Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
alibaba

Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von alibaba »

Das Mädchencamp war ein reines Interessencamp. Da ging es um Kunst. Theater, Tanz, Poetry Slam. Für kluge Mädchen, fürs Selbstbewusstsein ohne Mama.

Ich finde, dass viel zu sehr mit Begabung argumentiert wird und als Totschlagargument benutzt wird. Na dein Sohn kann das ja nicht, mein Kind kann das, es ist eben so mit einem IQ von 160.

In der Tat @koschka, mein Kind hat keinen solchen IQ.

Egal wie begabt, erläutern auch Rost und Simchen, auch kluge Kinder sind Kinder und unterscheiden sich nicht, der belegbare Beweis dafür wurde noch nie erbracht, in ihren individuellen Bedürfnissen von anderen Kindern.

Nur weil man das Shirt der Freundin auch gerne möchte, wird man fremd bestimmt. Nur weil man jetzt das schminken erlebt hat und gut fand, ist man den Anderen hörig. Und schon macht man alles wie alle, jegliche Individualität wird einem abgesprochen. Jetzt ist man der Klon der Peergroup. Ich finde das lächerlich.

Mein Sohn fand auch im Alter von 5 heiraten ganz doof. Im GS-Alter war Mädels/Junge noch egal, ab Klasse 5 fing es an, dass Mädchen doof sind. Das steigerte sich bis Klasse 9. Aktuell findet er einige Mädchen wieder ganz nett, andere total nett und aktuell telefoniert er stundenlang mit Einem. Auch hochbegabt funktioniert das. Weil es nichts damit zu tun hat, sondern biologisch die Hormone das Kind steuern. Und so kommt es eben, dass sich gewisse Dinge ändern, auch wenn man hätte schwören können, nie im Leben ein Mädchen nett zu finden.
sinus
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Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von sinus »

...es ist auch Wurst, ob es am IQ liegt oder an was ganz anderem. (Trotzdem ist es interessant und aufschlussreich, nach Mustern und gewissen möglichen Zusammenhängen zu forschen.)
Fakt ist, dass meine Tochter sich unter Mädchen nicht wohlfühlt, obwohl sie es sich wünscht, dass es anders wäre. Aber sie passt da halt irgendwie nicht rein.
Für sie wäre ein Mädchencamp Höchststrafe. (Theater und Tanz sind für sie ebenfalls Horror - denn da muss man ja was von sich zeigen...)

Ich hatte in der Grundschule auch nichts mit Mädchen am Hut, ich habe zusammen mit einigen Jungs sogar einen "CGAW" gegründet.
("Club gegen affige Weiber" 8-) )
Der Unterschied bei mir war, dass ich selbstbewusst war und mich selbst damals ziemlich gut fand und mich nicht irgendwie falsch gefühlt habe, sondern als "cooles Mädchen" galt - und das auch von mir selbst glaubte - mit dem man Pferde stehlen kann. Ich habe oft die Anführer- und Wortfühererposition eingenommen, auch unter Jungs. Mich aufmüpfig gegenüber Autoritäten gezeigt usw.

Meine große Tochter ist da ganz anders. Ihr sehnlichster Wunsch ist es "unsichtbar zu sein", wie sie in einem Freundebuch mal schrieb.
Bei der Kleinen bin ich gespannt. Ich habe den Eindruck, sie kommt ein wenig mehr nach mir, was das betrifft. (Frage an sie: "Wer ist denn eigentlich dein bester Freund?", selbstbewusst geäußerte Antwort nach kurzem Nachdenken: "Ich selbst!"

