Das Wort "erziehen"

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Momo
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Momo »

Karen, es ist sehr spannend, was Du über die anderen Möglichkeiten in anderen Sprachen schreibst. Wörter sagen sehr viel über die Menschen, ihre Geschichte und Kultur aus finde ich!
Karen hat geschrieben:
Ich glaube aber fest daran dass die Entwicklung von Kindern von innen stattfindet: dass Kinder aus eigenen Wunsch und Motivation lernen und sich weiter Entwickeln, inklusive sich sozialen Normen anpassen, wenn sie nicht daran verhindert werden. Klar wir haben ein Einfluss von Aussen in dem das wir ein Vorbild für Kinder sind, aber es ist für mich ein passiven Einfluss und nicht aktiven was ich unter "erziehen" verstehe. Und ich glaube, ich mache sehr wenig bis gar nichts Aktiv um das Charakter oder Geist von meine Tochter zu beeinflussen.
Das sehe ich exakt genau so! Ich mache täglich die Erfahrung, dass Kinder vor allem durch Vorbilder lernen, bewusstes Erziehen ist da wirklich eher hinderlich. Meistens wirken die Kinder der Eltern, die das "Erziehen- wollen" besonders ernst nehmen, erst recht sehr frech und unausgeglichen, schlagen über die Stränge. Ich kenne es genauso von mir selbst und von meiner Tochter. Je mehr ich ihr selbst zugestehe, ihr vertraue und sie entspannt machen lasse, umso kooperativer verhält sie sich. Es ist wirklich ein spannendes Phänomen.
BiHa hat geschrieben:
Dabei geht es nicht ums Gehorchen (am besten noch ohne Nachzufragen) sondern um alltägliche Dinge wie Bitte und Danke sagen, Grüßen, bestimmtes Benehmen am Tisch. Wenn ich meine Kind solche Dinge nicht zeige, dann wird es es irgendwann schwer haben. Wie ich dem Kind solche Regeln beibringe, ist das Erziehungskonzept der Eltern. In diesem Konzept ist auch festgelegt, was ich alles möchte, dass das Kind lernt, sich aneignet, erfährt. Was sich grundlegend unterscheiden kann, sind die Erziehungsmethoden. Und da kann man dann auch streiten, ob man es erziehen oder begleiten nennt. Am Ende ist es aber eine Methode und das zugrunde liegendende Ziel ist das gleiche.
Meiner Meinung nach muss es keine Methode geben, je natürlicher, liebevoller und respektvoller Eltern und Kinder einfach nur zusammenleben, desto natürlicher können auch genau diese Regeln erlernt werden.
Meine Tochter hat sich von uns Eltern und anderen Bezugspersonen/ Kindern alles abgeschaut. Sie war z.B. von Anfang an sehr höflich, das mussten wir ihr nicht "beibringen" sie hat es von uns übernommen und verhält sich ganz natürlich und selbstverständlich so. Sie hat auch nie anderen Kindern etwas weggenommen, hat keine anderen Kinder gehauen etc. Das Essen und Benehmen am Tisch schaut sie sich genauso von uns ab, wir haben ihr NIE etwas gesagt. Ich glaube, gerade hier kann es sonst am Familientisch sehr stressig werden. Auch hier hat sie von ganz alleine von Anfang an sehr sauber gegessen, kaum gekleckert etc. Sie hat gelernt zu warten, höflich zu fragen, wenn sie etwas möchte, freundlich zu antworten. Sie ging früh auf die Toilette, schläft konstant durch (wenn auch spät ein) und verhält sich super selbstständig. Wo kommt das alles her? Zumindest nicht durch bewusste "Erziehungsmaßnahmen", sondern einfach durch ein enges, liebevolles Zusammenleben mit uns Eltern und dem Gefühl, ihr wird vertraut und vieles zugetraut. Bewusstes Erziehen (ich tue/sage etwas, damit mein Kind ein bestimmtes Verhalten zeigt) geht bei uns immer voll nach hinten los, meine Tochter durchschaut dies sofort und verlässt ebenfalls die "Augenhöhe". Sie geht gegen an und ein Machtkampf entsteht. Sie will ernstgenommen und auf Augenhöhe behandelt werden, im Grunde genauso wie wir Erwachsenen. Ich denke, dieses Recht haben alle Kinder!

Schöne Grüße von Momo
Zuletzt geändert von Momo am Sa 15. Aug 2015, 18:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Momo
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Momo »

Was mir noch einfällt, selbst unsere aktuelle große Herausforderung, die sehr intensiven Wutanfälle meiner Tochter, haben sich durch diverse Erziehungsmethoden nur verstärkt. Letztendlich habe ich sie einfach nur begleitet, ihre Wut ausgehalten, mich geschützt und sie gehalten, als sie bereit dafür war. Endlich habe ich nicht versucht, ihre Wut zu unterdrücken, sondern sie darin unterstützt, sie herauszulassen. Seitdem ist sie wie ausgewechselt und ausgeglichen wie zuvor. Wut ist im Moment kein Thema mehr- und wenn, dann kenne ich den richtigen Weg, damit umzugehen, nämlich ohne Erziehungsmaßnahmen und einfach nur Mama sein und da sein :)
Momo
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Rabaukenmama
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:
Meiner Meinung nach muss es keine Methode geben, je natürlicher, liebevoller und respektvoller Eltern und Kinder einfach nur zusammenleben, desto natürlicher können auch genau diese Regeln erlernt werden.
Ach Momo, dein Nick ist auch sehr passend gewählt, denn wenn ich Deine Beiträge lese kommst du mir manchmal vor wie vom anderen Stern (was ja im Buch "Momo" von Michael Ende auch angesprochen ist :) ). Man merkt, dass Dir offensichtlich noch nie Teller voll Essen nachgeflogen sind (von deinem Kind geworfen) und dass du nicht jede Woche überlegst was diesmal in Brüche gehen könne.

