Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
sinus
Dauergast
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Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von sinus »

... da ich das Gefühl habe, dass man auch im Kindergarten sehr wenig bis nichts über hoch/höher begabte Kinder und ihre Besonderheiten weiß, überlege ich, ob ich mal ein ein paar Infos sammele und ausdrucke und der Erzieherin gebe.
Findet ihr das eine gute Idee?
Und hättet ihr ein paar Tipps, wo wesentliche Infos kurz und knapp zu finden sind?
Ein ganzes Buch kann und will ich keiner Erzieherin zumuten, aber so 3-5 Seiten Text wären vielleicht ja auch schon hilfreich.
Ich hab im Netz schon so Einiges gefunden, aber so ganz das Richtige, wo sowohl typische Verhaltensweisen, als auch Lösungsansätze für typische Probleme kurz beschrieben werden, war noch nicht dabei.
Oft wird vor allem auch beschrieben, was solche Kinder ggf alles schon können, wo sie auffallen etc. Darum geht es mir aber gerade eben nicht, meine Töchter waren und sind beides keine "Wunderkinder", die irgendwo auf den ersten Blick schon mit total außergewöhnlichen Fähigkeiten auffallen. Gerade darum wären mir gute Infos wichtig.
Es geht mir also eher um "softmarker", Verhaltensweisen, die nicht auf den ersten Blick herausstechen, aber "typisch" sind vor allem dann, wenn es irgendwie "nicht passt".

Insbesondere scheint es mir am Verständnis zu fehlen, was bestimmte Verhaltensweisen betrifft.
Wie bei meiner Tochter/eigentlich meinen beiden Töchtern, die sich viel zurückziehen/-zogen, selten mit anderen Kindern spielen und als "schüchtern" und "still" wahrgenommen werden.
Was sich nicht mit dem deckt, wie ich meine Kinder kenne, zumindest wenn sie in einem passendenden Umfeld sind.

Ich habe die Hoffnung, dass wenn etwas Wissen vorhanden ist, die Erzieherinnen vielleicht besser reagieren können, allein durch besseres Verständnis der Gründe des Verhaltens.
Rückzug ist ja auch eine Art "Alarmsignal", dass irgendwas nicht passt, vielleicht können die im Kindergarten ja eher "helfen" oder helfend eingreifen, wenn sie mehr drüber wissen und es nicht als "unreifes" Verhalten oder reine Charaktersache und darum als "das Kind ist nunmal so" abtun.
Ich würde ungern mein inzwischen selbst angesammeltes Wissen direkt mündlich weitergeben, da ich denke, gedrucktes ist ggf. glaubwürder, als wenn ich damit ankomme und die Erzieherinnen sich womöglich dadurch angegriffen oder von mir belehrt fühlen. Darum ist sicher was neutraleres wie ein Sachtext besser.

Ehrlich gesagt denke ich rückblickend, dass es meiner großen Tochter sehr viel besser hätte gehen können, wenn sie eine etwa aufmerksamere Erzieherin gehabt hätte. (Und natürlich auch, wenn ich selbst damals besser informiert gewesen wäre!)
Vielleicht kann ich ja aber mit dem Wissen für die Jüngere ja jetzt noch was positiv beeinflussen...
Es ist übrigens eine andere Erzieherin, die ich aber nicht so richtig gut kenne, da noch relativ neu...
Im Gespräch zur möglichen Früheinschulung damals hatte ich aber mehrfach das Gefühl, dass sie ein völlig falsches Bild zum Thema hohe Begabung hat und wie sich das äussert.
Sie reagierte ja sehr überrascht und dann auch zweifelnd auf meinen Verdacht, die Kleine könnte wie die Große hochbegabt sein und meinte ja unter anderem, dass das Kind ja noch mit den Fingern rechne, ließe ja nun nicht auf eine besondere mathematische Begabung schließen... (Kinds Ergebnis im Bereich Logik war dann 130...)
Insgesamt zweifelte sie sehr an einer Hochbegabung, hatte ich das Gefühl.
Auf der anderen Seite fragte sie immerhin nach dem Test nach dem Ergebnis. Ich meinte damals nur, dass das Kind etwa einen Entwicklungsvorsprung von einem Jahr hat und im sprachlichen und im logische Bereich sehr weit überdurchschnittlich war.
Die Erzieherin zeigte sich offensichtlich erleichtert von der Entscheidung, dass wir nun doch nicht schon einschulen. Damit scheint/schien das Thema von ihrer Seite erstmal durch/erledigt. (ich vermute, sie bucht das für sich unter "viel Lärm um nichts" ab)
Ist es aber sicher nicht - es steht ja nun noch ein ganzes Kigajahr bevor und die Kleine klagt nahezu täglich, dass sie nicht gern in den Kiga gehen mag.
Noch scheint kein wirklich großer Leidensdruck zu bestehen, aber man muss es ja nicht erst so weit kommen lassen...

