Kind ist nicht schulfähig

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
Momo
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Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von Momo »

Wie schön, dass es Deiner Tochter besser geht! Meiner Tochter geht es nach der Einschulung auch richtig gut, sie könnte sich überhaupt nicht mehr vorstellen, noch in den Kindergarten zu gehen.
Doch was mich stutzig macht- von welchen "Strafen" schreibst Du? Angst ist natürlich kein guter Begleiter beim Lernen... das ist Dir bestimmt klar, doch ich würde auf jeden Fall den Dialog mit Deiner Tochter oder auch mit den Lehrern suchen. Angst- und erst recht Angst vor Strafen(!), sollte heute wirklich kein Schulkind mehr haben!!!
Momo
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charlotte12
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Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von charlotte12 »

Es passiert nichts Wildes - es wird eben aufgeschrieben, wenn die Hausis nicht gemacht wurden und nach x-mal Vergessen gibt es dann Extra-Aufgaben z.B. Meine Tochter hat noch nie was vergessen, trotzdem wacht sie nachts panisch auf und will noch mal nachsehen, ob die Hausis auch ja vollständig sind. Sie setzt sich selbst völlig unnötig viel zu sehr unter Druck. Ich habe mir schon den Mund fusselig geredet, dass die Welt nicht untergeht, wenn sie mal was vergisst - hatte ihr sogar schon vorgeschlagen, testweise mal was nicht zu machen, nur damit sie sieht, dass nix Schlimmes passiert :oops: Ich beobachte erst mal, wie das so weitergeht, hoffe, dass sie von selbst entspannter wird. Wie gesagt geht es ihr insgesamt wirklich gut, sie erzählt viel, ist völlig begeistert von ihrer Lehrerin. Vom Kindergarten erfuhren wir von ihr fast nichts.
Eure freie Schule hört sich super an - bei uns gibt es so etwas nicht. Außerdem hätte ich bei meiner Tochter Bedenken, dass sie dort untergehen würde, sich nicht trauen würde, das zu tun, was sie interessiert, wenn dort andere Kinder stehen. Und durch die stupide Zahlen-Schreiberei sind ihre Zahlen jetzt zu meiner Verblüffung viel besser lesbar geworden, scheint also doch nicht ganz sinnlos gewesen zu sein - ulkigerweise schreibt sie jetzt auch die Zahlen viel schöner, die noch gar nicht dran waren. Sie hat gerade auch einen richtigen Motivationsschub, liest stapelweise Bücher, möchte unbedingt Riesenzahlen lesen - weiß jemand von Euch zufällig, wie man 1 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 ausspricht? Gibt es Quintillionen o.ä.? Nach Quadrilliarde hört es bei mir auf...
alibaba

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 11:27, insgesamt 1-mal geändert.
charlotte12
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Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von charlotte12 »

Wie gehen Deine Kinder denn damit um, alibaba? Prinzipiell finde ich ja solche festgelegten "Strafen" zumindest besser als unberechenbare Lehrer meiner Kindheit, die sich erst mal alles gefallen ließen, so dass man im Unterricht kein Wort mehr verstand, um dann plötzlich hart durchzugreifen und den Erstbesten zu bestrafen, der zufällig gerade Piep sagt.
Und meine geräuschempfindliche Tochter schwärmt gerade ständig davon, dass es in der Schule verglichen mit dem Kiga so schön leise ist, von daher schützt sie das strenge Vorgehen der Lehrerin auch.
Von daheim kennt meiner Tochter dieses Strafen-Androhen nicht, vom Kindergarten schon, hab noch nicht wirklich herausgefunden, warum sie ausgerechnet jetzt so ein Problem damit hat. Wobei sie sich im Kiga ja insgesamt sehr unwohl fühlte, wie unwohl, das mir wird erst jetzt im Vergleich mit der Schule so richtig klar. Vielleicht war im Kiga einfach alles schrecklich, und in der Schule sind nur die "Strafen" schlimm, daher die Fokussierung darauf. Heute Nacht hatten wir schon wieder zwei Diskussionen über die Dramatik bzw. Harmlosigkeit der angedrohten Dinge (gähn...). Da es die Traumschule von Momos Tochter bei uns nicht gibt, hoffe ich auf Abstumpfung und Gewöhnung.
Momo
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Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von Momo »

