Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
heinerprahm
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Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von heinerprahm »

Hallo Momo,

... sie ist weiterhin begeistert, nur 'hasst' das frühe Aufstehen :lol:, aber liebt Hausaufgaben :roll: ... ich bringe sie ja Morgens immer zur Schule und mich habe jetzt auch bereits zwei ihrer Lehrerinnen angesprochen, Ihre Deutschlehrerin führte aus "'sie hätte einen kleinen Test gemacht und die Kinder, die schon etwas schreiben können, gebeten ihre drei Lieblingswörter in ihr Karibuheft zu schreiben" (unsere Tochter schrieb sauber und ordentlich Auto, Blume und Melina - der Name ihrer besten Freundinnen), dazu meinte die Deutschlehrerin: "es wäre ja wohl jetzt deutlich Zeit, dass sie in die Schule gekommen ist!" und ihre Klassenlehrerin sprach mich an und fragte, ob ich etwas dagegen hätte, wenn unsere Tochter als 'Taxi' eingesetzt wird :shock: :? ... sie hat mir dann erklärt, dass verlässliche Kinder gebraucht werden, um z.B. Lehrkräfte aus anderen Klassen, oder dem Lehrerzimmer zuholen, wenn die aktuelle Aufsicht (z.B. beim Toilettengang, oder beim Umziehen für den Sportunterricht etc.) sich nicht aufteilen kann und dringend Unterstützung braucht, "ihre Tochter ist ja so vernünftig und sie macht das ganz prima* ...

Ich habe mich bei beiden Lehrerinnen nicht weiter inhaltlich dazu geäußert, aber dem 'Taxi', nach kurzer Absprache mit meiner Tochter, ob sie das möchte, eine Genehmigung erteilt und der Deutschlehrerin mit einem Lächeln 'geantwortet'.

Also es fängt bereits an, dass sie auffällt, aber zumindest im positiven Sinne und für ein Kind, dass erst seit etwas mehr als einer Woche überhaupt mal ohne Eltern ist, ist sie erstaunlich selbstständig, vor allem, weil sie eben auch wie Deine Tochter als Baby und Kleinkind extrem anhänglich war, was aber auch wahrscheinlich damit zusammen hing, dass sie ausschließlich getragen wurde (wir hatten ja ganz bewusst keinen Kinderwagen, denn wir wollten keinen 'Liegling') und ebenfalls sehr lange gestillt wurde. Aber hier denke ich bestätigt sich die Beobachtung der Anthropologen, das Primaten, die sich aus einer starken Bindung selbstbestimmt und ohne Zwang lösen können, später zum Einen selbst bindungsfähiger sind und zum Anderen aber auch selbstbewusster und selbstsicherer, mit einem besseren und gesunden Ich-Empfinden.

Mal sehen wie sich das weiterentwickelt bei unseren beiden :)

Liebe Grüße
Heiner

Achja Ps.: Sie hat gestern gefragt, ob sie was mit Ausgrabungen gucken darf und dann haben wir zusammen diese Doku hier geschaut https://www.youtube.com/watch?v=gABjkL-6omA und sie möchte jetzt Paläologin werden, fragte aber auch gleich was die so verdienen und als mein Frau sagte, dass 'die aber oft viel reisen müssen', sagte sie: "Mama das macht nichts, Du bist ja dabei!" :lol:
Momo
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Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von Momo »

