Ich habe eins nicht selbst nicht gelesen, aber ich kann dir zwei Bücher empfehlen, die das ganz gut beschreiben können: Ganz normal hochbegabt und Wie ich werde, was ich bin.
Ich kann mich nur zu gut daran erinnern, wenn ich mal so in der Uni saß und mir so Fragen zur Welt gestellt habe und mein Lieblings-Kommilitione mich gefragt hat:"Warum willst du das denn wissen?" - Ich sagte zu ihm: "Blöde Frage! Weil ich sonst heute abend nicht einschlafen kann!"Oder wie mein Mann mir im fettesten Streit mal an den Kopf geworfen hat:"Hör endlich mal auf, nachzudenken, und fang endlich an zu leben!"
Und wie oft meine Mutter gesagt hat:"Du steigerst dich da hinein! Gibt es nichts Wichtigeres für dich?" Aber ich konnte ihr nie erklären, warum es in diesem Moment einfach nicht wichtigeres gab.
Als Mutter geht man ja praktisch auf Neustart und sieht ein völlig unschuldiges hilfloses Kind in die Welt hineinwachsen. Man hat die Bilder im Kopf, wie die Welt sein könnte und stellt sich die Frage nach der Machbarkeit. Und dann aber stellt man jeden Tag immer mehr fest: Es hängt alles nicht an der Machbarkeit. Es hängt daran, dass die Menschen gar nicht wollen, dass sich die Welt verbessert. Denn sie sehen sich so, dass sie keine Verantwortung tragen für die Misstände. Es sind immer die anderen, "die da oben" oder der böse Nachbar von nebenan. Aber sie wollen sich selber nicht ändern.
Siehe Dioxin, es ist bestimmt der 20. Dioxin-Skandal in 10 Jahren und es passiert nichts. Und die Leute kaufen trotzdem weiter Eier. Also wird der Skandal auch diesmal keine Konsequenzen haben.
Oder ich weiß noch genau, dass ich mir nach der Geburt von L. eine Haushaltshilfe geholt habe, die auch A. mit versorgt. Mein Mann hatte keinen Urlaub, weil L. 10 Tage zu früh auf die Welt kam. Und dann liefen die anderen Muttis Sturm: Was ich mir erdreiste, mir auf Kosten der Allgemeinheit eine Putze in mein Haus zu holen. Andere müssten nach der Geburt doch auch zusehen, wie sie klarkommen. Ich dachte nur, was für eine menschenfeindliche Einstellung ist das denn? Ich habe ambulant entbunden und war daher mit zwei Kindern alleine und sollte möglichst viel liegen. Ich habe der Krankenkasse viel Geld erspart, weil ich nicht auf der Wochenstation war. Im Grunde war es sehr sozial von mir, dass ich nur für wenige Stunden täglich eine Haushaltshilfe hatte und den Rest alleine gemacht habe. Aber das sind Zusammenhänge, die die meisten einfach nicht verstehen. Es kommt in den Köpfen der Menschen nicht vor, dass man auch ein Kind entbinden kann, ohne ins Krankenhaus zu gehen. Und jeder andere, der eine Geburt hinter sich hat und keine Unterstützung von Ehemann, Familie oder sonstwem bekommt (!!), kann sich ebenfalls eine Haushaltshilfe beantragen. Wenn man sich also von Schwiegermutter oder Mutter die Wohnung putzen lässt, dann ist das okay, aber wenn man eine Haushaltshilfe kommen lässt, ist das dreist. Und überhaupt: Ich habe ein Kind zur Welt gebracht! Muss ich mich dafür entschuldigen, wenn ich mich davon erholen muss? Ich bin in den Wochen nach der Geburt so viel angefeindet worden, dabei war mein einziger Fehler, dass ich es anders gemacht habe, als die meisten anderen.
Ich habe ja auch noch im Geburtshaus entbunden, was vielen ja auch ein Dorn im Auge war.
Dann habe ich gestillt, lange gestillt, bis die Kinder keine Lust mehr hatten (ungefähr nach einem Jahr). Tausend Vorurteile! Nach 6 Monaten kamen die blöden Bemerkungen dann ganz offen und unverblümt: Von Muttermilch allein wird das Kind doch nicht mehr satt! Und ich habe immer gedacht: Woher wollen die wissen, ob mein Kind nur Muttermilch bekommt und wie kommen sie darauf, dass es hungrig ist?? Es geht nur ganz oder gar nicht.
Ich bin immer in Versuchung, den Leuten Vorträge darüber zu halten, warum sie gerade Blödsinn erzählen, aber dann fällt mir wieder ein: Die wollen gar nicht dazulernen. Die wollen dir (und sich selber) das Gefühl geben, dass sie voll den Durchblick haben und du eben nicht. Und diese Überzeugung wird bleiben. Du kannst irgendwo in eine Gruppe gehen, da ist eine Mutter die hat ein fettes Kind und selbst die wird dir noch Ernährungsratschläge geben. Ich hatte eine Mutter im Pekip-Kurs, die hat ihrem Kind mit 4 Monaten angefangen, Brei zu füttern, was das Alete-Regal hergegeben hat. Mit ca. 6 Monaten hatte das Kind Neurodermitis an den Gelenken und im Gesicht. Und selbst die hat noch gesagt, dass das frühe Zufüttern ihrem Kind nicht geschadet hat und dass sie auch Biokost für Blödsinn hält, denn sie wäre ja nur teurer und nicht besser.
Ich frage dich: Wie blöd kann man sein?? Dass sie nicht einmal dann ihre Klappe hält, wenn einen förmlich anspringt, dass sie Blödsinn erzählt!
Der allerschlimmste Satz für mich ist dieser Spruch: "Das hat mir bzw. meinem Kind auch nicht geschadet." Keiner, aber auch wirklich keiner kann das mit Sicherheit behaupten. Und du musst mal drauf achten, wie oft dieser Satz fällt, in allen Alters- und Einkommens- sowie Bildungsschichten. Dieser Satz müsste per Gesetz verboten werden!
Ich schwimme auch weiterhin gegen den Strom, weil ich daran glaube, dass es am Ende der richtige Weg ist, auch wenn es mich manchmal schwer, bisweilen auch zur Hölle macht. ich kann einfach nicht anders.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)