Charlotte hat geschrieben:
Da es die Traumschule von Momos Tochter bei uns nicht gibt, hoffe ich auf Abstumpfung und Gewöhnung.
Liebe Charlotte- bitte bitte nicht!!!! Bleibe im Gespräch mit Deiner Tochter, mach sie stark, sprich mit den Lehrern und den anderen Eltern. Ihr könnt Euch zusammentun und dies einfach mal als Eltern hinterfragen. Kinder müssen sich dem fügen, was die Lehrer vorgeben (sonst werden sie bestraft), doch ihr Eltern seid erwachsen und könnt etwas ändern! Ich finde es so schade, dass so viele Eltern und auch Kinder resignieren. ja, Deine Tochter wird sich vielleicht daran gewöhnen, doch was lernet sie daraus? So wie Du, liebe Alibaba, denken viele, doch ist es gut? Wenn es nicht gut ist, dann sollten wir es ändern!! Je mehr Eltern dies erkennen und handeln, umso schneller wird es gehen!! Mensch, Deine Tochter WILL lernen, noch! Noch lernt sie nicht nur, weil sie Angst hat vor Strafen. Noch lernt sie selbstmotiviert. Wäre es nicht schrecklich, wenn sie dies verlieren würde und an diese Stelle Lernen durch Zwang oder durch Angst motiviert tritt? Das müssen wir einfach mal so klar benennen, das ist ganz und gar nicht in Ordnung, die Eigenmotivation der Kinder wird reihenweise zerstört!

Momo
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charlotte12
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Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von charlotte12 »

@ Momo: Ich habe von den meisten Eltern bisher nicht mal Kontaktdaten, kenne sie gar nicht. Und die paar Eltern, die ich kennengelernt habe, wirkten auf mich eher Konsequenzen-orientiert. Wir werden nicht innerhalb ein paar Monate das komplette Schulsystem umkrempeln können, zumal ich das Konzept "freie Schule" zwar spannend finde, ich aber nach unserer kompletten Bauchlandung mit einer andern Form der Reformpädagogik im Kindergarten eher zum "Normalen" tendiere - nicht ideal, aber zumindest langjährig erprobt. In der Theorie hört sich immer alles toll an, mich stört an dem Konzept "freie Schule", dass der Weg zurück zum Normalen schwierig werden könnte, dass man Vertrauen braucht und erst dann sieht, ob die Versprechungen richtig waren, wenn es zu spät ist, und dass dieser Weg mal wieder das einzig Richtige fürs Kind sein soll. Genau diese Kombi hatten wir im Kindergarten auch, daher - hört sich super an, aber so ein bisschen hätte ich Bauchschmerzen. Mal abgesehen davon, dass es das bei uns wie gesagt sowieso nicht gibt.
@ Koschka: Gab es bei Euch keine Striche für vergessene Hausis usw?
alibaba

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 11:27, insgesamt 1-mal geändert.
charlotte12
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Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von charlotte12 »

kurzes Update: Mittlerweile ist das erste Schulhalbjahr vorbei, und zum Glück haben sich weder die Befürchtungen der Pädagogin, die damals den Schulreifetest durchführte, noch die Prophezeiungen der Erzieherin im Kindergarten erfüllt. Nur die Aussage, dass verfrühtes Denken zu Arteriosklerose im Alter führt, konnten wir noch nicht überprüfen :) Jetzt gerade gefällt es meiner Tochter seit einem sehr konstruktiven Gespräch mit der Lehrerin wieder gut in der Schule. Das klassische Missverständnis - sie kriegte keine Extra-Aufgaben mehr, da sie so langsam war, und sie war so langsam, da für sie der Stoff lächerlich leicht war. Ich bin völlig verblüfft und glücklich, dass Gespräche tatsächlich zu Änderungen führen, so ganz anders als im Kindergarten damals.
Rabaukenmama
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Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Charlotte,

das freut mich echt für Euch dass es sich so gut eingespielt hat. Und es zeigt, dass Gespräche doch was bringen können :) . Ich denke, ja dass es IMMER erst mal einen Versuch wert ist, zu sprechen, als gleich zu handeln. Klar kann sein dass alle Gespräche nichts bringen. Aber im vorhinein weiß man das nicht und wenn man Glück hat ist das Gegenüber offen und dann kann es eben doch viel bringen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
charlotte12
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Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von charlotte12 »

Das Gespräch hat nur kurzfristig genutzt. Mittelfristig bestätigt sich bei uns eher Eure Theorie, dass ein Lehrer entweder differenziert oder eben nicht, egal was die Eltern sagen. Meine Tochter mag keine Extra-Aufgaben mehr, weil die sowieso von der Lehrerin hinterher nicht angeschaut werden. Sie fragt nicht mehr danach, und ohne Nachfragen bekommt sie auch keine mehr. In Mathe ist das Thema Extra-Aufgaben sowieso mittlerweile vom Tisch, denn Mathe hasst sie. Sagt sie. Sie könne das nicht, das sei alles zu schwer und rastet daheim regelrecht aus, wenn man sie auch nur ansatzweise etwas fragt, was in Richtung Rechnen geht. Manchmal, urplötzlich, meistens mitten in der Nacht, kommen dann plötzlich mathematische Überlegungen zu ganz schrägen Themen, so wie früher. Aber gerade eben wurde ich ernsthaft gefragt, was 10 + 6 ergibt, da kommen mir dann wieder massive Zweifel, ob sie wirklich unterfordert oder eher überfordert ist. Wobei sie laut psychologisches Gutachten damals auch im mathematischen Verständnis bei den obersten 2% war und sie vor der Einschulung fast besser rechnen konnte als jetzt, kann sich das in einem Jahr komplett ändern?
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