Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

besondere Ansätze für besondere Kinder
Rabaukenmama
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Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo,

immer wieder mache ich die Erfahrung dass ich mit Eltern spreche, die "Konsequenzen" sagen, aber "Strafen" meinen. Offensichtlich ist es heute nicht modern, sein Kind zu bestrafen, genau dieselben Maßnahmen sind unter dem Codewort Konsequenzen aber nach wie vor üblich. Daher möchte ich mal eine Diskussion anstoßen wie ihr das seht. Was ist Strafe, was Konswquenz?

Für mich ist eine Strafe etwas, wo ich als Elternteil dem Kind etwas auferlege, was es nicht will, um damit zu erreichen, dass es sich zukünftig anders verhält. Die Strafe steht mit dem eigentlichen Fehlverhalten des Kindes in keinem Zusammenhang. Klassische Strafen, die viele Kinder in meiner Kindheit bekommen haben, die aber auch heute noch üblich sind, wären z.B. Verbote. Damit meine ich Ausgeh-, Fernseh-, Konsolenspiel-, PC-, Nasch-Verbot sowie Entzug von "Privilegien", z.B. Kind bekommt kein Taschengeld, muss früher ins Bett, darf nicht am Ausflug teilnehmen, darf nicht beim Freund übernachten,...

Konsequenzen werden dagegen nicht von den Eltern oder sonstigen Personen bestimmt sondern ergeben sich direkt oder indirekt aus dem Verhalten des Kindes selbst. Wenn das Kind trotz Empfehlung bei Kälte keine Jacke anziehen will ist die direkte Konsequenz, dass es frieren wird, die indirekte kann sein, dass es krank wird. Wenn ein Kind seine Hausübung nicht schreibt ist die Konsequenz, dass es von der Lehrperson damit konfrontiert werden wird und vielleicht ein "Minus" oder eine schlechte Note bekommt. Wenn das Kind seine Spielkonsole im Wutanfall kaputt macht ist die Konsequenz, dass es mit dem Teil nicht mehr spielen kann. Wenn das Kind am ersten Tag des Feriencamps sein ganzes Taschengeld ausgibt dann hat es den Rest der Zeit kein Geld mehr zur Verfügung.

Auch die authentischen Gefühle von Mitmenschen sind echte Konsequenzen. Wenn ein Kind immer wieder frech zur Omi ist kann die Konsequenz sein, dass die Oma nicht mehr auf Besuch kommen mag. Wenn ein Kind nicht mit anderen teilen will kann die Konsequenz sein, dass es andere Kinder nicht zum Freund haben wollen. Wenn ein Kind frech zum Papa ist kann es sein, dass Papa sauer wird und DAHER an diesem Abend nicht bereit ist, mit dem Kind zu spielen.

Ich muß als Mutter nicht bei allen Dingen, die meine Kinder so aufführen, zusehen. Es gibt auch Dinge, wo ich sie bewußt vor den Konsequenzen bewahren will. Damit meine ich gefährliche Dinge z.B. wenn ein Kind z.B. neben einer starkt befahrenen Straße auf dem Gehsteigrad balancieren will. Auch wenn sehr wahrscheinlich nichts passiert ist mir da das Risiko zu groß dass mein Kind doch das Gleichgewicht verliert und auf die Straße fällt. Also greife ich hier sehr wohl ein!

Zähne putzen ist eine weitere Sache weil sich viele Kinder der Konsequenz von seltenem und/oder schlampigem putzen nicht so bewußt sind. Klar, sie haben im Idealfall noch nicht erlebt, was es heißt, heftige Zahnschmerzen zu haben und wissen nicht, wie unangenehm ein Zahnarztbesuch sein kann. Und es ist ja nicht etwa so, dass die Zähne gleich schmerzen nur weil das Kind 3x hintereinander Zähne putzen vergessen hat. Auch hier greife ich ein und nötige meine Kinder dazu, sich die Zähne zu putzen (was manchmal leider sogar in einem Kampf ausartet :schwitz: ).