Grundsätzlich weden Regeln natürlich hauptsächlich durch vorleben gelernt, ganz daneben ist diese Aussage nicht. Aber glaubst Du, wir leben unserem Kleinen vor, Teller zu schmeißen wenn uns das Essen nicht passt oder schmeckt? Überleg mal wie du reagieren würdest wenn diese Situation nicht nur 1x (inkl. freundlichem besprechen, erklären, Hintergründe herausfinden wollen,, etc.) stattfindet sondern immer wieder?
Momo hat geschrieben: Meine Tochter hat sich von uns Eltern und anderen Bezugspersonen/ Kindern alles abgeschaut. Sie war z.B. von Anfang an sehr höflich, das mussten wir ihr nicht "beibringen" sie hat es von uns übernommen und verhält sich ganz natürlich und selbstverständlich so. Sie hat auch nie anderen Kindern etwas weggenommen, hat keine anderen Kinder gehauen etc. Das Essen und Benehmen am Tisch schaut sie sich genauso von uns ab, wir haben ihr NIE etwas gesagt. Ich glaube, gerade hier kann es sonst am Familientisch sehr stressig werden. Auch hier hat sie von ganz alleine von Anfang an sehr sauber gegessen, kaum gekleckert etc. Sie hat gelernt zu warten, höflich zu fragen, wenn sie etwas möchte, freundlich zu antworten. Sie ging früh auf die Toilette, schläft konstant durch (wenn auch spät ein) und verhält sich super selbstständig.
Himmel, und du denkst wirklich das wäre dein Verdienst durch dein vorbildliches Vorleben??? Aber schön langsam wird mir klar warum Momo vom anderen Stern kommt. Du warst offensichtlich noch kaum in Situationen, wo du Grenzen setzen musstest.

Deien Tochter hat ja noch nicht mal anderen Kindern was gegenommen. Wenn sie es aber immer wieder getan HÄTTE - hast du schon mal über mögliche Reaktionen deinerseits nachgedacht? Oder würdest du zuschauen wenn dein 18 Monate altes Kind am Spielplatz einem 8 Monate alten Baby mit einer Metallschaufel auf den Kopf schlägt :o ? Würdest du zulassen dass dein gerade mal 2,4 Jahre altes Kind sind mit den Fingernägeln in den Kopf deines Neugeborenen krallt um es von deiner Brust zu reißen? Wie würdest du agieren wenn Deine Tochter bei einem Badeausflug innerhalb von 4 Stunden 3 Kinder beißt, 3 Kinder schlägt und eines tritt während auch noch ein jüngeres Geschwisterkind zu beaufsichtigen ist?

Benehmen bei Tisch ist mir - hart gesagt - egal! Wir haben genug andere "Baustellen". Ich nörgle nicht mit meinen Kindern rum wenn sie das Besteck nicht korrekt halten oder wenn mal was daneben geht. Wobei mir hier gleich wieder ein Unterschied auffällt: Kleinsohn kleckert mit seinen 3 Jahren deutlich weniger und hat auch viel bessere Tischmanieren (aufrechte Haltung, hantieren mit Besteck, bedanken wenn ihm z.B. das Salz gereicht wird,...) als Großsohn mit fünfeinhalb. Dafür ist mir von Großsohn aber noch nie ein Teller nachgeflogen :mrgreen: .

Gesellschaftliche Konventionen? Ich gängle meine Kinder nicht wegen grüßen oder "bitte", aber mein Mann und ich leben es konstant vor. Nur eben nicht so, dass mein älterer Sohn es automatisch übernommen hätte. Das ist sehr stimmungsabhängig, meistens grüßt er und sagt bitte und danke, dann wieder tut er es nicht weil er einfach "vergisst" oder mit was anderem beschäftigt ist. Der Kleine ist da vieeeel "herzeigbarer", für den ist bitte und vor allem danke eine Selbstverständlichkeit und grüßen und verabschieden ebenfalls. Zur Zeit verabschiedet er sich sogar vom Spielplatz oder den Fliegen in unserer Küche :D und begrüßt die Katze im Hof. Aber ob jetzt jemand der Ansicht ist mein Großer sei schlecht erzogen weil er mal aufs grüßen vergisst ist mir ziemlich egal. Mein Mann ist da eher dahinter, dem wurden diese Umgangsformen aber auch in der eigenen Kindheit sehr autoritär aufgenötigt.

Und was hat "konstantes durchschlafen" mit Erziehung zu tun? Bei uns gibt´s da immer wieder wechselnde Phasen. Lange Zeit war Kleinsohn der konstantere Schläfer, jetzt wird der plötzlich wieder jede Nacht mehrmals wach und sucht unsere Nähe (sprich: klettert zu uns ins Bett), davor hatte Großsohn öfter Albträume, der schläft aber zur Zeit konstant durch.

Selbstständiges Verhalten? Großsohn würde sich ab liebsten rund um die Uhr bedienen lassen und "Baby" sein, Kleinsohn will absolut nicht wahrhaben, dass es tatsächlich Dinge gibt, die er noch NICHT komplett selber machen kann (z.B. das Passwort beim PC eingeben oder das Vorhangschloss der Kellertür zudrücken) und reagiert nach sehr langen, intensiven Versuchen (einmal hat er 45 Minuten versucht, ein T-Shirt anzuziehen!) mit fürchterlichen Wutanfällen.
Momo hat geschrieben: Wo kommt das alles her? Zumindest nicht durch bewusste "Erziehungsmaßnahmen", sondern einfach durch ein enges, liebevolles Zusammenleben mit uns Eltern und dem Gefühl, ihr wird vertraut und vieles zugetraut. Bewusstes Erziehen (ich tue/sage etwas, damit mein Kind ein bestimmtes Verhalten zeigt) geht bei uns immer voll nach hinten los, meine Tochter durchschaut dies sofort und verlässt ebenfalls die "Augenhöhe". Sie geht gegen an und ein Machtkampf entsteht. Dies sind unsere Erfahrungen...
Also hat für dich all das, was du selbst schreibst (enges, liebevolles zusammenleben, abschauen von Bezugspersonen) rein gar nichts mit Erziehung zu tun? Erziehung ist für Dich ausschließlich Manipulation, "Elternmaßnahmen" und "gute Seiten herausZIEHEN? Und da du so was sowieso nie tust (bwz. nur ganz selten erfolglos versucht hast) machen alle anderen was falsch?
Momo hat geschrieben:Was mir noch einfällt, selbst unsere aktuelle große Herausforderung, die sehr intensiven Wutanfälle meiner Tochter, haben sich durch diverse Erziehungsmethoden nur verstärkt. Letztendlich habe ich sie einfach nur begleitet, ihre Wut ausgehalten, mich geschützt und sie gehalten, als sie bereit dafür war. Endlich habe ich nicht versucht, ihre Wut zu unterdrücken, sondern sie darin unterstützt, sie herauszulassen. Seitdem ist sie wie ausgewechselt und ausgeglichen wie zuvor. Wut ist im Moment kein Thema mehr- und wenn, dann kenne ich den richtigen Weg, damit umzugehen, nämlich ohne Erziehungsmaßnahmen und einfach nur Mama sein und da sein :)
Die Wutanfälle Deiner Tochter haben sich nur gegen DICH gerichtet - da ist es ja relativ einfach. Aber wie erklärst du jüngeren, gleichaltrigen oder älteren Kinder dass sie die Wut eines anderen Kindes "aushalten" sollen? Soll Deine Tochter auch aushalten wenn eine anderes Kind seine Wut an ihr ausläßt?

