Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
Obige Aussage stammt angeblich von Sokrates (ca. 400 vor Christi Geburt). Die Einstellung vieler Erwachsener ist heute grundsätzlich dieselbe. Da sind auch die Lehrer keine Ausnahme.
Und mMn ist es kein Zufall dass das von Maca beschriebene Gespräch und Gymnasiallehrern stattgefunden hat. Im Buch "Lernen geht anders" von Remo H. Large heißt es dazu unter anderem
"Es gibt zu viele Lehramtstudierende, denen die Basisvoraussetzungen für ihren Beruf fehlen. Das sind neben der psychischen Belastbarkeit vor allem eine optimistische und aktive Lebenseinstellung sowie die erforderlichen sozial-kommunikativen Fähigkeiten. Dazu gehören Geschick und Freude im Umgang mit Kindern und Jugendlichen."
An anderer Stelle in diesem (sehr empfehlenswerten) Buch zitiert Largo dann den Erziehungswissenschaftler Ulrich Hermann:
"Es gibt Lehrer, die ihre Schüler als "Rotz an meinem Ärmel" empfinden und die ganze Klasse als einen einzigen, großen Störfaktor. Dahinter verbirgt sich nicht selten ein Gefühl des Beleidigtseins. Insbesondere Gymnasiallehrer glauben immer wieder, die Schüler seien zu dumm, um ihre grandiosen fachlichen Fähigkeiten würdigen zu können. Die Frage ist bloß, ob hier jemand unterrichtet, der im Grunde lieber eine wissenschaftliche Karriere gemacht hätte, anstatt vor einer Klasse zu stehen, die ihn pädagogisch herausfordert."
So, jetzt genug zitert, aber das trifft es meiner Beobachtung nach sehr gut. Dann kommt noch der auch bei Erwachsenen vorhandene Gruppenzwang dazu, was heißen soll, dass nicht alle Lehrer so krasse Einstellungen vertreten, aber manche derjeniger, deren Ansicht irgendwo "dazwischen" liegt, nicht starkt genug sind, dazu zu stehen und statt dessen blasen sie halbherzig in dasselbe Horn wie die dominateren Kollegen. Im Prinzip ist das mit Jugendlichen zu vergleichen, die in ihrer peergroup nur dann Anerkennung finden, wenn sie die Ansichten der Rädelsführer nicht in Frage stellen.
Zur Frage, was wir unseren Kindern mitgeben wollen kann ich natürlich nur von mir selbst sprechen, weil ich das Gefühl habe, andere Eltern haben oft andere Prioritäten. Klar will (fat) jeder, dass sein Kind mal ein zufriedener, selbstbewusster, unabhängiger, gesunder und sozial angepasster Erwachsener wird, der einen guten Arbeitsplatz, Freunde, Hobbys und insgesamt ein "gutes Leben" hat. Aber jeder verfolgt andere Wege, das Kind dahin zu begleiten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Erwachsene, die nicht viel über ihre eigene Kindheit und Jugend nachgedacht haben, instinktiv mit ihren Kindern so umgehen, wie mit ihnen selbst umgegangen wurde. Wie schaut das aber konkret aus?
Beispiel: Ein 10jähriger Bub hat sich am Spielplatz das Knie aufgeschlagen und blutet. Weinend rennt er zu seinem Vater. Wie reagiert der?
Es kann sein dass er seinen Sohn wortlos tröstend in den Arm nimmt. Es kann auch sein dass er durch aktives zuhören Mitgeühl bekundet (Ja, das tut sicher sehr weh!") oder Lösungen vorschlägt ("Soll ich Dir ein Pflaster draufgebe?").
Es kann auch sein dass der Vater seinem Sohn nur eine bestimmte Zeit "jammern" zugesteht und dann bestimmt "So, jetzt ist es aber wieder gut!" oder dass er generell zur Tapferkeit mahnt ("Ein Indianer kennt keinen Schmerz") oder die Empfindungen des Kindes in Frage stellt ("Na geh, so weh kann das aber wirklich nicht tun!").
Aber es gibt noch mehr mögliche Reaktionen: der Vater kann auch den Sohn dafür verantwortlich machen dass dieser nicht gut genug aufgepasst hat und somit selber schuld ist ("Hättest du beim laufen auf den Boden geschaut wäre das nicht passiert!") oder er kann dem Kind genrelle Vorwürfe machen ("Immer und überall tust du dir weh!"). Er kann auch vergleichen ("Der Christian macht nie so ein Theater wenn er sich weh tut!")