Zwar war das Testergebnis ja nun tasächlich nicht ganz im festgelegten Grenzbereich, darum fällt es mir ehrlich gesagt auch etwas schwer, jetzt mit dem Begriff "Hochbegabung" anzukommen. Aber trotzdem treffen ja sehr viele "typische" Eigenschaften auf das Kind zu und selbst mit "nur" PR 92 ist sie definitiv sehr viel weiter und tw eben auch "irgendwie anders", als die Altersgruppe...
Ich würde mir wünschen, dass sie im Kiga wenigstens ein bisschen besser informiert wären und ein Auge aufs Kind haben, was die Symptome Unterforderung, Rückzug, Überanpassung, Selbstzweifel betrifft.

Problematisch ist bei uns übrigens der miese Betreuungsschlüssel. Auf eine Erzieherin kommen hier 18/19 Kinder und jetzt Ende Sommer gehen 1/3 davon raus und es kommen entsprechend viele dreijährige aus der Krippe auch, die ja erstmal auch einiges an Zuwendung bauchen, um sich einzuleben.
Also große Extrawürste sind nicht zu erwarten und auch nicht möglich.
Aber vielleicht hilft ja schon ein BISSCHEN mehr Sensibilität und Verständnis und ein "aufmerksames Auge" auf ganz bestimmte Problemfelder...?
Was denkt ihr? Was würdet ihr tun? Habt ihr da selbst schon Erfahrungen gemacht?

Lernen Erzieher eigentlich in der Ausbildung irgendwas zum Thema?
Weiss das jemand?
Die Blätter sind bunt
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Bliss
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Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von Bliss »

Also ungefragt würde ich da nichts vorbeibringen. Man kann ja in einem Gespräch mal vorfühlen, ob Interesse da wäre. Aber einfach so mit Informationen kommen hat was von: ich erkläre euch mal euren Job.

In der Ausbildung ist es meines Wissens nach standardmäßig nur ganz am Rande Thema.
mamma42
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Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von mamma42 »

Schleswig-Holstein, Ministerium für Soziales, Gesundheit, etc.: "Erkennen, Verstehen und Begleiten - kognitiv begabte Kinder in der Kindertagesstätte".
Diese - wie ich finde sehr gute - Broschüre für Erzieher kann man kostenlos auf der Ministerienseite bestellen!
charlotte12
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Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von charlotte12 »

Ich würde ungefragt auch nichts Schriftliches abgeben. Wenn sich eine Erzieherin für das Thema interessiert, kann sie sich mindestens genauso leicht wie du als Mutter Informationen dazu besorgen. Macht sie das nicht, dann will sie nicht. Und wenn du als Mutter ihr dann etwas gibst, dann rutschst du in die Schublade "nervende Übermutter". Wir haben vor kurzem die Erzieherin unserer Tochter wiedergetroffen, die uns damals eindringlichst vor der Früheinschulung gewarnt hatte und versucht hatte, diese zu verhindern. Unser Kind würde bei Früheinschulung nicht sofort sondern in Klasse 3 massiv leistungsmäßig einknicken und dann nicht mehr mitkommen. Da dann die Kraft erschöpft sei. Das sei ganz typisch für früheingeschulte Kinder. Ich machte daher etwas, was ich normalerweise nicht mache, ich meinte in die Wiedersehensfreude hinein, dass das Kind (Klasse 3...) ein ganz tolles Zeugnis bekommen hätte. Kind erzählte auch postwendend strahlend von den ganzen Einsern. Und, was kam als Reaktion? "Das wundert mich jetzt aber so gar nicht, dass DU ein tolles Zeugnis hast!" Null Verwunderung darüber, dass der ach so sichere Leistungseinbruch in Klasse 3 ausgeblieben war.
Meiner Erfahrung nach wird von Pädagogen Schüchternheit, soziale Unreife und allgemein unzureichende Entwicklung häufig in einen Topf geworfen. Das passierte meiner Tochter v.a. im Kindergartenalter ständig. Ich kenne eine Erzieherin im privaten Umfeld, die ihr eigenes meiner Meinung nach ganz normal entwickeltes Kind ständig als "entwicklungsverzögert" bezeichnet, als Beispiele aber ausschließlich schüchternes Verhalten anbringt und das mit einer Sturheit, gegen die nicht anzukommen ist und die mich ganz stark an den Kindergarten meiner Tochter erinnert.
sinus
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Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von sinus »

