ob und wann man das eben mit Nachdruck ändert.
Und ohne Konflikte geht es in der Erziehung eben nicht. Ich denke, wenn man bei jedem Widerstand der Kinder gleich nachgibt und sie alles selbst entscheiden lässt, entspricht das kaum der Realität, mit der sie später im Leben konfrontiert sind.
Gerade beim Essen würde das mit der Selbstbestimmung bei meinen Kindern niemals funktionieren. Der Große würde in seiner Verträumtheit zwei Tagesmahlzeiten verpassen und dann vor Unterzuckerung aggressiv werden. Meine Tochter würde den ganzen Tag vor sich hin naschen und sehr schnell übergewichtig werden, und der jüngste würde sich derzeit ausschließlich von Obst, Keksen und Joghurt ernähren ... wobei ich Letzteres noch am ehesten tolerieren könnte. Allerdings finde ich, man kann den richtigen Mittelweg zwischen ausgewogener Ernährung und kindlicher Selbstbestimmung durchaus gemeinsam mit den Kindern finden.