Waldorf KG

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
Rabaukenmama
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama,
Koschka hat geschrieben: "Je weniger Problemer ein kleines Kind auf Dauer erfährt, desto stärker ist sein Selbstbewusstsein".
Momo hat geschrieben:Dauerhafter Stress durch ungelöste Probleme sind sicherlich nicht gut für Körper und Seele und hier fühle ich mich als Mutter sehr dafür verantwortlich, für das Wohlergehen und somit auch für die gute weitere Entwicklung meines Kindes Sorge zu tragen.
Es mag jetzt pingelig rüberkommen aber für mich sind das zwei grundverschiedene Aussagen. In der ersten Aussage geht es um die ANZAHL bzw. die DAUER der Probleme (nicht etwa darum, wie damit umgegangen wird oder wie belastend sie sind) und da erkenne ich beim besten Willen keinen Zusammenhang mit dem Selbstbewusstsein.

Es gibt z.B. auch Dinge, die ein Kind belasten, welche für die Eltern nicht zu lösen sind (z.B. wenn sich ein Einzelkind sehnlichst ein Geschwisterchen wünscht oder umgekehrt vorhandene Geschwister ablehnt und lieber ein Einzelkind wäre). So eine Situation kann sehr wohl ein dauerhaftes Problem für ein kleines Kind sein, ebenso wie z.B. soziale Schwäche innerhalb der eigenen Famiie (nicht das zu bekommen was andere bekommen).

Der zweiten Aussage stimme ich zu, das ist aber mMn wirklich nicht dasselbe. Und leider haben Eltern auch bei dauerhaft ungelösten Problemen nicht immer die perfekte Lösung parat. Da geht´s dann darum, die belastenden Dinge nicht zum Tabuthema zu machen sondern offen mit dem Kind darüber zu reden warum manches nicht "passt".

Ich kann z.B. absolut nichts dagegen tun dass mein kleiner Sohn von manchen Menschen auf Grund seiner Behinderung einfach als "armes Geschöpf" gesehen wird. Noch ist er zu klein diese Vorurteile zu spüren, aber das fällt unter die Dinge, die auszuhalten ich ihm beim allerbesten Willen nicht abnehmen kann (es sei denn ich würde ihn zu Hause einsperren). Wie sehr ihn das belasten wird kann ich im vorhinein nicht sagen, aber selbst wenn es ihn sehr, sehr belasten sollte bin ich machtlos und werde trotzdem alles tun damit er ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln kann.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Momo »

Hallo Rabaukenmama,
um Probleme, die nicht geändert werden können, geht es mir nicht. Jedes Kind und auch noch jeder Erwachsene wird mit der einen oder anderen Widrigkeit leben lernen müssen und daran sogar wachsen können. Es geht mir um Situationen, die eine dauerhafte Belastung für das Kind darstellen und die geändert werden können.

Ausgehend von meiner Tochter kann ich sagen, dass ihr eine harmonische Umgebung sehr gut tut und dass sie sich auch dadurch bereits zu einer sehr selbstsicheren Persönlichkeit entwickeln konnte.
Während sie in der konfliktgeladenen Zeit der Eingewöhnung in den Kindergarten sehr aus dem Gleichgewicht geraten war und dadurch unausgeglichen und unglücklich wirkte,
hat sie ihre Selbstsicherheit durch die Änderung der Situation wieder voll zurückerlangt. Ich wage sogar zu behaupten, dass sie im Vergleich zu vielen gleichaltrigen Kindern auffallend sicher weiß, was ihr guttut und dies auch sehr klar formuliert. Wahrscheinlich eine Folge daraus, in ihren Bedürfnissen gehört und ernst genommen zu werden.

LG Momo
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Rabaukenmama
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama,
um Probleme, die nicht geändert werden können, geht es mir nicht. Jedes Kind und auch noch jeder Erwachsene wird mit der einen oder anderen Widrigkeit leben lernen müssen und daran sogar wachsen können. Es geht mir um Situationen, die eine dauerhafte Belastung für das Kind darstellen und die geändert werden können.