Aber wo sind denn sonst noch Ansatzpunkte, womit ich die Kindergartensituation Ford Kind verbessern kann, wenn ich mit Infos nicht erwünscht bin...?
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
charlotte12
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Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von charlotte12 »

Das Problem ist glaube ich, dass Pädagogen ihren Job in der Regel schon eine Weile machen, ständig Eltern mit sich widersprechenden Vorschlägen ankommen, die Pädagogen ja auch nicht ein einzelnes Kind sondern die funktionierende Gruppe im Blick haben und es vermutlich für sie überlebensnotwendig ist, sich nicht von jeder Mutter das Gesamtkonzept umwerfen zu lassen. Im Kindergarten haben wir komplettest auf Granit gebissen, alle waren freundlich, geändert hat sich genau gar nichts bis auf versteckte Versuche, meinem Kind Angst vor der Schule zu machen. In der Schule gab es zwei junge unerfahrene hochmotivierte Lehrerinnen frisch von der PH, die tatsächlich offen waren und Dinge änderten, die erfahrenen Kräfte waren freundlich und änderten nichts bzw. hatten in einem Fall mein Kind nach dem Gespräch auf dem Kieker. Ich würde vorsichtig (!) das Problem ansprechen, je nach Gesprächsverlauf ganz evtl Literatur erwähnen, wobei das eben auch ganz gehörig nach hinten losgehen kann. Am wenigsten als ehrrührig empfunden würde vermutlich ein konkretes Schreiben mit Tipps vom Psychologen, der die Hochbegabung festgestellt hat, falls ihr so etwas habt. Aber es ist einfach so, dass Pädagogen einen bestimmten Stil haben und den auf Hinweis einer Mutter hin nur in den allerseltensten Fällen wirklich ändern.
Meine3
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Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von Meine3 »

Hallo Sinus,

Ich verstehe dich gut. Du möchtest einfach, dass dein Kind wahrgenommen und „da abgeholt“ wird wo es (entwicklungstechnisch) steht und die Verhaltensweisen richtig interpretiert werden. Das ist auch wichtig, damit das letzte Jahr nicht zur Qual wird.

Allerdings finde ich auch, dass das Versorgen mit Infomaterial wahrscheinlich nicht den erwünschten Effekt haben wird. Alleine schon deshalb, weil du nicht sicher sein kannst, ob es dann überhaupt gelesen wird.

