Abtitur mit 8

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
alibaba

Re: Abtitur mit 8

Beitrag von alibaba »

Ich habe das auch gelesen. Ich kenne überhaupt nicht die Hintergründe, auch nicht, ob das Schulsystem in Belgien anders funktioniert. Daher kann ich dazu eigentlich nichts sagen.

Unbenommen mal davon, auch für Belgien scheint das ja "einzigartig" zu sein, denn sonst würde man von so etwas ja öfter lesen oder hören.

Und unbenommen mal noch weiter davon, würde ich - bei meinen Kindern - das nie zulassen, egal wie schlau sie wären und wie sehr sie das wollten. Mit 8 Jahren ist und bleibt man ein Kind, egal wie hoch der IQ ist. Wir haben schon Sorgen unseren recht vernünftigen 13-jährigen (wird bald 14) in die Pokémon-Gruppe aus 18-jährigen zu geben. Und in dieser Gruppe raucht keiner, trinkt keiner, gehen alle 21:30 Uhr brav nachhause. Wie soll das erst sein, wenn ein 8-jähriger unter Erwachsenen studieren will? Ich mag es mir eigentlich nicht vorstellen und ahne da nichts Gutes in Bezug auf eine vernünftige Sozialisation.

VG
alibaba

Re: Abtitur mit 8

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben: Mir ging es nicht darum, ob es gut oder schlecht wäre mit 8 mit der Schule fertig zu werden, sondern um die Möglichkeit grundschätzlich einen Anspruch auf einen alternativen Lebenslauf haben zu dürfen.
Ich denke schon. Bei Ausnahmetalenten sollte man das machen. Rein kognitiv betrachtet. Dieses Kind scheint dann ja wohl dazu zu gehören.

Für mich stellt sich nur die Frage, welcher Wert ergibt sich daraus. Was ist das Ergebnis für die Gemeinschaft, die Gesellschaft wenn ich so extrem stark akzeleriere? Bringt das etwas? Was hat das Kind davon, was die Gesellschaft? Ist diese Art der extremen Alternative eine gute Alternative? Extreme sind selten gut. Oft benötigen ja die guten Dinge - die, die einen Mehrwert für uns Menschen bringen - Zeit und Geduld. Vor allem es doch wieder erneut zu versuchen, dran zu bleiben. Wenn ich so durchs Leben haste, immer schneller, weiter, höher, dann wird das - in meinen Augen - nichts mit dem Mehrwert. Für mich als Gesellschaft wäre dann meine Investition verlorene Energie.
alibaba

Re: Abtitur mit 8

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:ich glaube dieser Weg ist auf jeden Fall besser, als dieses Kind in einer Dorfschule mit 8 Jahren in die 2. Klasse zu schicken und ihm sagen, er soll sich bitte einfügen und in 100er Raum rechnen lernen.
Ich weiß nicht was besser wäre. ich persönlich bin kein Freund von Extremen. Es wäre - in meinen Augen extrem dieses Kind in der 2.Klasse sitzen zu haben, jedoch ist es auch extrem dieses Kind mit 8 zum studieren zu schicken.
charlotte12
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Re: Abtitur mit 8

Beitrag von charlotte12 »

Mir fehlt bei dem Kind die Zukunfts-Perspektive über das Studium hinaus, bevor es 18 Jahre alt ist. Ein Kind kann doch nicht minderjährig Chirurg oder Astronaut werden. Astronauten gibt es sowieso gerade mal eine Handvoll auf der Welt, hört sich für mich eher nach einer Kinder-Phantasterei als nach einem ernsthaften Berufswunsch an. Chirurg in einer Klinik kann ich mir für ein Kind genau so wenig vorstellen - körperlich viel zu anstrengend, rechtliche Probleme (Arbeitszeiten, Umgang mit Gefahrstoffen, Verantwortlichkeit für Patienten). Eher Forschung an einer Uni oder so, sofern das rechtlich mit dem Verbot der Kinderarbeit überhaupt vereinbar ist. Im Fußball oder in der Musik ist das viel leichter, da sind die entsprechenden Strukturen vorhanden.
alibaba

Re: Abtitur mit 8

Beitrag von alibaba »

Will es denn das Kind? Wissen wir das, wissen wir was das Kind will? Will das Kind diese Sonderrolle? Ich kann das nicht beurteilen, in wie weit das ein 8-jähriger einschätzen und beurteilen kann.