Ausgehend von meiner Tochter kann ich sagen, dass ihr eine harmonische Umgebung sehr gut tut und dass sie sich auch dadurch bereits zu einer sehr selbstsicheren Persönlichkeit entwickeln konnte.
Während sie in der konfliktgeladenen Zeit der Eingewöhnung in den Kindergarten sehr aus dem Gleichgewicht geraten war und dadurch unausgeglichen und unglücklich wirkte,
hat sie ihre Selbstsicherheit durch die Änderung der Situation wieder voll zurückerlangt. Ich wage sogar zu behaupten, dass sie im Vergleich zu vielen gleichaltrigen Kindern auffallend sicher weiß, was ihr guttut und dies auch sehr klar formuliert. Wahrscheinlich eine Folge daraus, in ihren Bedürfnissen gehört und ernst genommen zu werden.

LG Momo
Hallo Momo! Mir ging´s um DIESE AUSSAGE:
Je weniger Problemer ein kleines Kind auf Dauer erfährt, desto stärker ist sein Selbstbewusstsein. Mit gesundem Selbskonzeptk kann man viel mehr machen.
Das ist sehr pauschal und impliziert mMn dass Eltern das Selbstbewusstsein des Kindes durch richtige oder falsche Behandlung bzw. "fernhalten" von Problemen steuern können. Für ein kleines Kind ist meistens gar nicht klar an WELCHEN Problemen die Eltern was ändern können daher verstehe ich auch nicht dass die "unlösbaren" Probleme von der Aussage ausgeschlossen sein sollen.

Beim Problem-lösen kommt´s auf viele Faktoren an, z.B. wie schwerwiegend das Problem empfunden wird (sowohl vom Kind als auch von den Eltern) und mit wie vielen neuen Schwierigkeiten mögliche Änderungen verbunden sind. Man kann ein Kind, welches im Kindergarten unglücklich ist, die Gruppe oder den Kindergarten wechseln lassen. Wenn man zeitlich die Möglichkeit hat kann man das Kind auch zu Hause betreuen. Wenn man diese Möglichkeit zeitlich nicht hat kann man sie schaffen. Da kann aber die Folge sein dass man soziale Schwierigkeiten bekommt was einem gesunden Kinder-Selbstbewusstsein auch nicht zuträglich sein wird...das sind einfach individuelle Entscheidungen, die sind nicht so pauschal zu sehen!

Ich habe viel darüber nachgedacht wie Lösung B, C oder D aussehen könnten, sollte mein Kleiner im Kindergarten unglücklich sein. Nun, es ist komplett anders gekommen, er geht sehr gerne hin und ist dort sehr beliebt (sowohl bei den Kindern als auch bei den Betreuerinnen) :). Ganz ehrlich - es gab in meinem Kopf mehrere Notfallpläne, die ich nicht ins Detail schildere. Aber jeder dieser Pläne hätte zwar EIN Problem gelöst aber mehrere andere ausgelöst. Im Moment brauche ich GsD nicht darüber nachdenken, aber ich bin sicher dass immer wieder Entscheidungen auf mich zukommen werden, wo ich beim allerbesten Willen nicht im vorhinein sagen kann was "das Beste" ist. Das ist nicht intellektuell vorherzusehen, auch wenn ich mich natürlich bemühe, alles genau abzuwägen. Letztendlich bleibt es bei Versuch und Irrtum.

Im übrigen zeigt mir die Erfahrung mit meinen zwei Kindern dass auch das Selbtwertgefühl sehr individuell ist. Jeder, der mehrere Kinder hat, Familien mit mehreren Kindern kennt oder mit Geschwistern aufgewachsen ist, wird das bestätigen können. Mein großer Sohn ist sehr klug und meistens auch lustig und gut drauf (bis hin zu total überdreht). Aber wenn ihm etwas nicht gleich gelingt gibt er schnell auf. Mit etwas Ermutigung probiert er die Dinge dann schon noch mal und schafft sie meistens auch.

