Hilfe! Überanpassung...

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
alibaba

Re: Hilfe! Überanpassung...

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Re: Hilfe! Überanpassung...

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sinus
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von sinus »

@Koschka, danke fürs Erzählen deiner Geschichte!
Ich hab grad nur ein paar Minuten Zeit, sonst würde ich mehr schreiben...
Ich kann es mir nur schwer vorstellen, wie du es beschreibst nach so einer Erfahrung ein so völlig anderes Leben zu leben.
Ich hab hier das Glück, so einige nicht ganz "stromlinienförmige Menschen" zu meinem Bekanntenkreis zu zählen und profitiere sehr davon...
Meine Tochter scheint deiner sehr ähnlich - sie singt gern im Chor, hasst aber Auftritte.
Heute ging die Kleine in den Kita-Fasching und die Große erzählte mir, dass sie es so gar nicht mochte, wenn bei Fasching die Kostüme vorgestellt wurden. Da wird immer so ein Lied gesungen: "Und wer als ... gekommen ist, tritt ein, tritt ein, tritt ein..." und dann gehen alle mit dem passenden Kostüm in die Mitte des Kreises.

Zur Kleinen schreib ich gern andermal ausführlicher. Sie ist lockerer, aber in Vielem auch der Großen auch ähnlich. Aber sie ist mit sich selbst viel mehr im Reinen und auch nicht so ungeduldig und überkritisch mit sich selbst.
Sie ist auch eher zurückhaltend und steht ungern im Mittelpunkt (in der Krippe hat sie den Kita-Fasching einmal komplett im Bett verbracht, weil ihr das Ganze zu viel war), aber sie geht von sich aus eher mal auf andere zu. Sie macht es sich selbst nicht so schwer.

Die Große ist übrigens an sich gut integriert, wird geschätzt, eingeladen, hat mehrere recht enge Freunde (die besten aber nicht in der Schule, sondern im Bekanntenkreis - alles Jungs und tw auch irgendwie "besondere" Kinder.)
Es scheint also wirklich vor allem ein inneres Gefühl des "Anders-Seins" zu sein.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
alibaba

Re: Hilfe! Überanpassung...

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Re: Hilfe! Überanpassung...

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Re: Hilfe! Überanpassung...

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Edainwen
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Edainwen »

Dieses Unterschätzen hatte ich auch immer, und habe ich immer noch. Ich weiß sogar, dass das so ist. Trotzdem. Ich hatte noch nie eine Arbeit, bei der ich das Gefühl hatte, dass ich etwas geleitet habe, dass ich etwas konnte - obwohl die Kollegen sich durchaus wundern, wie gut und schnell ich mein Zeug mache. Ich mache es aber nicht schnell, ich mache massig Zeug nebenher und langweile mich trotzdem noch zu Tode, ich mache die Sachen, die anscheinend schwierig sind offensichtlich mit einem Wink meines Fingers ... und habe daher das Gefühl, dass ich nichts kann. Genauso, wie Koschka es beschreibt. Und traue mir deswegen auch immer weniger zu. Früher habe ich ja wenigstens noch andere Arbeit gesucht. Mittlerweile suche ich gar nicht mehr, da ich denke, dass ich ohnehin nichts kann und habe mich in das Schicksal meiner langweiligen Arbeit ergeben. Und das, OBWOHL ich ja durchaus um den Mechanismus weiß.

Insofern ist es wohl schon der richtige Ansatz, das Kind so bald wie möglich aus der Spirale herauszuholen. Schon meine Lehrerin in der 1. Klasse hatte in mein Zeugnis geschrieben (,das ich damals auf dem Heimweg von der Schule gelesen habe und das mir seither im Gedächtnis fest verankert ist) "... ist lieber über- als unterfordert" ... Das Problem war, dass die Lehrer es wohl nicht geschafft haben, mich zu überfordern. Ich war immer unterfordert. Ich fand das damals nicht schlimm. Ich hatte eine lockere Schulzeit. Musste fast nichts tun und hatte super Noten - allerdings blieb dadurch tatsächlich sowohl die Motivation, etwas schwieriges zu versuchen, als überhaupt auch das Selbstbewusstsein dazu auf der Strecke. Die Frage ist also: wie kannst du das Kind so fordern, dass es dadurch ein Erfolgserlebnis hat, das das Selbstbewusstsein stärkt und Kraft für neue Projekte gibt .... Auch ein Ansatz, für meine Tochter, wenn ich mir das so recht überlege :gruebel:
Rabaukenmama
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Rabaukenmama »

Ja, Selbstüberschätzung ist bei Männern generell Viertel häufiger. Ich habe mal einen Englischkurs für Fortgeschrittene besucht (B1.1) Die Frauen, die in dem Kurs waren, hatten großteils in englisch maturiert oder waren sogar mal aus AU-pair in einem englischsprachigen Land. Die waren fast alle mindestens Level C und entsprechend unterfordert. Bei den Männern waren hingegen welche dabei, die mit Mühe "How do you do?" Rausgebracht haben und gerade mal bis 10 zählen könnten. Aber die haben sich trotzdem nicht als Anfänger oder "Anfänger mit Vorkenntnissen" gesehen, sondern als Fortgeschrittene, obwohl sie nicht mal den einfachsten Dialogen folgen könnten... :roll: .