Meine wollen Mainstream sein. So wie die Anderen. In der Regel schauen meine nach Älteren, aber das sind zwei, drei Jahre älter. In dieser Gruppe laufen Sie mit. Auffallen - nein, bloß nicht. Akzeptiert werden, das ist wichtig. Die Gruppe prägt meine Kinder. Ich möchte dazu gehören. Eine Gruppe schützt auch. Meine wollen nicht alleine sein. Mein Großer reift so Stück für Stück zu einem großen Ganzen. Ich merke wie er sich verändert und lernt die Welt in ihrer Globaliät zu verstehen. Vernetzt sein ist so wichtig, vor allem für die jüngere Generation. Lebensfreude besteht ja nicht nur aus Lernen, vor allem nicht in der Pubertät.

Und jetzt stelle ich mir da diesen 8-jährigen vor. Nein, ich bin ehrlich, ich kann mir das nicht vorstellen.

Akzeleration ja, aber nicht so. Leider kennen wir und werden wohl auch nicht, das Dahinter kennen lernen, um letzten Endes das Ganze beurteilen zu können.
alibaba

Re: Abtitur mit 8

Beitrag von alibaba »

Ich hab mal einen Doku-Bericht gesehen, über einen Jungen, der, so glaube ich, eine Bitcoin-App entwickelt hat. Dessen Lebenslauf wurde porträtiert. Super intelligent, genial und kognitiv weit den Anderen überlegen - ohne jeden Zweifel - aber sozial, gemeinschaftlich und lebensfähig absolut ungeeignet. Es endete im Gefängnis mit jungen Jahren.

Dieser junge Mann war kognitiv super. Nur leider reicht das nicht in unserer globalisierten Welt, auch nicht als IT-Experte im stillen Kämmerlein. Es bedarf zur Lebensbewältigung einfach viel mehr als nur einen hohen IQ.

Wenn ich das mit dem 8-jährigem vergleiche, schrillen bei mir alle Alarmglocken.

Was wäre die Alternative? Das kann ich nicht beantworten, da ich den Fall lediglich auch aus der Zeitung „kenne“ und viel zu wenig darüber weiß.

Und selbst mein 13-jähriger , den alle für viel älter halten, ist ein Kind, was noch naiv durch seine Welt läuft. Kognitiv mag er viel wissen, vom Rest hat er seine kindliche Erfahrung (was vollkommen normal ist). Die kann er nur Stück für Stück erleben, verarbeiten und einordnen um zu einer gereiften Lebenspersönlichkeit zu werden.
charlotte12
Dauergast
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Re: Abtitur mit 8

Beitrag von charlotte12 »

Dieser junge Mann war kognitiv super. Nur leider reicht das nicht in unserer globalisierten Welt, auch nicht als IT-Experte im stillen Kämmerlein. Es bedarf zur Lebensbewältigung einfach viel mehr als nur einen hohen IQ.
Die Frage ist dann wieder, ob man dieses "viel mehr" in seiner Altersgruppe besser erwirbt als an der Uni, wenn man seinen Altersgenossen derart weit voraus ist. Wie und wo trainiert man in so einem Fall am besten soziale Kompetenz? Mal abgesehen davon, dass ich mir vorstellen könnte, dass etwas anderes dahintersteckt, wenn der von alibaba beschriebene Junge derart extrem lebensunfähig ist. Wie auch immer, ich bin froh, dass mein Spross nur "ganz normal hochbegabt" ist und nicht derart höchstbegabt. Vermutlich wird man es falsch machen, egal was man tut. Koschkas Idee vom langen Studieren aller möglicher Fächer/Instrumente usw. nach Lust und Laune hört sich nicht schlecht an, finde ich :)
alibaba

Re: Abtitur mit 8

Beitrag von alibaba »

Ich tu mich schwer, anhand von Pauschalen zu sagen, da müssen die Kinder hin. Das kann ich nicht, da Jeder eine Vorgeschichte hat, die man individuell betrachten und konkret kennen muss.

Für mich ist der 8-jährige ein Extrem. Für Extreme hat man keinen guten Plan. Für extrem seltene Krankheiten ja auch nicht. Das sind letzten Endes Experimente.

