von sich selbst in ich-Form sprechen

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
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Rabaukenmama
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von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo,

wann haben eure Kinder begonnen, von sich selbst in ICH-Form zu sprechen? Und haben sie vorher von sich selbst in der 3. Person gesprochen oder nicht?

Gestern ist mir nämlich ein Stein vom Herzen gefallen, als mein Kleiner (3,2 Jahre) zum ersten Mal gebärdert hat "Ich (bin) Alexander" :D . Bisher schien es nämlich so, als gäbe es ihn nicht. Er teilte zwar seine Bedürfnisse mit z.B. mit "Bitte (gib mir) Schokolade"; "Wasser trinken" oder "Zähne putzen - NEIN!", aber nie in ICH-Form. Er kennt seinen Gebärdennamen und benennt sich auf Fotos selbst, genauso wie Mama, Papa oder seinen Bruder, aber bisher hatte ich immer den Eindruck dass ihm nicht klar war, um wen es sich da eigentlich handelt.

Ich hatte schon oft solche Gedanken und daher habe ich natürlich zurückgeschaut wie es bei meinem älteren Sohn war. Der sprach auch nie in der 3. Person von sich. Bis zu einem Alter von 2 Jahren und 3 Monaten sprach er stark vereinfacht und teilweise schwer verständlich in 1-3-Wort Sätzen (Füfü ertig esse = Frühstück fertig, essen kommen). Dann schaffte er innerhalb von 3 Monaten, die komplette Sprachentwicklung durchzumachen. Mit 2 Jahren und 6 Monaten kamen Sätze wie "Nein, Oma! Ich will nicht (das Wasser aus der Badewanne auslassen) weil ich will ja noch drin bleiben!". Das war schon in ICH-Form.

Daher interessiert mich ob Eure Kinder je in der 3. Person von sich gesprochen haben und wie alt sie waren als sie das 1. Mal die ICH-Form verwendet haben :) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Karen
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Re: von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von Karen »

Meine hat zwischen 18 monaten und 2 jahren 1monat in dritten form gesprochen und so ab 2.1-2.2 jahren auf ich gewechselt. Sie hat schon mit 21-22 monaten in komplexen sätzen und sehr verständlich gesprochen aber oft prepositionen und manche wörter ausgelassen. Eine von ersten komplexeren sätzen war: "absperrung kaputt, auto drin gefahren" :-) seit sie 2.2 ist, redet sie grmmatikalisch korrekt (besser als ich). In ihren zweite sprache redet sie noch in 2-4 wort satzen und verwendet die wörter zum sich selber bezeichen gar nicht (ob in erste oder dritte form), obwohl sie viele lieder und wörter kennt.
Linasina
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Re: von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von Linasina »

Meine Grosse hat lange ihren Namen gesagt. Erst mit über 2 Jahren dann in der "Ich" Form gesprochen. Sie hat aber sehr früh in ganzen Sätzen gesprochen. Mit 2 Jahren konnte Sie perfekt reden.
Meine Mittlere hat gleich in der Ich Form geredet. Sie hat erst mit 2 H
Jahren angefangen zu reden. Dann gleich in der "Ich" Form und in ganzen Sätzen.
Die ganz Kleine brabbelt nun schon lange vor sich hin und schüttelt bei ja und nein mit dem Kopf. ;)
orangenminze
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Re: von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von orangenminze »

Hallo Rabaukenmama,

unser Großer hat mit ca. 18, 19 Monaten begonnen von sich in der Ich-Form zu sprechen, von sich in der dritten Person hat er nie gesprochen. Allerdings habe ich auch nie mit ihm in der dritten Person gesprochen, habe also nie gefragt "hat der (...) noch Hunger?" oder "die Mama will jetzt noch", sondern ich spreche immer von mir in Ich-Form und frage die Kinder: "Hast du noch Hunger?". Vielleicht liegt´s daran. Bei unserem Kleinen (16 Monate) ist es momentan so, dass er wenn er sich im Spiegel oder auf Fotos sieht, auf sich zeigt und seinen (angedeuteten) Namen sagt, wobei der Name nur zu erkennen ist, wenn man weiss,wie er heisst ;).
Liebe Grüße Orangenminze
patchanka
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Re: von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von patchanka »