Sie scheint also besser klarzukommen damit, dass sie aus dem Rahmen fällt.
Sie weicht aber ggf auch weniger vom Durchschnitt ab. Oder sie kommt besser damit klar wegen anderer Anlagen, wegen anderer Alltags-Erfahrungen z.B. als Geschwisterkind oderoderoder...
Da ist alles mögliche denkbar.
Und ich denke da gern drüber nach und spekuliere und diskutiere gern darüber.
Immer wohl wissend, dass es alles nur Theorien sind und nichts davon beweisbar.
Nichtsdestotrotz sind solche Überlegungen und Gespräche durchaus tauglich zum Erkenntnisgewinn.
Die Blätter sind bunt
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nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
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Karen
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Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von Karen »

Ich wollte auch als Kind lieber ein Junge sein, und verhaltete mich entsprechend. Meine Tochter ist klar ein Mädchen, obwohl nicht klischehaft. Sie liebt Pferde und Esel über alles, zieht gerne Röcke an, aber hat Rosa nicht gern, spielt nicht von sich selbst mit Puppen usw. Sie will nur mit Mädchen spielen (weil bei uns in Quartir fast alles Mädchen sind), aber sie verträgt das Verhalten (ausschliessen, verbal angreifen) nicht und es wird ihr oft zu viel. Wenn sie mit Jungs spielem muss (keine Mädchen da, oder meine Paten jungs sind zu Besuch) ist es jedesmal sehr enspannt und sie findet nachhinein sehr schön. Aber sie passt sich immer noch zu viel an weil sie andere braucht. Sie ist so ein Kind dass nie alleine zufrieden ist, und sie macht viel um dazu zu gehören - auch Puppen spielen wenn es sein muss. Einhörner, Monster und alle magische wesen faszinieren sie obwohl sie genau weiss dass sie nicht gibt (oder deshalb). Sie erfindet Geschichten dazu, und in ihren Geschichten sind aber die Mädchen die die mutig sind und andere retten. Also auch nicht ganz so Mädchenhaft. Ich bin aber auch kein Vorbild weil ich nicht gross um Kleider kümmere, nie schminke, einkaufen ist für mich eher eine Strafe. Ich finde diese haltung spürt meine Tochter auch.
Maca
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Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von Maca »

Ich weiß, nicht zu welchem Anteil unserer elterliche Prägung dann doch (unbewusst) prägt.

Wer will schon ne langweilige “Mainstream- Prinzessin“ zur Tochter, rosaumhängt mit strassbesetzten Sandälchen beschuht, die derart mit ihrer Peergroup verschmolzen ist, dass man unter den zehn Einheitsmädchen beim Abholen aus der Schule Gefahr läuft, mit dem falschen Kind nach Hause zu stapfen? ;)

Aber ich glaube auch, dass es eine eindeutige Korrelation zwischen Intelligenz und dem Bedürfnis nach autonomer Individualität gibt. Intelligente Mädchen können das am besten und wirksamsten ausleben, indem sie klassisch weibliche Attribute ablehnen.
Problematisch finde ich es, wenn sie das weibliche Geschlecht als so begrenzend wahrnehmen, dass sie es komplett ablehnen und bewusst nach außen verleugnen.

Diese Tendenz nehme ich in umgekehrter Form eindeutig bei meinem Sohn wahr.
Er hadert mit seinem Geschlecht, hat eine massive Aversion gegen alles machohaft Männliche und versucht so geschlechtsneutral wie möglich nach außen zu wirken.

Früher war er immer mein “Mädchen“ nun ist er irgendwas dazwischen.
sinus
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Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von sinus »

Maca hat geschrieben:Ich weiß, nicht zu welchem Anteil unserer elterliche Prägung dann doch (unbewusst) prägt.