Ich frage mich, wenn ich hier mal die Schule meiner Kinder betrachte und was die alles lernen müssen, was abgesprüft wird, wie man diesen identischen Stoff innerhalb von 2 Schuljahren wissen, absprüfen, anwenden und benutzen kann. Ganz lapidar: das Baumtagebuch meiner Tochter war ein Arbeitszeitraum von einem knappen Jahr. Der Frühling kommt nun mal nicht, weil ich ihn gerne hätte. Mich würde brennend interessieren, was der Junge gelernt hat, ob er auch all das kann, was andere Abiturienten können oder ob er hier nur ein Stück - im Spezialfach - weiß.

Weiter frage ich mich, warum denn der Bub jetzt normale Studienzeit braucht, obwohl er nur 2 Jahre bis zum Abitur brauchte. Eigentlich sollte studieren jetzt in einem halben Jahr machbar sein, wenn man gleiches Tempo voraus setzt.

Und dann? Überbrückt man dann Zeit, in der das Kind ein Instrument lernt? Leute, ich bitte Euch ........

Meine Vorstellungskraft reicht nicht dafür aus, um hier etwas Gutes daran zu erkennen. Ich möchte nicht mit dem Kind tauschen und bin dem Herrgott dankbar nicht so ein Kind zu haben.

Ein hoher IQ @koschka bedeutet doch nicht, dass man sozial behindert ist. Darüber gibt es ja genug wissenschaftliche Auswertungen, zumindest mal von den normal Hochbegabten. Nur ist es wohl so, dass eben ein 8-jähriger kein 22-jähriger ist. Und kognitiv klug zu sein, bedeutet nicht, auch sozial so weit voraus zu sein. Oft sind es ja genau diese Diskrepanzen, die dann zu Spannungen führen. Aber mit einem hohen IQ kann man ja nicht die Sozialkompetenz beeinflussen, dass prägt Erfahrung und die Hormone (Pubertät) wo such eben erst die Synapsen für „Weitblick“ öffnen. Und da das Leben eben keine Mathematik ist, wo eins plus eins eben zwei ist, wird man wohl das Soziale so Stück für Stück erleben müssen.
alibaba

Re: Abtitur mit 8

Beitrag von alibaba »

Ich glaube nicht, dass es sich hier um verzweifelte Eltern handelt, die hilflos dem System ausgeliefert waren. Der Bub bekam Privatunterricht, die Eltern sind Zahnärzte. Jetzt ist mir klar, warum hier ein Abitur mit 8 Jahren machbar war.

Ja @koschka, ich bin froh, dass meine Kinder ganz normal aufwachsen können. Das sie selbständig ihren Weg suchen dürfen und zwar zu dem Zeitpunkt wo es auch die Hormone geschafft haben, das zu steuern, was man zu einem adäquaten Leben braucht. Ich bin dankbar dafür, dass meine Kinder ein „Dummes, langwieriges und manchmal langweiliges“ Baumtagebuch über 12 Monate führen mussten, über die Erfahrung, die sie damit gesammelt haben und über den Mehrwert, der damit verbunden ist, auch wenn sie ihn jetzt noch nicht erkennen.

Einen lebenstüchtigen Menschen macht so viel mehr aus, als ein IQ. Das Leben ist keine Mathematik. Mit 8 haben sich meine Kinder auch noch steuern lassen. Mein Großer macht mit 13 sein eigenes Ding, schulisch wie seine Hobbys.

Ich wünsche diesem Buben alles Gute.
Belana
Beiträge: 12
Registriert: Do 2. Nov 2017, 15:05

Re: Abtitur mit 8

Beitrag von Belana »

Mich fasziniert, was möglich ist, wenn das Umfeld stimmt. Da ich mir keinen Privatlehrer leisten kann und auch meinen Job nicht aufgeben will um meine Tochter selbst zu hause zu unterrichten (mein Mann hält leider/oder glücklicherweise nichts davon unsere einigermaßen gut bezahlten Jobs aufzugeben und auf Weltreise zu gehen), muss Sie wohl oder übel mit unseren Schulsystem zurechtkommen. Und da liegt das Problem. Ich könnte mir meine Tochter mit 8 (oder 9) Jahren nicht einmal am Gymnasium vorstellen!

@Koschka: Waren deine Kinder zwischendurch am Gymnasium oder hast du sie durchgehend selbst unterrichtet?

Die Uni ist dann natürlich wieder ein eigenes Kapitel. Vorlesungen besuchen ist sicher kein Problem. Beim "Studentenleben" schaut es aber wieder anders aus.....
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