Momo hat geschrieben:Du bist echt lustig Rabaukenmama, warum komme ich Dir vor wie von einem anderen Stern- weil ich einfach natürlich mit meinem Kind umgehe???
Ist das so ungewöhnlich?
Nein, nicht weil du natürlich mit deinem Kind umgehst sondern weil du dich offensichtlich für vieeeel gescheiter, weiter, liebevoller, einfühlsamer und bedürfnisorientierter hältst als andere Eltern.
Momo hat geschrieben:Ich glaube, wenn ein Kind aggressives Verhalten zeigt, ist bereits etwas "im Busch". Das heißt, es ist etwas im Ungleichgewicht und dies wird durch das Verhalten des Kindes ausgedrückt. Wenn Dein Sohn Dinge nach Dir wirft, kannst Du in diesem Moment nur reagieren, erst später aber an Eurer Beziehung arbeiten. Und das ist für mich das Stichwort- Ich leiste aus meiner Sicht keine Erziehungsarbeit sondern Beziehungsarbeit. Und Beziehungsarbeit kann nur mit dem Herzen erfolgen und wenn die Beziehung im Lot ist, kann es natürlich kleine Streitereien und Konflikte geben, aber die Basis stimmt und ist in Harmonie.
Ok, jetz verrat mir mal wie ich mit einem gehörlosen Kind, welches Kommunikation nur zulässt, wenn es sie selbst will, "an der Beziehung arbeiten" soll? Und bitte glaub nicht, dass ich mich nicht ehrlich drum bemühe. Mir stößt es nur sauer auf wenn jemand, der in einer Idealsituation lebt (zwei liebevolle Elternteile, ein gesundes Kind, finanzieller Rückhalt, Tätigkeit mit freier Zeiteinteilung) glaubt, den Schlüssel der Weisheit in der Hand zu halten.
Momo hat geschrieben:Ich denke, es ist die Gesamtsituation, denn meine Tochter wurde von Anfang an von all ihren Bezugspersonen ernst genommen, ihre Bedürfnisse wurden gesehen. Natürlich setze ich auch Grenzen, doch eher durch mein authentisches Verhalten wie z.B. "Aua, das tut weh, ich will das nicht!" als durch Erziehungsmaßnahmen wie "Wenn Du das noch einmal tust dann..."
Vermutlich haben demnach andere Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht so gut erkannt und die Kinder wurden auch nicht von allen Bezugspersonen von Anfang an ernst genommen. Und maßregeln und drohen tun sie außerdem und verschlimmern das Ganze damit noch. Daran liegt´s. Wären sie so gescheit und wertschätzend wie du hätten sie nie Probleme mit ihren Kindern gehabt. Aber so - selber schuld! Und dann sind sie auch noch so undankbar, deine wohlgemeinten Ratschläge zu kritisieren.
Rabaukenmama hat geschrieben:
Würdest du zulassen dass dein gerade mal 2,4 Jahre altes Kind sind mit den Fingernägeln in den Kopf deines Neugeborenen krallt um es von deiner Brust zu reißen? Wie würdest du agieren wenn Deine Tochter bei einem Badeausflug innerhalb von 4 Stunden 3 Kinder beißt, 3 Kinder schlägt und eines tritt während auch noch ein jüngeres Geschwisterkind zu beaufsichtigen ist?
Momo hat geschrieben:
Liebe Rabaukenmama, ich will Dir nicht zu nahe treten. In der akuten Situation würde ich wahrscheinlich versuchen, weitere Katastrophen zu verhindern. Doch dann würde ich mich fragen, was die Ursache dieses Verhaltens ist. Es geht meiner Meinung nach nicht um oberflächliche Erziehungsmaßnahmen in diesen Situationen, sondern um Ursachenforschung. Das Problem liegt wahrscheinlich an anderer Stelle, hier siehst die nicht die Ursache, nur die Wirkung...
