Update von uns

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Update von uns

Beitrag von charlotte12 »

Hallo Koschka,

willkommen in Deutschland...
Das Problem, dass das Kind selbst die Hochbegabung mitbekommt, hatten wir auch. War ein Fehler von mir gewesen - ich hatte meine Tochter letztes Jahr leichtsinnigerweise auf ihren dringenden Wunsch hin mit zu einem Vortrag genommen, bei dem es u.a. um Hochbegabung ging. Kind war dementsprechend brav, beschäftigte sich stundenlang eifrig mit Malen, Rechnen, Lesen usw, hörte offensichtlich dem für Kinder völlig ungeeigneten Vortrag nicht zu. Und fragte am nächsten Tag urplötzlich: Mama, bin ich hochbegabt? :schwitz: Im Nachhinein war es aber gut so gewesen. Es kamen zwar noch länger v.a. meinem Mann gegenüber immer wieder Kommentare a la "weißt du, das kann ich, weil ich hochbegabt bin". Aber ihr hat es eher geholfen zu verstehen, warum sie manchmal "anders" ist, dass das nichts Schlechtes ist sondern ein Geschenk. Nichts was den Wert eines Menschen ausmacht, aber eine Gabe, die sehr nützlich sein kann (kein Üben auf Diktate...). Manche Kinder können super schnell rennen, sie kann richtig gut denken. Fremden gegenüber hat sie (soweit ich weiß) nie etwas davon erzählt, da hat sie ein gutes Gespür.

Viele Grüße
Charlotte
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Update von uns

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo koschka,

es macht mMn wenig Sinn, Hochbegabung vor einem Kind zu verheimlichen. Meine Eltern wussten seit dem Einschulungstest von meiner Hochbegabung, haben aber nie was davon in meiner Gegenwart erwähnt, weil sie es nicht so wichtig hielten und weil meine sozial-emotionalen Probleme viel auffälliger waren. Mit 15 habe ich dann in einem Büchergeschäft ein Buch "Teste deine Intelligenz" gekauft, die darin befindlichen Selbsttests gemacht und dann selbst herausgefunden, was Sache ist. Und mir hat es erst mal defnitiv NICHT gut getan, weil ich alle meine Schwierigkeiten darauf schieben konnte, ja sooooo viel klüger als die anderen zu sein - schon ziemlich hochmütig, aber es war der Hochmut aus der Unsicherheit heraus. Ich war gerade in meiner Selbstfindungsphase und habe mich dann selbst eine Zeitlang als verkanntes, geschmähtes Genie gesehen. Dies Haltung habe ich aber GsD bald wieder ablegen können (Ich kenne längst erwachsene Hochbegabte, die immer noch drin stecken!).

Was deinen Sohn betrifft so sehe ich es nicht so schlimm, dass ihm sein IQ jetzt bekannt ist. Mit diesem Wissen wird er seine Erfahrungen, Erfolge und Mißerfolge erst mal anders "einordnen" als bisher und dann selbst draufkommen, wo ein hoher IQ hilfreich und wo er unwesentlich ist.

Was das "unter Druck setzten" betrifft gehe ich davon aus, dass du deinen Sohn selbst gut genug kennst, dass er das auf Dauer nicht zulassen wird. Egal, ob es von Dir oder von der Schule "kommt". Im Gegenteil, die Wahrscheinlichkeit, dass er unter permanetem Druck einfach alles hinschmeißt und (schulisch) zu gar nichts mehr bereit sein wird, ist groß! Jedenfalls habt ihr mit dem Test eure Schuldigkeit gegenüber dem deutschen Schulsystem getan und außer, dass vielleicht ein paar Lehrer über das tolle, nicht genutzte Potential jammern, wird euch nicht viel passieren. Dein Sohn wird so oder so SEINEN Weg machen ;) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Twins123
Dauergast
Beiträge: 55
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 15:44

Re: Update von uns

Beitrag von Twins123 »

Bei uns in der Schule mit HB-Zug heißt es immer, dass es (meist bis zur Oberstufe) dauert, bis die Kinder lernen, ihre HB zu akzeptieren, mit ihrer HB umzugehen und diese geschickt einzusetzen. Viele Kinder hadern sogar damit, sie wollen so sein wie alle anderen, andere ruhen sich darauf aus und vergessen, dass auch mit HB die Vokabeln nicht automatisch in den Kopf kommen etc, dennoch halte ich es für wichtig, dass das Kind von seiner Begabung weiss
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Update von uns

Beitrag von charlotte12 »

Könnt ihr darüber mit eurem Sohn sprechen? Dass es Kinder gibt, die lange pauken müssen und trotzdem schlechtere Noten schreiben, und dass diese Kinder traurig und neidisch werden können, wenn er die Hochbegabung an die große Glocke hängt. Dass es aber umgekehrt auch nicht gut ist, wenn er extra langsam/schlecht arbeitet, dass ein Kind, das schnell rennen kann, beim Wettrennen ja auch nicht extra langsam rennt.
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Update von uns

Beitrag von charlotte12 »