Wer will schon ne langweilige “Mainstream- Prinzessin“ zur Tochter, rosaumhängt mit strassbesetzten Sandälchen beschuht, die derart mit ihrer Peergroup verschmolzen ist, dass man unter den zehn Einheitsmädchen beim Abholen aus der Schule Gefahr läuft, mit dem falschen Kind nach Hause zu stapfen? ;)
..bei der Großen habe ich mich das tatsächlich immer mal wieder gefragt, ob sie nur versucht, meine "Erwartungen" zu erfüllen. Ich hatte ihr bspw mal erzählt, dass ich auch eine Jungenphase hatte als Kind und nicht mit Puppen gespielt habe und Kleider schon im Kigaalter schrecklich fand.
Wobei sie wie gesagt schon sehr früh fast alles sehr typisch mädchenhafte ablehnte. (so ab 3 Jahren glaube ich)

Aber bei der Kleinen jetzt ist das eher unwahrscheinlich, da ich da dann eher in die andere Richtung tendiert habe - sie "sollte" doch eher all die schönen Kleider und Frisuren tragen, die die Große verschmäht hat und da schon viel an "neutralem" Spielzeug da war, fand ich es auch ganz nett, mal noch was ganz anderes anschaffen zu können, wie z.B. das Playmobilschloss. Auch eine Puppe bekam sie mit 2 Jahren. Die liegt aber nur herum.
Ihr Zimmer ist auch weniger "geschlechtsneutral" eingerichtet. Was auch daran liegt, dass sie es schon zum 3. Geburtstag bekam, statt wie die Große zum 5.
Also es ist natürlich jetzt auch nicht pink mit Hello-Kitty-Deko, aber sie hat eine Blumenwiese und einen Regenbogen an der Wand und Schmetterlinge und eine Blümchentagesdecke. ICH finde es sehr nett. Mal sehn, wie lange sie damit noch einverstanden ist. ;)
Na, jedenfalls halte ich bei Nr. zwei für ausgeschlossen, dass sie unbewusst eine Erwartung erfüllt. Wie gesagt hätte ich nach meinem "Neutrum" durchaus auch Freude an einem "richtigen Mädchen" gehabt.
(Wobei sie als "wilder Mowgli" natürlich auch herzallerliebst ist!)
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Rabaukenmama
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Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich glaube es ist ein Unterschied ob sich ein Kind in seinem Körper (vom Geschlecht her betrachtet) wirklich nicht wohl fühlt, oder ob es eben gesellschaftliche Vorgaben sind, die es ablehnt. Meine Mutter erzählt mir heute noch manchmal, wie ich sie mal beim schminken beobachtet habe, als ich vier war. Ich habe erst mal nur ganz ruhig zugesehen und dann gefragt "Mutti, wozu musst du immer so schick sein? WOZU?". Meine Mutter hat damals geantwortet, dass sich Frauen eben gerne schick machen und dass ich das auch tun würde, wenn ich erwachsen bin. Ich meinte ich würde das (schminken) nie tun und ich wolle auch nicht schick sein. Mein Mutter fragte dann, ob ich denn häßlich sein wolle. Meine Antwort war "Nein, MITTELMÄSSIG!". Wir lachen heute noch drüber wie treu ich meinen Grundsätzen geblieben bin :mrgreen: .

Dann spätestens ab Schuleintritt, durfte ich nicht mehr machen, was ich wollte. Ich wollte Fußball spielen, doch im Fußballverein wurden nur Buben genommen. Ich wollte Werkunterricht, aber Mädchen bekamen nur Handarbeitsunterricht. Ich wollte in der Hauptschule geometrisch zeichnen, musste aber kochen. Vieles, was ich gern gemacht hätte, blieb mir allein auf Grund der Tatsache, dass ich ein Mädchen war, verwehrt. Ich sah keinerlei Vorteil im Frau-sein. Da muss man stundenlang vor dem Spiegel stehen und sich Farbe ins Gesicht schmieren, weil es anscheinend unheimlich wichtig ist, möglichst schön zu sein. Man darf nichts machen, was Spass macht, sondern muss eine ganz bestimmte, vorgegeben Rolle erfüllen.

