Noch so eine - Junge, Mädchen oder was dazwischen
Verfasst: Di 27. Aug 2019, 00:15
...meine Große war ja nie so richtig ein Mädchen. Mädchenhafte Kleidung - Rüschen, Effekt-Falten, die Farbe Rosa, Motive auf der Kleidung, Schleifchen, Bändchen, Spängchen, Kleidchen, Schnickschnack, besondere Frisuren, kurz all das, was die meisten Mädels lieben - lehnte sie schon als junges Kindergartenkind ab.
Puppen waren auch absolut uninteressant für sie.
Ihr Wunsch-Schulranzen war schwarz mit einem Wolf drauf und kurz nach der Einschulung wollte sie partout einen Jungshaarschnitt, trug nur Jungskleidung und hatte sogar einen "Decknamen" und übte sich bewusst darin, wie eine Junge aufzutreten.
Ich mutmaßte damals, dass sie sich, an sich äußerst sensibel, vor allem das Gefühl von mehr Stärke davon erwartete, als Junge aufzutreten.
(Der Wolf - stark, unabhängig - als langwährendes Lieblings("Totem-")tier passte irgendwie ja auch dazu... ich denke, Lieblingstiere/Motive/bevorzugte Rollenfiguren erzählen eine ganz Menge über ein Kind...)
Im Nachhinein könnte es auch mit der Identitätssuche zu tun haben - sie merkte wohl, dass sie "irgendwie anders" als die anderen ist und suchte womöglich auf diese Weise nach einer Rolle, wo das Gefühl des "ich passe nicht dazu" evtl nicht so ausgeprägt wäre.
Auch wenn inzwischen - mit nun fast 11 Jahren - die Haare wieder lang sind und erste Anzeichen der körperlichen Veränderung zu erkennen sind und sie sogar sehr hübsch und von der Statur her recht zart ist, wird sie sogar immer noch manchmal für einen Jungen gehalten. Lieblingskleidung: Sporthose und schwarzes, einfaches Shirt.
Mädchenkram/Mädcheninteressen sind ihr immer noch recht fremd und fast alle Kinder, mit denen sie befreundet ist, sind Jungs.
Nummer zwei startete zunächst scheinbar etwas anders. Sie hatte mit 2-3 eine kurze Phase, in der sie ganz gern mal ein Kleidchen anzog und sich auch mal entsprechend verkleidete. Faschingswunsch mit 2-3 Jahren ganz mädchenhaft "Schmetterling".
(Ok, in dem Alter ging die Große damals als "bunter Paradiesvogel")
Puppen, Filipferdchen & Co fand auch Nummer zwei nie spannend. Am Liebsten baut sie mit Lego. Das Playmobilschloss, das sie mit 2/3 bekam, weil ich in dem Alter den Eindruck hatte, sie entwickelt sich da evtl. bisschen anders als die Schwester, wird vor allem geputzt. Und böse Ritter und Edelfräullein werden ab und an ins Gefängnis (den Turm) gesteckt. Der Drachen ist ebenfalls sehr beliebt.
Das Schloss einrichten, die Figuren ankleiden, all das Nette, was man mit dem wirklich hübschen Equipment machen könnte, interessiert sie nicht.
Als sie mit 4 zu einer "Prinzessinnenparty" eingeladen wurde, bestand sie darauf, als Ritter hinzugehen. (Durfte sie natürlich auch.)
Aktuell hat sie sehr lange, etwas wilde Haare, mag die aber auch nicht frisiert haben und zieht am Liebsten graugrüne "Überlebens-Kleidung" an, trägt gern eine Art Piratentuch, um die Haare vom Gesicht fern zu halten und sieht insgesamt eigentlich aus wie Mowgli.
(Ok, die Herkunft passt tw auch zu Mowgli. Aber sie sieht auch so irgendwie wie ein "wildes Dschungelkind" aus.)
Wenn sie mit Freunden/Besuchskindern spielt (übrigens ausschließlich Jungs, mit Mädchen kann sie wie die Schwester irgendwie nichts anfangen), dürfen/müssen gelegentlich die Jungs mal eine Mädchenrolle übernehmen. Sie selbst besteht drauf, lieber Ritter, König, Bogenschütze u.ä. zu sein.
