Schulunlust

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Nimoe
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Schulunlust

Beitrag von Nimoe »

Hallo, ich hab vor Jahren mal hier ein wenig geschrieben und war sonst eher stille Mitleserin. Aber nun brauch ich doch mal Rat.

Unsere Tochter, gerade 8 Jahre geworden und 2. Klasse, geht nicht gerne zur Schule. Mehr oder weniger fast von Anfang an gab es einige Tiefs, auch bei der Hausaufgabenmotivation. Aber seit den Weihnachtsferien höre ich ständig, dass sie nicht hingehen möchte. Heute früh war es das erste, was sie gesagt hat. Sie trödelt dann ewig mit dem Fertigmachen herum. Gelegentlich hat sie dann morgens Bauchschmerzen, die laut Kinderarzt an ihrer schlechten Verdauung liegen, aber für mich irgendwie doch mit Schule zusammenhängen.

In der Schule selber gibt es wohl keine Probleme laut Klassenlehrerin, nur bei der mündlichen Mitarbeit und beim Einfügen in die Gemeinschaft hapert es, das heißt, sie hat eine Freundin in der Klasse und wenn die fehlt, steht sie alleine in der Pause da. Mit ihren Tischnachbarn oder bei Partneraufgaben spricht sie aber mit den anderen.

Sie ist nicht getestet, konnte vor der Schule aber schon lesen und in den Mathetests ist sie auch gut dabei.

Mir ist klar, dass es so nicht weitergehen kann, nur wo wende ich mich am besten hin? Die Klassenlehrerin ist keine Hilfe. Den schulpsychologischen Dienst habe ich vor 10 Tagen angeschrieben, noch ohne Rückmeldung. Wer sonst?
unwissende-neu
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Re: Schulunlust

Beitrag von unwissende-neu »

Besprich es mit dem Hausarzt. Der hat uns damal weiter überwiesen. Zum Psychologen, aber auch wurde körperlich alles ausgeschlossen, wie z.B. Eisenmangel etc.
Nimoe
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Re: Schulunlust

Beitrag von Nimoe »

Danke für den Rat. Hab ich jetzt kontaktiert, Termin leider auch erst in drei Wochen. :?

Ich lauf schon ziemlich auf dem Zahnfleisch, morgens zur Schule treiben, nachmittags zu den Hausaufgaben und dann noch irgendeinen Sinn in dem Ganzen vermitteln. Nur Schulpflicht und ferne Zukunftsperspektive steigern auch nicht die momentane Motivation zu dauernden Wiederholungen von "gefühltem" Kindergarten- und 1. Klasse-Stoff.

Zum Glück hatte mir ihre Logopädin ein Gespräch angeboten, und das klappt schon übermorgen.
mamma42
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Re: Schulunlust

Beitrag von mamma42 »

Versuch z.B. mal aus Deiner Tochter herauszubekommen, wo der Schuh drücktz.B. in dem Du sie fragst: Was müsste aus deiner Sicht in der Schule anders sein, damit Du lieber hingehen würdest?
Wenn es ihr schwer fällt zu antworten, dann könntest Du die Frage konkreter stellen, z.B. wie sollten sich die anderen Kinder im Unterricht/in der Pause verhalten, was sollte in Mathe, Deutsch, Sachunterricht behandelt werden, wie sollen die Hausaufgaben aussehen ...
Vielleicht kannst Du so Hinweise bekommen, ob eine Unterforderung vorliegt und/ oder Deine Tochter sich nicht in der Klasse integriert fühlt (aus bestimmten Gründen).
Du könntest Dich auch die Berater der DghK wenden. Der Hausarzt sollte natürlich auch feststellen, ob auch etwas organisches vorliegen könnte oder Euch ggf. an einen Psychologen weiterverweisen. Da würde ich aber schon schauen, dass derjenige dann auch von HB Ahnung hat, man weiss ja nie ;-).
Rabaukenmama
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Re: Schulunlust

Beitrag von Rabaukenmama »

@Nimoe: Alles Gute fürs Logopäden-Gespräch!
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Nimoe
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Re: Schulunlust

Beitrag von Nimoe »

@mamma42
Danke für die Anregungen. Gefragt zu ihren Wunschvorstellung bzgl. Schule habe ich sie früher auch schon. Aber es kamen eigentlich nie realistische Antworten. Sie wollte dann z.B. nur Kunst und Pause haben. Und zu einzelnen Fächern konnte sie sich nicht konkret vorstellen, wie es anders laufen könnte. In den Pausen spielen die anderen Kinder wohl gerne "Mädchen gegen Jungen", d.h. alle Mädchen stürzen sich auf einen Jungen und zerren ihn mit, die anderen Jungs befreien ihn, und umgekehrt. OK, das wäre für mich damals auch zu wild und chaotisch gewesen. Sie spielt stattdessen mit ihrer Freundin irgendwelche Rollenspiele. Und eine Beteiligung der anderen daran würde sie sich wünschen.