Koschka hat geschrieben:
Meine Theorie dazu - die Persönlichkeit als ganzes ist schon vor der Geburt größtenteils festgelegt. Man kann sie zerstören, man kann sie ein wenig aufpeppeln, aber man kann durch keine Erziehung den Typ radikal ändern.
Ich würde an dieser Stelle zwischen Persönlichkeit (die wahrscheinlich stark genetisch festgelegt ist) und der erlernten Fähigkeit, selbstständig, selbstsicher und verantwortungsbewusst zu handeln, unterscheiden. Also, selbstständig und sicher können alle Kinder sein, egal ob sie eher introvertiert oder extrovertiert sind, ob sie wild oder ruhig sind. Und hier ist die Frage, wie erlangen die Kinder diese Kompetenzen, wodurch wird diese Fähigkeit unterstützt und gebildet? Ich kenne nur eine Familie (die Eltern sind sehr enge Freunde von uns, das Kind ist die beste Freundin unserer Tochter), die ähnlich lange gestillt, getragen, ähnlich gleichwertig mit ihrer Tochter umgehen, spät mit dem Kindergarten begonnen haben etc. etc.. Dieses Mädchen war schon immer ungewöhnlich weit entwickelt und man hat bei ihr das Gefühl, als würde in ihrem kleinen Körper eine viel ältere Person stecken. Ähnlich sehe ich es bei meiner Tochter auch. Wo kommt das her? Hätten sich diese Mädchen genauso entwickelt, wenn wir Eltern anders mit ihnen umgegangen wären? Eine spannende Frage...
Im Grunde geht es mir nur darum, dass ich mit Erleichterung feststelle, dass mein sehr anhängliches Kind eine so große Sicherheit entwickelt und nun im Vergleich zu Gleichaltrigen auffallend verantwortungsbewusst und mitdenkend ist.
Vor einigen Tagen kamen die Kindergärtnerinnen auf mich zu und erzählten mir, dass sie bei Konflikten zwischen Kindern (die sie selbst nicht mitbekommen haben) gerne meine Tochter nach dem genauen Verlauf fragen (wenn sie dabei war). Dies können sie tun, da sie so gerecht und fair ist und wahrheitsgemäß antworten würde. Vielleicht kann man es auf diesen Nenner bringen- wenn sich ein Kind auf seine Eltern verlassen kann, kann man sich auch auf das Kind verlassen. Wenn die Eltern dem Kind eine verlässliche Sicherheit geben (was bestimmt auch beim Kinderwagenfahren und kurzem Stillen möglich ist ;) ), kann das Kind eine eigene innere Sicherheit entwickeln. Wenn die Eltern verantwortungsvoll mit dem Kind und ihren Mitmenschen umgehen, wird dies auch das Kind übernehmen usw.

Liebe Grüße von Momo
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Maca
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Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von Maca »

Hallo !
Also ganz ehrlich ,ich glaube die Rolle der Eltern wird teilw. total überschätzt.

Und wie sollte es auch anders sein ,sind es ausschließlich Eltern von Einzelkindern die ich persönlich kenne ,die auch immer versichern,daß eine optimale ( wer definiert das,und alles auf die Beobachtung von Primaten zurückzuführen ,find ich recht simplifizierend) Umgebung , ein Garant für spätere Glücksoptimierung sei.

Ich habe hier zur Zeit nur ein Kind und es ist das Paradies auf Erden, TOTAL harmonisch und optimal für Junior :D
Er blüht geradezu auf,bekommt, wenn er hier ist,100 % Aufmerksamkeit und zeigt uns ein tadelloses heimisches Sozialverhaten .
Sobald sein Schwesterchen von der Klassenfahrt zurückkommt ,haben wir hier wieder Krieg zwischen zwei sozial inkompetenten, egoistischen ,brutalen,kleinen Monstern! :mrgreen:
Momo
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Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von Momo »

Koschka, ich glaube es ist wunderbar, so viele unterschiedliche Kinder zu haben... wahrscheinlich kann man dadurch viele Dinge aus einer ganz anderen Perspektive sehen...

Liebe Grüße von Momo
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Momo
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Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von Momo »

Maca hat geschrieben:
Ich habe hier zur Zeit nur ein Kind und es ist das Paradies auf Erden, TOTAL harmonisch und optimal für Junior :D
Er blüht geradezu auf,bekommt, wenn er hier ist,100 % Aufmerksamkeit und zeigt uns ein tadelloses heimisches Sozialverhaten .Sobald sein Schwesterchen von der Klassenfahrt zurückkommt ,haben wir hier wieder Krieg zwischen zwei sozial inkompetenten, egoistischen ,brutalen,kleinen Monstern! :mrgreen:
Maca
Mensch Maca, gerade noch schwelgte ich in großfamilien- Träumereien und schon hast Du mich wieder auf den Teppich zurückgeholt :lol:
Naja, alles hat mehrere Seiten...

Liebe Grüße von Momo
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Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von Edainwen »

Auch ich (mit 2 Kindern) unterstütze Koschkas und Macas Beobachtungen! Beide Kinder waren sog. 24-h-Babies, beide waren Traglinge, beide wurden sehr lange gestillt (die Große 4 Jahre) - und waren doch schon vom ersten Tag an deutlich unterschiedlich. Nur ein Beispiel: die Große liebte von Anfang an Autofahren und sie hatte NIE eine Fremdelphase. Der Kleine hasste von Anfang an Autofahren und hatte zwischen 3 und 8 Monaten eine extreme Fremdelphase - er weinte schon, wenn nur auf der anderen Straßenseite jemand vorbeiging ... wohlgemerkt, unter denselben Bedingungen: beides Traglinge, voll gestillt, Familienbett ;)
Momo
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Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von Momo »