In vielen anderen Situationen reicht es aber, als Eltern ganz getrost daneben zu stehen und dem Kind die Konsequenzen seines Tuns einfach selbst tragen zu lassen. Es ist auch nicht notwendig, diese extra zu betonen. "Siehst du, jetzt hast du so getrödelt dass du den Bus verpasst hast und zu spät zur Schule kommst!" ist ein unnötiger Satz. Er enthält keinerlei Information, die das Kind nicht selbst weiß und die Konsequenz, sein zu-spät-kommen in der Schule zu erklären, muß es ohnehin selbst tragen.

Wenn ich so Dinge höre wie "Mein Kind war frech, daher hat es für diese Woche Fernsehverbot" dann ist das keine Konsequenz sondern eine Strafe. Das Verbot hat mit dem eigentichen Fehlverhalten des Kindes genau NULL zu tun.

Selbst versuche ich meinen Kindern sehr wohl die Konsequenzen ihres Tuns zu erklären und diese nötigenfalls auch zuzulassen. Strafen dagegen finde ich einfach nur sinnlos und manipulativ, genauso wie Belohnungen. Wie seht ihr das? Was sind für euch Strafen, was Konsequenzen? Ich freue mich auf eure Beiträge :) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Willow77
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Re: Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von Willow77 »

Liebe Rabaukenmama,

Ich sehe das mit den Strafen und Konsequenzen genau so wie du.

Auf dem Elternabend der neuen Lehrerin meines Sohnes war ich etwas geschockt. Die verstecken Strafen hinter dem neuen Wort "kleine Extra-Aufgabe". Aber es bleibt eine schriftliche klassische Strafe!!!

An und für sich finde ich es im Alltag manchmal schwer zu erkennen was nun eine logische oder natürliche Konsequenz ist, und was eine Strafe. Mir hilft da sehr (hatte ich das nicht schon mal irgendwo geschrieben?) dass ich mir über meine Gefühle die hinter der "Konsequenz" stehen, klar werde. "Das hat mich jetzt so wütend gemacht/enttäuscht, ich mag jetzt nicht mehr mit dir xyz machen." => Konsequenz. "Na warte, dir werd ich's zeigen! Das hadt du dann davon!!" => Strafe.

LG,
Willow77
alibaba

Re: Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von alibaba »

Wenn man es ganz genau nimmt, hast du Recht, was den Unterschied zw. Konsequenz und Strafe angeht.

Oft nimmt man, das Wort Konsequenz in den Mund, obwohl es Strafe ist. Das ist richtig.

Leider habe ich aber bei vielen Dingen keine Zeit und keine Lust erst auf die (später eintretende) Konsequenz zu warten. Ich will und werde nicht darauf warten bis Oma Kind nicht mehr zu sich einlädt, nur weil Kind nicht grüßt oder die Schuhe eben nicht vor der Tür auszieht. Zähne putzen ist da auch ein klassisches Beispiel. Die Konsequenz aus dem Tun tritt oft erst nach Jahren auf. Solange will ich nicht warten und benutze dann eine Strafe.

Konsequenz und Strafe sind daher oft nicht wirklich so konsequent in der Praxis trennbar, wie in der Theorie. Ich finde aber wichtig bei einer Strafe, das sie nicht willkürlich ist, immer zeitnah und angemessen.

Es ist auch richtig, das solche Sätze, wie mit dem trödeln nichts bringen. Vor allem, je jünger die Kinder sind. Aber, wenn sie älter sind, wird so ein Satz besser im Kontext verstanden und Kind kann sein handeln danach abstimmen.