Aber ich sehe deutlich den Unterschied zu seinem kleinen Bruder. Der probiert Dinge mit einer Eselsgeduld oft stundenlang. Wenn er draufkommt dass er etwas nicht kann kommt er ganz ruhig zu mir oder meinem Mann und bittet uns um Hilfe. Man darf aber KEINESFALLS ungefragt helfen, dann wird er wütend! Neulich hat er mit der Holzeisenbahn gespielt und aus Versehen eine Brücke umgestoßen. Er hat probiert sie wieder aufzubauen, was ihm aber feinmotorisch einfach noch nicht gelingen wollte. Ich wollte helfen und habe nur mal nach einem Gleis gegriffen, da war er schon stinksauer, hat schreiend mit den Gleisen um sich geworfen und mich eine Stunde lang absichtlich ignoriert. Hätte ich einfach abgewartet bis er selbst draufkommt dass er´s nicht schafft dann wäre die Sache sicher ganz ruhig über die Bühne gegangen.

Im Gegensatz zu seinem Bruder ist bei uns der Kleine eindeutig das Alpha-Tierchen. Ich kann aber nicht sagen welches Verhaltenskonzept langfristig "besser" für meine Söhne sein wird. Der Große läßt viel eher mit sich reden und kooperiert während man mit dem Kleinen nur so lange gut auskommt wie alles nach seinem Willen geht. Kompromisse wie "du bekommst jetzt nur die Hälfte der Schokolade" geht der Kleine erst gar nicht ein, da fliegt eher die Schokolade von einem Wutschrei begleitet durch das Zimmer. Und es liegt definitiv nicht daran, dass er meine Vorschläge (sinngemäß) nicht versteht.

Aber ändern kann ich an der Wesensart meiner Kinder sowieso nichts. Natürlich sind die Bedingungen wichtig (auch das von Dir angesprochene Bedürfnisse wahrnehmen und ernst nehmen) aber sie sind nur ein Teil eines großen Ganzen. Ich kenne sehr selbstbewusste Menschen die von klein auf jede Menge Schwierigkeiten hatten und die daran gewachsen sind, ebenso wie ich Erwachsene kenne, die sehr behütet und wertgeschätzt aufwachsen durften, die sich trotzdem ihres Selbstwertes nicht bewusst sind.
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Momo
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Momo »

Das ist ja spannend was Du schreibst, Koschka! Durch die Beschreibung Deiner Beobachtungen afrikanischer Kinder fiel mir gerade ein schöner Film ein: "Babys", eine Dokumentation des ersten Lebensjahres von 4 Babys in unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen. Kennt Ihr diesen Film? Ich habe ihn damals während meiner Schwangerschaft im Kino gesehen und fand es wunderbar, die Entwicklung der Kinder so spannend sehen zu können. Besonders beeindruckt hatte mich das afrikanische Kind, welches in einfachsten Verhältnissen aufwuchs, doch immer in der Nähe der Mutter oder der Geschwister war. Spielsachen waren Dinge aus dem Alltag oder aus der Natur, das Kind durfte sehr frei aufwachsen, die Mutter wirkte herzlich und einfach authentisch. Der krasse Gegensatz dazu war das Kind aus Tokyo, Konsum, Spielgruppen, viele "unnatürliche" Eindrücke bestimmten sein junges Leben. Es mag ein Zufall sein, doch das afrikanische Kind wirkte motorisch ungeheuer fit und insgesamt sehr glücklich und ausgeglichen, während das japanische Kind recht unzufrieden wirkte.
Wen es interessiert, kann hier mal in den Trailer schauen: https://www.youtube.com/watch?v=5bHGeTyfiF8.

