Hochbegabung beim Zeichnen. Was tun?

Mathematik, Musik, Kunst - alles zu spezieller Hochbegabung
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Lumawusel
Beiträge: 1
Registriert: Sa 28. Dez 2013, 00:15

Hochbegabung beim Zeichnen. Was tun?

Beitrag von Lumawusel »

Hallo zusammen

Ich bin hier wirklich noch backfrischneu und will hier eigentlich nur etwas loswerden:
Ich bin verzweifelt und frustriert wegen meiner Zukunft.
Um mich vorzustellen, genügt es, dies zu sagen;
Wohnhaft bin ich in der Schweiz, bin ein Mädchen mit 15 Jahren auf'em Buckel :) und bin zu meinem Leidwesen (...) als hochbegabt eigestuft worden.
Leidwesen deshalb, weil mir, so wie vielen anderen leider auch, das soziale Umfeld nur geringfügig zugänglich ist und meine Weltansicht und Auffassung/Interpretation der Dinge, den meisten "Durchschnitts"-Menschen, etwas verwirrend oder abstrakt vorkommt.
Weiter darf ich glücklicherweise behaupten, dass meine schulische Situation sehr vielversprechend aussieht und ich in so gut wie allen Fächern über dem Durchschnitt liege. Ausser in Mathe. Dort bin ich unterste Kellerschublade.
Aber ich will hier nicht den Ton angeben, sondern ich will mich nur etwas grob beschreiben, damit ihr Leser ein abgespacktes Bild von mir erhaltet :).
So.
Mein Problem ausser all den anderen Problemen und Hürden im Leben eines Querdenkers:
ZEICHNEN. Ich LIEBE ZEICHNEN.
Seit ich als Kleinkind fähig war, einen Stift zu halten, erzählt mir meine Mutter jedes Mal, habe ich schon gekritzelt und gemalt. Und das fortschrittlicher als meine Gleichaltrigen.
Ob räumliches Verständnis, Schraffur oder Idee -alles sprudelt und fliesst aus mir wie ein nimmersatt werdender Vulkan der Kreativität.
Und ich möchte wirklich nicht angeben, aber ich bin gut. Sehr gut.
Wenn ich Menschen zeichne, ob Porträts oder Körper, sie sind sehr gut, besonders für mein Alter, selbst meine Kunstlehrerin lobt mich und bietet mir ohne Umwege oder Anmeldung/Aufnahme ein Propädeutikum an.
Und mit "gut" meine ich, dass ich es bis zu einem Fotoähnlichen Zeichenstil bringen könnte, aber ich entwickle mich noch immer weiter. Teile meiner Zeichnungen kosten mich mehr als 72 Stunden und das an freien Tagen ohne Schule.
Ausserdem habe ich einen Tunnelblick sozusagen "entwickelt", wenn ich zeichne und Musik höre, bin ich weg, Zeitgefühl futsch. Meine Mutter muss mich dann richtig wachrütteln um mit mir sprechen zu können.
Wie gesagt; diese Beschreibung nur, um euch klarzumachen, welche Dimension ich anstrebe.

Das Problem ist jetzt, dass ich nicht weiss, was ich damit anfangen soll.
Ich möchte nicht "Malerin" oder "Künstlerin" werden (sowieso zwei völlig undeffinierte Begriffe heutzutage), ich weiss dass es etwas mit Zeichnen und Kreativität zu tun haben muss. Ich liebe die Arbeit am Computer sowohl auch auf dem Papier mit einem Bleistift. Wenn ich etwas in die Richtung Animation oder Characterdesign machen will, worauf muss ich achten? Welchen Weg muss ich gehen? Oder welche anderen Berufe gibt es in diese Richtung?

Ich bin froh um jede Antwort und freue mich, wenn jemand ein offenes Ohr für meine Welt hat.
Auch wenn es jemandem ähnlich/gleich geht, dann bitte medet euch, damit wir uns austauschen können :). Denn ich bin mir hundertprozentig sicher; es gibt noch unzählige Menschen wie mich und mit denen verstehe ich mich meiner Erfahrung am allerbesten (Gott sei Dank kenne ich zwei :D).
Danke :)
Lg Lumawusel
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Hochbegabung beim Zeichnen. Was tun?