Meine Abneigung gegen das Mädchen-sein hatte zumindest teilweise soziale Hintergründe. Die Rolle, die mir dabei zugedacht war, gefiel mir einfach nicht. Heute gibt es im Unterricht für beide Geschlechter sowohl werken als auch handarbeiten, kochen und geometrisch zeichnen. Es gibt auch Fußballvereine für Mädchen. Also kein Grund, ein Junge sein zu wollen, weil einem sonst viele Möglichkeiten verwehrt bleiben!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
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Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von sinus »

Rabaukenmama hat geschrieben: Meine Abneigung gegen das Mädchen-sein hatte zumindest teilweise soziale Hintergründe. Die Rolle, die mir dabei zugedacht war, gefiel mir einfach nicht. Heute gibt es im Unterricht für beide Geschlechter sowohl werken als auch handarbeiten, kochen und geometrisch zeichnen. Es gibt auch Fußballvereine für Mädchen. Also kein Grund, ein Junge sein zu wollen, weil einem sonst viele Möglichkeiten verwehrt bleiben!

Ja, eben. Und trotzdem muss es etwas geben, was meine Mädchen am Mädchensein ablehnen. Was auch immer.
In der DDR übrigens war das mit den Geschlechterrollen ja auch bei Weitem nicht so festgelegt, wie es zu der Zeit im Westen noch war. Hier gab es im Grunde keine Hausfrauen und die Frau wurde durchaus oft auch als starke Persönlichkeit und aktiv dargestellt. Die Trümmerfrauen und ihre wichtige Rolle nach dem Krieg waren z.B. auch immer wieder Thema in der Schule. In der Grundschule hatten die Jungen genauso mit Handarbeitsuntericht, wie die Mädchen Werken oder später eine vormilitärische Ausbildung in der Oberstufe.
Meine Mutter bspw war Ärztin und voll berufstätig, mein Vater Mathematiker und voll berufstätig. Gekocht hat oft mein Vater, vor allem die Festtagsbraten. Meine Mutter hat durch Notdienste etc sogar mehr gerarbeitet und mehr Verantwortung gehabt, als mein Vater. Ich war immer sehr stolz auf meine Mutter.
Meine eine Oma war Kriegswitwe und hat zwei Kinder allein durchgebracht und war eine äußerst taffe, selbstbewusste Frau.
Es gab nicht allzuviel, wo man sagen kann, dass es da bei den Erwachsenen ein Rollenvorbild gab, was mich hätte abschrecken können.

Eigentlich denke ich, dass es das ist, was Koschka schrieb: die Weigerung, sich in eine Rolle, egal welcher Art, pressen zu lassen. Das Bedürfnis nach Individualität.
Außerdem kann ich mich noch erinnern, dass ich es als Kind gehasst habe (eigentlich tu ich das bis heute), nicht ernst genug genommen zu werden.
Meiner Großen geht es auch so.
Ich mag auch bis heute verniedlichende Kosenamen nicht und würde es mir verbitten, von anderen, egal wem, "Süße" o.ä genannt zu werden.
Ein "süßes Mädchen" zu sein bedeutet ja irgendwie auch, auf das Putzige oder Hübsche reduziert zu werden, so dass Denken, Verstand und Persönlichkeit dahinter irgendwie "verschwinden" können.
Der "Blondineneffekt" sozusagen. (Ich war und bin nicht blond, aber ihr wisst sicher, was ich meine)
Ich glaube, es ist auch der Wunsch, wirklich wahrgenommen zu werden, in die Tiefe sozusagen und nicht nur oberflächlich. (Und das sehe ich durchaus auch als ein recht typisches Merkmal intelligenter Menschen...)
Ob das natürlich so funktioniert, wenn das Gegenüber gar nicht willens ist, weiter als bis zur Oberfläche zu denken und zu schauen, sei mal dahingestellt...
Auf jeden Fall denke ich schon, dass andere durchaus unterschiedlich auf das Gegenüber reagieren, je nachdem ob man meint, einem Jungen oder einem Mädchen gegenüber zu stehen.
Vielleicht erreicht man ja mit so einer eher neutralen Erscheinung tatsächlich, dass man zumindest nicht sofort in eine bestimmte Schublade gesteckt wird und erzwingt eine "neutralere" Reaktion...? :roll:
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Edainwen
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Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von Edainwen »