Koschka hat geschrieben:
Heiner, du hast noch die Illusion das ganze steuern zu können, und den optimalen Weg zu kennen. Glaub mir, dass ist nicht dein optimaler Weg, der deine Tochter glücklich macht, sondern ihre angeborene Fähigkeit Probleme zu bewältigen, Freundschaften zu knüpfen und sich aufs Neue einlassen zu könnnen, auch wenn es einem Angst und Bange ist, was danach kommt. Los lassen ist das Schweste, was die Eltern lernen müssen.
Loslassen ist sehr schwer, doch das Loslassen kommt nach dem (fest)-Halten! Ich bin der Meinung und mache immer wieder die Beobachtung, dass die Kinder, die in den ersten Jahren zuverlässig und liebevoll unterstützt und "gehalten" worden sind, mit einer großen Anteilnahme und Präsenz der Eltern, auch das Loslassen und Selbstständigwerden gut meistern. Natürlich werden die Kinder dann ihren eigenen Weg finden und gehen, doch die Innere Stärke und Sicherheit für diesen Weg wird schon davor ausgebildet. Meinst Du nicht?

Momo
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heinerprahm
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Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von heinerprahm »

Hallo,

ein kleiner Zwischenbericht nach dem ersten Monat in der Schule und dann auch noch etwas zum Thema 'Loslassen'.

Schule ist nicht mehr ganz so toll: "Papaaaa, das ist da sooo langweilig, ich muss die ganze Zeit nur eine 1, oder 2 schreiben, hundert mal, oder ein A mindestens tausend mal, das kann ich doch alles schon!" ...Willkommen in der Realität! :fahne:

Es ist aber nicht so schlimm wie es sich anhört, denn wir haben zum Glück genau dafür eine gemeinsam Strategie entwickelt, welche wir derzeit auch konsequent umsetzen und die bisher gut zu funktionieren scheint.

Wir haben uns im Vorfeld, so seit 1,5 Jahren vor der Einschulung, immer öfter über die Schule unterhalten, wobei ich meine Erfahrungen aus meiner Schulzeit berichtet habe (und wenn ich das so betrachte, hat sich da nichts Wesentliches verändert) und meine Frau ihre Erfahrungen. Was uns als Eltern sehr wichtig war, wir haben in häufigen gemeinsamen Gesprächen mit unserer Tochter auch immer ein Fazit aus der Retrospektive gezogen, nach dem Motto, wie würde ich mich als Schüler/in verhalten, mich positionieren und innerlich einstellen für die Schule, wenn ich das Wissen von heute hätte, in Bezug auf Anforderungen auf der einen, und Erwartungen der Lehrkräfte auf der anderen Seite?

Meine Frau und ich haben in der Schule völlig andere Erfahrungen gemacht.

Meine eigenen Erfahrungen hatte ich hier im Forum ja bereits 2010 einmal kurz beschrieben: http://forum.klugekinder.at/viewtopic.p ... cht#p11370 ...das kommt mir irgendwie bekannt vor ;) )

Meine Frau dagegen durchlief ihre Schulzeit völlig problemlos, immer mit besten Noten und hatte auch nie Probleme mit Lehrer/innen, sie hat einfach die an sie gestellten Anforderungen erfüllt, nicht mehr und nicht weniger und sie hatte damit vor allem auch emotionell keinerlei Probleme.

In diesem 'Spannungsfeld' bewegten sich dann auch unsere Gespräche in Sachen 'Was passiert in der Schule, was muss ich da machen, wie funktioniert das?'. Meine Frau schilderte meiner Tochter ihre Strategie, die im Prinzip nach dem Muster 'nicht denken, nicht fragen und einfach genau das machen was man dir sagt' ablief, mit dem sie problemlos ein 1er Abitur gemacht hat... und ich berichtete von meinen fast durchweg negativen Erfahrungen, mit ständigem Hinterfragen, über weit mehr Wissen als Lehrer/innen verfügen und diese im Unterricht ständig korrigieren, aber auch extreme Langeweile, Verweigerungshaltung im Unterricht und bei Hausaufgaben etc.pp, also das volle 'Programm' und letztendlich ein riesiger und dabei völlig unnötiger Aufwand und emotionaler Stress,( wobei man aber auch damit Abitur machen und studieren kann ;))