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Lumawusel,

ist ja super wenn Du schon weisst was Dich interessiert und Du vorhast, Dein Hobby in irgendeiner Form, die Dir zusagt, zum Beruf zu machen. Ich bin selbst hochbegabt, aber so weit, dass ich gewusst hätte, was ich beruflich machen will, war ich in Deinem Alter noch nicht annährend. Da ich eine Ausnahmebegabung in Sachen Auswendig-Lernen gepaart mir schauspielerischem Talent hatte (und immer noch habe), wäre Schauspielerin ein naheliegender Beruf gewesen. Nur leider wurde das von meinen Eltern als "Flausen" abgetan und ich habe etwas "Anständiges" gelernt: Einzelhandelskaufmann.

Nach 3 Jahren Lehrzeit, in denen ich hauptsächlich faules Obst aussortiert und schimmlige Wurst abgewaschen hatte wollte ich mit 20 im 2. Bildungsweg die Matura nachholen um mein Traumfach Biologie zu studieren. Doch nach 2 Prüfungen kam die grosse Liebe dazwischen und hielt mich die folgenden 15 Jahre von der Erfüllung meiner Lebensträume ab. In der Zeit habe ich nur in meinem erlernten Beruf als Verkäuferin gearbeitet, aber in verschiedenen Firmen und Branchen. Ich kam dahinter dass ich zusätzlich zu meinem Talent zum auswendig-lernen ein sehr gutes technisches Verständnis habe und fand in einer Firma einen Job im technischen Verkauf, der mir sehr zusagte. Das Sortiment war riesig und sowohl meine Begabung zum auswendig lernen als auch mein technisches Interesse und auch meine Freude am Umgang mit Menschen konnte ich da einbringen.

Mit 35 habe ich mich dann nochmal aufgerafft und die Studienberechtigungsprüfung für Biologie gemacht. Hab dann auch neben der Arbeit zu studieren begonnen, doch bald schon kam ich dahinter dass mir dieses Fach nicht annährend so viel Spass macht wie mein Beruf. Dann kamen meine beiden Kinder dazwischen und mittlerweile habe ich eingesehen dass mein Platz im Leben weder hinter einem PC noch in einem Labor sein wird sondern unter Menschen und Technik.

Was ich Dir als Rat mitgeben kann: mach, was DU SELBST für Dich für richtig hältst! Ermutigung und Bestätigung von "aussen" ist zwar angenehm und nett, aber letztendlich kommt es immer darauf an wie wichtig DIR SELBST das Ganze ist. Verfall nicht in den Irrglauben, du müsstest schon jetzt, mit 15 Jahren, wissen, was genau Du den Rest Deines Lebens machen wirst (beruflich wie privat).

Hör einfach auf Dein eigenes Gefühl. Auch wenn Du einige Zeit (Monate oder Jahre) viel Zeit, Kraft und Energie in eine Richtung investiert hat hast Du die Chance, dich jederzeit neu zu orientieren wenn Du merkst dass Dir das, was Du gerade tust, keine wirkliche Freude mehr macht. Sei offen für auch für andere Dinge und bereit, Seiten an Dir kennenzulernen, die sich erst entwickeln.

So, wie Du das beschreibst, hast Du noch mehr Interessen und Fähigkeiten als das Zeichnen. Das ist gut und es macht es leichter falls Dein Weg als Malerin oder Künstlerin Dich doch nicht so zufrieden machst, wie Du es Dir erhoffst. Du kannst übrigens auch schon jetzt, als Schülerin, beginnen, Deine Werke der Öffentlichkeit zugängig zu machen. Ich habe selbst mit zeichnen und malen nichts am Hut, daher kann ich jetzt nicht ad hoc sagen wie genau. Aber Galierien anschreiben ob Sie Interesse haben, mal an der Kunstakademie vorsprechen, mit anderen Zeichnern/Malern Kontakte knüpfen und schauen ob Deine Bilder in Galerien oder Ausstellungen auf Interesse stossen. So kannst Du schon jetzt vorfühlen, ob Dein Berufswunsch Dich einmal finanziell unabhängig machen kann oder ob - zumindest am Anfang - noch notwendig ist, etwas anderes zu machen um Deinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Das hängst natürlich auch damit zusammen in wie weit Du von zu Hause finanziell unterstützt wirst und was für Ansprüche Du stellst.

Alles Gute auf Deinem Weg!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Mijal
Dauergast
Beiträge: 71
Registriert: So 9. Dez 2012, 18:59

Re: Hochbegabung beim Zeichnen. Was tun?