Ich denke, es ist immer eine Frage der Bereitschaft von uns Eltern, wie weit lebt auch Mama oder Papa mit der Konsequenz. Das Problem, wenn Kind drei Mal, wegen Trödelns, den Bus verpasst, bekommt es einen Eintrag und ICH als Elternteil muss in die Schule marschieren um mir anzuhören, besser das Kind zu organisieren. Ich saß gestern erst im Elternabend Kl.5 - das war ganz eindeutig das Signal an uns Eltern! Im Bett besprach ich mich mit meinem Mann ob der Unsinnigkeit dieser Regelung. Da ich nicht zur Kategorie "ist mir egal" gehöre, achte ich eben darauf das Kind nicht trödelt und, jetzt kommt es, verwende gegebenenfalls eine Strafe.

VG
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:Ich will und werde nicht darauf warten bis Oma Kind nicht mehr zu sich einlädt, nur weil Kind nicht grüßt oder die Schuhe eben nicht vor der Tür auszieht.
Ich würde auch nicht kompett tatenlos zusehen sondern dem Kind klar sagen, welches Verhalten von ihm erwartet wird. Sollte es Unklarheiten geben würde ich auch diese bestmöglich verbal zu klären versuchen. Wenn das Kind gern bei der Oma ist wird es sich darauf einlassen, deren Regeln zu akzeptieren - vielleicht nicht sofort und problemlos, aber nach einigen Wiederholungen. Da erwarte ich auch von der Oma genug Toleranz dafür, dass nicht alles immer anstandslos nach ihren Wünschen laufen kann. Strafen würde ich mein Kind deshalb aber nicht.
alibaba hat geschrieben: Es ist auch richtig, das solche Sätze, wie mit dem trödeln nichts bringen. Vor allem, je jünger die Kinder sind. Aber, wenn sie älter sind, wird so ein Satz besser im Kontext verstanden und Kind kann sein handeln danach abstimmen.
Sobald das Kind so einen Satz im Kontext versteht braucht es ihn nicht mehr zu hören. Es weiß dann ohnehin welche Konsequenzen trödeln hat und wird entweder sein handeln danach richten oder die Konsequenzen in Kauf nehmen. Das trotzdem noch zu sagen ist, als würde ich erklären dass die Sonne am Morgen aufgeht und am Abend unter.
alibaba hat geschrieben: Ich denke, es ist immer eine Frage der Bereitschaft von uns Eltern, wie weit lebt auch Mama oder Papa mit der Konsequenz. Das Problem, wenn Kind drei Mal, wegen Trödelns, den Bus verpasst, bekommt es einen Eintrag und ICH als Elternteil muss in die Schule marschieren um mir anzuhören, besser das Kind zu organisieren.
Da ist die Frage wer das "Problem" hat: Das Kind? Die Schule? Die Eltern? Alle zusammen? Meiner Meinung nach haben das Kind und die Schule das Problem und es wäre zwischen diesen beiden Seiten zu klären. Ich erwarte auch nicht dass die Lehrperson meinem Kind ZU HAUSE das frech-sein abstellt. Das muss ICH mit meinem Kind klären. Ich weiß, dass es in der Praxis leider oft anders aussieht und Eltern für Fehlverhalten ihrer Kinder verantwortlich gemacht werden. Klar will man als Eltern keine "Schwierigkeiten" bekommen, nur weil das Kind z.B. in der Schule nicht wunschgemäß funtkioniert. Aber die andere Lösung, das Problem vollständig zu MEINEM zu machen, gefällt mir noch weniger.
alibaba hat geschrieben: Ich saß gestern erst im Elternabend Kl.5 - das war ganz eindeutig das Signal an uns Eltern! Im Bett besprach ich mich mit meinem Mann ob der Unsinnigkeit dieser Regelung. Da ich nicht zur Kategorie "ist mir egal" gehöre, achte ich eben darauf das Kind nicht trödelt und, jetzt kommt es, verwende gegebenenfalls eine Strafe.
VG
Nur interessehalber: wie schaut bei dir so eine Strafe aus? Und funktioniert sie?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von alibaba »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Nur interessehalber: wie schaut bei dir so eine Strafe aus? Und funktioniert sie?
Das war nur Rhetorik. Da bei uns Busfahren durchaus gut klappt (meinen Kindern ist es selber unangenehm zu spät zu kommen) fahre ich ohne Murren die paar Mal im Jahr, wo der Bus eben doch verpasst wird, aus welchen Gründen auch immer. Und ich versuche grundsätzlich immer alles so im Griff zu haben, das ich mit guten Beispiel voran gehe. Das heißt, ich stehe früh als Erster auf und bin der Taktgeber. ;)
Bei uns reicht es, schulisch gesehen, oft aus, wenn ich "sauer" bin. Tendenziell wollen meine Kinder mich ja nicht "sauer" machen und Dinge wie verpasster Bus oder vergessenes Heft sind nicht bewusst oder willkürliche Handlungen. Daher gibt es auch keine Strafe.