@Rabaukenmama
Danke. Das Gespräch hat mir gut getan. Die Logopädin war sehr verständnisvoll. Ihre Tochter hatte wohl auch mit Unterforderung in der Schule zu kämpfen. Sie sieht meine Tochter als intelligentes Kind, das mehr Selbstbewusstsein gebrauchen könnte. Sonst nichts. Das war mal erfreulich, denn es gibt immer mal wieder Situationen, in denen sie sich "anders" verhält, und ich rätsel in Richtung Hochsensibel, selektiver Mutismus oder autistische Züge, aber richtig passen tut alles nicht.
Rabaukenmama
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Re: Schulunlust

Beitrag von Rabaukenmama »

Nimoe hat geschrieben: @Rabaukenmama
Danke. Das Gespräch hat mir gut getan. Die Logopädin war sehr verständnisvoll. Ihre Tochter hatte wohl auch mit Unterforderung in der Schule zu kämpfen. Sie sieht meine Tochter als intelligentes Kind, das mehr Selbstbewusstsein gebrauchen könnte. Sonst nichts. Das war mal erfreulich, denn es gibt immer mal wieder Situationen, in denen sie sich "anders" verhält, und ich rätsel in Richtung Hochsensibel, selektiver Mutismus oder autistische Züge, aber richtig passen tut alles nicht.
Schön, dass das Gespräch gut gelaufen ist. Es ist gut, zumindest einen verständnisvollen "Profi" auf seiner Seite zu haben.

Was die Schulunlust deiner Tochter betrifft könntest du mal versuchen, ob du mit "aktivem zuhören" zu den Ursachen kommt. Also wenn sie z.B. sagt "ich will nicht in die Schule gehen" dann offen antworten, zum Beispiel "Mir kommt vor du gehst in den letzten Wochen wirklich sehr ungern hin..." einfach so, als Rückmeldung, dass ihre Signale verstanden wurden. Dann gar nicht viel weiter nachfragen, denn manchmal kommt dann ganz von selbst was zurück.

Zum Beispiel "...da muß ich immer Sachen machen, die mir gar keinen Spaß machen" oder "da ist der/die xxx wo ich nicht klarkomme, dass er/ sie immer...".

Bei meinem Sohn hat so ein Gespräch mal so ausgesehen "Mama, ich glaube ich bin krank und habe Fieber. Ich kann heute nicht in die Schule gehen!" (begleitet von demonstrativem, gekünsteltem husten). Ich habe erst mal Fieber gemessen, auch um meinem Sohn zu zeigen, dass ich ihn ernst nehme, und dann einfach weiter Rückmeldungen gegeben. Also "Mir kommt vor, da ist was in der Schule, was du gar nicht magst". Da kam erst mal "Nein, es ist nichts. Aber ich habe Bauchweh! Und Kopfweh! Und Husten" (nochmals demonstrativ vorgemacht). Dann bin ich einfach dabei geblieben, dass da irgend was sein wird, warum es so gar nicht in die Schule gehen will - OHNE konkret nachzufragen. Und siehe da, mein Sohn meinte plötzlich, es sei wegen eines Buben aus einer Nachbarklasse, der ihm immer auflauert und ihn ärgert, wenn er zur Garderobe geht. Er meinte dann auch, dass ihn dieser Bub schon einige Male "gehaut" hat (wobei es GsD nicht so stark war, dass Spuren geblieben sind). Ich habe dann nachgefragt ob er schon mit seiner Lehrerin darüber gesprochen hat und es kam "Nein, der Bub ist ja aus der Nachbarklasse, der hat ja eine andere Lehrerin. Und außerdem weiß ich ja gar nicht, wie er heißt!". Ich habe dann angeboten, mitzukommen, und die Sache mit seiner Klassenlehrerin (der, meines Sohnes) nochmal zu besprechen, was ich auch getan habe. Sie meinte, sie würde ein Auge drauf werfen und sich von meinem Sohn zeigen lassen, wer dieser andere Bub ist. Das ist dann auch so geschehen. Der Bub wurde auf seine Verhalten angesprochen und hat es offensichtlich nicht mehr gemacht, denn plötzlich ging mein Sohn wieder deutlich lieber in die Schule. Eine Woche später habe ich noch mal bei meinem Sohn nachgefragt, und er meinte, es wäre jetzt alles OK, weil ihn seine Klassenlehrerin "beschützt".

In dem Fall war die Ursache für die Schul-Unlust leicht zu beheben gewesen. Leider ist sie das nicht immer. Aber ich staune immer wieder, wie viel interessante Rückmeldung ich bekomme, wenn ich dieses "aktive zuhören" anwende. Dabei geht es eigentlich zu darum, die Aussage des Kindes zu wiederholen (z.B. "Du willst nicht nicht in die Schule gehen") und die dahinter steckenden Gefühle (z.B. "Du wirkst sehr frustriert, es scheint dir dort sehr schlecht zu gehen") in Worte zu kleiden. Dabei musst du nicht immer richtig liegen, aber das korrigiert dann ohnehin dein Kind.

