Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Momo
Dauergast
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Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von Momo »

Nachdem mich meine Tochter immer wieder mit interessanten Fragen verblüfft, würden mich mal die Fragen Eurer Kinder interessieren und auch Eure Antworten ;)
Meine Tochter beschäftigte vor einiger Zeit die Frage, wo sie war, bevor sie in meinem Bauch war. Ich hatte es schon mal kurz im Forum beschrieben. Darauf kann ich leider selbst keine Antwort finden.
Nun fragte sie mich vor ein paar Tagen, wie "Leben" funktioniert. Warum wir uns bewegen können, oder ob wir vielleicht nur Puppen sind, die von anderen Wesen gesteuert werden. Puh, wie kann ich diese Frage erklären :schwitz: ? Was würdet Ihr einer Dreijährigen antworten?

Ich bin gespannt auf Eure Ideen und Geschichten :)
Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Julie M.
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Re: Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von Julie M. »

Ganz ehrlich? Wir haben dem Kind im dem Alter erzählt, dass die Babies vor der Geburt bei Gott sind, und dass Gott das Leben schafft.
Und, ja, so einfach ist es natürlich nicht, und nicht jeder kann diese Antwort auch vertreten. Daher liefern wir Stück für Stück die naturwissenschaftlichen Erklärungen nach. So kennt das Kind - jetzt mit 5 - beispielweise die Konzepte "biologisches Wachstum","Evolution", und "Urknall". Da sich für uns der Glaube an einen (nicht notwendigerweise christlichen) Gott und die Naturwissenschaften nicht gegenseitig ausschließen sondern ergänzen, passt das so für uns.
Momo
Dauergast
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Re: Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von Momo »

Liebe Julie, lieben Dank für Deine Antwort! Diese Erklärung finde ich eigentlich sehr schön und auch beruhigend für Kinder. Doch weißt Du was? Ich glaube, meine Tochter würde gleich mit den nächsten Fragen kommen: "Wie sieht Gott aus? Wo lebt er? Steuert er unsere Bewegungen?" etc., dann würde ich ja vom Regen in die Traufe kommen...

LG Momo
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Rabaukenmama
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Re: Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von Rabaukenmama »

Auf so Fragen wie, wo sich Gott denn aufhält wenn er ja alles sieht, oder was mit den Menschen nach deren Tod passiert gebe ich offen zu, es nicht zu wissen. Manchmal ergänze ich mein "Ich weiss es nicht" mit "...aber ich vermute, dass...." oder "Viele Menschen glauben dass... aber ganz sicher weiss das keiner"!

Natürlich kann sein, dass auf einen Antwortversuch noch 10 weitere Frage folgen. Aber ich wähle meine Antworten nicht so, dass ich das verhindere. Auch diese Fragen haben ja ihre Berechtigung. Hier habe ich ebenfalls nicht den Anspruch an mich, immer alles wissen zu müssen oder sehr komplizierte Vorgänge kurz und einfach erklären zu können. Aber bei weiterem nachfragen wie eben z.B. "Wie sieht Gott aus" öffne ich das Gespräch in Richtung meines Sohnes, indem ich die Frage zurückgebe "Wie glaubst Du denn, dass er aussehen könnte?"- Dann tauschen wir uns darüber aus wie er für meinen Sohn aussieht und wie er für mich aussieht, ohne den Anspruch, das jetzt ein- für allemal geklärt und abgehakt zu haben.

Auch wenn mein Sohn - wie viele andere Kinder auch - glaubt, Erwachsene (und vor allem die eigenen Eltern) seien allwissend, versuche ich zumindest, ihm zu vermitteln, dass es nicht so ist. Ich weiß nicht alles, ich weiß nicht mal alles besser (obwohl ich mich manchmal als Erwachsene so aufführe als wäre es so), ich kann nicht alles und ich bin trotzdem ok. Ich finde so ein Verhalten ist authentischer und die Enttäuschung, wenn das Kind mal draufkommt dass die Eltern auch nur Menschen sind, ist nicht so groß.