Ich kenne sogar die Ursache: Geschwistereifersucht! Ich arbeite daran, diese Situation zu verbessern, aber sie läßt sich einfach nicht aus der Welt schaffen (es sei denn, ich würde meinen Kleinen zur Adoption freigeben). Ich habe zu dem Thema sehr viel gelesen, mit anderen betroffenen Eltern gesprochen und bemühe mich wirklich, meinem großen Sohn Zeit, Liebe, Freiraum, Rückhalt und alles, was er sonst noch (emotional) benötigt, zu geben.
Übrigens hast du die Ausgangsfragen: "Was würdest Du tun, wenn..." noch nicht beantwortet. Du würdest "versuchen, weitere Katastrophen zu verhindern" - und wie, bitteschön? Am Spielplatz kann ich mein Kind noch aus der Situation rausnehmen, aber wie mache ich das in den anderen Fällen?
Momo hat geschrieben:
Naja, das Schlafthema ist eines der beliebtesten Themen für Erziehungsprogramme. Die Kinder die ich kenne, deren Eltern strikte Ein- und Durchschlaftrainings mit ihren Kindern durchgeführt haben, haben wirkliche Schlafprobleme entwickelt. Doch dies nur am Rande...
...also wieder was zum auf die eigenen Fahnen heften
...
Momo hat geschrieben:
Das kommt darauf an, was man mit Erziehung verbindet. Das ist ja der Punkt. Wenn Erziehung für Dich bedeutet, das Kind in seiner individuellen Entwicklung zu unterstützen, ohne Druck, Maßnahmen und Androhungen etc., dann hat es natürlich auch mit Erziehung zu tun.
Um dir darüber klarzuwerden was ICH unter Erziehung verstehe, brauchst du nur meinen Eröffnungsbeitrag lesen.
Momo hat geschrieben:
Ich sage nicht, dass ich alles richtig mache oder alle anderen falsch. Ich sage nur, Erziehung verstellt einem oft den Blick auf die Beziehung! Und die Beziehung hat einen extrem höheren Stellenwert und lässt Erziehung fast überflüssig werden.
Es kommt aber für mich sehr so rüber als würdest du alles richtig machen und die anderen alles falsch. Der Unterton ist immer "Ich bin die kluge, einfühsame, authentische Mama und agiere sicher viel, viel wertschätzender und ungezwungener als alle, die glauben, ihre Kinder erziehen zu müssen. Und das ist so zirka genau der Rest der Welt..."
Momo hat geschrieben:
Ich habe ein kleines, überschaubares Zimmer gewählt und habe meine Tochter strampelnd hineingetragen. Ich setzte mich
zu ihr in das Zimmer, direkt vor die Tür um sie am Rausgehen zu hindern, was sie natürlich die ganze Zeit versuchte. Sie trat, biss, schrie wie am Spieß, warf Dinge nach mir. Sie war so außer sich in ihrer Wut, dass sie überhaupt nicht ansprechbar war. Ich habe mich mit meinen eigenen Armen und Körper vor den Attacken geschützt, habe nichts gesagt und bin innerlich komplett ruhig geblieben (auch wenn ich etwas beunruhigt war, bloß keine blauen Flecken zu bekommen, da ich am Tag darauf einen wichtigen Modeljob hatte
). Auch als sie nach ca. 10 Minuten in meine Arme fiel und heftigst weinte, habe ich nichts gesagt, sie einfach in Ruhe weinen lassen. Erst als sie mich nach einer ganzen Zeit wieder klar anschaute, begann auch ich zu sprechen. Ich habe jedoch diesen Vorfall einfach stehen lassen, dazu brauchte es keine Worte, keine Erklärungen, keine "das nächste Mal" Anweisungen. Meine Tochter hatte von ganz alleine verstanden und daraus gelernt, das habe ich gespürt.