Genauso beobachte ich Überanpassung viel häufiger bei Frauen und Mädchen. So blöd das auch klingen mag, das ist auch der Grund, aus dem ich lieber mit Männern zusammen arbeite. Die verbiegen sich nicht so, kommen in Gesprächen schneller zum Punkt, sind viel "einfacher" im Umgang. Nachteil ist nur, dass sie meistens nicht zugeben, wenn sie von was keine Ahnung haben. Frauen dagegen behaupten oft schon vorweg, "überhaupt nichts" von einer Sache zu verstehen, und tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
charlotte12
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von charlotte12 »

An der Schule meiner Kinder müssen die Kinder sich regelmäßig selber einschätzen. Mittels eines Fragebogens bewerten die Lehrer, in einigen Fächern, die mündliche Note die sich die Kinder selber vergeben. Also wie schätze ich meine mündliche Leistung ein. Das ist immer ein ganzes DIN A4-Blatt. Weicht die Differenz sehr stark ab (Selbsteinschätzung zur Lehrereinschätzung), gibt es Gespräche.
Das gab es im Gymnasium meiner Kindheit auch. Mit dem Unterschied, dass die selbstgegebene Note vom Lehrer einfach übernommen wurde, und ich auf diese Weise als typisches sich selbst unterschätzendes Mädchen eine ungerecht schlechte Note im Mündlichen bekam. Trotzdem schaffte ich es nicht, das nächste Mal eine bessere Note zu sagen, es ging einfach nicht. Ich hätte mich zu Tode geschämt, wenn ich eine zu gute Note gesagt hätte.
Meine Tochter sollte sich auch schon selbst einschätzen. Und benotete sich lächerlich schlecht. Als wir das gemeinsam nochmal überlegten, wurde ihr erst bewusst, dass ihre Arbeit eigentlich sehr gut war.
Überschätzung ist m.E ein typisches Phänomen der Jungs.
Das sehe ich auch so. Meiner Meinung liegt es auch an dieser geschlechtertypischen Selbstüberschätzung der Jungs und v.a. Selbstunterschätzung der Mädchen, dass in Führungspositionen immer noch so wenig Frauen sind. Da greift genau der Mechanismus, den Koschka beschreibt - Männer prahlen und übernehmen Aufgaben, denen sie nicht wirklich gewachsen sind, beißen sich irgendwie durch und lernen es dadurch. Frauen lehnen Dinge, die sie eigentlich beherrschen, ab, denn es ist ja nicht sicher, dass sie es wirklich können. Und nichts wäre schlimmer, als behauptet zu haben, man kann etwas, und das dann nicht hinzubekommen. Männern ist so etwas egal. Dadurch lernen die Frauen aber auch nicht dazu und sind unglücklich. Und irgendwann beherrschen die prahlenden Männer die Dinge dann wirklich besser, weil sie viel mehr trainieren konnten. Ich denke gerade konkret an einen angeberischen Mitstudenten, dem man nichts glauben konnte, weil er einfach irgendeinen Mist erzählte, wenn er die Fakten nicht wusste. Und Fakten wusste er selten. Die Prüfung schaffte er mit Ach und Krach. In den ersten Berufsjahren leistete er sich Haarsträubendes, was aber vom Chef seltsamerweise nie bemerkt wurde, der Chef war im Gegenteil sehr überzeugt von ihm. Mittlerweile ist er selbst in einer hohen Führungsposition und ich denke mal, dass er mittlerweile durch viel Versuch und Irrtum sogar Fachkompetenz erworben hat.
Bei meiner Tochter sehe ich auch mit Beunruhigung dieses Tiefstapeln. Nein, Mama, das kann ich nicht, das kann nur ..., der ist nämlich der Klassenbeste. Auf meine Frage, woran sie denn festmacht, wer Klassenbester ist, konnte sie mir keine Antwort geben. Auch nicht darauf, warum der Klassenbeste schlechtere Noten hat als sie, bzw. woran es wohl liegen könnte, dass der Klassenbeste im Unterricht bestimmte Dinge immer noch nicht begreift, die sie schon anöden. Aber davon, dass das der Klassenbeste war und dadurch besser war als sie, ließ sie sich nicht abbringen. Ich weiß nicht, woher das kommt, habe mein Kind sicher nicht bewusst so erzogen. Meine Befürchtung ist, sie es von mir abgeschaut hat, dass das immer noch unbewusst weitergegeben wird. Denn in den 50ern war es ja noch so - der Mann als Macher, die Frau bleibt bescheiden im Hintergrund, bewundert und unterstützt ihn.
Edainwen
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Edainwen »

Koschka hat geschrieben:@alibaba

so unterschiedlich sind die Menschen :-) Ich gehe am liebsten auf den höchsten Berg, den ich ohne spezielle Ausrüstung und Ausbildung erreichen kann. Der Muskelkater ist mir egal. Meine Großen sind genauso gestrickt. Sie sind mit mir schon mit Vollgepäck bei 40 grad Hitze durch den tropischen Wald voller Blutegel tagellang gestiefelt. Vor allem meine Tochter ist da sehr taff und liebt solche Strapazen. Mir bringen solche "Exkursionen" tiefe Zufriedenheit. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich die Natur liebe und gerne alleine mitten im Nichts bin oder an dem Akt der Selbstüberwindung. Ich nehme jede Strapaze auf mich um noch mehr zu sehen. Erst wenn es anstrgengend ist, wird es für mich interessant.
Dito!
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