Beitrag von Mijal »

Hallo Lumawusel,

ich bin auch sehr kreativ und hätte mein Hobby (schreiben, illustrieren vielleicht in Kombi) gerne zum Beruf gemacht. Aber ich bin nicht so gut wie du. Ich meine damit nicht, dass ich einschätzen könnte wie gut du bist. Aber ich weiß inzwischen sehr genau, dass ich keinen Erfolg mit dem Musischen haben werde, solange ich mich nicht voll und ganz nur darauf konzentriere. Wie es aber so ist, bin ich ein Mensch, der viele Talente hat und noch mehr Interessen (alle mehr oder weniger unbegehrt und unnütz in der heutigen Gesellschaft) und vor allen Dingen gehen mir meine Familie (mein Mann und die Kinder) über alles - weshalb ich mich niemals nur auf ein Thema stürzen und darin aufgehen könnte.

Ich habe Menschen wie dich oft beneidet, weil sie wissen, was ihre Berufung ist. Ich bin inzwischen Grundschullehrerin, aber wäre lieber etwas anderes.
Aber du kannst es schaffen dein Hobby zum Beruf zu machen, wenn du es so sehr willst, wie du schreibst.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten:

- Illustratoren arbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen (von Kinderbuch bis Fotoähnlichen Zeichnungen, die wie echt aussehen - nur perfekter. Solche Zeichnungen werden in der Werbung häufig gebraucht, wenn eine Kirsche auf einer Packung oder sonstwo so richtig zum anbeißen aussehen soll).
- grafik Design (da geht es weniger um Zeichnungen als mehr um Gestaltung meistens am Computer).
- Charakterdesign für animationsfilme und der gleichen - aber da ran zu kommen ist extrem schwierig
- Comics Zeichnen auch sehr schwierig
- Künstler zeichnen heutzutage eigentlich kaum noch - Installationen und Performances sind eher "IN"

Es gibt richtige Grafik Design und Illustrations Fachhochschulen, Akademien etc. Da kann man sich bewerben und wird ausgebildet.

Ich wünsch dir viel Erfolg auf deinem Weg

Mijal
punzel
Beiträge: 2
Registriert: Mi 22. Apr 2015, 15:14

Re: Hochbegabung beim Zeichnen. Was tun?

Beitrag von punzel »

Hello Lumawusel!
Oh, so ein ähnliches Kind wie Du eines bist, habe ich auch :)
Also Lili ist jetzt 15 (also bist Du wohl 1 oder 2 Jahre älter) und sie zeichnet auch seit sie ein Stift halten kann.
Lange hat sie nur mit Blei und Papier gearbeitet, dann kam das erste Zeichentablett ins Haus.
Sie wollte noch nie ihr Zeichnertalent zum Beruf machen, weil sie ein großes Problem hat: Sie kann nicht auf Bestellung zeichnen. Dinge entstehen und wachsen von alleine, wenn einer kommt und Vorgaben macht, wird es schwierig.
Sie ist aber von der Regelschule runtergekommen, weil sie es da nicht mehr ausgehalten hat (sie ist auch ein Aspie, also autistisch veranlagt) und macht jetzt ganz was anderes, mit wenig Schule bis die Schulpflicht rum ist und viel Praktikum, damit sie eben rausfinden kann, was für sie toll ist und was absolut nicht in Frage kommt.
Das ist sehr spannend.
Sie hat dann angefangen zu fotografieren, mittlerweile lässt sich das auch sehen, aber sie will auch keine Fotografin werden. Sie ist eine Künstlerin.
Nun hat sie vor Kurzem eine Maskenbildnerin kennen gelernt und es könnte gut sein, dass sie als nächstes dort ein Praktikum macht, es hat ihr dort wirklich sehr gut gefallen beim ersten Treffen. Diese ganzen künstlerische Berufe sind alle so ein bisschen schwer zu finden, man muss viel recherchieren, viele Leute ansprechen, surfen und ausprobieren. Wie weit bist Du denn inzwischen? Hast Du neue Ideen? Hast Du irgendwelche spannende Leute kennen gelernt oder Praktikas gemacht?
Ich fände es schön, von Dir zu hören!
Wenn Du möchtest, kannst Du Dir den Blog meiner Tochter ansehen; es sind buntgemischte Arbeiten, alte und neue, gute und weniger gute, Zeichnungen, Fotos, ich weiß nicht ob auch ihre Animation drin ist. Achtung beim Laden, gerade die Zeichnungen sind riesige Dateien und brauchen eine kleine Weile, bis sie ordentlich in der Galerie aufgezeigt werden.
Vielleicht hast Du Lust auf einen Austausch?
miaudesign.de

Viele Grüße!
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