Eine Strafe gibt es für willkürliche, bewusst in Kauf genommene Handlungen, wider besseren Wissens. Und da gibt es bei uns, die "Wirksamste", das wäre Computerverbot für einen Tag. Das käme zum Einsatz, bei bewusst bei Oma mit den Schuhen durchs WZ gelatscht, :mrgreen: oder eben nicht aufgestanden, obwohl ich zeitig und ausreichend genug geweckt und auch erinnert habe, etc. Ich glaube aber meine Kinder "fürchten" nicht die Strafe, sondern mich. Ich denke, sie wollen mich nicht grundsätzlich enttäuschen oder "sauer" sehen. Am wohlsten fühlt man sich ja in der Harmonie, Geborgenheit und nicht wenn jemand sauer ist. Und ich bin ein konsequenter Mensch. Wenn man als Kind mit Sand auf dem Spielplatz wirft, kündige ich einmal die Konsequenz an (wir gehen dann nach Hause) und wird dann geworfen, gehe ich auch. Ich mache das grundsätzlich so. Meine Beiden sind auch schon im Schlafanzug in den Kiga gefahren oder wurden aus dem Auto "geworfen" und mussten dann alleine zu Fuß nachhause laufen. Wenn meine Zwei sich sich heuer auf der Rücksitzbank ärgern, dann reicht eine Ansage von mir, wer denn aussteigen möchte. :o

Da diese konsequente Haltung von mir überall ist, sind Übertreibungen einer Handlung, die dann zur Strafe führen würden, selten. Ich muss aber sagen, je älter die Kinder werden, umso weniger werden Strafen gebraucht. Ich/wir als Familie reden immer erst, weisen auf das Fehlverhalten hin. Familienstammtisch, da darf jeder was dazu sagen. Ich hole auch grundsätzlich meinen Mann ins Boot. Da er zu 99% die selbe Einstellung hat wie ich, lohnt sich hier kein Versuch es erneut zu probieren. Und ganz grundsätzlich versuche ich immer, das meine Kinder selber "Herr des Geschehens" sind.

Ganz klassisch: Kind will auf den Spielplatz mit Freunden. Mein Kind: wie lange darf ich bleiben? Frage meinerseits an die Freundin wie lange sie bleiben darf. Passt mir der Termin nicht, sage ich, 19 Uhr finde ich zu spät und begründe kurz. Jetzt gebe ich aber keine Uhrzeit vor, sondern sehe meine Tochter an und frage sie nach einem Termin und da kommt immer, ganz selbst bestimmt, eine Lösung bei raus, mit der wir alle leben können, ohne das ich eine autoritäre Vorgabe gemacht hätte und es wird sich, In der Regel auch daran gehalten. Halte ich mit den meisten Dingen so. Entsprechend wirkt dann die autoritäre Vorgabe, die man ab und zu doch auch benötigt.