Über Weihnachten waren wir mit der Familie unterwegs und saßen unter anderem viel in überfüllten Zügen. Somit konnte ich sehr viele Kinder beobachten, die zumeist sehr quengelig, unruhig, ungeduldig waren. Die Eltern waren ebenfalls genervt, reglementierten ihre Kinder fast ununterbrochen und eine Endlosspierale schien sich überall abzuspulen. Überall das gleiche Bild. Dies stimmte mich auch sehr nachdenklich, merken denn die Eltern nicht, dass sie selbst die Ursache für die Missstimmung sind? Ist dies das gängige Bild des Umgangs mit seinen Kindern? Ständiges Reglementieren, Maßregeln, Schimpfen? Interessant waren Aussagen wie :"Kannst Du Dich nicht mal normal benehmen? Schau mal, das Mädchen sitzt die ganze Zeit ganz ruhig bei ihrer Mama!" Das die Mama jedoch auch ruhig und freundlich mit ihrem Kind sprach, mit dem Kind kuschelte und das Zusammensein von Herzen genoss, schien wahrscheinlich nicht aufzufallen oder nicht als Grund der Zufriedenheit des Kindes gesehen zu werden...

Jetzt bin ich etwas vom Thema abgekommen, ich wollte diese Gedanken nur mal loswerden :roll:

Liebe Grüße von Momo
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charlotte2
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Re: Waldorf KG

Beitrag von charlotte2 »

Ich würde es wunderschön finden, wenn mein Kind wie in einem afrikanischen Dorf nur vor die Tür gehen müsste und dort viele Kinder zum Spielen finden würde. Ich glaube, dann könnte man sich den Kindergarten wirklich schenken. Ich schaffe es aber nicht, meiner Kleinen daheim für jeden Tag Spielgefährten zu organisieren. Sie hat Freunde und Nachbarskinder, die aber alle älter sind als sie und wochentags neben Schule, Hausaufgaben und co nicht jeden Tag Zeit zum Spielen haben. Und ich denke nicht, dass es gut ist, wenn sie den ganzen Tag nur mit mir zusammen ist. Vom Kindergarten hatte ich mir eigentlich v.a. erhofft, dass sie regelmäßig mit Gleichaltrigen spielen kann, soziale Kompetenzen trainiert und so. Schreiben und ähnliche Scherze braucht sie dort nicht, das darf sie daheim. Wobei ich es auch nicht gut finde, dass sie dort nicht schreiben darf, wenn sie möchte und Papier + Stifte da liegen. Interessant finde ich, dass sie jetzt in den Ferien viel weniger schreibt als sonst, offenbar wirkt es motivierend auf sie, wenn Schreiben "verboten" ist :)
Für schulreif halte ich sie noch nicht. Sie liest, schreibt und rechnet zwar besser als der Erstklässler von Freunden nach einem halben Jahr Schule, aber sie macht nur das, was sie interessant findet. Wenn die Lehrerin sagen würde, sie soll drei Reihen "k" schreiben, dann würde sie vermutlich darauf antworten, dass sie jetzt lieber "y" schreiben will oder so tun, als ob sie noch kein "k" schreiben kann.
Bliss
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Bliss »

oder nicht als Grund der Zufriedenheit des Kindes gesehen zu werden...
Wau, das trieft ja mal vor Selbstgefälligkeit. Klar hat die Stimmung der Eltern Einfluß auf das Verhalten eines Kindes und selber die Nerven zu verlieren wird vermutlich nicht hilfreich sein. Aber als Mutter von inzwischen 4 Kindern finde ich es ziemlich absurd im eigenen Verhalten die womöglich noch einzige Ursache für das Verhalten meiner Kinder zu sehen. Wenn ich eine Reise in einem überfülltem Zug einmal mit Kind 2 und einmal mit Kind 3 unternehmen würde, dann wäre meine Stimmung am Ende der Reise mit Sicherheit ziemlich unterschiedlich auch wenn ich jeweils mit guter Laune losgefahren wäre. Weil sich meine Kinder in dieser Situation unabhängig von meiner Stimmung völlig unterschiedlich verhalten würden und das wiederum hätte dann durchaus auch Einfluss auf meine Stimmung , ist ja keine Einbahnstraße.
charlotte2
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Re: Waldorf KG

Beitrag von charlotte2 »

