Hallo, erst mal herzlich willkommen von uns!
Ich habe nicht viele Tipps für Dich, aber einen: versuch nicht, zu verhindern, als überehrgeizige Mutter abgestempelt zu werden. Dieses verstecken und runtermachen von Begabungen schadet Kindern genauso, wie wenn man die Talente ständig in der Vordergrund spielt. Wer dich als überehrgeizige Mutter sehen will, tut das ohnehin, allein schon weil ja auch andere Eltern und Erzieher mitbekommen, dass deine Tochter kognitiv fitter ist als die meisten Kinder. Und viele gute, interessante, anregende Gespräche finden nicht statt, wenn sie aus Angst gar nicht beginnt.
Bei uns war der Großteil der Menschen in meiner Umgebung meinem älteren Sohn und seinen Talenten durchaus positiv eingestellt. Klar gabe es einige wenige, die glaubten, ich würde ständig zu Hause mit ihm irgendetwas "üben" (als ob das möglich wäre, wenn das Kind nicht mitmacht!), aber die waren ohnehin nie im engeren Freundeskreis von mir oder meinem Kind.
Du schreibst, deine Tochter beginnt seit einiger Zeit, unausgeglichen zu werden, gehst aber nicht näher darauf ein, wie sich das äußert. Daher ist es schwer, in der Hinsicht aus der Ferne auch nur was zu vermuten.
Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich bei meinen Kindern bei gröberem "unrund-laufen" meistens erst durch Beobachung, Versuch und Irrtum draufkomme, was Besserung bringt. Wenn du also der Ansicht bist, dass es mit Unterforderung im Kindergarten zu tun hat, schau, wie deine Tochter agiert, wenn sie mal ein, zwei Wochen NICHT dort ist. Wenn du glaubst, dass turnen oder Musik deiner Tochter Freude machen könnte, probier es einfach aus.
Hier sind viele Eltern von klugen Kindern, die ihren Ausgleich in Musik oder Sport finden. Bei meinem älteren Sohn bestand in diese Richtung bisher noch kein Interesse. Das habe ich mehrfach ausprobiert und tue es immer noch. Mit 2 1/2 Jahren bin ich mit ihm zum Kleinkind-Turnen, aber er hatte wesentlich mehr Interesse daran, die Aufschriften auf den Sport-Matten zu buchstabieren, als nach Anleitung Übungen mitzumachen. Mit 6 wollte er Kung-Fu ausprobieren, konnte sich aber nicht in die Gruppe einfügen und auch da Einzeltraining, das ich ihm ermöglicht habe, hat bald keinen Spaß mehr gemacht (obwohl er durchaus talentiert wäre).
Mittlerweile weiß ich schon, dass mein Sohn von Typ her absolut kein Team- oder Gruppensportler ist. Am meisten Spaß macht ihm noch Rad fahren, Rollschuh laufen, schwimmen, klettern und Ski laufen. Er macht aber nichts davon regelmäßig oder in einem Verein, sondern einfach nur im Rahmen von gemeinsamen Unternehmungen bzw. im Urlaub.
Auch für Musik konnte ich ihn bisher nicht begeistern. Alle paar Monate bläst er mal "Alle meine Entchen" auf der Blasharmonika, aber das war´s dann schon. Im Moment liest er am liebsten Comics, spielt Minecraft oder schaut Youtube Videos. Aber wenn ihn mal was interessiert ist er immer noch extrem aufnahmefähig. Von der Hundertwasser-Ausstellung, die er mit der Schule besucht hat, weiß er noch jedes Detail und erzählt jetzt, Monate später, immer noch davon! Dass ihn so was interessier ist z.B. was, auf das ich NIE gekommen wäre!
Was deine Tochter betrifft reicht es in dem Alter, einfach zu beobachten, was sie selbst interessiert, was ihr Spaß macht, bei welchen Tätigkeiten sie fröhlich und ausgeglichen ist. Und wenn du da was findest, egal ob Spiel, Sport, Kunst oder schau NICHT auf das "ideale Alter" oder darauf, wie alt die anderen Kinder sind, die das machen, sondern probiert es einfach aus

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Wir haben im Laufe der Jahre viele Sachen ausprobiert, wo mein Sohn eigentlich "zu jung" war. Bei der Flughafenführung konnte er mit 5 Jahren mehr Fragen beantworten als die meisten Drittklässler (es war eine Schulklasse dabei). Im Planetarium nahm er mit 6 Jahren an den Vorführungen für 8-12jährige teil. Und Monopoly ("ab 8 Jahre") hat er eine Zeitlang mit 5 gern gespielt!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)