Wie viel Förderung ist sinnvoll?

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
elboku
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von elboku »

weil ich's grad erst gelesen hab:

Was ist schulrelevante, zielgerichtete Vorbereitung?
Kannst du mir da Beispiele geben?
zweierpack
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von zweierpack »

elboku hat geschrieben:weil ich's grad erst gelesen hab:

Was ist schulrelevante, zielgerichtete Vorbereitung?
Kannst du mir da Beispiele geben?
Hallo,
klingt wirklich ein bißchen schräg...
Bei uns in der Gegend gibt es z.B. professionelle, private Angebote zur Vorbereitung auf die Schule. Ich denke ein Mix aus Ergo, Yoga und was weiß ich..., um Konzentration, Feinmotorik etc. spielerisch zu schulen. Wird recht gut angenommen, interessanterweise häufig von Eltern wo ich denke, die Kinder sind doch sowieso schon fit. Das Angebot richtet sich aber definitiv an alle Kinder nicht an die mit speziellem Förderbedarf in diesen Bereichen.
Ich kenne andere Eltern, die sehr viel Material aus dem Internet runterladen (Aufgaben, die Zuordnungen, Summen erkennen etc. schulen sollen, Schwungübungen auf Zeilen machen), sozusagen etwas professionellere "Rätselhefte" für Kinder oder wie gesagt auf Nikitin-Material schwören. Wobei ich sagen muss, dass es manchen der Kinder auch richtig Spass macht.
Meine Kinder, v.a. meine Tochter gucken sich das auch mal ganz interessiert an, machen 20 Minuten mit und dann ist es auch gegessen für sie...
Viele Grüße
Annette
Momo
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Momo »

Liebe Annette,
meinst Du wirklich, dass Deine fitten Kinder diese Art der Vorbereitung auf die Schule brauchen? Ich glaube, wir Eltern sollten uns durch die wahnsinnig vielen Fördermöglichkeiten nicht verunsichern lassen! Die Kinder suchen sich ihre Aufgaben und üben ihre Fähigkeiten, ganz aus eigenem Antrieb. Das kannst Du bestimmt täglich beobachten und so, wie Du Eure Herangehensweise an verschiedenste Themen beschrieben hast, lernen Deine Kinder doch wahnsinnig viel ohne "von oben" irgendwelche Aufgaben zu bekommen. Ihr erarbeitet Euch die Themen gemeinsam, einfach aus Freude und Neugier an der Sache. Das ist ein großer Unterschied. Ich kann mir sogar vorstellen, dass die Kinder die Motivation am Lernen durch genau diese gezielte "Förderung" der Erwachsenen verlieren können. Oder was meinst Du?

Liebe Grüße von
Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:
Bliss hat geschrieben:
Was mir allerdings aufgefallen ist,wenn ich mal so den Freundeskreis meiner großen Kinder anschaue (sie sind fast 11 und 9): was Sport und Musik angeht wird die Einstiegshürde immer größer, je später man anfängt.
Das mag sein, doch für mich bleibt die Kernfrage bestehen- Hat das Kind Spaß an diesem Hobby? Warum so früh anfangen, möchte man einen Profi ausbilden??? Meine Tochter hat bisher fast alle Kurse irgendwann abgebrochen. Sie sagt nun aber von sich aus, dass sie gerne Schwimmen lernen möchte. Gut, also schaue ich mich gerne nach einem Kurs um. Andersherum (also wenn ich für sie entscheide und sie einfach anmelde, weil ich es richtig finde) hätte keiner Freude daran, nicht das Kind, nicht die Eltern und der Geldbeutel schon mal gar nicht :)

Momo
Das, was in diesem Thread besprochen wird, habe ich mir auch schon gedacht: mein Sohn hat ebenfalls keine "richtigen" Hobbys - wenn man mal davon absieht dass er alle Bücher in seiner Reichweite verschlingt und gerne alles, was er irgendwo sieht, untersuchen, auseinandernehmen und "verstehen" will. Sport oder Musik? Fehlanzeige! Schwimmkurs? (wird vom Kindergarten angeboten) - "Nein Mama, ich will noch gar nicht schwimmen lernen, erst nächstes Jahr!" - obwohl er eine kleine Wasserratte ist.

