laurina hat geschrieben:
Mit der professionellen Unterstützung meinte ich hauptsächlich psychologische Beratung im Umgang mit solchen Situationen, so z. B. der Frage, ob man, wenn der Leidensdruck einfach zu groß ist, den Tobezwerg auch mal allein im Zimmer schreien lassen kann. Du hast ja geschrieben, dass das für ihn noch dramatischer ist als für hörende Kinder, weil er ja nicht mitbekommt, wenn du durch die Tür mit ihm sprichst. Ich stelle es mir schon schwierig vor, wenn man durch das fehlende Gehör weitgehend auf das Sehen angewiesen ist und dieses dann abends durch die Dunkelheit auch noch wegfällt. Insofern wäre es interessant zu wissen, wie weit ihr bei eurem kleinen "Alpha-Tierchen" gehen dürftet, um quasi eure Alpha-Tier-Stellung schrittweise wieder herzustellen, ohne ihn psychisch zu überfordern.
Ich denke, das ist auch so eine Gratwanderung ... die Frage, wie viel Rücksicht man als Eltern auf eine Behinderung nehmen muss / kann, ohne dass andererseits das Kind das quasi "ausnutzt" und die Eltern hilflos macht.
Das ist eine Sache, die ich selbst innerlich ablehne. Beim letzten Mal, wo ich den Kleinen nur für ein paar Minuten einsperren wollte, habe ich aus Versehen den Schlüssel verlegt. Das war dann wie Folter: ich habe verzweifelt den Schlüssel gesucht, aber nicht gefunden, und der Kleine hat 45min durchgebrüllt wie am Spieß. Dann, etwa 10 Minuten nachdem er eingeschlafen ist, habe ich zwar den Schlüssel wieder gefunden, war aber fix und fertig. Ich dachte echt dass ich das alles nicht mehr schaffe und eine Rabenmutter bin mein Kind so lange ganz alleine in einem dunken Zimmer brüllen zu lassen

. Ich konnte ja nicht mal ins Zimmer reinrufen dass ich nicht mehr böse bin sondern nur den Schlüssel nicht finde.
Als mein Mann dann heimkam war ich ein heulendes Häuflein Elend und habe ihm erzählt was passiert ist und er hat mich getröstet und mir gesagt dass wir eben beide nur Menschen sind und dass er am Vortag ebenso durch den Kleinen kurz vorm auszucken war.
Nebenbei geht mein Großer leider "unter" obwohl ich merke dass es ihm im Moment gar nicht gut geht, sonst würde er nicht "ganz unabsichtlich" im Wohnzimmer auf den Boden Lulu machen.
Nein, ich mag so Sachen wie länger einsperren gar nicht ausprobieren. Egal, ob ich von irgendeinem Profi den "Freibrief" dazu bekomme oder nicht! Heute habe ich den Kleinen nach einer Stunde Randale samt Kleidung unter die Dusche gestellt und kalt abgebraust, das ist auch nicht das, was ich als opimal betrachte, aber noch eher machbar als einsperren.
laurina hat geschrieben:
Noch mal zum Mittagsschlaf: die Zeit, wo er von 17 h bis 4 h geschlafen hat, war dann eine Zeit ohne Busfahrt / Mittagsschlaf, oder? Das könnt ihr aber so nicht noch mal handhaben und die Zeit schrittweise nach hinten verschieben, wenn ich das richtig verstanden habe?
Das war die Zeit, wo er im Kindergarten keinen Mittagsschlaf gehalten hat und auf dem Heimweg im Bus eingeschlafen ist. Nein, das können wir nicht nach hinten verschieben weil wir ihn sonst bis 19h im Kindergarten lassen müssten. Und wenn er mal tief und fest schläft ist er wirklich nur noch mit brutaler Gewalt (und anschließend mißerabler Laune) wachzukriegen.
laurina hat geschrieben:Wenn ihr euch abends quasi mit ihm schlafen legt und nicht mehr weggeht, ist mir nicht ganz klar, was der Kleine glaubt zu verpassen?
Das frage ich mich auch. Zuerst habe ich gedacht es sei weil sein Bruder noch wach und im Wohnzimmer ist, aber es ist genauso wenn ich (wie heute) ganz alleine mit ihm zu Hause bin.
laurina hat geschrieben:
Vielleicht gelingt es dir mit der Zeit doch einmal, ihm in einer ruhigen Minute zu erklären, dass dir das Augenstechen so dermaßen wehtut, dass du beim nächsten Mal leider erst mal für zwei Minuten gehen musst, wenn er damit anfängt. Das würde ich dann auch durchziehen, ohne "Aua" zu gebärden, wenn er das so lustig findet. Oder er bekommt ein "Augenstechtier", bei dem er das machen darf.
Ich weiß ehrlich nicht in wie weit mein Sohn meine Reaktionen (z.B. aus dem Zimmer gehen) mit seinem Verhalten in Zusammenhang sehen kann. Entweder er kapiert noch nicht dass da ein Zusammenhang besteht oder es ist ihm einfach egal.
Das mit dem "Augenstechtier" ist eine witzige Idee, werden wir ausprobieren