Ich hatt schon mehrmals Situationen wo ich mich vor der Wut meines Kleinen selbst NICHT schützen konnte. Wie soll ich das machen? Ich habe schon mal überlegt, mich an die Deckenbelechtung zu hängen, weil er mich dort nicht erreichen kann, war aber nicht sicher ob die Befestigung das aushält :roll: . Wie hast Du Dich geschützt? Hast Du dich in ein anderes Zimmer eingesperrt? Das würde mich ehrlich interessieren! Wirft Dir deine Tochter in der Wut auch schwere Gegenstände nach? Zertrümmert sie in der Wut das Mobilar? Oder sprechen wir von verschiedenen Ausprägungen desselben Phnomens?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Momo »

Du bist echt lustig Rabaukenmama, warum komme ich Dir vor wie von einem anderen Stern- weil ich einfach natürlich mit meinem Kind umgehe??? :gruebel: Ist das so ungewöhnlich?
Ich glaube, wenn ein Kind aggressives Verhalten zeigt, ist bereits etwas "im Busch". Das heißt, es ist etwas im Ungleichgewicht und dies wird durch das Verhalten des Kindes ausgedrückt. Wenn Dein Sohn Dinge nach Dir wirft, kannst Du in diesem Moment nur reagieren, erst später aber an Eurer Beziehung arbeiten. Und das ist für mich das Stichwort- Ich leiste aus meiner Sicht keine Erziehungsarbeit sondern Beziehungsarbeit. Und Beziehungsarbeit kann nur mit dem Herzen erfolgen und wenn die Beziehung im Lot ist, kann es natürlich kleine Streitereien und Konflikte geben, aber die Basis stimmt und ist in Harmonie.
Rabaukenmama hat geschrieben:

Himmel, und du denkst wirklich das wäre dein Verdienst durch dein vorbildliches Vorleben??? Aber schön langsam wird mir klar warum Momo vom anderen Stern kommt. Du warst offensichtlich noch kaum in Situationen, wo du Grenzen setzen musstest.
Ich denke, es ist die Gesamtsituation, denn meine Tochter wurde von Anfang an von all ihren Bezugspersonen ernst genommen, ihre Bedürfnisse wurden gesehen. Natürlich setze ich auch Grenzen, doch eher durch mein authentisches Verhalten wie z.B. "Aua, das tut weh, ich will das nicht!" als durch Erziehungsmaßnahmen wie "Wenn Du das noch einmal tust dann..."
Rabaukenmama hat geschrieben:

Würdest du zulassen dass dein gerade mal 2,4 Jahre altes Kind sind mit den Fingernägeln in den Kopf deines Neugeborenen krallt um es von deiner Brust zu reißen? Wie würdest du agieren wenn Deine Tochter bei einem Badeausflug innerhalb von 4 Stunden 3 Kinder beißt, 3 Kinder schlägt und eines tritt während auch noch ein jüngeres Geschwisterkind zu beaufsichtigen ist?
Liebe Rabaukenmama, ich will Dir nicht zu nahe treten. In der akuten Situation würde ich wahrscheinlich versuchen, weitere Katastrophen zu verhindern. Doch dann würde ich mich fragen, was die Ursache dieses Verhaltens ist. Es geht meiner Meinung nach nicht um oberflächliche Erziehungsmaßnahmen in diesen Situationen, sondern um Ursachenforschung. Das Problem liegt wahrscheinlich an anderer Stelle, hier siehst die nicht die Ursache, nur die Wirkung...
Rabaukenmama hat geschrieben:

Und was hat "konstantes durchschlafen" mit Erziehung zu tun? Bei uns gibt´s da immer wieder wechselnde Phasen. Lange Zeit war Kleinsohn der konstantere Schläfer, jetzt wird der plötzlich wieder jede Nacht mehrmals wach und sucht unsere Nähe (sprich: klettert zu uns ins Bett), davor hatte Großsohn öfter Albträume, der schläft aber zur Zeit konstant durch.
Naja, das Schlafthema ist eines der beliebtesten Themen für Erziehungsprogramme. Die Kinder die ich kenne, deren Eltern strikte Ein- und Durchschlaftrainings mit ihren Kindern durchgeführt haben, haben wirkliche Schlafprobleme entwickelt. Doch dies nur am Rande...
Rabaukenmama hat geschrieben:

Also hat für dich all das, was du selbst schreibst (enges, liebevolles zusammenleben, abschauen von Bezugspersonen) rein gar nichts mit Erziehung zu tun? Erziehung ist für Dich ausschließlich Manipulation, "Elternmaßnahmen" und "gute Seiten herausZIEHEN? Und da du so was sowieso nie tust (bwz. nur ganz selten erfolglos versucht hast) machen alle anderen was falsch?
Das kommt darauf an, was man mit Erziehung verbindet. Das ist ja der Punkt. Wenn Erziehung für Dich bedeutet, das Kind in seiner individuellen Entwicklung zu unterstützen, ohne Druck, Maßnahmen und Androhungen etc., dann hat es natürlich auch mit Erziehung zu tun. Ich sage nicht, dass ich alles richtig mache oder alle anderen falsch. Ich sage nur, Erziehung verstellt einem oft den Blick auf die Beziehung! Und die Beziehung hat einen extrem höheren Stellenwert und lässt Erziehung fast überflüssig werden.
Rabaukenmama hat geschrieben:
Wie hast Du Dich geschützt? Hast Du dich in ein anderes Zimmer eingesperrt? Das würde mich ehrlich interessieren! Wirft Dir deine Tochter in der Wut auch schwere Gegenstände nach? Zertrümmert sie in der Wut das Mobilar? Oder sprechen wir von verschiedenen Ausprägungen desselben Phnomens?
Ich habe ein kleines, überschaubares Zimmer gewählt und habe meine Tochter strampelnd hineingetragen. Ich setzte mich zu ihr in das Zimmer, direkt vor die Tür um sie am Rausgehen zu hindern, was sie natürlich die ganze Zeit versuchte. Sie trat, biss, schrie wie am Spieß, warf Dinge nach mir. Sie war so außer sich in ihrer Wut, dass sie überhaupt nicht ansprechbar war. Ich habe mich mit meinen eigenen Armen und Körper vor den Attacken geschützt, habe nichts gesagt und bin innerlich komplett ruhig geblieben (auch wenn ich etwas beunruhigt war, bloß keine blauen Flecken zu bekommen, da ich am Tag darauf einen wichtigen Modeljob hatte :lol: ). Auch als sie nach ca. 10 Minuten in meine Arme fiel und heftigst weinte, habe ich nichts gesagt, sie einfach in Ruhe weinen lassen. Erst als sie mich nach einer ganzen Zeit wieder klar anschaute, begann auch ich zu sprechen. Ich habe jedoch diesen Vorfall einfach stehen lassen, dazu brauchte es keine Worte, keine Erklärungen, keine "das nächste Mal" Anweisungen. Meine Tochter hatte von ganz alleine verstanden und daraus gelernt, das habe ich gespürt.

