Wie viel Förderung ist sinnvoll?

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Momo
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Momo »

Bliss hat geschrieben:
Wieso früh? Grundschulalter ist doch ziemlich klassisch, vielfach gibt es doch sogar auch Grundschul AGs für alle möglichen Sportarten.
Ich meinte das Einstiegsalter des "harten Kerns", wie Du es beschrieben hast:
Bliss hat geschrieben:
Das gleiche bei Ballett: der harte Kern hat mit 4 angefangen und bis etwa 7 Jahre kammen immer wieder Späteinsteigerkinder dazu.
Bliss hat geschrieben:
Hast du ihr denn die bisherigen Kurse aufgenötigt, oder warum glaubst du, dass es beim Schwimmen jetzt anders wird?
Naja, die meisten Kurse waren eher als Angebot von mir gemeint- Ballett (ihre Freundin hörte auf, sie wollte auch nicht mehr gehen), Klavier ( die Lehrerin machte viel zu viel Druck, das fand ich auch, nun mache ich ihren Kurs weiter ;) ) etc. Den Turnkurs, in dem die Kinder sehr frei klettern und rennen dürfen, findet sie jedoch toll. Mit dem Schwimmkurs habe ich eine ganze Zeit gewartet, doch sie äußert immer wieder den Wunsch und nun werde ich ihr einfach eine Chance ermöglichen. Ich schaue aber, dass ich keinen Kurs mit viel Drill und Druck wähle, sondern eher eine spielerische Variante.

Vielleicht gibt es auch Kinder, die mit viel Druck und vielen Terminen gut umgehen können, meine Tochter gehört (noch?) nicht dazu, was ich sehr gut verstehen kann und worüber ich letztendlich sogar froh bin...

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Maca
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Maca »

Manschaftssportarten haben immer diesen Herdentiertouch,wenn man nicht zum Leithammel geboren wurde,
macht es doch ehrlicherweise keinem Kind wirklich Spaß,außer dem Leithammel natürlich ;), nur mein Empfinden,nicht böse gemeint!
Bliss
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Bliss »

Momo hat geschrieben:
Ich meinte das Einstiegsalter des "harten Kerns", wie Du es beschrieben hast:
Der harte Kern sind eigentlich alles Kinder, die das wirklich so früh schon wollten. Konnte man auch so schon sehen, beim Fußball noch auffälliger als beim Ballett. Und diejenigen, wo die Eltern halt dachten: wäre doch nett, wenn das Kind das macht hören dann oft irgendwann halt auf. Ich beobachte so eine kritische Phase mit 7 oder 8, wo einerseits viele wo die Eltern die treibende Kraft waren aufhören und andererseits kaum noch jemand den Sprung dazu schafft.
zweierpack
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von zweierpack »

Hallo,

nochmals zum Thema Sport/Musik-Kurse etc. Für mich kommt es erstens und entscheidend darauf an, was das Kind selber will (natürlich muss man Angebote machen, sich Sachen anschauen, wie kommt sonst ein Kind auf Yoga, Judo oder verschiedene Instrumente).
Zum anderen ist die Frage, wozu es dienen soll. Wenn ein Kind tatsächlich leistungsorientierte Ziele hat, muss es wahrscheinlich schon mit vier irgendwo anfangen (dann hat es hoffentlich auch schon in diesem Alter selbst den brennenden Wunsch danach).
Für mich sollten dagegen Musik und Sport primär Spass machen. Es ist schön und für einen selbst zufriedenstellend, wenn man ein gewisses Level erreicht - aber im Mittelpunkt für mich steht die Freude an der Bewegung/Gemeinschaft oder dem Spiel.