VG
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben: Das war nur Rhetorik. Da bei uns Busfahren durchaus gut klappt (meinen Kindern ist es selber unangenehm zu spät zu kommen) fahre ich ohne Murren die paar Mal im Jahr, wo der Bus eben doch verpasst wird, aus welchen Gründen auch immer. Und ich versuche grundsätzlich immer alles so im Griff zu haben, das ich mit guten Beispiel voran gehe. Das heißt, ich stehe früh als Erster auf und bin der Taktgeber. ;)
Ich stehe auch als erste auf und bin Taktgeber. Funktioniert wunderbar bei meinem jüngeren Sohn (der ohnehin ein Morgenmensch ist), aber nur mit viel Druck und "antreiben" beim Großen (extremer Morgenmuffel).
alibaba hat geschrieben: Bei uns reicht es, schulisch gesehen, oft aus, wenn ich "sauer" bin. Tendenziell wollen meine Kinder mich ja nicht "sauer" machen und Dinge wie verpasster Bus oder vergessenes Heft sind nicht bewusst oder willkürliche Handlungen. Daher gibt es auch keine Strafe.
alibaba hat geschrieben: Ich glaube aber meine Kinder "fürchten" nicht die Strafe, sondern mich. Ich denke, sie wollen mich nicht grundsätzlich enttäuschen oder "sauer" sehen. Am wohlsten fühlt man sich ja in der Harmonie, Geborgenheit und nicht wenn jemand sauer ist.
Da ist es genau umgekehrt wie mit dem trödeln. Meinem älteren Sohn ist es durchaus wichtig, mich nicht "sauer" zu machen, Kleinsohn ist das völlig egal. Ist die Mama halt sauer! Na und? Geborgenheit und Harmonie? Wer braucht denn so was? Großsohn hätte es gerne, reizt aber auch oft aus, wie weit er gehen kann. Nichts extrem tragisches, aber eben doch Provokation. Zum Beispiel plötzliches lautes schreien ohne Grund oder extremes kreischen weil ihm irgendeine Kleinigkeit (die man auch so besprechen könnte) nicht in den Kram passt. Da käme mir auch seltsam vor, zu strafen, wenn Strafen für mich ein einwandfreies Erziehungsmittel wären. Aber so oder so nervt es und mit verbalen Bitten funktioniert auch nicht, das abzustellen. Also kepple ich rum und werde nach und nach ganz authentisch sauer :fahne: .
alibaba hat geschrieben: Und ich bin ein konsequenter Mensch. Wenn man als Kind mit Sand auf dem Spielplatz wirft, kündige ich einmal die Konsequenz an (wir gehen dann nach Hause) und wird dann geworfen, gehe ich auch. Ich mache das grundsätzlich so. Meine Beiden sind auch schon im Schlafanzug in den Kiga gefahren oder wurden aus dem Auto "geworfen" und mussten dann alleine zu Fuß nachhause laufen. Wenn meine Zwei sich sich heuer auf der Rücksitzbank ärgern, dann reicht eine Ansage von mir, wer denn aussteigen möchte. :o

Da diese konsequente Haltung von mir überall ist, sind Übertreibungen einer Handlung, die dann zur Strafe führen würden, selten.
Hmmm, so weit sind wir gar nicht voneinander entfernt. Ich drohe auch nicht, wenn ich nicht wirklich bereit bin, das angedrohte dann durchzuziehen. Bin auch vom Spielplatz wegen Sand-werfen mit Großsohn nach Hause gefahren und im Pyjama in der Kindergarten geradelt ist er auch mal (bei moderaten Temperaturen). Das an sich fand er beides eher witzig als schlimm. Aber dass ich mich mit ihm "wieder vertrage" war ihm unheimlich wichtig.

Ich staune immer wieder wie viele Eltern mit Dingen drohen, die sie ohnehin nie durchführen. Wenn das Kind z.B. gleich nach dem Eintritt in den Zoo einen Kreischanfall bekommt ,weil es sich aus dem überteuerten Spielzeugautomaten nichts runterdrücken darf, und Mama sagt "Wenn du dich so aufführst fahren wir gleich wieder heim!" denke ich mir schon meinen Teil. Kann mir jedenfalls nicht vorstellen dass man 40 Euro Zoo-Eintritt wegen so eines blöden Machtkampfes verfallen läßt (und habe auch nie beobachtet dass wer das wirklich gemacht hätte).