. Ich musste lachen als ich es gelesen habe, weil er die Katze aus unserem Hof auch immer ins Auge sticht und die dann wirklich konsequent immer wegläuft (war ihn aber nicht davon abhält, es beim nächsten Mal wieder zu machen).
laurina hat geschrieben:
Zum Thema "Kreis durchbrechen" fällt mir immer das Watzlawick-Zitat ein: Wenn Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was Du immer schon bekommen hast. Wenn Du etwas anderes haben willst, musst Du etwas anderes tun ...
Allerdings steh ich selbst mit meinen dreien oft genug da, und weiß nicht, was ich noch anders machen soll
Ich steh ja auf Paul Watzlawick (siehe sein Zitat bei meiner Signatur), nur bin ich echt ratlos was ich "anderes" tun könnte.
laurina hat geschrieben:
Wahrscheinlich bleiben nur die beiden Alternativen, entweder (mit dem Segen einer kompetenten Person) einen Schnitt zu machen und die Einschlafgewohnheiten drastisch zu ändern, sich quasi als Eltern also deutlich durchzusetzen, wobei ihr vermutlich aber ebenso wie ich kein gutes Bauchgefühl hättet ...
oder abzuwarten, bis sich diese Phase von allein wieder gibt bzw., wie du ja schon geschrieben hast, Alternativen wie das Fahren auszuprobieren (was aber auch wieder eine ungünstige Einschlafsituation ist - wie du sicher eh weißt

)
Tja, dann bleibt mir nur die zweite Möglichkeit, also abwarten bis es wieder vorbei ist. DAs einzige, was mir noch einfällt, ist, einfach gar nicht mit dem Kleinen ins Bett zu gehen weil dort immer der Punkt ist, wo es "losgeht", sondern gleich zu warten bis mein Mann heimkommt und ihn ins Auto zu packen. Dass es keine günstige Einschlafsituation ist weiß ich natürlich, aber eine günsitgere als die momentane ist es allemal.
laurina hat geschrieben:
Was ich als positiv immer im Hinterkopf behalten würde: Du sagst, wenn er schläft, schläft er bombenfest, also offenbar auch durch - und das ist auch sehr viel wert!
Ja, der Kleine schläft meistens durch. Leider hat mein Großer in letzter Zeit einen sehr unruhigen Schlaf und oft schlimme Träume, so dass wir (mein Mann und ich) selbst selten in den Genuss des durchschlafens kommen.
laurina hat geschrieben:Und er fühlt sich, wie du mir in meiner letzten Frage erzählt hast, im Kiga superwohl - das ist auch nicht zu verachten und wird ihn sicher psychisch stärken, wenn es zu Hause mal wieder Stress gibt.
Ganz liebe Grüße
Laurina
Mein Kleiner ist (Gott sei Dank) psychisch ohnehin sehr stark. Ich weiß auch nicht, ob das weinen, wenn ich ihn doch in der Verzweiflung mal eingesperrt habe, Teil eines Machtkampfes oder echte Verzweiflung ist. Aber allein dass es Verzweiflung sein KÖNNTE macht mir ein sehr schlechtes Gefühl. Insgesamt ist beim Kleinen sehr viel Machtkampf dabei und es ist ein fürchterlicher Sog, in den ich da manchmal reingezogen werde.
ICH bin im Moment psychisch nicht so stark, das täglich auszuhalten. Und mein Großer tut mir leid, weil er daneben "untergeht" und gerade jetzt auch viel Aufmerksamkeit brauchen würde.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)