Ich selbst habe mit Klavier und Ballett angefangen als ich zur Grundschule gegangen bin (meine beiden sind mit fünf noch im KIGA und ganz ehrlich genießen wir alle drei auch irgendwie das jetzt noch unverplante letzte Jahr); Klavier aus eigenem dringenden Wunsch mit sechs, Ballett weil mich meine Eltern einmal ins Ballett mitgenommen haben als ich 7 oder 8 war (es war für mich eine echte Wunderwelt).
Fazit: ich habe beides mit Lehrern/Kursen weitergemacht bis in die Pubertät, bin in keinem besonders toll geworden, aber es hat mein Leben bereichert (schließlich habe ich sogar Musikwissenschaft studiert und spiele heute noch Klavier). In einem Chor bin ich vom 10. Lebensjahr an bis jetzt gewesen...
Mein Mann hat erst mit 12 das Gitarrespiel angefangen (vorher kam dazu nie der Gedanke), wurde trotz des späten Einstiges recht gut und hat später sein Studium damit "mitfinanziert" und hat heute noch Spass dran.
So etwas stelle ich mir halt für meine Kinder vor, keine "Förderung" oder "Termine", sondern dass sie etwas finden, dass ihnen Spass macht und sie möglichst lange im Leben begleitet (natürlich mit try and error, ich habe auch mal ein Ferienkurs Tennis mitgemacht und weiss ganz genau dass ich ziemlich unbegabt bin ;-).

Viele Grüße und danke für Eure Diskussion
Annette
Momo
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Momo »

Ich glaube, der Knackpunkt ist der Grund, an einem Kurs teilzunehmen- geht die Motivation vom Kind aus oder von den Eltern? Ist bei einem leistungorientierten Hobby der Ehrgeiz der Eltern die treibende Kraft oder der Ehrgeiz und die Freude der Kinder an einer bestimmten Tätigkeit? Dieser Punkt macht für mich den Unterschied, ob ein Hobby bereichernd oder sogar belastend für ein Kind ist. Ich kenne tatsächlich Kinder, die durch den Ehrgeiz ihrer Eltern sehr erfolgreich Hochleistungssport betreiben, aber mit 12 Jahren bereits Rückenprobleme und Schmerzen haben. Das finde ich sehr bedenklich und schrecklich. Dies sind natürlich Extreme, die aber leider nicht selten zu finden sind.

Momo
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elboku
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von elboku »

Ich bin auch der Meinung, dass freie Spielzeit und unverplante Zeit wichtig sind, damit Kinder ihren eigenen Phantasien und Ideen nachhängen können.

Aber mal ehrlich, wenn mein Kind nun z.B. 3 bis 5 h/ Woche einen Kurs hätte, dann blieben noch immer ca. 21h/ Woche für freies Spiel über:

11h/Tag wach -> 77h/Woche
5-6h/Tag Kiga -> 25h - 30h/Woche
2-3h/Tag für Essen, Anziehen, Zähneputzen. Wegzeiten usw. -> 14-21h/Woche

-> 26h unverplante Zeit.

Und auch kann man im Kiga unverplante Zeit miteinrechnen, da Tochter in einen Kiga geht, der nicht Dauerbespassung, sonder sehr viel freies Spiel und die Möglichkeit bietet den eigenen Interessen nachzugehen.
Ich finde daher man sollte die Sache mit den Kursen schon in Relation zum Rest sehen.

Meine Tochter (5 Jahre) geht von sich aus gerne in 3 Kurse. Sie sieht Dinge, nimmt Sachen wahr und möchte es dann auch können oder lernen. Leistungsmäßig wird nichts betrieben, sondern ich sehe es wirklich nur so, dass ihre Interessen und Fähigkeiten einen weiteren Input erhalten.

LG, Lisa
Bliss
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Bliss »

elboku hat geschrieben: Aber mal ehrlich, wenn mein Kind nun z.B. 3 bis 5 h/ Woche einen Kurs hätte, dann blieben noch immer ca. 21h/ Woche für freies Spiel über:
Es kommt schon auch ein wenig auf die Zeit des Kurses an und wie weit entfernt der ist.