Da wir im Vorfeld ja keine Erfahrungswerte für unsere Tochter hatten, haben wir also diese beiden Pole ausführlich dargestellt und gemeinsam verschiedene Szenarien durchgespielt und uns am Ende zum Einen auf einen festen organisatorisch Ablauf geeinigt (Also ich bringe sie in die Schule, die Kleidung für den nächsten Tag wird am Abend davor ausgesucht und auch nicht mehr getauscht, es wird nicht getrödelt, sie geht alleine in den Klassenraum und auch wieder heraus, Hausaufgaben werden sofort nach dem Mittagessen gemacht und zwar - mit Stoppuhr vom Handy gemessen - maximal in den geforderten 10min, die maximal auf 20min ausgedehnt werden dürfen, wenn es Spaß macht etc.pp), den wir jetzt tatsächlich genau so seit 4 Wochen konsequent durchziehen und zum Anderen unserer Tochter nahegelegt, sich innerlich am Besten so einzustellen, wie es meine Frau in ihrer Schulzeit gemacht hat (und wie ich es damals sicher auch gemacht hätte, mit dem Wissen von heute), also nicht zu hohe Erwartungen an die Schule, die Lehrer/innen, Mitschüler und vor allem den Lernstoff stellen und auch wenn es tot langweilig ist und sie das schon kann, einfach die Anweisungen der Lehrer/innen befolgen, ohne diese ständig innerlich, oder gar offen zu hinterfragen, oder gar zu diskutieren, sondern sich diese Momente zu merken und für zu Hause aufbewahren, wo wir drei dann ausgiebig, z.B. beim Mittagessen, oder nach den Hausaufgaben, oder wann sie möchte, darüber diskutieren können. Und das macht uns Dreien komischerweise einen heiden Spaß, es sind weniger Eltern-Kind-Gespräche, sondern sie haben eher einen freundschaftlichen Charakter als Erfahrungsaustausch! Für diese Gespräche hat sich derweil das Mittagessen etabliert und wir lachen fast jeden Tag über die Dinge, die ihr in der Schule so passieren und man merkt ihr deutlich an, dass die dort aufgebaute Spannung sich durch dieses lockere Reflektieren (auf)löst.

Jetzt sitzen wir drei also jeden Tag am Mittagstisch und quatschen über die Schule wie die 'alte Hasen' und dabei geht es zum einen um die Personen, aber auch um Inhaltliches und da haben wir vereinbart, dass sie mich, wenn nach den Hausaufgaben ihre Freizeit beginnt und wenn sie es wünscht, jederzeit damit beauftragen darf ihr Aufgaben zu stellen, die sie dann bearbeiten kann, oder das wir uns gemeinsam hinsetzen und z.B. im Internet forschen, oder experimentieren.

Sie kam z.B. diese Woche an und wollte, dass ich ihr Rechenaufgaben stelle, und zwar 'nur bis 10, weiter dürfen wir nicht rechnen, aber Du kannst das ja komplizierter machen'. In der Schule wird derzeit die "liebenden Zahlen" gelernt, also die Lehrerin sagt ein Zahl im Zehnerraum z.B. (9) und die Schüler/innen müssen blitzschnell die liebende Zahl nennen die in der Summe 10 ergibt (also in dem Beipiel hier die 1). Das ist für unsere Tochter keine Herausforderung, also haben wir beide das dann erweitert und mit den vier Grundrechenarten ergänzt ( heinerprahm.lima-city.de/zahlen_1.jpg ). Das hat uns beiden viel Spaß gemacht, auch wenn es dann doch etwas zu einfach war. Oder wir haben als Experiment blaue Kristalle gezüchtet und wir haben uns über das Thema Reiten im Internet informiert (inspiriert durch Bibi und Tina) und so kam es dann, dass meine Tochter und mein Frau einen Pferdehof besucht haben, dort eine Probereitstunde absolviert haben und wir jetzt eine kleine Reiterin im Haus haben, mit stolzer Vollausstattung, die auf 'ihrem' Leon reitet, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätte. Also hier zu Hause passiert sehr viel und derzeit reicht es aus, um die wenigen langweiligen Momente aus ihrem Schulalltag zu kompensieren und sie geht letztlich weiterhin sehr gerne zur Schule, auch weil Sie dort schnell neue Freunde/innen gefunden und sich sogar schon eine kleine Clique gebildet hat, die auch bereits auf gegenseitigen Besuchen zu Hause waren.

Bisher geht also unsere gemeinsame Strategie auf und wir sind alle gespannt auf die nächsten Wochen und Monate.