Meine beiden entsprechen auch keinen Geschlechterklischees. Tochter mochte als Kind auch immer Jungsklamotten, Bob der Baumeister, ... war ein wildes Draußenkind, mochte weder Puppen noch Kleidchen noch pink. Jetzt als Teenager trägt sie auch nur Hosen und vorwiegend dunkle T-Shirts mit Skeletteinhörnern, Totenköpfen oder irgendwelchen Bildern ihrer YouTube-Stars. Mit Schminken u.ä. kann sie gar nichts anfangen und auf ein Mädchencamp wäre sie garantiert nicht gegangen.
Sohn hat dafür lange hellblonde Haare, um die ihn alle Mädchen beneiden und trägt kleidungsmäßig das, was ihm gefällt. T-Shirts mit Werbeaufdrucken gehen z.B. gar nicht, Sneaker mag er auch nicht. Er ist meistens etwas schicker oder etwas wilder gekleidet als seine Klassenkameraden, aber nicht so, dass er dadurch besonders auffällt (was er durch seine Haare ja eh schon tut). Er ist gerne ein Junge, interessiert sich aber auch null für die üblichen Jungsthemen wie Autos oder Fußball ;-)

Dennoch denke ich nicht wirklich, dass klischeehafte Kleidung oder Verhalten etwas mit dem IQ zu tun haben. Sehe ich mir die anderen Kinder in der HB-Klasse des Sohnes so an, so sind die Jungs doch alle typische Jungs, die Mädchen typische Mädchen, mit Leggins und Blümchen. (In der Klasse darüber sind 3 der 5 Mädchen der Klasse allerdings mehr Junge als Mädchen).

Ich selber wurde als Kind leider oft für einen Jungen gehalten. Ich war nämlich sehr gerne Mädchen, liebte Kleider und spielte gerne mit Puppen (allerdings genauso gerne mit meiner Eisenbahn). Leider mochte meine Mutter Kleider so gar nicht und ich musste immer so sportliches Zeug tragen, was ich hasste, weil ich auch gar nicht sportlich war). Als Teenager hatte ich dann meinen ganz eigenen 70er Jahre Hippiestil. Das war damals so gar nicht in, aber das war mir egal. Die gängige Mode der 80er fand ich schrecklich. Mittlerweile Laufe ich oft eher männlich betont herum, mit Gehrock und Hut ....ich mag es wohl wirklich, einfach anders auszusehen. Mein Geschlecht wollte ich aber wirklich nicht ändern.
Meine3
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Beiträge: 1074
Registriert: Mo 11. Mär 2019, 10:55

Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von Meine3 »

Hallo,

Interessantes und brisantes ;) Thema...

Meine Mittlere hatte bis sie 4 war eine ganz fiese und ausgeprägte Rosalilaglitzerkitsch-Phase, die mich beinahe in den Wahnsinn getrieben hat, da das so garnicht meins ist. Dann, quasi über Nacht (mit dem kindergartenwechsel) entschied sie von einem auf den andern Tag, dass das ganze Mädchenzeug totaler Mist ist und ist fast ein Jahr wie ein Junge rumgelaufen, hat Puppen, Einhörner und Elfen verschmäht und sogar solche Snachen wie, „ Mama, mir wird fast schlecht wenn ich das kitschige Einhornkleid von XY anschaue“ vom Staprl gelassen. Sie hat sich selbst in einem unbeobachteten Moment die Haare geschnitten :roll: (2x: einmal im Kiga, einmal zu Hause) und dann - interessanterweise unter Protest - von mir eine Kurzhaarfrisur verpasst bekommen, da ich Angst um ihre Ohren hatte :P...