Generell halte ich ja die Pupertät für die Lebensphase, wo junge Menschen draufkommen, dass Mama und Papa eben NICHT für alles die Lösung wissen und auch nicht immer recht haben und "richtig" agieren. Gerade bei Eltern, die sich gerne als allwissend präsentiert haben, und nie eine Antwort schuldig geblieben sind, kann ich mir gut vorstellen, dass sich das Kind dann "betrogen" vorkommt. Indem ich von Anfang an zugebe, nicht alles zu wissen, kann ich diese spätere Erkenntnis zwar nicht verhindern (was auch nicht der Sinn ist, denn sie ist ein wichtiger Entwicklungsschritt) aber ihr die "Spitze" abbrechen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
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Re: Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von Momo »

Hallo Rabaukenmama,
danke für Deine Antwort! Genau so wie Du es beschreibst, sehe und handhabe ich es auch. Ich stelle oft Gegenfragen und gebe auch offen zu, dass ich natürlich nicht allwissend bin. Oder dass ich die Antwort meiner Tochter viel treffender finde als meine.
Doch es gibt Fragen, die zeigen mir wirklich meine Grenzen auf, wie diese, wie "Leben" funktioniert. Ich komme dann selbst ins Grübeln und würde sie so gerne beantworten können...

LG Momo
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Rabaukenmama
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Re: Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von Rabaukenmama »

Gerade solche Fragen liebe ich! Weil die echt interessant sind und es für ein Kind auch toll ist zu hören "Leben ist eigentlich ein Wunder! Als unsere Erde sich aus Sternenstaub geformt hat war es noch viel zu heiß, da gab es noch kein Leben. Doch dann kühlte die Erde ab, es regnete ganz lange und viel, so dass sich die Meere mit Wasser füllten, und irgendwann begann einmal ganz winzig klein das Leben. Und aus diesem winzigen Lebens-Pünktchen haben sich alle Lebewesen entwickelt, die heute noch auf der Erde leben, und auch alle, die früher mal hier gelebt haben. Toll, oder?".

Klar, wenn das Kind weiterfragt, wie dieses Lebens-Pünktchen entstanden ist, gebe ich wieder zu, es nicht zu wissen! Aber ich finde generell schön, wenn ein Kind draufkommen darf, dass noch längst nicht alle Geheimnisse gelöst sind und sich bewusst wird, wie einzigartig und großartig unsere Welt ist!

Bei mir kommt halt dazu, dass ich dann auch kritische Dinge anschneide, wie die Abholzung der Regenwälder oder das Ozonloch. Nicht, dass ich so was ins Detail thematisiere. Aber ich erwähne sehr wohl, dass unsere Welt längst nicht so heil und unverletzbar ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Mein Kind lebt schließlich auch hier (und nicht auf einem Elfenbeinturm) und hat ein Recht drauf, davon zu erfahren. Was und wie viel es dann konkret weiter wissen will überlasse ich aber ihm.
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sinus
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Re: Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von sinus »

ja, solche fragen gabs bei uns etwa in dem alter auch. das war damals so eine richtig "philosphische phase".

ich habs geliebt, mit tochter über sowas zu philosophieren und wenn ich nicht gleich eine antwort parat hatte, habe ich mitunter einfach zurückgefragt: "was denkst du denn?"
da kamen wirklich erstaunliche theorien zustande mitunter!
ich hab auch immer gesagt, wenn ichs nicht weiß und dann "manche glauben dieses: (...), andere glauben das: (...)" erzählt. (z.b. zu der frage wer oder was ist gott und was passiert mit uns nach dem tod.)
bei philosophischen fragen und ideen ist es ja nunmal so, dass es nicht DIE eine antwort drauf gibt und genau das habe ich meinem kind dann gesagt.
und dann haben wir gemeinsam diverse möglichkeiten durchdacht und zusammen herumgesponnen. hach, ja, das war eine schöne phase.
aktuell höre ich eher selten solche fragen.

zu deiner eingangs erwähnte frage, "wo war ich.." war unser ergebnis übrigens, dass wir, bevor wir auch nur teilweise als zelle vorhanden waren, eine noch vage eine idee des universums oder von gott waren. wie ein noch nicht gemaltes bild.