Hallo Koschka,

ich habe Freunde mit Kindern, aber wochentags sind die Kinder ziemlich verplant. Ich war damals schon die einzige, die ihr Kind nicht mit 2 Jahren in der Krippe hatte. Wir haben z.Zt. zwei feste Aktivitäten außerhalb vom Kiga, die meiner Tochter riesig Spaß machen, im Gegensatz zum Kiga. Wie viel Kontakt sie zu anderen Kindern braucht, da bin ich etwas unsicher. Mit einem Einzelkind wird einem ständig gesagt, wie wichtig doch andere Kinder für die Entwicklung sind. Sie spielt ja außerhalb vom Kiga auch sehr gerne mit anderen Kindern, zumindest mit einzelnen Kindern. Zwei Kinder sind ihr schon zu viel, mehr geht gar nicht. Was ich so gut verstehen kann, ich war genau so als Kind. Ob das jetzt so förderlich für die Entwicklung ist, wenn sie im Kindergarten stundenlang "beobachtet", das ist die Frage. Andererseits sagt die Erzieherin, dass sie lernen muss, sich in Gruppen Gehör zu verschaffen, dass das eine Fähigkeit ist, die sie in der Schule brauchen wird. Und dass das alles noch kommt.
Sie selbst wollte noch nie lieber im Kindergarten als zu Hause sein. Aber wenn die Nachbarskinder sich tagelang nicht blicken lassen, dann beschwert sie sich. Die Idee, statt dem Kiga anderes zu machen, ist schon verlockend. Wobei es auch etwas für sich hat, wenn man morgens in Ruhe andere Dinge erledigen kann (sie kann sich kaum alleine beschäftigen und braucht gefühlt gar keinen Schlaf), aber das soll natürlich nicht der Grund für den Kiga sein.
Vielleicht gehe ich erst mal einen Mittelweg, lasse sie einzelne Tage schwänzen.
charlotte2
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Re: Waldorf KG

Beitrag von charlotte2 »

Das ist ja super gelaufen bei Deiner Tochter :) Ich kenne Geschichten von Kindern, die nicht im Kiga waren und sich dann in der Schule an die Eltern klammerten und alleine nicht zurecht kamen. Mit der Moral, dass man sein Kind unbedingt in den Kiga geben soll. Das Problem wird sein - wenn so etwas bei einem Kind passiert, das im Kiga war, dann ist es eben der Charakter vom Kind, da kann man nichts machen. War das Kind aber nicht im Kiga, heißt es gleich, klar, das liegt daran, dass es nicht im Kiga war.
Mir ist auch nicht so ganz klar, wie meine Tochter lernen soll, sich in Gruppen Gehör zu verschaffen, wenn sie dauerhaft gefrustet in der Ecke steht. Außerdem ist sie bereits seit einem Jahr im Kiga und hat´s offenbar bisher nicht gelernt. Das einzige, was sie gelernt hat, ist, dass sie jetzt endlich mal erzählt, wie es ihr im Kiga geht. Das hat mein Vertrauen in den Kiga ziemlich untergraben - offenbar steht sie seit den Sommerferien nur noch im Eck, seitdem die Großen in die Schule gekommen sind. Ich frage immer wieder die Erzieherin, wie sie sich so macht, immer heißt es, alles in Ordnung, sie würde sehr interessiert viel "beobachten" und zunehmend auch mit anderen spielen. Aber wenn ich die Erzieherin dann konkret darauf anspreche, dass sie daheim erzählt, sie würde nur dastehen, dann wird mir das plötzlich bestätigt. Sie selbst will unbedingt auch in die Schule, zu den Großen.
Rabaukenmama
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:
Ich glaube etwa bis zum Alter von 4-5 Jahren sind Kinder überwiegend mit der Entdeckung sich selbst beschäftigt. Sie sortieren ihre Erfahrungen, Gefühle, Beziehungen. Erst wenn sie damit fertig sind, wenden sich sich nach außen und fangen von allen auf dem Speilplatz neue Kontakte zu knüpfen, neue Austauschmöglichkeiten zu suchen. Aber auch da suchen sie keine Wege ihr Prolblemlösungskompetenz zu steigern, sondern eher gemeinsamen Spaß. Wenn es zu oft kracht, wird ein neuer Freund gesucht. In dem Kindergarten hat man keine Wahl. Man verbringt einen halben bis einen ganzen Tag, mit der Gessellschaft die man sich nicht ausgesucht hat. Wenn man Glück hat, ist jemand dabei, der ähnlich tickt. Hat man Pech, ist man über Jahre alleine.
Momo hat geschrieben:
Über Weihnachten waren wir mit der Familie unterwegs und saßen unter anderem viel in überfüllten Zügen. Somit konnte ich sehr viele Kinder beobachten, die zumeist sehr quengelig, unruhig, ungeduldig waren. Die Eltern waren ebenfalls genervt, reglementierten ihre Kinder fast ununterbrochen und eine Endlosspierale schien sich überall abzuspulen. Überall das gleiche Bild. Dies stimmte mich auch sehr nachdenklich, merken denn die Eltern nicht, dass sie selbst die Ursache für die Missstimmung sind? Ist dies das gängige Bild des Umgangs mit seinen Kindern? Ständiges Reglementieren, Maßregeln, Schimpfen? Interessant waren Aussagen wie :"Kannst Du Dich nicht mal normal benehmen? Schau mal, das Mädchen sitzt die ganze Zeit ganz ruhig bei ihrer Mama!" Das die Mama jedoch auch ruhig und freundlich mit ihrem Kind sprach, mit dem Kind kuschelte und das Zusammensein von Herzen genoss, schien wahrscheinlich nicht aufzufallen oder nicht als Grund der Zufriedenheit des Kindes gesehen zu werden...
Ich hab mal aus euren Beiträgen einige Sätze markiert weil mir aufgefallen ist, wie das zusammenpaßt: ein Kind hat sowieso keine Wahl! Entweder es hat das Glück, in einer Familie aufzuwachsen, wo es wahrgenommen und wertgeschätzt wird, oder es muß mit mehr oder weniger kreassen widrigen Umständen zurechtkommen. Diese Umstände können zu Hause (bei den Eltern) genauso vorhanden sein wie im Kindergarten.