Ok, es gab anscheinend EINEN solchen Anfall, du warst mit deiner Tochter allein und nach 10 Minuten war alles vorbei? Gehst du eigentlich davon aus, dass andere dieselbe (mMn sehr harmlose) Grundsituation haben und dann gleich "das nächste Mal"-Drohungen ausstoßen bzw. im nachhinein noch ewig rumbohren und die Sache immer wieder aufwärmen (und damit die Situation noch verschärfen)?
Gehst du davon aus, dass alle Kinder bereit sind, nach einem Wutanfall in die Arme der Mutter (oder des Vaters) zu sinken und sich auszuweinen? Was meinen kleinen Sohn betrifft so dauern seine Wutanfälle normalerweise 30-60 Minuten und ich habe nebenbei noch den Großen zu versorgen. Das, was gerade mit dem Großen gemacht wurde (z.B. ein Spiel spielen oder vorlesen) kann natürlich nicht weiter gemacht werden, unabhängig davon, ob ich mich dafür entscheide, im selben Raum (meistens das Wohnzimmer) zu bleiben oder mit dem Kleinen in einen anderen Raum gehe. Der Wutanfall wird untermauert mit ohrenbetäubenden Geschrei und mutwilligem um-sich-schlagen. In der Situation ist es unmöglich, mich (so wie du das beschreibst) zu meinem Sohn zu setzen, ich muß nur sprungbereit sein wenn er eine Möbeltür aus den Angeln reißen oder etwas schweres auf einen Spiegel, ein teures Gerät oder durch das Fenster werfen will.
Und wenn es vorbei ist? Dann läßt er sich garantiert nicht in den Arm nehmen sondern ich werde demonstrativ mit Verachtung bestraft. Nicht mal essen oder ein Schnuller wird dann (NACH dem Wutanfall) aus meiner Hand genommen, ich darf die Sachen maximal in seine Reichweite legen, damit er sie sich selbst holt.
Selbst wenn mir danach wäre, Drohungen auszustoßen (was ich noch nie gemacht habe, zumindest nicht bewusst) kann mein Kleiner mit "das nächste Mal..." oder "wenn-dann" ohnehin nichts anfangen. Und "Ich mag nicht, wenn du Sachen wirfst!" oder "Aua, das hat mir wehgetan! Du bist aber wütend..." kann ich zwar gebärden, aber mein Sohn schaut da sowieso nicht hin.
Und mir ist bewusst, dass gerade SOLCHE Szenen, die in guten Wochen einmal, in schlechten Wochen mehrere Male vorkommen, die Eifersucht meines Großen noch verstärken. Was mache ich also? Wir sprechen darüber! Durch aktives zuhören versuche ich, herauszubekommen, was ihn am meisten stört.
Und ich habe auch Erfolg: Er ärgert sich über die Aufmerksamkeit und die Zeit, die sein Bruder bekommt und die er vermisst. Aber bitte glaub nicht, dass aktives zuhören allein oder nachher-Zeit-geben das Problem löst! Wenn sich diese Szenen außerdem gegen 10h abends abspielen und ich seit 5h in der Früh wach bin kann durchaus sein, dass ich gar nicht mehr in der Lage bin, die Bedürfnisse meines Großen noch am selben Tag zu erfüllen. Dann schlafe ich mit schlechtem Gewissen sein. Ich habe Gedanken wie "Der Arme, jetzt haben wir nicht mal das Buch zu Ende gelesen. Kein Wunder dass er so latente Agressionsausbrüche hat. Ich müßte viel, viel mehr für ihn da sein. Aber wann? Diese Woche ist schon alles verplant! Wenn ich übernächste Woche die Logopädiestunde und die Frühförderung des Kleinen beide auf einen Montag verlege kann ich am Dienstag was mit ihm unternehmen...".
Momo hat geschrieben:Einen entspannten Abend wünscht Momo
Im Moment bin ich nicht entspannt. Ich fühle mich total unverstanden, so, als würde ich gegen eine Wand reden oder als wäre ich ein kleines Kind, welches von einer allwissenden, scheinbar milde lächelnden Mutter als dumm hingestellt wird.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)