Einen entspannten Abend wünscht Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Du bist echt lustig Rabaukenmama, warum komme ich Dir vor wie von einem anderen Stern- weil ich einfach natürlich mit meinem Kind umgehe??? :gruebel: Ist das so ungewöhnlich?
Nein, nicht weil du natürlich mit deinem Kind umgehst sondern weil du dich offensichtlich für vieeeel gescheiter, weiter, liebevoller, einfühlsamer und bedürfnisorientierter hältst als andere Eltern.
Momo hat geschrieben:Ich glaube, wenn ein Kind aggressives Verhalten zeigt, ist bereits etwas "im Busch". Das heißt, es ist etwas im Ungleichgewicht und dies wird durch das Verhalten des Kindes ausgedrückt. Wenn Dein Sohn Dinge nach Dir wirft, kannst Du in diesem Moment nur reagieren, erst später aber an Eurer Beziehung arbeiten. Und das ist für mich das Stichwort- Ich leiste aus meiner Sicht keine Erziehungsarbeit sondern Beziehungsarbeit. Und Beziehungsarbeit kann nur mit dem Herzen erfolgen und wenn die Beziehung im Lot ist, kann es natürlich kleine Streitereien und Konflikte geben, aber die Basis stimmt und ist in Harmonie.
Ok, jetz verrat mir mal wie ich mit einem gehörlosen Kind, welches Kommunikation nur zulässt, wenn es sie selbst will, "an der Beziehung arbeiten" soll? Und bitte glaub nicht, dass ich mich nicht ehrlich drum bemühe. Mir stößt es nur sauer auf wenn jemand, der in einer Idealsituation lebt (zwei liebevolle Elternteile, ein gesundes Kind, finanzieller Rückhalt, Tätigkeit mit freier Zeiteinteilung) glaubt, den Schlüssel der Weisheit in der Hand zu halten.
Momo hat geschrieben:Ich denke, es ist die Gesamtsituation, denn meine Tochter wurde von Anfang an von all ihren Bezugspersonen ernst genommen, ihre Bedürfnisse wurden gesehen. Natürlich setze ich auch Grenzen, doch eher durch mein authentisches Verhalten wie z.B. "Aua, das tut weh, ich will das nicht!" als durch Erziehungsmaßnahmen wie "Wenn Du das noch einmal tust dann..."
Vermutlich haben demnach andere Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht so gut erkannt und die Kinder wurden auch nicht von allen Bezugspersonen von Anfang an ernst genommen. Und maßregeln und drohen tun sie außerdem und verschlimmern das Ganze damit noch. Daran liegt´s. Wären sie so gescheit und wertschätzend wie du hätten sie nie Probleme mit ihren Kindern gehabt. Aber so - selber schuld! Und dann sind sie auch noch so undankbar, deine wohlgemeinten Ratschläge zu kritisieren.
Rabaukenmama hat geschrieben: Würdest du zulassen dass dein gerade mal 2,4 Jahre altes Kind sind mit den Fingernägeln in den Kopf deines Neugeborenen krallt um es von deiner Brust zu reißen? Wie würdest du agieren wenn Deine Tochter bei einem Badeausflug innerhalb von 4 Stunden 3 Kinder beißt, 3 Kinder schlägt und eines tritt während auch noch ein jüngeres Geschwisterkind zu beaufsichtigen ist?
Momo hat geschrieben: Liebe Rabaukenmama, ich will Dir nicht zu nahe treten. In der akuten Situation würde ich wahrscheinlich versuchen, weitere Katastrophen zu verhindern. Doch dann würde ich mich fragen, was die Ursache dieses Verhaltens ist. Es geht meiner Meinung nach nicht um oberflächliche Erziehungsmaßnahmen in diesen Situationen, sondern um Ursachenforschung. Das Problem liegt wahrscheinlich an anderer Stelle, hier siehst die nicht die Ursache, nur die Wirkung...
Ich kenne sogar die Ursache: Geschwistereifersucht! Ich arbeite daran, diese Situation zu verbessern, aber sie läßt sich einfach nicht aus der Welt schaffen (es sei denn, ich würde meinen Kleinen zur Adoption freigeben). Ich habe zu dem Thema sehr viel gelesen, mit anderen betroffenen Eltern gesprochen und bemühe mich wirklich, meinem großen Sohn Zeit, Liebe, Freiraum, Rückhalt und alles, was er sonst noch (emotional) benötigt, zu geben.