Meine Kinder machen ziemlich viel Sport, wir wohnen aber nur 200 m von der Sporthalle entfernt. Wenn man dann noch die Kurszeiten so hat, dass sie gleich vom Hort aus dorthingehen verlieren sie fast keine weitere Zeit.

Letztes Jahr hatte meine Tochter aber Judo in der Stadt, wo sie noch nicht alleine hinkommt und das um 17 Uhr. Das zerreißt den Tag schon ganz schön, weil für 75 Minuten Training war sie 130 Minuten unterwegs und die Zeit davor konnte sie auch nicht so frei wie sonst nutzen. Also das mehrmals die Woche bräuchte ich echt nicht.
Edainwen
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von Edainwen »

Bliss hat geschrieben:
elboku hat geschrieben: Aber mal ehrlich, wenn mein Kind nun z.B. 3 bis 5 h/ Woche einen Kurs hätte, dann blieben noch immer ca. 21h/ Woche für freies Spiel über:
Es kommt schon auch ein wenig auf die Zeit des Kurses an und wie weit entfernt der ist.
Wir halten es hier so, dass die Kinder das machen dürfen, was sie gerne möchten - ich gebe da keine Vorgaben - und dann wird erst mal gekuckt, ob das terminlich machbar ist. Wir wohnen hier auf dem Land, das heißt, dass fast alles mit fahren verbunden ist. Eine Zeit lang hat meine Tochter Ballett in einem anderen Ort gemacht, Uhrzeit: 15 Uhr, Kursdauer 1h. Mit Fahrtzeit waren wir (ich auch, da sich das Heimfahren nicht gelohnt hat) dafür von 14:30 Uhr bis 16:30 Uhr unterwegs, d.h. für die eine Stunde war der Tag geschrottet (wir haben es trotzdem gemacht, da sie mit einer Freundin hin ist und wir Eltern uns dann abgewechselt haben, so dass nur jede zweite Woche der Tag geschrottet war). Andererseits haben im Winter beide Kinder hier im Ort Skigymnastik gemacht. Kursbeginn: 16:30 Uhr, Dauer 1h - das war voll in Ordnung, denn sie konnten alleine zu Fuß in 5 Minuten hingehen und es war ohnehin schon fast Abend. Oder sie machen den Chor in der 6. Stunde, gleich im Anschluss an die Schule, mit, dadurch haben sie gar keine Zeit verloren, da sie sonst ohnehin in die Schulkindbetreuung müssten, da ich arbeiten muss.

Im Moment gibt es hier bei uns Ferienprogramm. Meine Tochter hat sich zu tausend Sachen angemeldet (,die ihr bestimmt auch alle Spaß machen,), aber schon jetzt merkt sie, dass sie dadurch eigentlich zu wenig freie Zeit hat. Nächstes Jahr wird sie sich da bestimmt mehr beschränken. Mein Sohn dagegen hat mit Bedacht ca. 2 Kurse pro Woche ausgewählt und hat somit genau das richtige Maß zwischen Anregung und Freizeit. So ist es immer. Meine Tochter macht erst mal immer das volle Programm - bis sie dann merkt, dass manchmal weniger mehr ist - mein Sohn achtet gleich von vorne herein darauf, dass er auch noch freie Zeit in der Woche hat. So muss jedes Kind halt sein Maß finden. Solange das Kind aber von sich aus kein Interesse daran hat, irgendetwas zu machen, würde ich es auch nicth darauf bringen. Das kommt schon noch von selber, und wenn nciht, dann ist der Bedarf ganz offensichtlich nciht da.
zweierpack
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von zweierpack »

Hallo,

Sie sieht Dinge, nimmt Sachen wahr und möchte es dann auch können oder lernen. Leistungsmäßig wird nichts betrieben, sondern ich sehe es wirklich nur so, dass ihre Interessen und Fähigkeiten einen weiteren Input erhalten.