So gesehen halte ich mich auch für konsequent. Aber wegen eines Kreischanfalls würde ich trotzdem keinen geplanten Ausflug ersatzlos streichen. Wir sind schließlich 4 Personen in der Familie und nur weil einer nicht mitspielt müssen nicht alle anderen ihre ganze Planung über den Haufen werfen. Den "Luxus" kann man sich als Eltern eines Einzelkindes leisten. Wenn ich z.B. allein mit beiden Buben unterwegs bin dann ist bei absichtlich provokantem Verhalten erst mal erklären und klassisches "schimpfen" angesagt.

Ausflug abbrechen gibt´s nur im Extremfall. Das letzte Mal war vergangenes Jahr als ich mit den Kindern im Bad war. Großsohn hatte eine sehr agressive Phase und hat andere Kinder getreten, geschlagen und gebissen. Nachdem ich 2x von anderen Leuten deshalb angesprochen worden bin (und es beim ersten Mal mit erklären und beim zweiten Mal mit schimpfen versucht hatte) habe ich gedroht, dass wir sofort nach Hause fahren, wenn ich noch was höre. Und kurze Zeit später kommt wieder eine Mutter, deren jüngeres Kind von meinem Sohn gebissen worden ist :twisted: ! Klar bin ich dann wirklich nach Hause gefahren! Aber Leidtragender war eigentlich Kleinsohn, dem es im Bad recht gut gefallen hat.
alibaba hat geschrieben:
Ganz klassisch: Kind will auf den Spielplatz mit Freunden. Mein Kind: wie lange darf ich bleiben? Frage meinerseits an die Freundin wie lange sie bleiben darf. Passt mir der Termin nicht, sage ich, 19 Uhr finde ich zu spät und begründe kurz. Jetzt gebe ich aber keine Uhrzeit vor, sondern sehe meine Tochter an und frage sie nach einem Termin und da kommt immer, ganz selbst bestimmt, eine Lösung bei raus, mit der wir alle leben können, ohne das ich eine autoritäre Vorgabe gemacht hätte und es wird sich, In der Regel auch daran gehalten. Halte ich mit den meisten Dingen so. Entsprechend wirkt dann die autoritäre Vorgabe, die man ab und zu doch auch benötigt.
VG
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alibaba

Re: Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von alibaba »

Hallo koschka,

Ratgebererziehung ist das weniger, ich habe es nicht anders gelernt. :friedlich:

Natürlich lese ich auch Bücher, aber die Praxis zeigt, das konsequent sein und etwas so machen wie man es auch ankündigt, durchaus Früchte trägt. Auch für die jüngeren Geschwister. So erklärte mir meine Tochter, das sie keine Vorträge wolle, wie beim Bruder, sie lerne dann die Vokabeln doch lieber gleich richtig und mein Sohn lernt von meinen Zeitvorgabengesprächen mit der Tochter (die wesentlich öfter draußen ist) aha, ich sollte kommen, wenn es dunkel ist und spricht das gleich von sich aus auch so an, ganz ohne Vorgabe von mir. Ein Lernprozess nach oben bzw. unten ist also durchaus gegeben.

Eine Konsequenz kann man auch für später "ankündigen" und trotzdem den Zoobesuch durchführen. Man sollte sich nur gut überlegen was das ist. Wenn meine Tochter einen Wutanfall hat und ich den gerade nicht kommentieren kann, dann mache ich das später. Wir reden grundsätzlich über "Fehlverhalten". Und das alleine kann schon unangenehm sein und als Konsequenz für das Kind reichen.

Ich denke eine liebevoll konsequente Grundeinstellung ist immer angebracht und wird ja nicht übergestülpt. Wenn ich so bin, dann ist das normal für die Kinder. Es gibt ja, wie bei einem Bewerbungsgespräch, viele Futurs die man falsch machen kann. Wenn man sich aber vorher damit beschäftigt, kann man das bereits im Vorfeld, ändern und ganz authentisch ins Gespräch gehen. Auch in der Erziehung gibt es typische Verhaltensmuster, die man ganz klassisch falsch machen kann, aber sie eigentlich, wenn erkannt, im Vorfeld bereits vermeiden könnte. Das sind weniger als man denkt. Ein Erziehungsmaßnahmenkatalog braucht man dafür nicht.