Auch hier nimmt die Entwicklung die vielfältigsten Wege:

Sohn hat lange (ich denke fast bis zum 3. Geburtstag) 2 Worte gemieden: ICH und JA

Tochter hat JA glaub ich schon mit 10 Monaten benutzt und ICH dann auch recht bald....

der Sohn einer Freundin hat lange DU zu sich gesagt, hat er ja immer so gehört :-)
Penumbra
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Re: von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von Penumbra »

Unsere Tochter hat sich im Alter von 15 Monate "Tia" genannt, eine von ihr eigens kreierte Abkürzung bzw. Zusammenzug dreier Buchstaben aus ihrem Namen. Etwa 2-3 Wochen zuvor hatte sie begonnen in 2-Wort-Sätzen zu sprechen. Mit 17 Monaten konnte sie ihren Namen (relativ lang) dann korrekt aussprechen. Ab 19 Monaten hat sie von sich nur noch in der ich-Form gesprochen und in dem Alter meist auch in 3-Wort-Sätzen. Sie konnte dann auch schon wenige Kinderlieder teilweise (und 2 komplett) mitsingen.
Aktuell ist sie (auch) 3.1 Jahre alt und spricht grammatikalisch alles richtig.

Ich verstehe dass du erleichtert warst, als dein Sohn erstmals "ich" benutzt hat. Aber ich denke das hat wohl mehr mit der Gebärdensprache zu tun als mit der kognitiven Entwicklung - wo dein Sohn ja sehr weit zu sein scheint (ich leite das daher ab, weil ich mir einbilde dass meine Tochter auch etwas fitter ist als der Altersdurchschnitt (ich denke aber nicht dass sie HB ist) und dein gleichaltriger Sohn in gewissen Bereichen eher weiter zu sein scheint.
Vielleicht könnte es so ein Phänomen sein wie bei unserer Tochter: mein Mann hat letzthin von "Pflaster" gesprochen (von dem welchen man auf der Baustelle zum Plattenlegen etc, benutzt), unsere Tochter kannte dies nicht und war überzeugt dass es sich um Wund-Pflaster/Verbände handle. Es brauchte mehrere Erklärungen und Bilder um ihr klar zu machen dass das gleiche Wort etwas anderes bedeuten kann (obwohl sie dies ja schon mehrfach erfahren hat im Alltag).
Ich glaube es hing damit zusammen dass sie keine bildliche Vorstellung von Bau-Pflaster hatte.

Sicher hat dein Sohn eine bildliche Vorstellung von der Gebärde seines Namens. Aber wozu in aller Welt braucht man zwei Gebärden um die gleiche Sache mitzuteilen?
In der gesprochenen Sprache sagen alle nur immer "ich" man hört es hunderte male am Tag. Dein Sohn hat wahrscheinlich (im Verhältnis zu Hörenden) wenige Leute die mit ihm "ich" gebärden, ich stelle mir vor die Familie, Betreuer etc. Da denke ich ist es verständlich dass es entsprechend länger dauert bis man eine Vorstellung von "ich" entwickelt, aus seiner Sicht (stelle ich mir vor) könnte die Gebärde "ich" vielleicht gerade so gut mit "Freund" etc. übersetzt werden?
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von Rabaukenmama »

Penumbra hat geschrieben: Vielleicht könnte es so ein Phänomen sein wie bei unserer Tochter: mein Mann hat letzthin von "Pflaster" gesprochen (von dem welchen man auf der Baustelle zum Plattenlegen etc, benutzt), unsere Tochter kannte dies nicht und war überzeugt dass es sich um Wund-Pflaster/Verbände handle. Es brauchte mehrere Erklärungen und Bilder um ihr klar zu machen dass das gleiche Wort etwas anderes bedeuten kann (obwohl sie dies ja schon mehrfach erfahren hat im Alltag).
So eine ähnliche Situation hatten wir bei meinem Großen. Das, was in Deutschland beim Fahrrad ein "Platter" ist (also ein Loch im Schlauch) heißt in Österreich "Patschen" - genauso wie die Bezeichnung für Hausschuhe. Tja, und als mein Rad einen Patschen hatte wollte mein Sohn das nicht glauben - wozu braucht denn ein Fahrrad einen Hausschuh :lol: ?

