Koschka hat geschrieben:
Ich glaube etwa bis zum Alter von 4-5 Jahren sind Kinder überwiegend mit der Entdeckung sich selbst beschäftigt. Sie sortieren ihre Erfahrungen, Gefühle, Beziehungen. Erst wenn sie damit fertig sind, wenden sich sich nach außen und fangen von allen auf dem Speilplatz neue Kontakte zu knüpfen, neue Austauschmöglichkeiten zu suchen. Aber auch da suchen sie keine Wege ihr Prolblemlösungskompetenz zu steigern, sondern eher gemeinsamen Spaß. Wenn es zu oft kracht, wird ein neuer Freund gesucht. In dem Kindergarten hat man keine Wahl. Man verbringt einen halben bis einen ganzen Tag, mit der Gessellschaft die man sich nicht ausgesucht hat. Wenn man Glück hat, ist jemand dabei, der ähnlich tickt. Hat man Pech, ist man über Jahre alleine.
Momo hat geschrieben:
Über Weihnachten waren wir mit der Familie unterwegs und saßen unter anderem viel in überfüllten Zügen. Somit konnte ich sehr viele Kinder beobachten, die zumeist sehr quengelig, unruhig, ungeduldig waren. Die Eltern waren ebenfalls genervt, reglementierten ihre Kinder fast ununterbrochen und eine Endlosspierale schien sich überall abzuspulen. Überall das gleiche Bild. Dies stimmte mich auch sehr nachdenklich, merken denn die Eltern nicht, dass sie selbst die Ursache für die Missstimmung sind? Ist dies das gängige Bild des Umgangs mit seinen Kindern? Ständiges Reglementieren, Maßregeln, Schimpfen? Interessant waren Aussagen wie :"Kannst Du Dich nicht mal normal benehmen? Schau mal, das Mädchen sitzt die ganze Zeit ganz ruhig bei ihrer Mama!" Das die Mama jedoch auch ruhig und freundlich mit ihrem Kind sprach, mit dem Kind kuschelte und das Zusammensein von Herzen genoss, schien wahrscheinlich nicht aufzufallen oder nicht als Grund der Zufriedenheit des Kindes gesehen zu werden...
Ich hab mal aus euren Beiträgen einige Sätze markiert weil mir aufgefallen ist, wie das zusammenpaßt: ein Kind hat sowieso keine Wahl! Entweder es hat das Glück, in einer Familie aufzuwachsen, wo es wahrgenommen und wertgeschätzt wird, oder es muß mit mehr oder weniger kreassen widrigen Umständen zurechtkommen. Diese Umstände können zu Hause (bei den Eltern) genauso vorhanden sein wie im Kindergarten.
Die Aussage von Koschka, dass Kinder bis zu einem Alter von 4-5 Jahren überwiegend mit sich selbst beschäftigt sind empfinde ich aber als nicht zutreffend. Meiner Beobachtung nach ist das keine Sache des Alters sondern sehr individuell. Ich kannte etliche Kinder unter 3 Jahre die schon innige Freundschaften pflegen und im Gegensatz dazu Schulkinder, die einfach (noch) nicht so weit waren.
Wie extrovertiert ein Mensch ist hängt sehr von seiner naturgegebenen Wesensart ab. Mein Mann hatte seine ersten Freundschaften erst mit 11, 12 Jahren, wenige aber dafür sehr intensiv. Andere Kinder haben schon im Kleinkindalter echte Freunde, bei wieder anderen sind die Beziehungen freundschaftlich, aber oberflächlich.
Die Boabachtung von Momo kann ich (leider) teilweise bestätigen - wobei es GsD immer wieder Ausnahmen gibt. Es ist faszinierend wie viele Dinge man an Kindern maßregeln kann.
Als ich vor einigen Tagen mit meinen Buben spazieren ging hörte ich, wie ein fremder Mann meinen älteren Sohn, der ein bißchen hinter uns ging (ich hatte den Kleinen an der Hand) ansprach. Ich hörte nur "Na, das wird deine Mama sicher nicht erlauben!" und schaute mich erstaunt um, was mein Kind auf dem Gehsteig neben einer sehr schwach befahrenen Straße anstellen kann. Es ging darum, dass mein Sohn mit den Händen (mit Handschuhen) Schnee von einem parkenden Auto genommen hatte um einen Schneeball zu machen!
Ich sagte dann ruhig, so dass der Mann es aber hören konnte, zu meinem Sohn "Doch, ich erlaube Dir Schnee von Autos runterzunehmen, ich würde Dir aber nicht erlauben Autos zu zerkratzen." Der Mann ging sichtlich frustriert über diese lasche Erziehung kopfschüttelnd davon
. Ich verstehe absolut nicht was am Verhalten meines Kindes so schlimm gewesen sein soll.
Klar, wenn ich mich wegen solchen Dingen aufregen müsste wäre ich auch in einer Endlos-Schleife. Und so komische Vorbild-Sachen wie "brav" irgendwelche anderen Kinder sind verstehe ich auch nicht. Das gibt es seit meiner Kindheit und damals war es meiner Erinnerung nach noch krasser. Da sagte meine Tante oft zu meiner Cousine sie hätte viel lieber mich als Tochter weil ich bessere Schulnoten habe
! Kein Wunder dass meine Cousine mich nie leiden konnte (diese Hintergründe habe ich aber erst später durchschaut)!
Als mein Kleiner noch keine Hörimplantete hatte war er sehr ruhig - da wurde er auch oft von wildfremden Menschen als das brave Beispiel-Kind hingestellt. Meistens habe ich mir gar nicht die Mühe gemacht zu erklären dass mein Sohn komplett gehörlos ist und daher weder Lärm mitbekommt noch bewusst welchen verursacht (und sich außerdem sprachlich nicht mitteilen kann). Wenn ich´s doch mal erwähnt habe hoffe ich aber, dass sich die unzufriedenen Eltern dieser "schlimmen" Kinder etwas bewusster wurden dass nicht alles immer gut ist was nach außen gut aussieht.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)