LG, Lisa[/quote]

Genau das ist einer der Punkte, der mich halt etwas nachdenklich macht. Haben wir einfach noch nicht den richtigen Kurs/den richtigen Sport etc. gefunden oder hat es einfach noch Zeit und sieht mit einem Jahr vielleicht anders aus oder soll ich sie mehr "schubsen".

Und daran schließt einfach auch für mich die weiteren Fragen nach der Bedeutung Freispiel/Input an.

Sie haben sicher viel Möglichkeit zum Freispiel - wobei die Themen wild durcheinander gehen von Seeräubern bis zum klassischen Vater-Mutter -Kind im Kiga.
Dabei merke ich schon, dass sie interessemäßig über bestimmte Zeiträume hinweg "ihre Themen abarbeiten". Zur Sonnenfinsternis hatten wir unsere Planten- und Weltallwochen (spielen, lesen, bauen, basteln, Sonnenfinsternis nachstellen etc.), zwischendrin war für sie das Thema Wasser, Wasserkreislauf total spannend (der KIGA hat zur großen Freude meines Sohnes kurz darauf eine Kläranlage besucht); im Moment fasziniert meinen Sohn Strom (wie erzeugt, wie verteilt etc.); Dauerrenner ist Unterwasserwelt, U-Boote, der Mariannengraben etc. Soweit es geht besuchen wir dann auch passende Museen (hat im Urlaub gut geklappt, U-Boot und Naturkundemuseum mit Walskeletten etc. besucht), suchen nach den richtigen Büchern in der Bibliothek etc. Bisher fand ich, dass sie immer ihre interessanten Themen mehr oder weniger selbst gefunden haben - sehe aber deutlich mehr zielgerichtete Vorbereitung auf die Schule bzw. schulrelevante Fähigkeiten bei anderen (daher auch meine latente Verunsicherung).
Viele Grüße
Annette

P.S. Ich hab das leider offenbar mit dem Zitieren noch nicht so richtig drauf, ich übe noch!
elboku
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Re: Wie viel Förderung ist sinnvoll?

Beitrag von elboku »

@ Wegzeiten:

Klar muss man diese mitberücksichtigen, aber für mich persönlich ist z.B. 30 Min. Wegzeit die obere Schmerzgrenze.
Wir wohnen allerdings auch in einer Stadt, und somit haben wir mehr als genug Angebot in unserer Nähe.

@ Zweierpack: So wie du das schilderst mit Bücher ausborgen, Themen bearbeiten usw. machen wir es auch. Auch bei meiner Tochter bemerke ich unterschiedliche Phasen und dann versuchen wir gemeinsam der Sache auf den Grund zu gehen.

Die Kurse, die sie allerdings besucht, haben jetzt weniger mit diesen momentanen Interessensgebieten zu tun, sondern mehr mit Dingen, die ihr einfach so Spaß machen. Bei einem Kurs (Mathematik) kann ich z.B. überhaupt nicht nachvollziehen, warum sie da gerne hingeht. Es werden verschiedene Themen, wo Mathe im Alltag vorkommt, behandelt. Ich hätte ihr diesen Kurs nie und nimma vorgeschlagen, aber ihr gefällts und sie will dahin gehen.
Englisch will sie lernen, weil mein Mann und ich in der Arbeit viel Englisch sprechen und sie festgestellt hat, dass sie sich mit Deutsch nicht mit unseren KollegInnen unterhalten kann.
Und Zirkusturnen hat sich durch eine positive Fügung ergeben.

Meine Tochter ist aber vom Naturell eher eine Person, die gerne ganz viel machen und können möchte. Sie ist auch schnell begeisterungsfähig. Ihr kleiner Bruder ist da z.B. ganz anders. Der hat seit Monaten ein Thema und sonst nix.

Ich würd sagen es passt so bei euch, auch wenn deine Kinder keine Kurse besuchen ;)
Vielleicht kommt das Interesse daran mit der Schule, wo ja auch NM Kurse angeboten werden...

LG, Lisa
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