Nur so als Anregung, vielleicht klappt es auch bei deiner Tochter ;) . Lg und alles Gute!
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Nimoe
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Re: Schulunlust

Beitrag von Nimoe »

So, nach einer ausgiebigen Krankheitswelle möchte ich mal wieder berichten. Die Lage hat sich etwas "Entspannung", im Sinne von der Widerstand ist im Moment wieder geringer und eher passiver, in Form von einmal die Woche Bauchschmerzen. :? Aber die Grundabneigung bleibt bestehen. Sie scheint resigniert zu haben und glaubt nicht, dass eine Verbesserung möglich wäre. Daher wollte sie auch letzten Donnerstag nicht zu unserem Termin beim Kinderarzt und hat dort ziemlich die Kommunikation verweigert. Er empfand das schon als sehr ungewöhnlich für ihr Alter und sah den Kern des Problems im Sozialen, wobei er sie eher als ziemlich zurückhaltend einschätzt. Ich soll nun ein Psychologin einschalten. Seine Empfehlung ist leider ziemlich ausgebucht und ich muss nun weitersuchen.

Heute war der Termin bei der Schulpsychologin, die sich sehr viel Zeit genommen hat für uns. Meine Tochter mochte sie und hat wohl im Einzelgespräch mitgemacht und sogar etwas von der Schule erzählt. Nur beim Ergebnis müssen wir mal abwarten. Die Dame möchte mit der Klassenlehrerin telefonieren, um ihre Sicht zu erfahren und ihr Differenzierung bei den Hausaufgaben vorzuschlagen. Ich bin da ja eher skeptisch. Mal sehen.
Edainwen
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Re: Schulunlust

Beitrag von Edainwen »

Differenzierung bei den Hausaufgaben bringt zumindest bei uns echt viel. Wenn mein Sohn in Mathe machen kann, was er will (z.B. die Hausaufgaben seiner Schwester aus der 6. Klasse) flutscht das, wenn er dann doch mal ein Arbeitsblatt aus seiner Klasse machen muss, ist das zäh wie Kaugummi :roll:

Insofern drücke ich mal die Daumen ;)
unwissende-neu
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Re: Schulunlust

Beitrag von unwissende-neu »

Bei uns ist es auch so, dass unsere Tochter in Mathe machen kann, was sie will ( nicht nur zuhause). Allerdings achte ich darauf, dass sie die gleiche Anzahl an Aufgaben erledigt wie ihre Mitschüler.
Und, dass wenn es darum geht, Aufgaben abzuschreiben, dass sie das auch macht. Denn sie arbeitet lieber im Arbeitsheft. Aber sie hat m.E. Schwierigkeiten im sauberen Abschreiben, Linien Einhalten und auch mal, zur Übersicht, eine Reihe frei zu lassen. Daher bestehe ich dann drauf, dass sie die "normalen" Hausaufgaben macht oder ich ihr ähnliche gebe. Damit wir nicht versäumen, durch die Narrenfreiheit, dass saubere Arbeiten zu verlernen.
Aber das brachte bei uns auch eine menge Motivation. - Zumindestens in Mathe, aber das ist ja auch schon dann ein großer Teil.

Mit dem Fortschreiten der Selbstständigkeit, Lese und Schreibfähigkeiten, wird es bestimmt auch einfach z.B. in Sachkunde und Religion etc. zu differenzieren. Da gehen ihr die Themen nicht weit genug in die Tiefe, und sind ihr zu Oberflächlich.

Ich mache mit meinen Kinder ( meist beim Autofahren) oder Gedankenspiele, wie : Die perfekte Schule, die perfekte Welt, u.s.w.

Da erfahre ich auch viel, was in den Kindern so vor geht. Und dann kann man zwischendurch auch nachhaken, warum sie es so besser finden, dann weiß man auch, was sie doof finden.
Das funktioniert aber nur, wenn sie gerade nicht darüber nachdenken können, dass es irgendwas mit einem Verhalten zu tun hat. Z.B. nicht, wenn das Kind gerade gestresst von der Schule kommt und Hausaufgaben verweigert oder so. Sondern nur, wenn sie arglos sind und möglichst gute Laune haben. In den Ferien erfahre ich auch immer viel mehr, als in der Schulzeit.
Ich lauf schon ziemlich auf dem Zahnfleisch, morgens zur Schule treiben, nachmittags zu den Hausaufgaben und dann noch irgendeinen Sinn in dem Ganzen vermitteln.
Ja, das kenne ich auch gut. Ich hab auch Zeiten, da komme ich mir vor wie der Paukenspieler auf einer Galeere. Und eine Sinnfrage zu beantworten kann einem echt vieles abverlangen, vorall, weil ja nun auch vieles wirklich sinnfrei ist. Aber so läuft leider das System zur Zeit und es ist nicht immer einfach, seinen Platz im System zu finden.
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