Die Aussage von Koschka, dass Kinder bis zu einem Alter von 4-5 Jahren überwiegend mit sich selbst beschäftigt sind empfinde ich aber als nicht zutreffend. Meiner Beobachtung nach ist das keine Sache des Alters sondern sehr individuell. Ich kannte etliche Kinder unter 3 Jahre die schon innige Freundschaften pflegen und im Gegensatz dazu Schulkinder, die einfach (noch) nicht so weit waren.

Wie extrovertiert ein Mensch ist hängt sehr von seiner naturgegebenen Wesensart ab. Mein Mann hatte seine ersten Freundschaften erst mit 11, 12 Jahren, wenige aber dafür sehr intensiv. Andere Kinder haben schon im Kleinkindalter echte Freunde, bei wieder anderen sind die Beziehungen freundschaftlich, aber oberflächlich.

Die Boabachtung von Momo kann ich (leider) teilweise bestätigen - wobei es GsD immer wieder Ausnahmen gibt. Es ist faszinierend wie viele Dinge man an Kindern maßregeln kann.

Als ich vor einigen Tagen mit meinen Buben spazieren ging hörte ich, wie ein fremder Mann meinen älteren Sohn, der ein bißchen hinter uns ging (ich hatte den Kleinen an der Hand) ansprach. Ich hörte nur "Na, das wird deine Mama sicher nicht erlauben!" und schaute mich erstaunt um, was mein Kind auf dem Gehsteig neben einer sehr schwach befahrenen Straße anstellen kann. Es ging darum, dass mein Sohn mit den Händen (mit Handschuhen) Schnee von einem parkenden Auto genommen hatte um einen Schneeball zu machen!

Ich sagte dann ruhig, so dass der Mann es aber hören konnte, zu meinem Sohn "Doch, ich erlaube Dir Schnee von Autos runterzunehmen, ich würde Dir aber nicht erlauben Autos zu zerkratzen." Der Mann ging sichtlich frustriert über diese lasche Erziehung kopfschüttelnd davon :roll: . Ich verstehe absolut nicht was am Verhalten meines Kindes so schlimm gewesen sein soll.