Im Kindergarten werden viele Kurse angeboten, da besucht er einige (tanzen, englisch-intensiv, malen und zeichnen, darstellerisches Spiel), das reicht vollkommen. Bin ehrlich gesagt froh, dass der Kindergarten das alles anbietet und ich nicht noch externe Termine wahrnehmen muss damit mein Sohn das alles machen kann. Als "Hobbys" würde ich das alles aber nicht bezeichnen, außer vielleicht zeichnen und basteln, denn das macht er fast täglich und mit viel Freude.

Ich sehe das wie Momo: ich käme nie auf die Idee ein Kind in einem Kurs anzumelden wenn die Motivation dazu nicht vom Kind selbst kommt. Wenn mein Sohn z.B. sehr gerne klettern würde kann ich ihm vorschlagen, mal einen Kinder-Kletterkurs zu besuchen und dann abwarten ob´s ihn interessiert oder nicht.

Aber ich kenne sie auch, diese Eltern, die glauben, ihre Kinder auf möglichst vielen Gebieten "wettbewerbsfähig" halten zu müssen bzw. die glauben, das sei alles "notwendig!. Ich sehe das nicht mal so schlimm, solange die Kinder nur etwas Freude an den Möglichkeiten haben, die ihnen da geboten werden. Für mich ist es aber aus Zeit- und Kostengründen keine Option.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
Momo hat geschrieben:
Ich meinte das Einstiegsalter des "harten Kerns", wie Du es beschrieben hast:
Der harte Kern sind eigentlich alles Kinder, die das wirklich so früh schon wollten. Konnte man auch so schon sehen, beim Fußball noch auffälliger als beim Ballett. Und diejenigen, wo die Eltern halt dachten: wäre doch nett, wenn das Kind das macht hören dann oft irgendwann halt auf. Ich beobachte so eine kritische Phase mit 7 oder 8, wo einerseits viele wo die Eltern die treibende Kraft waren aufhören und andererseits kaum noch jemand den Sprung dazu schafft.
Ja, so ähnlich habe ich das auch beobachtet. Ich habe ja als Erwachsene mit Judo begonnen und in unserem Verein gab´s auch Kinderkurse (ab 4 Jahre), die sehr gut besucht waren. Da gab´s auch Kinder, deren Eltern z.B. aus verschiedenen Gründen geraten wurde, die Kinder doch einen Kampfsport ausüben zu lassen und viele dieser Kinder haben spätestens nach zwei, drei Jahren das Interesse verloren während diejenigen, die es wirklich von sich aus wollten, dabei geblieben sind.

Mein Onkel hat auf eigenen, intensiven Wunsch mit 4 Jahren mit Judo begonnen als das noch gar nicht üblich war (damals war das früheste Einstiegsalter 6) weil sein großer Bruder auch im Judoverein war und ihn der Sport schon als kleines Kind so fasziniert hat. Er war so klein dass es nicht mal passende Judo-Anzüge für ihn gab. Mittlerweile ist mein Onkel über 50 und macht immer noch Judo auf sehr hohem Niveau (gewinnt in seiner Altersklasse alles was es zu gewinnen gibt).
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Rabaukenmama
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Rabaukenmama »

elboku hat geschrieben: Aber mal ehrlich, wenn mein Kind nun z.B. 3 bis 5 h/ Woche einen Kurs hätte, dann blieben noch immer ca. 21h/ Woche für freies Spiel über:

11h/Tag wach -> 77h/Woche
5-6h/Tag Kiga -> 25h - 30h/Woche
2-3h/Tag für Essen, Anziehen, Zähneputzen. Wegzeiten usw. -> 14-21h/Woche
Ups, da schaut es bei meinem älteren Sohn schon in der ersten Zeile ganz anders aus:

15h/Tag wach ->105h/Woche
Kindergarten an 5 Tagen -> 40h/Woche
max. 1,5h am Tag für essen, anziehen, Zähne putzen, Wegzeiten (zum Kiga und heim) -> ca. 10h/Woche

Rest (inkl. Wochenende): 55h

Also Zeit für Kurse hätte ER schon, nur ich habe sie nicht. Wir wohnen am Stadtrand und die Wegzeiten dauern im Normalfall länger als die Kursbesuche selbst. Daher bin ich froh, dass vieles vom Kindergarten abgedeckt wird :) .
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