Übrigens hast du die Ausgangsfragen: "Was würdest Du tun, wenn..." noch nicht beantwortet. Du würdest "versuchen, weitere Katastrophen zu verhindern" - und wie, bitteschön? Am Spielplatz kann ich mein Kind noch aus der Situation rausnehmen, aber wie mache ich das in den anderen Fällen?
Momo hat geschrieben: Naja, das Schlafthema ist eines der beliebtesten Themen für Erziehungsprogramme. Die Kinder die ich kenne, deren Eltern strikte Ein- und Durchschlaftrainings mit ihren Kindern durchgeführt haben, haben wirkliche Schlafprobleme entwickelt. Doch dies nur am Rande...
...also wieder was zum auf die eigenen Fahnen heften :roll: ...
Momo hat geschrieben: Das kommt darauf an, was man mit Erziehung verbindet. Das ist ja der Punkt. Wenn Erziehung für Dich bedeutet, das Kind in seiner individuellen Entwicklung zu unterstützen, ohne Druck, Maßnahmen und Androhungen etc., dann hat es natürlich auch mit Erziehung zu tun.
Um dir darüber klarzuwerden was ICH unter Erziehung verstehe, brauchst du nur meinen Eröffnungsbeitrag lesen.
Momo hat geschrieben:
Ich sage nicht, dass ich alles richtig mache oder alle anderen falsch. Ich sage nur, Erziehung verstellt einem oft den Blick auf die Beziehung! Und die Beziehung hat einen extrem höheren Stellenwert und lässt Erziehung fast überflüssig werden.
Es kommt aber für mich sehr so rüber als würdest du alles richtig machen und die anderen alles falsch. Der Unterton ist immer "Ich bin die kluge, einfühsame, authentische Mama und agiere sicher viel, viel wertschätzender und ungezwungener als alle, die glauben, ihre Kinder erziehen zu müssen. Und das ist so zirka genau der Rest der Welt..."
Momo hat geschrieben: Ich habe ein kleines, überschaubares Zimmer gewählt und habe meine Tochter strampelnd hineingetragen. Ich setzte mich zu ihr in das Zimmer, direkt vor die Tür um sie am Rausgehen zu hindern, was sie natürlich die ganze Zeit versuchte. Sie trat, biss, schrie wie am Spieß, warf Dinge nach mir. Sie war so außer sich in ihrer Wut, dass sie überhaupt nicht ansprechbar war. Ich habe mich mit meinen eigenen Armen und Körper vor den Attacken geschützt, habe nichts gesagt und bin innerlich komplett ruhig geblieben (auch wenn ich etwas beunruhigt war, bloß keine blauen Flecken zu bekommen, da ich am Tag darauf einen wichtigen Modeljob hatte :lol: ). Auch als sie nach ca. 10 Minuten in meine Arme fiel und heftigst weinte, habe ich nichts gesagt, sie einfach in Ruhe weinen lassen. Erst als sie mich nach einer ganzen Zeit wieder klar anschaute, begann auch ich zu sprechen. Ich habe jedoch diesen Vorfall einfach stehen lassen, dazu brauchte es keine Worte, keine Erklärungen, keine "das nächste Mal" Anweisungen. Meine Tochter hatte von ganz alleine verstanden und daraus gelernt, das habe ich gespürt.
Ok, es gab anscheinend EINEN solchen Anfall, du warst mit deiner Tochter allein und nach 10 Minuten war alles vorbei? Gehst du eigentlich davon aus, dass andere dieselbe (mMn sehr harmlose) Grundsituation haben und dann gleich "das nächste Mal"-Drohungen ausstoßen bzw. im nachhinein noch ewig rumbohren und die Sache immer wieder aufwärmen (und damit die Situation noch verschärfen)?

Gehst du davon aus, dass alle Kinder bereit sind, nach einem Wutanfall in die Arme der Mutter (oder des Vaters) zu sinken und sich auszuweinen? Was meinen kleinen Sohn betrifft so dauern seine Wutanfälle normalerweise 30-60 Minuten und ich habe nebenbei noch den Großen zu versorgen. Das, was gerade mit dem Großen gemacht wurde (z.B. ein Spiel spielen oder vorlesen) kann natürlich nicht weiter gemacht werden, unabhängig davon, ob ich mich dafür entscheide, im selben Raum (meistens das Wohnzimmer) zu bleiben oder mit dem Kleinen in einen anderen Raum gehe. Der Wutanfall wird untermauert mit ohrenbetäubenden Geschrei und mutwilligem um-sich-schlagen. In der Situation ist es unmöglich, mich (so wie du das beschreibst) zu meinem Sohn zu setzen, ich muß nur sprungbereit sein wenn er eine Möbeltür aus den Angeln reißen oder etwas schweres auf einen Spiegel, ein teures Gerät oder durch das Fenster werfen will.

Und wenn es vorbei ist? Dann läßt er sich garantiert nicht in den Arm nehmen sondern ich werde demonstrativ mit Verachtung bestraft. Nicht mal essen oder ein Schnuller wird dann (NACH dem Wutanfall) aus meiner Hand genommen, ich darf die Sachen maximal in seine Reichweite legen, damit er sie sich selbst holt.

Selbst wenn mir danach wäre, Drohungen auszustoßen (was ich noch nie gemacht habe, zumindest nicht bewusst) kann mein Kleiner mit "das nächste Mal..." oder "wenn-dann" ohnehin nichts anfangen. Und "Ich mag nicht, wenn du Sachen wirfst!" oder "Aua, das hat mir wehgetan! Du bist aber wütend..." kann ich zwar gebärden, aber mein Sohn schaut da sowieso nicht hin.

Und mir ist bewusst, dass gerade SOLCHE Szenen, die in guten Wochen einmal, in schlechten Wochen mehrere Male vorkommen, die Eifersucht meines Großen noch verstärken. Was mache ich also? Wir sprechen darüber! Durch aktives zuhören versuche ich, herauszubekommen, was ihn am meisten stört.

Und ich habe auch Erfolg: Er ärgert sich über die Aufmerksamkeit und die Zeit, die sein Bruder bekommt und die er vermisst. Aber bitte glaub nicht, dass aktives zuhören allein oder nachher-Zeit-geben das Problem löst! Wenn sich diese Szenen außerdem gegen 10h abends abspielen und ich seit 5h in der Früh wach bin kann durchaus sein, dass ich gar nicht mehr in der Lage bin, die Bedürfnisse meines Großen noch am selben Tag zu erfüllen. Dann schlafe ich mit schlechtem Gewissen sein. Ich habe Gedanken wie "Der Arme, jetzt haben wir nicht mal das Buch zu Ende gelesen. Kein Wunder dass er so latente Agressionsausbrüche hat. Ich müßte viel, viel mehr für ihn da sein. Aber wann? Diese Woche ist schon alles verplant! Wenn ich übernächste Woche die Logopädiestunde und die Frühförderung des Kleinen beide auf einen Montag verlege kann ich am Dienstag was mit ihm unternehmen...".
Momo hat geschrieben:Einen entspannten Abend wünscht Momo
Im Moment bin ich nicht entspannt. Ich fühle mich total unverstanden, so, als würde ich gegen eine Wand reden oder als wäre ich ein kleines Kind, welches von einer allwissenden, scheinbar milde lächelnden Mutter als dumm hingestellt wird.
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama, es tut mir leid, wenn das Ganze so bei Dir ankommt. Ich finde es erstaunlich, wie Du klar formulierte jedoch überhaupt nicht böse gemeinte Aussagen auf Dich bezogen schlussfolgerst und gegen einen einsetzt. Leider verdrehst Du dabei auch die Aussagen, setzt sie in einen anderen Kontext oder überliest Informationen (z.B. habe ich an verschiedenen Stellen beschrieben, dass diese Wutanfälle in letzter Zeit täglich stattgefunden haben und ich mit den klassischen Erziehungsmethoden überhaupt nicht weiterkam etc.). Das empfinde ich nicht als fair und es bringt uns auch nicht weiter.
Ich beschreibe, wie wir mit unserer Tochter umgehen, was ich für Erfahrungen gemacht habe und welche Schlüsse ich daraus gezogen habe. Ich möchte damit nicht sagen, dass dieser Weg der einzig richtige ist, noch dass ich keine Fehler mache, noch ist unsere Situation immer einfach oder ideal. Es geht hier um das Wort "Erziehen" und was wir damit verbinden. Ich verbinde etwas anderes als Du damit, wo ist das Problem? Ich möchte Dich nicht persönlich angreifen, Du gehst Deinen Weg, wie Du ihn gehst und ich gehe meinen Weg- und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schwierig die Situation derzeit für Euch alle ist!! Meine Worte waren überhaupt nicht als persönliche Kritik gegen Dich gemeint, sorry, wenn es so rübergekommen ist!!!