Kinder wollen von uns geführt und geleitet werden. Eigentlich lechzen die danach - führe mich, zeige mir, aber enge mich nicht allzusehr ein. Und wie wunderbar ist es denn für uns Erwachsene wenn unser Chef uns freie Hand, im gesteckten Rahmen, gibt. Das ist für Kinder nicht anders.

VG
alibaba

Re: Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von alibaba »

@rabaukenmama

Erziehung trägt nie gleich Früchte. Das kommt immer später. Und Erziehung sieht man selten zuhause, sondern am Benehmen beim Nachbarn. Meine Tochter formuliert das so, "Mama, Ihr seit doch meine Eltern!" Und die Englischlehrerein kommentierte ein Gespräch mal so: "Naja, bei den Noten muss er sich noch verbessern, aber wohlerzogen ist er." :schwitz: Früchte erfährt man später, im positiven wie im negativen Sinne. Je älter umso mehr sieht man die Früchte. so erklärte mir gestern mein Sohn, das er im Bus immer den Behinderten seinen Platz anbiete, denn wenn die so hin-und her wackeln findet er das nicht so gut. Dabei kennt er das nicht von mir, ich fahre eher Auto und konnte hier nie Vorbild sein. Und bei meiner Tochter steht im Zeugnis, das sie die Not von anderen Kinder selber erkenne und immer helfen würde. Eine bessere Bestätigung für "Erziehung" kann man doch nicht bekommen. Und auch, wenn es mir nicht bewusst ist, es muss etwas sein, an mir, an uns, was meine Kinder dazu anregt selber so zu sein. So hat mein Kind auf sein Namensschild eine Botschaft (für den Elternabend) an mich (ich zitiere im Original) geschrieben: "Liebe, Mama ich mag dich weil du dich um mich kümmerst. Das finde ich toll." :mrgreen:

VG
Rabaukenmama
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Re: Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:@rabaukenmama

Erziehung trägt nie gleich Früchte. Das kommt immer später. Und Erziehung sieht man selten zuhause, sondern am Benehmen beim Nachbarn. Meine Tochter formuliert das so, "Mama, Ihr seit doch meine Eltern!" Und die Englischlehrerein kommentierte ein Gespräch mal so: "Naja, bei den Noten muss er sich noch verbessern, aber wohlerzogen ist er." :schwitz: Früchte erfährt man später, im positiven wie im negativen Sinne.
Je älter umso mehr sieht man die Früchte. so erklärte mir gestern mein Sohn, das er im Bus immer den Behinderten seinen Platz anbiete, denn wenn die so hin-und her wackeln findet er das nicht so gut. Dabei kennt er das nicht von mir, ich fahre eher Auto und konnte hier nie Vorbild sein. Und bei meiner Tochter steht im Zeugnis, das sie die Not von anderen Kinder selber erkenne und immer helfen würde. Eine bessere Bestätigung für "Erziehung" kann man doch nicht bekommen. Und auch, wenn es mir nicht bewusst ist, es muss etwas sein, an mir, an uns, was meine Kinder dazu anregt selber so zu sein. So hat mein Kind auf sein Namensschild eine Botschaft (für den Elternabend) an mich (ich zitiere im Original) geschrieben: "Liebe, Mama ich mag dich weil du dich um mich kümmerst. Das finde ich toll." :mrgreen:
Ich selbst war als Kind das genaue Gegenteil. Zu Hause war ich meistens ausgeglichen und kooperativ. Schwierigkeiten gab es IMMER draußen und ich kenne absolut niemanden, der mich jemals mit noch so viel gutem Willen "wohlerzogen" betitelt hätte. Eine Freudin hatte eine Tochter (mittlerweile erwachsen) wie du sie beschreibst. Bei Außenstehenden war sie freundlich, zuvorkommend und wohlerzogen. Zu Hause sind ständig die Fetzen geflogen, sie war unleidlich und ständig auf Provokationen aus. Und wenn meine Freundin bei Außenstehenden davon erzählt hat kam immer "Also die xxx ist doch soooo ein liebes, wohlerzogenes Mädchen, das kann unmögich sein!" :P .