Von der Art her ist sie jedoch schon immer sehr zart, sozial, empfindlich, kreativ, verträumt, liebevoll und angepasst (Sozialverhalten), sprich, schon eher so, wie man(n?) sich ein Mädchen do vorstellt. Auch ihre Gesichtszüge und Statur sind eindeutig feminin, jedoch immer mit einem Hauch „Röubertochter“. Sie sieht zum Beispiel immer ungekämmt aus, egal wie lang die letzte Haartrimmung her ist.

Sie spielte bevorzugt in der Zeit mit Lego oder fischertechnik, baute Hütten im Wald, wollte Detektiv oder Forscher werden, wollte ein Junge sein, hatte viele männliche Freunde, und ihre Lieblingshose war eine handwerkerhose in schwarz und blau. Wir hatten an einem Tag ein Riesendrama, weil sie erkannte, dass sie zwangsläufig irgendwann zur Frau wird und dann Brüste bekommt. Das Highlight dieses Tages: „ Mamaaaaa, ich will keine großen Brüste kriegen!!!! Ich will einen Penis!“ (vor versammelter Mannschaft unter Freunden auf einem Campingplatz).

Ganz langsam haben sich aber zum 5. Geburtstag hin wieder mehr „Mädchensachen“ eingeschlichen. Jetzt ist es schön durchmischt. So richtig „widerlichen“ Kitsch wie Eispronzessin, hello kitty und co findet sie Gott sei Dank total ätzend, aber sie trägt grade wieder fast nur Kleider und Röcke, bevorzugt aber in blau oder grün...
(
Ich selbst hatte auch eine heftige und auch recht lange „männliche“ Phase, inklusive Penisneid, Kurzhaarfrisur, Mutproben, Mädchen blöd finden etc. In der Pubertät (war auch ein physischer spätzünder) regulierte sich das aber. Ich muss sagen, dass es bei mir eindeutig das ablehnen der stereotypen Verhaltensweisen und Vorlieben, sowie Vorurteile war, was mich am Mädchen sein gestört hat und nicht wirklich mein Geschlecht... Ich habe einfach viele Vorteile darin gesehen ein Junge zu sein und fand mädchenhafte Mädchen albern. Ich mag auch heute noch keine „Tussis“. Sprich: lange Nägel, viel
Schminke, hohe Schuhe, Zimperlichkeit, Schuhfimmel,etc... Das in seiner ganzen Geballtheit war und ist mir zu viel des Guten... Ich trage gern Kleider und mag Ohrringe und Schminke mich zu bestimmten Anlässen auch mal dezent, trage aber keine High Heels und Handtäschchen. Ich bin übrigens recht sicher (?! :mrgreen: ) heterosexuell, hatte aber auch die ein oder andere harmlose, gleichgeschlechtliche Erfahrung in der Pubertät und im jungen Erwachsenenalter... Und finde auch Frauen attraktiv, wenn sie es denn sind ;) ... Ich finde es schön, Rabaukenmama, dass du so selbstverständlich damit umgehst, dass du bisexuell bist, da schließe ich mich den Vorrednern an. Ich finde aber auch, dass das heutzutage einfach auch drin sein muss, dass man darüber ganz normal sprechen kann und es akzeptiert und toleriert wird. Es sollte eigentlich ganz normal sein.

Ich habe den persönlichen Eindruck, dass sich ganz unabhängig von der Sexualität fast jedes halbwegs selbstbestimmte, „starke“ Mädchen mal in so einer „Männer“Phase befindet. Oder besser gesagt, sich weigert die gängigen Klischees, wie ein Mädchen zu sein hat, zu erfüllen und dies in der Kindheit und Jugend zu „extremen“ Verhalten führen kann... Ob das nun was mit Hochbegabung zu tun hat, wage ich jedoch zu bezweifeln...