Niemals würde sie im Rollenspiel eine Mädchenrolle übernehmen! Maximal ein Tier, eine Katze oder so.
Sie ist jetzt 5 und meinte heute zu mir:
"Ich möchte lieber ein Junge sein!
Können wir die Haare nicht abschneiden? Ich möchte wie ein Junge aussehen.
Und, Mama, muss man eigentlich heiraten?
Ich möchte mal nie heiraten!"
Unvergessen auch der Dialog mit der Schwester im Rollenspiel, da war sie so 3, 4 Jahre alt.
Große Schwester: "Welche Art Prinzessin möchtest du denn sein?"
Kleine Schwester: "Eigentlich gar keine. Und wenn ich schon eine sein muss, dann auf jeden Fall keine, die einen Prinzen heiraten muss und sich den ganzen Tag nur im Schloss langweilt!"
Ok, das mit dem heiraten kann auch am Vorbild liegen. Immerhin bin ich allein erziehend.
Man könnte auch mutmaßen, sie vermissen vielleicht die männliche Rolle daheim und versuchen, das fehlende "Männliche" auszufüllen.
Allerdings bin ich selbst in einer klassischen Familie aufgewachsen und war ganz ähnlich. Röcke, Kleider, Puppen waren mir schon im Kindergartenalter ein Graus und von 11-14 "tarnte" auch ich mich mit Frisur und der Kleidung meines großen Bruders ganz bewusst als Junge.
Zwar hatte ich auch immermal Phasen, in denen ich bewusst versuchte, mädchenhafter/femininer zu sein, z.B. mit ca. 15 Jahren in der Musikklasse, die zu 90% aus Mädchen bestand, aber im Grunde habe ich mich erst und eigentlich sogar ausschließlich in der Schwangerschaft mal wirklich als Frau (wohl-)gefühlt.
Bis heute fühle ich mich eher als "irgendwas dazwischen". Also nicht sexuell oder so, sondern ich habe einfach den Eindruck, dass mir bestimmte Eigenschaften, die zum Frau Sein zu gehören scheinen, schlicht fehlen.
Wie siehts bei euch aus und bei euren Mädchen?
Kennt ihr das auch?
Puppen waren auch absolut uninteressant für sie.
Ihr Wunsch-Schulranzen war schwarz mit einem Wolf drauf und kurz nach der Einschulung wollte sie partout einen Jungshaarschnitt, trug nur Jungskleidung und hatte sogar einen "Decknamen" und übte sich bewusst darin, wie eine Junge aufzutreten.
Ich mutmaßte damals, dass sie sich, an sich äußerst sensibel, vor allem das Gefühl von mehr Stärke davon erwartete, als Junge aufzutreten.
(Der Wolf - stark, unabhängig - als langwährendes Lieblings("Totem-")tier passte irgendwie ja auch dazu... ich denke, Lieblingstiere/Motive/bevorzugte Rollenfiguren erzählen eine ganz Menge über ein Kind...)
Im Nachhinein könnte es auch mit der Identitätssuche zu tun haben - sie merkte wohl, dass sie "irgendwie anders" als die anderen ist und suchte womöglich auf diese Weise nach einer Rolle, wo das Gefühl des "ich passe nicht dazu" evtl nicht so ausgeprägt wäre.
Auch wenn inzwischen - mit nun fast 11 Jahren - die Haare wieder lang sind und erste Anzeichen der körperlichen Veränderung zu erkennen sind und sie sogar sehr hübsch und von der Statur her recht zart ist, wird sie sogar immer noch manchmal für einen Jungen gehalten. Lieblingskleidung: Sporthose und schwarzes, einfaches Shirt.
Mädchenkram/Mädcheninteressen sind ihr immer noch recht fremd und fast alle Kinder, mit denen sie befreundet ist, sind Jungs.