Ich war, wie gesagt, das Gegenteil. Meine Eltern haben mir gute Umgangsformen und Höflichkeit gegenüber Fremden durchaus vorgelebt, aber ich konnte es nie umsetzten. Und bei meinem älteren Sohn ist es ähnlich wie bei mir: am ehesten ist er zu Hause friedlich und kooperativ (auch nicht immer, aber wenn, dann hier!). "Draußen" nörgelt er rum, jammert, es passt ihm nichts, bekommt wegen jeder Kleinigkeit Kreisch-Anfälle. Das Attribut "klug" hat er schon oft bekommen "wohlerzogen" noch nie. Wobei mir nicht so wichtig ist, mir das auf die Fahnen zu heften. Es geht mir eher darum, ihm vorzuleben, wie man mit seiner Umgebung gut zurechtkommt ohne die eigenen Bedürfnisse zu verleugnen.

@koschka: Ich habe mal eine Mutter von drei Kindern kennengelernt und hatte ein längeres Gespräch mit ihr. Bei den älteren Kindern (Bub und Mädchen) hat konsequente Erziehung gut geklappt, beim jüngsten Sohn leider gar nicht. Der war ein wilder Bub, sehr emotional und einfach nicht zu bändigen. Ständig gab es Streit, den er körperlich ausgetragen hat. Also dieselbe Methode, die bei den älteren Geschwistern gut funktioniert hat "Wenn du noch einmal hinhaust fahren wir sofort nach Hause!".

Gesagt, getan! Einmal, zweimal, etliche Male! Es ging so weit dass Freundinnen, die ebenfalls Kinder hatten, zu dieser Mutter sagten "Tut mir leid, mit dir gehe ich nicht mehr ins Bad, du fährst ja sowieso nach spätestens einer Stunde wieder nach Hause" und die älteren Geschwister sich schließlich geweigert haben, an Familienausflügen teilzunehmen, weil diese sowieso immer wegen irgendwelcher Handlungen des kleinen Bruders abgebrochen wurden.

Die Mutter meinte dann, sie habe mittlerweile aufgehört, ständig Konsequenzen anzudrohen, weil das durchführen für die ganze Familie belastender war, als mit den Handlungen des jüngsten Sohnes einfach (widerwillig) zu leben.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen

Beitrag von alibaba »

Also ich verstehe den Gedankengang @venezia, leider nicht.

Ich hab mal einen netten Beotrag über die Wertung von Tasvhengeld, verdienten Geld mit Leistungen für die Eltern und verdientem Geld mit unabhängiger Leistung, also z.B. Babysitting beim Nachbarn, Zeitungen austragen, Ferienjob beim Handwerker, gelesen. Da liegen Welten des Lerneffektes dazwischen. Außerdem werten Kinder Geld aus einem Fremdjob viel mehr, als wenn es Geld für Noten oder den GS ausräumen von den Eltern gibt. Auch das selber erarbeitet und besorgt stärkt die Beziehung zum Geld ganz anders als beim Taschengeld. Der Artikel war wirklich interessant. Es ging dabei auch um das Abhängigkeitsverhältnis eben zwischen dem Geben der Eltern/Fremder und den Nehmen des Kindes.

Die besten Wertschätzungsergebnisse und Lerneffekte hatten Geldeinnahmen durch eigenverantwortliches Tun.

Meine Kinder bekommen Taschengeld, bedingungslos. Nix Anderes. Weder für den Rasen mähen noch fürs Unkraut jäten oder fürs helfen im Büro. Aber es hat auch noch nie ein Kind danach gefragt. 8-)
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