Meine Kleinste ist schon immer eher burschikos ( mehr vom Verhalten als vom Aussehen) und ihre Lieblingsfarbe ist blau. Sie liebt Autos und Pferde (Bibi und Tina wird grade rauf und runter gehört...). Sie ist extrem vorsichtig, hat fast nur Jungs als Freunde und liebt Puppen, Baby spielen und den Kaufladen und die kinderküche. Sprich: „Zum Glück“ entwickelt sie sich bislang recht unabhängig von ihrem Geschlecht einfach zu einem tollen, selbstbestimmten Menschen.

Mein Sohn hatte übrigens auch mit 3-4 Jahren eine Kleidchen- und Röckchenphase und er durfte das selbstverständlich auch ausleben. Das ist meines Erachtens übrigens gesellschaftlich viel weniger „toleriert“
als anders herum. Leider haben ältere, konservative Verwandte ihn darauf angesprochen als er zum 4. Geburtstag stolz im Prinzessinnen-Outfit umher gestiefelt ist, dass das doch was für Mädchen wäre und ob er nicht Angst hätte ausgelacht zu werden (was bislang weder zu Hause noch im Kiga oder Freundeskreis Thema gewesen war!)... so viel dazu...


Man sollte seine Kinder einfach machen lassen. Verstehe die Muttis, die ihren Söhnen keine Puppen kaufen oder ihren Mädchen eine Kurzhaarfrisur verbieten so garnicht. Es lebe die Freiheit und Toleranz :fahne:
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
alibaba

Re: Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen

Beitrag von alibaba »

Ich glaube, dass viele hier tief selbst in Klischees fest stecken, ohne es zu bemerken. Oder es wird bewusst zugespitzt. Ich sehe hier keine rosaumrankten Mädels im Ballettkleid in der Schule, sondern Vielfalt. Ich kenne auch keine Jungen die sich nur für Autos oder Fußball interessieren. Da mag es natürlich welche geben, aber es gab und gibt hier genügend andere Varianten. Nicht nur schwarz oder weiß, Mischformen in jeglichen Varianten. Genauso, wie es hier jede Mengen Buben in der Musikschule gibt, die Violine spielen. Ich kenne einen Buben der trägt einen langen Zopf, tanzt Ballett, spielt Geige und Fußball und tanzt HipHop. Wo passt der denn rein?

@maca

Meine Tochter kann z.B. Mit YouTube-Stars nichts anfangen, findet die zu oberflächlich. Trug bis zur 5.Klasse kurze Haare. Ist das jetzt weiblich oder männlich, ein Klischee oder keines mehr. Spricht das jetzt für weniger IQ oder höheren? Bitte was ist ein klassisch weibliches Attribut? Schminken? Dann wäre ich zumindest nicht weiblich. Ich trage aber durchaus (wieder) gerne Röcke, die allerdings kaufe ich mir gebraucht. Ich habe übrigens raspelkurze Haare. Welchem Klischee entspreche ich? Welchem IQ würdest Du mir zuordnen?

@edainwen

Das Mädchencamp war super. Für Mädchen, die die Kunst lieben. Für Mädchen die etwas mehr Selbstvertrauen ganz gut täte. Zum Theater gehört das schminken. Zum Audruckstanz gehört das schminken. Bedient das jetzt ein Klischee? Im Übrigen ging es in der Abschluss-Theatervorstellung, in der Gruppe meiner Tochter, um Monster. Ich konnte da kein Rosa entdecken. Sehr grün, sehr schwarz, toll gemacht. Welchem IQ ordnet man das denn jetzt zu. Ich mein, das waren ja nun nur Mädels. Erwartet man da Glitzer/Rosa/Rüschen? Nächstes Jahr würde meine Tochter gerne das Kampfkunst-Camp probieren. Nun sagt mir bitte, was sagt mir das.

Neugierige Grüße
Antworten