Nummer zwei startete zunächst scheinbar etwas anders. Sie hatte mit 2-3 eine kurze Phase, in der sie ganz gern mal ein Kleidchen anzog und sich auch mal entsprechend verkleidete. Faschingswunsch mit 2-3 Jahren ganz mädchenhaft "Schmetterling".
(Ok, in dem Alter ging die Große damals als "bunter Paradiesvogel")
Puppen, Filipferdchen & Co fand auch Nummer zwei nie spannend. Am Liebsten baut sie mit Lego. Das Playmobilschloss, das sie mit 2/3 bekam, weil ich in dem Alter den Eindruck hatte, sie entwickelt sich da evtl. bisschen anders als die Schwester, wird vor allem geputzt. Und böse Ritter und Edelfräullein werden ab und an ins Gefängnis (den Turm) gesteckt. Der Drachen ist ebenfalls sehr beliebt.
Das Schloss einrichten, die Figuren ankleiden, all das Nette, was man mit dem wirklich hübschen Equipment machen könnte, interessiert sie nicht.
Als sie mit 4 zu einer "Prinzessinnenparty" eingeladen wurde, bestand sie darauf, als Ritter hinzugehen. (Durfte sie natürlich auch.)
Aktuell hat sie sehr lange, etwas wilde Haare, mag die aber auch nicht frisiert haben und zieht am Liebsten graugrüne "Überlebens-Kleidung" an, trägt gern eine Art Piratentuch, um die Haare vom Gesicht fern zu halten und sieht insgesamt eigentlich aus wie Mowgli.
(Ok, die Herkunft passt tw auch zu Mowgli. Aber sie sieht auch so irgendwie wie ein "wildes Dschungelkind" aus.)
Wenn sie mit Freunden/Besuchskindern spielt (übrigens ausschließlich Jungs, mit Mädchen kann sie wie die Schwester irgendwie nichts anfangen), dürfen/müssen gelegentlich die Jungs mal eine Mädchenrolle übernehmen. Sie selbst besteht drauf, lieber Ritter, König, Bogenschütze u.ä. zu sein.
Niemals würde sie im Rollenspiel eine Mädchenrolle übernehmen! Maximal ein Tier, eine Katze oder so.
Sie ist jetzt 5 und meinte heute zu mir:
"Ich möchte lieber ein Junge sein!
Können wir die Haare nicht abschneiden? Ich möchte wie ein Junge aussehen.
Und, Mama, muss man eigentlich heiraten?
Ich möchte mal nie heiraten!"
Unvergessen auch der Dialog mit der Schwester im Rollenspiel, da war sie so 3, 4 Jahre alt.
Große Schwester: "Welche Art Prinzessin möchtest du denn sein?"
Kleine Schwester: "Eigentlich gar keine. Und wenn ich schon eine sein muss, dann auf jeden Fall keine, die einen Prinzen heiraten muss und sich den ganzen Tag nur im Schloss langweilt!"
Ok, das mit dem heiraten kann auch am Vorbild liegen. Immerhin bin ich allein erziehend.
Man könnte auch mutmaßen, sie vermissen vielleicht die männliche Rolle daheim und versuchen, das fehlende "Männliche" auszufüllen.
Allerdings bin ich selbst in einer klassischen Familie aufgewachsen und war ganz ähnlich. Röcke, Kleider, Puppen waren mir schon im Kindergartenalter ein Graus und von 11-14 "tarnte" auch ich mich mit Frisur und der Kleidung meines großen Bruders ganz bewusst als Junge.
Zwar hatte ich auch immermal Phasen, in denen ich bewusst versuchte, mädchenhafter/femininer zu sein, z.B. mit ca. 15 Jahren in der Musikklasse, die zu 90% aus Mädchen bestand, aber im Grunde habe ich mich erst und eigentlich sogar ausschließlich in der Schwangerschaft mal wirklich als Frau (wohl-)gefühlt.
Bis heute fühle ich mich eher als "irgendwas dazwischen". Also nicht sexuell oder so, sondern ich habe einfach den Eindruck, dass mir bestimmte Eigenschaften, die zum Frau Sein zu gehören scheinen, schlicht fehlen.
Wie siehts bei euch aus und bei euren Mädchen?
Kennt ihr das auch?