Klar, wenn ich mich wegen solchen Dingen aufregen müsste wäre ich auch in einer Endlos-Schleife. Und so komische Vorbild-Sachen wie "brav" irgendwelche anderen Kinder sind verstehe ich auch nicht. Das gibt es seit meiner Kindheit und damals war es meiner Erinnerung nach noch krasser. Da sagte meine Tante oft zu meiner Cousine sie hätte viel lieber mich als Tochter weil ich bessere Schulnoten habe :evil: ! Kein Wunder dass meine Cousine mich nie leiden konnte (diese Hintergründe habe ich aber erst später durchschaut)!

Als mein Kleiner noch keine Hörimplantete hatte war er sehr ruhig - da wurde er auch oft von wildfremden Menschen als das brave Beispiel-Kind hingestellt. Meistens habe ich mir gar nicht die Mühe gemacht zu erklären dass mein Sohn komplett gehörlos ist und daher weder Lärm mitbekommt noch bewusst welchen verursacht (und sich außerdem sprachlich nicht mitteilen kann). Wenn ich´s doch mal erwähnt habe hoffe ich aber, dass sich die unzufriedenen Eltern dieser "schlimmen" Kinder etwas bewusster wurden dass nicht alles immer gut ist was nach außen gut aussieht.
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Rabaukenmama
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Re: Waldorf KG

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
oder nicht als Grund der Zufriedenheit des Kindes gesehen zu werden...
Wau, das trieft ja mal vor Selbstgefälligkeit. Klar hat die Stimmung der Eltern Einfluß auf das Verhalten eines Kindes und selber die Nerven zu verlieren wird vermutlich nicht hilfreich sein. Aber als Mutter von inzwischen 4 Kindern finde ich es ziemlich absurd im eigenen Verhalten die womöglich noch einzige Ursache für das Verhalten meiner Kinder zu sehen. Wenn ich eine Reise in einem überfülltem Zug einmal mit Kind 2 und einmal mit Kind 3 unternehmen würde, dann wäre meine Stimmung am Ende der Reise mit Sicherheit ziemlich unterschiedlich auch wenn ich jeweils mit guter Laune losgefahren wäre. Weil sich meine Kinder in dieser Situation unabhängig von meiner Stimmung völlig unterschiedlich verhalten würden und das wiederum hätte dann durchaus auch Einfluss auf meine Stimmung , ist ja keine Einbahnstraße.
Zur Momos Verteidigung: sie hat nur ein Kind :fahne: ! Aber du schreibst mit der Erfahrung einer Mutter von 4 Kindern! Obwohl mein Großer in vielerlei Hinsicht fordernd und schwierig war (und teilweise noch ist) bin ich mit ihm allein NIE an meine Nerven-Grenzen gestoßen. Diese Erfahrung macht man erst in Situationen, die sich mit einem Kind gar nicht ergeben können.

Wenn sich z.B. Kind 2 beim wickeln wie wild gebärdet während Kind 1 zum 3. Mal in Folge unabsichtlich auf den vom Sturz über einen im Wohnzimmer liegenden Flummy verknacksten Fuß steigt. Wenn dann noch Kind 2 nach erfolgreichem Zahnputz-Kampf ins Badezimmer erbricht während Kind 1 trotz strengen Verbots munter die Tasten der schwer einstallbaren ISDN-Anlage ausprobiert kann das (zumindest bei mir) schon mal einen Schreianfall auslösen :schwitz:

So gesehen bin ich froh, nur 2 Kinder zu haben, mit vier wären meine Nerven wahrscheinlich noch viel öfter auf dem Prüfstand!

Ich erinnere mich da an die Aussage einer Freundin, deren erster Sohn total ruhig, kooperativ und sozial war. Sich dachte, sie hätte es mit ihrer ruhige, positiven Lebenseinstellung (die ich voll bestätigen kann) vorgelebt und war sehr stolz darauf, sich nicht wie andere Mütter wegen jeder Kleinigkeit aufzuregen. Tja, nur kam dann der 2. Sohn, der die Illusion, die angenehme Wesensart eines Kindes würde durch das gute Vorbild der Mutter entstehen, endgültig zerstört hat.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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