auch das zweite thema hatten wir. leider habe ich damals den fehler gemacht, im erwähnten rahmen von "manche glauben dies, andere das" ihr von gewissen science fiction geschichten zu erzählen und dabei habe ich ihr in verrücktem übermut spaßhaft gesagt, ich sei vielleicht ja gar nicht ihre mama sondern nur jemand, der genauso aussieht und nur so tut.
das ergebnis war, dass sie mich wochenlang immer wieder ängstlich fragte: "bist du WIRKLICH mein mama?" :roll:

danach wurde ich vorsichtiger und habe es eigentlich immer als erstes mit "was denkst denn du?" versucht.
ist für unsereiner auch viel interessanter, als mögliche lösungen selbst vorzugeben. wie gesagt erlebt man dann nicht selten auch überraschungen und gedanken, auf die man selbst nie gekommen wäre.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Sine
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Re: Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von Sine »

Wir machen das auch so. "Ich weiß es nicht...", "Ich glaube..., aber manche glauben z.B. ...." oder erklären was man weiss, oder zusammen im Lexikon suchen oder auch mal im Internet. Rückfragen an das Kind gibt es auch, da reagiert er mitunter aber stinkig, und meint "Ich will aber nicht (nachdenken), ich kann das nicht...". :gruebel: (tut es dann oft aber doch, manchmal auch nicht).

Wie funktioniert Leben? Da würde ich vielleicht so etwas in der Art sagen: um leben zu können, muss man geboren werden. Bei den Tieren funktioniert es so, bei den Menschen so... Bei den Pflanzen...
planlos77
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Re: Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von planlos77 »

Hallo zusammen.

Bei Fragen über die man sich informieren kann, wird es zurückgestellt bis wir Zeit haben uns zu informieren, das klappt ganz gut.
Bei Fragen auf die es im eigentlichen Sinne keine Antwort gibt, sage ich meistens "schwierige Frage, was meinst DU?" dann kommen recht viele Vorstellungen wie was sein könnte und gleichzeitig verwirre ich den Kerl nicht noch mit meinen Vorstellungen von etwas . ;-)

Zumindest bei uns klappt es so ganz gut.
Skuld
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Re: Kluge Kinderfragen- und Eure Antworten

Beitrag von Skuld »

Die Frage nach dem Funktionieren des Lebens hatten wir auch, vor geraumer Zeit. Ich habe versucht zu erklären, dass es belebte und unbelebte Dinge gibt. Um lebend zu sein, müssen bestimmte Dinge erfüllt sein... Atmung... Stoffwechsel etc... Ich nenn das dann auch beim richtigen Namen. Liefere aber die Erklärung dazu, was es bedeutet.

Sehr interessant sind auch immer wieder die Frage nach dem Tod. Also was passiert mit uns danach. Erstmals fragte er das als er ca. 2,5 war. Auch hier habe ich gesagt, was Sache ist (ich lasse ja auch beim Vorlesen nichts weg, nur weil es gruslig sein könnte), soweit ich das kann, natürlich komme ich auch regelmäßig an meine Grenzen und muss dann anbieten das nach zu lesen und es später zu beantworten. So geschehen als die Frage kam: Weshalb haben wir 2 Gehirnhälften?

Zurück zum Tod: Anfänglich war für ihn nicht zu verstehen, dass kleine Tierchen essen, was weich ist und nur die Knochen übrig bleiben. Heute ist ihm klar, dass jede Kreatur seinen Platz auf dieser Welt hat und auch diese Tierchen, die sich um die Toten kümmern, eine sehr wichtige Aufgabe erfüllen.

Zur Frage wo er war bevor er in meinem Bauch war hat ihm sein Vater erklärt, er hätte in Papas Säckchen gewohnt.... Nun ja, dass das nur eine sehr einseitige Darstellung war haben wir ihm noch nicht verraten. Wie auch? Wo waren wir denn bevor wir in den Bäuchen unserer Mütter waren? :gruebel:
... sie werden irgendwo geboren und werden anderswo zu Staub
dazwischen ziehn sie mit dem Winde
durch alle Wüsten dieser Welt.
Denn Menschen haben keine Wurzel,
die sie an einem Platze hält...
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