Ich habe bisher eher die gegenteilige Erfahrung gemacht - je mehr jemand mit für den Laien unverständlichen Fachausdrücken um sich wirft, desto weniger Wissen steckt häufig dahinter. Nicht nur in der Medizin, auch bei Handwerkern, Verkäufern, so oft verbirgt sich hinter Arroganz Unsicherheit. Wer souverän die Materie beherrscht, der kann sie auch allgemeinverständlich rüberbringen. War der Arzt denn wirklich so klug?
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Update von uns

Beitrag von charlotte12 »

Mir fällt bei den Akademikern immer wieder das Phänomen auf, dass diejenigen, die an die Spitze kommen und das Sagen haben, sehr oft nicht die kompetentesten sind sondern die, die am meisten heiße Luft erzeugen, die sich am besten verkaufen können und die am meisten von sich überzeugt sind. Die Arroganten. Oft sind die mit dem wirklichen Durchblick bescheidener, weil sie wissen, wie relativ ihr Wissen ist. Die Arroganten haben vielleicht zufällig einen einzelnen Artikel gelesen und posaunen dann das Gelesene überall herum mit dem Anspruch, dass es genau so funktioniert wie gelesen. Die Durchblicker sagen nichts, weil sie wissen, dass es x unterschiedliche Ansichten zu dem Thema gibt und davon noch überhaupt nichts gesichert ist. Derselbe Effekt fiel mir auch schon bei Handwerkern auf. Und im Elektro-Fachhandel.
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Update von uns

Beitrag von charlotte12 »

Organisatorische Fähigkeiten schon auch, aber v.a. Ellbogen, Skrupellosigkeit, die Fähigkeit zum Bluffen, Beziehungen und Charme. Im Berufsleben ist das zum Weiterkommen viel wichtiger als Intelligenz und Fleiß. Das ist so ein sich selbstverstärkender Kreislauf, zumindest in "meiner" Welt - wer gut bluffen kann, der darf vieles machen, gewinnt dadurch an Erfahrung und auf diese Weise irgendwann auch an Können. Die Ehrlichen kommen tendenziell unter die Räder. Ich bin immer wieder verblüfft darüber, wie blind viele Führungskräfte dieser Schaumschlägerei gegenüber sind. Um zu deinem Beispiel zurückzukommen - woran hast du gemessen, dass der Arzt "klug" war? Hat er wirklich etwas Außergewöhnliches geleistet? Oder gut geblufft mit seiner Arroganz und den unverständlichen Begriffen?

Meine Tochter hat es im Schwimmtraining geschafft, dass ein halbes Jahr lang keinem aufgefallen ist, dass sie leistungsmäßig gleich zwei Gruppen weitergehört. Weil sie brav langsam mit den anderen mitgeschwommen ist. Bis dann irgendwann der große Knall kam mit Komplettverweigerung. Das gleiche Muster wie in der Schule. Sie blufft nicht, sie ist Meisterin im Tiefstapeln.
alibaba

Re: Update von uns

Beitrag von alibaba »

Was macht denn jetzt die Schule? Darf denn das Kind nun an all den Dingen teilnehmen? Reicht das Ergebnis der Schule? Sind die Werte denn hochbegabt? Auch ein Kind mit einem IQ von 120 könnte springen, mal Fleiß, Motivation und wollen voraus gesetzt. Nur, das macht man hier eben nur bei einer klaren Hochbegabung, wenn überhaupt.

Fragende Grüße
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Update von uns

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte12 hat geschrieben: Ich bin immer wieder verblüfft darüber, wie blind viele Führungskräfte dieser Schaumschlägerei gegenüber sind.
Das hängt vermutlich damit zusammen, dass viele Führungskräfte selbst Schaumschläger sind. Die klügeren unter ihnen wissen das, haben aber nicht dagegen, wenn andere Schaumschläger auch ein Stück vom großen Kuchen (Geld, Ansehen, Erfolg,..) bekommen. Die dümmeren unter ihnen glauben sogar, wirklich "gut" zu sein, weil sie gar keine Ahnung haben, wie groß der Unterschied zu den wirklich guten ist.

Ist meine persönliche Beobachtung aus meinem Berufsfeld.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Update von uns

Beitrag von charlotte12 »

Das hängt vermutlich damit zusammen, dass viele Führungskräfte selbst Schaumschläger sind. Die klügeren unter ihnen wissen das, haben aber nicht dagegen, wenn andere Schaumschläger auch ein Stück vom großen Kuchen (Geld, Ansehen, Erfolg,..) bekommen. Die dümmeren unter ihnen glauben sogar, wirklich "gut" zu sein, weil sie gar keine Ahnung haben, wie groß der Unterschied zu den wirklich guten ist.
So hatte ich das noch gar nie betrachtet, aber das leuchtet mir unmittelbar ein. Logisch :) Hast du Wege gefunden, wie man mit Schaumschläger-Vorgesetzten umgeht und sich gegen Schaumschläger-Kollegen behauptet, wenn man selbst so gar kein Talent zum Schaumschlagen hat? Ich habe keines und meine Tochter kommt da ganz nach mir...
Antworten