Aus persönlicher Erfahrung empfehle ich Dir auch das persönliche Gespräch. In diesem Gespräch würde ich die für dich wichtigen Punkte anschneiden und erläutern und ggf. auf entsprechende Fachlektüre oder Internetseiten verweisen, so dass sie wissen, dass deine „Behauptungen“ Hand und Fuß haben. Bei mir hat das sehr geholfen. Ich habe, da wir ja auch ein „schwieriges“ Ergebnis haben (da nicht aussagekräftig), auch ausgeführt wo Sohnemanns Stärken und Interessen liegen, warum er in manchen Situationen „komisch“, bzw. anders reagiert als viele andere Kinder. Ich habe das Gespräch so gestaltet, dass ich hauptsächlich neutrale, bzw. Ich-Botschaften gesendet habe, so dass sich auch keiner angegriffen fühlen musste. Ich habe solche Gespräche immer wieder auch zwischen Tür und Angel (leider hohe Personalfluktuation im letzten Jahr) gehabt, wenn Sohn mal wieder quer geschlagen hatte. Bei meiner Mittleren habe ich auch so ein Gespräch gehabt vor einer Woche. Sie geht grade auch nicht mehr gern in die Kita, klagt darüber, dass alle Vorschüler gehen und dann niemand mehr da ist, mit dem sie „vernünftig“ spielen kann. Sie fällt oft auf, da die Frustrationsschwelle (noch?) recht niedrig ist und sie sich schnell ausgeschlossen oder nicht gemocht fühlt und dann weint. Ich habe dann erzählt, was sie so zu Hause spielt (z.b Puzzles mit 100-150 Teilen und im Kiga hat sie höchstens Puzzles mit ca. 30 Teilen, welche Bücher sie mag, etc...), so dass sie auch verstehen, dass ihr wirklich langweilig ist. Sie darf nun auch eigene Bücher mitbringen und bekommt öfter vorgelesen. Die beiden Erzieherinnen sind noch sehr jung und auch überhaupt nicht geschult im Bereich Hochbegabung, aber seit dem
Gespräch läuft es viel besser mit dem abgeben und sie klagt auch nicht mehr so viel über Langeweile.

Ich habe aber auch das „Glück“, dass meine Kinder sehr extrovertiert sind und wegen der hohen sprachlichen Begabung und ihrer für das Alter eloquenten Ausdrucksweise ohnehin als klug wahrgenommen werden. Schwieriger ist das natürlich bei HBchen, die sich zurückziehen und überanpassen (momentan macht das meine Mittlere aber auch, sie passt sich sprachlich grade SEHR an das Sprachniveau der anderen Kinder an :roll: ). Aber ich bin zuversichtlich, dass du mit einem geschickten Gespräch schon einiges für sie bewirken könntest!

Ich drücke die Daumen.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Karen
Dauergast
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Registriert: Mo 27. Jul 2015, 22:46

Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von Karen »

Liebe Sinus, ich habe hier schon mal über leiden meiner Tochter in Kiga geschrieben die hauptsächlich Psychosomatisch und durch verweigerung sich geässert hat. Wir konnten sie dann im April in 1 Klasse stecken, was eigentlich hier unmöglich ist, und alle die probleme haben sich im Luft aufgelösst. Für sie wäre die früheinschulung das beste gewesen, aber bei uns ist es ja nicht möglich grundsatzlich und wir hatten damsls noch kein Ergebniss um es irgendwie durchboxen zu können. Was uns aber sehr in allen den Gesprächen geholfen hat, ist nie eigene meinung zu sagen sondern - "die Psychologin aus bekanter Praxis hat mir das so und so erklärt und verhaltenweisen der Tochter aus x Gründen so ist und ich erzähle es Ihnen weiter (was auch gestimmt hat, aber es ist unwichtig). Das war mir nicht bewusst, aber es scheint dass es für HB kinder (oder kinder mit hochem potenzial) typisch ist. " Du kannst dann dein Wissen und Interesse an Thema unter der Namen der Psychologin erklären, und die Erziehrin darüber fragen ob sie es so sehen, was denken sie darüber, könnte es sein usw. Dann kann die Kiga die Psychologin blöd finden wenn sie es will, aber nicht dich - du gibst nur die info weiter. Wir hatten enormen Glück mit Lehrerin und Kindergärtnerin die sehr offen sind. Aber ich finde es hat geholfen die Strategie zu fahren wo wir unsere Meinung für uns behalten haben und nur mit der Meinung der "Experten" argumentiert haben und es weiter gegeben haben. Vielleicht kann so was bei dir auch klappen.
Und noch was: schreibe dir selber auf was genau du für deine Tochter erreichen willst - nicht nur "mehr differenzierung" aber wie genau soll es aussehen - aufgaben, spiele, projekte, was auch immer. Meine Tochter könnte in Kiga noch sehr genau sagen welche aktivitäten und spiele sie langweilig findet und was sie gerne machen würde. Weiss das deine Tochter vielleicht auch? Oder geht es ihr mehr um die andere anwesende Kinder die zu klein sind?
Karen
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Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von Karen »

alibaba

Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von alibaba »

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Zuletzt geändert von alibaba am Do 31. Okt 2019, 15:35, insgesamt 1-mal geändert.
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