Momo
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Karen
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Karen »

Hallo Rabaukenmama,
Ich glaube deine Situation und Konstellation mit beiden sehr Willensstarken Jungen plus Gehörlosigkeit des Kleinen einzigartig und sehr Anstrengend ist. Obwohl ich sehr gut verstehen kann, kann ich aber nicht wirklich vorstellen wie schwierig dass sein kann, da ich deine Situation nie gewesen bin. Was du hier beschreibst, wie du reagierst, habe ich Gefühl dass ihr auch sehr stark auf Bedürfnissen von Beiden angeht, und dass dein Erziehungskonzept gar nicht so weit weg von Momo ihren ist. Deine Jungs sind halt weniger gesellschaftlich angepasst als Momos Tochter und das Charakter und Eigenschaften euren Kinder machen enormen unterschied. Meine Tochter ist ein gutes Beispiel wie eine komplett Bedürfnissorientierte Erziehung trotzdem in manchen Bereichen "nichts bringt" ausser dass ich mir 100% sicher bin dass wir es fast immer richtig machen.
Thema Schlafen: Sie hat in ihren ganzen Leben 6 mal länger als 3 Stunden an Stück geschlafen (wir haben jedes mal eine Flasche Vine aufgemacht). Trotzdem lehne ich schreien lassen und jedes Kind kann schlafen lernen komplett ab. Aber, ich habe mein vollen Verständnis für jede Mutter/Vater der das Kind schreien lasst weil sie/er selber schon am zusammenbrechen ist oder nur am heulen ist. überhaupt kein Verständnis habe ich für Eltern die Kontrolliertes schreien lassen als Methode sehen und es anwenden sobald dass Kind 6 Monate alt ist und in der Nacht 1-2 mal aufwacht oder nach Flasche verlangt. Zu meinem grossen Schock, sind dass 80% von Eltern in meinem Bekanntenkreis. Das ich für mich ein riesiges unterschied: in fall von diesen 80% geht es wirklich um Erziehung, und es ist für mich Falsch und Unverantwortlich Kinder gegenüber. In diesen Situation sage ich auch dass ich alles richtig mache, da ich überzeugt bin dass es auch so ist, und dass meine Tochter mich in der Nacht braucht. Mit ihrem schlafverhalten hat mein für mich richtiges benehmen nichts zu tun, ausser dass es sicher keine Schaden angerichtet hat und sie immer unterschtützt habe. Ich freue mich für Momo dass es bei ihr alles super geklappt hat, aber es liegt für mich an beidem, ihrem entspanntem Umgang und unkompliziertem Schlafverhalten ihrer Tochter. Wenn deine Kinder ein paar mal schreien mussten weil du selber schon am schreien/heulen/... war, dann macht ihr doch nichts falsch. Und wenn der Klein immer noch nicht durchschlaft/einschläft, liegt es am ihn und nicht an euch als Eltern. Ihr geht doch die Bedürfnisse von ihm an so weit ihr es könnt. Genauso wie ich oder Momo. Deshalb verstehe ich sehr gut dass du aufregst wenn es bei Momos Antwort so ausseht als ob das Unkomplizierte schlafverhalten ihren Tochter nur an ihren Umgang liegt. Für sie ist es so, für deine Jungs und Meine Tochter ist es nicht.
Thema Tischmanieren: bei uns darf die Kleine alles und ich habe schon sehr viel Kopfschütteln von meinen Kollegen mit deren Braven Kinder bekommen. Wieso darf sie alles (ausser Füsse am Tisch legen:-))? Weil sie a) untergewichtig ist, b) nicht selber merkt wenn sie Hunger hat und essen als nötigste und unnötigste übel empfindet. Oft verweigert sie essen Komplett: sie weint nur, klappt fast zusammen, ist unausstehlich, aber isst trotzdem nicht. Auch keine Süssigkeiten. Wenn sie dann vor sich aus mal etwas isst, sind dass Brokoli, Karotten oder Obst: meistens so kalorienarm und Gesund wie möglich. Wie lassen uns nicht stressen und gehen so entspannt wie möglich mit diesem Verhalten um da wir aus essen kein Machtkampf machen wollen. Aber wenn sie endlich mal ein Teigwaren Interesse zeigt, ist mir komplett egal ob sie es mit Händen isst, oder ob der Teller am ende am Boden fliegt. Für unsere Situation machen wir das Beste draus und ich bin manchmal selber stolz auf mich dass ich es schaffe nicht auszuflippen, aber für alle deren Kinder brav das Teller aufessen mit Gabel und Messer, seht meine Tochter Komplet unerzogen aus. Mir ist es egal, da sie einfach keine Ahnung haben, und überhaupt nicht vorstellen können wie es bei euch anderes sein kann. Für die, mache ich alles Falsch, dass ich zulasse solche Verhlaten von meine Tochter. Ich habe schon gehört, dass ich sie mal hungern lassen soll, da "kein Kind freiwillig verhungert". Falsch. Sie wird nichts essen bis sie von Unterzukerung und Schreien Bewusstlos wird (einmal ist es fast passiert, aber nicht weil wir es so gewollt haben).
Was ich mit meinen Geschichten sagen will: es doch egal wer was über deine Jungs und dich denkt. Es stimmt wirklich dass wenn Eltern Bedürfnis orientiert erziehen, und in gewissen massen unkomplizierten Kinder haben, haben sie tolle Resultate und tolle Kinder, wie Momo und ihre tolle Tochter. Ich glaube wirklich dass es auch ihres Verdienst ist dass ihre tochter so ist wie sie ist. Dass bedeutet aber nicht, dass wenn die Kinder oder wie bei euch Umstanden (Geschwiestereifersucht, Gehörlosigkeit) kompliziert sind, und die Kinder nicht so gesellschaftlichkonform benehmen, das ihr etwas Falsch macht. Ihr macht trotzdem das Beste draus wenn ihr auf eure Jungs angeht und sie in diese Schwierige Phase begleitet. Und dass macht ihr ja auch (dass hört wenigstens für mich so von deinen Threads). Ihr seid tolle Eltern und nicht Schuld daran dass eure Jungs manchmal/oft anstrengend sind wie ich nicht schuld daran bin dass meine tochter ihren teller am boden schmeisst obwohl ich ihr dass nie gezeigt habe.
Momo
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Momo »