In Gebärdensprache gibt es viele Wörter mit unterschiedlichen Bedeutungen die gleich gebärdet werden (z.B. "Fuß" und "Arzt") - da ergibt sich die echte Wortbedeutung nur im Zusammenhang. Ich werden sicher nicht zu meinem Fuß gehen weil mir mein Arzt weh tut :mrgreen: .
Penumbra hat geschrieben: Sicher hat dein Sohn eine bildliche Vorstellung von der Gebärde seines Namens. Aber wozu in aller Welt braucht man zwei Gebärden um die gleiche Sache mitzuteilen?
Die Gebärde "ich - Alexander" bedeutet (weil es in ÖGS keine Füllwörter oder Hilfszeitwörter gibt) übersetzt "Ich BIN Alexander". Und er hat bisher ja nur seinen Namen gebärdet um sich z.B. auf Fotos selbst zu benennen, ohne dass ich ersehen konnte ob er sich bewusst ist, dass damit er gemeint ist.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
Dauergast
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Re: von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von sinus »

Nur mal eine süße kleine Geschichte dazu.
Meine fast 21 Monate alte zweite Tochter nutzt zusehends "ich" und "du". Sie ist aber noch in der "Findungsphase", wann was angebracht ist.
Wenn wir Fragen stellen ("Wer möchte Schokolade?" :mrgreen: ), antwortet sie oft schon richtig mit "Ich!"...

In der Kinderkrippe hängt über jedem Garderobenhaken ein Foto des zugehörigen Kindes.
Neulich zeigte sie auf ihr Foto und sagte:
"Du, Nita!" (Nita ist ihre Kurzkreation des eigenen Names)

Ist das nun eigentlich eher richtig oder eher falsch? :gruebel:
Einerseits müsste es ja heißen: "Das bin ICH".
Aber auf der anderen Seite zeigte sie ja in dem Moment nicht auf sich selbst, sondern auf das Foto, also eine Art "Gegenüber".
Im Sinne von: "DU da auf dem Foto bist Nita".
So ganz falsch ist das "du" darum eigentlich auch nicht... 8-)
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
sinus
Dauergast
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Re: von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von sinus »

...Tochter (21 Monate) führt inzwischen gar Selbstgespräche.
Nachdem sie nun seit 2, 3 Wochen zuverlässig und richtig und nun auch öfter"ich" und "du" statt der Namen benutzt und ihre aktuelle Lieblingsfrage "Machen du, Mama?" lautet, beobachtete ich sie neulich, wie sie ganz vertieft auf ihrem Teller in der Soße herumkratzte (vermutlich um Muster herzustellen oder wegen des Geräusches ) und sich selbst dabei fragte:
"Machen du, Nita?"
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Nadi
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Re: von sich selbst in ich-Form sprechen

Beitrag von Nadi »

Mein Sohn fängt derzeit langsam damit an, wobei ihm "wir" leichter fällt richtig zu verwenden, als "ich". :gruebel:
Wir haben aber auch lange den "Fehler" gemacht, von ihm und uns in der dritten Person zu sprechen. Seit wir das aufgehört haben, hat er ziemlich sofort angefangen, sich daran anzupassen, und versucht es nun ebenfalls anzuwenden. "mein" und "dein", und auch das allgemeine "man" klappt dabei sehr gut, während er "du" und "ich" manchmal einfach gänzlich unterschlägt, verdreht, oder weiterhin die dritte Person verwendet.
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