Ach ja und zum Thema loslassen. Ich persönlich habe ohnehin keinerlei Problem mit dem 'Loslassen', da ich schon seit ich denken kann als Kind, auf intellektueller Ebene alle Menschen als eigenständige Individuen betrachte, die jeweils im Rahmen ihrer Fähigkeiten (Alter,körperliche und geistige Zustand, Motivation etc.) völlig frei über sich selbst bestimmen können und ich bei einem Kind nur dann Hilfestellung gebe, wenn diese logischerweise, oder sichtbar erforderlich ist, oder das Kind diese berechtigter Weise selbst einfordert, ansonsten ist auch meine Tochter für mich ein völlig eigenständiger Mensch, bei dem ich mich sehr freue, wenn sie bei mir sein möchte und mit mir etwas unternehmen möchte; aber z.B. wie 'Klammern' ist (und war mein ganzes Leben) mir dabei vom Gefühl her völlig fremd.

Etwas anders sieht das bei meiner Frau aus, sie hat solche Tendenzen und damit verbundene Gefühle, die sie aber intellektuell gut bewältigen kann und da wir alle gemeinsam die Regelung getroffen haben, dass ich für den Schultransport zuständig bin, hat sich das mit dem Trennungsschmerz auch schnell erledigt, wobei jedoch das Wiedersehen am Mittag immer ein kleines Freundenfest für die Beiden ist, das sich schön anhört (ich kann das immer nur hören, weil ich nicht so schnell die Treppen hochrenne wie Miss Lightning ;))

Soweit erstmal...

Liebe Grüße
Heiner
Linasina
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Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von Linasina »

Hallo Heiner, hätte mich auch gewundert wenn deine Tochter weiterhin so euphorisch gewesen wäre.
Meine Tochter hat sich mittlerweile gut eingelebt und ist sehr froh dass jetzt erst einmal Ferien sind. Gestern hat Sie in Windeseile die Mathe Hausaufgaben gemacht. Sonst macht Sie die Hausaufgaben im Hort und ich musste noch nie etwas berichtigen. Sie hat immer ein prima drunter stehen. 3 Kontrollen haben Sie geschrieben in Jeder hat Sie ein gutes Gesicht was einer 1 entspricht.
Sie haben jede Menge Ferienhausaufgaben auf die Sie gestern komplett erledigen wollte dass Sie dann endlich Ferien haben kann. Es war mühsam Sie davon abzuhalten alles an einem Tag zu machen.
Mittlerweile macht Sie gute Fortschritte in lesen und schreiben. Kopfrechnen kann Sie im 10 er Bereich perfekt.
Ich bin sehr zufrieden aber Freunde hat Sie noch keine gefunden und den Wandertag gestern fand Sie auch nicht so toll.
Trotzdem hat Sie sich sehr gut eingelebt und ist nicht über und auch nicht unterfordert.
In ein Englischkurs geht Sie auch eigentlich wollte Sie lieber Russisch lernen aber das bieten Sie in der Schule noch nicht an.
Lg
Momo
Dauergast
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Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Einschulung als sanfter Loslösungsprozeß

Beitrag von Momo »

Hallo Heiner,
eine klassische Situation, in der sich Deine Tochter befindet und die ich hier in meinem Umfeld in erschreckender Zahl ebenso beobachte. ich weiß nicht, ob Du in die Diskussion zum Thema Schule hineingelesen hast? http://forum.klugekinder.at/viewtopic.php?f=19&t=3885

Ich finde es sehr erschreckend, wie viele Kinder sich in der Schule nicht wohlfühlen, die sich unter- oder überfordert fühlen und vor allem eines nicht entwickeln oder besser gesagt beibehalten: die wirkliche Freude am Lernen.

Warum nehmen wir Eltern dies einfach so hin? Das Kind hat vielleicht 12 oder 13 Jahre (!!!) vor sich in diesem System, es hat ein Recht darauf, sich nicht langweilen zu müssen, sondern ganz im Gegenteil, seine individuellen Talente entwickeln zu dürfen! Und vor allem- mit wirklichem Interesse und in Eigenmotivation zu lernen.

Und es sie gibt sie, die Schulen mit neuen Ansätzen und anderen Wegen, Wissen zu vermitteln. Hier wird z.B. altersübergreifend in kleinen Lerngruppen gearbeitet, jedes Kind kann individuell in seinem Tempo arbeiten, Lehrer stehen dem Kind helfend und beratend zur Seite, gemeinsam werden Lernziele besprochen und begleitet. Es gibt wirkliche Schul- Perlen, man muss sie nur finden ;) Gebt Euch als Eltern nicht zu schnell zufrieden, ich denke es ist an der Zeit, selbst aktiv zu werden und auch deutliche Zeichen zu setzen, da das derzeitige Schulsystem einfach nicht mehr zeitgemäß ist.

Ich hoffe, Deine Tochter kann sich mit ihrer Situation arrangieren und sie verliert nicht die Motivation!

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
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