Liebe Karen,
danke für Deine Diplomatie :)

Dir möchte ich nur ganz kurz schreiben- bezogen auf das Ess- und Schlafverhalten haben wir auch einen Weg hinter uns. Durchgeschlafen hatte meine Tochter erst mit ca. 3 Jahren, vorher ist sie ebenfalls jede Nacht mehrmals aufgewacht. Ihr seid ganz sicher auf einem sehr guten Weg!
Thema Essen- Meine Tochter war schon immer sehr schlank, sowohl als Baby und jetzt sieht sie durch ihre fast ständige Bewegung fast aus wie eine Marathon- Läuferin :) Sie hat schon immer kleine Portionen gegessen und ich musste mir von VIELEN Seiten, einschließlich meiner eigenen Eltern anhören, dass sie doch mehr essen müsse und viel zu dünn sei. Zum Glück hatte mir damals meine Kinderärztin gesagt, dass sie einfach ein schlanker und bewegungsfreudiger Typ ist, sie ist einfach so. Es ist doch toll, wenn Deine Tochter gerne Gemüse isst- gesünder könnte sie sich doch gar nicht ernähren! Sie wird ihren Weg finden!
Übrigens staune ich jetzt von den Kindergärtnerinnen zu hören, dass meine Tochter in der Kindergruppe richtig gute Portionen isst.

Ich kann verstehen, wenn es einen ärgert, dass bestimmte Themen bei einigen Kindern kein Problem zu sein scheinen, die einen selbst sehr beanspruchen. Ich habe es selbst bei meiner Tochter so erlebt, sie kam auf die Welt und alle anderen Kinder schienen so easy zu sein, doch mein Baby forderte mich von Anfang an. Gerade deshalb möchte ich anderen Eltern gerne Mut machen und auch Wege aufzeigen, wie wir einen entspannten Umgang mit unserer fordernden Tochter gefunden haben.

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Rabaukenmama »

Karen hat geschrieben: Was du hier beschreibst, wie du reagierst, habe ich Gefühl dass ihr auch sehr stark auf Bedürfnissen von Beiden angeht, und dass dein Erziehungskonzept gar nicht so weit weg von Momo ihren ist. Deine Jungs sind halt weniger gesellschaftlich angepasst als Momos Tochter und das Charakter und Eigenschaften euren Kinder machen enormen unterschied.
Hallo Karen! Ich sehe auch nicht viel Unterschied zwischen Momos und meinem Erziehungs- (oder, wenn das eher angenommen wird: Begleitungs-)Stil. Daher ärgert mich auch sehr wenn es immer wieder so rüberkommt als würde sie es einfach "besser" machen und hätte allein deswegen mehr "Erfolg". Und das beziehe ich gar nicht auf mich allein sondern es ist allen anderen gegenüber so, die Probleme haben. Irgendwie kommt es immer so rüber als hätte man keine Probleme wenn man von Anfang an alles richtig macht.

Dabei schätze ich Momo als sehr kluge, empathische Frau. Nur im Moment bin ich bei dem Thema leider so innerlich aufgewühlt dass ich gar nicht weiter diskutieren will - es sei denn wir würden wirklich alles AUSdiskutieren und nicht in gegenseitiges beschuldigen und anklagen verfallen. Und wenn ich nicht damit aufhören kann (eben weil es mich so aufwühlt) kann ich es auch schlecht von ihr erwarten.
Karen hat geschrieben: überhaupt kein Verständnis habe ich für Eltern die Kontrolliertes schreien lassen als Methode sehen und es anwenden sobald dass Kind 6 Monate alt ist und in der Nacht 1-2 mal aufwacht oder nach Flasche verlangt. Zu meinem grossen Schock, sind dass 80% von Eltern in meinem Bekanntenkreis. Das ich für mich ein riesiges unterschied: in fall von diesen 80% geht es wirklich um Erziehung, und es ist für mich Falsch und Unverantwortlich Kinder gegenüber.
Das sehe ich genauso. Wir haben ja noch 4-Personen-Schlafzimmer und häufig auch 4-Personen-Familienbett. Für andere unvorstellbar :mrgreen: . Aber ich finde traurig dass so viele in deinem Bekanntenkreis so unverantwortlich agieren. Ich kenne zwar auch einige, die das so handhaben, aber nicht so viele.
Karen hat geschrieben: Ich freue mich für Momo dass es bei ihr alles super geklappt hat, aber es liegt für mich an beidem, ihrem entspanntem Umgang und unkompliziertem Schlafverhalten ihrer Tochter. Wenn deine Kinder ein paar mal schreien mussten weil du selber schon am schreien/heulen/... war, dann macht ihr doch nichts falsch.

Deshalb verstehe ich sehr gut dass du aufregst wenn es bei Momos Antwort so ausseht als ob das Unkomplizierte schlafverhalten ihren Tochter nur an ihren Umgang liegt. Für sie ist es so, für deine Jungs und Meine Tochter ist es nicht.
Das (etwas falsch zu machen) habe ich sowieso nicht geglaubt. Mir war nur ursprünglich unklar warum es von Momo zum Thema "Erziehung" aufgeworfen wurde - außer eben, um sich selbst als Beispiel hinzustellen, wie man es machen müsste, um ein problemlos durchschlafendes Kind zu haben. Und genau DAS hat mich gestört. Aber ich merke auch, dass ich momentan sehr empfindlich bin weil unsere Schlafsituation wieder mal schwierig ist :oops: .