Der Vater kann belehren wie man so Situationen vermeiden kann ("Das nächste Mal passt du aber besser auf!") oder auch bestrafen ("Wenn jedes Mal so ein Theater ist gehe ich mit dir nicht mehr auf den Spielplatz"). Usw.....
Unabhängig von der tatsächlichen Reaktion gestehe ich allen Eltern zu, das Beste für ihre Kinder zu wollen. Meine eigene Reaktion wäre wahrscheinlich die, die ich als erstes beschrieben habe, wobei es noch zusätzlich von meiner eigenen Tagesverfassung abhängt ob ich nicht auch so reagiere wie weiter unten beschrieben.
Einige Eltern sind sich ihrer Sache sicher und stehen hinter ihren eigenen Reaktionen. Andere "wollen" anders weil sie es wo gehört bzw. gelesen haben, können aber nicht aus ihrer Haut heraus weil der erste Instinkt meistens der stärkste ist - und der ist abhängig davon, wie man selbst behandelt wurde bzw. wird.
Um zu den Lehrern zurückzukommen: in einer durchschnittlichen Klasse sind Kinder, deren Verhalten von ihren eigenen Charaktereigenschaften UND dem ihren bisherigen Erfahrungen bestimmt wird. Ein Kind, dessen Anliegen von den Bezugspersonen (Eltern, Großeltern, Freunde, Kindergärtner, Lehrer, Hortbetreuer) bisher erst genommen wurden, hat teilweise gelernt, seinerseits die Anliegen anderer ernst zu nehmen und sich rücksichtsvoll zu verhalten.
Neue Bezugspersonen , z.B. Lehrer, werden genau beobachtet. Wenn ein Lehrer rücksichtlos oder abwertend ist dann wird das bei Kindern mit gesundem Selbstwertgefühl natürlich instinktiv Ablehnung und nicht-ernst-nehmen (können) auslösen. Und was will der Lehrer eigentlich erreichen? Er will von seinen Schülern geachtet werden, ohne sich bewusst zu sein, dass die Voraussetzung dafür ist, die Schüler ihrerseits zu achten. Natürlich ist das oft eine Gratwanderung weil man als Lehrer ja immer wieder mal wo eingreifen, was verhindern oder jemanden zurechtweisen muss. Aber genau das ist ja die wichtigste Herausforderung dieses Berufes. Kinder sind ja keine leeren Gefäße, welche die Lehrer mit Wissen "befüllen" sondern anspruchsvolle Partner, die auch als solche behandelt werden wollen.
Ich glaube dass etliche Lehrer, die maca da beschreibt, selbst einfach nicht erkennen, was wirklich wichtig ist. Resignation ergibt sich oft aus der Ablehungn durch die Kinder (aus oben beschriebenen Gründen), was dann mit wachsender Verbitterung natürlich immer schlimmer wird. Und irgendwann ist die Klasse mal wirklich "Feind", die Eltern der Schüler sind genrell "lästig" und "unverschämt" und die Lehrer wünschen sich die glorreichen Rohrstock-Zeiten, wo die Schüler noch "Respekt" (tatsächlich: Angst) hatten, zurück. Schade!
Aber es gibt ja Gott sei Dank auch sehr engagierte, offene und beliebte Lehrer. Denkt doch mal zurück an eure eigene Schulzeit und an euren Lieblingslehrer! Und schaut dann genauer hin, ob euer Lieblingslehrer vielleicht auch "zufällig" der Lieblingslehrer etlicher Mitschüler war

. Solche Lehrer gab es und gibt es immer noch, sie sind der Lichtblick unserer Kinder! Dabei ist völlig egal, welchen Gegenstand diese Lehrer unterrichten.
In meinem Fall war es (in der Hauptschule) ein Physiklehrer und in der anderen Hauptschule (ich hatte mit 12 einen Schulwechsel) unser Klassenvorstand (turnen und Musik). Obwohl keiner dieser Gegenstände jemals mein Lieblingsfach war (das war deutsch) ging ich VIIIIEL lieber in diese Schulstunden als in den Deutsch-Unterricht. Und auch Respekt gab es für diese Lehrer deutlich mehr als für die anderen, mehr oder weniger "frustrierten" Exemplare

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