An deiner Beschreibung sehe ich aber, dass ich damit nicht allein bin - danke dafür!
Karen hat geschrieben:
Was ich mit meinen Geschichten sagen will: es doch egal wer was über deine Jungs und dich denkt. Es stimmt wirklich dass wenn Eltern Bedürfnis orientiert erziehen, und in gewissen massen unkomplizierten Kinder haben, haben sie tolle Resultate und tolle Kinder, wie Momo und ihre tolle Tochter. Ich glaube wirklich dass es auch ihres Verdienst ist dass ihre tochter so ist wie sie ist.
Das glaube ich auch. Aber es gibt bei jedem Kind Dinge, die man - wenn man WIRKLICH ehrlich ist - als Eltern bei seinen Kindern gerne "anders" hätte. Das betrifft mMn alle Eltern, die ich bisher kennengelernt habe. Von Momo kamen ja auch schon Beiträge mit Sorge wegen nicht-im-Kindergarten bleiben-wollen, Schüchternheit und wenig Schlafbedürfnis bzw. spätes schlafen-gehen.

Davon kenne ich nur das späte schlafen-gehen aus eigener Erfahrung mit meinen Kindern. Dafür waren meine beiden vom ersten Tag an gerne im Kindergarten und schüchtern sind sie absolut nicht. Und zwar nicht deshalb, weil ich irgend etwas "richtiger" gemacht habe als Momo, sondern weil es einfach ihr Wesen ist.

Ich kenne viele Probleme nur vom hören-sagen, so z.B. auch Angst vor dem Arzt oder sich-nichts-trauen auf dem Spielplatz. Ich wurde auch schon mal von einer anderen Mutter im KIGA gefragt wie ich es gemacht habe dass mein Sohn so gut und sicher Rad fährt (ihre Tochter kann und will das nicht). Gar nichts habe ich "gemacht" (und schon gar nicht "besser" als andere gemacht), das hat er von sich aus so schnell gelernt.
Karen hat geschrieben: Dass bedeutet aber nicht, dass wenn die Kinder oder wie bei euch Umstanden (Geschwiestereifersucht, Gehörlosigkeit) kompliziert sind, und die Kinder nicht so gesellschaftlichkonform benehmen, das ihr etwas Falsch macht. Ihr macht trotzdem das Beste draus wenn ihr auf eure Jungs angeht und sie in diese Schwierige Phase begleitet. Und dass macht ihr ja auch (dass hört wenigstens für mich so von deinen Threads). Ihr seid tolle Eltern und nicht Schuld daran dass eure Jungs manchmal/oft anstrengend sind wie ich nicht schuld daran bin dass meine tochter ihren teller am boden schmeisst obwohl ich ihr dass nie gezeigt habe.
Danke für Deine Worte.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Das Wort "erziehen"

Beitrag von Momo »

Hallo Rabaukenmama,
nun melde ich mich auch noch mal zu diesem Thema, da ich es schade finde, dass diese Diskussion so sehr in eine Richtung gegangen ist. Ich habe den Verlauf noch mal durchforstet auf der Suche nach dem Moment, an dem die Diskussion eine neue Eigendynamik bekam. Ich glaube ich habe das Problem erkannt und möchte dazu noch kurz etwas schreiben:
BiHa hat geschrieben:
Am Ende möchte ich doch, dass mein Kind bestimmte Verhaltensweisen zeigt, um gesellschaftskonform zu sein. Dabei geht es nicht ums Gehorchen (am besten noch ohne Nachzufragen) sondern um alltägliche Dinge wie Bitte und Danke sagen, Grüßen, bestimmtes Benehmen am Tisch. Wenn ich meine Kind solche Dinge nicht zeige, dann wird es es irgendwann schwer haben. Wie ich dem Kind solche Regeln beibringe, ist das Erziehungskonzept der Eltern. In diesem Konzept ist auch festgelegt, was ich alles möchte, dass das Kind lernt, sich aneignet, erfährt. Was sich grundlegend unterscheiden kann, sind die Erziehungsmethoden. Und da kann man dann auch streiten, ob man es erziehen oder begleiten nennt. Am Ende ist es aber eine Methode und das zugrunde liegendende Ziel ist das gleiche.
Ich habe geantwortet:
Meiner Meinung nach muss es keine Methode geben, je natürlicher, liebevoller und respektvoller Eltern und Kinder einfach nur zusammenleben, desto natürlicher können auch genau diese Regeln erlernt werden.
Meine Tochter hat sich von uns Eltern und anderen Bezugspersonen/ Kindern alles abgeschaut. Sie war z.B. von Anfang an sehr höflich, das mussten wir ihr nicht "beibringen" sie hat es von uns übernommen und verhält sich ganz natürlich und selbstverständlich so. Sie hat auch nie anderen Kindern etwas weggenommen, hat keine anderen Kinder gehauen etc. Das Essen und Benehmen am Tisch schaut sie sich genauso von uns ab, wir haben ihr NIE etwas gesagt. Ich glaube, gerade hier kann es sonst am Familientisch sehr stressig werden. Auch hier hat sie von ganz alleine von Anfang an sehr sauber gegessen, kaum gekleckert etc. Sie hat gelernt zu warten, höflich zu fragen, wenn sie etwas möchte, freundlich zu antworten. Sie ging früh auf die Toilette, schläft konstant durch (wenn auch spät ein) und verhält sich super selbstständig. Wo kommt das alles her? Zumindest nicht durch bewusste "Erziehungsmaßnahmen", sondern einfach durch ein enges, liebevolles Zusammenleben mit uns Eltern und dem Gefühl, ihr wird vertraut und vieles zugetraut. Bewusstes Erziehen (ich tue/sage etwas, damit mein Kind ein bestimmtes Verhalten zeigt) geht bei uns immer voll nach hinten los, meine Tochter durchschaut dies sofort und verlässt ebenfalls die "Augenhöhe". Sie geht gegen an und ein Machtkampf entsteht. Sie will ernstgenommen und auf Augenhöhe behandelt werden, im Grunde genauso wie wir Erwachsenen. Ich denke, dieses Recht haben alle Kinder!
Durch meine Ausführungen wollte ich mich als Mutter nicht toll und allwissend etc. darstellen, sondern ich wollte auf BiHas Einwand eingehen, dass Eltern ein bestimmtes gesellschaftskonformes Verhalten bei ihren Kindern erreichen wollen. Mir war es an dieser Stelle wichtig zu schreiben, dass diese Gesellschaftsfähigkeit auch ohne die klassischen Erziehungsmaßnahmen und Methoden zu erreichen ist (jedenfalls in unserem Fall). Dazu habe ich einige Beispiele geschrieben- ich glaube, hier wurde ich missverstanden und es stimmt, man kann mich auch missverstehen. Also, ich möchte mich nicht als unfehlbar darstellen, sondern ganz im Gegenteil, einfach Denkanstöße geben. Ich selbst habe ebenfalls genug Baustellen, die ich hier ja auch beschreibe ;)

So, nun verabschiede ich mich erstmal in den Ostseeurlaub :)
Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
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